Einzelbild herunterladen
 

Nr. 5. 14. Jahrgang.

"

Beilage des Vorwärts " Berliner Volksblatt. Donnerstag, 7. Januar 1897.

Die Berliner Kirchenbauerei

V

vor Gericht.

"

V

"

"

Wenn

ein

hieraus ein Vorwurf gemacht werden? Der Lokalverein, dem der ziehungen zu jüdischen Damen betrifft, so möchte ich nur Bantpräsident v. Dechend vorstand, hatte nur die Aufgabe, im Interesse sagen, daß ich kaum eine Jüdin fenne, da sich meine der Armen- und Krankenpflege zu wirken, mit dem Kirchenbau hatte Thätigkeit, außer meinem Dienst bei Hofe, fast Die Judengeld- Sammler für die Berliner Kirchenbauten", er nichts zu thun. Bei der Gründung dieses Vereins seien fast ausschließlich auf kirchliche Vereine erstreckt. so betitelte sich ein Artikel in Nr. 42 des antisemitischen General- uur christliche Bankhäuser herangezogen worden. Die genannten Aber ich weiß von vielen humanitären Vereinen, wo sich jüdische anzeigers", deffen Inhalt dem Schriftsteller Ludwig Schwenn jüdischen Damen ständen ebenfalls in gar feiner Beziehung zum Damen große Verdienste und Anerkennung erwarben und ich hagen und dem Redakteur Karl Sedlaget eine Anklage wegen Kirchenbau, sie verfolgten ebenfalls nur den Zweck, Werke der spreche es hier aus, daß ich dieses gebäffige, prinzipielle Ver­Beleidigung des Oberhofmeisters der Kaiserin Freiherrn v. Mir Menschenliebe zu thun und Armen und Kranken ohne Unterschied dächtigen und Beschimpfen ohne Unterschied von alle dem, was von bach zugezogen hat. Die Anklage wurde gestern vor der 8. Straf der Konfession gutes zu erweisen. Zum Schlusse betont der Ober- jüdischer Seite kommt, weit von mir zurückweise und für unchristlich kammer des hiesigen Landgerichts I unter Vorsiz des Land- staatsanwalt, daß er es dennoch vorziehen würde, einigen Anträgen erkläre. Wenn die Juden früher nichts gaben, wurden sie ver­gerichtsdirektors Weimann verhandelt. Die Anklage ver des Angeklagten Schwennhagen stattzugeben, denn, um sich prosaisch dächtigt, jetzt werden fie verdächtigt, wenn sie geben. trat Oberstaatsanwalt Drescher, die Vertheidigung führte auszudrücken, auf den Leim, einen Theil der Anklage fallen zu er behauptet, daß sich meine Standesgenoffen von mir zurück­Rechtsanwalt Ulrich. Der Artikel des Generalanzeigers" lassen, gehe er nicht. zögen, womit er abermals eine Verdächtigung und Beleidigung beginnt wie folgt: ,, Die Nemesis ereilt sie Alle!" Wir Als Zeuge aufgerufen, erklärt Freiherr v. Mirbach folgendes: bezweckt, so ist auch hiervon das gerade Gegentheil wahr. haben so oft erzählt von den Machenschaften der weiblichen Mit Wir haben es hier mit einem Zeitungsartikel zu thun, welcher zu Er schließt sein Pamphlet mit fetter Schrift und flagt, daß den glieder der jüdischen Hofpartei. Aber stets schüttelt man denjenigen Schmähungen gehört, deren sich ein Theil der sogenannten Konservativen die Einsicht zu spät täme und sie sich schon vor fünf ungläubig den Kopf und meint, so weit sei es denn doch nicht, daß christlich sozialen und antisemitischen Blätter seit Jahren von allem jüdischen Kirchenbauschwindel voll Verachtung die Frauen einiger Geldjuden, die gelegentlich bei Hofe erscheinen einer Reihe von Jahren gegen Thron, Regierung, hätten zurückziehen müssen. Trotz der ausführlichen, in den meisten dürfen, einen Einfluß auf unsere Politit auszuüben vermögen. Ge- Kirchenbehörden und hochstehende Beamte schuldig macht. Blättern bekannt gegebenen Jahresberichte über