1934
E ARE
800
Von der heutigen Gesellschaft sei überhaupt nichts zu erwarten, und deswegen müßte es die Pflicht des Staates sein, einzugreifen, damit dem Arbeiter auch fein Recht auf Arbeit, wie auch das Recht zum Leben in vollem Maße zu Theil werde. Zentralisirte Arbeitenachweise, Arbeiterkammern müssen geschaffen werden zur Verwirklichung dieses Ziels, und Sache der Arbeiterschaft sei es, immer wieder auf diese Punkte hinzuweisen und für diese Forderungen einzutreten, damit die nächstfolgenden Generationen das ernten, was wir gefäet. Reicher Beifall muide dem Referenten fur seinen Vortrag zu Theil. Nachdem in der Diskussion die Kollegen Müller und Reglin gesprochen, erhielt Rollege Birch das Schlußwort. Hieran schloß sich die Aufnahme neuer Mitglieder. Sodann gelangte folgende, vom Kollegen Becker gestellte Resolution zur einstimmigen Annahme: Die heutige Versammlung des Fachvereins der Rohrleger beschließt, das Bier des Böhmischen Braubaufes so lange nicht zu trinken, bis die Lokalitäten des betreffenden Etablissements für Arbeiterversammlungen freigegeben werden." Ferner wurde nach längerer Debatte beschlossen, in diesem Winter ein Vergnügen zu veranstalten, nähere Beftimmungen wurden der nächsten Versammlung vorbehalten, die am 13. Oftober stattfindet.
Lackirer- Versammlung. In der am 23. September in Zemier's Salon tagenden öffentlichen Versammlung der Lackfirer hatte Herr Wernau das Referat übernommen. Der Herr Referent entledigte sich seiner Aufgabe in sehr fachlicher und zutreffender Weise und erntete den vollen Beifall der VersammJung. Beim 2. Punkt der Tagesordnung: Endgiltige Beschlukfaffung über die nächftjährige Lohnbewegung, entsponnen sich fehr lebhafte Debatten, aber fämmtliche Redner erkannten einen 9fündigen Arbeitstag und 45 Pf. Stundenlohn als unbedingt nothwendig an. Die kürzere Arbeitszeit müffe schon darum errungen werden, um der Arbeitslosigkeit im Winter in etwas zu begegnen, und dann sei auch die Lackirerei ein furchtbar ungefundes Geschäft. Kollege Jungermann meinte, wenn wir mehr auf Attordarbeit sehen würden, dann läge es viel mehr auf unferer Seite, einen auskömmlichen Lohn und den 9stün bigen Arbeitstag zu erringen. Dem entgegen sprachen aber die Herren Wernau , Rautenhaus und Jakoby und erkannten die Affordarbeit auf alle Fälle als durchaus verwerf Ich und für die Arbeiter unbedingt schädigend an. Folgende Resolution wurde mit allen gegen drei Stimmen angenommen: Die heute, am 23. d. M., in Zemters Salon tagende öffentliche Versammlung der Lacirer Berlins und Umgegend erklärt sich mit den Ausführungen des Referenten einverstanden und erklärt: 1. In Erwägung der in unserer Gewerkschaft vorherrschenden ungünstigen Lohn- und Arbeitsver hältnisse beschließt die heutige Versammlung, die Durchführung einer Verkürzung der Arbeitszeit bei gleichzeitiger Erhöhung des Arbeitslohnes und zwar wie folgt: Bei einer täglichen Marimalarbeitszeit von 9 Stunden, für alle fechs Arbeitstage cinen Mindestlohn von 45 Bf. pro Stunde. Weiter die gänz= liche Abschaffung der Ueberstunden und Sonntagsarbeit. 2. In fernerer Erwägung, daß behufs Durchführung dieser Forderung die fofortige Inangriffnahme der nothwendigen Vorarbeiten erforderlich wird, befchließt die Versammlung die Wahl einer Kommiffion von 7 Mitgliedern." Die Wahl der Rommiffion wurde sofort vollzogen. Zu Verschiedenem theilten noch etliche Kollegen Mißstände in den Werkstellen mit.( HofWagenfabrik von Kühlstein). Hierauf schloß der Vorsitzende die Versammlung mit einem dreifachen Hoch auf das Gelingen der guten Sache.
