eurem Auswurf in den Spucknapf!" Mag Manchem solche Erörterung nicht ästhetisch scheinen, sie ist eine Lebensfrage für die Menschheit.

Branddirektor Stude hatte gestern die Vertreter aller hiesigen Bühnen nach dem Hauptdepot in der Lindenstraße ge­laden um ihnen einige proftische Einrichtungen vorzuführen, die zur Erhöhung der Feuersicherheit in den Theatern dienen sollen und der allgemeinen einheitlichen Einführung werth er­fcheinen. Sämmtliche Bühnen haben der Einladung bereitwilligft Folge gegeben. Die erste Vorführung betraf die in den fönig­lichen Theatern bereits in der neuen Form eingeführten Decken zur Umhüllung von brennenden Personen. Schon seit Jahren find die hiesigen Bühnen angewiesen, Decken speziell für diesen 3wed bereit zu halten. Man hat zumeist schwere wollene Decken für diesen Zweck gewählt und diese zwischen der ersten und zweiten Kouliffe niegergelegt. Es liegt auf der Hand, daß das Niederlegen nicht ganz zweckentsprechend ist. Im Falle der Gefahr muß der bei den Decken postirte Poften fich erst bücken, wohl gar auch umdrehen, verliert dabei die brennen de Person aus dem Auge und wird, wie die Er­fahrung belehrt hat, sie nur selten erreichen können. Gerade in derartigen Fällen aber ist schnelle Hilfe unbedingt geboten. Brabi direktor Stude hatte daher folgende, bereits in Bremen bewährte Einrichtung auch für die hiesigen königlichen Bühnen eingeführt. Er nimmt an Stelle der schweren molle­nen Decke zwei Quadratmeter furzhaarigen, möglichst dicht ge­webten Stoff, wie er für Herrenkleider üblich ist. Diefer Stoff wird gerollt und zwar in der Art, daß das ganze Stück zu­nächst im Knick gelegt und dann von der Bruchstelle nach außen zu gerollt wird. Diese Art des Rollens bietet den Vortheil, daß das Stück mit einem einzigen Rud völlig ausgebreitet werden fann. Dieser Stoff, der durch einen einfachen sofort und un­fehlbar löslichen Knopfriemen zusammengehalten wird, wird wie ein Soldatenmantel von dem betreffenden Poften ständig getragen. Im Augenblick der Gefahr kann der Posten sofort auf die brennende Person zueilen, und indem er unter­megs die Decke von der Schulter reißt und löst, schleunigste Hilfe bringen, ehe die Gefährdete in den Koulissen verschwunden ist. Zum Beweis der Vortrefflichkeit der Einrichtung wurden mit Spähnen behängte Strohpuppen angezündet. Als fie in voller Gluth standen, ging ein mit der Decke ausgerüsteter Feuermann vor und vermochte in meniaen Sekunden die Flammen vollständig zu ersticken, wobei die Decke selbst keinerlei Brandschaden erlitt. Die anwesenden Bühnenvertreter einigten fich sofort dahin, auf ihre Kosten durch die Verwaltung der Feuerwehr einheilich derartige Decken beschaffen zu laffen.- Die zweite Probe wurde angestellt mit den vom Porträt­maler Tepper erfundenen Dekorationen aus unverbrennbarem Stoffe. Die Probe verlief überaus befriedigend. Seine Deko­ration, die minutenlang einem Scheiterhaufenfeuer ausgefeßt wurde, erwies sich als absolut unverbrennbar. Dagegen machten fich theater technische Bedenken geltend. Der Stoff ist annähernd 5 Mal so theuer wie gewöhnliche Leinwand( er foftet 2,75 M. pro Quadratmeter), außerdem ist er fast doppelt so schwer und läßt sich nicht transparent machen. Immerhin wurde anerkannt, daß der neue Stoff für Vorfaßstüde und an besonders ge­fährdeten Stellen mit bestem Erfolg verwendbar sein dürfte. Endlich empfahl Branddirektor Stube noch eine kleine Einrich tung, die auch schon in den königlichen Theatern eingeführt ist. Die Feuerwachen haben sich in den Theatern häufig darüber zu beklagen, daß die Feuerlöschgeräthschaften von dem Personal zu allen möglichen 3weden benußt werden, und im Falle der Gefahr nicht zur Stelle sind. Die anwesenden Ver­treter einigten sich auf Vorschlag des Branddirektors Stude dahin, dem Vorgange der föniglichen Theater folgend, folgende einheitliche Bekanntmachung in den betreffenden Räumen an­bringen zu lassen: Die Feuerlöschgeräthschaften und Waffer leitungen für Feuerlöschzwecke dürfen in feiner Weise mit an­deren Gegenständen versezt oder belegt werden, dieselben jederzeit zu sofortigem Gebrauche hereit stehen. Bu­widerhandlungen werden streng bestraft. Die Direktion." Man schied allseitig befriedigt von dem Verlauf der Veranstaltung, mit der ein nachahmungswerther Weg gemeinsamer Verstän­digung gewonnen ist.

