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Freitag, den 22. November 1889.

6. Jahrg.

Berliner Volksblatt.

Organ für die Interessen der Arbeiter.

Das Berliner Volksblatt"

SP

erscheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei n's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Pf. Einzelne Nummer 5 Pf. Sonntags- Nummer mit dem Sonntags- Blatt" 10 Pf. Bei Abholung aus unserer Expedition Zimmerstraße 44 1 Mart" pro Monat. Postabonnement 4 Mart pro Quartal. ( Eingetragen in der Postzeitungspreislifte für 1889 unter Nr. 866.) Für das Ausland: Täglich unter Kreuzband durch unsere Expedition 3 Mark pro Monat.

Redaktion: Beuthrake 2.

Ich bitte um Freisprechung!

So sprach sehr eindringlich vor dem Münchener Land­gericht ein Eisenbahntaglöhner Namens Müller, der ange­flagt war, bie bekannte Eisenbahnkatastrophe von Röhrmoos mit herbeigeführt und dadurch die Tödtung resp. Körperver­legung mehrerer Passagiere durch Fahrlässigkeit verschuldet zu haben. Müller unterstützte und begründete seinen Antrag auf Freisprechung sehr wirksam durch Darlegung seiner per­fönlichen Verhältnisse.

Kinder

Den

Ich bin," sprach Müller ,,, verheirathet und habe zehn zu ernähren; dazu habe ich einen Taglohn von

-

Insertionsgebühr

beträgt für die 4 gefpaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf., für Vereins- und Versammlungs­Anzeigen 20 Pf. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., Zimmerstraße 44, sowie von allen Annoncen- Bureaux, ohne Erhöhung des Breises, angenommen. Die Expedition ist an Wochentagen bis 1 Uhr Mittags und von 3-7 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Fefttagen bis 10 Uhr Vormittags geöffnet. Fernsprecher: Amt VI. Mr. 4106.

Expedition: Bimmerfrake 44.

mittel, wie die Eisenbahn, auch als eine allgemeine Wohl­fahrtseinrichtung zu betrachten, die vor allem Anderen den 3weck hat, dem Publikum den Verkehr zu erleichtern und möglichst bequem zu machen. Das ist, sollte man meinen, eigentlich etwas Selbstverständliches. Aber man irrt sich, wenn man glaubt, solche Gesichtspunkte seien bei den Be triebsleitungen maßgebend. Wenn bei den Privatbahnen die Direktoren bemüht sind, eine möglichst hohe Rente für die Aktionäre herauszuschlagen, und wenn sie zu diesem Be­hufe sich bemühen, durch niedrige Bezahlung des internen Beamtenheeres die Betriebskosten zu verringern, so findet sich bei den Staatsbahnen dasselbe Be­streben Gunsten zu des Staats, die Betriebs­leitungen der Staatsbahnen sind bemüht, mit recht

1 Mark 75 Pfennig. Ich bin seit 21 Jahren im stattlichen Ueberschüssen in dem Staats= Dienst und habe mir nie etwas zu Schulden kommen lassen. haushalt aufmaschiren zu können. Sie wollen sich Ver­

Feldzug von 1870 habe ich auch mitgemacht. Ich kann meinen Dienst kaum versehen; ich muß Frau und Kinder u meiner Unterstügung heranziehen. Meine Dienstzeit be­trägt siebenzehn Stunden; ich kann nur durch Begünstigung meiner Borgesetzten einige Stunden schlafen, fonst hätte ich Tag und Nachi Dienst!"

Fürwahr, eine wirksamere Vertheidigungsrede ist selten gehalten worden. Müller wurde indessen zu 15 Monaten Gefängniß verurtheilt wir wollen darüber weiter keine Betrachtungen anstellen, denn es mag wirklich Fahr­lässigkeit vorgelegen haben oder mag dies zweifelhaft erfcheinen, die Sache bleibt immer die gleiche. Siebenzehn Stunden Arbeitszeit und 1 Mark 75 Pf. Taglohn bei einer Familie von 12 Köpfen 3eitalter der Humanität! Der Angeklagte Müller beleuchtet mit seiner Aussage so recht grell die Zustände im Eisenbahnwesen, dieselben Bustände, die schon so oft gerügt worden sind. Auf diesem Gebiete wäre vielleicht am ehesten abzuhelfen, denn die be­hörbliche Kontrole ist im Eisenbahnwesen am leichtesten durchzuführen und ist sehr wirksam zu gestalten. Aber warum

geschieht nichts?

