zogen hat, so unterliegt es feinem Zweifel, daß die republi­fanische Mehrheit der Kammer die Wahl umstoßen wird.

Holland.

Der Streit der Londoner   Dockarbeiter hat fich bekanntlich trotz heißen Bemühens der Nordd. Allg. 3tg." und der verwandten Bresse nicht im Sinne der deutschen  Reaktion fruftifiziren laffen. Es ist alles friedlich abgegangen, die Flinte hat nicht geschoffen, der Säbel nicht gehauen, bie Dodarbeiter haben ihre Forderungen durchgesezt und die eng­ lische   Regierung hat kein Ausnahmegesek verlangt. Es mußte also von anderswoher Rath geschafft werden. Und die Ge­legenheit hat sich bereits gefunden. Bekanntlich ist in Rotter dam ein Ausstand der dortigen Schiffsarbeiter ausgebrochen. Flugs ist der offiziöse Telegraph, des W. T. B." mit folgenden Lügen depeschen bei der Hand:

Rotterdam  , 27. September.  ( Ausführlichere Mel­bung.) Nach der gestern Abend stattgehabten geheimen Sigung der Sozialdemokraten( Welch freche Lüge! Red. des B. V.") bat fich die Lage hier noch verschlimmert( huhu!). Die Zahl der Streifenden wird auf 4000 bis 5000 gefchäßt. Gegen Mittag verfuchten die Streifenden die nichtstreifenden Arbeiter an der Arbeit zu hindern, wurden jedoch von der Polizei mit gezogener Waffe auseinander getrieben. Die Kommunal­garde und die Marinesoldaten sind unter die Waffen berufen, um die Ordnung beim Laden und Löschen der Schiffe aufrecht 3u erhalten. Der Bürgermeister hat einen Aufruf erlaffen, in welchem die Ansammlung von mehr als 5 Per­fonen verboten wird. Eine Abtheilung Kavallerie ist vom Haag nach Rotterdam   abgegangen und Vorsichtsmaßregeln find getroffen, um das Wiederversammeln der Streifenden zu ver­hindern.

wundet wurden.

Wie der Nieuwe Rotterdamsche Courant" meldet, hätten die Streitenden die Polizei(???) angegriffen, welche den Blak umgeben hatte, wo die Streifenden die nicht­ftreifenden englischen Arbeiter des Dampfers Era" an der Arbeit verhindern wollten. Die Polizei war genöthigt mit der Waffe einzuschreiten, wobei einige Streifende leicht(?) ver­Der Generaldirektor der Dampferlinie. Harwich  - Rotterdam   ist hier eingetroffen und ift entschloffen, die beit auf alle Fälle mit englischen Arbeitern fortzufezen. Der regelmäßige Dienst der Dampfer nach Liverpool  , Glasgow   und Leith ist infolge des Streifes eingestellt. Der Lloyddampfer Gelderland", nach Atchin bestimmt, fonnte nicht in See gehen. Diefelbe Zeitung meldet, daß die Gewaltthätigkeiten, welche die Streifenden gestern an Bord des englischen Dampfers John Readhead" begingen, bereits Anlaß zu Klagen beim englischen Gesandten im Haag gegeben haben."

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Mit dieser Depesche vergleiche man die zweite, in der ein Theil der ersten Behauptungen bereits zurüdgenommen wer

den muß:

Rotterdam  , 28. Sept., früh. Bei Beginn des geftrigen Abends begann ein Theil der ftreifenden Arbeiter das Straßen­pflafter aufzureißen und mit Steinen auf Polizei und Bürgergarde zu werfen, sodaß diese sich genöthigt sahen, wiederholt von der Waffe Gebrauch zu machen. Mehrere Personen wurden durch Säbel und Bayonnet verwundet, die Ordnung aber wieder hergestellt. Im Laufe des Abends hielten ungefähr fünfhundert Streifende eine Versammlung ab und beschlossen, die Sozialisten von der Bewegung auszuschließen(?), Ruhe und Ordnung zu bewahren und diejenigen, welche weiter arbeiten wollen, nicht daran zu hindern. Die Absendung von Kavallerie aus dem Haag wurde wieder abbestellt(!); dagegen ist ein Detachement Marinesoldaten angelangt."

Warten wir nun ab, was die Nordd. Allg. 3tg." mit diesen Meldungen, die ihr ja sehr in den Kram passen, an­fangen wird. Wir unsererseits werden uns bemühen, die Wahrheit über den Rotterdamer Streit festzustellen.