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magert, sein früher volles Gesicht ist schmal und die Hautfarbe gelb geworden. Die Möglichkeit, daß er in einem Krankenhause Aufrahme gefunden hat, ist nicht ausgeschlossen.

Vor dem Gebrauch der Karbon- Natron- Orfeu warni der Polizeipräsident, indem er folgende Betanntmachung erläßt:

Unter der Bezeichnung Karbon- Natron Defen find in den

Der Luftschiffer Leroux ertrunken. Wie aus Reval gemeldet wird, ift der Luftschiffer Lerour bei seinem Herabftuz mittelst Fallschirms ins Meer getrieben und ertrunken. Leroux, ein Amerikaner, hat sich in Deutschland zuerst in Berlin mit feinem Fallschirm produzirt. Unsere Militärs widmeten dem Versuche des fühnen Amerikaners große Aufmerksamkeit; dem ersten Herabsturz Leroux' mittelst Fallschirms wohnte der Chef des Generalftabes und alle hier anwesenden höheren Genie offiziere bei. Leroux cpericle folgendermaßen. Er nahm, während der Ballon in die Lüfte stieg, auf dem Gondelforb Plaß, den Ring des Fallschimes in der Hand haltend. Erfterer mor am oberen Ende des Ballons mit einer durch einen Nud lo baren Schraube angebracht. War der Ballon nun etwa 600 bis 800 Meter hoch geftiegen, so löfte Leroux den Schim vom Ballon ab; durch eine Drehung gelang das leicht. Der Schim fiel anfangs sehr schnell, dann aber blähte er sich auf, der Wind segte sich darunter. Leroux hatte nun ganz gewaltige Schwin gungen zu machen, damit der Schirm nicht umklappte, fich nicht nach der einen Richtung hinwandte. Hier in Berlin gelangen alle Experimente Lerour' ganz ausgezeichnet; er fam jedesmal unverfehrt zur Erde. Nun, in Reval hat ihn das Geschick cilt, das früher oder fpäter faft alle Luftschiffer getroffen hat: sie sind alle in ihrem Beruf verunglückt. Leroux ftand etwa in der Mitte der dreißiger Jahre; bei feinen tollfühnen Ver suchen zeigte er eine geradezu unheimliche Ruhe; nur eine Furcht hatte er: er fürchtete, daß er mit seinem Fallschirm einft in das Waffer getrieben werden und ertrinken fönnte. Wie die Nachricht aus Reval beweist, war seine Furcht leider nicht unbearündet.

