Ueber den parteitaktischen Werth der Untlr�chnftensamm- lung, wiewohl dieser Punkt ja seiner Zeit nicht der entschei- dende gewesen ist für Erftreifung dcS Referendums wenn in gewissen Blättern immer und immer wieder doS Gegentheil behauptet wird, beruht dies einfach auf Jirthum oder Unwahr- heit, haben wir uns schon ausgesprochen. In der That ist er gar nickt gering anzuschlagen. Nicht allein wissen wir jetzt, daß wir stark genug sind, 30 000 Unterschriften zusammenzu­bringen, sosern nur rechtzeitig mit dem Sammeln begon« nen wird, sondern man konnte aas der Unterschristensamm- lung auch viele Lehren»iehen, welche es ermöglichen, bei äh-r- lichm Aktionen in Zukunft manchen Fehler zu vermeiden und die schließlichcn Resultate nach jeder Richtung bin für die Partei wesentlich günstiger zu ge- stalten. Viele bisher noch zaghafte Parteigenossen haben an Selbstvertrauen gewonnen und werden bei künftigen Unterschriftensammlungen energischer und muthiger ins Zeug gehen, als es diesmal noch der Fall war. Die schweizer Sozialdemokratie hat mit einem Wort darin sind alle erfahrenen Genossen, deren Meinung wir zu hören Gelegenheit fanden, mit unS einig durch die äußerlich allerdings mißglückte Unterschriftensammlung an innerer Stärke ungemein gewonnen. Deshalb auch das fortwährende Ge« schimpfe der Gegner!" Man muß beachten, daß dieser Referendumsantrag die erste große selbstständige politische Aktion der sckweize- rischen Sozialdemokratie war, und daß man erst nach Verlauf vieler Wochen sich zu diesem Vorgehen entschloß, wodurch der Termin für die Unterschriftensammlung sehr abgekürzt wurde. Wir bezweifeln nicht, daß das schweizer Arbeiterblatt mit seiner Auffassung über die Zukunft der Partei in der Schweiz voll- kommen recht hat. Vergessen soll man aber im Ausland auch nicht, daß der Grund zur Einsetzung des Generalanwalts nicht blas die Thätigkeit der ausländischen Sozialisten in der Schweiz war, sondern mindestens ebenso sehr die Ueberwachung des Lockspitzelthums bezweckt. Dem letzteren ist das Handwerk ein für alle Male gelegt und das ist ein Vorlheil den namentlich die deutsche Sozialdemo- kratie sich wohl gefallen lassen kann. Das Parteikomitee der schweizerischen Sozialdemokratie erläßt folgenden Aufmf: Sozialdemokratische Partei. Wir theilen den Parteigenossen mit. daß wir die Abhal- tung des diesjährigen statutengemäßen Parteitages auf Sonn- tag, den 27. Otiober, anberaumt haben. Die Lokalorgani- sationen wollen bei Zeiten ihre Delegirtenwahlen treffen und uns bezügliche Mittheilung machen. Die Einsendung von wich- tigeren Anträgen, welche dieselbe zu stellen gedenken, bis zum 15. Oktober, wäre uns behufs Vorberalhung willkommen. Besonderen Wünschen, den Parteitag betreffend, werden wir nach Möglichkeit gerne entsprechen. Mit sozialdemokratischem Gruß Bern , den 18. September 1889. Namen« des Parteikomitees: Der Präsident: Alex. Reichel. Der Sekretär: A. Steck. Dänemark . Dänemark hat gleich Deutschland die baldige Ansetzung allgemeiner Wahlen zu erwarten. Doch wird der jetzt anbe- räumte Reichstag wohl noch seine volle Lebensdauer bis zum 28. Januar auskosten können. Eine Beendigung des Ver- zwistes ist auch jetzt noch nicht abzusehen, trotzdem in den Reihen der Opposition Stimmnng für AuSgleichSverhand- langen vorhanden ist. E ne hier am Sonnabend abgehaltene Ver- sammlung von Delegirten der demokratischen Vereine des Landes hat freilich beschlossen, an der Vechandlungspolitik festzuhalten, je- doch erwartet Niemand, daß es zu