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Lokales.
Zum Doppelmord in der Frankfurter Aller. Nicht mwichtige Nachrichten, die anfangen die Situation des noch immer nicht aufgeklärten Raubmorbes zu verändern, werden dem Untersuchungsrichter durch Zeugenaussagen unterbreitet und laffen jezt den Ehemann der ermordeten Baneß, von dem anfänglich wenig gesprochen wuide, und von dem man an nahm, daß er gänzlich verschollen, mehr in den Vordergrund Irten. Bekanntlich ist die Vanek seit 14 Jahren von ihrem Mamne getrennt und lernte, als sie vor 4 Jahren hierher zog, den Schlächter Werner fennen, mit welchem sie auch zuSummenzog. Das Paar lebte damals in wilder Ehe in der edigstraße und der Hauswirth wollte unter keinen Umständen bes demoralisirende Berhältniß der Beiden in seinem Hause lben. Daraufhin machte die Baneh Anstalten, fich von ihrem hemann, der ganz und gar verschollen, zu trennen; bei dem barauf folgenden standesamtlichen Aufgebot soll sich jedoch der bafchwundene Ehemann gemeldet haben, wodurch die Heirath mit Werner nicht stattfinden konnte. In letzter Zeit machte die Ban wieder Anstrengungen, sich von ihrem Gatten scheiden
laffen und follen auch wiederholte Aufrufe an den früheren Selächtermeifter Banek erlassen worden sein. Es melden fich brigens fortwährend noch Zeugen, die zumeist gegen Klaufin asfogen; so viel aber steht fest, daß am Freitag Nachmittag ein fremder Mann bei der Banes gewefen und mit der Frau Hoit gezecht hat, und daß dieser Fremde eine Berfon gewesen, welche Klaufin wohl kennen muß, schon aus dem Grunde, weil der Fremde ein Landemann gewesen und Klausin längere Zeit gleichfalls in Nordenburg gelebt, wie wir bereits mitgetheilt.
Die Konfrontirung des mathmaßlichen Mörders laufin mit seinen beiden Opfern und die Obduktion derselben but am Sonnabend Vormittags im Leichenhause des alten Kirchbefs in Lichtenberg stattgefunden.
Ein Fall von Seelenblindheit wurde in der hiesigen haritee fonstatirt. Der Patient, ein 3immermann Heinrich ift 54 Jahre alt und gab selbst an, daß er seit der Erhontung zwar die Gegenstände feben, aber nicht erkennen tonnte. Erst wenn er fie anfaßte, wußte er, was er vor sich batte. Farben erkennt er nicht, ein vorgehaltenes Licht sieht er nicht, faßt ruhig in die Flammen und merkt dann erst, daß es bennt. Ein Bund Schlüffel, welches man ihm vorhält, erkennt er macht, fobald man mit den Schlüffeln tiappert, benennt er
richtig. Ein Stüd Seife führt er zum Munde, leckt on demselben, riecht daran und benennt es dann richtig. Solche Fälle, die der Physiologe Munt„ Seelenblindheit" genannt hat,
has fehr felten.
Ein Eisenbahnunfall auf dem Schlesischen Bahnhofe. Als der zweite Sonderzug, von Hoppegarten 6 Uhr Abends tommend, auf dem Schlesischen Bahnhof das Signal Jum Weiterfahren erhalten hatte, wurden die Passagiere durch tin donnerartiges Getöse aufgefchredt. Die eine hintere Wand bes Wagens Nr. 317 an der Stelle, wo die Buffer befestigt b, plagte los, fo daß die Puffer nach oben gerichtet standen. Der Bahnhofsinfpettor bemerkte diesen Vorfall zuerst und ver mochte, als der Zua schon die Halle verlassen hatte, noch schnell genug das Signal zum Haiten zu geben. Hierauf entstand nter den Baffagieren, die schnell auf den äußeren Berron raussprangen, große Aufregung. Der beschädigte Wagen wurde ausrangirt, worauf das Zeichen zur Weiterfahrt gegeben Die Betriebsstörung dauerte 25 Minuten. Der Zug
urde.
betend aus 40 Wagen.