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Gebiete des Bekleidungshandwerks liegt; Chemiker und Techniker Gebiete des Bekleidungshandwerks liegt; Chemiker und Techniker| fönnen sich um die Lösung verdient machen. Es wäre gewiß ein hübsches Bild von der Wechselwirkung menschlicher Arbeits­fraft, wenn Chemiker, Techniker und Schneider, welche ihre Wohnungen mit den von dem Briquetarbeiter bereiteten Kohlen heizen laffen, die Gefahren der Arbeit beseitigen oder mildern, die diesen Arbeiter beständig umgeben. Vorsicht gegen Auskunftsbureaus. Wie die Tages- lezten Jahren Heizeinrichtungen an den Markt gebracht und blätter mittheilen, schwebt zur Zeit wieder eine strafrechtliche mit dem Hinweis darcuf empfohlen worden, daß diefe ben ohne Untersuchung gegen den Inhaber eines Berliner Auskunfts- Erzeugung von Rauch und Geruch Wäime liefern und daher bureaus. En in der Reichshauptstadt wohnhafter und im für Räume ohne Schornsteinanlage zu verwenden seien. Sofern öffentlichen Leben stehender Herr wollte eine Dame in der es fich um Wohnräume handele, würden die Defen mit einer Provinz, die Tochter einer angesehenen Familie heirathen. Die überall leicht anzubringenden Abzugsvorrichtung behufs Abfüh Angehörigen zogen indessen zuvor bei jenem Auskunftsbureau rung etwa fich entwidelnder schädlicher Gafe zu verfehen sein. über den Freier Erfundigungen ein, die aber sehr schlecht aus- Während des ver floss.nen Winters find dessen ungeachtet in fielen. Die verbürate Auskunft" lautete nämlich dahin, so hiefiger Stadt ein, in Wiesbaden zwei Fälle von Kohlenoxyd­schreibt die Sozial- Correfpondenz", daß der Heirathskandidat Vergiftung infolge Aufstellung jener Karbon- Natron- Defen her eine sehr zweideutige Vergangenheit habe und von einer Che- beigeführt worden; durch einschlägige Prüfungen im hiesigen schließung entschieden abzurathen sei. Trotzdem erfolgte die Fyaienischen Inftitut ist festgestellt worden, daß der gedachte Heirath. Nach derselben fekte die junge Frau ihren Gatten Ofen als eine äußerst gefährliche, unter Umständen todtbringende von jener Mittheilung des Berliner Auskunftsbureaus in Kennt Heizvorrichtung zu bezeichnen ist. Diese Thatsachen bringe ich niß. Dabei stellte es sich heraus, daß jene belastenden Aus- hierdurch zur öffentlichen Kenntniß und marne das Bublikum sagen der Berliner Auskunftsstelle vollständig aus der Luft vor der Verwendung der Karbon- Natron- Defen zur Beheizung gegriffen waren. Der mit Recht empörte Ehemann übergab von aefchloffenen Räumen, welche zum dauernden Aufenthalt bie Sache dem Gerichte, wobei es sich noch obendrein zeigte, für Menschen dienen, insbesondere von Schlafzimmern." daß der Inhaber des Auskunftsbureaus schon einmal wegen des gleichen Verfehens" bestraft worden war. Leider stehen die Klagen des Publikums über die Unzuverlässigkeit bezw. auch Gewiffenlosigkeit der Inhaber von Auskunftsbureaus nicht mehr vereinzelt da. Erst vor kurzem wurde in Berlin ein ge­wiffer Klapperstück wegen verschiedener Betrügereien ver­haftet. K. war Inhaber eines Auskunfts-, Einkaffirungs­und Privatdetektivbureaus. Bei seiner Verhaftung wurde festgestellt, daß K. bereits wegen Betrugs, Fälschung, Unterschlagung und so weiter vorbestraft war. Aljo eine Persönlichkeit mit solcher Vergangenheit hatte eine Anmaßung besessen, alle gewünschte Auskunft über die Kreditfähigkeit und Reellität angesehener Berliner Firmen er­theilen zu wollen. In einer großen weftdeutschen Stadt be­ftand früher längere Zeit unter dem Namen Sekuritas" ein geschäftliches Auskunftsbureau, das sich auch mit der Einziehung von Forderungen befaßte. Das Inftitut erfreute sich eines ges wiffen Ansehens, bis eines Tages der Befizer spurlos verschwand und alle für fremde Rechnung einfaffirten Gelber mitgehen hieß. In verschiedenen Städten Deutschlands hielten bis vor wenig Jahren ehemalige bankerotte und gerichtlich und gerichtlich bestrafte Kaufleute Auskunfisbureaus, die sie wohl noch jegt inne haben dürften. Einige dieser Individuen zwangen in der aufdringlichsten Weise ihre Abonnementsfarten behufs Auskunfisertheilung den Geschäftsleuten auf. Dabei fam es wiederholt vor, daß über die fragwürdigsten Firmen, nur weil sie einige Dußend Informations- Abonnements er standen hatten, die beste Auskunft ertheilt wurde, während anderseits über Geschäftshäuser, welche sich geweigert hatten, Abonnenten des gedachten Ausfunftsbureaus zu werden, mit jeder Aufklärung abfichtlich zurückgehalten wurde, um den Auf­tragenden in den Glauben zu versehen, das betreffende Ges schäftshaus sei nicht empfehlenswerth. In England, Desterreich­Ungarn und anderen Staaten find ja wiederholt von Mitgliedern der sogen. schwarzen Bande durch deren Helfershelfer eigens zu dem Zwecke Auskunftsbureaus gegründet worden, um den aus­wärtigen Kreditgeber über die Mutellosigkeit der Käufer zu täuschen. Natürlich verfehlte der Inhaber nicht, die glänzendsten Informa tionen über seine Spießgesellen zu ertheilen. Der deutsche Fabrikant fandte, dadurch sicher gemacht, seine schönen Waaren, welche die Schwindler, die nie daran dachten, einen Pfennig zu be zahlen, sofort für jeden Preis an den Mann brachten. Der Schaden, welcher durch eine einseitige oder mangelhafte oder gar böswillige Auskunft hervorgerufen wird, ist ein sehr be­frächtlicher. Es ist mehr als einmal vorgekommen, daß über die reellsten und ftrebsamsten Geschäftsleute und Handwerker, nur weil sie wenig bemittelt waren, eine mangelhafte, aber im Allgemeinen ungünstige Auskunft ertheilt wurde. Die Folge davon war, daß den Betreffenden der Kredit entzogen wurde und ihr Bankerott unausbleiblich war, während es ihnen bei längerem Kredit und bei ihrem Fleiße sehr wohl möglich gewesen wäre, fich nach und nach die entsprechenden Kapitalien zu erwerben. In fleinen Pläßen spielen häufig auch Konkurrenzrüdfichten eine nicht zu unterschäzende Rolle. In fleineren Städten ist der Vertrauensmann größerer Aus­funftsbureaus durchweg selbst Gewerbtreibender oder Kaufmann und wird bei einer eventuellen Auskunft über seinen Nachbar und Konkurrenten selten mit voller Unbefangenheit berichten. In den kaufmännischen und gewerblichen Körperschaften ist ja schon oft und bitter über die Unzuverlässigkeit der heutigen gefchäftlichen Auskunftsertheilung geklagt worden, zur Abhilfe ist freilich bislang noch nichts gefchehen. Für den Exporthandel find die deutschen Konsuln im Auslande wohl berufen, noch mehr als bisher die Auskunftsertheilung zu übernehmen; was im Reiche selbst zu geschehen hat, darüber zu berathen und zu beschließen, wäre Sache der Handels- und Gewerbekammern. Hoffen wir, daß eine Reform nicht mehr lange auf fich warten läßt.