Es ist merkwürdig, daß man beim modernen Staats­betrieb und beim Privatbetrieb auf die gleiche Abneigung und auf den gleichen Widerstand stößt, wenn es sich um Abkürzung der Arbeitszeit und um höhung der Arbeitslöhne handelt.

dem

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Die Privatindustrie beruft sich auf die Ronkurrenz auf einheimischen und auf dem Weltmarkte, wenn man von ihr fordert, sie solle mit der Verringerung der Produktionskosten auf Rechnung der Arbeiter inne halten. Man kann sonst die Preise auf dem Markte nicht halten, heißt es einfach, und alle Gegengründe finden taube Ohren. Der zähe Widerstand gegen die Arbeiterschutzgesetz­gebung findet hierin seinen Rüdhalt.

Aber auch im modernen Staatsbetrieb herrschen keine zeitgemäßen Anschauungen. Die Betriebsleiter bringen zu Man sollte sich daran gewöhnen, ein so wichtiges Verkehrs­

Feuilleton.

Radbrud verboten.]

Germinal.

Soziale: Roman von Emile Sola. Einzig autorifirte Uebersehung von Ernst Siegler.

Er sei

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überzeugt, wenn man ihm die Sache übertrage,

würde es ihm gewiß gelingen, die Rompagnie zur Bewilli gung günstigerer Bedingungen zu bestimmen; aber Alles werbe der Teufel holen, wenn sie mit ihrer Hartköpfigkeit die Reform ertrogen wollten. ihn reben lassen, endlich rief er: Stephan, dem die Entrüftung die 3unge band, hatte ,, Aber, Mensch, haft denn Du fein Blut in den

Abern?"

Er hatte Luft, ihn zu ohrfeigen, und um dieser Ver­suchung zu widerstehen, durchmaß er mit großen Schritten den Saal, feinen 3orn an den Bänken auslaffend, an denen

er vorüber mußte.

Schließt wenigstens die Thür," ermahnte Souvarine. ,, Es braucht Euch Niemand zu hören."

dienste um den Staat erwerben. Um dies zu bewirken, muß natürlich an den Betriebskosten gespart und kann auf die Bequemlichkeit des Publikums nicht die zeitgemäße Rück­sicht genommen werden. Die höheren Beamten werden ,, standesgemäß" honorirt; bei den niederen Beamten und bei den Arbeitern aber zwadt man ab. So kommen die Ueberschüsse heraus und die Vertheidigung des Ange­klagten Müller liefert das drastische und passende Beispiel dazu.

Nun fann man entgegnen: Die Ausgaben des Staats steigen; wenn man sie nicht mehr in dem bisherigen Maße aus den Erträgnissen der Staatsbahnen decken kann, so wird man neue Steuern ausschreiben müssen.

Mag sein, aber es fäme dann darauf an, diese Steuern so einzurichten, daß nicht wieder die Arbeiter die Hauptlast so einzurichten, daß nicht wieder die Arbeiter die Hauptlaft zu tragen hätten.

Die Sache liegt ganz anders. Es handelt sich nicht allein um das Wohl und Wehe der Arbeiter, die bei den Bahnen angestellt sind; es handelt sich auch um Leben und Gesundheit der Passagiere.

Denn wenn ein Bahnarbeiter mit verantwortungsvoller Beschäftigung fiebenzehn Stunden Arbeitszeit hat, so kann er unmöglich immer so munter sein, um auf alles, was ein Unglück herbeiführen kann, aufzupassen. Sein Körper leidet unter einer unanfhörlichen Ueberanstrengung und der färgliche Lohn gestattet ihm nicht, die schwindenden Kräfte durch reichliche und nahrhafte Roft zu ersetzen. Wenn Frau und Kinder den Dienst mit versehen, so wird er naturgemäß mangelhaft versehen; die Frau gehört eben ins Haus und die Kinder in die Schule. Mögen es doch die Herren Be­triebsdirektoren einmal probiren, nur einen Monat lang täglich fiebenzehn Stunden zu arbeiten; sie werden balb spüren, wie ihnen vor Ermüdung die Augen zufallen.

