darauf an, blanke Erfindungen an den Mann zu bringen. So in folgender Noti ,:
In der legten Zeit hat die Polizei wieder mehrfach Haussuchungen bei Sozialdemokraten vorgenommen; die Sausfuchungen fanden meistens an den Sonnabenden statt, weil die Bolizei annahm, daß die Sozialdemokraten gerade diesen Tag benußten, um das in London erscheinende Parteiorgan Der Sozialdemokrat zu verbreiten. Die Hausfuchungen hatten Erfolg, mehrfach wurde ein größeres Schriftenlager entdeckt."
Die Mittheilung ist völlig erfunden. Uns ist in legter Zeit von besonders zahlreichen Haussuchungen, Entdeckungen von Schriftenlagern und ähnlichen graufen Dingen nichts zu Ohren gekommen. Daß aber ein Schriftenlager" gerade am Sonnabend von eifrigen Beamten besonders leicht aufgefunden werden kann, ist ein Gedante, der in die Jahrbücher von Abdera oder Schildberg eingetragen zu werden verdient.
Laut polizeilicher Feststellung waren zu Anfang diefes Monats an öffentlichen Fuhrwerken in Berlin im Betriebe: 2527 Droschten erster Klaffe, 2460 Droschten zweiter Klaffe und 138 Gepäcbroschken. Außerdem 857 Wagen der Großen Ber liner Pferdebahn Gesellschaft, 125 Wagen der Neuen Berliner und 85 der Berlin - Charlottenburger Pferdebahnlinie. Die Omnibusgesellschaften verfügten über 220 Wagen, und Thorwagen( fogenannte Kremser) waren 346 Stüd vorhanden. Das ergiebt eine Gefammiziffer von 6758 Fuhrwerken. In Paris war um dieselbe Zeit, am 1. September, laut behördlichem Ausmeis an öffentlichen Fuhrwerken nahezu das Dreifache, nämlich 16 478 Fuhrwerke im Betriebe.
Die Luftwärme war zwar am Mittwoch früh, größer als am Dienstag und betrug um 6 Uhr beinahe+9 Grad R., doch wurde dieselbe durch andauernden Regen des Vormittags erheblich beeinträchtigt und stieg des Mittags nur auf+11 Grad. Als des Nachmittags gegen 4 Uhr das Wetter fich auftlärte, wurde der Südwestwind lebhafter und das Thermometer zeigte um 5 Uhr nur+ 8 Grad R. an.
Die große Blattpflanzengruppe in der Mitte des Dönhoffsplages fesselt zur Zeit die Vorübergehenden durch ihren Blüthenschmuck. Troß des ungünstigen Wetters blühen mehrere große Yuccas zum zweiten Male, andere haben zahlreiche Knospen angefeßt. Die hochstehenden baumartigen Blumenstöcke tragen rings an fleinen Zweigen fünfzig und mehr schöne, gelblich- weiße Glockenblumen.
Frommer Unfug. Die Missionare Franson und Olßen haben bisher mit ihren Befehrungsversuchen herzlich schlechte Geschäfte gemacht. Infolge dessen sieht sich der von ihnen gegründete und polizeilich angemeldete Freie evangelische Missionsverein" genöthigt, den im März d. J. im Hause Forsterftr. 56 für Belehrungszwecke gemietheten Fabriksaal mit bem 1. Oktober wieder aufzugeben und die Thätigkeit allein auf das Lokal in der Krautsftr. 39 zu beschränken. Der Verein zählt bis jetzt 40 befehrte Sünder", Nomineller Borsigender ift der in der Fliederftr. 11 wohnhafte Schuhmacher E. Krahn. Die geistigen Leiter sind natürlich die Herren Franson und Dißen. F. Franson ist ein Anhänger und Apostel des Heiligen" Moody in Chikago. Er hat zuerst in Schweden gemuft und hier Dißen fennen gelernt. Dißen ist Philolog und Sohn des deutschen Konsuls P. Olßen in Helsingborg , der schwedischen Hafenstadt am Derefund. Dritter im Bunde ist der Regierungsbaumeister Beyerhaus, der auch in den Verfammlungen als Betender" auftritt. Im Uebrigen rekrutiren Im Uebrigen rekrutiren fich die Bekehrten" hauptsächlich aus dem Kleinhandwerkerftande.
