Berlin , wel

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Mit dieser Veröffentlichung find eine Reihe Tagen vergangen, aber von einem Einschreiten unseres benfalls liberalen" Ministeriums ist nichts bekannt geworden. u animo Das polizeiliche Vorgehen des Offenburger Bezirksamtmanns ht animo it in Deutschland nichts Neues. In einer Anzahl von Fällen

bat man namentlich Ausgewiesenen gegenüber die Taktik ver­B die Land folgt, diese bei den Unternehmern zu denunziren, um sie aus ceiter zu der Arbeit zu bringen. Gelang das nicht, so wurden in vers s Minister fhiedenen Fällen die Unternehmer selbst durch polizeiliche Be e zu sein, uhe und Requisitionen so lange geplagt, bis sie mürbe wurden he Land und den ftaatsgefährlichen" Arbeiter entließen. Anmerkung der Red. d. B. V.") getheilt bal

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Baden- Baden , 9. November. Der von der Mehrheit rtages, webes Badener Arbeiter- Wahlvereins aufgestellte Kandidat Adolf affus, wel über trat von der Kandidatur zurück, und wurde der frühere efeges bef Randidat Herr Redakteur Adolf Geck in Offenburg als Reichs­itsamim Baden) proflamirt. rs lag. Di

Ordnung

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tretenen hohen Schweinefleischpreise( 80 Pf. für das Pfund) zum Pafchen" angeregt werden, fennen als Eingeborene allerlei geheime Pfade, von denen die Grenzbeamten, welche zumeist aus fremden Gegenden dahin verfekt worden find, feine Ahnung haben. Daß ab und zu ein paar Schweine abge­fangen werden, was thut das den Schmugglern, die den riefigen Preisunterschied für die große Zahl der wirklich über die Grenze geschmuggelten Schweine einstreichen? Wer durch eigene Anschauung sich ein Urtheil über die Lebensmittelverhält niffe in den Grenzbezirken zu bilden in der Lage ist, muß zu der Ueberzeugung kommen, daß das Schweine- Einfuhrverbot, wenn es aus gesundheitlichen Gründen erlassen worden ist, seinen 3wed verfehlt, dafür aber wirthschaftlich von tief ein­schneidender Wirkung iſt."

Aus Sachsen 10. November: Ueber den vor einigen Wochen in der Trifotagenfabrik von Conradi u. Friedemann in Limbach ausgebrochenen Streit sind wir heute in der Lage Limbach ausgebrochenen Streit sind wir heute in der Lage Genaueres zu berichten. Die vorzuführenden Thatsachen be weisen, daß wenn ein Streit berechtigt war, es dieser ist, und daß es einem Uebermaß von Vorsicht geschuldet ist, wenn die Behörden Militair requiriren ließen zur Niederhaltung an­geblich zu fürchtender Unruhen.

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Die Deutsche Kolonial- Gesellschaft für Südwest­cher fich afrika will, wie die Deutsche Kolonialzeitung" mittheilt, den füblichen Theil, welcher den ersten deutschen Kolonialbefiz dar­ht ftatiba tellt, d. h. Lüberißbucht( Angra Pequena ) mit dem bazu ge einen Sörigen Hinterland vom 26. Gr. f. Br. bis zum Oranjefluffe e Wohlf nicht mit an die Engländer verkaufen. bad. Verein mission hat der Regierungsvertreter bekanntlich erklärt, daß die Er einford tegierung zu dem Verkauf ihre Zustimmung überhaupt nicht Mittel um zu ihrem Ziele zu gelangen, ohne daß die Arbeiter Tortur gegeben wird. Da fendel

Namen

Von einem schneidigen Bürgermeister erzählt der

es nation Oberschlesische Anzeiger" folgende niedliche Hiftorie: Dem n des habtischen Aichmeister Wippert in Neustadt ist von dem dor­erie auf igen Bürgermeister Herrn Engel nachfolgendes Schreiben zu bei der gegangen: Neustadt D./S., 27. Oftober 1889. Als ich heute ? Sie e Bormittags auf der Neuen Straße, während Sie in der Haus­thur standen, dicht an Ihnen vorüberging, haben Sie es, ob­ten Geleg mich zu grüßen, und als ich infolge dessen stehen blieb und rHerr Na Sie mit den Worten anrebete:

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Die erwähnte Firma ist schon feit 3-4 Jahren fyft e- matisch bestrebt gewesen, die Löhne der Arbeiter herab zu

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im Ganzen auffäßig wurden. Die Herabseßung der Löhne er­folgte regelmäßig nur bei einigen Artikeln. Verfuchten die betroffenen Arbeiter sich dagegen zu empören, so wurden fie mit Leichtigkeit durch andere ersetzt. Das theile und herrsche" hat die Firma meisterlich studirt und durchgeführt und sich dabei die Taschen gefüllt.

