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Beilage zum Berliner Bolksblatt.
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Sonntag, den 14. IuU 1889.
6. Jahrg.
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A«s Pari» gehen uns von unserem geschätzten Mit- Arbeiter noch folgende Schilderungen zu:_. In der Ausstellung, deren Besuch fortwahrend ein rresiger ist, hört man bei zedem Schritt deutsch reden. Wenn auch Deutschland — außer in der Kunstabtheilung— ausstellcrisch aar nicht vertreten ist, so ist es in der Armee der Besucher um so besser vertreten— besser als irgend eine andere der„fremden" Nationen. Die englischen und amerikanischen Besucher zu- sammen genommen find an Zahl den deutschen nicht an- nähernd gleich, wobei freilich nicht außer Acht gelassen werden muß, daß auch die meisten Oesterreicher und Schweizer deutsch sprechen. Wie dem sei, der Chauvinis- jnuS oder„Deutschenhaß" der Franzosen hätte unter allen Umständen die denkbar beste Gelegenheit, sich in der Aus- stcllung zu zeigen. Er glänzt aber durch Abwesenheit. Wo deutjch gesprochen wird, sieht man auf keinem französischen Rachbargesicht einen unfreundlichen Zug. Im Gegentheil eher eine gewisse Befriedigung; und diese ist sehr erklärlich. Es freut die Franzosen ausrichtig, daß so viele Deutsche ge- kommen sind trotz der Antipathie, welcher die Pariser Weltaus- stcllung bei der deutschen Reichsregierung begegnet ist. Die Franzosen betrachten den Massenbesuch der Weltausstellung durch die Deutschen als einen moralischen Triumph — und wahrhaftig nicht mit Unrecht. Die Angst vor dem Krieg beherrscht hier Alles; und daß die Deutschen so massenhaft herkoinmen, wird allgenrein als eine Friedens- b ü r g s ch a f t aufgefaßt.„Die Deutschen , welche herkommen, wollen keinen Krieg mit uns," so argumentirt man,„und je mehr Deutsche herkommen, desto sicherer sind wir vor dem wäre komisch, wenn es nicht so traurig wäre, dieses iuternationaleMißverständniß: dieFranzosen gleich den Deutschen fürchten nichts mehr als den Krieg und die Fran- zofen sürchten von den Deutschen , die Deutschen von den Franzosen angegriffen, überfallen zu werden. Die Ausstellung und der Arbeiterkongreß werden wesentlich dazu beitragen, das Mißverständniß aus der Welt zu schaffen— das ist Die kulturelle Bedeutung der beiden Er- eignisse. So lange die Furcht der Deutschen vor einem fianzösischen, und der Franzosen vor einem deutschen Angriffe dauert, und so lange Franzosen und Deutsche durch gigantische Rüstungen einander neutralisiren, ist eine gesunde fortschrittliche Entwicke» kung nicht möglich.— Apropos— gestern Nachmittag hatte ich einen Freund aus dem Stadtrath abzuholen, und da die Sitzung noch nicht zu Ende war, so ging ich auf die Tribüne, um mir ein Stückchen französischen Parlamentarismus anzusehen. In der Kammer war ich schon früher gewesen— vor 5 Jahren— allein die Sitzung war damals sehr ruhig verlaufen, obgleich es eine der„großen Sitzungen" war, nämlich die, in welcher Herr Jerry, damals Ministerpräsident, seinen famosen, später so elend ins Wasser gefallenen Vertrag mit China verlas und sich als staatSmnnnischer Hexenmeister aufspielte. Gestern im Stadtrath ging es nicht ganz so ruhig her. Als ich die Thür zur Tribüne öffnete, drang mir ein Höllenspektakel entgegen. Verschiedene Stimmen tönten