einerVerständigung zwischen den streitenden Parteien kommt, da die Opposition keinenfalls der unsinnigen Befestigung Kopenhagens zustimmen wird. Jeden- falls wird man opposilionellerfeits erst die Folkethingwahlen abwarten, bevor man sich zu irgend welchen Verhandlungen mit der Regierungspartei einläßt. Der frühere Folkethina- Präsident Berg , welcher Gegner der Ausgleichsbestredungen ist, bat sich mit einigen Gesinnungsgenossen von dem GroS der Opposition getrennt. Großbritannien . Die Bewegung zur Organisation von TradeS UnionS der Arbeiterinnen so lautet der osfiziclle Titel geht tüchtig voran und träat das eigen­artige Gepräge englischer Arbeiterbewegung. Nämlich auch Mitglieder der besitzenden Klasse, Adlige und Hochwürden- tröger der Kirche nehmen Theil. Und wenn nicht ein ganz neuer Faktor herausgetreten wäre, so würden wir annehmen können, es handle sich um eine neue Auflage der früheren Frauen­bewegungen unter der Patronage des übrigens hoch verdienst- vollen Philantropen Lord Shaftesbury , der in seiner Jugend Lord Ächley hieß, und mit der Gesckichte der eng- lischen Zchnstundenbill eng verwachsen ist. Lord oder eigent- lich Earl(Graf) ShasteSbury that bekanntlich sehr viel, um das öffentliche Mitleid für das LooS der unglücklichen Nähte-

Dummheiten das," grollte Zacharias, sich setzend. �Verdammt, muß man also aufstehen!" Er war mager und kraftlos gebaut; auf dem schmalen Gesichte sproßte ein spärlicher Bart; das Haar war gelb und der Teint blutarm, wie in der ganzen Familie. Gr zog sein Hemd bis zu den Knieen hinab, denn ihn fror. Es hat geläutet! rief seine Schwester;also flink! Vorwärts, der Vater wird bös!" Jeanlin aber hatte sich wieder in die Decke gehüllt, schloß die Augen und sagte schläfrig: Geh zum Kukuk und laß mich zufrieden." Sie lachte gutmüthig auf. Er war so klein und dünn trotz seiner durch die Skropheln angeschwollenen Gelenke. Sie erfaßte ihn mit beiden Armen und hob ihn aus dem Bett. Er zappelte mit den Beinen; sein mattes, farbloses Gesicht mit dem krausen Kopfe, den grauen Augen und den großen Ohren, ein Gesicht, wie es kleine Affen haben, wurde blaß vor Aergcr darüber, daß er der Schwächere war. Er wehrte sich und biß seine Schwester in die rechte Brust. Verfluchter Vengel!" rief sie, einen Schrei unter- drückend, und ließ ihn auf den Boden gleiten. (Fortsetzung folgt.)

Munst und Loben. ..«<»e Nervollkommnung de» Mikroskope», oie höchste bisher erreichle, ist dem optischen Institut von W. or r?« ��bert in Wetzlar gelungen, deren Leistungen auf der Ausstellung der Heidelberger Naturforscher- Versammlung allgemeine Bewunderung und Anerkennung fanden. Das neue Mikroskop hat einen inneren Bau der Milz- brandbazillen aufgedeckt, von dem man bisher nichts sibnte. Wahrend diese nämlich bislang als einfache chfss besondere Merkmale erschienen, sieht man sie mit Hilfe des neuen Apparates aus einer Anzahl perlschnur­artig an krvander gereihten kleinen Körperchen bestehend. Um dresen dunklen stabcheniheil befindet sich eine helle ovale Zone, und diese wiederum wird von einer dunklen, stark lichlbrechen- den Membran nach Außen begrenzt. Jene kleine Perlen sind

