mann und ein Revisor gewählt werde. Diefer Antrag fand auch die Zustimmung der Versammlung. Mithin wurde nun zur Wahl geschritten und Kollege Rosenberger als Arbeitsausgeber, Kollege Höhne als Eragmann und Kollege Schröder als Revisor gewählt. Als sich nun zum Punkt 5 auch ein Herr Müller, Riftenmacher, zum Wort meldete, protestirte der übermachende Beamte dagegen und meinte, es sei nur eine Mitgliederversammlung und Gäste haben feinen Zutritt, sonst müßte das mitangemeldet sein. Herr Müller mußte fomit aufs Wort verzichten. Kollege Geelhaar erörterte, was Herr Müller etörtern wollte. Da sich die Kistenmacher immer noch im partiellen Streit befinden und ihnen der Kampf nur von Stellmacherit erschwert wird, so ermahnte Redner, nicht dahin zu gehen und für die alten Preise zu arbeiten, sondern vielmehr diejenigen, die dahin gegangen find, wieder suchen hinaus zu ziehen. Zum Schluß wurde nun noch ermahnt, den Billetverfauf zu dem bevorstehenden Stiftungsfest recht rege zu betreiben. Hierauf erfolgte Schluß der Versammlung.
Die Freie Vereinigung der Maurer Berlins und Umgegend hielt am Sonniag, den 22. d. M., Vormittags, bei Jordan eine wieder sehr gut besuchte Mitgliederversamm lung ab zur Erledigung folgender Tagesordnung: 1. Wie tellen sich die Mitglieber dem AffordMaurerverein gegenüber?
Vorsitz der Herren Monien( Tischler) und Geelhar( Stellmacher).| femmlung war sehr stark besucht. Bunächst stattete Roller Tie Tagesordnung lautete: 1. Abrechnung der freiwilligen Beiträge, welche zur Entfendung eines Delegirten zum Bariser Rongreß gesammelt worden sind. 2. Die wirthschaftlichen Krifen und die Sozialgesebaebung. Referent Herr Glocke. Zum ersten Punkt erhielt das Wort Herr A. Apelt( Tischler) und erstattete Namens der Kommission Bericht über die eingelaufenen Gelder. Darnach belief sich die Einnahme auf 815,73 M. Die Ausgabe betrug mit Einrechnung aller nebensächlichen Kosten, wie Versammlungsunkosten, Drucksachen u. f. m. 494 M. 75 P. Es verblieb daher ein Ueberschuß von 320 M. 98 Pf. Die Richtigkeit der Abrechnung wurde von den als Revisoren hinzugezogenen Personen Schulz( Tischler), Habermann( Stellmacher) und Burkhold( Böttcher) bestätigt und auf Antrag derselben der Kommission Dedarge ertheilt. Ueber die Verwendung des Ueberschusses entspann sich eine längere Debatte. Von Herrn Müller( Tischler) wurde beantragt. den ganzen Ueberschuß der Zentral Streiffommission der Tischler in Stuttgart zur geeigneten Verwendung zu überweisen. Gegen diesen Antrag wenden sich die Herren Heß, Seelhar und Kannemann mit der Motivirung, da ja auch andere Gewerke, wie die Tischler, Kommissionen hätten und fich zu einer eventuellen Lohnbewegung vorbereiten, Von auch diese daran Antheil haben. so müßten 2. Diskussion. Herrn Apel wird der Vorschlag gemacht, den Ueberschuß den dabei betheiligten Gewerken je nach dem Prozentsaz ihrer Beitragsleistung zu überweisen und stellte derselbe einen speziellen Antrag hierzu. Derselbe lautet: Die Versammlung beschließt, den Ueberschuß der eingegangenen Gelder den Zentral- Streif fonds derjenigen Gewerfe zu überweisen, welche an der Aufbringung der Gelder betheiligt waren, und zwar das Geld nach Prozentjak zu vertheilen. Da nun die Ausgaben 61% Prozent der Einnahme betragen, so verblieben demnach für alle Ge werte 38% Prozent zurückzuerstatten, es erhalten darnach die Böttcher 18,20 M., die Bildhauer 29,20 