durcheinander, und so heftig, daß ich dachte, es müsse ein grimmiger Streit entbrannt sein. Ich sah auch mehrere Herren sehr erregte Handbewegungen gegen einander machen. Allein die lächelnden Gesichter der rnchtredeuden und nicht» gestikulirenden Herrn Stadträthe belehrte mich bald, daß die Sache keineswegs tragisch war. Und ehe ich ermitteln konnte, warum der Streit entbrannt war, hatten sich die Geister auch beruhigt und es ging von nun an ganz still her. Rur , daß die Redner oft unterbrochen wurden. Doch das ist in Frankreich erlaubt— und könnte bei dem lebhaften Temperament der Franzosen auch nicht verboten werden. Bei Beurtyeilung der„parlamentarischen S k a n- dale", welche in Frankreich so häufig sind— das Wort Skandal im Sinne des L ärm ens und Spektakulirens genommen— wird yon uns Deutschen meist dem lebhaften französische » Temperament nicht genügend Rechnung getragen. Franzosen , die mit einander streiten, können, ohne daß es ernst wird, mindestens das dreifache Maß äußer- w er Leidenschaftlichkeit erreichen, welches bei uns die Grenze zwischen Worten und— Handlungen bedeuten würde. Ich läge: äußerlicher Leidenschaft— denn der Schein ist ' leidenschaftlicher als die Wirklichkeit. Jedenfalls haben wir, weil unser Temperament ein kuhleres ist, kein Recht, auf diese nationale Eigenthümlichkeit der Franzosen mit Verachtung Bilm 14. Fuli 188». , Am heutigen Tage werden es hundert Jahre, daß das Sinnbild des politischen Absolutismus und Despotismus, das berüchtigte Staatsgefängniß der Bastille in die Hände des französischen Volkes fiel. Rufen wir uns deshalb die Ereignisse jenes denkwürdigen Tages, ihre Ursachen und Folgen, in das Gedächtniß zurück! Wenige Tage nach der am 27. Juni erfolgten Ver- einigung der Abgeordneten aller drei Stände erregte der König durch Zusammenziehung gewaltiger Truppenmassen zwischen Paris und Versailles oas Mißtrauen des Volkes, das sich noch steigerte, als die Entlassung und Verbannung des Ministers Necker bekannt wurde. Am 12. Juli brach in Paris ein Aufstand auch der den Abfall der Truppen und die Bildung einer Nationalgarde herbeiführte und mit der Erstürmung der Bastille am 14. Juli seinen Höhepunkt erreichte. Am Morgen dieses Tages lenkte die Nachricht, daß die Kanonen der Bastille auf die Straße St. Antoine gerichtet wären, die Aufmerksamkeit des Volkes auf diesen Theil der Stadt. Ganz Paris durchlief der Ruf:„Nach der Äastille! 'nach der Bastille!" Von allen Seiten siuthete die bewaff- nete Menge herbei, um sich in den Besitz dieses wichtigen Assssstes zu setzen. Der Ausschuß der Wähler versuchte eine niedliche Beilegung der Angelegenheit und[schickte deshalb «ach einaiiber fünf Deputationen an den Gouverneur der Bastule, Delaunau, die jedoch sämmtlich ihren Zweck nicht erreichten. Es blieb also nur der Weg der Gewalt übrig
und nach fünfstündiger Belagerung sah sich der Gouverneur genöthigt, die Brücken niederzulassen und sich dem Volke aus Gnade und Ungnade zu ergeben. Zwei Tage nach der Einnahme des Schlosses wurde vom Ausschuß der Wähler der Abbruch desselben angeordnet. sechshundert Arbeiter machten sich an's Werk und nach
