Irenken polnischen Jugend im Auslande, hauptsächlich in Wim,Berlin, Gens, Zürich und Paris, aber auch in Würzbura, Karls-ruhe, Dresden, Leipzig und Chemnitz ihr Unwesen treiben unddie polnische Jugend, aber auch den Arbeiter und Handwerker»u höchst unbesonnenen Thaten zu verleiten suchen. Leider sollenoiese Bemühungen in einzelnen Fällen nicht ganz ohne Er-folg sein!Die unbedachte, leichtgläubige studirende Jugend und diepolnischen Arbeiter fallen ia leider auf derartig patriotisch an-»gehauchte Vorspiegelungen und Verlockungen am leichtesten understen hinein.Speziell wird hier ganz bestimmt erzählt, daß vor 14 Tagenoder 3 Wochen ein derartiger russischer Agent wiederum direktnach Berlin gereist ist. Auch der Name dieses russischenAgenten wird hier mit der grösiten Bestimmtheit genannt. Ersoll in Wirklichkeit Jsumoff Heißen, treibt sich aber unter an-deren falschen Namen herum, sucht namentlich die studirendepolnische Jugend an sich zu ziehen, bei der er sich als Studenteinführt. Er verschmäht es aber gar nicht, sich auch in Vereine,die insbesondere aus Arbeitern und Handwerkern sich rekru-tiren, meist unter der Maske eines rothen Sozialdemo-(raten, zu drängen.Der Äufenhalt dieses Herren in Deutschland giebt uns dieinteressante Aussicht, daß vielleicht in nächster Zeit neue diplo-matische Verwicklungen und Verhandlungen(-> u Wohlgemuth)zwischen Berlin und Petersburg eintreten können.Vottttsthe Mebsrstchk.Zum iuteruationale« Kongreß. Nach einem BriefeLafargue's, des auswärtigen Sekretärs für das Kongreßkomitee,werden in Paris die Ausgaben für Logis und zwei Mahlzeitentäglich sich auf 6—7 Franks pro Tag belaufen, müssen die De-legirten aber, wenn Alles gerechnet wird, auf einen Durch-schnittsverbrauch von 10— 12 Franks, d. h. 8— 10 M. täglichvorbereitet sein.Die Zahl der zum intenrationalen Kongreß angemeldetendeutschen Vertreter ist auf 70 gestiegen.Die„UationnUibeeale Korrespoude«»" thut sehr ent-rüstet, daß die Politik Deutschlands der Schweiz gegenübervon der gesammten ausländischen Presse auf's Ungünstigstebeurtheilt worden; und sie möchte gern den deutschen„Reichsfeinden", welche die Absichten der deutschen Reichsregierungstets in ein schlimmes Licht stellten, die Schuld dafür in dieSchuhe schieben. Die„Nationalliberale Korrespondenz" scheintvergessen zu haben, daß es nationalliberale Kartellblätter waren,von denen der Plan einer Theilung der Schweiz aufs Tapetgebracht worden ist.UebrigenS wird keine Suppe so heiß gegessen, als sie ge-kocht ist. Und die einstimmige Verurtheilung, welche das Vor-gehen gegen die Schweiz gefunden hat, wird auch auf dendeutschen Reichskanzler sicherlich nicht ohne abkühlende Wirkungbleiben. Die Veröffentlichung seiner drei Noten wird die Ver-urtheilung nur noch energischer machen.Mtbtv die Erlasse de« Reichskanzler« an die Schweizschreibt treffend die„Voff. Ztg.":„Die im„Reichsanz." ver-öffentlichten Aktenstücke, welche die Unterschrift„von Bismarck"tragen und nach dem bisherigen Brauche der Unterzeichnungnicht von dem Staatssekretär des Auswärtigen, Grafen HerbertBismarck, sondern von dem Reichskanzler persönlich herrührenwürden, zeigen nach Forin und Inhalt eine Unsicherheit, derenman sich bei Erlassen des Fürsten Bismarck bisher nicht zuversehen hatte. Der leitende Staatsmann ist ein Meister desStils. Seine Sprache ist gemeinhin von vollendeter Höflich-keit. Er bedient sich in seinen Schriftstücken eher einer iro-nischen als einer verletzenden Wendung. Er ist sich auch stetsklar sowohl über die Rechtsgrundlage feiner Forderungen, alsüber Mittel und Wege zum Ziele. Es ist bedauerlich, aberunleugbar, daß nicht alle diese Vorzüge den deutschen Notenan die Schweiz nachgerühmt werden können. Läse man nichtden Namen des Kanzlers unter den amtlichen Verkündigungen,man würde ihn nimmermehr als Verfasser vermuthet haben.In den einzelnen Noten wird der Rechtsstandpunkt voll-kommen gewechselt. In der ersten Note stützt Deutschlandseine Forderungen auf die Neutralität der Schweiz.