barten Spandau auf dem Feuerwerfs- Laboratorium ereignet. In einem Arbeitsraume auf den Eiswerder, einer auf der Oberhavel belegenen Infel, in welchem unter Aufsicht eines Meisters und eines Oberfeuerwerkers ca. 50 Frauen und Mädchen mit der Revision von Artillerie- Zündhütchen befchäftigt murden, fand dem Berl. Tagebl." zufolge eine Explosion von furchtbarer Wirkung statt. Der ganze Raum stand, da sich sofort fämmtliche Explosivstoffe entzündeten, mit einem Male in Flammen. Die Mehrzahl der darin befindlichen Perfonen find verunglückt. Zwölf haben schwere Verlegungen, meist Brandwunden, davongetragen. An dem Aufkommen mehrerer Perfonen wird gezweifelt. Die Zahl der leichter Verlegten beträgt über dreißig. Mit dem Dampfer des Inftituts wurden die schwerverwundeten Arbeiterinnen nach der Stadt gebracht und mittelst Tragförben nach dem städtischen Krankenhause transportirt. Die Leichtverwundeten wurden, nachdem sie gleich an Ort und Stelle verbunden worden, in Kähnen an das Städtische Ufer übergefeßt und begaben sich in ihre Wohnungen. Auch der Meister und der Oberfeuerweiter haben Brandwunden im Geficht davongetragen. Die Detonation war eine furchtbare. Die Erde erzitterte in weitem Umkreise. In dem Arbeitsraum ist das Dach hochgehoben, eiserne Träger wurden verbogen; fämmtliche Fensterscheiben zertrümmert. Die Bevölkerung be findet sich in ungeheurer Aufregung. Die Ursache der Kataftrophe ift noch nicht festgestellt. Das Berl. Tagebl." bringt diesen Sensationsbericht. Was sich davon bestätigt, bleibt abzuwarten.
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von je 20 Mark erlaffen und der Amtsanwalt beantragte im| deffelben schien es, als wenn der Arbeiter auch Vortheile von aeftrigen Termine vor der 94. Abtheilung des Schöffengerichts Aufrechterhaltung dieser Strafe, da er die veröffentlichten Aufrufe als eine Veranstaltung von Kollekten ansehen müsse, welche einer besonderen polizeilichen Erlaubniß bedürften. Der Gerichtshof folgte dem Vertheidiger, Rechtsanwalt Dr. Flatau und erkannte auf Freisprechung. In dem einfachen Bekanntgeben von Adreffen, an welche Beiträge zu richten feien, fönne eine Kollefte im Sinne des Gefezes nicht erblickt werden, sondern darunter sei eine Sammlung von Haus zu Haus zu ver stehen.
Unser Zoologischer Garten fährt fort, seinen Thierbestand nach jeder Seite hin zu vervollständigen und bietet so seinen Besuchern zu jeder Jahreszeit Neues und Interessantes. So find, seit dieser Tage im neuen Affenhaus noch die groteske, rothhaarigen Gestalt eines fräftigen jungen Orang- Utangs aufgetaucht ist, die sogenannten Menschenaffen nun durch Orang, Schimpanse und Gibbon reichlich vertreten, und wenn wir dazu noch die lange Reihe von verschiedenen Arten der hübsch gefärbten, törperlich wie geiftig gleich beweglichen Meerkazen nehmen, sowie insbesondere die Sammlung seltener südamerikanischer Affen, die mit grauen und schwarzen Klammeraffen, Serie einer wenigftens von einem halben Dugend verschiedener Kapuziner und als hervorragendste Seltenheit einem schwarzen Brüllaffen wohl Thresgleichen fuchen dürfte, so kann die Besegung des Hauses als im Augenblick ganz besonders interessant und reichhaltig bezeichnet und ein Besuch desselben sehr empfohlen werden. Auch der Gemsenberg hat einen neuen, sehr seltenen Bewohner erhalten, der, wie wir hören, noch niemals lebend hier war: ein indifches Wildichaf vom Hochgebirge des Himalaya , nach seinem einheimischen Namen Natur genannt. Das Thier, ein junger Bock, fesselt durch eine gewisse äußere Aehnlichkeit mit dem Steinbock und soll sich auch für die eingehendere, wissenschaftliche Betrachtung durch eine gewisse Annäherung an die Ziegen auszeichnen.