Der neu geschaffene Kellner- Orden" soll nur an den hohen Festtagen angelegt werden. Die Hotel- Revue", als amiliches Drgan des Deutschen Kellnerbundes, theilt in ihrer jüngsten Nummer mit, daß diese Auszeichnung lediglich bei Bundesfesten und nicht im Dienft" getragen werden wird. Der start vergoldete Stern wird auf dem Mittelfelde der Vorderseite die Worte zeigen: X Jahre Mitglied" und auf der Rück eite das Monogramm D. K. B. Mit solchen Kindereien beschäftigt sich der Kellnerbund, statt den Versuch zu machen, die traurige, foziale Lage seiner Mitglieder zu verbessern.
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Esbare Pilze. In geradezu verschmenderischer Fülle ist der Tisch der Natur mit Pilzen gedeckt. Man kennt etwa 750 Gattungen, von denen nachgewiesenermaßen nur 6 wirklich giftig sein sollen. In der ganzen zivilisi ten wie nicht zivili firten Welt( England ausgenommen, wo das Volk eine unüberwindliche Abscheu vor diesen herenartigen Formen, Kröten stühlen toad stools"- an den Tag legt) spielen die Pilze als Voltsnahrungsmittel eine große Rolle, und ihr Handelswerth in Frankreich , Italien , Rußland , China und Japan be ziffert fich nach Millionen Mart. Eine verhältnismäkia untergeordnete Rolle nimmt der deutsche Handel ein. Ihr Nehrungswerth besteht in dem hohen Gehalt an ftidstoffhaltigen Bestandtheilen, welche in einigen der besseren Arten in größerer Menge als in den Körnern unserer Brot früchte, ja selbst als im Fleisch vorhanden sind. In 160 Theilen der wafferhaltigen Substanz find an stickstoffhaltigen Bestandtheilen enthalten: im Weizen 13,0, im Roggen 11,0, im halbfetten Dchfenfleisch 17,80, im Steinpilz Boletus edulis ( D. Siegel, Beiträge zur Kenntn. d. Bb. Pilze. Göttingen 1870) dagegen 19,30, im Eierschwamm( Cantharellus cibarius ) 19,56, im Hahnenkamm( Clavaria flavea) 19,19 und in der Morchel( Morchella esculenta) fogar 22,58 Theile, während unfere gebräuchlichsten Gemüsepflanzen davon nur 1,2 bis 1,6 Prozent enthalten. Es leuchtet ein, einen wie werthvollen Beitrag unsere Pilze zu dem Speisezettel derjenigen Menschen zu liefern geeignet sind, welche in unfreiwilliger Weise dem Vegetarianismus huldigen. Der bei Weitem größte Theil der eßbaren Pilze unserer Wälder wird nicht gesammelt, sondern geht verloren, wobei die Furcht vor giftigen Bilzen wohl eine ziemlich große Rolle spielt und zwar nicht mit Unrecht, weil, um sich vor Vergiftungen zu hüten, es nur ein Mittel giebt, die eßbaren Pilze genau fennen zu lernen. Der Fehler liegt in unseren Volksschulen, in welchen Naturkunde gewöhnlich in einer Weise gelehrt wird, daß die Kinder den Wald vor den Bäumen nicht zu sehen bekommen. Und wie leicht wäre es, die nöthige Kenntniß der eßbaren Pilze unserer Wälder unter den Kindern zu verbreiten, wenn nur diese zur Anschauung gebracht, alle anderen aber weggelaffen würden. Dr. J. Roll verzeichnet in seiner kleinen, vortrefflichen, soeben in zweiter Auflage erschienenen Schrift nur jene 24 eßbaren Bilje, welche in Deutschland heimisch find und mit giftigen nicht verwechselt werden können. Nur in einem Falle hat Nöll das Prinzip unterbrochen, die eßbaren Bilze allein und nicht auch giftige abzubilden, und zwar bei dem giftigen Knollenblätterschwamm ( Agaricus phalloides Gifichampignon, Schirlingspils, Gichtpils, Wulffling), welcher schon vielfach zu Verwechselungen mit dem echten Champignon Veranlassung gegeben hat und dabei vielleicht als der aller gefährlichste unserer Giftpilze anzusehen ist, da schon ein einziger Pilz eine genügend große Menge von Gift enthalten soll, um