„DemSchutz der Reutralität durch die Mächte steht seitens der Eid-aenossenschaft die Verbindlichkeit gegenüber� nicht zu dulden,oaß von der Schweiz aus der Frieden und die Sicherheitanderer Mächte bedroht werde." Diese Auffassung ist irrig.Denn aus der Entstehung der Verträge geht zur Genüge her-vor, daß die Schweiz neutralisirt woroen ist, damit sie keinerMacht als Operationsbasis im Knege dienen könne. AuchLuxemburg ist neutralisirt worden. Man spricht jetzt von einerReütralisirung der Delagoa-Bai. In keinem Falle hat mandabei beabsichtigt, den neutralisirtm Bezirk, sondem sich selbstzu schützen. Aus einer Wohlthat, die man sich selbst erweist,können aber Anderen Pflichten nicht erwachsen. Würde dieReulralität der Schweiz angetastet, so würde für das Interesse„Die hat der Perigrada-Strudel verschlungen mitsammtihrer Fruchtladung und Mannschaft. Das Schiffsseil, wiehier zu sehen, ist abgeriffen."Die türkische Brigantine verließ die serbischen Treiber,welche sich in Lamentationen darüber ergingen, wer ihnennun ihren Lohn bezahlen werde!(In Orsova, das wiffensie recht gut, treffen sie wieder zusammen und ziehen dasSchiff weiter.) Er selbst aber, als Türke, machte Kehrt und«ahm den Kurs stromabwärts.Als er wieder zur Znsel Periarada gelangt war, er-blickten die Matrosen ein auf den Wellen tanzendes Brett,das mit dem Wasser nicht weiter schwamm. Sie fischten esheraus; an dein Brett war mittelst eines Hakens ein Seilbefestigt, das Brett aber rührte vom Schaufelrad der unter-gegangenen Mühle her. Man hißte das Seil herauf, andessen Ende sich der Anker befand; auch dieser wurde her-aufgezogen, und auf seinem Querholz war, mit großen Buch-staben eingebrannt, der Name„Sanct Barbara" zu lesen.Nun war die ganze Katastrophe klar. Das Zugseil derheiligen Barbara war gerissen; dann warf sie ihren Ankeraus, der aber war der Last nicht gewachsen. Das Schiffgerieth in den Strudel und jetzt treiben seine Bretter aufden Wellen umher, seine Bemannung aber ruht drunten intiefer Felsengruft.Mash Allah! dahin können wir ihnen nicht folgen!Viertes Kapitel.Eine strenge Visitation.Zwei Gefahren war die heilige Barbara glücklich ent-angen, den Felsen des Eisernen Thors und der türkischenBrigantine; zwei waren noch übrig: die Bora und dieQuarantäne in Orsova.Oberhalb der Bucht am Eisernen Thor wird der ge-waltige Strom von den steilen Uferwänden in eine, nurhundert Klafter breite Schlucht eingezwängt, durch welche dieaufgestaute Waffermasse— stellenweise mit einem Fall von28 Fuß— sich ergießt._Die Berglehnen zeigen die über einander gelagertenSchichten von grünem, gelbem, rothem Gestein in bunterAbwechselung, während den höchsten Grad ein Urwald derder Schweiz sich keine Hand rühren. Jede Macht würde zuGunsten dieser Neutralität nur einschreiten, wenn und soweitihr eigenes Interesse es erfordert. Ob der Verfasser der Notenan Herrn von Bütow nachträglich diese Erkenntniß selbst ge-mannen hat, wissen wir nicht. Jedenfalls wechselt er sehr bald dieWaffen. Was nach der ersten Note aus der Neutralität hervorgehensollte, soll nach den folgenden Noten laut