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Beilage zum Berliner Voltsblatt.

Nr. 234

Lokales.

In Betreff der Einrichtung von sogenannten Sanitäts­Auben, wie dieselben bisher auf den städtischen Grundstüden in der Stralauer- und Gitschinerstraße, fowie in der Portiers loge im Nathhause zur vorübergehenden Aufnahme von auf der Straße erkrankten Personen bestanden haben, hat der Magiftrat beschlossen, wegen des großen Personenverkehrs in den Markthallen und der möglichen plöglichen Erkrankung von Berfonen in denselben, zur augenblicklichen Unterbringung dieser Berfonen dem Kuratorium der Markthallen zur Erwägung zu geben, ob nicht in den Markthallen ein Raum zur Errichtung riner Sanitätsftube sich erübrigen lasse.

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Der Molkenmarkt  , von welchem das Polizeipräsidium nunmehr Abschied nimmt, wird nach dem Auszuge dieser Be Förde bald ein gänzlich verändertes Aussehen erhalten, so daß auch er bald nicht mehr als ein Denkzeichen des alten Berlin  " wird gelten fönnen. Früher hießen nur die Häufer 7-13 Am Moltenmarkt" und die übrigen Bei der Salzhalle". Dieser Markt, welcher in den alten Nachrichten als der älteste bezeichnet wird, führte schon im vierzehnten Jahrhundert seinen irbigen Namen, der wahrscheinlich von einer dort belegen ges mefenen Ruhmelterei hergeleitet wurde. Früher standen auf dem Plake auch Krambuden, welche im Jahre 1698, als der felbe aum Paradeplage dienen follte, weggenommen und nach bem Neuen Markt gebracht wurden. Außer dem eigentlichen Bolizei Präsidialgebäude, welches schon im 16. Jahr hundert ein furfürstliches Haus war und 1791 zur Polizei und Errichtung der Stadtvoigtei bestimmt worden war, find einzelne andere_am Moltenmarkte stehende Häuser von geschichtlichem Interesse. Das Haus Nr. 3, in welchem sich jetzt die VI. Abtheilung des Polizeipräsidiums und mehrere Kaffen und Buchhaltereien befinden, gehörte im 17. Jahrhundert dem Grafen Acidalius, später dem Minister Frhrn. v. Schwerin  , welcher es 1704 in feiner jezigen Gestalt aus­bauen ließ. Im Jahre 1766 erkaufte es die General- Tabaks­Kompaanie, und als es später dem Fiskus wieder zufiel, wurde * 1787 zur Stempel- und Kartenkammer und dann bis zur Erbauung des Moabiter Justizpalaftes zum Kriminalgericht bes mut. Das Haus Nr. 4 war im vorigen Jahrhundert eine Apotheke, in deren Laboratorium im Jahre 1701 die Kunst, Gold zu machen, gezeigt sein soll. Das Haus Nr. 13 ist unter bem Namen die Rippe" bekannt. Vor demselben hat in früheren Jahrhunderten der Roland als Sinnbild der höheren Gerichtsbarkeit der Stadt geftanden. Als die Stadt vom Kurfürsten Friedrich II.   im Jahre 1448 mit dem Verlust ihrer Borrechte, wozu auch die eigene Gerichtsbarkeit gehörte, bestraft wurde, ist der Roland zerstört worden.

Da die Bepflanzung und Einrichtung von gärt­nerischen Anlagen auf dem Arfona- und Binetaplah, sowie in der Gneisenaustraße in Aussicht genommen sind, auf den erst genannten beiden Blägen aber noch im ersten Vierteljahr, in Der Gneisenaustraße im dritten Vierteljahr jeden Jahres Jahr­märkte abgehalten werden, so macht sich eine Verlegung dieser Jahrmärkte dringend nothwendig. Auf Vorschlag des zur Aus­wahl anderer Blaze niedergesezten Magistratsausschusses hat ber Magiftrat beschlossen, an Stelle des Arkona- und Vineta­plages die Bernauerstraße vorzuschlagen und mit Rücksicht auf bie i tzt schon bis auf 70 000 Seelen angewachsene Bevölkerung Moabits dort einen neuen Jahrmarkt in der Birkenstraße ab­balten zu laffen. An Stelle der Gneisenaustraße soll dem Bolizeipräsidium die sehr breite Urbanftraße in Vorschlag ge­bradt werden, bezw. die Abhaltung noch eines Jahrmarktes in der Bülowstraße, vom Dennewißplat bis zur Vorkstraße und wie bisher in dieser Straße selbst.