Die Herstellung der Preskohlen, wie solche als Heiz­und Brennmaterial in den Berliner Haushaltungen verwendet werden, ist eine, für die dabei beschäftigten Arbeiter ziemlich gefährliche Thätigkeit und die wenigsten Berliner denken viel­leicht daran, wenn sie zu Hause am gewärmten Ofen fißen, daß fie diefe behagliche Wärme nur einer mit vielen Gefahren ver bundenen Beschäftigung zahlreicher Arbeiter verdanken. Als vor einigen Wochen einige Fälle von Selbfientzündung lagern­der Prestohlen in Berlin bekannt wurden, that man ganz er­staunt ob dieser neuesten Entdeckung einer so gefährlichen Be­schaffenheit unseres gebräuchlichsten Brennmaterials in der Haus­haltung. Thatsächlich sind diese Fälle von Selbstentzündung denn auch sehr selten und harmlos gegenüber den gefährlichen Explosionen, welche bei der Preßfohlenfabrikation oft genug Menschenleben forbern und schreckliche Unglücksfälle herbei führen. Die Herstellung der Briquettes oder Breßfohlen erfolgt in der Art, daß die zerbröckelten Stücke gewonnener Braun­fohlen mit brennbaren Fetten, Erdölen und dergleichen gemischt und dann in eine Form gepreßt werden, in der sie bei uns in den Handel und in Gebrauch kommen. Bei dieser Arbeit ent­steht ein dichter Rohlenstaub und es ist aus den Unglücksfällen in Bergwerken genügend bekannt, wie leicht dieser Staub sich entzündet und welche verheerenden Wirkungen eine solche Explosion dann herbeiführt. Besonders häufig entstehen die Entzündungen in den Arbeitsräumen und während der Arbeit und wenn hier auch, in folge der beschränkten und leicht ge­bauten Räumlichkeiten diese Explosionen nicht gerade mit un­mittelbarer Lebensgefahr für die anwesenden Arbeiter verbunden zu sein pflegen, so fommen doch recht oft gefährliche Ver brennungen vor, welche dauernde Schäden an der Gesundheit der Verunglückten im Gefolge haben. Einen großen Theil der Schuld an solchen betrübenden Unglücksfällen fragen erweislich die Kleidungsstücke der Arbeiter, welche meist vom Staub und Fett der Arbeit gefättigt, bei einer plöglichen Selbstentzündung des Kohlenstaubes Feuer fangen und dann nicht rasch genug vom Körper abgezogen werden können. Die in der Proving Sachsen belegenen Briquetfabriken, welche auch unsere Haupt­stadt größtentheils mit Feuerungsmaterial für den Hausgebrauch verforgen, haben nunmehr einen Untersuchungsausschuß für die Stauberplosionen eingefeßt. Dieser Ausschuß veröffentlicht nach eingehender Berathung der Angelegenheit ein Preisausschreiben, wonach es darauf an ommt, einen Kleiderstoff herzustellen, welcher fich zur Herstellung von Arbeiterkleidern eignet, derart, daß die Kleider bei ununterbrochener Benutzung mög lich it unverbrennbar, dabei aber haltbar sind, Del und Rohlenstaub schwer aufnehmen, das Ausflopfen und Aus­waschen vertragen, ohne die zuerst erwähnten Eigenschaften zu verlieren, zugleich aber möglichst leicht sind und die Be­wegungsfähigkeit der Arbeiter nicht behindern. Die Kosten eines solchen Anzuges sollen die Roften eines jetzt üblichen, so­genannten Normalarbeitsanzuges nicht erheblich übersteigen. Für die Vorlegung eines aus Jacke und Beinkleid bestehenden Anzuges, welcher obige Bedingungen erfüllt, ist ein Preis von 500 M. von dem Ausschuß ausgefeßt. Ein weiterer Preis von 200 M. soll für die Vorlegung eines aus Jacke, Beinkleid, Kapuze und Handschuhen bestehenden Löschanzuges gewährt werden, welcher von den Arbeitern nur dann getragen werden soll, wenn sie mit dem Löschen eines in einem mit Kohlenstaub gefüllten Raume ausgebrochenen Feuers beschäftigt find. Der Anzug soll die Arbeiter für den Fall einer während der Lösch­arbeiten etwa vorkommenden Explosion unbedingt vor Ver brennung schüßen. Die Entscheidung über die eingesendeten Anzüge foll bis zum 1. April t. 3. erfolgen. Es ist ein­leuchtend, daß die Lösung der Aufgabe nicht allein auf dem