Endlich im Sommer 1888, wo das Geschäft besonders flau ging, benutzte sie die Situation zu einer allgemeinen Berablegung der Löhne, der die Arbeiter sich, in Anbetracht der

ungünstigen Zeiten, murrend fügen mußten.

Vor der Reduktion betrug der Durchschnittslohn pro Woche für gute Leistung bei männlichen Arbeitern 16 M., bei weib­lichen 8 M. Für normale und geringere Leiftung betrug der Verdienst 10-30 Prozent weniger. Die Lohnfäße, die das Chemnizer Tagebl." seiner Zeit der Welt verkündet, um den Streit als rein muthwillig vom Zaune gebrochen darzustellen, waren solche für ganz ausnahmsweise Leistung und fönnen nicht maßgebend sein. Bei der legten allgemeinen Lohn­reduktion hatte einer der Chefs die Unverfrorenheit, den Ar­beitern zu sagen: fie möchten sich nur einrichten, fie tönnten auch mit weniger auskommen.

Gie es bann auch nicht für nöthig gehalten, ben Hut abzu­nehmen, vielmehr einige Worte geäußert, aus denen klar bervorging, daß Sie mich abfichtlich nicht gegrüßt hatten, weil Sie es dann nur nöthig hätten, mich zu grüßen, wenn Sie auf der Straße an mir vorübergingen. Wegen dieses unge bührlichen Verhaltens sehe ich hiermit gegen Sie eine Drd­nungsstrafe von drei Mart fest, welche Sie binnen zwei Wochen an die Kämmereitasse zu zahlen haben, mache Sie aber zugleich barauf aufmerksam, daß, wenn Sie fortfahren sollten, sich in fo ungezogener, disziplinarwidriger Weise gegen mich, Ihren Dienitvorgelegten, zu benehmen, ich Ihre Dienstentlaffung als Mihmeister, fowie die Entziehung der Ihnen von den ftabti­schen Behörden als früherem Steuerboten widerruflich bewilligten Benfion herbeiführen werde. Der Bürgermeister Engel." Es wäre bodt intereffant zu erfahren, in welchem Geseß oder in welcher rechtsgiltigen Verordnung die Normen niedergelegt sind, worin ein angemessener" Gruß eines Zivilbeamten feinem Borgesezten gegenüber zu bestehen hat. Es ist ja sicherlich felbstverständlich, daß ein Untergebener feinem Vorgesezten mit Achtung begegnet, und die Wohlanständigkeit wird im Allge meinen den Untergebenen selber lehren, einen Vorgesezten auch auf der Straße zu grüßen; aber davon, daß ein Bürgermeister den Wichmeister der ihm unterstellten Stadt durch Geldstrafen mit Entziehung der Stellung, sowie der städtischen Pension zu wingen tönne, ihn zu grüßen, oder gar ein Recht habe, ihn bedrohen, davon steht nirgends etwas geschrieben.

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Ueber die Wirkungen des Schweine- Einfuhrver­botes erhält die Köln. 3tg.", welche in diesem Falle gewiß als Haffische Zeugin gelten fann, aus Niederschlesien eine Zu­Shift, die wir der besonderen Aufmerksamkeit der Regierung Empfehlen möchten. Die Zuschrift, welche die Behauptungen der freiftanigen Bresse über die verderblichen Folgen der Vieh­Sperre in allen Bunkten bestätigt, lautet:

Die theuren Schweinefleischpreise halten noch immer an und haben einen nie geahnten Pferdefleischverbrauch zur Folge. Die Roßschlächtereien in den Städten Liegnik, Görlitz, Lauban, Reichenbach, Bunzlau u. f. m. haben nie so glänzende Geschäfte gemacht wie jetzt. Die Pferdefleischpreise haben jetzt die Doppelte Höhe wie vor einigen Monaten. Man zahlt jest in Niederschlesien durchschnittlich für ein Pfund Pferdefleisch 38 Pf., das ist noch mehr, als vor einigen Jahren das Kalbfleisch toftete. Dazu kommt, daß die Kartoffelernte, von der für die Arbeitertreise so unendlich viel abhängt, in Niederschlesien in diesem Jahre faum das Mittelmaß erreicht. Dieser Umstand lit es auch, der die Gutsbefizer veranlaßt, ihren Viehstand nach Möglich feit zu verringern. Um so drückender empfinden darum bie fleinen und großen Gutsbefizer die Aufhebung von Vieh­märften in einer Reihe von Ortschaften, eine Maßregel, die von der Regierung zur Bekämpfung der Maul- und Klauen­auch die Grenzbewachung sein mag, eine gänzliche Ab­

die infolge

Als nun der Geschäftsgang im Laufe dieses Jahres sich Lebensmittelpreise, immer noch Lohnbrüdungen vornahm, rik Lebensmittelpreise, immer noch Lohnbrückungen vornahm, riß hob und auch dann noch die Firma, trok der gestiegenen sehr be den Arbeitern endlich die Geduld, fie forderten scheiden eine Lohnerhöhung von 15 bis 20 Prozent. Thatsächlich betrug diese Forderung nur die Hälfte den Arbei­die Firma tern in den legten brei Jahren abge­drückt hat.

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Die Firma aber trug gegen ihre Arbeiter eine so souve räne Verachtung zur Schau, daß fie ihnen auf ihre Forde rungen nicht einmal antwortete. Darauf endlich brach der Streit aus, der nicht nur von der gesammten Arbeiterschaft, sondern selbst von einem großen Theil derLimbacher Fabrikanten, wie in Versammlungen derselben anerkannt wurde, gebilligt worden ift. Bis zur Stunde haben die Chefs der Firma Conradi und Friedemann fich nur zu einer theilweisen Bewilligung der Forderung der Arbeiter verstanden, welche diesen aber nicht genügt; so dauert der Ausstand noch gegenwärtig fort.

Die Herbeirufung des Militärs war feinesfalls nöthig, der Straßenlärm, der dazu führte, ging von halbwüchigen Burschen aus, welche selbst gar nicht am Streit betheiligt waren und auch ohne militärische Hilfe zur Ruhe hätten ge­bracht werden fönnen. Aber der Staat ist ja leicht bereit dem Befiz zu helfen, wenn dieser versteht ein rechtes Jammergeschrei zu erheben. Die Arbeiter mögen sehen wo fie bleiben.

Dänemark.

Der Minister des Innern hat dem Reichstag ein umfang­reiches, aus 70 Baragraphen bestehendes Gefeß über das öffent liche Armenwesen vorgelegt, das 1869-1871 von einer Kom­mission ausgearbeitet wurde und 1872-73-74 dem Reichstag vorlag. Da nun zu jener Zeit feine Aussicht vorhanden war, die Vorlage durchzubringen, ließ man fie ruhen. Sie tehrt jezt wieder zurüd, wie so manche andere. Sie hat im wesent­lichen folgenden Inhalt:

Art. 1. stellt den Grundfaz auf, daß das Gemeinwesen verpflichtet ist, Jedem zu Hilfe zu kommen, der nicht im Stande ist, sich und den Seinigen das Nöthige zum Lebensunterhalt und zur Behandlung und Pflege in Krankheitsfällen zu ver­schaffen. In dem Falle, da ein Anderer für den Unterstüßten sorgen

Sperrung jebes Weges und Steges ist ein Ding völliger müßte, hat die Gemeinde das Recht, von diesem Erstattung zu Unmöglichkeit, und die Schmuggler, die durch das Schweine- fordern. Wenn aber der Versorgungspflichtige keine Erstattung Einfuhrverbot bezw. durch

wilder Leidenschaft zu umarmen.

desselben einge­

geben kann oder will, wird nach§ 11 die geleistete Hilfe als

dem Pensionär halte, um sie dann im nächsten Augenblicke Verzimmerung kompenfirt sei. Uebrigens wolle die Kom

sei, und als Chaval, ihnen den Rücken kehrend genickt hatte, Maheu fragte ihn, ob der Voreur schon an der Reihe begaben sich die beiden Männer zur Kasse. Diese befand Kraft treten lassen. fidh in einem fleinen viereckigen 3immer, welches durch ein

pagnie, schloß die Ankündigung, um Jedermann Gelegenheit zu geben, sich von den Vortheilen dieser neuen Lohnberech­nung zu überzeugen, dieselbe erst vom 1. Dezember an in