einen Menschen zu tödten. Die äußeren Merkmale des echten und des Giftchampignons find ziemlich gleich. Der Hut ist weiß, graumeiß, grüngelblich bis grünlich braun und steht auf weißem, fleischig- faftigem Stiele, im Geruch schwach sogar an bittere Mandeln erinnernd, im Geschmack fußlich und nicht scharf wie der des giftigen Täublings. Das einzige unterscheidende Merkmal ist, daß die Blättchen ( Lamellen) auf der Unterseite des Hutes sich niemals rosa bis braun färben, wie beim Champignon, sondern weiß bleiben. Für den Pilzkenner ist dies allerdings ein völlig ausreichendes Kennzeichen, nicht so aber für den nicht genügend aufmerksamen Sammler, welcher feine Waare auf den Markt bringt; und es würde sich deshalb wohl empfehlen, diesem Um stande von unserer Maifipolizei dieselbe Aufmerksamkeit zuzuwenden, wie dies seit langem schon in Italien gefchieht. In Rom steht der Schwammverkauf unter der Kontrole eines bes fonderen Regierunge organs Ispettore de funghi" betitelt Alle durch die verschiedenen Thore zu gewiffen Zeiten( vierzig Tage im Herbst und zwanzig Tage im Frühling) nach Rom gebrachten Schwämme werden in ein Verzeichniß eingetragen und in ein Zentraldepot gebracht, wo sie täglich von dem erwähnten Inspektor untersucht werden. Das Amt dieses Beamten ist in Anbetracht der Unmaffen von Schwämmen, welche auf den Markt gebracht werden, durchaus teine Sinefure. Niemand darf mit Schwämmen in den Straßen haufiren, und alle faulen oder von Würmern angefreffenen Vorräthe vom Tage zuvor wandern in den Tiber . Warum sollte bei uns für Pilze nicht durchführbar fein, was für das Fleisch möglich wurde? Ein pilzfundiaer Marfimeister dürfte in größeren Städten nirgend fehlen. Für Pilzliebhaber möge hier auch noch die Eintheilung Rölls der Pilze nach ihrer Güte Platz finden. 1. Vorzügliche: Champignon , Steinpilz, Morcheln. 2. Gute: Neizter, Mufferon, Eierschwamm, der große Schirmschwamm, Schmerling, Ringschwamm, Kapuziner, Rubpils, Speifelorchel, Herbstlordel. 3. Mittelmäßige: Stockschwamm, Halimasch, Ziegenlippe, Sandpils, Semmelpilz, Habichtschwamm, Stoppelschwamm, Staubfchwämme.
Charivari- Anktion. Auf dem Postpacket- Amt in der Oranienburgerstraße fand am geftrigen Tage eine Verfteigerung aller derjenigen Gegenstände statt, welche nicht abgenommen worden, refp. deren Empfänger innerhalb eines gewiffen Zeitraumes nicht zu ermitteln gewesen sind. Der Andrang von Kaufluftigen war ein überaus starter. Zumeist waren es freilich Händler, Trödler und„ Nammscher", welche den größeren Theil der zur Auftion gelangenden, mannigfachsten Gegenstände in ihren Befitz zu bringen wußten. Die Zahl der Auftions objekte war unendlich. Federmeffer, Taschenbürsten, gestickte Börsen, Morgenfchuhe und vielfach solche Gebrauchsgegenstände, welche von zarter Hand gefertigt und in Liebe" der Post zur Beförderung an den leider nicht auffindbaren Geliebten an vertraut worden sind; daneben aber auch reine Geschäftssendungen, wie Kontobücher, Duzende von Schreibmoppen, Papier ballen nach Zentnern, Taschen- und Wanduhren, Bücher in solchen Maffen, daß man füglich eine Bibliothek damit hätte füllen fönnen, Fächer, Schirme, Siöcke und tausenderlei andere Gegenstände. Die meisten Sachen wurden von den Händlern zu wahren Spottpreisen erstanden. Besondere Heiterkeit erregte cine Flasche Kognat; dieselbe erzielte, außer vielen guten und fdylechten Bemerkungen über die ungeftillte Sehnsucht des nicht auffindbaren Empfängers, 1 M. 10 Pf., 2 Dugend Chlipse hingegen nur 30 Reichspfennige. Die Post ist immerhin auf ihre Roften gekommen.