Rußland.

Die Meldungen über ruffische Kriegsvorbereitungen scheinen für den Winter wieder einen großen Raum einnehmen zu follen. Die Köln  . 3tg." hat mit ihren Mittheilungen über die Denkschrift des Generalstabschefs Obrutschen den Reigen eröffnet, und jekt folgt eine Nachricht der andern. Die Wiener Neue Fr. Presse" berichtet aus Podmoloczyska, daß neue ruffische Regimenter sich gegen die galizische Grenze vor­wärts bewegen. Sechs Regimenter tautafische Reiterei und vier Regimenter Infanterie werden seit dem 21. September nach Kamieniec- Podolsk   befördert. Längs der Bahnlinie Wo­loczyst- 3merinta sind bereits starte Truppenabtheilungen zu­fammengezogen, auch werden der Grenze entlang Beobachtungs­thürme errichtet. Die an Galizien   und die Bufomina gren­zenden russischen Gebiete seien bereits so mit Truppen ange füllt, daß derjenige, der die Grenze überschreitet, glaube, fich in dem Rayon einer den strategischen Aufmarsch vollziehen­den Armee zu befinden. Gleichzeitig bringt die Voff. 3tg." die folgende Drahtmeldung aus London  : Aus Petersburg  verlautet, die russische   Regierung beabsichtige demnächst eine große innere Anleihe aufzunehmen, welche gänzlich der ansehn­lichen Verstärkung des Heeres und der Flotte, sowie der Grenz­befestigung und dem Anfauf von Magazingewehren gewidmet

ich Dir allerdings auch den Gefallen thun können, an einer jener foftbaren Seuchen zu verecken, die man sich von der Indianer- Raffe holen tann; aber zu Deiner närrischen Freude habe ich mich wieder auf die Beine gebracht. Und dann warf ich mich mit aller Energie aufs Geschäft; ich stahl aus Deiner Raffa zehn Millionen Reis. Hahaha! 3ehn Millionen Neis. Die spanischen   Diebe sprechen in halben Kreuzern, damit die Summe um so größer scheine. Das Ganze beträgt faum hunderttausend Gulden. Ha, wenn Du wüßtest, was für schöne Hälfe die dortigen Frauen haben, würdest Du es gar nicht viel finden. Sie wollen auch nichts anderes tragen als echte Perlen. Aber Dein einfältiger Agent dort drüben, der Spanier, sah die Sache von einem anderen Gesichtspunkte an; er ließ mich einsperren und vors Gericht ftellen; und die Schufte von Richtern verurtheilten mich wegen eines leichtsinnigen Jugendstreiches dente Dir!- zu 15jähriger Galeerenstrafe! Nun sag' selbst, ist das nicht barbarisch?!"

Timar zitterte.

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Gie zogen mir meine Ravalierkleider aus und damit ich ihnen nicht etwa verloren gehe, brannten sie mir mit einem glühenden Eisen das Beichen des Galgens auf den Oberarm." Der Deserteur warf bei diesen Worten seinen Offiziersrock ab, zog das schmutzige Hemd von der linken Schulter und zeigte, mit bitterem Humor dazu lachend, Timar das noch brennend rothe Brandmal auf dem Arm. Siehst Du, Deinetwegen haben sie mich abgestempelt, wie ein Fohlen oder ein Kalb, damit ich nicht in Verlust gerathe. Nun, fürchte Dich nicht, ich würde auch ohne das Dir nicht davonlaufen."

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Mit peinlicher Neugierde blickte Timar auf das Brand­mal des Elenden und vermochte nicht die Augen davon ab zuwenden.

Nachdem dies geschehen war, schleppten sie mich auf die Galeere und schmiedeten mir einen Fuß mit einer zehn­pfündigen Rette an die Ruberbank. Da sieh nur, hier ist die Stelle." Damit schleuderte er den zerrissenen Schuh vom Fuß und wies Timar eine böse Wunde am aufge­Schundenen Knöchel. Auch das trage ich zum Andenken an Dich!" höhnte der entlaufeng Sträfling.( Forts. folgt.)