Am 24. September, Abends 9 Uhr, fand eine Mitgliederversammlung des Fachvereins der Gärtner Berlins und Umgegend in Stegliß in den Kaiser hallen", Albrechtstraße, statt. Kollege Büchner eröffnete dieselbe um 10 Uhr. Nach Verlesung der Tagesordnung und Annahme bes Brotokolls referirte Herr Büchner über den ersten Punkt ber Tagesordnung. Anhaltender Beifall lohnte den Redner. Die fich nun hieran schließende Diskussion war eine sehr lebhafte. Das kleine Häuflein der Verbandstreuen" griffen wiederum Herrn Büchner, sowie den Fachverein in bekannter, ganz thörichter, grundlofer Weise an. Herr Gleizmann, Abromeit, Büchner, Neumann, Schiebed u. a. schenkten diesen Herrn Harmonieaposteln iehr bald flaren Wein ein, so daß diefelben wohl für die nächste Zeit genug haben dürften. Nach Erledigung des Fragekastens wurde zum Punkt Verschiedenes" geschritten. Dieser Punkt konnte leider nicht zu Ende geführt werden, da zirka 4 Minuten nach 12 Uhr der überwachende Fußgendarm dem Vorsitzenden aufmerksam machte, daß die Versammlungen in Stealik nur bis 12 Uhr währen dürfen. Herr Büchner schloß, nachdem er dem Beamten seine Meinung gründlich gefagt hatte, um Unannehmlichkeiten zu vermeiden, Die Siguna. Selbstverständlich wird hiergegen Beschwerde eingereicht werden.
"
Der Interessenverein der Kistenmacher tagte am Sonntag, den 22. September, im Lokal Deigmüller, Alte JakobStraße 48a. Die Tagesordnung lautete: 1. Vortrag des Herrn Th. Glocke über den Niedergang der Kleininduftrie. 2. Disfuffion und Beschiedenes, Nach Verlefung des Protokolls der legten Versammlung entledigte sich Herr Glocke seines mit Dielem Beifall aufgenommenen Vortrages. Eine Diskussion über diesen Punkt wurde, um die Wirkung nicht abzuschwächen, nicht beliebt. Nur führten einige Redner eigene Erlebnisse an. Zu Verschiedenes" wurde beschlossen, zu den nächsten Vereins Einladungen fleine Zettel beizulegen, um die Beitragfammler befannt zu geben. Zum Schluß ermahnte der Vorsitzende die Kollegen zu fleißigem Besuch der Versammlungen und gab befannt, daß die nächste Mitgliederversammlung eine GeneralBersammlung sei.
"
In der am 24. Seqtember bei Huth, Badstraße, abgehaltenen Versammlung des Arbeiter- Bildungs- Verein Berlin Nord " hielt Herr Alwin Gerisch ein mit reichem Beifall belohnten Vortrag über Soldatenhandel im Mittelalter". Der engebrachte Antrag:" Das Bier der Lips'schen Brauerei am iebrichshain( meist Flaschenbier mit eingebranntem alten Frib") ftreng wegen Lofalverweigerung zu verpönen, überhaupt nur die Biere solcher Brauereien zu trinken, welche ihre Säle zu Arbeiterversammlungen hergeben, wurde einstimmig angenommen. Die Bekanntgabe der Generalversammlung am 8. Oftober bei Gnadt, wozu der wichtigen Tagesordnung halber alle Mitglieder vollzählig zu erscheinen haben, bidete den Schluß der gut besuchten Versammlung.
Eine Versammlung des Fachvereins Jämmtlicher an Holzbearbeitungsmaschinen beschäftigter Arbeiter fand am Montag, den 23. d. M., in Säger's Lotal statt. Zunächst wurde der bisherige erfte Schriftführer auf Antrag des Vorhandes wegen Lässigkeit mit allen gegen eine Stimme seines Boftens enthoben. Hierauf hielt Herr Dr. Badeck einen beifällig aufgenommenen Vortrag über Geschlechtsfrankheiten.- Im Februar nächsten Jahres veranstaltet der Verein einen Maskenball. Am 9. Oftober findet eine Generalversammlung des Vereins in demselben Lokal statt.
