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Enlinber- Uhren reinigen 1,60 m.

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1.

Beilage zum Berliner Volksblatt.

Nr. 227.

Lokales.

Die Lokalkommission theilt uns folgende Erklärung der Direktion des Böhmischen Brauhauses" mit:

Es ist vielfach die Meinung verbreitet, daß das Böhmische Beaubans feinen Saal zu Volfs- Versammlungen nicht hergäbe.

Um diesem Irrthum zu begegnen und alle Zweifel ein für allemal zu beseitigen, erklärt die unterzeichnete Direttion, bab sie ihrerseits die Benutzung ihrer Lofali täten niemals irgend einer Partei verweigert bat und auch für die Folge grundfäßlich nie vermeigern wird.

Insbesondere ist der große Saal von jest bis Oktober

1890 noch frei:

an jedem Montag, Mittwoch und Freitag mit alleiniger Ausnahme des

16. Oftober d. Is.,

6. November d. Is.,

18. 20.

"

"

Unfer Defonom, Herr Mente, ist von uns veranlaßt worden, Bestellungen auf die freien Tage anzunehmen.

Wir geben uns nunmehr der Hoffnung hin, daß infolge unferer obigen rüdhaltlosen Erklärung jede Boreingenommenheit gegen uns schwinden wird und wir ferner nicht mehr als Biel­cheibe von Anfeindungen gelten, die die Brauerei in feiner Weise verschuldet hat.

ROTH

Berlin, 27. September 1889.

