"

timmung wurde in der heutigen Schlußfihang folgender Be schluß gefaßt: der Barlamentarische Ausschuß" wurde beauf­tragt, alle in seiner Macht stehenden Mittel anzuwenden, um bie internationalen Gewerkschaftskongreffe zu fördern und to Mittel und Wege der Verbindung zwischen den Arbeitern und Mrbeiterinnen Großbritanniens und des Festlandes zu schaffen. Außerdem wurde dem Ausschuß aufgegeben, behufs engerer Bereinigung auf die Begründung eines Systems der Förderation der Gewerke Bedacht zu nehmen. Das letztere ist offenbar die Ausführung eines die neue Internationale" betreffenden Be­fchluffes des Pariser Bossibilistentongresses. Was im Uebrigen die Arbeit der Dundeer Versammlung anbelangt, so beziehen sich ein halbes Dußend der gefaßten Beschlüffe auf das Seemannsgewerbe, so wird im Intereffe für Leben und Gesundheit dem Gesez­geber aufgegeben, Matrosen, Heizern und Schiffszimmerleuten bie Erbringung eines Befähigungsnachweises aufzuerlegen; ferner sollen bei den Lootsen- und Lokalfeeämtern Seeleute vertreten sein; dann wird verlangt, daß der vielfach üblichen Unterbemannung britischer Schiffe vorgebeugt und der sanitäre Zustand der Schiffe wirksamer überwacht werde; endlich sollen die Schiffseigenthümer für die Verpflegungsfoften in aus­wärtigen Krankenhäusern untergebrachter Seeleute aufzukommen haben. Sehr dringend wurde die Vermehrung der Fabrik­inspektoren gefordert, und zwar sollen auch Frauen als solche permendet werden; der zu geringen Zahl der vorhandenen Inspektoren schreibt man die lebernahme des Schwigsystems zu. Ueber die wachsende Ausbreitung des Kooperativsystems brückte man seine Genugthuung aus, beklagte aber zugleich, baß manche dieser Genossenschaften sich zu schlimmen Aus­brutergesellschaften entwidelt hätten.(!) Weiter wurde die übermäßig lange Dienstzeit der Eisenbahnarbeiter für zahllose Unfälle verantwortlich gemacht. Fremde Paupers sollen von ben britischen Rüften zurückgewiesen werden, ebenso ausländische Arbeiter, welche mit Arbeitsverträgen hier ankommen. Auch soll es privaten Unternehmern nicht gestattet werden, die Gefängniß­arbeit auf dem Arbeitsmarkt gegen freie Arbeiter auszuspielen. Alle öffentlichen Vertretungsförper follen gefeßlich verpflichtet werden, ihre Arbeiten nur unter den in den betreffenden Ge­merfen eingeführten Lohnbedingungen ausführen zu lassen. Das Verschwörungsgefeh von 1875 sei dahin abzuändern, daß die Einschüchterung von Ausstandbrechern nur im Falle der An­wendung von Gewalt strafbar werde. Als erstrebenswerth wird die Bildung von vereinigten Unternehmer- und Arbeiterkammern erklärt. Endlich wird auch wieder einmüthig die Nationalisirung des Grund und Bodens verlangt. Der gefeßliche Marimal­arbeitstag von 8 Stunden wurde mit großer Mehrheit für die Bergarbeiter gefordert, für alle übrigen Arbeiter derzeit mit 88 gegen 63 Stimmen abgelehnt.

Theater.

Donnerstag, ben 12. September. Opernhaus. Der fliegende Holländer. Schauspielhaus. Die Quißows.

Deutsches Theater . Die Stüßen der Gesell­schaft.

Telfing- Cheater. Unsere Frauen.

Friebrid- Wilhelmstädtisches Center.

Karin.

Wallner- Theater. Madame Edouard. Al's Cheater. Don Juan . Wiktoria- Cheater. Stanley in Afrika . Oftend- Theater. Die Bettlerin und ihr Kind. Melraliance- Theater. Profeffor Klint

( Svärfar).