Die Sicherheit von Leben und Gesundheit der Reisen­den verlangt es gebieterisch, daß solche Zustände beseitigt

werden.

Man mag auch bedenken, daß eine staatliche Betriebs­

anstalt nicht gut daran thut, den Privatunternehmern ein

die Ordnung aufrecht zu erhalten. Aber jetzt willst Du sie plöglich in die Sauce hineinziehen!"

Stephan schritt immer noch auf und ab, und jedes Mal, wenn er zu Rasseneur zurüd tam, padte er ihn bei den Schultern, rüttelte ihn und schrie ihm seine Antworten in's Geficht.

3um Teufel, ja, ich habe ihnen gesagt, daß sie fich still verhalten und ich rathe ihnen noch heute, sich nicht zu rühren. Aber man muß uns nicht bis auf's Aeußerste treiben! Wenn Du kalt bei der Sache sein kannst, um so besser für Dich. Aber ich, es giebt Stunden, wo ich meine, ich müsse den Verstand verlieren."

Dies war seinerseits ein Bekenntniß. Er lächelte heute über seine früheren Illusionen, über sein träumerisches Hoffen auf Gerechtigkeit und Brüderlichkeit. Ach wenn sie barauf warten wollen, da werden sie bis an's Ende der Welt zusehen, wie die Menschen, gleich Wölfen, einander verzehren! Nein, man muß Hand anlegen, sonst wird die Ungerechtigkeit nie aussterben und die Reichen werden un­aufhörlich den Armen das Blut aussaugen. Ein Unsinn auch, den er sich nicht verzeihen fonnte, war's, daß er ge­fagt, man müsse die Politik nicht mit der sozialen Frage mischen. Er wußte eben damals noch gar nichts; in­zwischen aber hatte er gelesen und studirt, seine Ideen waren gereift und zu einem System entwickelt. Doch er erklärte System und in verworrenen Phrasen,

einen der Stühle neben dem Tisch, rollte eine 3igarette Und nachdem er selbst sie geschlossen, setzte er sich auf und betrachtete die Beiden mit seinem ruhigen und feinen welchen von all den Theorien, die er durchgedacht und

fpiste.

Blid, während ein faum merkbares Lächeln seine Lippen

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wieder verworfen hatte, etwas anklebte. Als Grundgedanke galt ihm der Ausspruch von Karl Marx , daß das Kapital bas Resultat des Raubes sei und daß die Arbeit das Recht habe, sich wieder in den Besitz dieser gestohlenen Reich

Raffeneur fort. Ich hatte erst geglaubt, daß Du ein ver­Wenn Du zornig wirst, machst Du nichts besser," fuhr nünftiger Mann seieft. Denn es war ganz richtig, daß Du thümer zu sehen. Die Dinge wurden jedoch konfus, sobald

den Kameraden Ruhe gepredigt und sie geheißen haft, zu Hause zu bleiben und nicht in die Wirthshäuser zu laufen, mit einem Wort, daß Du Deinen Einfluß benutzt hast, um

er zu einem praktischen Programm übergehen wollte. Er war zuerst von den Plänen Proudhons zu der Chimäre des gegenseitigen Kredits verführt worden, einer großen

solches Beispiel zu geben. Im Gegentheil sollten die Staats­betriebe zeigen, wie man das Gemeinwohl fördern kann, um die Privatindustrie zur Nacheiferung anzuregen. Die Profitmacherei zu Gunsten des Staats auf Rosten armer Arbeiter fann von uns nicht anders beurtheilt werden, als jene zu Gunsten der Aktionäre.

Der arme Bahnarbeiter geht nun in's Gefängniß. Möge die öffentliche Meinung aber seine Worte aufnehmen und energisch die Verbesserung des bisherigen Betriebs­systems fordern!

Politische Uebersicht.