Artikel 2 des Nieder-laffungSvertrages gebotenes Recht sein. Diese Veränderung desGesichtspunktes ist bemerkenswerth, aber unglücklich. Denn derNiederlaffungsvertrag hatnach seiner ganzen Entstehungsgeschichte,nach seinem Wortlaute, nach der Denkschrift der Reichsregierungund der bisherigen Handhabung nur das AuSweisungs rechtder Schweiz beschränken, nicht eine neue Ausweisuims pflichtaussprechen sollen. Es ist recht lehrreich, daß die„Rordd. Allg.Ztz." die Beweisführung der Noten für so schwach zu haltenscheint, daß sie ihnen noch einen Anhang zufügt, nach welchemes der Schweiz ein Leichtes gewesen wäre,„ans Grund des ihrnach dem Niederlassungsvertrage zustehenden Rechtes die An-siedlung der Sozialrevolutionare zu hindern". Mittelbar wirdalso zugegeben, daß die Answessunavon Personen ohne Heimath«-schein nur ein Recht, nicht eine Rechtspflichl der Schweiz lei.In den Noten an Herrn von Bülow ist noch der entgeaenge-setzte Standpunkt vertreten. Eben so widerspruchsvoll und un-zureichend wie die rechtlichen Erörterungen sind in den Notenauch die Uriheite über die schweizerische Regierung. In derersten Note macht der Verfasser der„s ch w e i z e r R e g i e r u n g"klar und bündig den Vorwurf,„mindestens aleichgiltig gegendie Gefahren und Schäden" zu sein, mit welchen die Nachbar-reiche von eidgenössichem Boden aus bedroht werden. Das„Ver-halten der schweizer Behörden" wird gerügt. In der dritten Rotewird mit einem Male ein ganz anderer Standpunkt eingenom-men. Ja, Anfang und Ende dieser dritten Rote stehen nochin solchem Gegensatze zu einander, daß man kaum begreifenwird, wie sie aus einer und derselben Feder geflossen seinsollen. Am Anfange heißt es, Herr Wohlgemuth sei unterMitwirkung„e i d g e n ö s s(scher Beamter"— was durchausirrthümlich ist— auf Schweizer Gebiet gelockt worden; dieSchweizer Zentralbehörde bringe deutschen Beamtennicht jene Duldung entgegen, deren„die dort befindlichenreichsfeindlichen Deutschen sich in so reichem Maße erfreuen."Und am Ende derselben Note heißt es, der Verfasser der Noteerinnere sich nicht, der Eidgenossenschaft den Vorwurf gemachtzu haben, daß Regierung und Volk der Schweiz die Revolutionfördern. Im Gegentheil, er zweifle nicht an der Absicht dereidgenössischen Zentralbehörde, die Pflichten internationalerNachbarschaft zu erfüllen, und glaube nur, daß die bisherigeGesetzgebung der Schweiz der Zentralregierung nicht die nöthigeMachtvollkommenheiten gegenüber den Lokaibehörden gebe.Das sind Widersprüche, bei denen man den Kopf schüttelnmuß. Dazu kommt der fortwährende Wechsel des Zieles: zuerst Aufhebung der Neutralität, dann Grenzmaßregcln, dannKündigung des Niederlassungsvertrages, und die letzten Absätzeder letzten Note lassen die Vermuthung zu, daß auch dieseKündigung unterbleiben werde, zumal der NiederlassungSver-trag im Weseatlichen den Zweck hatte, die durch die Bildungdes Deutschen Reiches hinfällig gewordenen Verträge der süd-deutschen Staaten mit der Schwerz zu ersetzen."Ei« komische« Euidproquo. Die Reptilblätter be-richten den Ausbruch eines Streiks in Kopenhagen, und fügenhinzu, dieser Streik sei im voraus von dem.