Zoologischen Garten statt. In der Steingrotte( Nr. 14), in welcher die lappländischen Schneehasen, Stachelratte, Stachel schweine u. f. m. hausen, hatten sich Ratten und Mäuse allzu= sehr eingenistet, und den Ort vom Ungeziefer zu befreien, waren einige Wärter mit Hilfe eines Dachshundes, eines er­probten Rattenfängers, bemüht. Um dem Thiere seine Auf­gabe zu erleichtern und es andererfcits vor der Versuchung einer Jagd auf ebleres Wild zu bewahren, sollten die Schnees hafen so lange aus ihrem Käfig entfernt werden; hierbei aber entschlüpfte einer derfelben und flüchtete querfeldein, verfolgt von den mit Fangnegen ausgerüsteten Wärtern und einer zahl reichen Jugend, denn es waren gerade mehrere Schulen im Garten anwesend. Meister Lampe zeigte indessen, daß er in der Gefangenschaft das Laufen nicht verlernt hat, und hätte er eine beffere Ortskenntniß beseffen, so wäre es ihm vielleicht geglückt, den Grunewald zu erreichen und dort der Begründer eines märkisch- lappländischen Hafengeschlechtes zu werden. Aber der Wege unkundig, irrte er topf­los hierhin und dorthin, bis er schließlich, Seiten umstellt, im Gehege der afrikanischen Strauße eine Zuflucht fuchte. Diese jedoch empfingen, gegen alles Gastrecht, den Besucher gar übel. Mit wild gefträubtem Gefieder machten sie ihrerseits Jaad auf den Eindringling und fuchten mit Schnabelhieben und Fußtritten ihm beizukommen. In seiner Verzweiflung flüchtete Lampe nun direkt in die Höhle feiner ergrimmten Feinde, in das Straußenhaus, und hier wurde er glücklich wieder dingfest gemacht, um von neuem feinem Käfig überantwortet zu werden. Ein kurzer und für den armen Rerl nicht eben schöner Freiheitstraum! Nebenbei be­merkt, ist im Zoologischen Garten die Rattenjagd für den glück­lichen Jäger nicht unlohnend, denn für jeden Rattenschwanz werden zehn Pfennig Fanggeld gezahlt.

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von

Die Unfitte, fich hinten an Fuhrwerken festzuhalten oder auf solchen aufzufigen, verursachte am Donnerstag Vormittag einen ernsten Unfall. In der Anhaltstraße hatte der Führer eines Handwagens auf dem hinten an einem Kohlenwagen vorfpringenden Brette, auf dem die zum Abtragen der Kohlen benußten Geräthe aufgefeßt und gefüllt werden, Platz ge­nommen und zog feinen kleinen Wagen in dieser Stellung nach. Als der Kohlenwagen in die Königgrägerstraße einbog, wollte der ungebetene Fahrgast denselben durch Abspringen ver­laffen; er blieb jedoch mit der Kleidung an einem durch das Brett geschlagenen Nagel hängen und zerriß sich nicht blos die Kleider, sondern schlug auch, da er von dem Fuhrwert mitge­schleift wurde, mit dem Kopf gegen das Brett und, wie es schien, auch gegen den hervorragenden Nagel. Vorübergehende machten den nichtsahnenden Kutscher des Wagens auf den Unfall aufmerksam und veranlaßten ihn, zu halten. Der Ver legte wurde aus seiner Lage befreit und begab sich, über und über mit Blut befudelt, zunächst zu einem Heilgehilfen.