herab zu sehen. Sie hat beiläufig auch ihre V o r t h e i l e, in- dem sie den Verhandlungen ein größeres dramatisches Interesse verleiht und— was wichtiger— die Debatten eingehender und fruchtbarer macht. Der Redner wird zu f o- f o r t i g e r Gegenrede gezwungen und mancher Gedanke, der bei unserer Manier unausgesprochen bliebe, kommt zum Ans- dnick. Im amerikanischen Kongreß ist die Unterbrechung und sofortige kurze Gegenrede offiziell durch die Geschäfts- Ordnung anerkannt; und die Einrichtung hat sich in der Praxis vortrefflich bewährt. Reben der Weltausstellung haben wir hier anch einer Ausstellung der revolutionären Erinne- r u n g e n, oder hi st arische Ausstellung der Re- volution, wie sie sich offiziell nennt. Sie allein ver- lohnt eine Reise nach Paris . Ich habe sie schon durchwandert und werde sie noch durchwandern. Heute sind die Eindrücke noch zu gewaltig, um sie auf dem Papiere zu ordnen. Rur Eins: die Veranstalter der Ausstellung sind mit einer lobens- werthen Unparteilichkeit verfahren— alle Parteien der Revolution kommen zum Wort, und der Zuschauer kann urtheilen. Man kann dort so recht deutlich die Entstehung der massen- basten Lügen und Mißver st änd nisse verfolgen, aus denen die Vulgärgeschichte der französischen Revolution besteht, z. B. die Geschichte des Wortes„S a n s k u l o t t e". Weil die kurzen Kniehosen der lüderlichen Aristokratie— die „Culotte"— dem bürgerlichen Puritanismus und Purismus mißfielen, ersetzte mau sie durch lange Hosen — pamalors, die von den eifrigsten Revolutionären als Protest gegen Hof und Aristokratie getragen wurden. Und die Männer der revolutionären Lang hosen nannten sich Sansculotte«, d. h. Nicht träger der aristokratischen Kniehosen. In Deutschland und England, wo man zwischen Kulottes und PantalonS nicht unterscheidet, wurde nun aus dem puritanischen Mann der langen Hosen ein Mann ohne Hosen gemacht. Dieser Mann ohne Hosen spukt auf allen englischen und anderen reaktionären Bildem jener Zeit und er ist Geschichte geworden, das heißt, was man so Geschichte nennt— das traditionelle Lügengewebe, welches dem Volk für Geschichte ausgegeben wird. Und wie mit dem Sanskulotte so ist's so ziemlich mit der ganzen französischen Re- volution— Alles entstellt, theilo aus berechnender Bosheit, thcils aus Dummheit und Unwissenheit. Wählerlisten. Der Magistrat erläßt folgende Bekannt- machung:„Die Liste der stimmfähigen Bürger ist nach Vor- schrist der§§ 19 und 20 der Städteordnung vom 30. Mai 1853 berichtigt und wird nunmehr in der Zeit vom 15. bis einschließlich Den 30. Juli d. I. täglich von Vormittags 9 bis Nachmittags 2 Uhr in unserem Wahlbureau, Königstr. 7, Hof rechts 3 Treppen, öffentlich ausliegen. Während dieser Zeit kann jedes Mitglied der Stadtgemeinde gegen die Richtigkeit der Liste Einwendunaen erheben. Dieselben müssen in der ge- dachten Zeit schriftlich bei uns angebracht werden; später ein- gehende Einsprüche können nicht berücksichtigt werden. Die I. Abtheilung besteht aus denjenigen Wählern, welche mindestens einen Steuerbetrag von 1631,60 Mark zahlen, und schließt mit denjenigen Namen, deren Anfangsbuchstabe„I" ist. Die>1. Ahtheilung de- ginnt mit dem Steuerbetraac von 1631,60 M. und denjenigen Namen, deren Anfangsbuchstabe„K" ist. Sie endigt mit dem Steuerbetrage von 363,20 M. und den mit dem Buchstaben „R" anfangenden Namen. Die III. Abtheiluna beginnt mit dem letzteren Steuerbetrage und den mit dem Buchstaben„S" anfangenden Namen. Wir machen hierbei noch besonders daranf aufmerksam, daß bei Berichtigung der Wählerlisten in Betreff des Wohnsitzes der stimmherechtigten Personen in Berlin die von denselben zu erstattenden polizeilichen An- und Abmel- düngen berücksichtigt werden. Demgemäß sind wahlberechtigte Personen, welche nach einem Bade, in eine Sommerwohnung oder dergl.