m., die Stellmacher 34,20 M. und die Tischler 239,98 M. zurückerstattet; es foll jedoch denjenigen Gewerfen, welche feinen Streiffonds haben, überlaffen bleiben, den ihnen zufallenden Theil anderweitig zu verwenden. Der Antrag wurde mit überwiegender Majorität angenommen und ist hiermit der erste Punkt der Tagesordnung erledigt. Bum zweiten Punkt der Tagesordnung: Die wirthschaftlichen Krifen und die Sozialaefeßgebung erhielt als Referent Rollege Theodor Glocke das Wort. Der Redner führte zunächst an, daß nach der materialistischen Geschichtsauffaffung die Produftion die Grundlage der ganzen Kultur ist, daß aber der heutigen tapitalistischen Produktionsweise, als nach deren eigentlichen Träger er den be= Liberalismus zeichnete, der Arbeiter, welcher gewissermaßen der eigent liche Produzent ist, nichts von dem Wohlstand verspürt, sondern immer mehr und mehr in die Armuth hinabsinkt; daß er wo er feine eigenen Produkte hingegen früher,
in
3. 3t es möglich, unter den Maurern Berlins einen Arbeitsnachweis einzuführen? 4. Ge= werkschaftliches und Verschiedenes. Nachdem das Protokoll der vorhergegangenen Sigung verlesen und ange nommen, referirte Rollege Kerst an über den ersten Punkt der Tagesordnung. Derselbe huldigte dem Grundfaze: Bange machen gilt nicht und war überzeugt, daß der Afford- Maurer verein sehr bald von der Bildfläche verschwinden werde. Die Affordarbeit fönne nur bestehen bei großem Arbeitsbedürfniß. Wenn die zielbewußten Arbeiter ein wachfames Auge darauf haben, so würde die Affordarbeit überhaupt nicht aufkommen fönnen. Zudem ständen an der Spiße der Affordmaurer Leute, welche aus verschiedenen Gründen aus der allgemeinen Arbeiterbewegung ausgefchloffen sind. Der Affordverein werde überdies durch die Protektion, deren sich derselbe seitens das der Baugewerkszeitung" zu erfreuen habe, rechte Licht gestellt. Die Schädlichkeit der Affordarbeit wies Redner mit statistischen Zahlen nach. Es braucht nur angeführt zu werden, daß ein Affordmaurer täglich durchschnittlich 700 Steine, ein Lohnmaurer bei zehnstündiger Arbeitszeit da Gegen nur 500 Steine verarbeitet, um sich ein entsprechendes Rechenerempel zu konstruiren. Redner ermahnte gegen die Affordarbeit energisch Front zu machen. Kollege anisch beleuchtete gleichfalls die Schädlichkeit der Affordarbeit und wies darauf hin, daß eine gänzliche Beseitigung der Affordarbeit einer Verfürzung der Arbeitszeit gleichfomme. Auch er war der Meinung, daß der Affordverein in feiner Weise zu fürchten fei, daß derselbe vielmehr an der eigenen Uneinigkeit zu Grunde aehen würde. Rollege Grothmann hielt seinerseits einen Rückblick auf den diesjährigen Maurerftreit, die Affordarbeit wie auch die Innungsmeister einer Scharfen Kritik unterziehend. Redner gab der Ueberzeugung Ausdrud, daß es der Maurerbewegung im nächsten Jahre ge lingen werde, das zu erreichen, was durch die Machinationen der Innungsmeister in diesem Jahre nicht vollständig zu erreichen möglich war. Die Fabel von dem Mehrverdienst der Akkordmaurer führte Redner auf ihr Nichts zurück und zeigte, daß lediglich der Kapitalwucher der Grund für die Vorliebe fei, mit welcher heute man in Afford mauern lasse. Die Krankenkassen wür den am meisten von den Affordmaurern in Anspruch genommen werden. Deshalb müsse jeder denkende Arbeiter die Affordarbeit verwerfen. Auch war Redner der Meinung, bak, wie der Phönix aus seiner eigenen