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Bei Ausbruch des Bäckerstreikes wurde der Bäckergeselle Ernst Brachmann dabei betroffen, als er im Norden der Stadt eine Bäckerei nach der anderen aufsuchte und den daselbst anwesenden Gefellen ein Flugblatt einhändigte oder dasselbe vor der verschlossenen Thür zur Badstube niederlegte. Das Flugblatt war von dem Redakteur des Fachblatts, Der Bäcker", dem Bäckergesellen Karl Pfeiffer, verfaßt und wurden in demfelben alle noch arbeitenden Gesellen aufgefordert, dem Streif beizutreten. Da eine polizeiliche Erlaubniß zum Verbreiten diefer Flugblätter weder eingeholt, noch ertheilt worden war, so wurde gegen Brachmann und Pfeiffer Anklage wegen Vergebens gegen das Sozialistengefeh erhoben und gestern vor der zweiten Straffammer des Landgerichts I gegen sie verhandelt. Der Staatsanwalt beantragte gegen Pfeiffer, der zum StreitKomitee gehörte und in dessen Auftrage Brachmann die Verbreitung vorgenommen, vier Wochen und gegen Brachmann 14 Tage Gefängniß. Der Gerichtshof folgte aber den Ausführungen des Angeklagten Pfeiffer und erkannte auf Freifprechung. Die vom Hofe nach der Backstube hinunterführende Treppe sei lediglich für die Gesellen und Lehrlinge bestimmt und könne daher für ein dem Publikum zugängiger, also öffentlicher Ort nicht angefehen werden.
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dem Syftem habe, doch trat dann eine Krisis ein, die ihre Opfer forderte. Sie griff ihre Opfer unter den Befigender, ruinirte die Kleinbefizer fund trieb sie in die Fabriken des Großfapitale. Die Einzelnen, die noch peblieben, find Frohnarbeitern der Kapitalisten geworden, fie find abhängige Proletarier. Das Gleiche gilt auch vom Kleinbauernihum, deffen Eigenthum starf verschuldet ist. Auch er frohndet immer für das Kapital, nur nicht für sich. Für den Are beiter waren Arbeitslosigkeit, Noth und Elend die Folgen des kurzen Aufschwunges. Ale Alles zerfekte fich Kreise waren unzufrieden mit dieser Wirthschaftspoliti und blickten nach einer starten Hand, nach einer Wacht, die eine andere Wirthschaft herbeiführe. Diese Macht fand sich in dem modernen Staat, der start nach Innen durch seine Bureaukratie, fark nach Außen durch seine Militärmacht ist. An diese Macht wandte man fich. Die Kapitalisten forderten Abfabgelegenheit, Schußzölle, Beschränkung des Koalitionsrechts der Arbeiter. Die Kleinhandwerker stellten lägliche Forde rungen wie: Beschränkung der Meisterzahl, Befähigungsnach meis, Privilegien für die Zünftler und Arbeitsbücher für die Arbeiter. Der Kleinbauernstand, unzufrieden mit der Gewerbefreiheit, verlangte Einführung der Doppelwährung, Eins schränkung des Schulzwanges, Seßhaftigkeit des Arbeiters. Der Arbeiter soll wieder hörig sein. Der Befizer stellt nur Forderungen, damit seine Rente wächst, in der Hauptlache aber, Maßregelungen gegen die Arbeiter. Die Are beiter, die schon in den 60er Jahren mit dem Wirthschaftsfyftem gebrochen hatten, stellten andere Forderungen auf: Ver kürzung der Arbeitszeit, Freizügigkeit, vollen Ertrag der Ar beit u. f. w. Wie