aurant Fe mmlung, wel ubeil einen as Roalition ch die He amp in fur In den üb
rren Chrift
n und Steig e. Auf Ant zur Presto
mp, Heynem Verfamml
1, im Bigar hblatt entaege der Vo fize lung Mittw
Det, schließt
irgend ein denfelben
ло
Jr. 275
Parlamentsberichte.
Sonnabend den 23 November 1889.
21. Sizung vom 22. November, 1 Uhr. Am Tische des Bundesraths: Staatssetretär Graf Bismard, Kriegsminister von Verby er Golbarbe Bernois, Graf Hohenthal, von Marschall hat: 5. Fab
Bahlftelle B
amp, S.,
and Andere.
annenstraße ellung eines zweiten Nachtrags zum Reichshaushaltsetat von Gingegangen ist der Gefeßentwurf, betreffend die Feft 1889/90( Ausgaben für Ostafrika ).
8.
Die Etatsberathung wird fortgesezt mit dem Spezialat des Auswärtigen Amts.
Beim ersten Titel der Ausgaben Gehalt des StaatsJetretärs 50 000 m" ergreift das Wort
Abg. Richter: Ich habe schon ein ander mal darauf bingewiesen, daß Meinungen aufgetaucht find, als ob der Chef bes Generalstabes die Politik des Herrn Reichs. lanzlers burchtreuze.
firen, das ist Aufgabe der Kirche und Schule. ( Beifall im Zentrum.)
Staatssekretär Graf v. Bismark : Wie ich Herrn Windt borst verstanden habe, ist es ihm fraglich, ob katholische Orden überall in deutschen Kolonien zugelaffen werden. Das würde oefchehen, wenn sich dieselben darum bewerben würden. In Oftafrita haben wir mit fatholischen Mufionaren gute Erfahrungen gemacht, sie würden ebenso in Kamerun , Togo oder anderswo zugelassen, falls fie fich eben darum bewerben wollten.
Abg. Hammacher( natl.) wendet sich gegen den Abgeordneten Richter, indem er feststellt, daß die jeßigen Forberungen nicht präjudizirend seien für etwaige fünftige Forderungen zur Einrichtung eines Kolonialamts. Es fehle zur Zeit den Regierungen an durchgebildeten Kräften für Behand lung der Rolonialfragen, deshalb sei die Absicht der Regierung zu billigen, er bitte, die Forderung zu bewilligen.
Abg. v. Frege( brons.): Ueber die Missionen find uns feiters ber Stegierung in der Kommission solche Aufschlüsse
maten Staatssekretär die Frage richten, ob irgend welche Anzeichen gemacht worden, daß wir nur mit Dant anerkennen fönnen, daß
äft,
1,50
2,40
4,50
3-1
4,50
mbanda Alfeni Jhren
Bierl
Abend Verein
Bufprud
SS, trasse
er
ger zu
66
nimes
en- und Rinder
Oftenpretfes
elbstto tel bo
= Dolmans
daqui
bends g us
roße 118
Badft
-Hüte Preifen feeftr. 7
70
olsterwar
bill, Preise
28, Hof p
Uebereink
borliegen, daß der Chef bes Generalstabes beabsichtige, bie Bolitit des Reichstanzlers in auswärtigen Dingen zu durch. Treuzen. Sollte dies der Fall sein, so würde das Haus allen Anlaß haben, fich hiergegen zu verwahren.
bie
Kriegsminister Verdy du Vernois erwidert, er betrachte ganzen Erscheinungen, welae fich in den legten Monaten bgespielt haben, als frivol und für das Heer be leidigend. Es sei frivol, Sachen zu erfinden, die nach unseren Begriffen nicht exiftiren und Offiziere hinein zu ziehen, um fie bistrebitiren. Und frivol fei es, Offi ieren unseres Heeres imputiren, daß fie irgendwie in Oppofition zur Regierung Sr. Majestät des Raisers treten könnten. Er stehe nicht an,
bies
fall lints.)
gegenüber der Breffe je der Partei auszusprechen.( BeiStaatssekretär Graf Bismarck: 3h pflichte durchaus
in Afrika völlige Parität in Bezug auf die Konfeffionen be fteht. Von Mißerfolgen ist nach den uns in der Kommiffion gewordenen Aufschlüffen in der Kolonialpolitik teine Rede, große Erfolge haben wir so rasch nicht erwartet. Es wäre fleinmüthig und der deutschen Nation unwürdig, deshalb unsere Rolonialpolitik zu verdammen. Leider zeigt unser Rapital in dieser Beziehung, wenn ich fo fagen darf, eine Wafferscheu. Geld aber gehört auch zur Förderung der Miffionen: Das Schwert zur Einrichtung der bürgerlichen Ordnung, das Kreuz zur fittlichen Hebung! Ich bitte, die Regierung durch Annahme der Titel voll und ganz zu unterstützen.( Lebhafter Beifall.)