„Sozialdemokrat"angekündigt worden, woraus man ersehen könne, daß dieStreiks von den Sozialdemokraten veranstaltet wurden. Wennes unseren Gegnern Spaß macht, in Bezug auf die Arbeiter-bewegung sich selbst zu täuschen und keiner Belehrung zugäng-lich zu fern, so kann uns das in unserem Interesse nur neb sein,denn einen unwissendenen Gegner überwindet man leichter alseinen wissenden. Also nicht zur Belehrung der Reptilblätter,an denen glücklicherweise Hopfen und Malz verlorenist, sondern zur Erheiterung unserer Leser sei hier mit-getheilt, daß der hier angeführte„Sozialdemokrat" nichtdas so gefürchtete deutsche Organ, sondem das gleich-namige dänische Blatt ist, welches in Kopenhagen erscheint, undden dänischen Gewerkschaften als offizielles Organ dient—was die Herren Replilien beiläufig wissen mußten, wenn siesich die Mühe genommen hätten, ihre Nase einmal in das Blatthineinzustecken.Au» Dresden, 5. Juli, wird geschrieben: Der Boycottder Dresdener Arbeiter gegen die GambrinuS Brauerei hat miteinem Siege der Arbeiter geendet. Die Brauerei hat nachgc-«eben und bewilligte den Arbeitem den Trianonsaal zur Ab-altung von Versammlungen. Die erste soll denn auch bereitsnächsten Sonntag Vonnittag stattfinden. Man muß den klaffen-bewußten Arbeitern Dresdens das Zeugniß ausstellen, daß siesich sehr wacker gehalten haben; ihrem geschlossenen Vorgehengegen alle, welche Gambrinuslner schenkten, ist der Sieg zudanken. Als sehr wirksam stellte sich der Boycott gegen dieVerkäufer von Flaschenbier, insbesondere in den Kantinen derFabriken heraus. Seitens des Festkomitees zur Wcttinfeierwar der Gambrinusbrauerei der Bierschank auf dm zahlreichenTribünen während des Festzuges übertrage» worden. DieBrauerei mag auch dabei ein ganz hübsches Geschäft gemachtverschiedensten Baumarten wie ein grüner üppiger Haar-wuchs krönt.Oben, noch über den dreitausend Fuß hohen Fels-spitzen, kreisen in majestätischem Flug die Steinadler indem schmalen Streifen, der vom Firmament sichtbar ist unddessen reines Blau aus der todesschaurigen Tiefe gesehen,wie eine Glaswölbung erscheint. Und werter hinaus erhebensich noch neue Felsmassen.Traun, es ist ein Anblick, der alle Höllmgeister heraus-fordert: dies ohnmächtige Fahrzeug, das weder Hände nochFüße, noch Flossen hat, wie es— eine überlastete Nußschale— in diesem engen Felsenbett aufwärts schwimmt, gegm dieStrömung und den Wind: darauf aber ein HäufleinMenschen, die stolz sind auf ihren Geist, ihre Kraft, ihreSchönheit. Und hier kann nicht einmal die Bora ihnenetwas anhabm, denn die doppelte Felsmmauer hält denWind ab. Der Steuermann sowohl, als der Schiffszughabm jetzt leichtere Arbeit.Aber die Bora schläft nicht! Es war schon Nachmittaggewordm. Der erste Steuermann hatte dem Untersteuermann.das Steuer übergebm und war zum Schiffsheerd gegangen,der sich rückwärts befand. Hier machte er sich an die Zu-bereitung eines„Räuberbratens", dessen Rezept darin besteht,daß man auf einm langen Holzspieß ein Stück Rindfleisch,ein Stück Speck und ein Stück Schweinefleisch steckt und indieser Ordnung fortfährt, worauf der Spieß über der freilodernden Flamme so lange gedreht wird, bis das Fleischgar ist.Da verfinsterte sich auf einmal das schmale StückHimmel dort oben zwischen den überhängenden Felsen, diesich zu berühren schienen. Die Bora läßt ihrer nicht spotten.Plötzlich jagt sie ein Gewitter vor sich auf, welchesdas blaue Himmelsgewölbe zwischen den beiden Bergwändenim Nu umzieht, so daß unten im That finstere Nacht wird.Dort oben sich aufthürmende Wolken, zu beiden Seitendunkle Felsen. Dann und wann zuckt in der Höhe eingreller Blitzstrahl, begleitet von einem kurzen, rasch ab-brechenden Donnerschlag, als vermochte die enge Felsenhöhlung nur einen vereinzelten Akkord aus dem schrecklichenOrgelkonzert in sich aufzunehmen dann wieder schießt aufhaben, aber der tagliche Verlust durch die Einbuße eines er-heblichen Theils ihrer Kundschaft war denn doch weit empfindsicher, und