Das Verschwinden des hiesigen Rechtsanwalts Glünicke machte vor einigen Jahren nicht geringes Aufsehen. Jegt findet sich in der Boff. 3tg." in Bezug hierauf folgendes meifmürdige Eingesandt": Turch jahrelange, fchwere Sorgen und übermäßig angestrengte Geiftesarbeit aufgerieben, veran­laßte mich der völlige Zusammenbruch aller meiner physischen und geistigen Kräfte, Berlin im März 1886 plößlich zu ver­laffen. Seitdem habe ich in Amerika unausgesetzt an schwerer Geisteskrankheit und hochgradigem Siechthum 3 Jahre arbeitsunfähig darnieder gelegen. Seit einigen Monaten auf dem Wege der Besserung, benuße ich meine erste Straft, um fofort nach Deutschland zurückzukehren und mich daselbst auf die unbegründete Denunziation meiner Gläubiger vor dem Richter zu verantworten und gleichzeitig über die von mir vor drei Jahren gethanen Echritte ausführliche Rechenschaft zu geben. Ich habe bis zu einer völlig beispiellosen Zerrüttung eller meiner förperlichen und geistigen Kräfte gethan, was ich fonnte. Falls mein gesdwächier Organismus nach Wieder­erlangung einer völligen Gemüthsruhe durch sorgfame Pflege feitens meiner Familie noch einmal gesunden sollte, stelle ich meinen Gläubigern bis an mein Lebensende meine Arbeitskraft zur Verfügung, das Einzige, was ich noch habe, nachdem die feiner Zeit von mir mitgenommenen Baarmittel, soweit sie nicht retournirt sind, durch mein fortgesettes Krankfein verbraucht sind. Martin Glünice, vormaliger Rechtsanwalt beim Landgericht I Berlin ."