Abg. Rickert( bfr.) frägt an, ob schon ein bestimmter Plan mit Bezug auf Einrichtung der Kolonial- Abtheilung beftebe.
bielen Worten meines geehrten Kollegen bei. Da sich gezeigt bat, wie leicht fich Mythen bilden, so will ich bekräftigen, daß ber eine Mythenbildung vorliegt. Die Politik des Reiches wird vom Raiser geleitet, und Se. Majestät nimmt dabei nur von denen Rath an, die er dazu berufen hat. Abg. Richter: Ich muß noch bemerken, daß von feiner mitzutheilen.
Don ber
worden ist, von feiner Seite der unabhängigen Presse, weber Tervativen Breffe. Aufgebracht ist diese Mythe von der offiNöjen Bresse, von der Presse, die ihr weißes Papier notorisch der Regierung bzw. den Preßbureaux zur Verfügung stellt. 36 babe diefen Dingen mit der Fadel der Deffentlichkeit ins Beicht leuchten müssen, um den üblen Eindruck zu zerstören, den folche Dinge im Auslande machen müffen.
oppofitionellen, noch auch von der unabhängigen ton
Der Titel Staatssekretär" wird jezt bewilligt.
Staatssekretär Graf v. Bismarck erwidert, daß zur Zeit darüber etwas Genaues noch nicht feststehe. Augenblicklich handle es sich gewissermaßen um eine Prüfungszeit, im nächsten Jahre würde fich wohl Gelegenheit finden, Näheres über die definitive Gestaltung der Kolonial- Abtheilung
Abg. Wörmann( nat.- lib.): Das Kapital ist bei überfeeischen Unternehmungen weder zurückhaltend, noch zaghaft, wie in der Rommission gesagt wurde. Ich glaube eher, daß die im Ganzen nur geringe Unterftüßung der deutschen Gesell fchaften seitens der Regierung Schuld hat an dem langsamen Fortschreiten unserer Kolonialpolitik. Trogdem können wir Miserfolge in dieser Politik nicht anerkennen, man denke nur an Kamerun und Togo . Ich glaube, daß später uns Afcita noch. großen Nußen bringen wird. Uebrigens betheiligt sich das hanseatische Kapital an überseeischen Unternehmungen sehr start; dort natürlich nicht, wo die Kolonien des Regierungsschutes entbehren. Ich glaube, wenn wir unsere Kolonialpolitik fräftiger betreiben, wird sich auch hier das Kapital mehr be
Bei Titel 2 und 3( Forderungen für die neue Kolonialheilung) hebt der Staatssekretär Graf Bismarck hervor, daß sich die berungen innerhalb der denkbar engsten Grenzen bewegen. theiligeu. Abg. Windthors bemerkt, man müffe sich zunächst über Erfolge, bie bisherigen Erfolge der Kolonialpolitik flar wer n. Seines Erachtens feien dieselben nicht gerade aufunternb gewefen. Ferner scheine es ihm, als ob die Koloni tion in einer Weise erfolge, wie fie der Herr Reichskansler elber früher abgelehnt habe. Weiter sei zu flagen über die Sandiegung der katholischen Missionen unter Außerachtlassung Der Grundsäge der Kongo - Afte. So lange nicht diese Grund ige zu Gunsten der fatholischen Missionen endlich zur Geltung ebracht würden, so lange werde er gegen alle neuen folonialen Forderungen Stimmen.
