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2. Beilage zum Berliner Volksblatt.

Nr. 252.

Versammlungen.

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Eine öffentliche Versammlung der Lithographen Berlins fand am 22. d. Mis. in Mundt's Salon statt. Die Tagesordnung lautete: 1. Gründung eines Fachvereins für Lithographen und Steindrucker Berlins . 2. Statutenberathung. 3. Vorstandswahl. Gleich am Eingang zum Lokal prangte in großen Leitern ein Plakat, weiches besagte, daß nur Litho­rapben der Eintritt gestattet ist. Selbst einzelnen Mitgliedern vom Bustand des Fachvereins der Steindrucker und Litho­praphen wurde der Zutritt verweigert. Als es nach einigen Hindernissen doch einigen Steindruckern gelang, hinein zu kom men und dieselben in den Verdacht geriethen, nicht Lithograph zu sein, ließ man sich von Einzelnen die Hände zeigen, um an Bebi dec schwieligen Arbeiterfauft zu sehen, daß dieselben nicht thalten at bemisch gebildete Künstler find und infolge dessen auch dort nicht hineingehören. Das hochintereffante Referat hielt der themalige verantwortliche Rebatteur von dem fanft entschlafe­nen Stöckerorgan Deutsches Volksblatt". Seine Hauptaus­

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führungen gipfelten darin, den Anwesenden zu zeigen, daß sie mit den Steindruckern resp. mit dem Fachverein der Stein­drucker und Lithographen Nichts gemein hätten, denn dieser beschäftige fich nach den Ausführungen des Referenten viel zu sehr mit Politik( eine nette Denunziation), diese solle aber von bem neuen Verein vollständig fernbleiben, auch wären die lan grophen ja aus einem ganz anderen Holz gefchnißt, als die Steinbruder und müsse bei den Lithographen ein viel noblercs Wesen Plaß greifen, als im Steinbruderverein. Das gute Einvernehmen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer müsse man durch Liebe und bescheidenes Entgegenkommen zu erbaiten versuchen. Die sich an den Vortrag an chließende Die­fuffion war eine derartig tumultuarische, wie man sie nur in den früheren antisemitischen Radauversammlungen fennen lernte. Bon dem in allen öffentlichen Steindrucker- und Lithographen Brsammlungen gebräuchlichen Usus, erst etwaige anwesende. Gegner sprechen zu laffen, wurde hier vollständig abgewichen, and erhielt wirklich ein solcher mit größter Mühe das Wort, So wurde er im wahren Sinne des Wortes niedergebrült. Winzelnen Herren, welche auch Lithograph find und die Tendenzen des Fachvereins der Steindrucker und Lithographen flar legen wollten, wurde überhaupt nicht das Wort ertheilt. Das Statut des Vereins wurde, ehe es überhaupt verlesen war, en bloc du ch Erheben von den Pläßen angenommen, und etwaige sich herausstellende Mängel oder Aenderungen würde der Vorstand schon regeln. Ais Vorfizender des neuen Vereins wurde der oben genannte Referent Herr Tischendorfer gewählt. Die weiteren Behandlungen boten sehr wenig Interessantes.