Sozialdemokratischer Wahlverein für den 5. Berliner Reichetagswahlkreis. Versammlung am Freitag, den 27. September, Abends 8 Uhr, im Lokale Münzfir. 11( oberer Saal) Taceco dnung: 1. Vortrag des Serin Rechtsanwalt Stadthagen über Ausnahmege'ege". 2 Distuffion. 3. Bec schieteres und Fragelaften. Um zahlreiche Besuch wird eberen.
Freie Vereinigung der Vergolder und Fachgenoffen. Freitag, den 27. September, bend8 8% Uhr. in Scheffer's Salon, Infelftr. 10, Mitolieder versammlung. Tagesordnung: 1. Gewertschaftliches. 2. Aufnahme neuer Mitglieder. 3. Verschiedenes. Gäste find willkommen
Große öffentliche Versammlung fämmtlicher Bimmerleute Berlins und Umgegend am Freitag, den 27. d. M., Abends 8% Uhr, in Feuerstein's Salon, Alte Jakobftr. 75. Tagesordnung 1. Stellungnahme der Zimmerer Berlins und Umgegend zu dem Beschlusse der Arbeitgeber, vom 1. ftober an wieder 10 stündige Arbeitszeit und 50 Pf. Stundenlohn einzuführen. Zahlreiches Erscheinen ist nothwendig. Behufs Deckung der Unkosten findet Tellersammlung ftatt.
Berliner Verein für volksverständliche Gefundheitspflege und Naturheilkunde. Freitan, den 27. September, Abends 83 Uhr, im Saale der Königebant, Große Frankfurterftr. 117. Vortrag des Herrn Hermann Canik über: Diphteritis, Scharlach und Mafern.
Allgemeine Kranken- und Sterbekaffe der Metallarbeiter ( E. 5. 29 zu Hamburg Filiale Berlin 8). Mitaliederver ammlung am Sonnabend, den 28. September, Abends 8% Uhr, bei Paul Gottschalt. Badstraße 22. Tagesordnung: 1. Raffenbericht pro Jult und Auguft. 2. Besprechung über die neue Kaffe Bultan", Zentral Kranken- und Sterbelasse der Metallarbeiter. 8. Verschiedenes.
Freie Vereinigung der Zuschneider, Stepper und Vorrichter Berlins . Sonnabend, den 28. September, bends 8 Uhr, Alte Jakobftr. 83. im aroßen Saal. Vortrag des Herrn W Werner über: Die Fabrit inspektion und ihre Bedeutung für die Arbeiter. Gäfte millkommen,
Fachverein der Kernmacher und Berufsgenossen. Versammlung am Sonnabend, den 28. d. M, bei Gnadt, Brunnenitr. 38. Bortrag des Herrn Fr. Krüger über Altes und Neues aus der Naturgeschichte". Der in Aussicht genommenene Vortrag des Herrn Türk über die französische Revolution ist poli jetlich nicht genehmigt worden.
Achtung! Sozialdemokratischer Lefeklub Lessing". Das Stiftungsfeft findet im Elysium" nicht statt, da der Inhaber sein Lokal zu Versammlungen verweigert; dasselbe wird am Sonnabend, den 28. d. M, im Schweizer Garten" gefeiert. Die ausgegebenen Billets haben Giltigkeit. Das Komitee.
Eine öffentliche Versammlung der Drechsler und verwandter Berufsgenossen findet am Montag, den 30. September, Abends 8% Uhr, im Lokale des Herrn Lebmann, früber Silbers, Schwedterftr. 23, statt.
Achtung! Klavirrarbeiter! Alle Diejenigen, welche noch im Besitz von Stiftungsfestbillets sind, werden ersucht, diefelben bis zum 1. Oktober an die betreffenden Vorstandsmitglieder zurückzugeben, da kein Stiftungsfest statt. findet
Petitionslisten zur Beseitigung des denaturieten Spiritus au gewerblichen 3reden tönnen in Empfang acnommen werden bei folgenden Kommissionsmitgliedern: Gustav Reuter, Gr. Frankfurterftr. 128; Emil Schade, Gubenerftr. 61; Guftay Milbrodt, Adalbertitr 94: Robert Weber. Fliederftr. 6 Karl Kurth, Schönhauser Allee 21; Frig Zubeil, Waldemarstr. 73, und Robert Berger, Gr. Frankfurterftr. 95. Bei Leßterem merden ouch freiwillige Beiträge entgegengenommen. Ferner ersucht die Kommission, sämmtliche ausstehenden Camirellisten bei Letterem abzuliefern.