Bitter in zwei Hälften getheilt war. Auf den Bänken längs rief der Kassirer ,,, man versteht sein eigenes Wort nicht."

der Mauer warteten fünf oder sechs Arbeiter; ein Anderer Stand mit der Müze in der Hand vor dem Schalter und Tourbe von dem Kassirer und dessen Gehilfen bezahlt. Ueber an die Wand geklebt schien; vor dieser Bekanntmachung defilirten seit dem Morgen die Bergleute. Sie kamen in Gruppen von 3mpeien oder Dreien, pflanzten sich vor dem gelben Papiere auf und verließen dann den Raum, ohne ein Wort zu sprechen; nur ihr Nacken beugte sich und ihre Schultern zog's hinab, als wäre ihnen die Wirbelsäule zer­

Wenn Sie da drüben weniger laut leſen möchten!"

Stephan fuhr in seinem Vortrage fort, ohne dieser Bemerkung Rechnung zu tragen. Seine Stimme zitterte. Als er fertig war, blickten Alle noch starr nach dem gelben

ber linken Bank befand sich ein gelbes Plakat, welches frisch Bogen; der junge Arbeiter und der magere Alte schienen

zu warten, ob noch etwas komme, dann gingen sie gebrochen von dannen.

Mein Gott!" flüsterte Maheu.

Er und sein Kamerad hatten sich auf die Bank gesetzt, und während neue Arbeiter vor das Papier traten, rechneten fie: Wollte man sich über sie lustig machen? Niemals tönnten sie mit der Bezahlung des Holzes die Preisreduktion

Vor dem Anschlagzettel standen gerade zwei Arbeiter, wettmachen! Höchstens würden sie acht Centimes einbringen;

bejahrter Mann mit durch das Alter verwischten, ausdrucks­lofen Bügen. Weder der Eine noch der Andere konnte lefen; der Junge buchstabirte, indem er die Lippen bewegte; der Alte blickte stumpf drein. Viele tamen so, um zu schauen, ohne daß sie ein Wort verstanden hätten.

um zwei Centimes beftahl sie die Kompagnie! Das war also der 3weck gewesen, darum die ewige Unzufriedenheit mit der Verzimmerung: man wollte auf Kosten der Arbeiter eine Ersparniß machen.

Mein Gott, mein Gott!" wiederholte Maheu. Aber Esel sind wir, wenn wir das annehmen!"

,, Lies uns das doch vor!" forderte Maheu, der auch im Stephan las. Es war eine Erklärung an alle Gruben, einzelnen Arbeitspläge tafsirten für Alle ein und theilten

worin den Arbeitern verkündet wurde, daß die Gesellschaft, müde, wirkungslose Strafen für die unzureichende Ver­zimmerung zu verhängen, sich entschlossen habe, das Ver­zimmern apart zu bezahlen, und zwar per Kilometer ver­

Der Schalter war frei geworden. Er ging hin, um seinen Lohn in Empfang zu nehmen; denn die Chefs der unter die Kameraden.

Maheu und Konsorten!" rief er; ,, Filonnière, siebentes Feldort."

brauchter Pfosten, nach Maßgabe des für eine ordentliche welchen die Aufseher Tag für Tag jedem Ort die geförder

Entfernung

Arbeit erforderlichen Holzes. Selbstredend werde bem ent­Sprechend der Preis der Karren herabgesetzt, und zwar im Berhältniß von fünzig Centimes zu vierzig. bisher, richte sich dieser Preis nach der Natur und Rechnung suchte darzulegen, daß diese Herabsetzung von zehn Centimes genau durch die Bezahlung der I

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Der Gehilfe des Kassirers suchte in den Listen, in ten Rarren gutschreiben; dann wiederholte er: Maheu und Konsorten, Filonnière, fiebentes Felbort]: Einhundertfünfunddreißig Franks." Der Raffirer bezahlte.