Aus Verzweiflung über seine Arbeitsunfähigkeit hat sich vorgeftern früh in der Wohnung der Wittwe Belowsky, Wafferthorstraße Nr. 40, der erst 22 Jahre alte Mechaniker Hermann Berger aus Hagen erschossen. Berger war vor wenigen Tagen aus Hagen hierher gekommen, um einen An­spruch an die Unfallversicherung durchzusehen. Er hatte sich durch einen Unfall eine Verlegung des Knies zugezogen, konnte aber weber in Hagen noch hier die pekuniäre Hilfe der Unfall­versicherung erreichen, da, wie es schien, die erlittene Verlegung nicht im ursächlichen Zusammenhange mit seiner Berufsihätig teit stand. Aus Verzweiflung über seinen Mißerfolg bei Geltendmachung feiner Ansprüche griff er zum Revolver und brachte sich vorgestern früh eine tödtliche Wunde in die Stirn bei. Er wurde zwar noch lebend in die Charitee eingeliefert, indeffen ist an fein Aufkommen nicht zu denken. In der Klei­dung des Selbstmörders find drei Briefe an seine Verwandten in Hagen gefunden worden, die Aufschluß über die Motive zum Selbstmord geben.

Abentenerluftige Berliner Jungen sind in Basel auf­gegriffen worden. Es wird darüber von dort unterm 24. d. gemeldet: An der Gerbergasse wurden am Sanntag Nach­mittag drei vierzehn Jahre alte Bürschchen angehalten, von denen zwei Revolver und der britte ein Flobertgewehr mit sich führten Bei und die beshalb dem betreffenden Landjäger auffielen. der Verhörung machten die Burschen zuerst falsche Angaben, gestanden aber endlich ein, ihren in Berlin wohnenden Eltern entlaufen zu fein, um sich die Welt anzusehen. Der eine der Knaben, Sohn eines Restaurateurs, hatte das zu dem Reise­zwede nöthige Geld seinem Vater entwendet. Die zwei an­deeen, von denen der eine Sohn eines Börsenmaklers, der andere eines Tischlermeisters ist, waren mittellos. Die Bürsch­chen werden nun ihre Rückreise nach Berlin antreten müssen." Nette Pflanzen!

die erste Fernsprechleitung zur Uebermittlung von Telegrammen zwischen Berlin und Friedrichsberg bei Berlin dem Betriebe übergeben ward, schon im Juli 1880 das deutsche Telegraphen­neg bis auf 887 Fernsprechämter erweitert werden. Leider bringt die Anlage der oberirdischen Leitungen einen Uebelstand mit sich, den man besonders in Berlin häufig zu sehen Ge­legenheit hat; sie verunziert zahlreiche Architekturen. Hoch auf den Dächern ragen die quadratischen Gestelle mit ihren Hun­derten von Jiolatoren empor, nach allen Himmelsrichtungen wahre Bündel von Drähten entfendend, welche sich quer über die Straßen ziehen, um auf weiter gelegenen Häusern ähnliche Stüßpunkte zu suchen. Von Tag zu Tag wird dieses Nez dichter.

Ein neues Spielzeug für die liebe Straßenjugend bilden die selbstthätigen Weichen der Pferdebahnen. Der Ge­fahr des Ueberfahrens und der Beschmuzung, die nach Regen­metter möglich ist, nicht achtend, tummelt sich die Gesellschaft auf den Trittplatten herum. Der sich steigernden Beliebtheit dieses Spielzeugs dürfte bald folgen, daß eine neue Unfall­rubrik in den Polizeibericht kommt. Da die Kinder den Verboten der Pferdebahnbeamten und auch den Abmahnungen erwachsener Paffanten trogen, werden Lehrer und Erzieher hiermit gebeten, die Kinder von dem gefährlichen Spiel abzu­bringen.