-
-
-
Katser'scher
Gefang-, Turn- und gesellige Vereine am Freitag Männergesangverein Abends 9 Uhr im Restaurant Tamm, Schönhauser Allee 28 Gefangverein.Pausebeutel Abends 8 Uhr im Restaurant Hensel, Aleran drmenstr. 15. Liedertafel der Maler und verwandter Berufsgenossen" Abends 9 Uhr im Restaurant Kleine, Brandenburgstr. 60.- Buchbinder Männer. chor Abends 8% Uhr Annenstr. 16. Gesangverein Flöter'sches Doppel Quartett" Abends 9 Uhr im Reftaurant Musehold, Landsbergerstr. 31, Gefangverein Fortschritt Abends 9 Uhr im Restaurant, Blumenstraße 46. Gefangverein Echo 1872" Abends 9 Uhr Waldemarstraße 12. Neue Mitglieder werden aufgenommen. Gesangverein Offian Abends 9 Uhr Dresdener. straße 85 bei Gustavus. Suppert'sche Sänger- Bereinigung harmonie" Abends 9 Uhr bei Nieft, Weberstr. 17. Gefangverein Sängerhain" Abends 9 Uhr Adalbertstr. 21. Liedertafel des Fachvereins der Steinträger Berlins . Abends 8 Uhr Große Hamburgerftr. 4 Uebungsstunde. Gesangverein„ Ohne. forge Abends 9 Uhr, Restaurant Reuher, Alte Jakobftr. 83. Gesangverein Widerball Abends 9 Uhr bei Herrn Boge, Röpniderstr. 191. Gefangverein Lorbeertrans" 8% Uhr Restaurant Weinstr. 11. Berliner Turngenoffen. fchaft( Fünfte Männerabtheilung) Abends 8 Uhr in der städtischen Turnhalle, Wafferthorstraße 31. Turnverein Hasenbalde"( Männerabtheilung) Abends 8 Uhr Dieffenbachstraße 60-61. Turnverein Froh und Frei"( Männer. abtheilung) Abends 8% Uhr Bergstraße 57. Wissenschaftlicher Verein für Roller'iche Stenographie Abends 8% Uhr im Restaurant Ziethen, Dorotheen. straße 31, Unterricht und Uebungsstunde. Allgemeiner Arends'scher Steno. graphenverein", Abtheilung Vorwärts", Abends 8% Uhr im Restaurant Roll, Mariannenplag 11. Arends'scher Stenographenverein Apollobund" Abends
-
-
9 Uhr im Restaurant, Sendelstr. 30. Berein ehemaliger Dr. Doebbelin'scher Schüler" Abends 9 Uhr im Restaurant Krebs, Friedrichstraße 208. Boigt'scher Dilettanten- Orchesterverein Abends 8% Uhr Nebungsstunde im Restaurant Cöllnischer Garten, Scharrenstraße 12. Zitherverein Alpenveilchen" Abends 8% Uhr im Restaurant Wahlstatt ", Belleallianceftraße 89 Rauchklub Westend" Abends 9 Uhr im Hohenzollerngarten, Stegligerstraße 27. Rauch flub Weichselblatt" Abends 8% Uhr im Restaurant, Staltperftraße 147a. Rauchklub„ Ohne Zwang" Abends 8 Uhr im Restaurant W. Spaeth, Wein straße 28.
Vermischtes.