benahm sich nun der Staat, der stark genug war, um zu helfen? Dieser Staat ist Demagoge wie nur irgend einer. Für die Kapitalisten veranstaltete er Enqueten, um die Nothlage der Eisen- und Kohlen- Barone zu ergründen, den Zünftlern versprach er ihren Theil und so immer fort. Der Staat ist das Werkzeug bestimmter Interessen. Er muß für den Befizz eingreifen. Seit ben Attentatsjahren hat der Staat eine Schutzollmauer er richtet und den Gewinn hat nur das Großfapital. Arbeiter ift jegliche Freiheit genommen, der Staat hat die Arbeiter widerstandslos gemacht. Man fönnte einwenden, für den Arbeiter sei auch etwas geschaffen, so Kranken- und Unfallvesen und die Krönung der Sozialreform, die Alters und Jnvalidenversicherung. Der Vortragende trififirte nun in eingehender Weise die Sozialreform, bei der es der Arbeiter erft bis zum Strüppel bringen muß, ehe er davon etwas hat. Die ganze Sozialreform sei ein Trinkgeld. Der Arbeiter habe nur Lasten. Die Zölle und indirekten Steuern haben sich von 79/80 bis 89/90 mehr als verdoppelt. Das Koalitionsrecht folle den Arbeitern genommen werden, das sei das Verlangen der Unternehmer. Der Staat als Arbeitgeber unte jocht seine Ar Weiter tam Redner nicht, der überwachende Beamte erklärte die Versammlung nach 1stündiger Daner für aufgelöst auf Grund des§ 9 des Sozialistengesezes. Die Ar beiter verließen in ruhiger und würdiger Weise den Saal.
Ein harmloses Flngblatt, in welchem zur Gründung eines Vereins gewerblicher Hilfsarbeiter eingeladen wurde, hatte der Arbeiter August Rosenom verbreitet, der aud) als Verleger des Blattes gezeichnet hatte. Die Vertheilung hatte vor dem Schlesischen Busch in der Nähe der Anilinfabrik stattgefunden. Der Inhalt des Blattes war völlig unbedenklich; froßdem hatte eine bei der Behörde anhängig gemachte Denunziation Erfolg. Das Sozialistengesetz enthält in fenem§ 28 in dem Abfah 2 auch die Bestimmung, daß in gewiffen Bezirken, in denen die öffentliche Sicherheit von der Sozialdemofratie bedroht ist, auch die öffentliche Vertheilung von Druckschriften nicht stattfinden darf, sobald dies von der Behörde verboten ist. Diese Theil- Erscheinung des fleinen Belagerungszustandes wäre möglicher Weise den Berlinern ganz in Vergeffenbeit gekommen, menn Rofenow wegen seines, die öffent liche Sicherheit gefährdenden Flugblättervertheilens nicht unter Anklage gestellt worden wäre. Damit jeder den von dem 2c. Rosenow verübten Frevel gegen die öffentliche Sicherheit beurtheilen fann, wollen wir das Flugblatt hier wiedergeben. Es lautet: Aufruf an die Arbeiter Berline ! Arbeiter Berlins ! Kollegen! Die allgemeine Nothlage der gesammten Arbeiterschaft ist Euch ficher allen bekannt, obgleich diefelbe fortwährend von interefficter Seite geleugnet wird. Durch die stetige Preissteigerung fämmtlicher Bedürfnisse des Arbeiterstandes wird diese Noth lage täglich erhöht. Arbeiter, jeder von Euch wird erkannt haben, daß der Einzelne durchaus machtlos ist gegen die heutigen Uebergriffe des Kapitals. Ganz besonders trifft dies zu bei den in der Industrie thätigen