Lebensdauer der Trinker und Nichttrinker. Die wunderbare Entdeckung, welche die British Medical Association" nach einer deutschen Zeitungsnotiz gemacht haben sollte, daß nämlich die versoffensten Trinter, geschweige denn mäßige An­hänger des Alkohols länger lebten als die Wassersimpel, stellt fich bei näherer Betrachtung mehr als eine bösartige Entstellung eines Notizenschreibers heraus, wenn auch die englischen Aerzte an dem Unsinn nicht ganz unschuldig sind. Folgendes ist nach den besten Quellen die Geschichte der so schädlich gewordenen Statistik. Die britische ärztliche Gesellschaft setzte vor einiger Zeit einen Ausschuß ein mit dem Auftrage, den Zusammenhang Beit einen Ausschuß ein mit dem Auftrage, den Zusammenhang zwischen Alkoholgenuß und Krankheit näher zu prüfen. Der Ausschuß richtete an die 13 000 Mitglieder der Gesellschaft Fragebogen über die in ihrer Pflege während der legten drei Jahre verstorbenen Patienten und deren Verhalten zum Al­fohol. Das war sehr verkehrt; denn wie können vielbeschäftigte Aerzte die Lebensgewohnheiten aller Patienten, über die sie Todtenscheine ausgestellt haben, im Gedächtniß haben? Darum betheiligten sich nur 178 Aerzte von 13000 an diesem Unsinn und brachten 4234 Fälle bei. Unsinn und brachten 4234 Fälle bei. Die zweite Thorheit. bestand darin, daß man die Geftorbenen der letzten drei Jabre in fünf Klassen schied nach ihrem Verhalten zum Alkohol, die dritte darin, daß man ungenügendes Material verarbeitete, die vierte darin, daß man Schlüsse aus unge­nügendem Material veröffentlichte und den Vertheidigern des Alkoholismus Gelegenheit zu Entstellungen gab. Unter den 4234 Geftorbenen( alles Männer über 25 Jahre) wurden ganze 2,8 pet. als gänzlich Enthaltsame bezeichnet, 42 pCt. als ge­wöhnlich mäßig( habitually temperate), 25 pt. als forglos" ( careless), 30 pt. mehr oder weniger unmäßig. Nun fand fich, daß das Durchschnittsalter der Enthaltsamen 51,22, der gewöhnlich Mäßigen 62,13, der Sorglofen 59,67, der Un­mäßigen 57,59, der ganz Unmäßigen 52,03 Jahre betrug. Es gehört nicht viel Verstand zu der Erkenntniß, daß diese Zahlen gar nichts beweisen, und Dr. Isambard Oven, der diese Statistit bearbeitet und veröffentlicht hat, hat auch sofort er­flärt, daß wir in ihr kein Mittel haben, Schlüffe über die durchschnittliche Lebensdauer der Enthaltsamen und der mäßigen Trinker zu ziehen." Er erklärt die kürzere Lebenszeit der Ent­haltsamen in dieser Statistik aus der Thatsache, daß die all­gemeine Belehrung zur gänzlichen Enthaltsamkeit verhältniß­mäßig jüngeren Datums ist; der größere Theil der Bekehrten war sehr jugendlich, so daß vorläufig das Durchschnittsalter der lebenden( und also auch sterbenden) Abstinenzler viel ge= ringer ist, als das der Trinker." Dr. Owen lift feiner aus den ihm vorliegenden Fragebogen heraus, daß der gewohn­heitsmäßige Genuß alkoholischer Getränke eine deutliche Ten­benz hat, das Leben zu verkürzen, das Leberleiden und Sicht in großem Maße durch das Trinken erzeugt werden, daß die alkoholischen Getränke den Körper für Krankheiten prädis­poniren, daß gänzliche Enthaltsamkeit oder strenge Mäßigkeit die Aussicht auf einen durch Altersschwäche verursachten Tod bedeutend vermehren." Man sieht, der Bericht des englischen Statistikers lautet ganz anders, als die deutsche Zeitungsnotiz es glauben machen wollte. Interessant ist auch, daß der Be richterstatter einen anderen Theil jener Statistik nicht erwähnt, der auch im British Medical Journal " veröffentlicht wurde. Dieser handelt nämlich von 824 Personen von 80 bis 100 Jahren und ihrer Stellung zum Alkohol. Von 320 Män­nern zwischen 70 und 90 Jahren tranten 120 kein alkoholisches Getränk, ebensoviele sehr wenig, 67 waren mäßige Trinker, 13 starke Trinker. Von 74 Männern zwischen 90 und 100 Jahren tranten 21 nie alfoholische Getränke, 26 sehr felten, 26 mäßig, nur einer trant dann und wann ein wenig zu viel". Wenn man bedenkt, wie jung die Enthaltsamkeitsbewegung ist und wie klein die Zahl der Abstinenzler selbst in England, ver­glichen mit der der Trinker, so fprechen die legten Ziffern deut lich genug für die längere Lebensdauer der Nichttrinker.

