Versammlung feiner Getreuen, daß die öffentliche Meinung inDeutschland mehr als jemals für seine Einigungsämter ge-wannen sei, daß in England es die Regel, durch dieselben dieDifferenzen über Lohnhöhe und Arbeitszeit austragen zu lassennnd daß auch bei uns die Buchdrucker seit 1873 durch ihrEinigungSamt es bewiesen haben, daß mit beiderseitigem gutenWillen erträgliche Arbeitsbedingungen auch ohne die schwerenLohnkämpfe früherer Jahre zu erzielen seien.— Man mußwirklich die Stirne eines Max Hirsch haben und vor Gewerk-vereinlern, d. h. vor Arbeiten» reden, welche um ihrer Kassen-ansprüche willen sich fürchten müssen, Opposition zu machen,um den Muth zu finden, die Thatsachen so auf den Kopf zustellm, wie Hirsch es in den vorstehend wiedergegebenen Aus-führungen thut.Was es mit dem Gewinnen der öffentlichen Meinung fürdie Einigungsämter auf sich hat, das zeigt die Notiz der�Franks. Ztg." so drastisch, daß es darüber keines weiterenWortes bedarf. Die behauptete vortreffliche Wirkung desEinigungsamtes in der Buchdruckerorganifation steht aber mitden Thatsachen in so offenkundigem Widerstreit, daß selbstder„Correspondent" dagegen sehr energisch Widerspruch er-hebt und der doch sonst so tammftomm gewordene Härtelseinem Kollegen vom Eisenacher Kathedersozialistenkongreß hereins Abfertigung zu Theil werden läßt, die dieser sich schwer-lich hintern Spiegel steckt.Und nun gar die Behauptung, daß es in England„dieRegel" bilde, Differenzen über die Arbeits- und Lohnbedin-gungen durch Einignngsämter zu erledigen, ohne sich zu„fchadlichen Streiks" fortreißen zu lassen!Ja, lesen denn die Mitglieder der Hirsch'schen Gewerkvereine gar keine Zeitung, daß der Herr Doktor, den diese Ar-beiter mit 3000 M. jährlich besolden, ihnen dafür solche offen-kundige— Unwahrheiten aufbinden kann?Zu einer Zeit, wo in den englischen Jndustrieplätzen—nachdem die Jahre lang andauernde Krisis auch dort endlichgewichen ist— die Arbeiter überall sich entweder zum Streikrüsten, oder sich bereits in demselben befinden: wo in Glasgowallein ca. 6000 Matrosen und Dockarbeiter sich im Ausstand�,befinden, weil die Rhedereifirmen wohl bereit wären die Lohn-forderungen der Arbeiter zu bewilligen, sich aber weigern, denVerband der Matrosen und Dockarbeiter anzuerkennen, da hatHerr Hirsch die Kühnheit, in einer Arbeiterversammlung zu be-haupten, in England wäre zur Regelung der Lohnfrage derStreik ein überwundener Standpunkt und die Erledigung der-selben durch die Einigungsämter die Regel.Genau das Umgekehrte ist der Fall, und weil dies so ist,und unter der Herrschaft der kapitalistischen Produktionsweiseauch gar nicht anders sein kann, deshalb haben die Sozial-demokraten sich von jeher gegen die von Hirsch und Konsortenangepriesenen sozialen Allheumittel ablehnend verhalten. Nichtweil die Sozialdemokratie ihre Freude am Umsturz und an derUnzufriedenheit der Arbeiter hat, ist von ihrer Seite die Lehrevon der Harmonie zwischen Kapital und Arbeit stets bekämpftworden, sondern darum, weil diese Lehre nichts weiter als einarger Humbug ist, erfunden zu dem Zwecke, durch sie die Ar-beiter über ihre wirkliche Stellung dem Kapitalismus gegenüberzu täuschen.Die Sozialdemokratie hat sich nie blind gezeigt gegenüberden Schäden, welche jeder Streik auch für die Arbeiter im Ge-folge hat. Es ist eine der grötzten Lügen, die im politischenKampfe je gebraucht wurden, wenn behauptet wird, der Streikfei ein sozialdemokratisches Rüstzeug und werde von dieserPartei den Arbeitern