Hilfsarbeitern, deren Zahl bei der heutigen Produktionsweise, die durch den Fortschritt der Technik aus der Theilarbeit ungeheuren Vortheil zieht, eine sehr große ist und eine immer größere wird. Durch die Verhältnisse ge zwungen, heute Holz, morgen Metall, übermorgen Gummi u. f. w. zu verarbeiten, ist diese Arbeiterklasse ein Spielball in den Händen der Fabrikanten. Durch obige Erwägungen find einige Arbeiter zu der Anficht gelangt, daß eine Organisation dieser so sehr bedrückten Arbeiterklaffe absolut nothwendig ist. Arbeiter Berlins , unterstüßt uns! Gründen wir einen Verein von Hilfsarbeitern in der Industrie. Wir haben eine Verfammlung einberufen zum Montag, den 15. April, Abends 8 Uhr, Süd- Ost", Waldemarfir. 75. Das Koalitionsrecht gestattet jedem Staatsbürger die Besprechung seiner Intereffen mit Anderen. Macht von Eurem staatsbürgerlichen Recht Gebrauch, Jeder foll seine Meinung sagen. Besucht unsere Versammlung, denn Einigkeit macht start. der Thatbestand. Am 19. ds. Mts. wurde Rosenow vom hiesigen Landgericht II. abgeu: theilt. Die Entscheidung lautete auf 30 M. Geldbuße, im Unvermögensfalle 6 Tage Haft. Da dem Verurtheilten seine Verhältnisse nicht gestatten, Revision einzulegen, so will er sich bei der Strafe beruhigen. Für die beruhigenden" Wirkungen des Sozialistengesetes ist dieser Vorfall aber ein recht hübscher Beitrag.
Polizeibericht. Am 27. d. Mts., Morgens, fam in der Zintuanzerei von Peters, Köthenerstraße 22, der Klempnergeselle Kienast dem Schwungrad eines Gasmotors zu nahe, wurde von demselben erfaßt und gegen die Untermauerung des Maschinengestelles geschleudert und erlitt dadurch einen Schäbelund Rippenbruch, so daß er nach dem Elisabeth Krankenhause gebracht werden mußte. Vormittags wurde im Flur des Hauses Alexandrinenstraße 107 ein praktischer Arzt von einem beladenen Kohlenwagen überfahren und dabei so schwer verlegt, daß seine Ueberführung nach der Universitätsklinik nothwendig wurde. Zu derselben Zeit stürzte auf dem Neubau Triftstraße Nr. 1A der Maurer Fluth beim Fugen einer Decke im 4. Stock von der Leiter bis in den dritten Stock hinab und zog sich dabei Verlegungen im Gesicht und am HinterTopf zu. Er wurde nach der Charitee gebracht. Nachmittags fiel der Maurer Wallström auf dem Neubau Hochstr. 2 durch den Fahrstuhlschacht vom vierten Stock bis in den Keller hinab und erlitt so schmere innerliche Verlegungen, daß er nach bem Lazarus- Krankenhause gebracht werden mußte. Abends entzündete sich im Lagerfeller des Materialwaarenhändlers Stober, Kastanien- Allee 87, die aus einer mit Benzin gefüllten und offen stehenden großen Flasche ausströmenden Dämpfe an einem offenen Lichte, so daß das Benzin erplodirte und einen Theil des Inhalts des Kellers in Brand sette. Hierbei erlitt der Kaufmann Stober, sowie ein Müzenmacher und ein Schuhmacher theils schwere, theils leichtere Brandwunden. Das Feuer wurde von der Feuerwehr gelöscht. Außerdem fanden im Laufe des Tages an drei verschiedenen Stellen kleinere Brände statt.
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Vergnügungs- Chronik.