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Der Verein zur Wahrung der Interessen der Stein­träger und verwandter Berufsgenossen Berlins hielt am Sonn­lag, den 13. Ottober, Vormittags 11 Uhr, in Scheffer's Salon feine Mitgliederversammlung ab. Die Tagesordnung lautete: 1. Abrechnung vom 3. Quartal 1889. 2. Vereinsangelegen­heiten. 3. Berschiedenes und Fragekasten. Der Vorsitzende perlas ein Unterstüßungsgesuch von Herrn W. Es wurde dann belch offen, das Geld zurückzuzahlen. welches Herr W. dem Berein an Beiträgen gezahlt hat. Sodann wurde von dem Rafürer der Kaffe Bericht erstattet. Es ergiebt sich ein Bestand DO 511,32 M. Die Rechnung wurde von zwei Revisoren für richtig b.funden und dem Kassirer Decharge ertheilt. Ferner wurde noch ein Unterstüßungsgesuch verlesen vom Kollegen B., worauf 20 M. als Unterstügung bewilligt wurden. Herr Wallenthin machte einige Erläuterungen über den Vertrieb des Fachorgans, der Bauarbeiter". Herr Knobel legte sein Amt als Ver­rauensmann für den Westen Berlins nieder; an seine Stelle wurde Herr Wolf, Grunewaldstraße 117, gewählt. Als Zahl­heller wurde Herr 3int gewählt; jeben Sonntag nach dem 1. bes Morats von 10-12 Uhr bei Böhland. Bülowstr. 52, zu treffen. Ferner ist zu bemerken, daß Paul Deit seine Zahl­nelle im Norden, Grünthalerstraße 66, Ecke der Badstraße, bei Heren Becker, jeden Sonntag vor dem 1. des Monats von 10-12 Uhr hält. Eine Wanderversammlung findet am 27. b. bai Gründers, Schwerinftr. 13, statt.

Sonntag, den 27. Oktober 1889.

achtstündiger Marimalarbeitstag viele dieser frankhaften Zustände beseitigen würde, macht die Versammlung die Beschlüsse des internationalen Arbeiterfongresses zu den ihrigen und beschließt: ben 1. Mai 1890 als Ruhetag zu erklären. Bei den Reichs­tagswahlen soll dafür agitirt werden, nur solchen Kandidaten die Stimmen zu geben, welche für den Achtstundentag und für Arbeiterschußgefeße eintreten; ferner Streifs in fleinen Städten nur dann unterstüßt werden, wenn die Arbeitszeit um 1 Stunde verringert wird. Dem Exekutivkomitee zur Agitation für den achtstündigen Arbeitstag wurde der Betrag von 20 M. überwiesen. Ferner wurde beschlossen, für die Verbreitung der Arbeiterpresse Berl. Volksblatt"," Bolts- Tribüne" und Berl. Arbeiter­bibliothek energisch einzutreten. Mit einem dreifachen Hoch auf die Beschlüsse des Pariser Kongresses wurde die Versammlung um 12 Uhr gefchloffen.

Die Freie Vereinigung der Vergolder und Fach­genomen hielt am Montag, den 21. Oftober, in Scheffer's Salon, Inselstr. 10, eine zahlreich besuchte Generalversammlung mit folgender Tagesordnung: 1. Kaffenbericht; 2. Aufnahme neuer Mitglieder; 3. Neuwahl des Vorstondes und der Fünfer­Kommission; 4. Verschiedenes, ab. Zum ersten Punkt erstattete der Kassirer, Kollege Ramlow, Bericht. Die Einnahmen des lekten Vierteljahres betrugen 294 60 M., die Ausgaben betrugen 154 M. Alter Bestand 218,16 M., mithin bleibt ein Gesammt­bestand von 358,67 M. Der Bericht wurde von den Revisoren für richtig erklärt und darauf dem Kaffirer Decharge ertheilt. Bu Puntt 2 ließen sich 33 Kollegen als Mitglieder aufnehmen. Aus der Vorstandswahl gingen hervor: Kollege Richard zweiter Vorsitzender. Erster Kassirer Kollege Stieber­Möhring als erster und Kollege Dünnebeit als gall, weiter Kaffirer Kollege Ramlow. Schriftführer Kollege Franz Schumme. Zu Beifißern wurden gewäht Hugo Brodnom und D. Meyer, zu Revisoren Bo­rensty, Böhl und Wuzky. In die Fünfer- Kommission betreffs Untersuchung von Unterstüßungsfällen wurden gewählt Fries, Wiesenhof, Plug, Nolte und Edstein. Unter Verschiedenes" wurde bekannt gegeben, daß die Ber­golder der Firma Frieling u. Komp. in Köln am Rhein wegen Lohnreduktion die Arbeit niedergelegt haben. Es wurde den Kollegen eine Unterstützung von 100 M. bewilligt. Kollege Böhl theilte mit, daß am Donnerstag, den 29. d. M., eine Versammlung der Vergolder Berlins ftatifindet behufs Stellung nahme zum Konoreß. Eine Lohnreduktion, welche in der Werkstätte von Wensly und Winkier vorgekommen sein soll, wurde der Streiftommiffion zur Untersuchung überwiesen.