( Fortsekung folgt.)

von ihm selbst empfangen angesehen und zieht für ihn die mit dem Empfange von Armenunterstüßung verbundenen Wir­kungen nach sich. Versorgungsrecht in einer Gemeinde wird nach§ 16 durch fünfjährigen ununterbrochenen Aufenthalt in derfelben erworben. Der§ 34 giebt der Gemeinde das Recht, die Rückzahlung der einer mehr als 18 Jahre alten Person ge­leifteten Armenunterstügung zu verlangen, sobald der Be­treffende zahlungsfähig ist. Die Forderung kann auch an den Nachlaß geltend gemacht werden. Der§ 40, der von Versehen, Trunkfucht, Widerfeßlichkeit u. f. m. handelt, geht auf die 3wangsarbeitsanstalt über und sieht Strafmaßregeln vor, die bis zu 2 Monaten Zellenstrafe gehen können. Ein Mann, der fünf Jahre Armenunterstüßung genossen hat, ohne die selbe zu erstatten, darf nach§ 41 nur mit Genehmigung der Armenverwaltung seiner Versorgungsgemeinde heirathen. Derselbe Paragraph bestimmt, daß ein Ausländer, der fein Ber­forgungsrecht in einer dänischen Gemeinde hat( das nach fünf­zehnjährigem Aufenthalt mit der Staatsangehörigkeit durch Ge feg erworben werden kann), keine Ehe in Dänemark eingehen fann, wenn er nicht aus seinem Heimathlande den Beweis er­bracht hat, daß er mit seiner Familie, seine etwaige Wittwe oder seine möglichen Waisen im Falle der Dürftigkeit dort Auf­nahme finden können. Der Minister tann Ausnahmen ge­währen, besonders wenn in dem Vaterlande des Betreffenden Der ein ähnlicher Beweis von Dänen nicht gefordert wird.

§ 64 streift die Altersversorgung, indem er bestimmt, daß einer unbescholtenen 60jährigen Person, die trog ihres Strebens, der Gemeinde nicht zur Last zu fallen, dennoch der Hülfe bedürftig geworden ist, gemeindliche Unterstüßungen nicht als Armen unterstüßungen angerechnet werden sollen.

Belgien.

Wohl schwerlich dürfte die Regierung eines anderen euro­ päischen Staates der Welt ein solches Schauspiel darbieten, wie es jezt das belgische Ministerium thut. Zwei seiner hervor­ragendften Mitglieder find öffentlich überführt, vor verfammelter Kammer diese und das Land wissentlich getäuscht zu haben. Nur um im Amte zu bleiben, haben die Minister Beernaert und Devolder wahrheitswidrige Erklärungen abgegeben, sogar unter Berufung auf ihr Ehrenwort. Mit großem Lärm batten fleritale Blätter den Prozeß Pourbaix als die glänzendste Recht­fertigung des Minifteriums begrüßt; iekt folgt Enthüllung auf Enthüllung. Der mitternächtige Empfang des Lockspitels Bourbaix und seines Freundes Cousaert im Finanzministerium durch Herrn Beernaert hatte im ganzen Lande tiefe Entrüftung hervorgerufen, und das um so mehr, als Bourbair noch wenige Stunden zuvor an das Justizministerium depeschirt Benachrichtigen Sie Beernaert, ich werde Mitter­hatte: diese Depesche sei ihm nicht zugegangen; er habe den Besuch nacht eintreffen." Herr Beernaert erklärte in der Kammer, der ihm ganz unbekannten Herren, die sich als Arbeiter ange­meldet, gar nicht erwartet; auch seien sie zuerst im Justiz­ministerium gewesen, und erst als man ihnen dort nicht ge­öffnet, feien fie zu ihm gekommen. Der Minister Devolder bes stätigte diese Erklärung; er versicherte, daß auch er die Depesche des Pourbair nicht gesehen und erklärte auf Ehren­wort", daß er an jenem Tage und auch nicht am Abend Herrn Beernaert gesehen, worauf die Rechte den Ministern ein Ver­trauensvotum ertheilte. Nun ergab aber die geftrige gericht­liche Vernehmung des Untersuchungsrichters Herrn Legrand, welcher die Voruntersuchung geleitet hat, folgende erstaunlichen Aufschlüffe: Die Lockspizel Pourbair und Cousaert sind vom Bahnhofe aus direkt nach dem Finanzministerium, in welchem man fie erwartete, gegangen. Bei dem Empfange hat Bourbair, wie er dem Untersuchungsrichter gestanden, sich dem Minister als Agent der öffentlichen Sicherheit bezeichnet; allerdings fügte der Spikel diesem Geständnisse den zu, er wolle es sich indek bezeichnenden Vorbehalt