werden soll." Vorläufig haben wir immer noch den Troft, daß Rußland   mit seinen Kriegsvorbereitunaen noch lange nicht fertig ist. Nebenbei bemerkt, trafen im Winter 1887/88 auch alltäglich und auch seitdem öfters solche Nachrichten ein; die damaligen Vorbereitungen haben also offenbar nicht genügt, damaligen Vorbereitungen haben also offenbar nicht genügt, und Rußland   muß nun anscheinend wieder von vorn anfangen. Das ist eben das Moment, welches am meisten zur Erhaltung des Friedens beiträgt, daß niemals ein Land so recht triegs­bereit wird, weil immer wieder neue Erfindungen und neue Armeeverstärkungen in anderen Ländern dazwischen treten. Wahrscheinlich wird nun Rußland   auch in diesem Winter noch nicht fertig, und so liegt kein Grund vor, den Ausbruch des Krieges gerade im fünftigen Frühjahr zu fürchten.

Versammlungen.

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Eine General- Versammlung des Vereins der Klempner Berlins   und Umgegend tagte am Dienstag, den 24. September, Abends 8 Uhr, im Saale des Herrn Feuer­stein, Alte Jakobstraße Nr. 75, mit folgender Tagesordnung: 1. Berichterstattung des Vorstands sowie der Arbeitsnachweis Kommission über ihre Thätigkeit. 2. Bericht des Raffirers über vereinnahmte und verausgabte Gelder. 3. Wahl eines defini­tiven Vorstandes und der Arbeitsnachweis- Kommission. 4. Ver­fchiedenes. Ueber den ersten Punkt erstattet Kollege Schulz Bericht. Er führt an, daß sich am 28. Juni im Königstadt­Kasino" der Verein gebildet habe, der jegt 650 Mitglieder zähle. Nur durch eine stramme und feste Organisation sei es möglich, die Uebelstände in der Branche zu beseitigen. Seit dem 28. Juni sind sechs Versammlungen abgehalten worden, in denen die verschiedenen Referenten die traurigen Zustände unter den Arbeitern einer scharfen Kritik unterzogen und ausführten, wie diese Zustände zu beseitigen find. Kollege Selchow führte an, daß sich 127 Meister und Fa­brifanten seit dem 15. Auguft, wo der Arbeitsnachweis eröffnet wurde, haben einzeichnen laffen. Es erhielten 97 Rollegen durch den Arbeitsnachweis Beschäftigung. Redner ersucht die Kollegen, so viel wie möglich den Arbeitsnachweis zu benußen, da Stellen genug vorhanden sind.

Zum zweiten Punkt der Tagesordnung theilt Kollege Förster   mit, daß die Einnahme für die Monate Juli, Auguft, September sich auf 506,82 M. beläuft, die Ausgabe dagegen 285,40 M. beträgt, bleibt mithin ein Bestand von 221,42 M.

Kollege Schmidt bestätigt als Revisor,' daß die Raffe revidirt und alles in bester Ordnung befunden ist. Der Verein sprach dem provisorischen Vorstande durch Erheben der Mit­glieder von den Plägen seinen Dank aus für die treue und Es wurde gewiffenhafte Führung der Vereinsgeschäfte. hierauf zur Wahl eines definitiven Borstands sowie einer Ar beitsnachweis- Kommission geschritten. Gewählt wurden fol­gende Personen: 1. Vorsigender G. Schulz, Gitschinerstr. 84. D. Prasse, Prinzenstr. 93. Beifizer P. Selchom, Schleiermacherftr. 10.

2.

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1. Kassirer R. Borchwardt, Bahnstr. 15, Schöneberg  . D. Delcourt, Wienerftr. 50.

2.

1. Schriftführer M. Schmidt, Wichmannstr. 13a. F. Habenicht, Dresdenerstr. 124. Brotofollführer H. Hansch, Prinzenstr. 11.

2.

1. Revisor W. Neumann, Görligerstr. 70.

2.

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F. Bartsch, Andreasstr. 75.

3.

H. Benter, Koppenftr. 81.

In die Arbeitsnachweis- Rommission wurden gewählt: Ihlich, Troschwiß, Zimmermann, Förster, Massow, Ney und Vogez.

Bu Punkt 4 der Tagesordnung sprach Kollege Schulz für Abschaffung der Sonntags- und Ueberstunden- Arbeit, ge­feßliche Regelung der Afford-, Frauen- und Kinder- Arbeit, Einführung eines Normal- Arbeitstages, sowie eines Arbeiter schuß- Gefeßes. Alsdann wurde folgende Resolution einstimmig angenommen: Die Versammlung erklärt: So lange die Böhmische Brauerei sich nicht schriftlich bereit erklärt, ihre Säle zu Arbeiter­Bersammlungen herzugeben, verpflichtet sich Jeder von uns, fein Bier aus obiger Brauerei zu trinken.