Vor einigen Tagen meldete sich auf dem Bezirks tommando zu Neuß em etma 28jähriger, verheiratheter Arbeiter mit der Angabe, er habe als Boo: smannsmaat im Jahre 1885 auf dem Marinedampfer Olga" gedient. Am Kap der guten Hoffnung , wo das Geschwader auf der Rhede gelegen, habe er als Nachtposten mit mehreren Komplizen einen mißliebigen Unterlieutenant über Bord geworfen. Nach vollbrachter That feien fie dann defertirt. Ob diefer Angaben billig erstaunt, hielt das Bezirkskommando den Mann natürlich in Haft. Ein Arbeiter aus Heerdt , welcher als Theilnehmer des Verbrechens von ihm bezeichnet worden, wurde auf telegraphische Requisition noch am nämlichen Abend durch einen Gendarmen verhaftet, jedoch bald wieder entlaffen, da er durch feine Militärpapiere nachweisen fonnte, daß er seine Dienstjahre bei der Marine regelrecht abgedient und niemals defertirt sei. Am andern Tage wurde durch mehrmaligen Depeschenwechsel mit der kaiserl. Marinestation in Riel nach anderen Komplizen gefahndet, doch kam die Antwort zurück, daß diefelben niemals befertirt seien. Jezt drohte die Geschichte verwickelt zu werden. Als nun der Delinquent am Tage darauf nach mehr wie vierundzwanzigstündigem Schlaf wieder vernommen werden sollte, äußerte derfelbe sein Erstaunen darüber, daß er sich im Gefängniß wiedergefunden habe. Da ihm nun seine Angaben vorgehalten wurden, geftand er zerkniricht und treuherzig, daß er nie die See gefehen, nie Soldat gewesen sei. Seine Phantasie sei durch die intensive Lesung von Seeromanen, hauptsächlich eines Der Galeerenmehrbändigen, sehr interessanten" Werkes ftlave", so überreizt gewesen, daß er thatsächlich seine Angabe für richtig gehalten habe. Hierzu mögen auch noch Aufregungen in der Familie und vielleicht" auch der Genuß gebrannten Waffers ihren Theil beigetragen haben. Die letten Angaben des Mannes stellten sich bei eingehender Untersuchung als richtig heraus. Mit der Ermahnung, in Zukunft auf folche aufregende Lektüre von Seegeschichten zu verzichten, wurde der Mann, der etwas beschränkt zu sein schien, entlassen.
das Werk von Bakterien oder ihnen naheftehenden Bilzen. Wie alle lebenden Wesen müssen auch die Mikroorganismen ihr Nährmaterial aus ihrer Umgebung nehmen, das verbrauchte Material aber feßen sie als Schlacken in die Gewebe oder in das Blut ab. Das ist der Chemismus der Bakterien. Im une eingeschränkten Umfang gilt der von Mitscherlich aufgeftellie Sah: Das Leben ist weuer nichts als Fäulnik", denn fie voll zieht sich im gefunden wie im franken Zustand des Körpers; das Indol, Statol, die Karbolsäure und viele andere Köper der aromatischen Reihe find Produkte der Fäulnik. Im Magen hat der thierische Körper einen Fäulnisheerd, in dem sich unaufhörlich dieselben Prozesse abwideln, mie wir sie fünftlich erzeugen fönnen. Höhere Bedeutung als diese Ausscheidungen aromatischer Substanzen, welche bei der Blutvergiftuna, Diphtherie, Scharlach u. dgl. vor sich gehen, und die von Brieger mit dem Namen Ptomaine" belegt wor den sind, haben die bafischen Stoffwechselprodukte, die er " Torine" genannt hat. Sie schädigen nicht nur wie die ersteren die Leberstraft, sondern sie vernichten sie auch, fie find eminent giftig. Sie gehen hervor aus der Zersegung des Eiweißes in den Geweben, welche die Bakterien anrichten. Man hat bisher 40 folcher Stoffwechselprodukte kennen gelernt, von denen Brieger die große Mehrzahl gefunden hat, wie Neurin, Nevridin, Cada verin, Butres cin, Mytilotoxin, Typhotoxin, Tetanin, Guanidin 2. Redner bespricht nun in längerer Ausführung die Herstellung und die biologischen Eigenschaften dieser Verbindungen. Aug die vielbefprochenen Miesmuschelvergiftungen in Wilhelmshaven 1885 und 1887 infolge des Genuffes stagnirenden Wassers aus der Nordsee sind auf die Wirkungen solcher Torine zurückge führt worden. Die Krankheitse: scheinungen der Cholera, des Typhus, des Milzbrandes und dergleichen sind als Wir fungen der Stoffwechselprodukte der entsprechenden Bazillen zu erklären. Not unlängit hat man aus dem frisch amputirten Arme eines vom Wundstarrtrampf( Teta us befallenen Menschen Tetanin" hergestellt. Auch durch fünstliche Züchtung der Bazillen zu Kolonien hat man die Ausscheidungsprodukte derselben gewonnen, z. B. Ammoniak von den Mil brandbazillen. Was man bisher Infektion, d. h. Ansteckung durch Bazillen nannie, stellt sich immer mehr als Jatorikation", d. h. Vergiftung durch chemische Stoffe heraus. In der größeren oder geringeren Toleranz der Gitte beruht der Unterschied in dem Verlauf der Infektionsfrankheiten. Bon eminenter praktischer Wichtigkeit können diese Entdeckungen wers den, wenn das Ziel erreicht ist, das sich jetzt die Medizin stellen muß durch Einverleibung eines irgend nie gewonnenen folcher chemischen Stoffwechselprodukte Immunität gegen die Infektions frankheiten zu erzeugen.