Die antisemitischen Sozialdemokraten, welche in einem bei der legten Belagerungszustandsdebatte im Reichstag besprochenen Flugblatt der Stöckerianer als Zeugen für die Judenhezerei und gegen die vaterlandslose, von Juden geleitete deutsche Sozialdemokratie aufgeführt wer­den, find Geschwisterfinder der Steifleinenen des berühmten Ritters Falstaff. Außer Herrn Stöcker oder Herrn Böckel hat fie Niemand gesehen. Von dem Inter­nationalen Arbeiterfongreß", der in Paris man dente: in Baris der die in dem Flugblatt erwähnten judenhezerischen Beschlüffe gefaßt haben foll, hat Niemand im Saine- Babylon etwas gemerkt. Der aller Welt bekannte Interna tionale Arbeiterfongreß hat natürlich keine Judenheßerei getrieben; und dem Poffibiliften- Rongreß, der sich ebenfalls international" nannte, ist ein derartiger Blödsinn auch nicht in den Sinn gekommen. Andere Arbeiterkongreffe mit Ausnahme ver­fchiedener Fach tongreffe, die fich jedoch selbstverständlich mit der Judenfrage nicht befaßten haben aber im Lauf dieses Jahres in Paris überhaupt nicht stattge­funden.

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Die Vermuthung drängt sich unter solchen Umständen auf, das Paris , von welchem die Rede ist, sei nicht das Groß Paris an der Seine, sondern das Klein- Paris an der Pleiße , wo das betreffende Flugblatt auch ver­fertigt worden ist. Herr Liebermann von Sonnen­ berg war dann wohl Präsident jenes Internationalen Ar­beiterfongresses. Die Vermuthung hat viel für fich, denn seit Stöder in Berlin abgetatelt ist, hat der deutsche Antisemitis­mus Klein Paris zu seinem Hauptquartier. Und warum follten die Judenhezer nicht auch einmal einen schlechten Wig machen fönnen?

Die Bewegung unter den Bergleuten im Saarrevier dauert, wie der Frankfurter Zeitung " von der Saar geschrieben wird, fort, hält sich aber in rubigen Geleisen. Allwöchentlich werden Versammlungen abgehalten, hauptsächlich von dem Vor­Stande des Rechtsschutzvereins, doch auch von dessen Gegnern, den sogenannten Bergleuten gemäßigter Richtung". Bis jetzt haben die letteren, obwohl alle maßgebenden" Faktoren, Beamte, der größte Theil der Preffe c. auf ihrer Seite stehen, wenig Erfolg.

Regierungspräsident und Landrath. Ueber eine merkwürdige Szene zwischen dem oberfränkischen Regierungs­präsidenten von Burchtorff und dem oberfränkischen Landraths­

Wechselbank, welche alle Vermittler ausschloß. Dann dachte er an die Sociétés coopératives von Lassalle, welche durch den Staat dotirt, nach und nach den ganzen Erdfreis in eine einzige Industriestadt verwandeln sollen; aber die Schwierigkeiten der Kontrole verleideten ihm dies Projekt. Seit Kurzem hielt er es mit dem Kollektivismus und sein Schlachtruf im Streit war: Die Mine gehört dem Berg­ mann , aber er wußte nicht, wie diesen neuen Traum realisiren, und meinte schließlich man müsse sich zu­nächst der Regierung bemächtigen, dann werde man weiter sehen.

Aber was ist denn in Dich gefahren?" rief er heftig, Warum hältst Du fich wieder vor Rasseneur aufstellend. es heute mit unseren Feinden? Haft nicht Du selbst gesagt, es müsse Alles zusammenbrechen?" Raffeneur erröthete ein wenig.

Ja, das hab' ich gesagt, und wenn es bricht, wirst Du sehen, daß ich nicht feiger bin, wie ein Anderer. Aber ich will nicht mit Denen halten, die uns in die Klemme führen, um sich selbst eine Position zu machen."

Die Jeht war es an Stephan, verlegen zu werden. beiden Männer schrieen nicht mehr, die Sprache wurde troden und bitter; sie hatten ihre versteckte Rivalität be­rührt. Diese ihre Rivalität war es, welche sie in die Extreme warf: den Einen zu seinen revolutionären Ueber­treibungen, den Anderen zu einer erfünftelten Vorsicht und Mäßigung.

Ueber die blonden Mädchenzüge Souvarine's aber zog eine stumme Verachtung Beider. Der ernste Mann, der bereit war, das Leben für seine Sache zu opfern, ungesehen und ohne selbst den Ruhm eines Märtyrers ernten zu wollen, verurtheilte diese ehrgeizigen Streber.

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Du bist eifersüchtig?" fragte Stephan den Schank­Eifersüchtig, und worauf? Ich spiele nicht den großen