Ein neuer Pring" von Armenien . Die hiesige Kriminalbehörde, fowie alle größeren Polizeidirektionen, find von Paris auf Anordnung der dortigen Staatsanwaltschaft benachrichtigt worden, daß eine als Prinz Kamor sich ausgebende Person, die mit höchster Eleganz auftritt, dort in der Nue Druot bei der Banque d'Escompte versucht hat, für 500 000 Fris. egyptische unifizirte Staatsschuldscheine, welche gefälscht waren, zu verkaufen. Die Fäl chung ist so gefchickt ausgeführt, daß fie fich felbft dem Auge des beften Sachtenners leicht entzieht. Nur dem Zufall war es zu danken, daß der Kassirer wegen der Herkunft jener Werthpapiere" Verdacht schöpfte und vorerst gewisse Sicherheiten forderte, was den Betrüger veranlaßte, sich schleunigst zu entfernen. Da die Kupons von den echten sich faum unterscheiden laffen, so wird befürchtet, daß der Pring", der aus Armenien stammen will, auch an anderen großen Bankpläßen weitere Versuche unternehmen wird, um seine Falfifitate an den Mann zu bringen. Der Telegraph arbeitet schon seit mehreren Tagen und benachrichtigt alle größeren Banken und die Börsen, um zu verhindern, daß bei der am 1. Oftober bevorstehenden KuponEinlösung jene gefälschten Binsscheine mit untergeschoben werden. Für die egyptische Staatsschulden direktion handelt es sich dabei eventuell um einen Verlust von Millionen. Dieselbe ist übrigens entschlossen, nach dem Beispiel der Banque de France , deren 500 Francs- Scheine fürzlich in Massen gefälscht worden waren, ganz neue Titel zu verausgaben und die alten einzuziehen.
Verschwunden ist seit dem 9. d. M. der 17jährige Kaufmannslehrling Alfred Menge. Derselbe hat am genannten Tage die elterliche Wohnung, Alte Jakobstraße 63, zur ge= wöhnlichen Stunde verlassen, um nach dem Geschäft zu gehen, Seit jener Zeit woselbst er indessen nicht angekommen ist. fehlt jede Spur von ihm. M. ift 5 Fuß 3 Boll oroß, hat große schwarze Augen, duntles Haar und längliche Nafe; befleitet war derselbe mit grauer Hose, dunklem, farrirten Rock und dunklem, weichen Hut, er führt eine filberne Zylinderuhr mit dem eingravirten Namen„ Schmidt" an einer Nickelkette be fich. Der bekümmerte Vater sichert Jedem eine angemessene Belohnung zu, der über den Verbleib seines Sohnes irgend welche Auskunft geben kann.
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Die Schlüffel nahm der Wächter an sich, das Portemonnaie ließ er aber mit sammt den Pfandscheinen auf dem Korridor des Gefängniffes liegen. Am anderen Morgen war der Vogel ausgeflogen. Der Gefangene batte den Kachelofen von oben bis unten vollständig abgedeckt, dann war er durch das Feuerungsloch nach dem Korridor gelangt. Dort hatte er au zu nächst das Portemonnate mit den Pfandscheinen einen Anhalt über seine Person gegeben haben würden sich genommen, tarn hatte er mit Hilfe der dim Ofen ents nommenen eisernen Echienen die Korridorthür gesprengt und war so ins Freie gekommen. Am Freitag fand zwifchen Wüns dorf und Mölln eine Hafenjagd start. Bei dieser Gelegenheit bemerkten die Jäger zwei fremde Männer, von denen einer in einer Heumiete fchlief. Einer derselben wurde bazu engagirt, einen Sock mit Hasen nach dem Withshause in Möln zu tragen. Dabei erzählte er den Schüßen. daß er Kupferschmied und auf Reisen fei; auch daß er zu seinem Schuße einen Re volver bei sich führe. Die Echüßen ließen sich den Revolver zeigen und fanden denselben in allen fechs Läufen geladen., Sie schoffen fämmtliche Läufe ab, aber der Frembe meinte, bas schade nichts, er habe noch mehr Patronen bei sich. Die beiden Diebe sind in den Tagen vorher vielfach zusammen in der Gegend gesehen worden, wodurch es gelungen ist, ihr Signale ment genau festzustellen.