Die größte Tiefe des Meeres ift, wie man im Iron lieft, im südatlantischen Ocean, zwischen der Insel Tristan d'Acunha und der Mündung des Rio de la Plata . Der Grund wurde dort in einer Tiefe von 40 236 Fuß oder 8 Meilen erreicht. Diese Tiefe übersteigt um über 17 000 Fuß die Höhe des Berges Everest, des höchsten Berges in der Welt. Im nordatlantischen Ocean, füdlich von Neufundland , erreichte das Sentblei eine Tiefe von 4580 Faden oder 27 480 Fuß, wäh rend Tiefen von 34000 Fuß oder 6 Meilen südlich von den Barmuda Inseln ermittelt wurden. Die durchschnitzliche Tiefe des Stillen Meeres zwischen Japan und Kalifornien ist etwas über 2000 Faden, zwischen Chili und den Sandwichs- Inteln 2500 Faden, und zwischen Chili und Neuseeland 1500 Faden.. Die Durchschnittstiefe fämmtlicher Meere ist zwischen 2000 und 2500 Faden.
Neueste Nachrichten.
Wie bereits mitgetheilt, hat der Bundesraih der Vers längerung des flemen Belagerungszustandes über Berlin , Frankfurt a. M., Hamburg- Altona und Offenbach zugestimmt. Für alle diese Städte läuft der Termin des gegenwärtig gelten den Belagerungszustandes mit dem 30. Segtember ab. Dat selbe ist aber auch bei dem über Stettin verhängten Belage rungszustand der Fall, ohne daß bisher die Verlängerung der Maßregel für Stettin beim Bundesrath beantragt worden ist... Es scheint daher, daß Stettin von dem Belagerungszustand, deffen Begründung die dürftigfte unter den dürftigen gewesen ist, befreit merden soll.
Verboten auf Grund des Sozialistengesehen wirb durch den Regierungspräsidenten von Lüneburg der dortige Verein für volksthümliche Wahlen".
Depeschen.
( Wolff's Telegraphen- Bureau.)
Bern , Donnerstag, 26. September. Wie von zuverlässiger Seite verlautet, ist für das Begehren einer Volksabstimmung über das Bundesgefeß betreffend die Anstellung eines Bundes anwalts die verfaffungsgemäß erforderliche Zahl von 30 000 Unterschriften nicht zusammengekommen. Man rechnet auf höchstens 25 000 Unterschriften.
Haag, Donnerstag, 26. September. Die zweite Rammer nahm mit 71 gegen 27 Stimmen den Gesezentwurf betreffend die Revision der gesetzlichen Bestimmungen über den Elementar unterricht an. Nach demselben werden die den Kommuncm bisher gezahlten Unterstüßungen für die öffentlichen Schulen vermindert, und den Privatschulen, sowie den konfeffionellen Schulen Unterstüßungen gewährt. 17 Mitglieder der liberalen Partei ftimmten mit der flerifalen Majorität.
Paris , 26. Sept. Die Wahlfommiffion für die Präfekiur der Seine machte heute das Ergebniß der Wahlen im Departe ment der Seine bekannt. Die Kommission erklärte die für Boulanger abgegebenen 8367 Stimmen für ungiltig und pro flamirte Joffrin, welcher 5500 Stimmen erhielt, als Abgeord neten für Montmartre. Die 3841 Stimmen, welche Rochefort im Wahlbezirk Belleville erhielt, wurden ebenfalls für ungiltig erklärt.