Kirchenbauten, aus wiß erscheint dieſe Thatsache unglaublich, aber sie ist doch wahr 2c. 2c. Die Quelle, aus welcher hier geschöpft ist, ist unwahrheit und Heß- denen erhellt, daß die vielen Millionen für einige 30 Kirchen nur von Es wird dann erzählt, daß Stöcker sich vergeblich bemüht habe, das sucht. Sie rechnen darauf, daß gegen sie nicht eingeschritten wird, Evangelischen herrühren und daß nur bei der Kaiser Wilhelm- Gedächtniß Geld für die von ihm als nothwendig erachteten 50 Kirchen zusammen weil sich naturgemäß jeder anständige Mensch, namentlich wenn er firche, wie es immer bei einem solchen National- Denkmal zu bekommen und daß dann die Juden gekommen feien in einer höheren Stellung ist, vor öffentlichen Prozessen scheut. geschieht, sich einige patriotische Israeliten mit insgesammt und gefagt haben: Den Mann machen wir dadurch am leichtesten Auch ich würde meinetwegen allein eine Klage nicht angeftrengt minimalen Beiträgen betheiligt haben, trotzdem bleibt der Bericht unschädlich, daß wir das Geld geben, mit dem endlich ein Paar haben. Aber das Maß der Dreiftigkeit, mit welcher man jetzt sogar erstatter dabei, daß die ihm verhaßten Geldjuden die Rirchen gebaut werden können. So sei dann als Gegenstück zu der schon ihre Majestät die Kaiserin, die Hofdamen, den Kirche erbaut haben. Дав bei den in den letzten sechs früheren Walderfee- Versammlung im Reichsbankgebäude unter dem ganzen Hof zu verdächtigen und mit welcher man das hehre Jahren für Kirchenbauten in und 11111 Berlin ver= Vorsize Dechends eine Bleichröder Versammlung ab- Kirchbauwerk, welches durch den Schutz des Kaisers und der wendeten 22 Millionen Mark das Königshaus gehalten, in welcher der Geldgrundstock für die Kirchenbauten von Kaiserin und durch die Mitarbeit tausender von treuen Evange mit weit über vier Millionen, die reicheren evangelischen den Bankjuden gezeichnet worden sei. Der Kaiserin habe man lischen so großes geleistet hat, in den Staub zu ziehen sucht, ist Gemeinden mit fast 5 Millionen, der Magistrat von Berlin diesen Opfermuth der Börsen- Millionäre so rührend geschildert, daß zu groß, als daß man nicht einmal das Schweigen brechen und der mit über drei Millionen, die Stadtfynode, Oberkirchenrath und sie ihren Oberhofmeister, den Fehrn. v. Mirbach beauf Frivolität öffentlich die Maske vom Gesicht reißen müßte, zumal Konsistorium mit über zwei Millionen, andere Gemeinden mit über tragt habe, in ihrem Namen das Wert des Kirchenbauens nun noch immer viele anständige Leute sich durch solche Zeitungsberichte eine Million und evangelische Bürger mit über sieben Millionen be­endlich in die Hand zu nehmen. Seit dieser Zeit solle Freiherr irre machen lassen. Jeder einzelne Satz des Artikels des General- theiligt sind und daß durch das trene Zusammenwirken des Königs­v. Mirbach der Vermittler zwischen der Berliner Börse und dem Anzeigers" enthält eine unwahrheit oder eine boshafte Entstellung. hauses, der kirchlichen Behörden, der städtischen und kirchlichen Körper­kaiserlichen Hofe sein. Die Gattinnen der Geldjuden hätten unter Schon die gegen mich gerichtete Ueberschrift Der Judengeld schaften und tausenden Evangelischen aus allen Ständen, Kreisen und der Oberleitung des Herrn Oberhofmeisters ein sogenanntes fammler für die Berliner Kirchenbauten" ist gewählt, um mich Parteien, die Reichshauptstadt aus ihrer erschreckenden Kirchen­Missionstränzchen gebildet, Frhr. v. Mirbach sei bemüht