Der unter dem Verdacht des Mordes stehende Klausin ist bis jekt taglich dem Untersuchungsrichter Dr. Albrecht vorgeführt worden. Er ist dabei heiter und vergnügt. Ganz ruhig bietet er die Tageszeit Guten Morgen!" oder Mahlzeit!" und als er gestern früh gefragt wurde, wie er geschlafen habe, meinte er: Ganz gut! Am Donnerstag waren wieder fieben Hausgenossen vorgeladen, darunter der Schlächter Werner mit dem Hunde und der kleine Frit Vanek Die Vernehmung dauerte bis zum Epätnachmittag. Eine Frau Dreffer, die schrägüber am Drte der That wohnt, und gefeh haben will, daß Klaufin noch furz vor der That mit Fren Vaneß lachend und scherzend aus dem Fenster fab, foll da sie stündlich ihrer Entbindung entgegen ficht tommissarisch in ihrer Wohnung vernommen werden. Die Unter fuchung gegen Klaufin dürfte fich übrigens noch nach einer anderen Seite hin richten. Es ist nämlich der Berdacht aufgetaucht, daß laufin an Diebstählen betheiligt gewesen oder folche allein begangen hat. Speziell hat man dabei einen Diebstahl im Auge, der vor einiger Zeit bei dem Restaurateur Schröder in der Straße Nr. 34 in Friedrichsberg begangen morden ist. Klaufin wohnte damals ganz in der Nähe der Kronprinzenstraße. Beim Untersuchungsrichter ist neuerdings eine offene Korrespondenzkarte eingegangen, etwa folgenden Inhalts: Klausin ist der Mörder nicht! Begehet feinen Justizmord, wie Ihr schon einen begangen habt! Der Schreiber dürfte mohl derfelbe sein, welcher am Dienstag nach der That einen Zettel mit der Aufschrift: Ich, der Mörder, war hier. Abends 9 Uht" in den Briefkasten der Frau Schubert geftedt hat, die neben der Baneß'schen Wohnung wohnt. Fals es gelingt, den Schreiber zu ermitteln, so dürfte demselben eine Strafe wegen groben Unfugs sicher sein.