Asche, eine neue Maurerbewegung aus der diesjährigen, aber auf solideren Grundlagen, erstehen müsse. Die Kollegen Freidant, Kaufmann u. A. erörterten das Thema der Akkordarbeit aleichfalls im Sinne der Vorredner und betrachteten die Freie Vereinigung" als den Grundstein, auf welchem das Gebäude der wirthschaftlichen Befferstellung nur errichtet werden fönne und die deshalb mit allen Kräften gestärkt und aufrecht erhalten werden müsse. In der sehr regen Disfuffion wurde allgemein darauf hingewiesen, daß die jeßige Affordarbeitbewegung die indessen früher eine angeftiftete Machination ſei, der Maurer oder später an dem gefunden Sinne der Der vorgerückten Zeit wegen wurde zerschellen werde. erster dritte Punkt der Tagesordnung als Punkt der Tagesordnung bis zur nächsten Mitgliederversammlung veriagt. Unter Verschiedenes" gab der Vorfizende bekannt, daß auf die erfolgte Auflösung der Mitglieder Berfammlung in Scheffer's Salon vom Polizeipräsidium der Bescheid ergangen sei, daß die erfolgte Auflösung nicht für genügend begründet erachtet worden ist. Die Angelegenheit betreffend Ausschluß Müller" gelangte hierauf nochmals zur Verhandlung. Kollege Müller war anfangs in der Versammlung anwesend, hatte sich aber vorzeitig entfernt. Die Ver fammlung beschloß nach Klarlegung der Sachlage den Ausschluß Müller's aus der Freien Vereinigung". Eine Anfrage, ob Herr Pankow noch Mitglied des Vereins sei, wurde da bin beantwortet, daß Herr Pankow feit Februar d. J. keine Beiträge gezahlt habe und demzufolge seine Mitgliedschaft als erloschen zu betrachten sei. Weiter wurde der Antrag auf Ausschluß des Herrn Jahr gestellt, da er Pußer sei und nicht mit gestreift habe. Diefer und gleiche Anträge wurden bis nach Statthaben der diesbezüglichen Volksversammlung vertagt. Die Beantwortung der eingelaufenen Fragen beschäftigte die Versammlung längere Zeit. Angesichts der jedmöglichen Schmälerung des Koalitionsrechts der Arbeiter wünschte Kollege Wernau den Mitgliedern einen genügenden Rechtsschutz gesichert zu sehen und wurde die Rechtsschuttommission beauftragt, einen Aufruf an alle diejenigen Mitglieder zu erlaffen, welche mit einem Strafmandat bedacht worden sind, um ihnen Rechtsschuß Au Theil werden zu laffen. Die Lofalfrage blieb auch in dieser Versammlung noch unerledigt und liegt es dem Vorftande auch fernerhin ob, nach Bedürfniß Lokale zu besorgen. Der Vorsitzende taton Fur bie Bereinigurg zu ſein und schloß die Versammlung ermahnte schließlich noch ein jedes Mitglied, ein fleißiger Agimit dem Wunsche, für die nächsten Versammlungen eifrig zu agitiren, um Aufklärung zu verbreiten und zu erhalten.
ber
" 1
Wieder eine unbegründete Versammlungsanflösung. Die Freie Vereinigung der Maurer Berlins und
Ummigend" hielt am 8. b. M. in Scheffer's Salon, Infel
die Versammlung überwachende Polizeibeamte auf Grund des $ 9 des Sozialistengefeßes aufzulösen Veranlassung nahm. Auf Die feitens des Vorstandes hiergegen an das Polizeipräsidium gerichtete Beschwerde ist folgende Antwort ergangen:
" Auf die Beschwerde vom 8. d. M. über die Auflösung der Versammlung der Freien Vereinigung der Maurer Berlins von demselben Tage auf Grund des 89 des Reichsgefeges vom 21. Oftober 1878 eröffne ich Ihnen hiermit, das ich die Auflösung nicht für aus reichend begründet erachtet und den überwachenden Beeen dies zu erkennen gegeben habe. Der Polizei
Präfident. gez. Friedheim.