Vor einem schweren Unglück find die Paffanten der Blumenstraße ganz burch Zufall bewahrt worden. Als bie Maurer die Dächer des bekannten Bender'ichen Roloffalgetäudes Nr. 67a und 67b untersuchten, weil es daselbst durch regnete, entdeckten fie mit Schrecken, daß der gesammte Stuck ben unter den Mansarden fast ganz und gar los war und eden Augenblid auf die ahnungsios Vorübergebenden niederürzen fonnte. Die faft 3 Fuß vorspringenden Studornamente 3ntnerschwer, so daß, wenn ein Unglück gefchehen wäre, Menschen dabei hätten um's Leben kommen können. Es wurde namehr schleunigft Abhilfe geschafft.
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Zu dem Deckeneinftury in der Kaserne der ArtillerieSchießschule wird noch mitgetheilt, daß, nachdem Feuerwehr uluär mit Anstrengung aller Kräfte die Trümmer der tirgestürzten Dede, einer fünftlichen Studdede, bei Seite geumt hatten, fünf Maurer mit theils schweren, theils leichteren Die Berlegungen aus dem Schutt hervorgezogen wurden. Maurer S. und Sch. find schwer, namentlich am Kopf verundet und wurden in Trageförben von Soldaten nach dem ahegelegenen Augufta- Hospital überführt. Die drei anderen Maurer weren dadurch, daß fie im Moment der Katastrophe nech den Seitenwänden hin sprangen, der größten Gefahr entgangen und haben nur geringfügige Verlegungen und VerHauchungen der Glieder davongetragen. Diefelben wurden gleschfalls nach dem obengenannten Hospital geschafft.
Von einem Hunde zerfleischt. Ein schreckliches Unlück, das für unsere Kleinen zugleich eine ernfiliche Warnung nb Mahnung enthält, ereignete sich am Donnerstag in einem Saufe der Naurynstraße. Dortfelbft nedte sich auf dem Hofe Lee 10jährige Knabe Sch. mit einem größeren Hunde, der rincm in dem nämlichen Haufe wohnenden Herrn gehört. Plößi wurden die Bewohner durch ein markerschütterndes HilfeBei erschreckt. Man eilte nach dem Hofe und fand den noben in einem entfezlichen Zustand blutüberströmt am Boden lirgen. Das Thier, mit welchem der Junge stets auf vertrau em Fuke geftanden, hatte ihn mitten im Spielen ganz unver muthet im Geficht gepackt und dem Knabeu die Nasenflügel and die Oberlippe so zerfleischt, daß dieselben nur als unfenntdhe Fleischtheile noch am Geficht bingen. Der Verlegte wurde aach der ful. Klinit gebracht, während die Polizli von dem Vorfall unterrichtet wurde, damit sie den Hund, der nie zuvor men biffigen Charakter an den Tag gelegt hatte, untersuchen laffe.
Su eigenthümlicher Weise verunglückte gestern Vormittag der Tischler B. Er wollte im Auftrage seines Meisters hh nach einem in der Reichenbergerstraße befindlichen Neubau begeben. Als er eben das Terrain des Baues betritt, gleitet nem bereits zur Höhe des britten Stockwerfs emporfiimmenden Träger ein Stein aus seiner Molle, der Stein fällt in die Tiefe und trifft den unten stehenden B. mit solcher Gewalt auf den Kopf, daß B. lautlos zufammenbricht. Ein Arzt antersuchte und verband die Wunde, welche fich als eine here Berlegung des Hinterkopfes herausstellte. Mittelft Broschte wurde darauf der noch immer bewußtlose B. nach einem Krankenhause gebracht.