herabzusetzen und zu verdächtigen und um Judenheze zu treiben. noth gerettet worden ist und daß dies in Berlin allein gewesen, für dieses die Kaiserin persönlich heranzuziehen. Mehrere Noch verwerflicher ist die Erfindung, daß die Juden seinerzeit einen durch die Versöhnlichkeit und das gegenseitige herzliche Vertrauen Hofdamen seien dem Kränzchen beigetreten, einige Minifterfrauen Ausschuß eingesetzt hätten, um Geld für Kirchenbauten zu geben, erreicht worden ist, womit die sich jahrelang in firchlichen und und die Gattin des jüdischen Chefs der Kolonialabtheilung" sich damit bei den Majestäten beliebt zu machen und dadurch die politischen Kämpfen getrennten Evangelischen freudig zu gemeins seien dem Kränzchen beigetreten, und so sei binnen kurzem Entfernung Stöckers zu erreichen. As plumpster Vorwand für diese famer Arbeit die Hand reichten, das alles nennt der Berichterstatter eine Art weiblicher Nebenregierung entstanden, Erfindung wird eine Versammlung bei dem verstorbenen Präsidenten jüdischen Kirchenbauschwindel. Der General- Anzeiger " trägt für welche das Stichwort in den Bankpalästen der Behren der Reichsbank v. Dechend im Oktober 1888 genommen, in welcher, als Aushängeschild die Burg Hohenzollern , darunter steht als straße ausgegeben worden sei. sei. In diesem Kränzchen wisse wie der Artikelschreiber weiter erfindet, der Geldgrundstock für die Motto: Vaterland, Monarchie, Christenthum . Sein Vater man ganz genau, wie der Fall Kohe mit seinen namenlosen Kirchenbauten von den Bankjuden gezeichnet worden sei. Mit der land ist wüste Demagogie, Monarchie, Thron und Herrscher­Berleumdungsbriefen entstanden sei. In diesen Kreisen seien viel- Versammlung verhielt es sich so: Herr v. Dechend war Schatzmeister haus bewirft er mit Roth, fein Christenthum ist leicht auch die 200 000 M. gesammelt worden, mit denen man dem des Berliner Lokalvereins, eines Zweigvereins des Evangelisch- Deckmantel, hinter dem sich die schändlichste Verleumdungs­Dr. Friedmann die Handschrift der Erpresserschrift ,, Die Revolution Kirchlichen Hilfsvereins". Der Berliner Lokalverein hat mit Kirchen- sucht und fanatische Hehsucht gegen Mitmenschen birgt. von Oben" abgekauft haben solle. Der Artikel schließt mit einem bauten nicht das geringste zu thun. Seine Hauptarbeit, deren segens- Der Zeuge wird über die einzelnen Beweisanträge befragt. Was fulminanten Angriff gegen Frhrn. v. Mirbach. Zu den Personalien reiches Wirken dem hochverdienten treuen Manne, dem Herrn von den Stadtverordneten Borgmann betrifft, so erklärt Zeuge, daß stellt der Borsitzende fest, daß Schwennhagen außer wegen Beleidigung Dechend in erster Linie zu verdanken ist, besteht in der Gründung dies alte Sachen seien, die schon wiederholt zur Sprache gekommen. mit 1 Jahr Gefängniß auch wegen Betruges mit einer Geldstrafe und und Erhaltung von jetzt 15 Diakonissen Stationen, welche Der Kirchenbau - Verein hatte ein Komitee, das sich speziell mit der wegen Diebstahls mit 1 Zage Gefängniß vorbestraft worden ist. Er mit fast 100 Schwestern in Berlin und feinen Vor- Einrichtung der Kaiser Wilhelm Gedächtnißkirche beschäftigte, bes betont, daß die Betrugsstrafe in seiner Abwesenheit erfolgt sei und orten unentgeltliche Armen Krankenpflege treiben und treiben und 3ivar auftragt, Mittel zu sammeln. Das Komitee beschloß, sich an den politischen Hintergrund habe und daß es sich bei dem angeblichen an allen Armen und Verlassenen