so kapitalirte sie.. Die. hiesige Staatsanwaltschaft macht dem hier erscheinen-den„Sächsischen Wochenblatt" das Leben nach Kräften sauer;wo sie nur ein Häkchen für einen Prozeß finden kann, setzt sie 1ein. Neuerdings interessirt sie sich auch für die vermeintlicheBeleidigung von Privatpersonen, für deren Ehre sie im„öffent-Ilchen Interesse" eintritt. Das ist dieselbe Taktik, die Endeder siebenziger Jahre Herr Testen darf in Berlin gegen dieBerliner„Freie Presse" in Anwendung brachte. Mit demUnterdrücken der Blätter auf Grund des Sozialistengesetzesscheint man keine besonderen Erfolge erzielt zu haben, nunwird der Kampf in anderer Weise gegen die Arbeiterblätteraufgenommen.N«rstaatUch«ng. Mit keinem Worte wird in neuererZeit mehr Unfug getrieben, als mit dem Worte„Verstaat-lichung". Erfunden ist das Wort von deutschen Zeitungs-schreibern, die den englischen Ausdruck„Rationalisation", dasheißt wörtlich„Nationalisirung"— der Kirchengüter, des Grundund Bodens iL.— zu übersetzen hatten. Da das deutsche Wort„Nationalisirung" sich mit dem englischen Wort„Nationalisa-tion" keineswegs deckt, und von einer„Nationalisirung" desLandes, der Kirchengllter k., korrekt nicht gesprochen werdenkann, so wurde das den Sinn besser wiedergebende Wort„Ver-staatlichung" in die Zeitungspresse eingeführt. Als dann fürden BiSmarck'schen Polizei- und Militärstaat das Bedürsiiißnach neuen Einnahmequellen immer brennender wurde und dasMonopolideal am Horizont empor stieg, da verfiel etn streb-samer und streberhafter Professor(Wagner in Berlin— nichtzu verwechseln mit Herrn Wagener, oer zwar kein Professor,aber in seiner Allein Genie war, wenn auch ein reaktionäres)auf das Wort„Verstaatlichung", welches ihm besser zu klingenschien, als das anrüchige„Monopo". Und eines schönenTages erfuhr die staunende Welt, daß Fürst Bismarck denwahren StaatssozialismuS entdeckt habe, daß die Tabak-industrie„verstaatlicht" werden solle, um daraus— nicht denMagen des Nimmersatten Militarismus zu füllen— behüte,sondeni„das Patrimonium der Enterbten" zu bilden; daifdieSaber nur der Anfang des tausendjährigen Reichs der sozial-reform sei, daß ein Erwerbs- und Betriebszweig nach demandern der„Verstaatlichung" geweiht sei, kurz— daß nach undnach„alles verstaatlicht" werden müsse. Die Botschaft klanggar schön— für die G— elfter, die sich mit wohlklingendenWorten fangen lassen.„Alles verstaatlicht!" Das ist ja derStaatssozialismus in höchster Potenz, das ist ja die Lösung dersozialen Frage— der Stein der Weisen ist gefunden— ge-snnden natürlich von dem alleinseligmachenden NationalgottBismarck und seinem großen Propheten, dem kleinen Doktorund Professor Adolf Wagner. Und es gab G— eister. Die be-kannte Sorte von„Reinfall"-Kandidaten wird ja nicht alle.Freilich nicht allzu viel gingen auf den Leim und ins Netz. Diebösen Sozialdemokraten, welche den Braten rochen, lachten denkleinen, nein großen Propheten aus und verdarben den Fang.Das Patrimonium der Enterbten fiel elend ins Wasser. Dasmagische: Alles muß verstaatlicht werden des kleingroßen Pro-pheten und Professors verlor seine Zugkraft. Und Herr Wagenerflüchtete sich unter die Rockschöße seines Freundes Stöcker.Wer weiß, ob er je wieder aufgetaucht wäre, wenn Stöckernicht infolge bedenklicher, seine Gönner komprimittirender Prak-tiken untergetaucht worden wäre. Nun waren die Rockschößefort, hinter denen, wie unter einem Scheffel, das Licht desgroßen und kleinen Propheten— wir wollen, um Mißdeu-tungen vorzubeugen, ausdrücklich konstatiren, daß das Benvort„klein" sich