Ein wahnsinniger Stadtreisender. In nicht geringen Schreden wade om Freitag Bormittag der Inhaber eines Bofamentier Geschäfts in der Linienstraße verfekt. Zu dem felben tam bereits seit mehreren Jahren der Reisende eines ber Königftadt belegenen Engros. Gefchäfts, um Aufhäge far feine Fuma von dem Kunden Herrn St. entgegenzunehmen. Ter Bosamentier hatte den stillen bescheidenen Mann recht
Sonntag, den 22. September 1889.
gern und plauberte jedesmal recht lange mit ihm. Am Freitag Vormittag wollte er, als der Reisende, Herr L., wieder erschien, demfelben eine Rechnung bezahlen und legte für ihn drei 50- Markscheine auf den Tisch. Als der Posamentier nach seiner daranstoßenden Wohnung gina, um die Rechnung zum Quittiren zu holen, und nach einigen Minuten in den Laden zurückkehrte, bemerte er, wie 2. eine der erhaltenen Banknoten mit der Ladenscheere kurz und klein geschnitten und sich eben anschickte, dies mit der zweiten zu thun. Als der erschrockene Bosamentier dies zu verhindern suchte, gerieth der Reisende, der allerhand wirres Beug Sprach, in Wuth, die schließlich in einen Tobsuchtsanfall ausartete und wobei L. die Innenseiten des Schaufensters zertrümmerte. Nur mit Mühe gelang es dem Posamentier mit Hilfe hinzugerufener Hausbewohner den Nasenden zu bändigen, der auf Anordnung des telegraphisch verständigten Chefs des Bedauernswerthen und eines sofort geholten Arztes in eine Privat- Irren- Anstalt geschafft wurde. Kummer und Gram über den Tod seines einzigen Kindes fcheinen die Ursache der geistigen Umnachtung des allgemein bei der Kundschaft beliebten Mannes gewesen zu feien.
Ein diebischer Hausgenoffe. In dem Kolonialwaaren geschäft von G. in der Friedrichstraße befand sich seit 2½ Jahren Der 18jährige Kommis K. in Stellung, der das ganz befondere Bertrauen seines Chefs schon deswegen genoß, weil R.'s Vater mit dem Geschäftsinhaber eng befreundet ift. Der junge Mann bewohnte in dem H.'schen Hause ein Zimmer, welches dicht neben dem Komptoir belegen. Seit einiger Zeit welches dicht neben dem Romptoir belegen. Seit einiger Zeit bemerkte Herr R., daß aus dem Geldschrank, welcher im Geschäftsbureau ftand, täglich kleinere Beträge fehlten. Der Vers dacht lenkte sich zuerst auf den Buchhalter des Geschäfts, und fo hätte es leicht geschehen können, daß ein Unschuldiger des Diebstahls bezichtigt worden wäre, menn nicht vor einigen Abenden der wükliche Dieb gefaßt worden wäre. Als nämlich Herr H. gegen 12 Nachts mit den Seinigen nach Hauſe tam, bemerfie er in dem nach dem Hofe zu belegenen Komptoir Licht, und leise durch den Laden von vorn in das Zimmer tretend, gewahrte er feinen Kommis K., als derselbe den Geldschrank mittelst Nachschlüssels öffnete. Herr H. nahm den ungetreuen Burschen sofort ins Gebet, und es stellte sich nun heraus, daß der jugendliche Dieb im Laufe der legten 8 Wochen nicht weniger als 680 M. mittelft Nachschlüssels gestohlen habe. Daß der aufgebrachte Chef gegen R. feinen Strafantrag gestellt, verdankt der leichtsinnige Bursche der hochachtbaren hiesigen Familie, welcher derfelbe angehört und welche vollen Schadenersatz geleistet hat. Der diebische Kommis befindet sich bereis auf dem Wege nach Amerika .
Schon wieder ein jugendlicher Ausreiher, welchem das Afrikafieber" in den Kopf gestiegen ist, wird von seinen tief bekümmerten Eltern gesucht. Der 16 Jahre alte Sohn Hubert des Berginspektors Runge hat am 11. September das Elternhaus verlassen, um nach Östafrika zu gehen. Zu diesem 3wed hat er sich mit einem grauen oder braunfarrirten Jaqued-( Jagd-) Anzuge, einer braunen Jagdmüße und der unvermeidlichen Doppelflinte versehen, die er in einem ledernen Futteral bei fich trug. In. dieser Ausrüstung hat er wahr scheinlich Hamburg erreicht, wo er wegen der Ueberfahrt nach Afrika auf Schwierigkeiten gestoßen und umgekehrt ist. Die Eltern bitten Alle, welche über den Verbleib ihres Sohnes, der an einer Narbe auf der Stirn leicht kenntlich ist und an seiner Uhrfette einen Thaler des Mansfelder Bergbaues trägt, Ausfunft geben können, um Mittheilung.