ohne Unterschied der Kon- Magistrat und die Stadtverordneten - Bersammlung zu wenden; der Diebstahl um eine Verstümmelung des Börsen- Couriers handelte. fession. Die Erhaltung dieser Stationen erfordert jährlich Magistrat habe eine freundliche Zusage gegeben gehabt und es Der Staatsanwalt behauptet, daß der Angeklagte Schweinhagen" 100 000 M. Für dieses herrliche Werk und ähnliche Arbeiten rein blieb nur noch übrig, die Stadtverordneten- Versammlung für die Sache heiße, dieser erwidert jedoch, daß schon sein Vater sich während humanitärer Art interessirte Herr v. Dechend die Chefs der großen zu interessiren. Er( 3euge) sei beauftragt worden, mit der Stadt­der Zeit seines Lebens Schivennhagen" genannt habe. Sedlaget Berliner Bankhäuser und lud dieselben zu einer Besprechung am verordneten- Versammlung zu verhandeln. Es fam zur Sprache, wie ift mehifach wegen Beleidigung vorbestraft. Er behauptet, daß 3. Oftober 1888 zu sich. Unter den Eingeladenen befand sich ein man sich der sozialdemokratischen Fraktion gegenüber der von Schwennhagen verfaßte Artikel seiner Zeitung zu zu verhalten habe, und es wurde gesagt, so peinlich ein Ver gegangen fei, als er fich rüstete, eine dreimonatige handeln mit dieser Fraktion sein würde, so sei es doch die Pflicht Festungshaft in Weichselmünde anzutreten und deshalb schon einen der Wahrheit und des Rechts, daß, wenn man mit allen Fraktionen besonderen verantwortlichen Redakteur bestellt hatte. Er fönne sich verhandelte, man auch mit der sozialdemokratischen nicht mehr erinnern, ob er den Artikel vor seinem Erscheinen durch Fraktion verhandeln müsse. So habe er denn mit den Fraktionen und gelefen habe. Angeklagter Sch wennhagen erklärt, daß, da auch mit der sozialdemokratischen unterhandelt. Man habe ihm von bie Anklage auf grund des§ 186 erhoben fei, er aber geglaubt befreundeter Seite ein Verzeichniß von Stadtverordneten gegeben, habe, daß es sich nur um eine Wortbeleidigung handelte und da welche hierbei vorwiegend in Frage kommen könnten. Es sei sehr eine Voluntersuchung ihm abgelehnt worden sei, er Beweis möglich, daß er den Stadtv. Borgmann telephonisch auf­anträge stellen müsse. Nach seiner Ansicht enthalte der gefordert habe, mit ihm zusammen zu kommen und daß Artikel feine Beleidigungen gegen den Freiherrn von Mir­Borgmann dies abgelehnt habe. Angell. Schwennhagen bach. Eventuell beantrage er folgende Personen als Zeugen zu Meine Sammlungen für Kirchenbauten begannen erst im verzichtet hiernach auf die Ladung des Stadtverordneten Borgmann. vernehmen: 1. den Stadtverordneten Borgmann, der bekunden Jahre 1889. Wenn der Berichterstatter sagt, daß die Geldjuden das Der Angell. Sedlahek verwahrt sich gegen die be= werde, daß er vom Freiherrn v. Mirbach durchs Telephon auf- Geld hergegeben hätten, so ist es wichtig, hier die Wahrheit zu schimpfenden Ausdrücke, die der Zeuge gegen ihn und gefordert worden sei, zu ihm zu kommen, um über die Unterstützung fonstatiren. Ich sammelte damals in einigen Monaten über 11, Mill. feine Zeitung benutzt habe und bittet, ihn dagegen zu schüßen. der Kirchenbaupläne mit ihm Rücksprache zu nehmen; 2. den Stadt- Mark. An diesen Gaben waren betheiligt: das Königshaus mit Der Vorsitzende meint, daß es ein alter Satz sei: wie man verordneten Singer, der, obwohl er Jude, auch zur Unterstüßung über 900 000, wohlhabende evangelische Kirchengemeinden Berlins in den Wald schreit, so schalle es wieder heraus. Der