nur empfohlen, um durch ihn den so-zialen Frieden zu stören. Das Koalitionsrecht und in dessenGefolge der Streik sind liberale Errungenschaften in des Wortesvollster Bedeutung, sie sind die Gegenleistung des Liberalismusan die Arbeiter für die unbedingte Ausbeutungsfreiheit, diedem Kapitalismus durch die Beseitigung der früher bestandenenwirthschaftlichen Schrankeu eingeräumt wurden!Nicht die Sozialdemokraten„Hetzen" zum Streik, sondernunsere heutige WirthschaftSordnuna bedingt ihn. Unter derselbengestaltet sich die Frage«ach den Arbeitsbedingungen einfach zueiner Machtfrage und Machtfragen werden heutzutage ebennoch nicht entschieden nach den Schiedssprüchen philantropischerGemüther, sondern nach dem Recht des Stärkeren. Sind dieArbeiter die Stärkeren, d. h. ist die Nachfrage nach„Händen"größer als das Angebot, so müssen die Unternehmer den For-derungen der Arbeiter entgegenkommen j die Löhne steigen, dieArbeitszeit wird verkürzt. Verringert sich die Nachfrage nachArbeitern und tritt ein Ueberfluß oerselben ein, so sinken dieLöhne und wird regelmäßig die Arbeitszeit wieder verlängert.Die aus diesem Verhältniß resultirenden Kampfe zwischenden Unternehmern und Arbeitern durch EiniaungSämter undSchiedsgerichte aus der Welt schaffen zu wollen, erweist sichschon um deshalb als eine Unmöglichkeit, weil unter der Herr-schaft der freien Konkurrenz es bei der Regelung der Lohn-und Arbeitsbedingungen viel weniger auf den guten Willendes Einzelnen als auf die allgemeine Lage des Geschäftes undden Stand der Konkurrenz unter einander ankommt.Was hilft es, wenn von 10 Fabrikanten 6 den Entscheiddes Einigungsamtes annehmen, die übrigen 4 aber denselbendrei kleineren Thürmen, um welche eine Basteimauer herum-läuft. Und doch hätte sie dann von dem Schicksal der schönenCäcilie Rozgonm. der Gefahr des ungarischen Königs Sigis-mund und der Niederlage der Ungarn gehört. Jene Ruinedort ist die Galamboczer Burg.Von Anfang bis Ende ist diese doppelte Uferreihe einversteinertes Geschichtsbuch zweier Nationen, welche eine tolleSchicksalslaune dazu ausersehen hat, sich gegenseitig zu ver-Heren und die hier bei Beginn jedes Krieges aufeinander-prallten.— Es ist eine lange Kippte, welche die Gebeinevon vielen hunderttausend Helden m sich schließt.Timea kam weder an diesem Tage noch am nächsten ausder Kabine heraus. Sie zeichnete einzelne Landschaftsbilderin ihr Skizzenbuch, welche sie auf dem ruhig dahingleitendenSchiffe bequem festhalten konnte.Drei Tage vergingen darüber, bis das Schiff an dieStelle gelangte, wo die Marava in die Donau fällt.An der Mündutig des Flusses liegt Semendria. Auchauf den sechsunddreißig Thürmen dieser Festung hat oft balddie Fahne mit der Mutter Gottes, bald die mit dem Halb-inond geweht, und ihre braunen Rundmauern sind bespritztmit dem Blute verschiedener Nationen.Bei der anderen Mündung der Morava stehen von deralten Beste Kulics nur noch die öden verwitterten Mauern,und jenseits der Oßtrovaer Insel starren auf ziner Berg-spitze die Ruinen der Burg Rama— jetzt nur ein Grab-stein— empor.Doch ist jetzt keine Zeit, sie anzustaunen. Heute kommtNiemand dazu, melancholischen Betrachtungen über dahinge-schwundene Größe verfallender Nationen nachzuhängen, dennman hat Dringenderes zu thun.So wie die ungarische Ebene sich zu öffnen beginnt,stürmt der Nordwind mit solcher Macht auf das Schiff ein,daß die Zugpferde es nicht mehr aufzuhalten im Standesind, der Wind wirft es auf das jenseitige User. Es gehtnicht