R. Köhler.

Sodann wurde nach längerer Debatte ein Antrag des Kollegen Delcourt angenommen, den Kassenbestand von 175 M. dem Vertrauensmann für Hamburg   zu überweisen. Zum Schluß sprachen noch die Kollegen Ihlich, Borchwardt, Köhler und Prasse über Mißstände in unserer Branche in Fabriken und auf Bauten. Es hatten sich in der Versamm­lung etwa 100 Mitglieder aufnehmen laffen.

Eine öffentliche Versammlung der Nagelschmiede tagte unter Vorsiz des Herrn Gerstenberger am Sonnabend, den 21. September, in der Lichtenberger Straße 21, bei Heise, mit der Tagesordnung: 1. Vortrag des Herrn Otto Klein über: Gewerkschaftliche Organisation. 2. Distuffion. 3. Wie stellen

wir uns zu unserem vorjährigen Lohntarif? Diskussion. 4. Ber schiedenes. Der Referent löfte seine Aufgabe in 14ftündiger Rede. Er erörterte den Ursprung der Gewerkschafter, ihre fegensreiche Wirksamkeit, die Verfolgungen, die sie erlitten, und bas Ziel, das sie erstreben. An der Hand statistischen Materials wies er nach, wie wie durch die Maschinen im Privat befiß die Arbeiter geschädigt werden, während sie im Dienste der Allgemeinheit der Menschheit zum Seaen gereichen müßten. Ferner legt er dar, daß durch den Maschinenbetrieb immer mehr Arbeiter brotlos und zur industriellen Reserve­armee gestoßen werden. Daher sei es Aufgabe jedes Arbeiters, nach Verkürzung der Arbeitszeit zu streben, damit auch dem vor den Thoren der Fabrik Stehenden Gelegenheit geboten werde, sich und die Seinen zu ernähren. Um dies zu erreichen, sei es geboten, sich zu vereinigen und in Gewerkschaften zu­sammen zu treten, denn vereinzelt sind wir nichts, vereiniat aber eine Macht, mit welcher das Kapital rechnen muß. Er verwies auf die Beschlüsse des Pariser   Arbeiter kongreffes und erläuterte diefelben eingehend. Schließlich erklärte er sich als Gegner der lokalen Fachvereine wegen unnöthiger Zersplitterung Da der Kräfte und empfahl eine Zentralorganisation. es in Anbetracht der verschiedenen Geseze in den ver­schiedenen deutschen   Staaten einen nicht rathsam sei, Metallarbeiter- Verein für ganz Deutschland   zu gründen, so müsse man sich örtlichen Zentralorganisationen anschließen. Eine solche sei der Allgemeine Metallarbeiterverein für Berlin  und Umgegend, welchen beizutreten er angelegentlicht empfahl, indem er die Vortheile hervorhob, welche derselbe seinen Mit gliedern bietet. Den Verein der Nagelschmiede wolle er keines­wegs aufgehoben wisstn, sondern denselben als Mutterverein für uns beibehalten, jedoch folle sich jeder dem Allgemeinen Metallarbeiterverein noch als Baterverein anschließen. Rauschen­der Beifall lohnte diese trefflichen Ausführungen. An der Dis fuffion betheiligten sich die Kollegen Gerstenberger, Miehlke, Litfin und Andere. Sämmtliche Redner stimmten mit dem Referenten überein. In seinem Schlußwort führte derfelbe bas Thema noch weiter aus und schloß unter lautem Beifall. Zu Buntt 3 führt Kollege Gerstenberger in längerer Rede aus, daß wir im vorjährigen Streit unsere Forderungen wegen Indifferentis­mus und Abtrünnigkeit mehrerer Kollegen nur theilweise durchsehen fonnten. Er schildert die traurige Lage, die gesundheitsschäd= liche Arbeit, den geringen Verdienst bei langer Arbeitszeit( in den meisten Werkstätten 11 Stunden täglich), wie derselbe den Anforderungen gegenüber, welche Staat und Gemeinde stellen, durchaus unzulänglich sei und ermahnt die Kollegen, für die Durchführung des vorjährigen Tarifs einzutreten. In der nun folgenden Diskussion erregte der Kollege Geppert allgemeinen Unwillen. Derfelbe war in der vorjährigen Bewegung Mit­glied der Lohntommiffion, legte die erste schriftliche Bewilligung bes Tarifs von seinem Arbeitgeber vor und legte trotzdem die Arbeit nieder, um an einer Stelle als Streifbrecher zu arbeiten, an welcher drei Familienväter die Arbeit niedergelegt. Zum Lohn wurde er aus dem Verein gestoßen. Aber auch sein neuer Arbeitgeber entließ ihn wieder, nachdem er durch ihn feinen Zwed erreicht. Die Kollegen Gerstenberger, Berndt, Ning, Boldt und Miehlte gingen scharf mit ihm ins Zeug und hielten ihm sein Sündenregister vor. Eine Resolution, lautend: Die heutige öffentliche Versammlung der Nagel­schmiede verpflichtet sich am Montag, den 23. Septbr., ihren Arbeitgebern folgende Forderungen vorzulegen: 1. Bewilligung des vorjährigen Tarifs. 2. Einführung der 10stündigen Arbeits­zeit. 3. Einen Minimallohn von 35 Pf. pro Stunde; für Ueberstunden und Sonntagsarbeit 10 Pf. Buschlag pro Stunde, wurde mit Stimmengleichheit abgelehnt. Dagegen wurde be schlossen am Montag, den 23. September, den Arbeitgebern die in Punkt 2 und 3 der Resolution angegebenen Forderungen vorzulegen mit dem Bemerken, nach 14 Tagen Bescheid zu er theilen. Zu dem Zwede soll in 14 Tagen wieder eine öffent liche Versammlung einberufen werden und das Bureau wird mit dem Nöthigen beauftragt. Unter Verschiedenem wird for ftatirt, daß in einer Werkstatt( wo 4 Mann beschäftigt find) feit Montag, den 16. d. M., die 10stündige Arbeitszeit einge führt ist, in einer andern( mit 6 Mann) von Montag, den 23. an eingeführt wird. So wird jept in 4 Hauptwerkstätten 10 Stunden gearbeitet. Kollege Gerstenberger regt die Grün­dung eines Unterstüßungs- Fonds an. Dies soll auf die Tages­Es wird ordnung der nächsten Versammlung gefeßt werden. noch eine Tellersammlung zur Deckung der Unkosten veranstaltet und dann die Versammlung geschlossen.