Auch das Waffer der Spree ist nach den lekten Regen güffen erheblich gestiegen. Für den Herbst ist der Wasserstand ungewöhnlich hoch.

Die Bulässigkeit der Veranstaltungen von Tanz­Inbarkeiten an den Vorabenden und ersten Feiertagen ber brei großen Fefte, an Balmsonntagen, Todtensonntagen u. f.w. bildete von jeher eine Streitfrage für die betreffenden Inter eenten und wurde polizeilicherseits in der Verfagung refp. Genehmigung solcher Luftbarkeiten an gedachten Tagen eine angleiche Praxis geübt. Um nun die Ansicht des Polizeipräst biums in diefer Sache zu erhalten, hatte im Auftrage des Vereins der Berliner   Gastwirthe deffen Vereinssyndikus, Herr Mechtsanwalt Wreschner, im vorigen Monate dem Polizeipräsi­Denten eine Denkschrift über diese Frage überreicht, auf welche dem Vereine, zu Händen des Vorfißenden Herrn Feuerstein, nunmehr folgender Bescheid zugegangen ist:

Dem Vorstande erwidere ich auf das Schreiben vom 9. September d. J. Nachstehendes ergebenft:

Auf Grund der ergangenen gerichtlichen und mini­Steriellen Entscheidungen wird seitens des föniglichen Polizeipräsidiums die Veranstaltung von Luftbarkeiten

Sonntagsplauderet.

R. C. Von allen Wesen der Welt ist heute das geachtetfte und angesehenfte merkwürdiger Weise das- Schwein. Wenn wir die nationalen Borstenträger erst auf­gezehrt haben, so dürfte es passend erscheinen, wenn wir den lepten Bipfel Leberwurst feierlich dem Märkischen   Museum oder noch beffer dem demnächst zu errichtenden Bismard­Museum übergeben würden, damit wenigstens die nachkom­menden Geschlechter erfahren mögen, welch' graufe Noth am Ende des neunzehnten Jahrhunderts die Herzen und Magen in Preußen- Deutschland   erfüllte oder leer ließ. Man wird in nächster Seit faum noch von absoluter Wurschtigkeit" sprechen können, denn die Rarheit dieses Artikels läßt auch feine oratorische Anwendung nur für wohlhabende Leute thunlich crscheinen. An dem Tage allerdings, an welchem tausende unserer Mitbürger qus religiösen Bedenken es für nöthig halten, sich selbst zu kafteien und von jeglicher Nahrung am meisten freilich vom Schweinefleisch abzusehen, schickt abzusehen, schickt es fich faum, die Magenfrage in den Vordergrund zu brän­gen. Doch man soll nicht so zimperlich sein, und wenn Jemand glaubt, er könne sich durch eintägiges Hungern im Jahre einen Sitzplatz im Himmel verschaffen, so soll man ihn ruhig bei dem Glauben lassen, denn einem solchen Ritter bes Geistes ist doch nicht zu helfen. Wir wollen nicht hoffen, daß man uns gleiche Gefühle unterschiebt, wie sie dem Fräulein Boretius in der Potsdamerstraße eigen sind, wenn wir uns darüber wundern, daß sich nach dem Kon­zerthaus in der Leipzigerstraße gestern und vorgestern eine förmliche Völkerwanderung ich glaubte fast, die Leipziger  ftraße wäre das rothe Meer erhob. Mit stiller Freude fahen wir sogar einen Mann dorthin wallen, von dem wir