Der Ausflugsort Schildhorn steht vor der Gefahr der Bersumpfung. Die drei dort befindlichen Lokale liegen bc= fanntlich am Ufer des Gatower Sees in einer Einbuchtung desselben; ihnen gegenüber ragt eine Landzunge mit dem Denkmal des Wendenfürsten Jaczo , an welches sich die betannte Schildhornsage fnüpft, in den See hinein. Der Havelstrom führt nun eine Menge Schlamm und Erde mit sich und treibt diese Masse in die Bucht, wo sie sich ansammelt, da der Abfluß durch die Landzunge abgeschnitten ist. Vor dem zweiten Lokal waren die Anschwemmungen in diesem Sommer so erheblich, daß die fumpfige Masse über die Oberfläche des Waffers hinausreicht. Das dritte Lokal ist fast gänzlich vom Wasserverkehr abgeschnitten. Eine Befferung dieser Zustände, welche faft eine Lebensfrage für die Schildhornreftaurants ist, fann nur ermöglicht werden, wenn die LandAunge durchstochen wird und der Strom an dieser Stelle Abfluß het. Es steht dann allerdings das Schildhorndenkmal auf einer Infel.
Im kleinen Vogelhaus des Boologischen Gartens bildet neben vielen anderen Seltenheiten, auf welche wir schon oft aufmerksam zu machen Gelegenheit hatten, einen Hauptanziehungspunkt die reiche, durch wahrhaft prächtige Exemplare repräsentirte Sammlung der verschiedenen Taubenarten, ins besondere aber die vielen wilden Arten aus den fernsten Theilen der Erde, während die große Mitelvolière eine Anzahl von Farbentauben enthält, welche das Interesse der Taubenliebhaber und Züchter wachrufen. Unter den wilden Arten fällt durch die eigenthümliche, mähnenartige Befiederung des Halfes nicht minder als durch den wunderbaren Metallglanz des grünschimmernben Gefieders wohl am meisten die Nicobaren- oder Mähnentaube ins Auge, welche in Hinsicht auf den metallischen Glanz des Gefieders verschiedene Fluchttauben den Rang streitig zu machen suchen, wo hingegen andere Arten dieser Gruppe, ein faches weißes oder wenig farbiges Kleid tragen. Eine be fonders merkwürdige und bei allen Besuchern Erstaunen erregende Erscheinung ist ferner die Dolchstichiaube, ein zierliches, oben graues, unten weißes Täubchen, welches mitten auf der Brust einen blutrothen Fleck, einer Wunde zum Ver ähnlich, trägt und mehr als einmal die wechseln Meinung erweckt hat, als habe man die fonder bare, abfolut nicht zu erklärende Färbung fünftlich hervorgebracht. Spikachaubte Schopftauben zierliche Sperber- und Diamanttäubchen, anmuthige isabellfarbige und weiße Lachtauben und zahlreiche andere Arten beleben die verschiedenen Außenkäfige im Verein mit orientalischen Blondinetten und Satinetten, sowie Meccatauben. Die größte aller lebenden Taubenarten, die Fächertaube, finden wir in hervorragend schönen Exemplaren und die durch ihren mit zwei Bahnen ausgerüsteten Schnabel von allen anderen Familiengenoffen abweichende, im Aussterben begriffene Zahntaube der Samoa- Inseln haben wir als Seltenheit ersten Ranges ebenfalls Gelegenheit gebührend zu beachten.