Somit wäre der Freien Vereinigung" also ihr Recht geworden. Ob ihr damit gedient ist, ist fraglich; nußbringen der wäre es jedenfalls gewesen, wenn die betr. Versammlung nicht Es kann daher der schon öfter geaufgelöst worden wäre. äußerte Wunsch hier nur wiederholt werden, daß die Versammlungen überwachenden Beamten bei Versammlungsauflösungen etwas vorsichtiger zu Werke gingen.
Eine öffentliche Holzarbeiter- Versammlung( Tischler, Böttcher, Stellmacher und Bildhauer) tagte am Montag, den 16. September, in den Bürgerfälen, Dresdenerstraße, unter dem
noch selbst auf dem Markt brachte, oder für einen gewiffen Kundenkreis produzirte, fich einer ausfömmlichen Eristenz noch erfreuen konnte, daß jedoch nach Einführung der Großproduktion, und zwar in allen Industriezweigen, alle diese Leute ins Proletariat hinabgesunken find, und nun gezwungen, ben eigentlichen Ertrag ihrer Produkte nur noch einem einzelnen zu überlaffen, welcher vermöge seines Kapitals im Stande ist, bie Arbeitskraft von Hunderten und Tausenden auszunuzen. In dieser Anhäufung des Kapitals in den Händen Einzelner und in der Verarmung der großen Masse des Volkes erblickt Redner einen wesentlichen Faktor zur Bedingung der wirthschaftlichen Krisen, als deren schwerste er die in den Jahren von 1873 und 74 bezeichnete. Redner betonte, daß derartige Zustände, wie sie die jeßige moderne Produktion zeitige, natur gemäß zum Bufammenbruch der heutigen Gesellschaftsordnung und zur Erschütterung der Staatsgrundlagen führen müssen, also dasjenige gerade herbeigeführt wird, was man der Sozialdemokratie zum Vorwurf macht. Redner betont ferner, daß die herrschende Gesellschaft ja nun infolge dieser immer mehr überhand nehmenden Ausbeutung der Arbeiter durch das Rapital fich gezwungen ficht, mit fogenannten sozialen Reformen dem Arbeiter zu helfen, und kommt auf die heutige Sozialgefeßgebung zu sprechen. Redner fritifirt die einzelnen Gesche, als deren bestes er das Unfallversicherungsgesez bezeichnet und weist nach, daß diese Geseze nur dazu angethan find, den Arbeiter nur noch mehr unter die Bevormundung des Staates und des Kapitalisten zu stellen. Nur eine richtige Arbeiterschußgefeßgebung, wie sie von unseren Vertretern im Parlament wiederholt beantragt worden ist, fann dem Arbeiter von Nugen sein, und das ist auch nur der Fall, wenn sie international geregelt wird, was ja auf dem Pariser Kongreß deutlich zum Ausdruck gekommen ist. Redner ging jezt selbst auf den Kongreß über und schildert den Verlauf desselben, er betonte, daß es ein Arbeiterparlament im wahrsten Sinne des Wortes gewesen ist, indem sich die Arbeiter aller Nationen der alten und neuen Welt durch die aus ihrer Mitte gewählten dadurch an Bedeutung gewonnen, weil zur selben Zeit die ProDelegirten die Hände gereicht haben. Der Kongreß habe noch dufte der Arbeiter aus allen Ländern zusammengetragen waren, und ferner, weil der Eröffnungstag des Kongresses gerade der hundertjährige Erinnerungstag an die Erftürmung der Bastille, den Symbol der despotischen Herrschaft, war. Redner betonte ferner, von welchem großen Nußen die Berathungen des Kon= gresses für die gesammte Arbeiterschaft gewesen sind, indem schon dadurch dokumentirt wurde, daß die Arbeiter dem Nationalitätenhaß fern stehen, und daß nur die Bourgeoisie ein Intereffe daran hat, diesen Haß künstlich zu schüren. Als Redner im weiteren Verlauf seiner Rede die Worte sprach: Alle Anwesenden waren sich darüber einig, daß die besten Arbeiterschußgefeße auf die Dauer dem Arbeiter nichts helfen werden, sondern daß sich die Arbeiter nur eine dauernde Besserstellung durch die völlige Veseitigung der heutigen modernen Gesellschaftsordnung werde erkämpfen müssen," erhob sich der überwachende Beamte und löste die Versammlung auf Grund des§9 des Sozialistengefeßes auf, worauf sich die Versammelten in aller Ruhe entfernten.