Die beiden Transporteure des russischen Cornets Savine, die Kriminalichußleute Winkler und Seewald, find in die uniformirte Schußmannschaft verfekt worden. Sie find der zweiten Hauptmannschaft überwiesen, welche Winkler dem 12. Polizeirevier, Seewald dem 13. Polizeirevier zuge­theilt hat. Hier finden sie nun Ver. endung im Straßen­Sicherheitsdienst.

Das hiesige Polizeipräsidium hat übrigens eine Belohnung von 500 M. auf die Wiederergreifung Savine's ausgefeßt. Die hiesige Polizei vermuthet, daß es dem Savine gelungen ist, nach Desterreich zu entkommen. Beim Sprung aus dem Wagen ist Desterreich zu entkommen. Beim Sprung aus dem Wagen ist Samine gefallen und hat eine leichte Berlegung im Geficht davongetragen, die aber möglicher Weise bereits vernarbt ist. Seine Kleidung dürfte er mit einem Arbeiter- Anzuge vertauscht, den röthlichen Backen- und Schnurrbart abgeschnitten und das Haupthaar schwarz gefärbt haben. Das gegenwärtige Aussehen des Sawine entspricht nicht mehr seiner im Besitz des Polizei­Präsidiums befindlichen Photographie. Während der Unter­suchunge haft ist er infolge von Ernährungsstörungen abges

Polizeibericht. Am 24. d. M. Morgens zerschnitt ein Schneidermeister in seiner Wohnung in der Fennstraße, in einem Anfall von Schwermuth fich mittelst eines Taschenmessers die Pulsadern und verstarb trop ärztlicher Hilfe einige Stuns den darauf an Verblutung. Vormittags stürzte in der Spielhagen'schen Stearinferzenfabrik, Noftizftr. 30, der Arbeiter Salzmann infolge eines Bruches des Drahtzugfeils mit dem Fahrstuhl etwa 12 Meter tief hinab und erlitt außer einent Bruch des Nafenbeins, anscheinend schwere innere Verlegunger, so daß er nach der Charitee gebracht werden mußte. Mittags fiel der Arbeiter Entelmann auf dem Neubau Beusselstr. 65 aus dem 3. Stock von einer Rüstung herab. Er mußte, inners lich schwer verlegt, nach dem Krankenhause in Moabit gebracht werden. Im Laufe des Tages fanden an vier ver schiedenen Orten fleinere Brände statt, welche von der Feuer­wehr gelöscht wurden.

Theater.