Folgende wilde Geschichte" wird von einer hiesigen Lokalforrespondenz erzählt: Wie erft fürzlich vom Rottbujer Damm gemeldet wurde, daß dort eine aus schulpflichtigen Knaben bestehende Indianerhorde bei ihrem Lagerfeuer über rascht worden war, fo hatte eine Anzahl Jungen des Westen zu einem wilden Westen sich zusammengethan. Auf dem Haupt die Federkrone, das Geficht bemalt, den Arm mit dem Bogen bewaffnet, lagerten die Knaben auf Prairien, vulgo Baustellen, die zwischen dem Zoologischen Garten und dem Charlottenburger Gebiet sich erstreckten. Gestern Nachmittag nun wurde im Lager großes Pfeilschießen geübt. Giner der Indianer, ein zehnjähriger Knabe, haite sein Geschoß soeben in die Luft entsendet und blickte dem Fluge deffelben nach, als der Junge plöglich die Gesichtsfarbe änderte und durch Zeichen feinen Stammesgen offen begreiflich zu machen suchte, daß er dem Ersticken nahe sei. Er zeigte auf seinen Hals, und nun begriffen die Jungen, daß ihr Kamerad eine jener fleinen Muscheln hinuntergeschluckt habe, von denen bei ihnen die Sage ging, daß jeder indianische Schüße eine solche im Munde führen müffe, wenn er einen guten Schuß abgeben wolle. Der Zustand des Schüßen mard ein bedenklicher. Die Augen Die Augen quollen ihm aus den Höhlen, und vor Athemnoth ver mochte er feinen Schritt vorwärts zu thun. Bum nächsten Arzt!" gab einer der Knaben das Losungswort aus, und angethan mit dem indianischen Schmuck, trugen die Genossen ihren Kameraden nach der Leibnißstraße, einen Weg von zehn Minuten, zum Herrn Dr. Palmié in Charlottenburg , LeibnizStraße 15a. Glücklicher Weise trafen sie den Arzt, der über den sonderbaren Aufzug nicht wenig erstaunte. Es war die allerhöchste Zeit, und ohne einen Augenblick zu verlieren, tracheotomirte der Arzt den Knaben und holte die unterhalb des Kehltopfes fizende Muschel heraus. Dann fezte er eine Kanüle ein, und der Knabe war gerettet, wenn er auch eine längere Zeit in der Behandlung des Arztes bleiben muß."
Einbruch. Beim Prediger Richter in Mariendorf wurde in der Nacht vom Donnerstag zum Freitag voriger Woche zwischen 2 und 3 Uhr ein Einbruch versucht. Zwei Diebe be mühten sich, aus dem einen Kellerfenster einen Stein heraus zu meißeln, um dadurch die den Eingang versperrenden eisernen Traillen zu lockern und dann heraus zu ziehen. Da nnn die Mauer aus besten Klinkern bestand, so machte das Meißeln so viel Geräusch, daß die drei Söhne des Pastors erwachten. Sie sprangen aus den Betten in die Kleider und kamen noch so rechtzeitig auf den Hof, daß fie den einen der Einbrecher er greifen fonnten. Dem anderen gelang es, über die Hofmauer zu entkommen. Der Dieb wurde dem Nachtwächter übergeben, ber denselben mit Hilfe der drei Predigersöhne in dem ganz neu erbauten Amtsgefängnisse unterbrachte. Der Dieb murde in eine Belle eingeschloffen, nachdem ihm seine Sachen abgenommen worden waren. Unter denselben befand sich ein Bund Schlüssel und ein mit Pfandscheinen gefülltes Portemonnaie.
Ein laut geführtes Selbstgespräch auf offener Strake hat am Mittwoch Nachmittag einen Lebensmüden vor dent ficheren Tode gerettet. Der in der Reibelstraße in Schlafstelle wohnende Arbeiter Julius P. lebt von seiner Frau getrennt und alle Versuche des 55jährigen Mannes, sich mit derselben wieder auszuföhnen, waren vergebens. Am Mittwoch Nachmittag war P. wiederum bei seiner in der Weberstraße moh nenden Frau gewesen und hatte einen Aussöhnungsverfuch gemacht, der aber erfolglos geblieben. Wahrscheinlich, um seinen Schmerz zu betäuben, begab sich P. in eine in der Nähe belegene Destillation und trant dort mehr, als er vertragen fonnte. Denn als er nach Verlauf einer halben Stunde die Keibelstraße paffirte, äußerte der Trunkene ganz laut, daß er sich sofort das Leben nehmen müsse. Diese Selbstmordgedanken wurden von mehreren Knaben gehört, welche auf der Straße vor dem Hause, in welchem wohnte, spielten und als