Abg. Bamberger ( dfreif.): Wir wissen wohl, daß wir bie Kolonialpolitik nicht aufhalten können, und wollen nur vor neuen Ausgaben warnen und zu Ersparnissen anhalten. Herrn von Frege möchte ich übrigens bemerken, daß wir auf der linten Seite weber das Rapital, noch die Großfinanz vers treten. Wir haben aus allgemeinen wirthschaftlichen Interessen beraus die Zurückhaltung des deutschen Kapitals vertheidigt. Es ist blos Vorsicht, welche diese Zurüdhaltung herbeiführt. Mögen fich doch die reichen Leute bei uns, die etwas übrig haben, den Rönig von Belgien zum Beispiel nchmen. Wenn Herr Woermann fich nicht zurüdhält, so ift bas begreiflich, er und seine Hamburger Freunde treiben ihre Geschäfte aber doch gewiß nicht blos auf deutschem Rolonialgebiet. Rolonialschwär merei giebt es nur im Inlande, praktisch haben die Hamburger
Staatsfekretär Graf Bismarck glaubt, nicht annehmen lönnen, daß die Herren gegen die verlangten neuen Arbeitsafte ftimmen würden, da die Geschäfte und die Gesundheit ber zeitigen Angestellten unter folcher Weigerung leiden müßten, längst Kolonialpolitik betrieben, jest wollen fie blos, daß das forie auch mit Rücksicht auf die Verantwortlichkeit vor den ablern. Eine ausdrüdliche Bestimmung über die Gleich lang der Ronfessionen in den Kolonien erscheine ihm ent bebrlich, ba eine ungleichmäßige Behandlung nie bestanden habe daß Mozart und Beaumarchis, um beispielsweise zu reden, auch and Beschwerden auch nie laut geworden seien.
Reich ihnen alles in Kamerun hübsch einrichtet. Was die allgemeinen Berweisungen auf die Politik anderer Kolonialstaaten anbetrifft, und deren anfängliche Mißerfolge, so ist ja richtig, zuerst ausgepfiffen worden find, aber deshalb braucht doch nicht Jeder, der zuerst ausgepfiffen wird, später einmal ein großer Mann zu werden und deshalb stehe ich auch unsern Rolonial
Abg. Richter: Der Herr Staatssekretär rühmt die Be In den überen Etats ift auch schon viel mehr gefordert worden, daß anfängen ffeptisch gegenüber.
Hey ein Wunder ist, wenn einmal Neuforderungen fich inner alb etwas bescheidenerer Grenzen halten. Der Herr StaatsWretar sprach von unserer Verantwortlichkeit bei den Wählern. Ban, hier handelt es sich doch nur um die Gesundheit eines
er Sorte
eife bei traße 10
apier
889
en!!
ftr.
auf!!
Befchäftsfol
en bedente
Paletot
Anzüg
Mante
r, Gar
derftoffe
u. f.
Abg. Woermann: Ich möchte Herrn Bamberger nur entgegenhalten, daß wir in unserem Befige in den Kolonien nicht von englischen, sondern von deutschen Kriegs'chiffen be schüßt werden wollen. Ebenfo benüßen wir für den Verkehr der Fall war, wo wir auf die Benuzung fremder Schiffe an gewiesen waren.
Rubs in Berlin , während doch bei dieser Kolonialpolitik schon jezt deutsche Schiffe, weil wir welche haben, was früher nicht
Hebe,
viele Andere allein am Klima in Afrika zu Grunde ge Magen find. Redner verwahrt sich dagegen, daß man, wenn bie gegenwärtigen Forderungen bewillige, baraus den Schluß
er fei für
Errichtung eines selbständigen Rolonialamtes.
4 Gegentheil, er wünsche, daß die kolonialen Dinge in mög- weil sie zahlreiche politische Verwidelungen schaffen. Der Schuß
lift engerem Zusammenhange mit dem auswärtigen Amte Derblieben. Es habe bisher schon der ganzen Geschicklichkeit bes Reichstarglers bedurft, um ohne Schramme aus der bisberigen Entwidelung der Rolonialpolitik herauszukommen.
Abg. Richter: Für uns find die Schußgebiete teine Vers mehrung, sondern eine Verminderung der deutschen Macht, des Reiches ist viel theurer, als der Gewinn aus den Kolonien, In ganz Togo und im ganzen deutsch - oftafrikanischen Gebiete befindet sich feine deutsche Handelsniederlaffung. Die Dftafrikanische Gesellschaft zeigte sich nur beftrebt, junge Offiziere
Der Abg. Windhorst irre, wenn er glaube, daß bie Miffionen und Referendare hinauszuschicken, die auch einmal regieren aberhaupt Rugen ziehen fönnten. Füher waren die Miffionen wollten, von Handel verstanden diese Herren gar nichts. Dorgeschobene Poften der Kultur, jest find fie vielfach zerstört Ruter der Einwirkung der Kolonialpolitik. Für Gleichstellung Ronfeifionen find wir selbst oerftändlich.