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Berliner Theater. Coriolanns. Trauerspiel in 5 Aften von Shakespeare . Das Berliner Theater brachte als erste Novität der Saison Shakespeare's Corio­lanus", eine Tragödie, die troß der ungleichen Vertheilung von Licht und Schatten, in welcher sich der Dichter gefällt, eine feiner bedeutendsten Römertragödien ist und unser Intereffe, zugleich aber auch unseren Widerspruch von der ersten bis zur letten Szene rege erhält.

Coriolanus ist eine echt tragische Gestalt. Denn immer und überall ist der Kampf eines Einzelnen gegen eine Welt, sei es von Individuen oder von Vorurtheilen, tragifch, gleich viel ob dieser Einzelne im Rechte ist oder nicht. Es kommt nur darauf an, ob er sich selbst getreu ist, ob er vermöge feiner Eigenart so und nicht anders handeln muß und dadurch selbst das Schicksal über sich heraufbeschwört, das ihn zermalmt. Denn nicht als etwas Zufälliges, das ebenso gut sich in sein Gegentheil verkehren könnte, darf uns das Thun des tragischen Helden und sein Geschick erscheinen, sondern als ein Un abwendbares, ein Fatum, dem er nicht entrinnen fann, weil s feinen Ursprung in ihm selbst hat. Und darum wächst Coriolar, dessen maßloser Stolz und Menschenverachtung ihn font als nichts Befferes erscheinen ließen, als einen jener furzfichtigen, beschränkten Aristokraten, die es im grauen Alterthum so grt gegeben wie heut, durch seine Treue gegen sich selbst, durch sein zähes Festhalten an dem, was ihm als recht und wahr gilt, weit über die überwiegend große Mehrzahl feiner Gefinnunge und Standesgenoffen hinaus zu einem tragischen Helden heran, dessen Schicksal wir beflagen, so gerecht es ihn auch trifft.

Und dies, obfchon Shakespeare, der sonst seine eigenen Wege zu gehen pflegt, hier dem Beispiel feiner Matbrüder in Apoll gefolgt ist und in dem Bestreben alles Licht auf seinen Helden zu konzentriren, Schatten über Schatten auf die unglüd lichen Plebejer und ihre Bertreter, die Vollstribunen häuft. Wie blöde, feig und urtheilslos erscheint dieser römische Plebs, mie flein, wie engherzig und nur von niedriaen, persönlichen Motiven beherrscht die Tribunen. Und wir fönnen der Regie den Vorwurf nicht ersparen, daß fie gethan hat, was in ihren Kräften stand, um diesen Eindruck noch zu vertiefen; daß fie alles ausgemerzt hat, was von edleren Regungen, von allge meinen Gesichtspunkten, von politischer Einsicht in diefe Menge, in den Tribunen noch lebte und gefliffentlich jene Züge her­vorhob und betonte, welche schon in der Zeichnung des Dich­ters das Volk als einen abstoßenden Haufen elender Feiglinge, als Gesindel fennzeichnen. Und es ist ein schwerwiegender Fehler, zumal in unserer Zeit, in der Zeit des aufstrebenden des fämpfenden Proletariats das Zerrbild des Dichters noch ins Ungeheuerliche zu steigern.

Wer ist denn thatsächlich im Rechte in der Geschichte so­wohl als in der Tragödie? Etwa Coriolan , der das Korn, das der Senat in Sizilien aufgekauft, in den Zeiten der Theue rung dem Volfe, das er verachtet und dem er mis traut, nur gegen Verzicht auf dessen tribunarische Gewalt überlassen will? Ist es nicht vielmehr das Volf, welches fich fein schwer erkämpftes Recht nicht nehmen lassen will und den übermächtigen und übermüthigen Kriegshelden, der die Ver faffung stürzen will, behandelt, wie er es verdient als Vera räther?

Jm Uebrigen zeigte die Regie sich auch diesmal wieder den schwierigen Anforderungen gewachsen, welche die In­fzenirung des Koriolan" an fie ftellt. Die Voltsszenen wurden ungemein lebendig dargestellt und gespielt, ebenso die Rampfes Szenen des zweiten Aftes, zumal der Ausfall der Volster aus den Thoren Antiums.

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