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Böhmisches Brauhaus. Die Direktion. A. Knoblauch. Ferner wird mitgetheilt, daß auch Herr Drschel, Se­bastianstraße 39, sein Lokal zu allen Versammlungen bergiebt. Daß auch der Buchhandel in jüngster Zeit, während die Aftiengesellschaften wie Bilge aus der Erde schießen, von einem der mächtigen Fangarme des Großkapitals ergriffen ist, munde von uns schon furz erwähnt. Diefe Thatfache und ihre Folgen werden in der legten Nummer der Zeitschrift für Xylo­Rraphen" in einem Artikel, überschrieben: Der Segen" des Broßfapitalismus in der Xylographie" folgendermaßen be­prochen: Nachdem der Buchhandel, faft bis in die legte Zeit, im großen Ganzen vor Umwandlung in Aftiengesellschaften Derfchont aeblieben ist, hat sich nun durch die Firmen Gebrüder Riöner, W. Spemann, Coita's Nachfolger, H. Schoenlein's Nad folger, eine Gesellschaft gebildet, deren Konftituirung von tief einschneidender Wirkung auf den Buchhandel und der mit thm ansammenhänden Gewerbe, speziell auf unseren Beruf, den boshnitt, ist. Sind es ja diejenigen Firmen, welche vorzugsweise Den illustrirten Buchverlag und den illustrirten Zeitungs­verlag fultiviren. Es handelt fich nun darum, die Folgen dieser Vereinigung unter eine Leitung darzustellen. Wie es leiber bei den meisten Aktiengesellschaften( bei Einzelkapitalisten nicht?? Ned. d. B. V.") die Folge ist, das Erträgniß des Betriebes auf Roffen der Arbeiter und Gehilfen zu steigern, so ift es auch hier zum großen Schaden unseres Berufes einge troffen, indem durch Bildung eines eigenen rylographischen Ateliers die Gebr. Kröner mit einem Schlage den beflimmenden Euflaß an sich geriffen haben. Schon bald nach Eröffnung des Ateliers wurde eine Preisnorm feftgefeßt, welche bedeutend unter derjenigen der größeren Ateliers war. In der Folge befferte fich dies eiwas, aber immer noch ist der frühere Durch fenitspreis unterboten." So wird weiter geklagt, daß selbst für die beften Sachen der frühere Preis nicht gezahlt wird; der Rollege, der einen annähernden Preis verlangt, läuft Gefahr, fich dadurch mit dem Geschäftsleiter zu überwerfen, oder er wird zum mindesten für einen unzufriedenen Menschen, Sozialdemokraten ge­nicht gar für einen Garten­halten. Bei einigen Arbeiten für die Garten ihm die laube" einfach, daß erklärte Herr Kröner er nur 20 Pfennige statt Schnitte nicht gefallen, und ber bebungenen 35 Pf. für den Quadratzentimeter bezahle. Derartige oft ganz bedeutende Abzüge kommen leider öfter vor. Ja einem solch großen Atelier, wie das hiesige, fönnen ja nicht leuter gute Schnitte geliefert werden; daß aber ein solcher Abzug gleich so groß ist, ist milde gefagt, nicht gerechtfertigt. Des thut jedoch nichts zur Sache, die Herren Kroener be timmen; der Abonnementspreis oder die Einzelnummer für bie Gartenlaube wird darum nicht billiger, die Herren Kroener haben ein Geschäft gemacht. Der Gehilfe ist solchen Vorfällen eegenüber ganz machtlos, denn durch die Konzentrirung der Arbeit in einer Hand findet er außerhalb dieses Geschäftes sehr fchwer Arbeit und für den verheirath: ten Kollegen ist es noch hwieriger, da dieser durch seine Familie sehr oft gehindert ist, in andern Städten sich niederzulaffen. Zuviel wurde von An­fang an versäumt, um wenigftens einigen Einfluß auf unsere eigenen Geschäftsverhältnisse zu erlangen. Die Zahl der in­bifferenten Kollegen ist leider zu groß, um eine wirksame Organisation zur Wahrung unserer Berufsintereffen bilden zu können. Durch die Terminarbeiten haben Gebr. Kröner einen Vorrath angesammelt, der sie in den Stand fezt, jeder Eventualität ruhig entgegen zu sehen und zugleich ist ihnen ein Rewaltiges Mittel gegeben, die Preise ganz nach ihrem Gutbünten zu gestalten."-Nicht genug damit, daß Die Unternehmer durch ihre Vereinigung die Konkurrenz be festigt oder doch eingeschränkt haben und nun ungestört im Rohre Figen und fich Pfeifen schneiden fönnen, nein, mit der Alößten Rube" benußen sie ihre Machtstellung, um auf die rbeiter jeden Drud auszuüben, der ihnen möglich ist.- Welche brillante Geschäfte übrigens mit illustrirten Zeitschriften gemacht werden, zeigen einige englische Beispiele. Die Graphic", eine der gelesensten Zeitschriften, wirft 30 000 Pfd. Sterling Reingewinn pro Jahr ab und zahlt ihren Aktionären 138 pet. Die Weihnachtsnummern, die immer besonders reich ausgestattet sind, haben foloffale Auflagen. wurde die Nummer von 1880 in 400 000, die von 1881 in 502 000, die von 1882 in 520 000, ebenso die von 1883, die von 1884 in 535 000, die von 1885 in 550 000 und die von 1886 in 600'000 Exemplaren gebrudt. Eine ebenbürtige Beitschrift, die Illustrated London News  " wurde von einem Barbier aus Nottingham   gegründet und drohte anfangs oft wegen Geld­mangels einzugehen. Der Barbier brachte es später durch die Beitung bis zum Parlamentsmitglied und seine Familie bezieht it aus derselben eine Jahreseinnahme von 30 000 Pfd. Strl. Der nenerrichtete Uebergang von der Invalidenstraße nach dem Lehrter Stadtbahnhofe ist am Donnerstag früh für den Verkehr freigegeben worden. Die Einrichtung ist recht praktisch. Statt der alten, steilen und halsbrecherischen Holz­reppe führt von der Invalidenstraße eine Treppe von zehn Granitftufen bis zu einer von Eisengittern seitlich geschützten Rampe hinab, die in fanfter Neigung bis zum Vestibul des Bahnhofs führt, dessen Fußboden um etwa sechs Fuß höher gelegt worden ist, so daß die Treppe, welche zum Berron hin­Lufführt, ebenfalls sechs Stufen verloren hat. Die Bureaus

So

Sonnabend. den 28. September 1889.