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Sonntag, den 6. Oktober 1889.

burch Privat- oder sogenannte geschloffene Gesellschaften zu den in den Polizeiverordnungen vom 20. November 1844 und 12. Juni 1856 angegebenen Zeiten für zu lässig nur dann erachtet, wenn

a) Die Luftbarkeiten nicht gegen Erhebung eines Ein­trittsgeldes stattfinden oder

b) falls Eintrittsgeld erhoben wird, die Gesellschaften nicht lediglich zu dem Zwecke bestehen oder zusammen treten, Luftbarkeiten zu veranstalten, vielmehr nur neben den Zweden, welche sie sonst verfolgen, ge legentlich für ihre Mitglieder und Gäste die Luftbar teiten veranstalten.

Steht aber der Zutritt gegen Entgelt auch solchen Nichtmitgliedern frei, welche nicht zugleich Gäfte find, also Jedermann, so ist die Lustbarkeit unstatthaft.

Was insbesondere Tanzluftbarkeiten anlangt, so dürfen dieselben, selbst von geschloffenen Gesellschaften, zu den erwähnten Zeiten in Schantlokalen unter feinen Umständen stattfinden, da nach der letteren Polizeiver­ordnung zu diesen Zeiten Tanzmusit jeder Art verboten ist. Ebenso ist die Veranstaltung von Tanzluftbar feiten jeder Art in der an die vorgenannten Tage fich anschließenden Nacht auch nach 12 Uhr unzulässig. gez. v. Richthofen."

Dieser Standpunkt des Polizeipräsidiums ist nach An­ficht des Herrn Rechtsanwalt Wreschner juristisch anfechtbar und man ist auf den Ausgang eines Prozesses gespannt, welcher in dieser Angelegenheit gegenwärtig die Instanzen durchläuft. Gratulirende Staatsanwälte. Eine hiesige Lokal­forrespondenz erzählt, daß der frühere Scharfrichter Krauts unter die Biographen gegangen sei, und daß eine Dresdener  Buchhandlung ihm für seine Lebensbeschreibung, mit der fie ein feines Geschäft zu machen gedenkt, 1800 M. gezahlt habe, die der weichherzige Scharfrichter a. D. als zärtlicher Vater zum Grundstock" des Vermögens seines Sohnes be­ftimmt habe. In diesem demnächst erscheinenden Schriftchen foll sich nun folgende famose Mittheilung befinden: Dem Rcauts feien von vielen Staatsanwälten(!), mit denen er in amtlichen Verkehr gekommen, Gratulationsschreiben zu feiner erfolgten Freisprechung übersandt worden sein. Diese Glüd­wünsche bleiben ihm die theuersten Angebinde aus seiner 11jäh­rigen Amtsperiode, in welcher er als Nachrichter 53 Männer und eine Frau vom Leben zum Tode befördert hatte." Bis her waren wir der unmaßgeblichen Meinung, daß der amt­liche Verkehr des Krauts im Köpfen bestanden hätte. Da wir aber von getöpften Staatsanwälten, die nachher noch gratu liren, bis jept noch nichts gehört haben, bleibt uns nichts weiter übrig, als lebenden Staatsanwälten diese gefühlvollen und zarten Glückwünsche zu Gute zu rechnen. Im Uebrigen tann diese amüsante Geschichte auch ernste Gedanken anregen und auf die wichtigste Frage führen: Was wären die Staats­anwälte ohne den Henker?