London , Donnerstag, 26. September. Der UnionDampfer Moor" ift gestern auf der Ausreise in Capetown , und der Union - Dampfer Durban " auf der Heimreise in Southampton angekommen.
Mailand , 26. Sept. Von den durch den Einsturz des Hautes in der Allee Porta Victoria Verschütteten sind weitere 19 Leichen ausgegraben worden; gegenwärtig werden noch 17 Arbeiter vermißt.
Neapel , 26. Sept. Die geftrige nach den wolfenbruch artigen Regengüffen eingetretene Ueberschwemmung ist namens lich durch Veritopfang der Kanäle hervorgerufen worden. An einem vom Waffer unterwaschenen Hause stürzte ein Balfon herab und erschlug 2 Personen.
Heber Bakterien und Krankheitsgifte sprach in der Montagssigung der Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte Prof. Dr. Brieger( Berlin ). Das Dasein aller Lebewefen auf unserem Planeten wird von chemischen und phyfifalifchen Vorgängen. beherrscht, die nach den allgemein giftigen Gesezen ablaufen. Unbestimmte Ahnungen von einem Chemis mus in den Lebensprozessen hat man zuerst ausgesprochen durch die Anrahme von Krankheitsfermenten, die freilich nicht mehr als leere Namen waren. Pasteur ist es gewesen, wesen, der zuerst gezeigt hat, daß fpezifische Mikroben die Ursache der Gährung sind. Die Erkennung der Mitro organismen als Erreger der Fäulniß, der Enterung u. dgl. führte zunächst zu der glänzenden Erfindung der antiseptischen Wundbehandlung( Liffer). Aber erst die grundlegenden Methoden von Robert Roch geftatteten eine tiefere Erforschung der neuen Welt der Mikroorganismen. Sämmtliche be= fannte Krankheiten theilen sich in vier Gruppen: 1. fraumatische, 2. Infektions- Krantheiten, 3. Stoffwechsel- Ertranfungen und 4. Neurofen. Die beiden legten Gruppen erfahren immer mehr Einschrär fung zu Gur ften der zweiten. Für diese sucht man gegenwärtig aufs Emfigfte nach spezifischen Krankheitserregern. Hat man diese nun auch schon zum großen Theil fennen gelernt, so entstehen nun die weiteren Fragen, wie kommen die Bakterien in den Körper ihres Wirthes, wodurch schädigen fie ihn, wodurch rufen sie die pathologischanatomischen Veränderungen der Organe hervor, weshalb tödten sie einmal und lassen das andere Mal gesund und fchließlich, woher stammt die Immunität? Ueberall in der Natur sehen wir ihre chemische Gestaltungsfraft, so ift z. B. die Ueberführung der unlöslichen Pflanzenstoffe in lösliche Berantwortlicher Redakteur: 3. Cranheim in Berlin . Drud und Berlag von Mar#astus in Berlin SW., Beutbitrake 2.
Wir erhalten folgendes Schreiben: In Nr. 218 Dom 18. September d. J. Ihrer geschäßten Zeitung befindet fich eine mit Achtung" überschriebene Der Vorstand" unterseichnete Annonze, nach welcher ich mit meinen Arbeitern in Lohndifferenzen gerathen sein soll und die Abpußer die Arbeit niedergelegt hätten. Dies entspricht nicht der Wahrheit. Weder bin ich mit meinen Arbeitern in Lohndifferenzen gerathen, noch haben diefelben die Arbeit niedergelegt. Richtig ist nur, daß ich zwei Arbeiter entlassen habe. Ich bitte um Aufnahme dieser Berichtigung gemäߧ 11 des Preßgesetzes. Hochachtungsvoll
A. Lenz. Pianofortefabrikant.
M
Briefkalten.
Bei Anfragen bitten wir die Abonnements Quittung beizufügen. Briefliche Antwort wird nicht ertheilt. Fachverein der Klempner. Ihr Bericht muß, da er viel zu weitläufig ist, vollständig umgearbeitet werden.