rrnnen zu erwecken, und eS gelang ihm auch, mit einem bedeutenden Aufwand agitatorischer Kraft, verschiedene WohltbätigkeitSanstalten zu gründen, die gleich allen Wohlthätigkcitsanstalten, die Wurzel de< Nebels nickt be- rührten und mit Theelöffeln den Ozean des Elends ausschöpfen wollten. Diesmal ist es anders. An der Spitze der Bewegung steht der Sozialist und Arbeiteroraanisator BurnS, und nicht um Giündung einer Wohlthätigkeitsanstalt handelt es sich, iondem um gewerkschaftliche Organisation der Arbeite« rinnen, damit sie in den Stand gesetzt werden, an der Seite ihrer männlichen Arbeitsgenossen den Klassenkampf zu kämpfen. In der Resolution, welche BurnS auf einem, im Ostende abge- haltenen Massenmeeting von Arbeiterinnen einbrachte und welche einstimmige Annahme fand, heißt es ausdrücklich, daß der Zweck der neu gegründetenUnion " der Arbeiterinnendie Erlangung kürzerer Arbeitszeit, besserer Löhne und überhaupt besserer Arbeitsbedingungen" ist. H»Ua«d. Amsterdam , 11. Oktober. Zu den wichtigen Ereig- nissen auf dem Gebiete der Kolonialpolitik gehört ohne Zweifel die Errichtung keines Anli-OpiumbundeS, zu dem eine große Anzahl Männer die Initiative ergriffen haben. Bekanntlich ist die inländische Bevölkerung unserer indischen Kolonien in hohem Maße dem Opiumrauchen ergeben, da« auf ie benselben sckädlichen Einfluß ausübt, wie der Alkohol-Miß- brauch auf die Europäer . Die indische Regierung verpachtet das Recht, Opium aus Java zu verkaufen, dem Meistbietenden, und seit Jahren ist dieses Recht ganz in den Händen von Chinesen, welche natürlich großen Gewinn machen. Allein auch für die Regierung ist der Opiumhandel sehr erträglich, was am deutlichsten aus folgenden Ziffern hervorgeht. Der Ertrag des Opiums für ganz Indien war: im Jahre 1792..... 250000 fl. 1822..... 1500000 1825..... 2000000 1855..... 6 500000 1861..... 11000 000 1870..... 10000 000 1877..... 13000 000 1888..... 20000000 Deshalb thut die Regierung nichts, um den Verkauf des Opiums zu beschränken. Im Gegentheil, sie schließt sogar die Äugen über dem Schmuggelhandel und scheint nicht zu sehen, daß, während den Gesetze zufolge auf Java nur 854 Verkaufs- platze für Opium bestehen dürfen, doch Tausende von geheimen Opiumkneipen existiren. Diesem Mißbrauch energisch entgegen- zutreten, ist der Zweck des Anti-Opiumbundes. Der Bund verlangt, daß die Regierung mit einer gründlichen Abänderung des sitzt bestehenden Pachtsystews beginne, und zwar so, daß kein Pächter ein persönliches Interesse dabei habe, das schäd. liche Opiumrauchen, wie eS jetzt die Chinesen thun, mit allen Kräften»u fördern. Wenn eine derartrge Anordnung getroffen worden sei und die Regierung alsdann den Schmuggel kräftig bekämpfe, stehe eine erhebliche Verminderung des Opiumver- brauches in Aussicht, was natürlich in erster Linie zu der Ver- besserung der körperlichen, geistigen und materiellen Lage der Inländer beitragen werde. Fv««iiv»ich. DerPetit Moniteur" thcilt die neue Kammer nach den Berussarten ihrer Mitglieder ein. Dieselbe setzt sick zu- sammen aus 116 Rechtsanwälten, 92 Grundbesitzern, 57 Jndu- striellen oder Kaufleuten, 48 Aerzten, 40 Zeitungsschreibern, 41 ehemaligen Ossizieren, 15 Doktoren der Rechte, 15 ehe- maligen Richtern. 14 Ingenieuren, 12 ehemaligen Diplomaten, 11 ehemaligen Präfekten, 11 Sachwaltern, 10 Finanzleuten, 7 VerwaitungSbeamten, 6 Rhedern. 