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Die Untersuchung in Sachen des Mordes, der( wie fürzlich berichtet) im Jahre 1870 an der Wittwe Wendt in Alt- Landsberg   begangen worden ist, stößt auf große Schwierig feiten. Bekanntlich hat eine zulegt in Lichtenberg   wohnhaft gewesene Arbeiterfrau Horn fürzlich auf dem Sterbebette das Geständniß abgelegt, daß ihr Ehemann in Gemeinschaft mit ihrem Bruder, dem Arbeiter Hoffmann, jenen Mord begangen habe. Hoffmann ist längst toot. Er war bald nach der That in Untersuchung, wurde aber wahnsinnig. Frau Horn, die ein­zige Beugin, ist nun ebenfalls todt. Der verdächtige Horn da­gegen ist seit einiger Zeit verschwunden. Sollte er aber früher oder Später wieder ergriffen werden, dann ist es immer noch sehr die Frage, ob es gelingen wird, so viel Belastungsmaterial gegen Horn zusammen zu tragen, daß eine Verurtheilung erfolgen fann, denn so glaubhaft auch das in letter Stunde abgelegte Geständniß der Frau Horn erscheinen mag, so hat dasselbe doch juridisch so gut wie gar keinen Werth und dürfte einen solchen erst dann erlangen, wenn es durch andere Beweismomente ge ftüßt wird.

Die Verhaftung des Herrn Karl Schneidt ist, wie aus der neuesten Nummer der D. Allgem. Bergarb.- Zeitung" hervorgeht, wegen verleumderischer Beleidigung von Beamten der Saarbrücker   Bergwerksdirektion erfolgt. Redaktion und Verlag des genannten Blattes bezeichnen es als unverständ­lich, daß wegen einer so geringfügigen Veranlassung gleich zu der schwerwiegenden Maßregel der Verhaftung geschritten wurde, zumal ein Fluchtverdacht in keiner Weise zu begründen sein dürfte. Es sei daher anzunehmen, daß die Freilassung des Herrn Schneidt baldigst erfolgen werde.

Ein ebenso eigenartiger wie seltsamer Unglücksfall hat am Freitag Nachmittag das Leben eines Kindes in Todesgefahr gebracht. Das dreijährige Söhnchen des in der Prenzlauer traße wohnenden Kaufmanns H. lag im Bettchen, und die Mutter hatte dem Kinde eine Rolle Zwirn zum Spielen ge­geben. Während Frau H. in der Nebenstube mit Nähen be­

bisher annahmen, daß er sich über die Bestimmungen des " Roscheren" und" Treifen" hinweggefegt habe; aber als flotter Geschäftsmann hat man auch gern seine Rechnung mit den oberen Regionen im Klaren, und man hat, wenn man gestern Abend sich für die überstandenen Drangſale mit einem Eisbein entschädigte, doch wenigstens die frohe 3uver­sicht, daß man auf einem reinen Amtsblatt von vorn an­fangen fann zu fündigen. Vorsicht ist die Mutter des Porzellanhandels; man sagt sich, daß man doch niemals wissen fönne, was mit uns nach unserem Tode vorgeht, und in jedem Falle schaden die kleinen Hausmittel des Dogmas auch dem Atheisten nicht.

Inzwischen ist nun auch die Beit soweit vorgeschritten, daß wir unsere Reichsboten wieder erwarten dürfen. Die Pause in der Gefeßesfabrikation ist ihnen hoffentlich gut be­kommen, und da man das Reichstagsgebäude von Außen mit einem frischen Delfarbenanstrich versehen hat, steht dem Einzug der Kartellmajorität nichts mehr im Wege. Wir werden die Wächter unserer Gesetzeshandhabung allerdings nur furze Zeit unter uns sehen, aber es ist trotzdem er­freulich, den Apparat mit der Hurrahmajorität arbeiten zu sehen-ist es doch der Schwanengesang, der aus der Mufit vom Fasching 1887 heraustönt.

Bon allen Dingen auf der Welt sind uns stets die politischen Prophezeiungen als das Ueberflüffigste erschienen. Man kann sich mit größerer Zuversicht auf die Wetter­ankündigungen eines Laubfrosches verlassen, als auf die Weissagungen eines Eingeweihten. Ueber die kommende Reichstagsfession ist Jedermann unterrichtet, und sollte die Sache dennoch ganz unvorhergesehener Weise mit einer Ueberraschung endigen, so trägt Niemand besondere Schuld daran. Auch Herr von Scholz ist wieder in das Gebäude