noch überlegen, ob er daffelbe aufrecht erhalten wolle, da er dem Herrn Beernaert teine politischen Scheerereien verschaffen wolle. Und als die Spigel nach beendetem Em­pfange fich anfchickten, das Finanzministerium zu verlaffen, er­schien in dem Gebäude der Minister Devolder, welcher also von dem Empfange wußte und trop des Ehrenworts bei Herrn Beernaert war. Und diese beiden Männer sind heute Minister! Gleichzeitig erklärte Herr Legrand, Pourbair sei die Seele der belgischen revolutionären Bewegung gewesen, so daß selbst sein Freund Cousaert geftand, daß man durch die Festnahme des Bourbaix der Bewegung ein Ende machen könne. Und das war der Vertrauensmann der Minister und der obersten Be­hörden! Während sonst alle Schriftstücke bei der Verwaltung der öffentlichen Sicherheit verbrannt worden, find die Spigel berichte des Pourbair aufbewahrt worden und liegen jezt vor. In den betheiligten Kreisen versichert man, daß noch erstaun lichere Enthüllungen zu erwarten sind; das ganze Land folgt mit Spannung dem Verlaufe dieses Prozesses, von welchem man eine Klärung der politischen und moralischen Verhältnisse erhofft."

Rußland.

Ueber Nikolaus Gavrilowitsch Tscherny­schewsky enthält die Wiener Arbeiter- Zeitung" folgende Korrespondenz:

Petersburg, am 19./31. Oftober 1889. Eben erfahren wir die traurige Nachricht vom Tode Nikolaus Gavrilowitsch Tichernyschewsky's, welcher am 17./29. in Saratov verschied. Erft heute wurde es der ruffischen Preffe gestattet, diese Nach­richt zu bringen. Die Benfur hat zweifellos Vorkehrungen ge­troffen, um den Freunden des großen russischen Sozialisten bie Möglichkeit zu nehmen, ihm die legte Ehre zu erweisen.

Gestern haben bereits Gerüchte über das traurige Ereigniß zirkulirt, da ich jedoch nicht sicher war, daß sie fich bestätigen werden, habe ich mich enthalten, Ihnen Nach richt zu geben. Heute giebt es feinen Zweifel mehr: der Märtyrer ist der autokratischen Regierung unterlegen, ein der Leiden und Opfer Entbehrungen welche er während 27 Jahren mit Energie und heroischem Gleichmuth ertragen hat, mitten in den Schneewüften des orientalischen Sibirien, im Lande der Jakuten.

Vor zwei Jahren gestattete man ihm wieder nach Ruß­ land zu kommen und wies ihm die Stadt Astrakhan, welche ihres ungefunden Klimas wegen bekannt ist, als Wohnfiz an. Erst im Herbst fonnte er einen anderen Ort wählen und er wollte sich in seiner Vaterstadt Saratov niederlassen. Sein Aufenthalt war dort nicht von langer Dauer. Wir sind im Augenblicke noch nicht im Befiße von Details über seine Krankheit. Aber der Wechsel des Klimas, namentlich das Leben in Astrakhan( es ist ungesunder, als das fibirischer Gegenden) ist darauf nicht ohne Einfluß geblieben.

Tschernyschewsky wurde im Jahre 1828 geboren. Er erreichte mithin das Alter von 61 Jahren. Das Eril mit all seinen Leiden konnte doch seine Gesundheit nicht an­greifen, und er hat seine geistigen Kräfte, die ganze Schärfe feines Verstandes und seine Arbeitsfähigkeit frisch erhalten. Arbeiter das ist er wahrhaftig fein ganzes Leben lang ge­wesen. Ein Mann der ernsten Ueberzeugung, verachtete er alle Kleinliche Anerkennung und gab sich ganz den Ideen des Sozialismus hin; er fing fein Leben an und er endete es, in­dem er mit seiner Feder diesen Ideen diente. Er war immer bescheiben und er ahnte gar nicht seine moralische Größe. Er hatte nur einen Gedanken, das Wohl seines Landes, die Entwickelung des Sozialismus. Sein Glaube ift unerschütterlich geblieben; was thut's, wenn er pers fönlich den Augenblick nicht erleben tann, wenn Rußland bas doppelte Joch des Kapitalismus und der politischen Knechtschaft abfchütteln wird: Das Erwachen ist unausbleiblich, die Elemente dieses Erwachens existiren, und seine ganze Ar­beit hat immer der Sache des Proletariats, der Enterbten gebient.