Bönigstädtisches Theater. Lumpazi- Baga­bundus.

Bentral- Cheater. Leichtes Blut.

balph Genft- Cheater. Flotte Weiber. Rentdeny- Theater. Fernande . Gebr. Richter's Variété. Spezialitäten

Borfiellung Cheater. Gr. Spezialitäten­

Reichshallen-

Vorstellung.

Berliner Theater.

Donnerstag, 12. Septbr.: Der Schwabenstreich. Freitag, 13. September: 2. Abonnements- Borst.: Coriolanus.

Sonnabend, 14. September: Der Kaufmann von Benedig.

1365

American- Theater.

Dresdenerstr. 55. Täglich Vorstellung.

Schweiz .

Der Urheber des Anarchisten- Aufrufs, welcher in der Person des Graveurs Albert Nicolet im Auftrage des eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartements verhaftet wurde, ist Inhaber eines blühenden Geschäftes und in den glücklichsten Familienverhältniffen. Nicolet zählt 39 Jahre und hat gute Bildung. Als Anarchist ist Nicolet schon länger be­fannt, und früher bereits zog er die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich, indem man ihn für den Verfasser verschiedener an­archistischer Pamphlete hielt, welche besonders bei Wahlagita tionen erschienen. Doch fonnte seine Autorschaft niemals ficher festgestellt werden. Nicolet leugnete anfangs, mit dem letzten Aufrufe etwas zu thun zu haben, legte dann aber freiwillig fein Geständniß ab, um dadurch Unschuldige vor Verdacht und Untersuchung zu schüßen. Er erklärte, nicht nur der Verfasser Untersuchung zu schüßen. Er erklärte, nicht nur der Verfasser des Manifeftes zu sein, sondern auch den Plan seiner Ver­breitung entworfen zu haben. Nach dem Bundesstrafrecht muß Nicolet den eidgenössischen Assisen zur Aburtheilung überwiesen werden.

Frankreich .

Ein Gerichtsvollzieher überreichte auf der Seine­Präfektur die Erklärungen über Kandidaturen Boulanger's und Rochefort's. Die Präfektur hat dieselben zurückgewiesen. Die Direktoren der Ausstellung haben in Be antwortung einer Anfrage, ob es beabsichtigt sei, die Ausstellung

zu verlängern, erklärt, daß diefelbe unwiderruflich am 31. Oktober geschlossen werden würde.

Das Blatt Paris " veröffentlicht eine interessante 3usammenstellung von Urtheilen, welche die Mit­glieder des Ausschusses der boulangistischen Nationalpartei bezm. beren Freunde über einander gefällt haben. Es geht aus dieser Ausgrabung hervor, daß fie fich früher gegenseitig ebenso ver achteten und haßten, wie jezt die Opportunisten, und daß sie fich zu allen Schändlichkeiten fähig hielten. So urtheilt bei­fpielsweise af fagnac über Boulanger: Ueberläufer aus dem monarchistischen Lager, Verräther der katholischen Religion, hat er sich, nachdem er der Diener der Prinzen und der Diener Gottes gewesen war, der Revolution und dem Teufelverkauft. Ohne Gewissen, ohne Ueberzeugung, ein Wege­lagerer und Raubgefelle, würde er, wenn sich die Gelegenheit böle, 18. nicht zögern, den Brumaire oder den 2. Dezember auf eigene Rechnung zu wiederholen. Er ist unmöglich als Kriegsminister, unmöglich als oberster Feldherr, unmöglich als Soldat. Fort mit Boulanger, bamit wir uns entweder des Friedens erfreuen oder zum Kriege

schreiten können! Denn den einen verhindert er, den andern aber fönnte er nicht leiten.... Frankreich , das sich in diesen Hanswurst verliebt hat, wird ihn bald genug zerschlagen, und