Projektirtes Repertoire der königlichen Schauspiele vom 29. September bis 7. Oftober 1889. JmOpernhause. Sonntag, den 29.; Tannhäuser ; Montag, den 30.: Die Seeräuber; Dienstag, den 1. Oftober: Der Troubadour; Mittwoch, den 2.: V. Symphonie der Königlichen Kapelle; Donnerstag, den 3.: Die Meistersinger von Nürnberg ; Freitag, den 4.: Carmen; Sonnabend, den 5.: Orpheus und Eurydice ; Sonntag, den 6.: Don Juan; Montag, den 7.: Die Verlobung bei der Laterne, Coppelia. Im Schauspielhause. Sonntag, den 29.: Die Quißow's; Montag, den 30.: Was ihr wollt; Dienstag, den 1. Oftober, zum ersten Male: Brigitta; Mittwoch, den 2.: Brigitta; Donnerstag, den 3.: Natalie; Freitag, den 4.: Brigitta; Sonnabend, den 5.: Die Quizom's; Sonntag, den 6.: Natalie; Montag, den 7.: Die Weisheit Salomos .
Jm Wallnertheater fanden die Wiederholungen des Francis Stahl'ichen Volksstückes: Der rechte Schlüssel" eine ungetheilte, überaus freundliche Aufnahme, welche sich durch den den Darstellern sowohl bei offener Szene als nach allen Att schlüffen reichlich gespendeten Beifall dokumentirte. Die Bortellungen im Wallnertheater beginnen von heute ab wieder um 18 Uhr.
Der ohnehin Ichon enorme Marstall des Birkus Busch erhält in den nächsten Tagen noch einen meiteren, recht be= trächtlichen Zuwachs, und zwar sind es hauptsächlich afrikanische Thiere, die dem Publikum vorgeführt werden sollen. Ein Elephant zusammen mit einem Ponny dressirt, werden mit afrifanifchen Zwergftieren, einem dreifirten Rameel und einem Zebra abwechseln. Uebrigens war der 3rfus auch in der verflossenen Woche an allen Abenden vorzüglich besucht und ausverkauft" meistens das Lofungswort. Direfior Busch hat es eben schon in der furzen Zeit seines Hierseins auf's Beste verstanden, fich die vollste Zuneigung des Berliner Publikums zu erwerben, das die gebotenen, außerordentlichen Leistungen voll und ganz zu würdigen weiß.
Gerichts- Beifung.
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Soziale Uebersicht.
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Eine Versammlung von Selbstständigen, Gesellen, Stepperinnen und Mamsells in der Müßenbranche tagte in den Nachmittagsstunden des Freitag im Deutschen Volfstheater", Schönhauser Allee 156, unter Vorsitz des Herrn Hunder. Ueber die Lage des Streits berichtete Herr Lichtenstein wie folgt: Es habe sich seit der legten Vers sammlung noch wenig geändert; aber der volle Saal beweife, daß das Interesse für den Streit nicht erloschen sei; daß alle gewillt feien, bis zum Aeußersten auszuhalten. Günstig stehe Die Angelegenheit infofern, als jest auch von außerhalb Unter stügungen avifirt seien, als die Arbeitskraft anfange zu man geln und sich die Aufträge häuften. Daß der Streit noch nicht beendet sei, liege hauptsächlich an der Ronventionalstrafe von 1000 M. Die Fabrikanten, die unterschrieben haben, bereuten dies schon und suchten, daran herum zu kommen. Schließlich werde auch dies lehte Hinderniß fallen. Es sei ein gutes Zeichen, daß Leute, die sich bisher noch um nichts gefümmert hätten, jezt endlich aufwachten und die Verhältnisse betrachteten und beurtheilten. Der Fabrikant fönne nur von der Aus nugung der Arbeitskraft seiner Angestellten und Arbeiter leben; das habe selbst ein Fabrikant zugestanden. Die Selbst ständigen wollten leben, das gute Recht hierzu hätten sie; des halb solle man nicht von den Forderungen abgehen und nod furze Zeit aushalten; bald fei der Sieg errungen.