weiter! lautet der Ausspruch.Trikaliß wechselt insgeheim einige Worte mit Timar, wo-rauf dieser zum Steuermann sich begiebt.Meister Fabula bindet das Steuerruder mit Strickenfest und läßt es stehen. Dann ruft er die Bootsleute anablehnen und dadurch ihre Kollegen zwingen, von dem Ueber-einkommen zurückzutreten, wenn sie sich nicht einer ruinirendenKonkurrenz aussetzen wollen. In solchen Fällen, und diesebilden weitaus die Mehrzahl bei allen Lohnstreitigkeiten, bleibteben als letztes wirksames Mittel nur der Streik, um die wider-haarigen Unternehmer zur Raison zu bringen.Das hat die große Mehrzahl der deutschen Arbeiter dennauch glücklich begriffen und wenn die„Frkf. Ztg." sich wundert,daß die Arbeiter ihre Lohnstrcitigkeiten nicht vor das dortigeEinigungsamt bringeli, obwohl dasselbe doch alle Garantien für eineunparteiische Entscheidung biete— was wir, nebenbei bemerkt, garnicht bezweifeln wollen— so brauchte die Redaktion des Blattes nurdie früheren Jahrgänge desselben nachzuschlagen und sie würdedie Antwort in den eigenm Spalten finden. Um ihr aber dieseArbeit zu ersparen, wollen wir hier die Gründe mittheilen,welche auf dem letzten Verbandstag der Gewerkvereine in Düffel-darf Herr Günzel, der Delegirte der Lederarbeiter, dafür an-führte, warum die Arbeiter vom„Vermitteln" so ivenia wissenwollen. Der genannte Delegirte verlangte, daß die Gewerk-vereine zur Frage des Normalarbeitstages und der Sonntagsruhe bestimmtere Stellung nehmen müßten:„Aber anstatt daßfür diese zeitgemäßen Forderungen eingetreten werde, bekommeman vom Zentralrath die Weisung, aus gütlichen! Wege vorzu-gehen, aber der Arbeitgeber unterhandle mitdem Arbeiter einfach nicht."Herr Günzel ist, wie er von sich selbst sagt, ein überzeugterGewerkvereinler, also gewiß ein klassischer Zeuge über denWerth der Harmonielehre. Hätte aber der verbissenste Sozial-demokrat ein verdammenderes Urtheil über sie abgeben können?poclmwre UeberUchk.Internationaler Arbeiterkongreß zu pari«. DasVersammlungslokal für den Kongreß istSalle Petrelle, Rue Petrelle.Die Vertreter, die mit den Schnellzügen durch Belgienund durch das Elsaß S o n n a b e n d, d e n 13. d. M t s.,Vormittags in Paris ankommen, werden an den Bahn-Höfen empfangen.Einzeln eintreffende Vertreter wollen sich direkt nach demVersammlungslokal begeben.Die Zahl der aus Deutschland angemeldeten Vertreter istauf 72 gestiegen.Die Pariser Friedenskongresse haben kein praktischesErgebniß gehabt und höchstens gezeigt, wie unausführbar dieAusgabe ist, welche die Friedensschwärmer sich gestellt haben"— so Höhnt in allen Tonarten die chauvinistische Presse.Welches„praktische Ergebniß" sollten die zwei Friedenskongressedenn aber haben? Daß die Theilnehmer kein Ultimatum andie Regierungen Europas erlassen konnten, war doch wahr-haftig von vornherein selbstverständlich. Es konnte und solltesich nur um eine agitatorisch- propagandistische Beeinflussungdes öffentlichen Denken und Fühlens handeln, und was indieser Beziehung geschehen konnte, ist geschehen. Von einer„UnauSführbarkeit" der Aufgabe zu reden, ist thöricht;die Feinde des Fortschritts haben zu allen Zeitendas erstrebte Neue für„unausführbar" erklärt, und doch ist zuallen Zeiten für„unausführbar" Erklärtes Wirklichkeit ge-worden. Die 10 bis 11 Millionen Soldaten, die Europa mittenim sogenannten Frieden in ein Kriegslager verwandelt habenund alle ökonomischen Nachtheile des Kriegs über die Völkerverhängen, werden natürlich nicht durch einen Kongreßbeschlußden