— also nur vorübergehend— verreist sind, es aber unterlassen haben, solches auf der Abmeldung zu vermerken, in der Wählerliste gestrichen worden." Wiederum ist aus dem zoologischen Garten Neues zu melden, und zwar diesmal von dem sogenannten alten Raubthierhause, welches, zu den Bauten der eilten Periode des Gartens gehörend, früher schon einmal zum Abbruch bestimmt war. Jetzt hat es nicht nur ein neues äußeres Gewand in Gestalt eines freundlichen Anstrichs erhalten, sondern es ist auch in seiner ganzen Einrichtung so von Grund aus umge- staltet worden, daß es kaum wieder zu erkennen und nach dieser Verjüngung geradezu einem vollständigen Neubau gleich zu achten ist. Durch kluge Ausnutzung des vorhandenen Raumes und durch sachgemäße Umänderung und Eintheilung der Innen- und Außenkäfige ist jetzt Platz geschaffen für eine ganz um- Verlauf eines Jahres feierten die Pariser auf der Stätie der alten Zivingburg ein Freudenfest. Es würde uns natürlich zu weit führen, wollten wir hier eine detaillirte Darstellung der Geschichte und eine Be- schreibung der Einrichtung der Bastille geben; wir beschränken uns deshalb darauf, die folgenden Worte Linguet's , des Verfassers der„Denkwürdigkeiten über die Bastille" an- zuführen, die wohl das anschaulichste Bild von den Schreck- nissen des französischen Staatsgefängnisses geben. Linguet sagt:„Wenn man in den Berichten üher jene Reisen, die eine vorübergehende Kraftaufwallung ein den letzten Jahren so sehr vervielfältigt bat, liest, daß in Australien , auf einer jener Inseln, die oie Natur dort vor der übrigen Welt versteckt zu haben schien, in seinem Wesen nach sorgloses, gutmüthiges und sogar leichtfertiges Volk lebt, dessen Regierung durchaus nicht blutdürstig ist, und bei dem die ernsthaftesten Dinge immer einen heiteren Anstrich an- nehmen, in dessen Hauptstadt aber nichtsdestoweniger sorg- fältig ein Abgrund erhalten wird, in den alle Bürger ohne Ansnahme in jedem Augenblicke gestürzt werden können, und in den in der That täglich einige gestürzt werden auf Be- fehle hin, deren vernichtender Strahl nicht zu vermeiden, deren Prüfung nicht zu erhoffen, ja deren Grund oder Vorwand oft nicht zu entdecken steht. Wenn man ferner liest, daß der auf solche Weise ver- schwundene Unglückliche alsdann von der ganzen Welt geschieden und weiter von seinen Freunden, seinen Ver- wandten, besonders aber von der Gerechtigkeit entfernt ist, als wenn er auf einen anderen Planeten versetzt wäre, daß seine Beschwerden rettungslos unterdrückt werden oder wenigstens nur einen einzigen Vermittler nach außen haben, den ihre Unterdrückung umsomehr interessirt, je ernsthafter und greifbarer ihre Ursache, d. h. die Bedrückung ist, die sich nothwendig macht. Wenn man erfährt, daß er, wenigstens lange Zeit hin-