( Lebhaftes Bravo.) Herr Rauch fonstatirt baffelbe, namentlich in Bezug auf die Konventionalstrafe und theilt mit, daß die Fabrikanten Material zufammentragen, um den Streit als einen willkürlichen in der Deffentlichkeit hinzustellen. Dann fönne biesen aber auch mit Gegenmaterial aufgewartet werden. Es sei Thatsache, daß einem Selbstständigen einmal, nachdem er feine Arbeiter ausgelohnt hatte, noch 70 Pf. übrig geblieben sind. Dies fönne nicht so weiter gehen. Man müsse der Ausbeutung entschieden entgegen treten. Die Eristenz sei überhaupt in Frage gestellt. Aus diesem Grunde müsse man auch den jebigen Schaden tragen, hoffentlich werde die Zukunft beffer, da jest die vollkommenste Einigkeit herrsche. Auch dieser Redner fordert unter dem Beifall der Versammlung auf, aus zuhalten, Unte: ftüßungsbedürftige mögen sich am Montag melden; ihnen foll geholfen werden. Herr Gerold theilt mit, daß Herr R at den Revers der Fabrikanten unterschrieben habe, um einen Vortheil dadurch zu erlangen, daß er seine Reisenden mit den feitigen Mustern hinausschiden fans, während die anderen Fabrikanten das nicht tönnen. Diese Mit theilung wird von verschiedenen Seiten bezweifelt, indeß von Herrn Gohn und Gerold in allen Punkten aufrecht erhalter. Herr Lewin wünscht, daß, falls die Fabrikanten bis zum Mittwoch nicht bewilligten, jebe Position um 25 Pf. erhöht werde, von denen die Hälfte den Arbeitern zu Gute fommen soll. Dieser Antrag wird schließlich zurückgezogen, da die Be fürchtung faut wurde, es fönnte Uneinigkeit hierdurch gelistet werden. Herr Grünwald theilt unter der lebhaften Freude der Versammlung mit, daß die Gefellen, die direkt beim Fabri fanten arbeiten, die Arbeit niederlegen werden, wenn es nöthig sei, um dem Streit ein Ende zu machen. Herr Rauch wünscht, daß seine Kollegen späterhin mit den Gesellen und Arbeite rinnen als Brüder Hand in Hand gehen werden, um den gemeinsamen Feind energisch zu bekämpfen.( Bravo.) Herr Knappert theilt mit, daß 131 Selbstständige die Arbeit niedergelegt haben und nur 23 mit einigen Gesellen und Mamsells arbeiten. Die Versammlung erklärte schließlich, auf jeden Fall an den Forderungen festzuhalten, unr so mehr, als sie den Monatserften nicht zu fürchten brauchen, da genug Geld im Unterstüßungsfonds vorhanden ist. Die jenigen, die für die Fabritanten arbeiten, welche bewill gt haben, werden jetzt in bedeutenderem Maße Geld zur Unter ftügung abstoßen. In Betreff eines Aufrufes wurde von allen Seiten befürwortet, nur das Berliner Boltsblatt" zu benugen, da nur dieses auf ihrer Seite stände, andere Zeitungen das gegen das Intereffe des Kapitals, der Händler, wahrnähmen. Mögen die Selbstständigen diese Erkentniß, die ihnen durch den Streik geworden, nicht nach demselben vergeffen; es wäre ihr Schaden. Mögen aber auch bald die übrigen Rieinmeister zu der Einsicht kommen, daß fie vom Kapital und seinen Barteien nichts zu erwarten haben und sich der Arbeiter- Bewegung und Partei anschließen.
In den Berliner Buchdruckereien ist zur Unter# ühung für die diesjährige Lohnbewegung eine Summe von 3688,13 Mart gesammelt worden. Die Vertheilung dieser Summen stellt sich folgendermaßen: Steinmeßen Berlins 50 M.; Weißgerber Berlins 50 M.; Modelltischler Berlins 50 M. Steinmegen Berlins 150 M.; Bergleute Rheinlands 500 M. Bergleute Schleftens 300 M.; Metallschläger Dresdens 100 M.; Maurer Berlins 1000 M.; Bimmerer Berlins 1000 M.; Maler Berlins 300 M.; Kistenmacher Berlins 50 M.; Feilenhauer Berlins 30 M.; Druckfosten 40 M.; Diveries 68,13 M.