bald darauf der Hausverwalter nad Hause fam, erzählten die Kinder das eben Gehörte. Als der lettere, um sich von der Wahrheit der Erzählung zu überzeugen, fich nach der Wohnung der Schlafftellenwirthin begeb, hörte der Vizewirth von der Frau, daß P. sich vor etwa einer Viertel stunde den Schlüssel zum Wäscheboden habe geben laffen und noch nicht wieder zurückgekehrt sei. Schnell eilte nun der ängftlich gewordene Hausverwalter mit mehreren Hausbewohrern auf den Boden und fand dort den P. an einem Dachbalken erhängt bewußtlos vor; da der noch rechtzeitig Abgeschnittene ichwache Lebenszeichen von sich gab, wurde er rach einent Krankenhause gefchafft, wo es gelingen dürfte, den Selbstmord tandidaten am Leben zu erhalten. Ein schauerlicher Fund ist dieser Tag in unserem be nachbarten Friedrichshagen gemacht worden, der auf ein längt verübtes Verbrechen des Mordes oder Todtschlages schließen läßt. Beim Ausuraben von Mauersand zu den Bauten der Wasserwerke, welche die Stadt Berlin an dem Müggelfee auf führen läßt, haben die Arbeiter am 21. d. Mts. nahe dem Ufer des Sees in einer Tiefe von 4 Fuß die schon faft ganz zue einem Stelett verwefte Leiche eines Mannes gefunden. Die erfte Bermuthung, daß der unheimliche Fund die Leiche eines angeschwemmten und im Sande verwühlten Ertrunkenen fer, hat sich bei genauerer Untersuchung als hinfällig herausgeftelt, da der Fundort dazu zu hoch gelegen ist und außerdem am Kopfe der Leiche zwei starte Schlagmunden gefunden worden sind, die deutlich erkennen lassen, daß ein Mord hier vorliegen muß, und daß nach der Ermordung die Leiche dort verscharrt worden ist. Da, wie schon gesagt, die Verwesung des Todten sehr weit vorgeschritten ist und weder die Persön lichkeit der Leiche, noch die Zeit ihrer E. mordung festzustellen sind, so dürften wohl etwaige Bemühungen der Gerichte, das Tunkel des hier vorliegenden Verbrechens zu erhellen, ohne jeden Erfolg sein.
Einem Rollkutscher wurde vorgestern Abend 6 Uhe auf dem Wege vom Gölzer Bahnhof durch die Wrangelstraße nach der Köpnickerstraße vor dem Hause Nr. 115, als er fich behufs Ablieferung einer Sendung auf einige Zeit von seinent Rollwagen entfernt hatte, ein Ballen Tuche, gezeichnet G.& H. 7046, im Gewichte von 38 Kilogramm, aus Rottbus, vom Wagen gestohlen. Personen, welche über den Verbleib des Ballens etwas wiffen, werden gebeten, ihre Wahrnehmungen an die Speditionsfirma B. Bernhardt u. Ko., Neue KönigStraße 60, gelangen zu laffen, welche etwaigen Falls eine Be lohnung zufichert.
Das traurige Ende, welches der Luftschiffer Lerour bei feinem Absturz mit dem Fallschirm genommen, erinnert daran, daß vor genau sechzig Jahren Berlin schon einen weiblichen Luftschiffer bewundern konnte, welcher damals schon den Ahsturz mit dem Fallschirm den staunenden Berlinern zeigte, fich aber durch eine besondere Vorrichtung vor dem Tode des Ertrinkens, welchem jest Lerour zum Opfer gefallen, gefichert hatte. Damals war es die berühmte Luftschifferin Fräul. Garnerin, welche im September des Jahres 1829 auf dem Exerzirplay( jekt Rönigsplay) ihre Vorstellungen mit dem Ab stürzen mittels Fallschirmes gab. Ihr Oheim, Jaques Gornerin, hatte daffelbe Experiment in Paris schon im Jahre 1797 mehrmals ausgeführt und ihr Vater hatte dasselbe durch Ver wendung eines Schwimmapparates vervollständigt, so daß der Herabfintende das gefährliche Element des Waffers nicht mehr au fürchten brauchte. So hatte fich beispielsweise Fräul. Garnerin bei einer Luftfahrt, die sie zu Venedig vers anstaltet hatte, mitten auf die Wellen des Adriatischen Meeres niedergelassen, ohne dabei die geringfte Gefahr zu laufen. Dec Schwimmapparat war am Fallschirm angebracht und außer ordentlich einfach und Frl. Garnerin hat über 50 Luftfahrten und Abstürze unternommen, ohne auch nur ein einziges Mal ernsthaft in Wassersgefahr geraihen zu sein.
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