Beschäftigungen des Friedens und ihren Familien zurück-gegeben, allem sie legen den Völkem immer größere, immererdrückendere Opfer auf, und das Hebel ist nachgrabe— einewinzige Minorität ausgenommen— so greifbar für Jeden undso unerträglich für Jeden geworden, datz die Verhandlungenund Beschlüsse der Friedenskongresse in immer weiteren Kreil enWiederhall finden und dadurch unzweifelhaft auch eine praktischeBedeutung zu erlangen beginnen, lind war es etwa an sichunpraktisch, was die Kongresse beschlossen? Sie sprechen sichfür internationale Schiedsgerichte aus. Nun, die englische unddie amerikanische Regierung haben das Praktische und Ver-nünftige der Forderung bereits in der denkbar kräftigsten Weiseanerkannt, indem sie selber internationale Differenzen durchSchiedsgerichte beseitigten. Und erst dieser Tage hat die eng-fische Regierung einen recht häßlichen Streit mit Portugal, dernach der guten alten Sitte zweifellos eine gesunde Hauerei undSchießerei nach sich gezogen hätte, durch Uebertragung derSache an ein Schiedsgericht aus der Welt geschafft, ohne daßeinem Menschen ein Haar gekrümmt worden wäre oder nochgekrümmt werden könnte.Man darf auch nicht sagen, die Fälle, in denen ein internatio-nales Schiedsgericht zur Anwendung gekommen, seien ohnesonderliche Tragweite gewesen. Der Alabama-Streitfall war ganzBord und schreit ans Ufer hinüber, der Schiffszug mögehalten. Hier hilft weder Rudern noch Ziehen. Das Schiffsteht vor der Oßtrovaer Insel; sie streckt eine lange, spitzigeLandzunge in die Donau hinaus; ihre nördliche Seiteist steil und zerklüftet, mit uralten Weidenbäumen be-wachsen.Die Aufgabe ist, auf die Südseite jener Insel zu ge-langen, wo dann die„heilige Barbara" in einem von demNordwinde geschützten Hafen ausruhen kann und zugleichvor den neugierigen Blicken der Menschen versteckt ist. Dennder breitere Donauann, welcher gegen Serbien zu die Inselumgürtet, wird von den Schiffern nicht befahren, weil ervoller Sandbänke und Furten ist.Das Kunststück besteht jetzt darin, um die nördlicheSeite herumzukommen;„Durchhauen" kann man nicht, denndes Wmdes wegen kann das Schiff nicht gegen das Wasser.Der einzige Ausweg ist das„Aufwinden".Das Schiff wirft Anker mitten in der Donau; dasZugseil wird von den Pferden losgebunden und ins Schiffgezogen. An das Ende des Zugseils wird dann der zweiteAnker gebunden und in das Boot gelegt; die Ruderknechtefahren damit gegen die Oßtrovaer Insel, bis das Tauabgewickelt ist, dann werfen sie den Anker aus und kehrenauf Schiff zurück. Nun ziehen sir den ersten Anker wiederheraus, binden das Tauende des zweiten oben versenktenAnkers an die Kreuzwinde und vier Männer fangen an, daZTau aufzuwinden. Das Tau rollt sich in langsamerWindung an der Haspel auf und das Schiff beginntsich in der Richtung des ausgeworfenen Ankers vorwärts zubewegen.Eine menschenquälerische Arbeit!Wenn das Schiff den ausgeworfenen Anker erreicht hat,läßt man den zweiten Anker ins Boot herab, rudert damitvorwärts, wirft den Anker neuerdings aus und windet dasTau wieder am Spill auf. So kommt man mit schweiß-treibender Mühe Schritt für Schritt vorwärts gegen Windund Strömung; das ist das„Aufwinden".Es währte einen halben Tag, bis man aus der Mitteder Donau das große Lastschiff allein mit Menschenkraft biszur Spitze der großen Insel aufgezogen hatte.darnach angethan, zwei der mächtigsten Reiche der Welt ineinen Krieg von gewaltigster Ausdehnung und furchtbarsterVerderblichkeit zu stürzen. Aber die