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Bekanntmachung. Den Mitgliedern des Sozialdemokratischen Wahl­vereins im 4. Berliner Wahlkreis" aur besonderen Nachricht, daß zur Entgegen­nahme von Beiträgen folgende Zahlstellen bestehen: Im Often bei den Herren Tempel, Breslauerstr. 27, und D. Heindorf, Langestr. 70; im Südosten bei den Herren G. Schulz, Admiralftr. 40, und R. Schols, Wrangelitr. 32. In diesen Zahlstellen werden auch zu jeder Zeit neue Mitglieder aufgenommen.

Allgemeiner Metallarbeiter- Verein Berlins und Umgegend. Der A: beitsnachweis für den Süden sowie die Bibliothek befinden sich Stitter. straße 112 in der Restauration von Schmidt. Der Arbeitsnachweis ist geöffnet an den Wochentagen von Abends 8-10 Uhr und Sonntags Vormittags von 8 bis 10 Uhr. Die Bibliothek ist geöffnet am Montag und Donnerstag, Abends von 8 bis 10 Uhr. Um zahlreiche Betheiligung wird ersucht.

Fachverein der Tischler. Die Zahlstellen des Vereins sind zur Ent gegennahme der Beiträge und Aufnahme neuer Mitglieder jeden Sonnabend Don 8-10 Uhr geöffnet, und zwar befindet sich Zahlstelle I Friedrichsberger. ftraße 25 bel Chriften; II Staligerstraße 107 bei Kunstmann; III Belle- Alliance play 6 bel hilfcher; IV Stonstirchplas 11 bei Hohn; V Bülowftraße 52 bet Böhland; VI Martendorferstraße, Ede Solmsstraße bei Schmidt; VII Dreßbener­Straße 116 bet Wendt, daselbst befindet sich auch der Zentralarbeitsnachweis bes Bereins; VIII Lübecker- und Thurmstraßenede bet Jahnke. Die Arbeitsver­mittelung geschieht unentgeltlich. Der Nachweis ist geöffnet an Wochentagen von 8-9 Uhr, Sonntag Abends von 9-11 Uhr.

Turn- und gesellige Vereine am Sonntag: Lübed'scher Turnverein ( 2. Lehrlingsabtheilung) Abends 6 Uhr Elisabethstraße 57-58. Turnverein Wedding"( 2. Lehrlingsabtheilung) Nachmittags 4 Uhr Bankstr. 9. Turnverein " Froh und Frei"( Lehrlingsabtheilung) Rachmittags 4 Uhr Bergft. 57. Ber gnügungsverein Fröhlichkeit"( gegr. 1880) Nachmittags 5 Uhr Grüner Weg 29, Bersammlung.