6 Arbeitern, 5 ehemaligen StaatSrälhcn, 5 ehemaligen Professoren, 5 Handelsangestellten, 4 Apothekern, 3 Hüttenbefitzern, 2 Akademikern, 2 ehemaligen Auditoren im StaatSrathe, 2 Volkswirthen, 2 Generälen, 2 Vizeadmirälen, 2 Bauunternehmem, 1 Eisenbahni''spektor, 1 Bischof, 1 protestantischem Pfarrer, 1 Inhaber einer Tabaks- Niederlage, 1 Zahnarzte, 1 Maler, 1 Komponisten, 1 Käsehändler, 1 Thierarzte, 1 Chemiker, 1 Zeugdrucker und 1 Buchdrucker. Die Boulangisten folgen dein Beispiele ihres Partcihaup'S und begeben sich auf Reisen. DieB a t a i l l e" läßt sich ausL o n d o n telegraphiren, R o ch e f o r t sei seit 3 Tagen spurlos verschwun- den. Seit einiger Zeit habe man in den Straßen Londons eine Flugschrift mit dem Titel:Rochcfort on Englanb" ver- kaust, welche in beiden Sprachen die imJntransigeant" gegen England und die Königin Victoria veröffentlichten Schmähartikel enthielte. Da an hoher Stelle die Rede davon gewesen sei, R o ch e s o r t wegen Majestätsbeleidigung zu ver- folgen, habe dieser vorgezogen, sich rechtzeitig aus dem Staube zu machen. L a g u e r r e ist nach Italien gereist, um sich von den Strapazen des Wahlfeldzugs zu erholen. In dem Kohlenbezirke des Pas- de- Calais bei LenS haben 500 Bergleute die Arbeit eingestellt. Es wurde am Morgm noch von einigen Bergleuten gearbeitet, Nachmit- tags um L Uhr beim Schichtwechsel wollt« aber Niemand

nicht etwa die Sprossen eines in Theilung begriffenen Stäb- chens: denn diese macht sich innerhalb jener Perlen besonders kenntlich durch helle Streifen, welche von der äußeren Membran her immer weiter in das Innere eindringen, bis die vollstän- dige Theilung erfolgt ist. Die einzelnen Phasen de« Thn- lungSprozesseS lassen sich an verschiedenen Präparaten sehr leicht verfolgen. DaS Mikroskop ist auf apochromatilchen Linsen ge- baut und gestattet eine Vergrößeiung der Objekle bis in'S 2250fache. Die mikroskopische Forschung darf schöne Hoffnungen auf di- Leistungen des neuen Avparate« setzen. Die höchk» Spitze de» Gwen Stanley-Gebirge» in Neu-Guinca rst einem der Londoner G>ogrophischen Gesellschaft zugehenden Berichte zufolge zum ersten Male vom Verwalter dieser Provinz, Sir William Macgregor, erstiegen. Vor etwa 40 Jahren wurde dieleS Gebirge durch den Kapitän Owen Stanley entdeckt und führte seitdem den Namen dieses See- mannes. Macgregor, von seinem Pcivatsekretär Cameron be- gleitet, unternahm seinen Zug am 20. April. Die Gesellschaft bestand aus vier Europäern und 33 Eingeborenen, darunter einigen et fahrungereichen Bergsteigern. Nach vielen erfolglosen Versuchen und Rückzügen gelang es ihnen Ende Mai, auf der Spitze de« MuSgrave- Berges, 9100 Fuß hoch, ein Lager anzu- legen, wohin dann die Vorräthe befördert wurden. Am 11. Juni bestieg Mocgregor die höchste Spitze, 13 121 Fuß hock, welcher er den Namen Berg Viktoria gab. Er beschreibt das Klima als nebelig und unangenehm bis zu 8000 Fuß hoch, weiter oben hingegen als eins der schönsten in der Welt. Der Himmel ist wunderbar klar: die Gesellschaft verbrachte 10 Tage in einer Höhe von über 10 000 Fuß und hatte nie eine Wolke gesehen. Das Meer ist von beiden Seiten sichtbar. Er fand Gänseblümchen , Bulterblllmchen und Vergißmeinnicht in großer Menge und brachte Haidckraut mit sich, welches dem schottischen ganz ähnlich ist. In einer Höhe von 12 000 Fuß giedt es keine Bäume mehr, aber der Gipfel des Berges ist mit üppigem Gros bedeckt. Urber da» neue Schlafmittel Somnal. Das von Herrn Apotheker S. Radlauer(Kronenapotheke) in Berlin dar gestellte Somnal in älhylirte« Cbloralurethan von der Formel c,HliCt,0,N und wird aus Chloral, Alkohol und Urethan dar- gestellt. Es unterscheidet sich von dem bisher bekannten Chlvralurethan durch den Mehrgehalt von 2 C und 4 H. Somnal besitzt einen Schmelzpunkt von 42 Gr. C. und siedet im Vakuum etwa bei 145 Gr. C. Dasselbe wird durch Zusatz von Srlbernilrat nicht verändert; ebensowenig durch Säuren. Somnal wird in Dosen von 2 Gramm«m besten