Staatsmänner beider Reichesagten sich, daß ein gerechter Friede tausendmal besser ist, alsder ruhmvollste Krieg, und sie einigten sich, einem unparteiischenDritten— der Schweiz— die Entscheidung über Recht undUnrecht zu geben. Uno der Friede blieb erhalten und beideThcile sind mit dem Schiedsspruch zufrieden. Ist die Hoff-nung etwa aussichtslos, daß die Staaten des europäischenFestlandes Regierungen bekommen, die von ähnlichen Beweg-gründen der Humanität und echten Staatsmännischkcit geleitetwerden, wie die englische und die amerikanische? Das hießellen Völkem des Festlandes von Europa doch ein sehr schlechtesZeugniß ausstellen.Die großen R«st«nge« und die große« Armee»Deutschland« finden in der„Köln. Volksztg." folgende inter-essante Darstellung:„Die 5 großen Staaten Europa's habenin einem zukünftigen Kriege 16 Millionen, nach anderenSchätzungen sogar 26 Millionen Mann unter den Waffen,und zwar Deutschland 31 Millionen(5,9 Millionen), Oesterreich-Ungarn 1 140060(4 315000), Italien 2 119 250(3 530000), Frankreich 3 753 000(5 710 000), Rußland5 500000(6 675 000) Mann. Die Friedenspräsenz dieserStaaten beträgt 2 315 000 Mann(Deutschland 492 000,;Oesterreich- Ungarn 301000, Italien 253 000, Frankreich499 051, Rußland 770000), welche einen JahreSaufwand von2'/, Milliarden Mark erfordern. Die KriegsbudgetS an ordentlichen und außerordentlichen Ausgaben für Heer und Mannebeziffem sich nämlich in Deutschland auf 735 Millionen, inOesterreich-Ungam auf 228 Millionen, in Italien auf 318Millionen, in Frankreich auf 610 Millionen und in Rußlandauf 409 Millionen Mark. In den letzten 10 Jahren sind dieBudgets der europäischen Großstaate» um 4 Milliarden Mark!gewachsen, wovon zwei Drittel auf die Heeresausgaben ent«fallen. Die öffentliche Schuld der genannten fünf Staaten be-trägt mnd 100 Milliarden Mark, wovon 42 Milliarden in de»letzten 25 Jahren, also nicht ein Mal der Lebenszeit der gegen-wartigen Generation, ausgenommen worden sind. Wenn dieseSteigung der öffentlichen Schuld in gleicher Weise anhält, fi>wird die Staatsschuld Europa's am Ende des 20. Jahrhunderts400 Milliarden Mark betragen. Das sind die Summen a»Geld für die Friedenszeit. Bei einer Mobilmachung steigernsich die Heeresausgaben für das Jahr von 2'/, auf 16>Millarden Mark; dazu kommt, daß dann 14 Millionen Menschen, welche sich eine selbstständige Existenz gegründet haben,mit einem Schlage ihreni Erwerb und ihrer Familie entrisse»werden. Unberücksichtigt sind bei diesen Summen überdies die:immer wachsenden Heeresausgaben Englands sowie diejenige»der kleinem Staaten Europas's(Spanien, die Balkanländrr,Skandinavim), welche gezwungen find, dem Beispiele der fünftGroßstaaten zu folgen."— Die Unmöglichkeit, diesen Aufwand{auf die Dauer zu ertragen, die Sorge, ihm ein Ende z»machen, wobei an eine Abrüstung nicht gedacht wird, bezeichnetdas Blatt zum Schluß mit Recht als die Hauptquelle der euro- jpäischen Knegsgefahren.Eine Rechtfertigung de» Kuli-Import« versucht dasoffizielle Organ der Hainburger Rheder, die„Ucbersee- Post", jin folgenden Ausführungen, die durch ihre Dreistigkeit iinpo- 1niren können:„Die Einstellung von Chinesen und Negern auf>hamburgischen Dampfem ist lediglich auf Nachfrage und An-gebot zurückzuführen.