Polizei- Bericht. Am 20. d. Mts. Morgens wurde im Thiergarten, in der Nähe des Restaurants Charlottenhof, die Leiche eines unbekannten, etwa 30 Jahre alten Mannes mit einer Schußwunde in der Brust und kurze Zeit darauf auf dem Grundstück Plan- Ufer Nr. 95 ein etwa 40 Jahre alter Mann erhängt vorgefunden. Die Leichen wurden nach dem Schauhause geschafft. Nachmittags wurde auf dem Alexanderplat, an der Ede der Neuen Königstraße, ein Arbeiter von einem Möbelwagen überfahren und anscheinend innerlich verlegt, so daß er nach dem Krankenhause em Friedrichshain gebracht
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6. Jahre.
werden mußte.- Als zu derselben Zeit die verehelichte Tapezirer Lazarus auf dem Hausboden des Sophien- Gymnasiums, Wein meisterstraße 16-17, mit Aufhängen von Wäsche beschäftigt war, betrat ihr 11 jähriger Sohn das Glasdach eines Licht schachtes, brach mit demselben durch und stürzte bis in das Erdgeschoß hinab. Er erlitt dabei so schwere Verlegungen, daß er auf der Stelle verstarb. Abends sprang ein Bildhauer gehilfe von der Ueberführung der Invalidenstraße über die Lehrter Bahn auf die Geleise hinab, legte sich auf die Schienen und murde von einem zur selben Zeit ankommenden Zuge überfahren und sofort getödtet. Die Leiche wurde nach dem Schauhause gebracht. Am 20. d. Mts. fanden Linienstr. 248 und Neue Wilhelmstr. 2 und in der Nacht zum 21. d. Mts. Markgrafenstr. 70 fleinere Brände statt.
Theater.
Wallner- Theater. In einem Einafter aus dem Französischen der Herren Meilhac und Halévy König Candaule" eröffnete Frau Anna Schramm ihr diesjähriges Auftreten im Wallner- Theater. Das, was die französischen Possen dichter uns in dem Stücke vorführen, ist weder neu noch interessant, denn genau wie in Madame Edouard sehen wir auch hier, wie der Ehegatte seine Gattin betrügt und sie wiederum ihn. Das Ganze spielt in der Garderobe vor den Logen eines Pariser Theaters, in welchem selbst, König Candaule, ein frivoles französisches Stück, aufgeführt wird. Durch ganz unnatürliche Zufälle treffen sich die Gatten vor der gleichen Loge, jeder natürlich in Begleitung des Freundes, resp. der Freundin. Mit einer Lüge ziehen sie sich beide aus der Situation. In einer anderen Loge nebenan spielt sich zu gleicher Zeit ein etwas harmloseres Bild ab. Ein biederes Ehepaar aus der Provinz bringt seine beiden halbermachsenen Töchter, aus Furcht, dies felben allein im Hotel zurückzulassen, mit in's Theater; des so unpassenden Stückes wegen jedoch müssen die armen niedlichen Mädchen fortwährend in die Garderobe hinaus; hier finden sich denn auch zwei, von dem schon so oft Gesehenen auch tüchtig gelangweilte Herren ein, die selbstredend die Gelegenhe benußen, den Backfischen gründlich die Cour zu schneiden, b die entfekten Eltern erscheinen, die ihre Kinder der Obh Logenschließerin anvertraut hatten.
Die Logenschließerin spielte Frau Schramm mit ihre bekannten, vorzüglichen Humor; nur schade, daß sie so w Momente auf der Bühne zu erblicken war. Ebenso war d Ensemble der übrigen Künstler ein recht flottes.
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Bergnügungs- Chronik.
Projektirtes Repertoire der königlichen SchauSpiele vom 22. bis 30. September 1889. Im Opernhause. Sonntag, den 22.: Die Meistersinger von Nürnberg ; Montag, den 23. Die lustigen Weiber von Windsor; Dienstag, den 24.: Alessandro Stradella ; Mittwoch, den 25., neu einstudiet: Orpheus und Eurydice ; Donnerstag, den 26., zum Besten der Bensions- Anstalt der Genossenschaft Deutscher Bühnen- Ange höriger : Der fliegende Holländer ; Freitag, den 27.: Die Zauber flöte ( Herr Schwegler als Gaft); Sonnabend, den 28.: Orphens und Eurydice; Sonntag, den 29.: Tannhäuser ( Herr Schwegler als Gaft); Montag, den 30.: Flick und Flock. Im Schaus spielhause: Sonntag, den 22.: Romeo und Julia; Montag, den 23., zum Besten der Pensions- Anstalt der Genoffenschaft Deutscher Bühnen- Angehöriger: Natalie; Dienstag, den 24. Weltuntergang; Mittwoch, den 25.: Minna von Barnhelm; Donnerstag, den 26.: Romeo und Julia; Freitag, den 27.: Hans Lange; Sonnabend, den 28.: Natalie; Sonntag, den 29. Die Quizom's; Montag, den 30.: Was ihr wollt.