fassende Sammlung kleiner Raubthiere, die früher nur in sehr geringer Anzahl geyalten werden konnte», weil es an einer aeeig- neten Wohnung für sie fehlte. Und doch gehören gerade die kleinen Raubthiere zu. den interessantesten Geschöpfen für alle diejeirigen, die Löwen . Tiger und Bären nicht mehr anstaunen. ES ist aber in der That auch ein eigenthümlich fesselnder Anblick, diese kleinen Raubritter der Thierwelt aus aller Herren Länder, diese Wildkatzen, Luchse, Waschbären, Marder, Schakale und Füchse, wissenschaftlich geordnet, in ihrer Verwandtschaft und Verschiedenheit neben einander zu sehen. Da ist neben der weißen Angorakatze, dem zahmen und sanften Knnstprodukt menschlicher Zucht, die fauchende Wildkatze mit der ganzen Ur- sprünglichkeit ihres Räubertemperaments, und von ihr zu dem kurzfchivänzigen, pinselohrigen Luchsen überleitend der Sumpf- luchs mit halblangem Schwanz und kaum angedeuteten Ohrpinseln. Es folgen die Leoparden im Kleinen, die prächtig gefleckten Tiger- katzen in mehreren Arten. Daneben Hausen die Kleinbären, d. h. die kleinen Sohlengänger, in ihren verschiedenen Gruppen: Waschbären, Rüsselbären und Marderbären vollzählig vertreten; darunter derhMarderbär oder Binturong, ein ebenso absondcr- liches Geschöpf, als werthvolles und seltenes Stück; dann die Marderartigen im weiteren Sinne: die schläfrigen Palmen- marder, die moschusduftenden Zibethkatzen und der komische, durch sein unennüdlicheS heiser lachendes Geschrei vielen Be- suchen! von früher her schon wohl bekannten Honigdachs, dem letzt hier unter seiner Sippe die ihm gebührende Stelle ange- wiesen ist. Auch die gemeinen Wegelagerer unter den Raub- thieren, die Hyänen, sind hier untergebracht, und ein Paar neu angekaufte Beutelteufel, ebenso häßliche als merkwürdige Thiere, die zwar der Art und Weise ihrer Fortpflanzung nach zu den Beutelthieren gehören, in ihrem Charakter und Leben aber echte Räuber sind: den Namen„Teufel" sollen sie von den australischen Ansiedlern wegen der sinnlosen Wuth erhalten haben, mit der sie auf alles losgehen, was ihnen in die Quere kommt. Das Bindeglied zu den Huudeartigen bildet der Marderhund, ebenfalls ein sehr seltenes, dachsartig aussehendes Thier. Die Schakale und Füchse endlich sind in einer gaiizen Reihe von Arten vertreten, wovon wir nur den Schabrakner- und Streifenschakal, sowie den afrikanischen Großohrfuchs und den nordamerikanischen Silberfuchs als besonders interessante Formen hervorheben wollen. Alles in Allem dürfte das lange veniachläfsigte alte Raubthierhaus in seiner jetzigen Einrichtung und Besetzung ein viel besuchter Punkt unseres zoologischen Gartens werden und seine Verjüngung einen wesentlichen Schritt vorwärts in der Weiterentwicklung und Ausgestaltung des schönen volksthümlichen Institutes bedeuten. K«i einem Krande in Potsdam verunglückte der Maschinenheizer Hermann Droöka. Es brannte daselbst in vorvergangener Nacht die Burghalter'sche Brauerei am Kanal ab. Das Feuer war in einem Hintergebäude der Brauerei aus unbekannter Ursache entstanden, und zwar in einem Raum, in welchem Heu und Stroh aufbewahrt wurde. Infolge dieses Brennstoffes verbreitete sich das Feuer mit rasender Geschwin- digkeit und bald stand das ganze zweistöckige Gebäude, sowie ein danebenliegendes einstöckiges Gebäude in Flammen. In dem zweistöckigen Gebäude befand sich auch der Pferdestall der Brauerei und eine Treppe hoch, gerade über der Brandstelle belegen, die Wohnung des Maschinenheizers Hermann Droska. Während es gelang, die Pferde rechtzeitig zu retten, konnte letzteres bei