Explosion einer Lokomotive. Gestern Vormittag explobirte, wie ein Telegramm der N. A. 3." melbet, auf dem Bahnhof Faltenberg eine Lokomotive, als sie sich dem nach Wittenberg beftimmten Zuge vorfezen wollte. Maschinenführer Barmann ist todt, Heizer Schulz wurde schwer verwundet; beide sind in Roßlau zu Hause. Das Geleise ist gesperrt. Der Verkehr geht über Jüterbogk.

Der Fernsprechverkehr Berlins hebt sich außerordent­lich. Waren zu Ende des Vorjahres 9102 Anschlüsse herge­stellt, so betrug am 1. September d. J. die Anzahl der ange­fchloffenen Theilnehmer bereits 11 119. Seit Ende 1886 hat fich bis heute die Anschlußzahl verdoppelt. Verbindungen zwischen den Theilnehmern wurden im Vorjahre rund 55; Millionen hergestellt, und auf den Tag entfielen 152 287. Die Verbindungen mit den Vororten Berlins beliefen sich auf 1367 448, mithin für den Tag auf 3746. Der Verkehr mit ben Fernorten war am stärksten nach Hamburg , denn es fanden 33 459 Meldungen statt. Leipzig sprach der Voss. 3tg." zu­folge mit Berlin 12 741 mal, Magdeburg 10 023 mal, Stettin 7932 mal. Breslau gab 6776 Fragen auf, Dresden 6252, Halle 5166, Deffau 1605, Hannover 1526 und Braunschweig 426. Mithin waren überhaupt 57 038 260 Verbindungen her­gestellt worden. Dieses Jahr hat eine Menge neuer Anschlüsse an Bor- und Fernorte gebracht. Im Ganzen vermitteln den Berliner Verkehr 9 Fernfprechämter, die sehr bald als unzureichend werden erachtet werden. Das ganze Fernsprechwesen ist erst seit dem 1. April 1881 im Gange. Eröffnet wurde es mit 49 Theilnehmern, es nahm indeß eine so rasche Ausdehnung, daß schon Ende 1881 brei Vermittlungsämter errichtet werden mußten. Seitdem konnten die neu angemeldeten Theilnehmer nur allmälig befriedigt werden, und im Rückstande mit der Herstellung von Verbindungen ist das Telegraphenamt bis zu dieser Stunde geblieben, weil die Anmeldungen fortgefeßt sich häufen. Vergegenwärtigt man sich, daß die erste Kunde von der erfolgreichen Verwendung des Bell'schen Fernsprechers nach Deutschland erst im Oktober 1877 durch die Zeitschrift Scientific American" gelangte, und daß die beiden ersten Bell'schen Fern­fprechapparate, welche durch Vermittlung des Vorstehers des Haupt- Telegraphenamtes in London behufs Anstellung von Ver­suchen erst im Laufe deffelben Monats in den Besitz der obersten Poft und Telegraphenbehörde gelangte, so erfennt man, mit welcher gewaltigen Schnelligkeit sich der moderne Verkehr dieses neuen Mittels bemächtigt hat. Mit Hilfe des Siemens­chen Fernsprechers konnte, nachdem am 12. November 1877

Gesperrt bis auf Weiteres für Fuhrwerke und Reiter werden: Die Straße An der Schleuse, von der Spreestraße bis zur Schleusenbrücke, behufs der Umpflasterung vom 26., die Scharrenstraße, von der Breiten bis zur Kleinen Gertraudten­straße, behufs der Asphaltirung vom 27., die Brücken- Allee von der Altonaer Straße bis zum Großen Stern, behufs der Neubeschüttung unter Benußung der Dampfwalze vom 30., und die chauffirte Fahrstraße vor dem Alten Museum ", sowie die westliche Fahrstraße im Lustgarten behufs der Einlegung von Holzpflafter vom 30. d. M. ab.