Soziale Mebersicht.

An die Steindrucker! Nürnberg  , im September 1889. Werthe Kollegen, wir haben in der Kunstanstalt von Meer­wald u. Toberer wegen eines Streifbrechers die Arbeit niedergelegt. Seid eingedenk der Devise:

Einer für Alle, Alle für Einen." Haltet Zuzug fern, um uns den Sieg zu sichern. Im Auftrage der Kollegen: Jakob Pauß, Steindrucker.

Aus Kunst und Leben. ein Bruder des Kaifers, und der Vicomte de Flahaut, welcher

Kritische Tage. Für das Jahr 1890 hat der Erdbeben­theoretiker Falb folgende kritische Tage vorausgesagt: erster Ordnung: 28. September, 30. Auguft, 19. Februar, 20. Märk, 20. Januar, 31. Juli, 27. Oftober; zweiter Ordnung: 19. April, 5. April, 4. Mai, 3. Juni, 2. Juli, 13. Oftober, 12. November, 12. Dezember, 6. März; dritter Ordnung: 14. September, 26. November, 18. Mai, 5. Februar, 15. August, 26. Dezember, 6. Januar, 17. Juni, 17. Juli. Die seltsame Folge der Daten erklärt sich daraus, daß die allerkritischsten Tage in erster Reihe genannt sind.

Hofgeschichten. Vor einigen Tagen ist in Paris   unter dem Titel Les secrets des Bonaparte" im Verlage der Buch­

handlung Buillon, wohl recht zeitgemäß, ein Buch erschienen, deffen Inhalt die nach Original- Aufzeichnungen eines geheimen Agenten zusammengefeßte Standal- Chronik aus dem zweiten Herr Charles Regierungsjahre Napoleon's 111. bildet.