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Gesang-, Turn- und gesellige Vereine etc. am Montag: Gesang. verein Sängerlust" Abends 9 Uhr im Restaurant, Landsbergerstraße 80. Männergesangverein Weiße Rofe" Abends 9 Uhr im Restaurant Kleine Gerichtsstraße 10. Männergesangverein Eintracht I' Abends 9 Uhr Köp niderstraße 68, im Reſtaurant. Gefangverein Echo 1872" Abends 9 Uhr Oranienstraße 190. Deutsche Liebertafel" Abends 9 Uhr, Oranienstraße 190. Gesangverein Myrthenblätter" Uebungsstunde Alte Schönhauserstraße 42 bei Malzahn. Turnverein Hafenhaide"( Lehr. lingsabtheilung) Abends 8 Uhr Dieffenbachstraße 60-61. Berliner Turn­genoffenschaft( 7. Lehrlingsabtheilung) Abends 8 Uhr in der städtischen Turn­halle, Brizerstr. 17-18; besgl. 6. Männerabtheilung Abends 8 Uhr in der städtischen Turnhalle, Gubenerstraße 51.- Lübed'scher Turnverein( Männer­abtheilung) Abends 8 Uhr Elisabethstraße 57-58. Verein ehemaliger Schüler der VII, Gemeindeschule Abends 9 Uhr im Restaurant Poppe, Lindenstraße 106. Friedrichs- Verein"( ehemalige Höglinge des großen Friedrichs. Waisenhauses der Stadt Berlin ) Abends 8% Uhr bei Bormann, Ohmgaffe 2.- Unterhaltungs flub Schiller Abends 8 Uhr im Restaurant Giesel, Triftstraße 41. Verein Berliner Theaterfreunde Abends 8 Uhr bei Lülow, Admiralstraße 38. Bergnügungsverein 3id- 3ad Abends 9 Uhr in Möwe's Gesellschaftshaus, Fichtestraße 29. Berein Luftig" Abends 9 Uhr bei Thamm, Schönhauser Allee 28. Berein Ratibor Abends 8% Uhr im Königstadt- Kafino, Solz marktstraße 72. Arends'scher Stenographenverein Apollobund" Abends 8 Uhr Thurmstraße 31( Moabit .). Wissenschaftlicher Verein für Roller'sche Stenographie Abends 8 Uhr im Münchener Bräuhaus, Neue Friedrichsstraße Nr. 1, Unterrichts- und Nebungsstunde. Rauchklub Nordstern" in Sufatte Lokal Frankfurter Allee 174, Friedrichsberg. Rauchklub Sellblau" Abends 19 Uhr Staligerstraße 148. Berein ehemaliger Schüler ber 42. Gemeinde. fchule Abends 9 Uhr bei Kloth, Dresdenerstraße 10. Sitherklub Waldrose", Abends 9 Uhr, Uebungsstunde bet Schneider, Adalbertstr. 8. Dirigent: Wegener. Aufnahme neuer Mitglieder. Gäste willkommen.

Die Gärtner sind mit der Wahl einer Lohnkommission munmehr gleichfalls nach längeren Vorbereitungen in eine Be wegung zur Erzielung höherer Löhne eingetreten. Eine zu diesem Bred am Mittwoch Abend bei Feuerstein tagende Versamm lung war außerordentlich reich besucht. Der Einberufer, Gärtner dermann, gab ein übersichtliches Bild der Verhältniffe, aus welchem hervorging, daß die Gärtner oft noch schlechter als der Arbeitsmann bezahlt werden. Bei einem wöchentlichen Durch­schnittsverdienst von 15 M. muß oft täglich bis zu 17 Stun ben gearbe tet werden. Dagegen betrage der Durchschnittslohn des Handlangers täglich 2-2 M. Ein sich an der Debatte über diesen Bunft betheiligender Prinzipal, der die Berufsge­noffen ermahnte, den Zuzug aus fleineren Stäbten und vom Bande fernzuhalten, wurde von den Gehilfen lebhaft bekämpft. Am Ende einigte man fich dahin, einen Vertrauensmann, brei Repiforen und 9 Mitglieder aus den Spezialzweigen der Land­schafts, Gemüsegärtnerei, der Blumenhändler, Topfgewächse, Binderci, Baumschulen und der Gärtnerei in den städtischen Anlagen zu wählen. Vom Erften des kommenden Monats ab fell ferner jeder Berliner Gärtner pro Monat 1 Mark zum

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Streiffonds zahlen. Eine Resolution, laut welcher sich alle Dermischtes.

Gärtner dazu verpflichten, diese Bedingungen mit allen Räften Aur Durchführung bringen zu helfen, fand cinstimmige Annahme. Die Vittoria, Unionsbrauerei, die Firma Löser u. Wolff und Bolle wurden boykottirt.