tung hierzu aber nicht übernehmen. Eine Anstalt ist nur dann pflichtet, ihren Mitgliedern Leistungen zu gewähren. Dies ist als eine Versicherungsanstalt anzusehen, wenn sie sich ver aber bei dem hier in Nede stehenden Verbande nicht der Fall, und somit ist für denselben die staatliche Genehmigung auf Grund des Gefeßes vom 17. Mai 1853 nicht erforderlich.

Majestätsbeleidigung. Der Arbeiter Karl Hölz aus Monsdorf ging am Pfingstsonnabende dieses Jahres nach Königs Wusterhausen hinein, um für die Feiertage Kaffee, Zucker und Kuchen einzukaufen. Nachdem er feine Einkäufe besorgt hatte, fuchte er ein Wirthshaus auf, blieb hier im Ge spräche mit Bekannten figen und trant sich an. Kurz vor 12 Uhr Nachts trat er den Heimweg an, konnte ihn aber in­folge seiner Trunkenheit nicht finden. Er traf den Nachtwächter, fragte nach einem Nachtquartier, erhielt den Bescheid, daß alle Gasthöfe bereits geschlossen seien, darüber wurde er wild und meinte: Wenn wir nicht wären, dann müßtet ihr Wächter und die Polizei verhungern!" und als er darauf verhaftet werden follte, zog er auch den Kaiser in seinen Gedankengang Wegen Majeftätsbeleidigung und Nachtwächterbeleidigung sowie wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt hatte er sich am Freitag vor der zweiten Straffammer am Landgericht Il zu ver antworten. Er wurde zu 2 Monat und 1 Woche Gefängn. verdonnert.

Polizeibericht. Am 26. b. Mis. Vormittags fiel an der Eichhornstraße ein Droschtenkutscher beim Absteigen von seinem Wagen infolge eines Fehltritts zur Erde und erlitt außer einem Armbruch eine nicht unbedeutende Verlegung am Kopfe, so daß er nach der Charitee gebracht werden mußte. Zu derselben Zeit stürzte ein vierjähriger Knabe aus dem Fenster der im Seitenflügel des Hauses Möckernftr. 71, 4 Treppen hoch bes legenen elterlichen Wohnung auf den Hof herab und verstarb auf der Stelle infolge der erlittenen fchweren Verlegungen. Als der Kutscher Bischoff im Hause Kurfürstendamm 142 eine Rifte die Treppe hinauftrug, fiel er dabei nieder und die Kiste ihm auf das linke Bein, so daß es zerschmettert wurde. Der Berlegte wurde nach dem Elifabeth- Krankenhause gebracht. Abends gerieth auf dem Daniel'schen Kohlenplag am Görliger Bahnhof ein Arbeiter zwischen die Puffer zweier Kohlenwagen und erlitt dabei so schwere Quetschungen, daß er sofort verstarb.

Gerichts- Beitung.

Wegen fahrlässiger Körperverlehung stand der Kutscher K. Günther aus Berlin gestern vor der 2. Straffammet. des Landgerichts II. Er erzählte, daß er in der Nacht zum 1. Juli mit einem Kremfer von Schildhorn fam. Es war zwischen 2 und 3 Uhr. Alle Nächte in der Woche habe er lange Dienst gehabt da habe ihn denn die Müdigkeit über mannt, er fei eingeschlafen und die Pferde seien in der Ber liner Straße in Charlottenburg auf das Pferdebahngeleise ge gangen, was zu einer leichten Kollision mit der Pferdebaha führte, wobei der Kaufmann Pinner am Arme verlegt worden fei. Diese Darstellung stimmte mit der Beweisaufnahme is vollkommen überein, daß das Urtheil dahin lautete: Weil der Angeklagte in einer in ähnlichen Fällen ganz ungewohnten Weise offen und ehrlich sein Verschulden eingestanden hat er aber trotzdem von der Verantwortung nicht entbunden wer den kann so ist nur auf eine Geldstrafe von 15 Marf gleich 3 Tagen Gefängniß erkannt worden."