Bewöhnlich, einige Umdrehungen meiner Worte beliebt. Bon fich dem Handel zu. Staatssekretär Graf v. Bismark : Herr Richter hat, wie tinem Kolonialamte ist garnicht die Rede gewesen, nur von
es
8 Deutsche . Die Deutsch- Ostafrikanische Gesellschaft beschränkt sich feineswegs auf die Ausübung der Hoheitsrechte, sondern wendet Die neuen Forderungen werden bewilligt. Zum Kapitel der Gesandtschaften und Kon
trennt werden soll. Sodann habe ich gefaat, daß der Wähler fulate nimmt das Wort Jaliehlich den Nachtheil hat, wenn aus Mangel an Beamten
Ein Fehler aemacht wird.
Abp. Windthorst: Der hier gestellten Mehrforderung erbe ich mich nicht widersehen; aber auch ich lege Werth
Abg. Baumbach( dtschfreis.): Ich habe in der Rommission den Wohlgemuth'schen Zwischenfall zur Sprache gebracht und den Herrn Vertreter des Auswärtigen Amts über unsere Stellung zur Schweiz interpellirt. Ich erhielt darauf die Ausund ein neuer Niederlassungsvertrag werde wohl ohne
etwas näher einzugehen. Wohlgemuth hat nicht gerade ein bewiesen. Er schrieb diesem Menschen in einem Briefe:
Darauf, bak die Rolonialpolitit direkt unter der Verantwortung funft, es bestände teine Mißftimmung zwischen beiden Staaten Der Herr Staatssekretär nicht überzeugen fönnen. Auch ich Schwierigkeiten abgeschlossen werden. Seitdem find 14 Tage balte die Verwendung deutscher Missionare in deutschen Schuß- verflossen, und ich frage an, ob fich inzwischen etwas geändert Rebieten für richtig; aber ich fürchte, wir werden die nöthigen hat. Ich kann mir nicht versagen, auf den Fall Wohlgemuth im Rulturtampf unterbunden haben. Darum läßt sich jenes großes Maß von Geschicklichkeit dem Schneider Luz gegenüber Des Grafen Berchem gefagt, die Missionen sollten unter der Wühlen Sie nur luftig darauf los!" Das nahm natürlich die ufficht deutscher geistlicher Drben stehen. hon unterfteht aber nur der Leitung der römischen Sozialistengefeges den bebauerlichen Fall zu fonftatiren, daß Propaganda. Che diese Frage nicht erledigt, kann ich De Anforderungen für die Rolonialpolitit nicht ohne Polizeiagenten einzudrängen. Ich muß zugeben, daß die Toeiteres bewilligen. Wo aber die deutsche Flagge, der deutsche Schweizer Polizei etwas zu weit gegen Wohlgemuth vorges gen, da dürfen wir nicht zurückweichen, auch unsere me in Frage tommt, baß muß ich Herrn Richter Doch mit dem Schwert in der Hand fann man rist folonis
meit
wei Bella
Die katholische
müffen gepflegt werden.
schweizer Behörde übel. Wir haben also infolge des Sozialdemokraten bereits anfangen, fich in die Stellen von
gangen ist, und die Folge dieses Falles, an den fich die bea fannten biplomatischen Verhandlungen fnüpften, war die Er nennung eines Bundesanwalts in Bern . Wie verhält es sich nun aber mit Wohlgemuth, der doch blos ein Lock pit.I wr,