und die Billetschalter find ebensoviel böher gelegt worden, doch find lettere noch nicht ganz fertiggestellt und deshalb noch nicht im Betriebe. Der provisorische Durchgang am Ausstellungspart vorüber ist gleichzeitig von der Invalidenstraße her geschlossen und darf nur noch von Ausstellungsbesuchern benutzt werden. Die Rammarbetten an dem Mühlendamm- Wehr haben plöglich eingestellt werden müffen. Das angrenzende Haus Das angrenzende Haus Köllnischer Fischmarkt 1 u. 2 hat große Riffe bekommen. Es ist ein sehr alter Bau mit dicken Mauern, der aber auf Pfählen steht. Man hat jeßt begonnen, ihn nach dem Waffer hin abs Aufteifen. Ueber furz oder lang wird man jedoch die ge­fammten alten Buden ringsum niederreißen müssen.- Am Kölnischen Fischmarkt, an der Ecke der Fischerstraße, steht auch noch eins der wenigen alten Giebelhäuser Berlins  ; seine Tage find jedoch bereits gezählt, denn es wird jekt zum Abbruch geräumt. Im alten Kölln galt es sicher als ein sehr stattliches Haus. Es hat eine sehr breite Front und einen doppelten Giebel mit Wohnungen. Der Abbruch dürfte interessante altberliner Refte zu Tage fördern.

Die Erweiterungsbauten auf der Berlin  - Pots­damer Bahn sind am Mittwoch auf Bahnhof Zehlendorf   zu einem ersten Abschluß gekommen. Der neue Bahnübergang von der Teltower nach der Gartenstraße wurde dem Verkehr übergeben. Jekt sollen die großen Ueberführungsarbeiten im Zuge der Hauptstraße beginnen. Der alte Uebergang, der ein ganzes Menschenalter hindurch das Bindeglied zwischen dem alten und neuen Theil des. Dorfes gewesen, ist ab­gesperrt.

Die Zahl der in den Berliner   Fabriken beschäftigten Kinder beträgt nach dem Berichte des Gewerberathes v. Stülp­nagel 140, weshalb in dem betreffenden Berichte gesagt wird: ,, Soweit es sich um die Verhältnisse des hiesigen Bezirks han­delt, würde die gänzliche Untersagung der Kinderarbeit in den Fabriken nicht auf erhebliche Bedenken stoßen." Die angegebene Bahl mag richtig fein; es tommen aber doch für Berlin   noch einige andere Umstände, die in jenem Berichte teine Er wähnung finden, in Betracht. In verschiedenen Fabriken der Umgegend von Berlin  , so namentlich in Charlottenburg   und Sqandau, werden Kinder und jugendliche Arbeiter aus Berlin  mehrfach und zwar zu einer für ihre gesundheitliche Entwicke lung äußerst nachtheiligen Zeit, nämlich während der Nacht­stunden beschäftigt. Man fann diese jungen Leute öfter auf den Zügen der Stadtbahn bemerken; während der Nachtzeit, menn feine Eisenbahnverbindung vorhanden ist, legen sie den stundenlangen Weg zu Fuß zurück.

Heber eine faft unglaubliche Personenverwechselung, welche sich in einem hiesigen Krankenhause zugetragen hat, wird der Volkszeitung" Nachstehendes berichtet: Bor Kurzem brachte ein am Neuen Thor wohnender Schneidermeister Barganz seine Ehefrau, die mit einem leichten Lungenleiden behaftet sein sollte, in ein Krankenhaus in der sicheren Erwartung, daß die­felbe bald als wiederhergestellt entlaffen werden würde. Wie erschrack derselbe aber, als ihm am 23. seitens der Verwaltung des Krankenhauses die Anzeige von dem Ableben seiner Frau gemacht wurde. B. pacte sofort die besten Kleider der Ver­storbenen zufammen und begab sich damit zum Krankenhause, um die Leiche, die er auf dem Philippus- Kirchhofe beerdigt zu haben wünschte, auszulaufen" und die Kleider zur Aus­schmückung der Gattin abzuliefern. Nachdem alle Formalitäten erledigt und er über die Austauffumme von 35 M. eine Quittung erhalten hatte, wünschte er noch einmal die irdischen Ueberreste feiner Lebensgefährtin zu sehen.