Die Waler, Ladirer, Anstreicher und verwandten Berufsgenossen hielten am 21. Oftober, Abends in Gnadt's Restaurant, Brunnenstr. 38, unter Vorsitz des Kollegen Schulze, eine Versammlung ab mit der Tagesordnung: 1. Die Beschlüsse des internationalen Arbeiterfongresses, und e stellen wir uns zur Einführung des achtstündigen Arbeits­tages. 2. Verschiedenes. Kollege Rautenbaus verliest die Abrechnung des Fonds zur Entsendung eines Delegirten nach Baris. Die Einnahme betrug 107,45 M., Ausgabe 83,25 M., verbleibt 24,20 M. Kollege Rasch te wird als Revisor ge wählt, um die Abrechnung näher zu prüfen. Hierauf erhielt der Refereni Herr Pfeiffer zu Punkt 1 der Tagesordnung das Wort und beleuchtet die Beschlüsse des Pariser Kongresses; re erörterte weiter die Frauen- und Kinderarbeit und das Glend im Gewerk der Quecksilberbeleger und kommt dann auf den Vortheil des achtstündigen Arbeitstages, wobei er die Bariser Resolution betreffend Abschaffung des stehen­Den Heeres motivirte. In der Diskussion schließen fich die Kollegen Heidemann, Rautenhaus, Schulze, Spuhr und Stoepel ben Ausführungen des Referenten an. Hierauf gelangte folgende Resolution zur ein­Himmigen Annahme: Die Versammlung beschließt: In Er wägung, daß die Arbeitslosigkeit in unserem Beru'e eine größere wud, daß dadurch die Löhne, Körperpflege und geistige Ausbildung vrmindert werden und wir dadurch geistig, wirthschaftlich und politisch franken Zuständen entgegen gehen; in Erwägung, daß ein

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* Dem kürzlich verstorbenen Einsiedler von Pest, der fich mitten im Getriebe der Großstadt vierzig Jahre lang zur Einzelhaft in einem Hotelzimmer verurtheilt hatte, ist jest ein nicht minder sonderbarer Heiliger, der Einsiedler von Erlau, im Tode gefolgt. Josef Tarben wohnte seit

1865 in dem weinberühmten ungarischen Städtchen, wo er sein Haus ganz vermouern und fich die Speisen durch eine fleine Fensterlufe täglich Morgens in fein Zimmer reichen ließ. Seit dem genannten Jahre hat Tarbay seine Wohnung nicht verlassen. Er verbrachte die Nacht und den größten Theil des Tages in einem Eczsarge, in welchem er, angethan in Todtenkleidern und umgeben von brennenden Wachskerzen, das Circumdederunt" zu fingen pflegte. Den Sarg, der also sein Bett war, ließ er alljährlich nur einmal durch eine arme Tagelöhnerin reinigen, für die er einen schmalen Eingang in das Haus schuf, derart, daß er, nachdem die Frau, deren Arbeit er mit einem geladenen Revolver in der Hand beobachtete, fich entfernt hatte, die Deffnung wieder vermauerte. Der Verstorbene hinterließ ein Vermögen von 30 000 Gulden, die er wohlthätigen Zwecken teftirte. Interessant ist der zweite Punkt seiner legtwilligen Verfügung, in welcher er 1000 Gulden für ein Findelhaus hinterließ, und zwar mit der Bestimmung, daß dieser Betrag fo lange zu verzinsen sei, bis derselbe auf 90 000 Gulden an gewachsen sein werde. Tarbay sezt die scherzhafte Bemerkung hinzu, daß er in dieser Weise eigentlich auch seinen Feinden hätte ein Vermögen hinterlassen können.