Der Fachverein der Marmor- und Granitschleifer Berlins hielt am Sonntag, den 15. d. Mts. im Vereinslokal
alte Jakobftr. 48 a, eine fehr gut besuchte Mitglieder- Versamm
lung Nachdem das Protokoll der legten Versammlung verlesen, ging dieselbe zur Tagesordnung über. 1. Wahl einer neuen Lohntommission. 2. Weitere Berathung des Lohntarifs. 3. Verschiedenes und Fragetaften. Der Vorsitzende machte ber
Hübsch, Mitglied der Untersuchungskommission, Bericht ab über die Erfolge, welche der Verband in den legten 14 Tagen zu J. verzeichnen hat. Es wurden in den Werkstätten von Wagner Wolff u. Co., Craffel u. Döring, Laer u. Sohn verfchienene zunt Theil nicht geringe Lohndifferenzen ausgeglichen. Bei der Firma Grünert wurden verschiedene Paragraphen der Fabrikordnung abges ändert. Es sind alle diese Erfolge nur durch das fefte Zusammen halten der Mitglieder des Verbandes ermöglicht worden. In der Fabrik von Schlottmann u. Co. haben am Sonnabend sämmtliche Kollegen die Arbeit niedergelegt, wegen einiger höchst unar= nehmbarer Paragraphen der Fabrifordnung. Vor Kurzem wurde dieselbe auf Veranlassung der Arbeiter einer Aenderung unter zogen,( die frühere glich nämlich eher einer Gefängniß als einer Fabrifordnung), da sich aber die Fabrikanten nicht be megen laffen wollten, einige Paragraphen, welche nicht den Wünschen der Arbeiter entsprachen, abzuändern, erfolgte die Ar beitseinstellung. Der Vorfikende verurtheilte in scharfer Weife die Handlungsweise des Werkführers genannter Fabrit und empfahl den Kollegen derselben, feft zu halten an ihren For= derungen; und so geflüßt auf den Verband, ihr Ziel zu er reichen. Kollege Müller berichtet, daß sich das Licht der Dr ganisation unter den Rundstuhlarbeitern immer mehr verbreitet und immer mehr Mitglieder aus den Reihen derfelben dem Verbande zuführt. Es wurden die Kollegen dieser Branche dringend ersucht, für eine rege Betheiligung am Verband zu agitiren. Hierauf erhielt der Referent das Wort zu seinem Vortrage. Redner führte an, daß eine der besten Erscheinungen im vorigen und in diesem Jahre die Lohnaufbefferung sei, und daß die Verkürzung der Arbeitszeit die Hauptfache hierbei ift: Als die Bauhandwerker in den Streit eintraten, galt es bauptfächlich, die neunstündige Arbeitszeit durchzuführen. Auf dem Bariser Kongreß hat man die Verkürzung der Arbeitszeit in in erster Linie in's Auge gefaßt, und es muß hauptsächlich das Bestreben der Draanisationen sein, nach dieser Richtung hin zu wirken. Die Fabri fanten geben eher einen erhöhten Lohn, als daß sie die Arbeitszeit verkürzen, weil fie wissen, daß dadurch die will fähigere Maffe widerstandsfähiger, und sie machtlofer werden; meil die Maffe nicht mehr willenlos folgt. Die Nothwendig feit der Verkürzung der Arbeitszeit ergiebt sich schon( aus der fortschreitenden Maschinentechnik, dieselbe macht immer mehr Arbeitskräfte überflüssig. Die Arbeitslosen stehen als Gelpenit hinter den Arbeitenden, indem sie fich billiger anbieten, da es ihnen schwer wird, einen Platz zu bekommen. Durch die Ver fürzung der Arbeitszet fönnen jährlich tausende mehr eingefterf werden. Noch von Bedeutung ist die