Fundunterschlagung. An einem Juni- Vormittage holte fich der Kaufmann E. drei Parquet- Billets für die Abend­Vorstellung des Deutschen Theaters. Nach etwa einer Stunde murde der Kassirer ans Telephon gerufen und ihm auf diesem Wege von Herrn C. mitgetheilt, daß derselbe sein Portemonnaie, in welchem sich auch die Billets befanden, verloren habe. Der Saffirer erwiderte ihm, daß der Verlust der Billets nichts auf fich habe, da er ihm die fraglichen Bläge frei halten werde. Kurz vor Beginn der Vorstellung erschien ein Mann an der Theater kaffe , welcher die drei verlorenen Billets mit der Bitte unter­breitete, ihm den Betrag dafür zurückerstatten zu wollen, δα die Inhaber verhindert feien, sie zu benuken. Der Kassirer ließ den Mann zur Wache bringen, woselbst dessen Persönlichkeit als die des Instrumentenmachers Wilhelm Ewald festgestellt wurde. Er stand gestern megen Fundunterschlagung vor der 88. Abtheilung des Schöffengerichts. Da der Zeuge erklärte, er habe das Portemonnaie in einem feinen Restaurant liegen laffen, wohin der Angeklagte wohl schwerlich gekommen sei, so wurde der Angabe des Letteren, er habe die Billets auf der Straße gefunden, geglaubt und angenommen, daß der unehrliche Finder des Portemonnaies diefelben fortgeworfen habe. Da der Beschuldigte bisher unbestraft ist, so tam er mit einer Geldstrafe von 40 M. davon.

Die Polizeidirektion zu Potsdam gab der Zahlstelle des dortigen deutschen Tischler- Verbandes unter Androhung der Auflösung derselben durch Verfügung vom 21. Februar 1888 auf, binnen acht Wochen ihre staatliche Genehmigung nachzu­fuchen und den Nachweis hierüber zu führen. Die Zahlstelle, die einen integrirenden Bestandtheil des deutschen Tischler­Verbandes in Stuttgart bilde, sei als eine Versicherungsanstalt im Sinne des Gesetzes vom 17. Mai 1853 anzusehen. Nachdem die Zahlstelle mit der gegen die Verfügung gerichteten Beschwerde von dem Regierungspräsidenten zurückgewiesen worden war, beschritt sie den Klageweg. Der Bezirksausschuß zu Potsdam fegte die Verfügung außer Kraft und auf die Berufung der beklagten Polizeidirektion bestätigte der dritte Senat bes Oberverwaltungsgerichts die Vorentscheidung mit folgender Begründung: Weder die Entstehungsgeschichte der die Versiche­Begründung: Weder die Entstehungsgeschichte der die Versiche­rungsanstalten betreffenden Gefeße, noch sonstige Momente bieten einen Anhalt dafür, daß der Gesetzgeber unter Versiche rungsanstalten auch solche Anstalten verstanden wissen wollte, welche ihren Mitgliedern zwar im Falle des Eintritts gewiffer Ereignisse regelmäßig Unterstüßung gewähren, eine Verpflich­