6. Jahre.

schäftigt war, stedte der Kleine den Faden der Zwirnsrolle in den Mund und verschluckte nach und nach, halb wachend, halb schlafend, so unglaublich es auch flingen mag, fast den ganzen Zwirn von der Rolle. Natürlich festen sich die Fäden im Halse feft, und bald lagen dieselben wie ein Knäuel vor dem Kehl­topf, dem Kinde Luft und Athem benehmend. Als nach etwa einer halben Stunde die Mutter, welche den Kleinen schlafend wähnte, in die Stube trat, fand sie ihr Kind bereits bewußtlos und nur noch leise röchelnd vor. Ein sofort herbeigeholter Arzt wendete Brechmittel an, und es gelang demselben nach mehr­stündigem Bemühen, den kleinen Zwirneffer aus der dringendsten Gefahr zu erretten. Der Knabe hatte, wie sich feststellen ließ, etwa 40 Yards Zwirn verschluckt.

In drei Tagen die Ermissionsklage." Vorgestern Mittag gegen 1 Uhr hatte sich eine große Menschenmenge auf dem Neuen Markt angesammelt. Dort lag neben einem Gas­kandelaber die Leiche eines jungen Mannes, der seiner Kleidung und einem bei der Leiche vorgefundenen Bündel nach, welches Tuchrefte enthielt, ein Schneider zu sein schien. Baffanten hatten kurz zuvor bemerkt, wie der Unglückliche plöglich in Krämpfe verfiel und dann leblos zusammenstürzte, nachdem ein Blutstrom ihm aus Mund und Nase gedrungen mar. Die Leiche wurde von Schußleuten in ein Haus am Neuen Markt getragen, ein schnell herbeigerufener Arzt konstatirte den einge­tretenen Tod. Der Polizei- Lieutenaat des 14. Polizei- Reviers fand bei der Leiche nur einen kleinen Zettel, welcher die wenigen, aber inhaltschweren Worte enthielt: In drei Tagen die Er­miffionsflage." Da man nicht feststellen konnte, wer der Todie sei, so dient vielleicht die nachstehende Beschreibung zu seiner Rekognoszirung: Der Mann ist etwa 30 Jahre alt, hat schwarzes Haar und ebensolchen starken Schnurbart. Seine Kleidung be­stand in furzen Zugftiefeln, dunkler gestreifter Hose und stahl­blauem Rammgarn- Jaquet, sowie einer dunklen Ballonmüße. Die Leiche wurde nach dem Leichenschauhause befördert.

Dr. A. Blaschko's Poliklinik für Hautkrankheiten, bis­her Alexanderstraße 38, befindet sich seit dem 1. Oktober Röpniderstraße 102 I( bei der Brückenstraße). Daselbst werden während des Wintersemesters täglich von 12-1 für Kaffen­mitglieder, Wochentags von 1-2 für Unbemittelte, Sprech­stunden abgehalten.

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Polizeibericht. Am 4. d. M. Morgens stürzte der Klempnergeselle Michalte vom Dache des Neubaues Potsdamer­Straße 61 auf die Straße herab und verstarb an den erlittenen Verlegungen auf der Stelle. Zu derfelben Zeit wurde in einem Gasthause in der Krausenstraße ein dort cingekehrter Fremder in seinem Zimmer bewußtlos aufgefunden und, nach­hatte, nach der Charitee gebracht.- Vormittags fiel von einem bem der herbeigerufene Arzt einen Vergiftungsversuch festgestellt Hängegerüft am Hause Mödernstr. 131 ein leerer Wassereimer auf die Straße herab und traf eine gerade vorübergehende Frau derartig, daß dieselbe nicht unbedeutende Verlegungen am Kopfe erlitt. Sie wurde nach der Charitee gebracht. Nachmittags wurde vor dem Hause Invalidenstr. 1 ein Arbeiter von einem fchenfels, so daß er nach dem Lazarus- Krankenhause gebracht Bierwagen überfahren und erlitt einen Bruch des linken Unter­werden mußte.

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Dergnügungs- Chronik.