Wer beschreibt

aber sein Erstaunen, als er in dem Sarg eine ihm völlig un­bekannte Leiche vorfindet. Eine allgemeine Verwirrung und Aufregung greift jest Plak; man eilt nach dem Saal, in welchem die Verstorbene gelegen hat und findet nunmehr, daß Frau B. noch unter den Lebenden weilt. Eine neben ihr liegende Frau Greiser war in der Nacht vom 22. zum 23. ver­storben, und hatte man es mit der Erledigung der üblichen Meldungen fo eilig gehabt, daß man die beiden Frauen mit einander verwechselte. Frau B. erklärte übrigens ihrem Manne, wie es ihr aufgefallen sei, daß man sie während des letzten Tages beharrlich mit dem Namen Greifer belegt habe. Eines weiteren Kommentars bedarf die Geschichte wohl nicht.

Vierhundertunddreißig Mark durch den Schorn­ein geflogen. Ein in dem Hause Langestraße 17 bei einer Wittwe wohnender Tischler hatte fich 430 M. zusammengespart und dieses Geld, um es ganz ficher aufzubewahren, in Kaffen­scheinen umgewechselt, in den Ofen des Wohnzimmers gelegt. Der schon sehr fühlen Witterung wegen hatte die Wirthin vor­gestern in dem Ofen Feuer angemacht, ohne daß sie eine Ahnung von dem kostbaren Schab, den der Ofen barg, hatte. Als der Tischler zu Mittag nach Hause kam und in dem Ofen Feuer erblickte, war es ihm, als ob ihn der Schlag getroffen hätte. Händeringend und jammernd eilte er in die Küche, wo fich seine Wirthin befand, um dieser seine Noth zu klagen, aber zugleich hoffend, daß die Frau das Geld noch bemerkt habe. Bergebens! Die 430 M. waren verbrannt und in Rauch zum Schornstein hinausgeflogen. Dbgleich der junge Mann sich die Nummern der Geldscheine aufgeschrieben hatte, ist es fraglich, ob ihm die Reichsbank die verbrannte Summe ersetzen wird, weil der Unvorsichtige nicht einen einzigen Zeugen dafür hat, daß der Ofen  - feine Spartaffe gewesen ist.

6. Jahre.

sowohl, wie den Klaufin recht gut. Dem P. wurde bei der neuen Bekanntschaft recht unheimlich, um so mehr, als der Fremde die Hand des jungen Menschen frampf­haft fefthielt, bis endlich die Ankunft des Buges, mofür sich Jener ein Billet nach dem Gesundbrunnen­Webbing gelöst, den P. von dem Fremden erlöste. B. be hauptet, daß die eine Wange und beide Hände des Unbe­fannten völlig zerfragt gewesen seien. Mittheilungen von die­fer Begegnung hat P. nur zu Bekannten gemacht und leider die Polizei nicht davon in Kenntniß gefeßt. Jener schwarze Fremde ist, wie ja früher bereits mitgetheilt, bei der Vaneß ein- und ausgegangen und vielleicht identisch mit dem Kolpor= teur des P. Wir erwähnen noch, daß P. behauptet, am vorigen Dienstag Abend ganz nüchtern gewesen zu sein und daß der junge Mann als wahrheitsliebend bekannt ist. Die Wirthin deffelben erwähnt noch, daß P. gleich nach der Be­gegnung ihr die mysteriöse Geschichte erzählt und leichenblaß und frank gewesen sei vor Angst und Aufregung. Wir haben die Mittheilung gebracht, obgleich wir nicht allzu hohen Werth darauf legen. Aehnliche Gerüchte und Vermuthungen entstehen bei jeder Mordthat.

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Der frühere Kammerdiener Prochnow, welcher in voriger Woche vom hiesigen Schwurgericht wegen wiederholten Giftmordverfuches an seiner Frau zu zwölf Jahren Zuchthaus verurtheilt worden ist, hat im Untersuchungsgefängniß seinem Leben ein gewaltsames Ende bereitet. Der Gefangenenwärter fand ihn heute früh an einem Haken des durch die Zelle Prochnow's gehenden Kanalisationsrohres mittelst des Hand­tuches erhängt vor. Prochnow hatte nach seiner Verurtheilung anfänglich ein ziemlich ruhiges Wesen zur Schau getragen, die Aussicht auf die langjährige Zuchthausstrafe war ihm schließlich aber doch unerträglich.