Angeklagte der Kirchenbau- Angelegenheiten ersucht worden sei; 3. den Stadt- mit über 300 000, einige 30 mir befreundete Edelleute mit 120 000 erwidert, daß in dem Artikel doch Ausdrücke wie Frechheit" und verordneten Vogtherr, der befunden werde, daß die Beugenaussagen und einige 40 mir befreundete bürgerliche Evangelische, meist Berliner , dergleichen nicht vorkommen. Zu den übrigen Beweisanträgen des Frhrn. v. Mirbach in dem Borwärts": Prozesse mit 200 000 M. Diese sämmtlichen 70 Geber find fämmtlich evang. und erklärt Freiherr v. Mirbach: Was seine Begegnung mit Herrn unrichtige gewesen seien; 4. den Rechtsanwalt Gaffel, der, obgleich gehörten zum größten Theile dem ev.- tirchl. Hilfsverein an. Seiner Frech- Singer betrifft, so sei er natürlich nicht so naiv gewesen zu er Jude, auch in Kirchenbau - Angelegenheiten um seine Unterstützung beit aber seht der Berichterstatter die Krone auf durch die Behauptung, glauben, daß Herr Singer Kirchenbauten seinerseits unter­angegangen sei; 5. den Geheimen Rommerzienrath Goldberger, daß in jüdischen Missionstränzchen die Entstehung der berüchtigten it i ten würde. Es sei nur seine Aufgabe gewesen, ihn zu bitten, der, obgleich er Jude, die fehlenden Mittel zur Vollendung der anonymen Verleumdungsbriefe zu suchen sei, ja, er wagt es auszu seinen Einfluß dahin geltend zu machen, daß, wenn die Sache in Kaiser Wilhelm Gedächtnißtirche aus eigenen Mitteln vorgestreckt sprechen, daß dort auch wohl Gelder zur Unterdrückung der Schriften der Versammlung zur Sprache gebracht werden sollte, das An= habe; 6. den Bankpräsidenten a. D. v. Dechend, der bekunden des Rechtsanwalts Friedmann gesammelt worden seien. Mit denten des alten Saisers nicht angetastet, sondern die werde, daß er den Auftrag zur Einberufung der Reichsbank- Ver- größerer Frivolität gehen selbst die bösartigsten Ant Sache en bloc erledigt werden möge. Er habe mit Herrn Singer in diesem sammlung aus dem Oberhofmeister- Amt der Kaiferin erhalten archistenblätter nicht vor und dies kennzeichnet zur ge- Sinne gesprochen, bei dem Gespräch auch Arbeiterverhältnisse habe; 7. die Redakteure Dr. Dertel und Oberwinder, nüge den Berichterstatter und seine Presse. Nirgends mehr als bei in Berlin berührt. Der Angeklagte Schwennhagen behauptet, welche bezeugen sollen, daß in tonservativen Kreisen große der Fabel von dem jüdischen Missionskränzchen tritt seine Heßsucht daß der Zeuge nicht bestreiten könne, daß sein Verhandeln mit Entrüstung über Herrn v. Mirbach's Unterstüßungsgesuche so deutlich hervor, wenn man mit seinen Erzählungen die Wahr- Singer und sein Gespräch mit diesem über Arbeiterverhältnisse dahin bei Juden herrsche; 7. Frau v. Roczielsta geb. Bloch, und Frau beit vergleicht. Zur Erhaltung der Diakonissen - Stationen zur unent- habe führen müssen, daß sich über ihn abfällige Ansichten v. Mendelssohn geb. Warschauer, welche bezeugen sollen, daß geltlichen Armenpflege hatte fich nämlich unter dem in der Deffentlichkeit festgesetzt haben. Zeuge Frhr. v. Mirbach: sie an Besprechungen eines Damenkränzchens über die Forderung Protektorate Ihrer Majestät der Kaiserin die Berliner Der Fall Singer habe mit diesem Artikel überhaupt gar von Kirchenbauten theilgenommen haben, an welchen auch Freiherr Frauen Hilfe" gebildet, aus evangelischen Frauen und Jung- nichts zu thun, er werde aber von einer gewissen Presse immer v. Mirbach sich betheiligt habe. Angeklagter Schwennhagen