Projektirtes Repertoire der königlichen Schau­Spiele vom 6. bis 14. Oftober 1889. Im Opernhause. Sonntag, den 6.; Don Juan; Montag, den 7.: Die Ver lobung bei der Laterne, Coppelia; Dienstag, den 8.: Der Trompeter von Sädingen; Mittwoch, den 9.: Lohengrin  ; Donnerstag, den 10.; Rigoletto; Freitag, den 11.: Der Frei schüß; Sonnabend, den 12.: Das goldene Kreuz, die Jahres­zeiten; Sonntag, den 13.: Der fliegende Holländer; Montag, ben 14. Fra Diavolo. Im Schauspielhause. Sonntag, den 6.: Natalie; Montag, den 7.: Das Stiftungs­feft; Dienstag, den 8.: Brigitta; Mittwoch, den 9., neu eins studirt: Ihr Taufschein, zum 1. Male: Der Mann der Freundin, Post festum; Donnerstag, den 10.: Die Quizom's; Freitag, den 11.: Ihr Tauffchein, Der Mann der Freundin, Post festum; Sonnabend, den 12.: Die Journalisten( legtes Auftreten des Herrn Liedtke): Sonntag, den 13.: Ihr Tauf­schein, Der Mann der Freundin, Post festum; Montag, den 14.: Natalie.

Das Thaliatheater in der Wallnertheaterstraße hat rasch ein Stammpublikum gewonnen. Unter diesen Umständen ist es begreiflich, daß dies Variété- Theater mit seinem, eine heiiere Poffe und sehenswerthe Artisten bietenden Programm fortgesetzt in erfreulichster Weise besucht ist. Die Poffe Strohwittwer dürfte weit über 100 Borstellungen erleben, fie gefällt allabend­lich in gleicher Weise. Das reiche Programm der Spezialitäten fünftler wird vom 6. d. M. ab durch eine Glanznummer ver­mehrt, die sich als weitere Anziehung erweisen dürfte.

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am Rastanienwäldchen eingezogen und doch hatte man schon für Herrn Schweinburg gefürchtet: vielleicht haben Beide doch noch trotz alledem und alledem ein kleines Ueber­schüßchen in unserer Finanzverwaltung entdeckt, und Beide find wieder zu Gnaden angenommen. Die Welt dreht sich eben, und wenn der Reichsanzeiger" gegen Jemand grob wird, so ist das immer noch kein untrüg­liches Beichen dafür, daß man in der That für alle 3eiten verloren ist. Herr Schweinburg schien allerdings schon für abgethan zu gelten, deshalb glaubte man ihm die Benutzung des Reichsanzeigers" für seine Privatzwecke versagen zu dürfen. Aber jetzt ist er wieder Hahn im Korbe und der Reichsanzeiger" wendet sich gegen Herrn v. Hammerstein und seine Nebenströmungen.

Unser Planet wird dadurch schwerlich aus den Fugen gehen, aber immerhin zeitigt der Vorgang angenehme Beitungspolemiken, bie öfter pikante Einblide in manche Redattionsstuben gestatten. Wer hätte jemals gedacht, daß auch Herr von Puttkamer   unter die Zeitungsmenschen in höchst eigener Person gegangen war, natürlich ist es bei ihm ausgeschlossen, daß er in seinem journalistischen Beruf jemals das Buchthaus mit dem Aermel gestreift hätte. Dazu war seine Thätigkeit eine viel zu staats- und stöckererhal­tende, und dafür giebt es bei uns keine Buchthausstrafen, sondern die höchsten Orden und Ehrenzeichen.

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Jeder muß natürlich nach Verdienst und Würdigkeit belohnt werden, und so gönnen wir denn auch dem Mit­arbeiter der Norddeutschen Allgemeinen 3eitung" alle feine Erfolge und Lorbeeren aus tiefstem Herzensgrunde. Möge ihm unsere Anerkennung dieselbe Freude bereiten, wie uns das Lob, welches er uns öfter zu spenden die Gnade hatte.

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