Ein Angeklagter, der mit dem Leben vollständig abge­schloffen zu haben schien, stand gestern in der Person des Sattlermeisters Karl Semmler vor dem Schwurgericht hie­figen Landgerichts I. Derselbe war des betrüglichen Banterotts, Meineids und der Unterschlagung angeklagt. Der Angeklagte machte einen jämmerlichen Eindruck und ein großes Pflaster auf seiner Stirn zeugte von einem Selbstmordversuch, den er vor einiger Zeit bei seiner Vor­führung vor den Untersuchungsrichter unternommen hat. Er hatte diefe Gelegenheit wahrgenommen, um sich topfüber auf die Steinfliesen des Gerichtskorridors zu stürzen. Der Angeklagte hat früher in Erfner eine ziemlich umfangreiche Sattlerei be trieben; im Jahre 1885 meldete er jedoch Konkurs an und das Konkursverfahren endete damit, daß die Gläubiger auch nicht einen Pfennig erhielten. Der Angeklagte hatte ein Sümmchen von 3000 m. versteckt und hier bei F. W. Krause ein Depot über 6000 M., leistete aber trotzdem einen Offenbarungseid, in welchem er den Besitz diefer Summen verschwieg. Während er sich von diesem Erlebnisse wieder zu erholen bemüht war, gerieth er mit seiner Ehefrau in Unfrieden und bewirkte die Chefcheidung von derselben. Er lernte ein Mädchen kennen, welche früher Chansonnettensängerin und dann Kellnerin ge­wesen war und bestimmend in fein weiteres Leben eingriff. Er heirathete das Mädchen und begab sich nach Berlin , wo es ihm ge­lang, wiederum von einem Lederhändler Kredit zu erlangen, um in der Schönhauser Allee von Neuem ein Sattlergeschäft era öffnen zu können. Dasselbe beruhte aber von Anfang an auf unsolider Grundlage, denn zum Schein trat zunächst der Bruder des Angeflagten als Geschäftsinhaber auf, der das Ge schäft dann wieder angeblich an die Frau des Angeklagten ver­faufte. Der Angeklagte hatte bald stark zu thun, es arbeiteten 5 Mann bei ihm und Jedermann dachte, daß es ihm recht gut gehe. Im geheimen aber dachte er schon wieder über eine neue Schiebung" nach. Er machte, so viel er konnte, zu Geld, verkaufte den größten Theil des Geschäftsinventars an einen gewissen Müller und eilte mit seiner Frau nach Hamburg um von dort nach Amerika zu entkommen. Er nahm etwa 1200 bis 1300 Mart baares Geld und zwei große Riften mit verschiedenen Wirthschaftsgegenständen mit, außerdem hatte er auf Leihvertrag gegen eine kleine Anzahlung von einem Garderobenhändler sich und seiner Frau feine Reisetleider ver schafft, die er mit nach Amerita nahm. In Hamburg , wo er schon auf einem dortigen Dampfer die Passage bezahlt hatte, wurden ihm wegen der ihm von Müller besorgten Legitimation so große Schwierigkeiten gemacht, daß er es vorzog, nach Rotterdam zu gehen und von dort die Reise nach Amerika , wo seine Frau Verbindungen hatte, anzutreten. Drüben ist es ihm aber herzlich schlecht ergangen und nachdem er einige Monate herumvegetirt, hat er es für gerathen gehalten, wieder nach Deutschland zurückzukehren. Im Mai ist er dann in Eberswalde von einem Gläubiger betroffen worden, der ihn verhaften ließ. Die Geschworenen bejahten die ihnen vorge legten Schuldfragen und der Gerichtshof verurheilte den An­geflagten zu 5 Jahren 3uchthaus und Ehroerluft auf gleiche Dauer. Damit endete die laufende Schwurgerichts­periode am Landgericht I und der Vorsitzende, Landgerichts­direktor Humbert entließ die Geschworenen mit einigen Dankesworten.

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Soziale Mebersicht.

Nürnberg . In der hiesigen Dynamo- Elektrischen Ma­schinenfabrit von Schudert u. Komp. ist wegen Maßregelung eines Arbeiters ein Streit ausgebrochen, an welchem 284 Ar­beiter betheiligt sind. Vorsitzender des Streiffomitees ist Konrad Herrmann, Ohmstraße 2, III.- Unter den 284 ftreifenden Ar­beitern befinden sich 61 Schloffer, 55 Mechaniker, 33 Dreher; unter den übrigen befinden sich Flaschner, Metalldrücker, Gürtler, Glasschleifer, Schmiede und sonstige Hilfsarbeiter, davon sind

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