Das Berliner Volksblatt" enthielt im Juni zwei Der eine richtete Aufrufe zur Berheiligung an Sammlungen. Der eine richtete fich an sämmtliche Metallarbeiter Deutschlands und forderte dieselben auf, zur Deckung der Kosten, welche durch eine perfönliche Vertretung bei dem internationalen Arbeiterkongreß entständen, ihr Schärflein beizutragen. Als Annahmestellen waren die Wohnungen der Schlosser Wendler, Reinicke und Fahrenwald angegeben. Der zweite Aufruf ging an alle Korbmacher Deutschlands und forderte zu Beiträgen für die Ber liner ftreifenden Kollegen auf. In diefem Falle war der Korbmacher Fuchs angegeben, an ben die Beiträge zu richten seien. Gegen die genannten vier Personen, sowie gegen den Redakteur Gronheim vom Berliner Boltsblatt", welcher die Aufrufe hatte zum Abdruck bringen lassen, wurde ein Strafmandat
Von den Lithographiefteinschleifern wurden den streifenden Feilenhauern nicht 50 fondern 30 M. bewilligt.
Versammlungen.
Der Verein der Sattler und Fachgenoen tagte am Dienstag, den 24. b. M., mit folgender Tagesordnung: 1. Vereinsangelegenheiten. 2. Vortrag des Herrn Pirch über Internationale Arbeitergefeßgebung". 3. Distusfion. 4. Verschiedenes und Fragefaften. Zu Vereinsangelegenheiten meldete fich Niemand und so erhielt Herr Pirch das Wort. Derfelbe löfte seine Aufgabe in vortrefflicher Weise. An der Diskussion betheiligte sich nur Kollege Bombin, der sich im Sinne des Referenten aussprach. Zum Schluß sprach Herr Birch noch über die Zuchthausarbeit und über die massenhaften Erkrankungen der Arbeiter in den Phosphor- und Arsenikfabriken. Er hob hervor, daß zur Ueberwachung von Fabriken und Betrieben auch Arbeiter gewählt werden müßten, denn die Arbeiter wüßten am besten, was ihnen Noth thut. Zu Verschiedenem meldete sich Niemand und so schloß der Vorsitzende die gut besuchte Verfammlung.
Am Dienstag, den 24. d. M., Abends 9 Uhr, fand eine Versammlung des sozialdemokratischen Wahlvereins des zweiten Berliner Reichstagswahlkreises in der Bockbrauerei statt. Der große Saal war bis auf den lezten Plaz befeht. Die Tellersammlung wurde polizeilicherseits inhibirt. Auf der Tagesordnung war ein Vortrag des Herrn Max Schippel über Deutschland unter der neuen Wirthschaftsära" angefeßt. Der Redner führte ungefähr folgendes aus: In Deutschland seien zwei Strömungen, die eine verlangt, der Staat solle sich nicht mit Wirthschaftspolitik befaffen, alles der freien Konkurrenz und den technischen Fortschritten überlassen. Dies sei die Tendenz der liberalen Wirthschaftspolitik, wie sie von den 60er Jahren bis zu den Attentatsjahren bestand. Die andere Strömung von den Arbeitern getragen, fordert die Verstaatlichung der Produktion, Regelung der Arbeitszeit u. s. w. Der Aufschwung des liberalen Wirthschaftssystems datit von dem Milliardenfegen. Während
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Eine große öffentliche Versammlung für sämmtliche Bimmerleute Berlins und Umgegend war für den 27. d. M. nach dem Feuerstein'schen großen Saale cinberufen worden behuss Erledigung folgender Tagesordnung: Stels lungnahme der Zimmerer Berlins und Um-= gegend zu dem Beschlusse der Arbeitgeber, vom 1. Oktober d. 3. an wieder 10 stündige Arbeitszeit und 50 Pfg. Stundenlohn einzus
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