frauen aller Kreise und Stände. Der Berichterstatter wieder dazu benutzt, um andere dreiste Angriffe gegen ihn zu erklärt, daß er auf alle diese Anträge verzichten würde, wenn die stellt mich als die Seele des von ihm geschilderten Treibens hin. Er schleudern. Ihm sei es zunächst nicht im Traum Anklage auf§ 185 beschränkt werden würde. Oberstaatsanwalt greift auf die kläglichen Verleumdungen bei den Geldsammlungen eingefallen, Herrn Singer etwa fein eigenes Drescher beantragt in längerer Ausführung die Ablehnung der für die Kaiser Wilhelm- Gedächtnißkirche zurück. Die Grundlosigkeit oder Arbeiter Programm zu entwickeln. politisches Als Herr Singer sämmtlichen Beweisanträge. dieser Verleumdungen sind längst festgestellt worden, aber es wurde zu mir sagte, daß seine Partei naturgemäß solche Dinge, Oberstaatsanwalt Drescher: Das Verfahren des Angeklagten auch noch das Bubenstück ersonnen, mich eines fahrlässigen wie Kirchenbauten, nicht unterstüßen könne, habe Schwennhagen zeige, was sich ein Gerichtshof alles bieten lassen Meineides zu bezichtigen.*) Was meine ausgedehnten Be- er ihm seiner Erinnerung nach gesagt: er möge nicht vergessen, daß müsse von einem Angeklagten, dem es offenbar nur darauf ankomme, in einer Zeit, in welcher die Bauthätigkeit brach liegt, die die Sache zu verschleppen. Die Anklage sei dem Angeklagten schon*) Die Entrüstung des Freiherrn v. Mirbach über die an- Kirchenbauten doch vielen Bauarbeitern Arbeit geben vor Wochen und Monaten zugestellt worden; bis zu dieser Minute gebliche Berdächtigung wegen fahrlässigen Meineides, sowie die Er- würde. Angeft. Schwennhagen verzichtet auf die habe er geschwiegen und komme nun plötzlich mit diesen Anträgen, klärung des Herrn Staatsanwalts Drescher, daß der Vorwärts" Ladung des Herrn Singer. Was das angerufene welche ihm vielleicht nicht alle würden abgeschnitten werden können. nur wegen der geschickten Fassung des Frage ge- Beugniß des Stadtverordneten Vogtherr betrifft, so ver Aber voraussichtlich dürfte der größte Theil der Beweisanträge sich brachten Artikels einer Auflage entgangen fei, lassen den Berichtet der Angeklagte auch auf diesen Zeugen. Ober durch die Vernehmung des Freiherrn v. Mirbach erledigen dacht aufkommen, daß unser Blatt sich hier ein Meisterstück staatsanwalt Drescher bemerkt hierzu: Der Zeuge habe, lassen. In betreff der Thatsache, für deren Wahrheit der der Bosheit geleistet habe, das mit der geraden und offenen Stadtverordnete Borgmann vernomment werden folle, Kampfesweise, die Herr Drescher uns Sozialdemokraten später in baltung wurde in der Nummer 21 unferes Blattes vom fei es ja bekannt daß derselbe es abgelehnt habe, seiner Anklagerede nachrühmt, in befremdlichem Kontrast stebe. 26. Januar 1894 in der ersten Beilage auf der dritten die Stadtverordneten Versammlung für einen Zuschuß zum Um zu zeigen, daß die Herren v. Mirbach und Drescher Seite zweite Spalte veröffentlicht. Wir ziehen aus diesem Vorgang Bau der Kaiser Wilhelm- Gedächtnißkirche zu erwärmen. Daß der im Eifer des Gefechtes dieser Beziehung nichts die Lehre, daß jedem Menschen Ungenauigkeiten bei eidlichen Auss Stadtverordnete Singer in gleicher Weise vom Freiherrn als Lusthiebe ausgetheilt haben, drucken wir die angezogene fagen unterlaufen können. Für die zur Rechtsprechung berufenen v. Mirbach angegangen sei, sei einfach unwahr. Herr Singer sei Notiz, die sich in Nr. 255 des Vorwärts" vom 31. Oktober 1895 