Frauenarbeit. Die meib liche Arbeitskraft ist für den Fabrikanten ein größeres Au nüßungsobjekt als die männliche, er zieht daher, wo es nur angeht, dieselbe der männlichen vor. Daru aber die Frau nicht zu verdrängen ist, meil sie zum großen Theil gezwungen ist, ihre Eristenz in der Industrie zu fuchen, so ist es Pflicht des Mannes, sie mit in die Organisation hineinzuziehen, fie aufzuklären und diefelben Löhne für fie au erstreben, wie für sich selbst. Der Zweck der Organisation it, die wirthschaftlichen Interessen zu wahren. Die Arbeiter müffen zu der Einsicht kommen, daß die Verkürzung der Arbeitszeit nur von Vortheil ist; je fürzer dieselbe ist, desto weniger b fpannung erzeugt fie, desto mehr Kraft zum Arbeiten befitt man. Aus diesen Gründen ist die Verkürzung der Arbeitszeit eine Naturnothwendigkeit, das Bestreben der Organisation mus dahin gerichtet sein, und jeder Arbeiter ist verpflichtet, fich der felben anzuschließen, mit Fleisch und Blut anzugehören und das Solidaritätsgefühl zu pflegen: und nicht nur die Organisation als melkende Ruh zu betrachten und dann wieder zu geher, das Und ist die erzieherische Wirkung derselben. mwenn wir nicht gleich einen Vortheil für uns erblicken, so it derselbe doch für die Zukunftsgeneration ficher; wir find die Vorbereitungsschule für spätere Generationen. Reicher Beifall lohnte den Redner. An der hierauf folgenden Disfuffion be theiligten sich verschiedene Redner, welche sich den Ausführungen bes Referenten voll und ganz anschlossen, und wurde folgende Resolution einstimmig angenommen: Die heute in Bobert's Salon tagende Versammlung des Berliner Wirkergesellenverbandes erklärt sich mit den Ausführungen des Referenten Herrn F. Zubeil vollständig einverstanden und verspricht in Bukunft dieselben zur Durchführung zu bringen." Inr Bunkt Verschiedenes" wurde bekannt gemacht, daß die Kollegen der Firma Schulz u. Wegener gegen die Intereffen des Verbandes handeln, indem fie Ueberstunden machen und fogar des Sonntags arbeiten, trotzdem sie sich in der Ver fammlung vom 20. Auguft solidarisch erklärt hatten, weder Sonntags zu arbeiten noch leberstunden zu machen. Es wurde ihre Handlungsweise in gebührender Weise gerügt und be fchloffen, ihnen von der Kommission eine Verwarnurg zugehen zu laffen. Außerdem wurde noch angeregt, daß die Bächter der Etablissements Böhmisches Brauhaus" und„ Elysium" ihre Säle nicht mehr zu Versammlungen hergeber Punkte Zu diesem ein wurde folgende Resolution ftimmig angenommen: Die heutige in Bobert's Salon Weinstraße Nr. 11, tagende Wirker Verfamm lung beschließt: In Erwägung, daß die Arbeiter Berlm's von den Lotalbesigern insbesondere aber von dem Pächter des Böhmischen Brauhauses" sowie dem des„ Elysiums" dadurc gemaßregelt werden, daß dieselben die feinere Hergabe ihrer Lofale verweigern und feine Versammlungen mehr abhalten laffen, fich in allen Punkten mit den Beschlüffen der Mundt schen Versammlung, wie dem Vorgehen der Lokal- Kommission solidarisch zu erklären. Die Versammlung befchließt ferner aus diesen Gründen fein Bier des Böhmischen Brauhauses" mehr zu trinten." Schluß der Versammlung 12 Uhr.