wenn es ihm den Bauch öffnet, die Entdeckung machen, daß nichts anderes drin ist als das Heu...." Der mit Boulanger verurtheilte Rochefort äußerte fich über den Boulangisten Naquet in folgender erbaulichen Weise: Unter allen bestechlichen Re publikanern ist Naquet sicher der, welcher am schamlosesten seine Grundfäße änderte je nach der Zeit und namentlich nach seinen Interessen. Der ausgesprochene Geschmack dieses politiſchen Chamäleons für Meinungswechsel wird nahezu unbegreiflich. ... Noch schärfer urtheilte Rochefort über Déroulébe: Der Déroulèdismus ist eine neuerdings von der Akademie der Me dizin festgestellte Krankheit. Sie gleicht derartig der Hund wuth, daß Bafteur sich mit der Aufsuchung ihres Mikroben bes schäftigt. Alle Leichen der in Tongting gefallenen Soldaten gehören Déroulède erb- und eigenthümlich. Nur er darf an ihren Gräbern sprechen und über ihren Särgen seine Fahne schwenken."

Versammlungen.

3. Punft:

Der Fachverein der Puter hielt am 8. d. M. eine Mitgliederversammlung mit folgender Tagesordnung ab. 1. Punkt: Beschlußfaffung über den beabsichtigten Rechens furfus. 2. Punft: Die Regelung der Lokalfrage. Vereinsangelegenheiten und Verschiedenes. Nachdem der erste Punkt erledigt, wurde zu Punkt 2 beschlossen, die Mitglieder versammlungen nur in einem der von der Lokalkommission empfohlenen Lokale abzuhalten, gleich viel in welcher Gegend es

dem Vorstand möglich ist, ein passendes zu finden. Zu Punkt 3 weist der Vorsigende zunächst auf ein in Nr. 207 des Ber liner Volksblatts" enthaltenen Versammlungsbericht einer öffent lichen Maurerversammlung hin, und verlieft hierzu eine furze an das Berliner Volksblatt" und andere Zeitungen z fendende Berichtigung, welcher die Versammlung zufiimmie. ( Siehe die Berichtigung in heutiger Nummer. Red.) Denn wenn, so führte Redner ungefähr aus, auch zu manchen Dingen, die man den aufgeregten Gemüthern zu Gute halten mußte, geschwiegen worden sei, so habe doch auch alles feine Grenzen. Es schließt sich hieran eine etwas lebhafte Debatte, in welcher unter anderem auch getadelt wurde, daß man schon zwei Tage nach der Proflamirung des Generalftreits der Maurer, noch ehe die Puzer Berlins hierzu Stellung nommen, den Maurern Absolution ertheilte und sie aufforderte geschürt. man habe somit das gezeitigt, was später in der Lon hallen- Versammlung eintrat. Nach dem noch einige Unter stügungsgesuche erledigt und einige interne Angelegenheiten ge regelt waren, wurde die Versammlung geschloffen.

Für die zahlreiche Betheiligung ſome ben Heute, Donnerstag, den 12. Sept., Abds. 8 Uhr,

schönen Blumenspenden bei der Beerdigung meines unvergeßlichen Mannes sage ich allen Kollegen, Freunden und Genoffen deffelben, so­wie dem Gefangverein den herzlichsten Dant. Minna Koflisky geb. Baumert nebst Kindern.

1447]

Allen Freunden und Kollegen, die meinem geliebten Manne die legte Ehre am Grabe er wiesen haben, hauptsächlich aber dem Kollegen Gareis, sowie für die reiche Blumenspende fage ich hiermit meinen innigften Dank. Wittwe Keil nebst Eltern 1446] und Geschwistern.

Ehrenerklärung.

Die Anfangs Juni d. J. gegen den Vorstand des Fachvereins der Tischler ausgesprochene Beleidigung nehme ich hiermit zurück.

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1. Abrechnung über die eingegangenen Gelder für Beschidung des Pariser Kongresses. 2. Vortrag: Die wirthschaftlichen Krisen und bie Sozialgefeßgebung". Ref.: Th. Glocke. 3. Diskussion.

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