mehr einfahren. Es herrscht völlige Ruhe und Ordnung in LenS. Die Arbeiter haben Abordnungen nach den übrigen Gruben mit der Aufforderung on die Bergleute, ich dem Auestande anzuschließen, abgeschickt. Die Forderungen bestehen in einer Verkürzung der Schicktdauer und einer Ge- h alt« ei höh un g. Bis jetzt ist noch kein Vergleich mit der Berg- Werksgesellschaft zu Stande gekommen. In Marseille ist ein Ausstand unter den 500 Arbeitern der Bastmatten- abrik MazargueS ausgebrochen. Der Ausstand im Kohlenbecken von LenS nimmt an Ausdehnung zu. Jetzt haben 2800 Bergleute die Arbeit eingestellt. Die Arbeiter fordern: 1) eine Lohnethöhung von 1 Fr. täglich für die Arbeiter, 75 Cts. für die Karren- fchieber und 50 Cts. für die Auslader. 2) Aushebung der langen Schichten. 3) Äufrechterhallung der Witlwen in den Bezügen ihrer Gatten. 4) Sorge für die allen Arbeiter durch die Gesellschaft. 5) Aufhebung der Strafgelder durch Ab- wesende. Ast-n. Japan bat bekanntlich neue Handelsverträge mit Deutsch - land, den Vereinigten Staaten , Rußland und Italien ge- schloffen und mit Großbritannien und Frankreick schweben Unterhandlungen für den Abschluß neuer Verträge. Im Lande aber herrscht Unzufriedenheit über die Weise, in welcher die Revision der Verträge durchgeführt wurde. Namentlich wird die Ausländern gewährte Erlaubniß, Grundbesitz im In- nern zu erwerben, heftig beanstandet. Am 25. August fand in der Hauptstadt in einem der größten Thealer eine Massen- kundgebung gegen die neuen Verträge statt, welche drei Tage dauerte und während welcher 47 Reden gehalten wurden.

Gsrichts-Jleitimg.' Zum Kegrlff de»grobe« Unfugs". In der lctzicn Zeit rst vielfach von Urtheilen berichtet worden, welche in Nach- richten, die durch die Presse verbreitet worden waren, einen groben Unfug" feststellten und die Redakteure demgemäß mit Strafe belegten. Verbreitung allarmirender Gerückte, Beleidi- gungen von Körperschaften, politische Streitschriften und dergl. mehr wurden unter dielen Rechtsbegnss gebracht. Ein gewiss S Aussehen erregte ein Urtheil des Landgerichts Bautzen , dem folgender Thalbestand zu Grunde lag. In derZitt. Mrgztg." erschien ein politischer Artikel, der heftige Ausfälle gegen die sog. Kartellparteien enthielt und mit Anführung von11 Geboten" schloß, die für das Veibaltcn jener Patteien maßgebend seien. Das Gericht fand, doß dcr Redakteur dcr Zeitung als gesetzlich nach Z 20 des Preßgesetze« zu fungirender Thäter des Vergehens gegen Z 166 Str.-G.-B. (Beschimpfung einer ReligionSgesellschaft bezw. deren Ein- richtungen) durck Verspottung der zehn Gebote schuldig sei. Dem Verfasser de« Artikels gegenüber hielt das Gericht dieses zwar nicht für festgestellt, weil demselben als einem religiös gesinnten, die Kirche regelmäßig besuchenden Manne der Votsatz einer Beschimpfung nicht nachgewiesen sei, wohl aber verurtheilie da« Gerickt denselben wegengroben Unfugs", weil dcr Aufsatz eine an sich ungehörige Kundgebung enthalte," welche geeignet sei,den öffentlichen Frieden zu stören, insofern er den An- >p'Uch der Staatsbürger auf Achtung ihrer politischen und religiösen Ueberzeugung verletze, dadurch zu Erwiderungen und selbst zu Gewa'tthätigkeitcn anreize und somit das Publikum behellige." Das Reichsgericht hat dieses Urtheil vernichtet und den Verfasser des Artikels freigesprochen. Die Gründe, welche bei der großen Bedeutung der Rechtsprechung des höchsten Gerichtshofes eine Weisung für die deutschen Gerichte bilden, find zugleich für die Presse und das ganze politische Leben von So weittragender