Eine gut besuchte öffentliche Tapezirer- Versammlung tagte am 16. d. Mts. in Feuerstein's Salon unter Vorfig des Herrn Staudinger mit folgender Tagesordnung: Punft 1: Wahl der am 22. Auguft bei Deigmüller bestimmten Rom miffion. Punkt 2: Vortrag über das Thema„ Die Preffe wie sie ist und wie sie sein soll". Punkt 3: Verfchiedenes. Zum 1. Punkt der Tagesordnung stellte der Kollege Weißwange den Antrag, folgende Herren in die Kommission zu wählen: Arlt,
Gräßel, Leopold, Mokkopf, Thok, Freiwaldt und Friedmeyer
und wurden genannte Herren mit großer Majorität gewählt, nachdem zuvor ein Antrag des Herrn Sander abgelehnt war. Der Antrag bezweckte, das gesammte Geld der früheren Berliner Lohnkommiffion der Hauptkasse des Allgemeinen deutschen
und 1 ober 2 Dann nicht im Glande find, bie Arbeiten volg ziren Bereins au überweiſen, ſelbſt unter der Borausſchung,
zur Ausführung zu bringen, indem dieselben in der Möbel- wie auch in der Bauarbeit sicher sein müßten. In Folge dessen wurden gewählt die Kollegen A. Thieß, Heifing und Hanuschka. In der Diskussion über Accord- und Lohnarbeit wurden der Kommission verschiedene Anleitungen gegeben, so wie auch der allseitige Wunsch ausgesprochen, daß etwas regelrechtes zu Tage gefördert werde. Bum 3. Punft machte der Vorfigende bekannt, daß der Arbeitsnachweis verlegt werden müßte. Es sei hierzu eine paffende Person zu wählen. Die Wahl fiel auf Kollegen Bickert. Zum Schluß machte der Vorfißende die Kollegen barauf aufmerksam, daß es Pflicht jedes Einzelnen sämmtliche Werkstellen abzulaufen, denn frägt nur einer um Arbeit, fo heißt es bei der geringsten Kleinigkeit, wenn Sie nicht wollen, es laufen massenhaft herum. Somit schädigt einer den andern, infolge deffen halte Jeder fest an seine Pflicht und wende sich an den Kollegen, Saarbrückerstr. 30.
Der Berliner Wirkergesellen Verband hielt am Montag bei Bober, Weinstraße 11, eine Versammlung mit folgender Tagesordnung ab: 1. Geschäftliches. 2. Vortrag des Herrn Friz Zubeil über: Ist die neunstündige Arbeitszeit in unferem Gewerk durchführbar? 3. Verschiedenes. Die Ver
Unglück gerathen find, Zahlungen ſtundet resp. ganz erläßt. Zu Punkt 2 führte der Referent Herr Neden etwa folgendes aus: Es giebt dreierlei Arten von Preffe, und zwar eine, die nur die Intereffen des Kapitals vertritt und rechne ec hierzu in aller erster Linie das Wolff'sche Telegraphen Bureau und zwar insofern, als dasselbe seine Depeschen heute in die ganze Welt sende und morgen wieder, was es den Tag zuvor berichtet, widerrufe, bei welcher Praris jedoch Hundert taufenbe verdient würden; ferner die gewöhnliche Tages- uns Drittens die sogenannte Fachpresse. Da es zu weit führew würde, den sehr lehrreichen Vortrag ganz wieberzugeben, jo tei nur noch bemerkt, daß die Presse vor allen Dingen ein Er ziehungsmittel des Volkes sei. Ferner alle falschen Thatsachen geißeln und konsequent vom Leitartikel bis zum Inserat fein müßte. In den meisten Fällen träfe jedoch das Gegentheil zu und gerade bei der Fachpresse pafsire dieses öfter. In der nun folgenden Diskussion hatte der Herr Redakteur Sander einen scheren Stand, hageldicht fielen von allen Seiten die Hiebe. wollte fagen Worte, der betreffende Herr glaubte jedoch an besten davonzukommen, indem er einfach erklärte, die Ber sammlung verstände hierüber nicht zu urtheilen, denn der Herr Reichstagsabgeordnete Grillenberger habe ihm er