Droska leider nicht geschehen. Der Mann hatte sich um 11 Uhr zu Bett gelegt und wurde erst munter, als sein Bett lichterloh brannte. Er hatte noch so viel Geistesgegenwart, emporzuspringen, spürte aber bereits, wie die Flammen an seinem Körper nagten, und lief nun, am ganzen Lewe brennend, die ebenfalls brennende Treppe hinab durch das Flammenmeer der unteren Etage auf den Hof. Dort brach er mit dem Rufe:„Schlagt mich lieber gleich lobt," zusammen. Am ganzen Körper hatte Droska fürchterliche Brand- wunden erlitten. Man trug ihn zunächst nach dem Militär- lazareth nach der Burgstraße, wo aber mit Rücksicht darauf, daß Droska nicht Soldat, die Hilfeleistung abgelehnt wurde.— Giebt es etwas Schrecklicheres, ja Herzloseres, als einen Ster- b enden, der in den letzten Zuckungen liegt, barsch von der Thür zu weisen? Es mag sein, daß der gesetzliche Buchstabe verbietet, einen todtkranken„Zivilisten" etwas militärische Ver- bandwolle zu reichen— bei der„Christlichkeit", die jedoch in der Armee herrschen soll, ist ein derartiges Benehmen aber kaum zu verstehen.— Der Unglückliche starb am nächsten Tage im städtischen Krankenhause in Potsdam . Wir sinD wirklich gespannt, wie sich die Verwaltung des Militärlazareths in Potsdam zu diesem Fall stellen wird. Eine interessante Entdeckung wurde vor einigen Tagen im Moabiter Untersuchungsgefängnisse gemacht. Vor durch, ohne Bücher, ohne Papier, ohne Verkehr mit irgend einem menschlichen Wesen der Marter überlassen bleibt, nichts von dem zu wissen, was draußen vorgeht, was aus seiner Familie, seiner Ehre, seinem Vermögen wird, wessen man ihn beschuldigt hat, wessen man ihn beschuldigen wird, und welchem Schicksale er entgegegengeht— eine Marter, deren Qualen eine Einsamkeit, die von keiner Zer- streuung unterbrochen wird, mit jeder Minute empfind- licher macht, und deren Gefühl sie mit jeder Minute steigert. Wenn man ferner erfährt, daß er keine weitere Bürg- schaft für sein Leben hat, als das zarte Gewissen seiner Wächter, die, da sie, trotz des Ehrenzeichens auf ihrer Brust, im Stande sind, sich für Geld auf einen willkürlichen Befehl hin zu feigen Trabanten zu erniedrigen, geiviß nicht davor zurückschrecken würden, sich zu einem noch feigern und barbari- scheren Dienste herzugeben, wenn man ihn auf Grund des- selben Rechtstitels von ihnen verlangte; daß er also sehr mit Recht in jeder ihm gebotenen Speise den Tod sehen kann, daß ihm jedesmal, wenn seine Thür geöffnet wird, das un- heimliche Gekreisch der schweren Riegel wie der Vorbote eines Todesurtheils, wie das Signal für den Eintritt der Ver- mummten vorkommen kann, die ihn hinzurichten bestimmt sind, ohne daß das Bewußtsein seiner Unschuld oder der Gerechtigkeit ein Grund zur Beruhigung für ihn wäre, weil man auf sein Leben dasselbe Recht hat wie auf seine Freiheit, weil dieselben Hände, die sich dazu hergeben, ihn auf Grund einer Lettre de cachet täglich tausendfach moralisch zu morden, sich ohne Zweifel aber nicht weigmt würden, ihn auf Grund einer gleichen Ennächtigung ein- mal physisch zu tödten, und weil es endlich an einem Orte, wo alles Schmerz und Geheimniß ist, keinen Frevel giebt, der nicht mit derselben Leichtigkeit begangen und zugedeckt werden könnte.. Wenn man endlich liest, daß, im Fall er seine Ge-
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