Bedeutung, daß es geboten erscheint, sie wenig- ten« auszugsweise zu veröffentlichen. Das Reichsgericht betont zunächst im Anschluß an seine bisherige Rechtsprechuno, daß die Slrafbestimmung des§ 360 Nr. 11 keineswegs eine allgemeine Stralandrohung geg-n jeden störenden Eingriff in die unter dem Schutze der öffent- lichen Ordnung stehenden Interesse und Gerechtsame enthalte, sondern daß hierzu erforderlich sind solche den äußeren Bestand der öffentlichen Ordnung unmittelbar verletzende Ungebührl'chkeiten, durch welche das Publikum schlechthin, nicht also ein individuell be- grenzler Personenkseis gefährdet oder belästigt wird. Das Urtheil führt diesen Sotz des Näheren aus und er- örtert die Frage, ob durch die Pressegrober Unfug" verübt werden könne. Nachdem es diese Frage im Allgemeinen be- iaht hat, fahrt es zu dem konkreten Fall übergehend, wärt- lich fort: Die Art, in welcher die Vorinstanz vorliegenden Falles den Z360 Nr. 11 auf einen politischen Zeitungs- artikel anwenden will, kann nicht gebilligt wcrden. Diese Methode würde in dcr That dahin sllhren, was abge- lehnt werden muß, doß dre ursprünglich nur bubenhasien

mit Zusatz von Solutlo Succi Llquirit. oder Syrup. Rubi Idael nach folgender Verordnung gegeben: Rp. Somnal 10,0 Aq. destlllat, 45 0 Solut. Succi Llquirit. 20,0 de« Abends 1 Eßlöffel. In dieser Dosis von 2 Gramm bewiikt das Somnal nach vielen damit angestellten ärztlichen Versuchen schon tz Stunde nach dem Einnehmen einen 6- bis 8striadigen ruhigen Scklaf rhne nackherige unangenehme Nebenwirkung. Es zeichnet sich nach Angabe des Fabrikantrn vor den anderen Schlafmitteln dadurch ous, daß dcr Schlaf bereits nach j Stunde eintritt, daß er 6 bis 8 Stunden dauert, und daß das Somnal keinen Einfluß auf die V.rbauung, den Puls, die Alhmung und die Temperatur ausübt, somit in seiner Wirkung die vortrefflichen Eigenschaften de« Chloralhydrates und des UrethcnS vereinigt, ohne die unangenehmen Nebenwirkungen der beiden Salze zu zeigen. Die Geschichte einerSekenswürdigkelt" erzählt der New-Horker Korrespondent derFr. Ztg." wie folgt: Vor einigen Wochen gestand in Texas ein Mann auf seinem Sterbe- bette, vor zwölf Jahren einen Mord begangen zu haben, für den ein anderer verurtheilt und hingerichtet worden sei. Das letztere entsprach jedoch nicht der Wirklichkeit. Jener anbei« war allerdings zum Tode durch den Strang verurthcilt, cbtr vom Gouverneur des Staates zu lebenslänglicher Gefängniß- strafe begnadigt worden. Nack langem Suchen fand man den Aeimsten in einer kleinen Grenzfestung auf, wo er feine Tage in einer engen Zelle, mit monotoner, geisttödtender Handarbeit beschäftigt, dahintraumte. Das Schicksal, welches ihm ein so grenzenlos trauriges LooS de- schieden hatte, schien aber einen Theil seines Unrechts wieder gut machen zu wollen. Als man nämlich den un- schuldig Leidenden fand, bot er einen höchst seltsamen Anb ick dar: seine Haare hingen in langen, dunklen Strähnen bis zu den Knieen herab, denn die Beamten jener Festung hatten>s während der zwölfjährigen Haft nicht ein einziges Mol bc- schnitten. Und nun ist ee nach einem wochenlangen, heißen Kampfe der sämmtlichen Dime-Museen des Landes endlich einer dieser Schaubuden gelungen, den Freigelassenen zu gl- Winnen, um ihn alsdie verfolgte Unschuld mit langen Haaren" oder denSpielball des Schicksals" öffentlich auszu­stellen. Das Museum hat diese neue Kuriosität vorläufig auf zwei Jahre und zwar mit einem Wochenhonorar von nicht weniger als 40 Dollars verpflichtet.