auf den Körper und das„groß" sich auf— andereEigenschaften des Verstaatlichungsmessias beziehen soll— eineZeitlang der Welt verborgen war. Jetzt ist er wieder da; einsiegreicher Held ist er eingezogen— eingezogen in die Spaltender„Kreuzzeitung", wo er seine Aussatze ablegt. Alles ver-staatlicht! Keine Privatwerkstätten mehr, keine Privatausbeutermehr, kein Privatelend mehr— o nein! Alles wird verrun— jverstaatlicht; jeder Mann und jede Frau bekommt einen Staats-rock angezogen, statt der Privatwerkstätten haben wir die Staats-Werkstätten, statt der Privatausbeutcr„den Arbeitgeber Staat"und statt des Privatelends das Staatselend! Hosianna!K« dir Atmosphäre de» Iuchtrngrruch« glaubt mansich versetzt, so schreibt die„Franks. Ztg.", wenn man de«Schmerzensschrei liest, den in B erli n st u d ir en d e Russenin der„Voss. Ztg." laut werden lassen. Da hören wir vonVerhaftungen seitens der Polizei der deutschen Reichshauptstadt,über deren Gründe nirgends Aufschluß zu erlangen ist, vonvon Verhaftungen, denen nicht, wie es doch gesetzlich vorge-schrieben ist, die gerichtliche Untersuchung auf dem Fuße folgte.Wenn man hört, daß der Versuch der Studenten, in Sacheneines ihrer vei hafteten Kameraden gerichtliche Untersuchung zuerwirken, daran gescheitert sei, daß dem zugezogenen Rechts-anwalt nicht gestattet wurde, sich mit dem Verhafteten in Ver-bindung zu setzen, und wenn man bedenkt, daß eine dieser Ver-Haftungen schon vor einem Monat vorgenommen wurde, so istgewiß die Frage nicht unberechtigt, ob Deutschland, wie manrühmt, ein Rechtsstaat, oder ob es— um mit der„Nordd.einmal ein Blitz gerade vor dem Schiff in die Donau her-nieder, und in seinem Feuerschein gleicht nun auf einenMoment der ganze Felsen-Dom einem flammenden Höllen-pfuhl und rollt»er Donner mit einem Krachen, als solltedie Welt einstürzen, von einem Ende der widercönendenTitanenhalle zum anderen. Der Gußregen strömt in Bächenhernieder.Das Schiff aber muß vorwärts.Es muß vorwärts, damit die Nacht es nicht mehr inOrsova finde.Man sieht nichts mehr, außer beim Aufflackern desBlitzes; auch mit dem Horn dürfen keine Signale mehrgegeben werden, denn diese würde man auf dem rumänischenUfer hören. Allein der erfinderische Mensch weiß sich den-noch zu helfen.Der Schiffskommissär tritt an den Schiffsschnabel, holtStahl und Feuerstein hervor und fängt an, Feuer zu schlagen.Dies Feuer kann der Gußregen nicht auslöschen. Dies Feuersehen auch die Zugführer durch den Regen, und so oft derStahl einen Funken schlägt, wiffen sie aus diesem Zeiche«schon, was sie zu thun haben. Vom Ufer her geben siegleichfalls Zeichen durch Feuerschlage«. Das ist die geheimeTelegraphie der Schiffer und Schwärzer am Eisernen �hor.Diese stumme Sprache haben die von einander getrenntenUferbevölkerungen zu einer großen Vollkommenheit gebracht.Timea gefiel dies Ungewitter. Sie hatte sich ihre tür-kische Kapuze über den Kopf gezogen und sah zum Kajüten-fenster hinaus.„Sind wir in einer Gruft?" redete sie denSchiffskommissär an.„Nein," sagte Timar,„aber vor einem Grab«. Jenerhohe Felsen dort, der im Flammenscheine der Blitze wie ei»Feuerbera glüht, ist das Grab des heiligen Petrus, die„Propa lui Petro". Und die beiden anderen Steingötzenneben ihm sind die beiden„alten Weiber".„Was für alte Weiber?"„Nach der Volkssage stritten sich ein ungarisches undein walachisches Weib, zu welchem der beiden Länder dasGrab Sankt-Petri gehöre. Der Apostel konnte vor dem Ge-zänke in seinem Grab nicht schlafen, und in seinem Zornverwandelte er sie zu Stein."tItfa'inunS-Oidei