(Welch' nationalökonomischer Tiefsinn!!Red!) Es ist bekannt, daß die Kauffahrteiflotten aller Nationen jin jüngster Zeit eine ungeheure Vermehrung an Schiffen er-jfuhren, und daß speziell die Hamburgischen Rhedereien ihresSchiffsbestände fortdauenid in einem bis dahin niemals statt- jgehabten Maßstabe erweitern. Die natürliche Folge ist der!wachsende Bedarf an Besatzungsmannschaft, namentlich aufMaschinen- und Heizerpersonal. Erinnern wir daran, daß dieBedienung eines einzigen Schiffes, des Exprcßdampfers der,Packetfahrt„Augusta Victoria", etwa hundert Feuerleutc er-forderte, so ergiebt sich aus dieser einen Thatsache augenfälligdie große Nachfrage nach Arbeitskräften dieser Art, und siemackft eS begreiflich, daß die Lohnforderungen sichst e i g e r t e n. In kurzer Zeit gingen die Löhne der Heizervon 55 auf 85 M. Alfen billigen Anforderungen wurde seitensder Rheder bereitwilligst nachgegeben. Als aber die Forde-rungen ins Ungemessene stiegen, als infolge sozialdemo-lkratischer Aufhetzereien(die Untemehmer können sichjetzt gar keine Arbeiterbewegung mehr denken, hinter der sienicht die Sozialdemokratie vemruthen. Damit geben sie zu,was ihre Soloschreiber sonst mit Emphase bestreiten, daß näm-lich die deutsche Sozialdemokratie gleichbedeuiendmit den deutschen Arbeitern ist. Und je mehr sie dar-über schimpfen, desto mehr hat die Sozialdemokratie Grund,zufrieden zu sein. Red.) der überhaupt noch vorhandene kleineBestand brauchbarer Arbeiter sich verführen ließ, die Arbeit ein-zustellen,(!) als diesesichweigerten,mit den zurKompletirungherangezogenenSchwarzenuudGelben gemeinsam zu arbeiten(Bravo! Red.),mußte seitens der Rhedereien darauf Bedacht genommen wer-den, den Betrieb gegendie sozialdemokratische»Das wird ein mühseliger Tag für diejenigen, welche z»arbeiten haben, und ein langweiliger für die, welche zu-sehen.Das Schiff hatte den befahrenen Donauarm verlassen,wo man doch wenigstens von Zeit zu Zeit an alte»Ruinen vorüber kam, wo man anderen Schiffen begegnete,oder an langen Reihen klappernder Schiffsmühlen vorüberfuhr; statt dessen lief es jetzt in den nicht befahrene»Arm ein, wo ihm rechts die Aussicht verdeckt wird durch einelange, reizlose Insel, auf der nur Pappeln und Weiden-bäume zu wachsen scheinen, nirgends eine menschliche Behau-sung am Ufer, links aber verliert sich das Wasser in eindichtes Schilfmeer, aus dem nur an einer Stelle eine festenBoden verrathende Vegetation, eine Gruppe hochgeschossener,silberblättriger Pappeln hervorragt.In dieser von Menschen unbewohnten, stillen Gegendruhte die„heilige Barbara" aus. Und jetzt stellte sich eineneue Kalamität ein. Alle Lebensmittel waren ausgegangen.Bei der Abfahrt von Galatz hatte man darauf gerechnet, daßman herkömmlicher Weise bei Orsova eine lange Rast haltenund sich dort frisch verproviantiren werde. Nachdem manaber bei Nacht und plötzlich weitergefahren war, befand sichauf dem Schiffe, als dieses vor der Oßtrovaer Insel an-langte, weiter nichts, als etwas Kaffee und Zucker, und imBesitze Timea's eine Schachtel mit türkischer Dultschassa,Zuckerfrüchten, welche diese aber nicht öffnen wollte, weil süals Geschenk für Jemanden bestimmt war.„Macht nichts," sagte Timar,„irgendwo an beide»Ufern wird doch eine Menschenseele wohnen; Lämmer undZicklein giebt's überall, und für Geld wird hier Alles z»haben sein."Und noch eine andere Fatalität stellte sich ein. Dasam Anker befestigte Schiff wurde von den Wogen, welcheder sturmgepeitschte Fluß aufwarf, so hin und her geschaukelt,daß Timea förmlich seekrank wurde, Uebelkeiten bekam u»din Angst gerieth.Vielleicht läßt sich dennoch eine Wohnstätte ausfindigmachen, in welcher Timea mit ihrem Vater die Nacht ruhigverbringen kann.(Fortsetzung folgt.)