Nauron, ein Pariser Schriftsteller, welcher sich schon seit Jahren damit befaßt, in den Archiven zu stöbern, die alten Sünden der Napoleons   abzuftauben und sie den Zeit­genoffen in entsprechender Beleuchtung zu präsentiren, veröffentlicht Das Buch. Es enthält eine Sammlung von Dokumenten, die fich auf Napoleon III.   und auf die Jugendjahre der Kaiferin Eugenie   beziehen; es bringt Enthüllungen über die Königin Eugenie   beziehen; es bringt Enthüllungen über die Königin Hortense   und den Herzog von Morny  ; es zeigt ferner eine ganze Reihe unlegitimer Kinder, die den Dezember- Mann ihren Vater nennen, und bringt endlich eine solche Menge von unsauberen Hofgeheimnissen an den Tag, daß diese, selbst auf eine ganze Dynastie von Napoleoniden ver­theilt, auch noch ausgiebig genug wären. Das Bemerkens­mertheste dabei ist die Thatsache, daß diese Standalchronik im Auftrage Napoleons Ill. von einem seiner Geheimagenten ge­schrieben worden ist. Herr Nauroy fand nämlich in den Archiven der Pariser Polizeipräfektur das Tagebuch eines Ge­heimagenten, das der damalige Polizeichef Herr von Maupas wie zweifellos erscheint im Auftrage des Kaisers an­fertigen ließ und das die Zeit vom 2. Januar 1853 bis zum bewunderungswürdigen Kühnheit theilte er dem hohen 28, Mai 1854 umfaßt. Der Mann schmeichelt nicht. Mit einer Auftraggeber all' das, was er gehört und beobachtet, mit rüdsichtsloser, oft beleidigender Offenherzigkeit mit. Im ersten Berichte, batirt vom 2. Januar 1853, rapportirt er unter Anderem: Herr v. Perfigny, von dem es heißt, es sei

der Sohn eines Geliebten der Königin Hortense   sein soll, Beide dienen der Standal- Chronit zum Zielobjekt gehäffiger Angriffe Die Börsenschwindeleien geben nach wie vor die Anlaß, sich über die Regierung zu beschweren, mit einer Art von Leichtfertigkeit die verdächtigsten Unternehmungen fördert. Man beschuldigt ganz rüdhaltslos die Staatswürdenträger( Fould, de Perfigny 2c) daß fie der Korruption nicht unzugänglich feien und ihren Einfluß be nüßen, um Geld zu machen. Daran, so sagt man, wird bie neue Gewalt zu Grunde gehen; die Korruption wird ihr den Garaus machen, ebenso wie es mit Louis Philipp der Fall ge wesen. Die Verschwendungssucht, der übertriebene Lurus, bie dem Kaiser zum Vorwurf gemacht werden, bilden den Ge sprächsstoff in allen gegnerischen Salons. Man sagt, er

greife unfontrollirt in die Staatsfaffen, um sodann das

Gelb mit beiden Händen zu verschleudern." In einer Note vom 14. März giebt der geheime Agent der allgemein herrschenden Meinung Ausdruck, daß die Stabilität des neuen Raiserreiches bezweifelt werde. Genau einen Monat später tommt er abermals auf die unsauberen Finanzspekulationen der Günftlinge des Kaisers zu sprechen. Er schreibt: Der standa löfe Einfluß, den Herr v. Morny   auf die Geschäfte nimmt, wird lebhaft besprochen. Man sagt es ganz ungenirt, daß diese Ber sönlichkeit die Konzession für die Eisenbahnlinie von Bor deaur nach Lyon   pouffirt hat, um sich sodann zurück zu ziehen. Thatsächlich soll er bei der Inszenirung dieses Unternehmens 6 Mill. eingefackt haben. Herr v. Morny   will sich um jeden Preis eine finanzielle Position gründen, die ihm im Staate eine aparte Stellung schaffen kann. Ebenso spricht man von zwei Konkurrenzunternehmungen, welche Konzeffionen für die Bahnlinie von Mühlhausen   nach Besançon   erwirkt haben und von welchen eine Unternehmung Herrn von Morny   für das Geltendmachen seines Einflusses zu ihrem Gunsten eine Million zugefagt hätte davon Wind bekommen und Herrn von Morny zwölfhunderttausend Franks offerirt; in jedem Falle wird er also sein Schäfchen in's Trockene gebracht haben."

Eine Wasserhose bildete sich in Fiume am Mittwoch, nachdem ein furchtbares Hagelwetter niedergegangen war. Die nußgroßen Schloffen des letzteren verursachten bedeutenden Schaden. Schaden. Nach dem Unwetter bildete sich eine ungeheure Wasserhose auf dem Golfe, die sich bis zu den Wolfen hinauf zog. Das interessante Phänomen dauerte mehrere Minuten.