Richter ergiebt sich auch aus diesem Falle die Mahnung, vorsichtig nur gebeten worden, bei der Debatte in der Stadtverordneten befindet, hier nochmals ab. zu prüfen, ehe sie schwere Strafen wegen thatsächlich falscher Aus­Versammlung das Andenken an den Kaiser Wilhelm 1. zu schonen, Nachdem wir in dieser Nummer dargelegt hatten, daß Freiherr fagen verhängen. Unsere Parteigenossen müssen vielfachwir er. und dies sei auch geschehen. Ob auch der Stadtverordnete Cassel v. Mirbach sich in der am Tage vorher im Kameel- Inschrifts- innern nur an den Fall Schröder und Genossen von Herrn v. Mirbach angegangen worden sei, würde sich durch die Prozeß abgegebenen Aussage der mit Singer über die Kirchen- fagen mit Zuchthaus büßen." irrthümliche Auss Vernehmung des Herrn v. Mirbach erledigen lassen. Wenn die angelegenheit gepflogenen Unterredung nur ungenau zu erinnern ver Jedermann, der lesen und denken kann, wird aus dieser Klar fozialistische Presse dem Umstande, daß Frei- vermocht hatte, und nachdem wir ferner darauf hingewiesen hatten, daß stellung entnehmen, daß die Geschicklichkeit, mit der die hier ab. v. Mirbach in dem früheren Prozesse sich in wesentliche Theile diefer Unterredung dem Gedächtniß des Freiherrn gedruckten Zeilen geschrieben waren, eine sehr nebensächliche Rolle betreff eines Zeitpunktes im Zweifel befand, gegen den entschwunden waren, famen wir auf den Fall, der in dem hier in spielte, sondern daß vielmehr dem Artikel einfach nicht beizukommen selben den Vorwurf des fahrlässigen Meineides gemacht betracht kommenden Theil der gestrigen Gerichtsverhandlung den war, weil er die Wahrheit enthielt, und zwar die Wahrheit in hätte und der Angeklagte sich hierüber auf das Zeugniß des Stadi- Kernpunkt bildet, und schrieben wörtlich: fachlichster Form ausgedrückt, aus der selbst die findigste Inter verordneten Bogtherr berufe, so sei dies gegenstandslos. Aber auch über die Zeit der Unterredung mit Singer be- pretationskunft nichts von einer Verdächtigung des fahrlässigen Meineids Rommerzienrath Goldberger brauche ebenfalls nicht vernommen findet sich Herr von Mirbach in einem starken Frrthum. Nicht wird herauslesen können. Wie immer, so tämpften wir auch hier mit zu werden, denn es tönne zugegeben werden, daß derselbe aus Ende 1892 oder Anfang 1898, wie Herr von Mirbach beschworen ehrlichen Waffen, und die Thatlosigkeit des Staatsanwalts bewies, feinem Bantinftitut eine gewiffe Summe zum Bau der Kaiser - hat, fand die Unterredung statt, sondern im letzten Drittel daß gegen diese selbst das deutsche Strafgeseß nicht aufkommen Wilhelin- Gedächtnißkirche vorgeftredt babe. Aber wem tönne des Monats Jannar 1894. Der Bericht über die Unter- I tonnte.

herr

-

%

-

"

-

einziger jüdischer Chef eines Bankhauses, der Herr v. Bleichröder , der aber am Erscheinen verhindert war, die Erschienenen waren sämmtlich Christen. Es wurden gegen 200 000 M. gezeichnet, von denen 100 000 M. zur Armentrantenpflege für alle Kon­sessionen, ca. 30 000 M. für die Magdalenensache, ca. 30 000. für un­entgeltliche Krankenpflege in den Gemeinden, ca. 20 000 M. für ent­lassene Strafgefangene und ca. 10 000 m. für Erziehung armer Kinder im Johannis- Stift verwendet wurden. Also Geld von Chriften, gezeichnet für humanitäre Zwecke und nicht zu Kirchen­bauten! Ich selbst hatte von jener Versammlung nicht einmal etwas gewußt und befand mich gerade auf einer Dienstreise.

=

in

=

-

-

=

-

-

-