Lautes Hilfegeschrei, das vom Küchenfenster des 3. Stock werks auf den Hof drang, alarmirte am Vormittag des vor geftrigen Tages die gesammte Bewohnerschaft des Hauses Oppelnerstraße 1. Er schlägt mich todt! Er schlägt mich todt!" so tönte gellend eine weibliche Stimme, die als diejenige einer Frau 2. erkannt wurde, mit welcher der Gatte schon häufiger in Streit gerathen war. Die Bewohner stürmten zur L.'schen Wohnung, die sie jedoch verfchloffen fanden und welche allen Aufforderungen zum Troß nicht öffnete, vielmehr, wie das une ausgefeßte Hilfegeschrei der 2. bewies, fortfuhr, seine Frau zu mißhandeln. Man lief daher zur Polizei und erschienen drei Schußleute mit einem Schloffer. Als 2. merfie, daß die Thür mit Gewalt geöffnet wurde, schrie er, daß er den ersten Eindringling niederstrecken würde. In der That stand der Mensch, als die Thür auf­Sprang, eine Art schwingend da, die Schußleute warfen sich jedoch auf ihn und schleppten ihn zur Wache. Raum hatten die Bewohner fich jedoch von der Aufregung etwas erholt als neues Hilfegefchrei ertönte. Sie hatten den 2. nach Auf­nahme eines Protokolls entlassen, und zu Hause angelangt, begann er auf's Neue seine Frau zu mißhandeln. Diesmal packten ihn die Hausbewohner und brachten ihn unter weid­lichen Büffen und Stößen auf das Revier, wo sie ihn nochmals entließen, um ihn jedoch nach kurzer Zeit wieder angebracht zu feben, denn zum dritten Mal hatte sich der Unhold, in der Wohnung Alles demolirend, auf seine Frau geworfen und zum deitten Male mußte er mit Gewalt zur Polizei gefchlippt werden. Aber auch jezt behielt man ihn nicht dort, sondern zum allgemeinen Erstaunen erschien er nach einiger Zeit wieder im Hause, aus welchem sich nun aber die Frau inzwischen ent­fernt hatte

Im Waschfa ertrunken! Ein entfeßlicher Unglücksfall hat fich am vorigen Dienstag in der Ziethenstraße, einer Weich­bildstraße zwischen Berlin   und Rigdorf, zugetragen.- Die Frau des Arbeiters K. wusch Wäsche und liek, als sie nach dem Trockenboden ging, ihr 1 Jahr altes Söhnchen unbeaufsichtigt in der Küche zurüd. Dort stand ein großes mit Wasser bis an den Rand gefülltes Waschfaß, zu welchem das Kind, um zu spielen, hingelaufen war. Hierbei scheint der Kleine das Gleichgewicht verloren zu haben und in den 3ober hineingestürzt zu sein, und als die Mutter ahnungslos nach kaum halbstündiger Ab­wefenheit ihre Wohnung betrat, lag ihr Kind ertrunken todt im Waschfaß, wie ein sofort herbeigeholter Arzt konstatirte. Der Schmerz der armen Eltern ist grenzenlos.

Der ehemalige Rechtsanwalt Glienicke  , von dem diefer Tage ein offenes Schreiben an seine Gläubiger durch die Tagesblätter ging, in dem er mittheilte, daß er aus Amerika  , wo er drei Jahre lang frank gelegen, und nur Noth und Sorgen fennen gelernt habe, zurückgekehrt sei, um seinen Gläu bigern seine Arbeitskraft zur Verfügung zu stellen, befindet sich jezt im Untersuchungsgefängniß zu Moabit  .

In der Charité beginnt die Poliklinik für Kinderkrank­heiten während des Wintersemesters 1889/90 am Dienstag, den 1. Oktober und ist täglich mit Ausnahme der Sonn- und Fest tage von 12-1 Uhr unter Leitung des Direktors Geh. Medizinal raths Professor Dr. Henoch und den Assistenzärzten Dr. Paul Meyer und Dr. Hauchecorne, geöffnet.

Die Maul- und Klauenseuche ist, wie der Amtsvor­fteher von Lichtenberg unter dem 24. September bekannt macht, am 23. b. M. unter den Kühen des Molkereibefizers Micknaß, Friedrich Karl- Staße 12, und des Ackerpächters Wolff, Dorf­ftraße 14, amtlich konstatirt worden. Und das trotz des Schweine- Einfuhrverbotes!