Bukarekter Blätter erzählen ein luftiges Abenteuer bes Minister- Präsidenten Catargiu, welches aber auch seine ernfte

6. Jahrg.

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und für die rumänischen Verhältnisse charakteristische Seite hat. Der Minister begab sich vor einigen Tagen nach dem Dorfe Bragadier, wobei er alsbald der Gemeinde Verwaltung einen Besuch abstattete. Er verlangte zuerst vom Prmar das Straf buch, welches vollständig leer überreicht wurde Es ist Nie­mand bei Euch gestraft worden?" fragte der Minister. Noch Niemand!" entgegnete das Dorf- Oberhaupt.- Das geht nicht an, ich will, daß dies nicht mehr vorkomme!" sprach der Mi­nifter und verlangte hierauf die Inspektions- Bücher des Veterinär Arztes, des Doktors und des Sub- Präfekten, von denen jedoch kein einziges unterfertigt war. Seit wann ist der Sub- Präfekt nicht hier gewesen?" fragte Catargiu. Noch niemals! entgegnete der Primar. Der Präfeft, war der hier?" Nein!" Wer ist denn der Subpräfekt?" Herr Catargiu!" lautete die Antwort. Erboft sagte der Minifterpräsident hierauf zum Brimar:" Mann, Ihr kennt nicht einmal Euren Subpräfeften, Herr Catargiu ist ja der Präfekt. Kennt Ihr mich?" Wie, nicht?" antwortete der Primar. Sie find der Herr Ministerpräsident Catargiu, der Präfekt ist Herr Aleto Catargiu und der Subpräfett Ihr Neffe, auch ein Catargiu." Der Herr Ministerpräsident mußte wohl genug gehört haben, denn er stellte keine weiteren Fragen.

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Wie aus Paris gemeldet wird, wird die Weltaus­ftellung nach Annahme des Direktors Alphand gegen acht Millionen Reingewinn abwerfen, in welche der Staat und die Stadt Paris sich theilen werden.

Ueber den Einfluß von Kaffee und Thee auf die Dauer von Gehirnvorgängen hat Dr. Dehio in Dorpat inter­effante Untersuchungen angestellt. Durch Messung der Ne­aktionszeiten, dies heißt der Dauer der durch die er­wähnten Reizmittel hervorgerufenen Wirkungen, hat Dehio nachgewiesen, in welcher Beziehung die geistig errregenden Wirkungen des Kaffees und des Thees fich sowohl untereinander, wie von denjenigen des Alkohols unterscheiden. Alle 3 Mittel beschleunigen zunächst die Gehirnthätigkeit; aber der Alkohol übi feine anfänglich beschleunigende Wirkung wesentlich auf die Bewegungseffekte, auf die Auslösung von Willenshandlungen aus, während er die Wahrnehmunasvorgänge fehr bald ver­langfamt. Koffein, d. h. der im Raffee enthaltene wirksame Stoff, und im höheren Grade der Thee bewirken dagegen eine beschleunigtere und zugleich nachhaltigere Auffaffung äußerer Eindrücke, sowie Verknüpfung derselben zu komplizirten Vor­ftellungsgruppen, ohne gleichzeitig zu Entladungen Mustelsystem zu treiben. Wenn der Alkohol die Hemmungen und Sorgen wegräumt, uns muthig und übermüthig, zu unüberlegten Streichen geneigt, aber zu ernffer Gedankenarbeit unfähig macht, so erhält uns der Theegenuß bei andauernder geistiger An strengung mach und aufmerksam und erleichtert uns die Auf­faffung sonst ermüdender Einzelheiten. Beim chronischen Alkohol­mißbrauch sehen wir dementsprechend auch eine fortschreitende Abnahme der feelischen Hemmungen, der Selbstbeherrschung, einen Berfall des Charakters, des moralischen Haltes sich her­ausbilden, während der gewohnheitsmäßige Theegenuß niemals derartige Störungen, sondern höchftens Schlaflosigkeit und etwa Zustände von Nervenfchwäche im Gefolge hat.

Briefkasten.

Bei Anfragen bitten wir die Abonnements- Quittung belzufügen. Briefliche Antwort wird nicht ertheilt.