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Der Birkus Busch am Friedrich- Karl- Ufer erfreut fich schon jetzt einer täglich steigenden Beliebheit, da die Großartigkeit der fünstlerischen Leistungen daselbst immer weiter bes tannt wird. Am Abend herrscht an der Kaffe ein geradezu unheimliches Gedränge: Ein Jeder möchte sich baldmöglichst von der außerordentlichen Tüchtigkeit dieses Urberliner" Birtue Direktors und feiner Gesellschaft selbst überzeugen. Der Dis rektor, dessen zahlreiche Kräfte" ihm ein täglich vollständiges Abwechseln des Programms gestatten, läßt deshalb am heutigen Sonntag zwei, von einander gänzlich verschiedene Vorstellungen stattfinden, bei deren erster, am Nachmittag, ein Kind unter 10 Jahren auf jeden Platz mitgenommen werden kann.
Hedwig Niemann nimmt gegen Ende des Monats September ihre füaftlerische Thätigkeit am Berliner Theater" wieder guf. Schon zu Ausgang der vorigen Session sprach die Künstlerin den Wunsch aus, daß ihr Name auf den Theaterzetteln nicht mehr in besonderer Zeile hervorgehoben werde, fondern in fortlaufender Reihe mit denen der übrigen Dar steller genannt würde. Zu Beginn der jeßigen Spielzeit wie derholte sie den Wunsch, dessen Erfüllung Direktor Barnay natürlich mit größter Freude zusagte.
Gerichts- Beitung.
In einer Anklagelache wegen Vergehens gegen das Sozialistengeseh, welche gestern vor der 2. Straftammer hiesigen Landgerichts I verhandelt wurde, fam es zu sehr hef tigen Auseinandersetzungen zwischen Vertheidiger und Gerichtshof. Die Anklage richtet sich gegen den Tischler Baumgarten, den Weber Kurze, den Tischler Delße, ben Buchdrucker Eimer und den Raschmacher Magnan. Nach den Ermittelungen der Polizei sind bei dem Angeklagten Eimer am 5. Februar zwei etwa 2-3 Beniner schwere Kisten angekommen. Dieselben sind von dort abgeholt und zu Magnan nach dem Hause Frankfurter Allee 128 geschafft worden. Dorthin tam nach einigen Tagen Delze, die Riften wurden aufgebrochen, ein Theil des Inhalis mitgenommen, der Reff blieb aber bei Magnan. Rurße und Baumgarten sollen bei der Abholung thätig gewesen sein. Die Polizei, welche das Haus Frankfurter Allee 128 schon längere Zeit observirte, hielt bei Baumgarten Haussuchung ab und fand daselbst ein aus jenen Riften herrührendes Packet vor, welches 135 Gremplare Antifyllabus", 100 Eremplare Ceterum censeo", 524 Erem plare Was die Sozialdemokraten find", 660 Exemplare Fliegen und Spinnen" enthielt. Auch bei Magnan wurden bei einer Haussuchung sozialdemokratische Schriften entdeckt, darunter Fliegen und Spinnen", Bebels Frau"," Neues Wintermärchen" Das Recht auf Faulheit" u. s. w. u. f. w. Die Angeklagten, waren deshalb wegen Verbreitung verbotener Druckschriften angeklagt. Zu den Personalien der Angeklagten bemerkte der Polizeiwachtmeister Weinert, daß Delze Vertreter des vierten Wahlkreises und Mitglied des sozialdemokratifd en Zentralfomitees gewesen, Baumgarten aber habe sich durch
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