Bum Doppelmord in der Frankfurter Allee  . Aus dem benachbarten Lichtenberg   geht einem Berichterstatter fol­gende, auf den Raubmord in der Frankfurter Allee   Bezug habende Mittheilung zu mit der Bitte um Veröffentlichung in ben Zeitungen. In Friedrichsberg, Blumenthalftr. 36, wohnt bei der Wäscherin Frau Hartwich der Webergeselle Franz Bernach, ein noch junger Mann, der an dem Abend, als der Mord entdeckt wurde, sich in der in jenem Hause befindlichen Kneipe aufhielt und einer der Erften war, welcher nach Be kanntwerden der Blutthat die Mordstätte betrat. Neben ihm stand in der Wohnung der Ermordeten ein Mann mit schwarzem Schnurrbart und schwarzem Haar, der dem Webergesellen das Beil, womit die Frauen er schlagen, mit den Worten wies: Das ist das Beil, womit fie todtgeschlagen" und auf das Messer deutend, momit der K. der Hals durchschnitten, meinte der Frembe, daß die Vaneh immer damit Fett geschnitten habe, dann verschwand der fremde Mann plößlich und auch Pernach ging nach Hause. Am vorigen Dienstag Abend um 11 Uhr, als P., von einem Besuch heimkehrend, fich auf dem Wege nach seiner Wohnung befand, traf er in der Nähe des Hauses, wo der Mord geschehen, einen Mann, der, wie P. behauptet, derfelbe Fremde ist, wie an dem Abend vor der V.'schen Wohnung, und der den P. anredend, ihn nach dem nächsten Wege nach dem Biehhof frug. P. wies ihm den Weg und begleitete ihn auch ein Stüd. Beide kamen auf den Mord zu sprechen und der Fremde erklärte, Meffer und Beil, womit die Frauen erschlagen, genau zu kennen. Dann erklärte der Fremde, daß Klaufin der Mörder nicht sei, das könne er Er wohne auf dem Eine Jagd, wie sie unter unseren Breiten noch nicht ges beschwören, er wüßte das ganz genau. im Gesundbrunnen   und fei Rolporteur und er kenne die Vanek fehen worden ist, fand am Donnerstag Vormittag

Anglerlatein. Folgende Angelgeschichte, die der sach­fundige Herausgeber der Deutschen Jagdzeitung" in der jüngsten Nummer dieser Zeitschrift für verbürgt erklärt, soll vor einer Reihe von Jahren dem Tänzer G. in Treptow   bei Berlin  paffirt fein. Stundenlang hatte er einft, gleich einem stummen Delaößen mit einer mächtigen Angel dagesessen, ohne daß etwas gebiffen hätte. Da plöglich belehrte ihn ein Ruck, wie ein Fisch lein angebiffen habe. Er zog und zog, ein Haufen Tang er scheint an der Oberfläche des Waffers und als derselbe zertheilt war, bemerkt der glückliche Mann erst, was er gefangen hatte. Was war es aber? cine dickbauchige, enghalsige Flasche und in dieser Flasche schwamm ein Fisch, der sich an dem Angel haken gefangen hatte. Es war unmöglich, daß der Fisch bei feinem dreifach größeren Körperumfange in den Hals gekommen sein konnte, und anfangs traute Herr G., der das Wunder in feiner Wohnung, Kommandantenstr. 24, gerne besichtigen liek, seinen Augen faum, bis er endlich die Lösung des Räthsels fand. Der Fisch war vor einiger Zeit, als ihm seine Kleinheit den Versuch noch erlaubte, in die Flasche geschlüpft, war später am Herauskommen gehindert, und hatte nun, da es ihm ja an Nahrung nicht fehlen fonnte, seine jezige Größe erreicht, bie ihm ein Verlaffen feines Quartiers unmöglich machte. Daß eine solche Flaschenhaft nicht in das Reich der Märchen gehört, beweisen Versuche, die man in Zimmern angestellt hat, als freies Naturspiel dürfte es indeß bisher kaum vorhanden gewesen fein. Anglerlatein dürfte jedenfalls dem Jägerlatein" nichts nachgeben....