J. u. Komp. 1. Ihre etwas dürftigen Angaben lassen nicht erkennen, daß überhaupt eine strafbare Handlung vorliegt. 2. Eine im Jahre 1870 erkannte Gefängnißstrafe ist längst verjährt.

Stettiner Bahn. Sie müssen die Möbelstoffe behalten, wenn nicht verabredet ist, daß nach dem 1. d. Mts. nicht mehr geliefert werden dürfe, oder wenn Sie nicht bei Schluß der Lieferfrist vom Vertrage zurückgetreten sind. Auch in legterem Falle wären Sie zur Gewährung einer angemessenen Nachfrist verpflichtet gewefen.

H. E. Oranienstraße. 1. Die schriftliche Vereinbarung, daß nur der Arbeiter, nicht der Arbeitgeber, an eine Kündi gungsfrist gebunden sein solle, ist rechtsgiltig. 2. Die als Ent gelt für die Thätigkeit des Arbeiters gewährte freie Wohnung muß sofort bei der Entlaffung geräumt werden, selbst dann, wenn die Entlassung ungerechtfertigt wäre.

R. V. 12. Die sämmtlichen Mitglieder des Vereins tönnen denjenigen, der das Loos zu besorgen übernommen hat, auf Zahlung des Gewinnes verklagen. In der Klage wäre zu behaupten, in erster Linie, daß der Betreffende das Loos besorgt und den Gewinn erhoben hat( Beweis: Zeugniß des Loos­händlers und Eideszufchiebung), event. daß er sich durch Nicht­besorgung des übernommenen Auftrages schadenersaßpflichtig gemacht hat.

C. M. Ihre Tochter ist zwar, da Kündigung nicht ver­tragsmäßig ausgeschloffen ist, eigentlich verpflichtet, noch 14 Tage zu arbeiten, fie kann aber dazu nicht gezwungen, sondern nur für den Schaden verantwortlich gemacht werden. Aber auf Herausgabe des Arbeitsbuches fann jedenfalls geklagt werden.

Genosse aus dem Vierten. Für Dienstmädchen befteht fein Krankenversicherungszwang. Ob die Herrschaft für Kurs foften auffommen muß, hängt von den Umständen ab. Su näherer mündlicher Auskunft sind wir bereit.

7. Kl. Markusftr. Der Zahlungsbefehl ist bei dem­jenigen Amtsgericht zu beantragen, in deffen Bezirk der Schuldner seinen Wohnsiz hat.

Nr. 100. Sie können den Wirth auf Wiederanbringung Thres Firmenschildes verklagen, refp. die Kosten der Wieder­anbringung von ihm erstattet verlangen.

C. 5. 51. Ein Dienstmädchen, das ohne besondere Aba machung engagirt ist, muß fechs Wochen vor dem Quartals schluß fündigen. Schlechte Roft berechtigt das Dienstmädchen noch nicht, den Dienst zu verlassen. Sie kann legteres nur bann, wenn Sie weder das Kostgeld noch die nothdürftigste Roft erhält.

.. 100. 1. In Ihrem Miethskontrakt haben Sie doch sicher anerkannt, daß Ihnen die Wohnung mit ganzen Scheiben übergeben worden ist, und haben sich verpflichtet, die felbe bei Ihrem Auszuge in demfelben Zustande zurückzuliefern. Sie müssen daher die zerbrochenen Fensterscheiben ersetzen, gleichviel, wer diefelbe zerbrochen hat, außer wenn Sie nach­weisen können, daß die Scheibe schon bei Ihrem Einzug zer­brochen war. 2. Sachen, die Ihrer Frau geschenkt worden find, fönnen wegen Ihrer Schulden nicht gepfändet werden. Hat die Gerichtstasse dieselben pfänden laffen, so mag Ihre Frau bei Gericht interveniren und die Freigabe der Sachen verlangen. 3. Sie müssen beim Amtsgericht zu Nixdorf den Antrag ftellen, zur Entgegennahme Ihrer Austrittserklärung aus der Landeskirche Termin anzusehen.

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