6. Jahrg.
im Hinblick auf die Erklärungen des Ministers Herrfurth, ber energisch gegen jeden Agent provocateur vorgehen mill? Wohl gemuth hat freilich jenen von ihn gebrauchten Worten eine harmlose Deutung zu geben versucht, aber wir können dieselbe nicht akzeptiren und verstehen nicht, warum diefer Mann nicht besavouirt worden ist. Höchst bedauerlich find aber unter allen Umständen die Verwickelungen, welche fich zwischen dem Deut schen Reiche und der Schweiz aus jener Affäre ergaben. Man nahm fie in der Schweiz sehr ernst und war naments lich durch die Erklärung deutscherseits beunruhigt, auf Schweizer Boden deutsche Polizei halten zu wollen. Später fchloffen fich Bollplacereien an. Gleichwohl verschmähten es die Herren Graf v. Waldersee , von Maybach und v. Bennigfen nicht, trop des Konflikts beider Staaten in dem wilden Lande" im Sommer zu reifen. In der bekannten Auslegung des Nieberlaffungsvertrages, welcher in der Folgezeit gekündigt wurde, fann ich der deutschen Reichsregierung nicht beiftimmen. Die Schweizer Behörden sind meines Erachtens berechtigt, aber nicht verpflichtet, Legitimationspapiere von Ausländern zu ver langen, das entspricht dem Wesen des Asylrechts. Was soll nun aus den 50 000 Deutschen in der Schweiz werden, wenn fein neuer Niederlassungsvertrag zu Stande fommt? Wir find im Hinblick auf diese Zahl mindestens ebenso wie die Schweiz an der Neuregelung dieser Frage intereffirt. Nun erwähnte ich schon, daß uns in der Budgetkommission maßgebender Stelle gesagt worden ist, daß weder früher noch jest von einer Verstimmung die Rede gewesen ist. Ich weiß nicht, ob ich daran nicht zweifeln soll, gebe aber dem Wunsche Ausdruck, die damalige Erklärung des Vertreters des Auswärtigen Amts heute hier bestätigt zu hören.
Staatssekretär Graf v. Bismarck : Ich will bei der vors gerückten Zeit nicht auf jeden einzelnen Saz des Herrn Vorrebners eingehen. Es ist mir angenehm, sagen zu können, daß ich den Herrn Borrebner vollständig zu beruhigen in der Lage bin. Eine Gegnerschaft zwischen der Schweiz und Deutschland hat nicht bestanden und kann nicht bestehen, ebenso wenig zwischen den Regierungen beider Länder. Bei den Meinungsverschiedenheiten mit der Schweiz haben wir uns von dem Bes streben leiten lassen, die Bundesgenossenschaft derselben im Rampfe gegen die Umfturzbeftrebungen der Sozialdemokraten und gegen die Machtstellung der deutschen Sozialdemokratie in der Schweiz zu gewinnen. Daß wir auf gutem Wege find, werden die Herren selbst schon wissen, derartige Dinge fönnen ja nicht geheim bleiben. Es bestehen die allerbeften Beziehungen mit ber Schweiz , ein diplomatisches Notenschreiben braucht doch nicht nothwendig zu Berstimmungen zu führen. Ich wiederhole: Verftimmungen bestehen nicht, haben auch nicht bestanden.( Widerspruch lints.) Wir glauben, daß auch die Schweiz immer mehr er tennen wird, daß auch fie, so wenig, wie jeder geordnete Staat, die Umsturzbestrebungen der Sozialdemokratie vers tragen kann. Auf den Fall Wohlgemuth einzugehen, habe ich keine Veranlassung. Derselbe ist iht abgethan.( Beifall rechts.)
Abg. Singer( Soz.): Der Fall Wohlgemuth ist insofern nicht abgethan, als daran wiederum nachgewiesen ist, daß provotatorische Aufreizungen seitens der deutschen Polizeibeamten erfolgen. Auch wenn der Staatssekretär der weiteren Er örterung der Sache aus dem Wege zu gehen scheint, werden wir uns deshalb nicht abhalten laffen, derfelben das Maß von Werth beizulegen, das fie verdient. Nach den wieder holten, von uns unter Beweis gestellten, von den verbündeten Regierungen nicht nicht zurückgewiesenen Mittheilungen über bas provokatorische Auftreten deutscher Beamten ist es etwas start von dem Staatssekretär, zu behaupten, daß die Verhandlungen mit der Schweiz zur Abwehr der sozial demokratischen Umtriebe in der Schweiz nothwendig gewesen wären. Die Abwehr dieser Bestrebungen ist der Regierung auf dem Wege, den sie vorzunehmen scheint, bisher nicht ge lungen, und wird ihr weiter nicht gelingen. Wenn Umsturzbestrebungen erst durch von der deutschen Polizei bezahlte Bes amte hervorgerufen werden müssen, so verfichere ich, werden fie nie hervorgerufen werden. Dem Abg. Baumbach bemerke ich, daß mein Genoffe Luz weder als Agent der Polizei, noch als Sozialdemokratie hat ihn nicht beauftragt, feine Thätigkeit war Agent der Sozialdemokratie bezeichnet werden tann. Die fein freier Wille; und dann wollte er auch nicht seine Genoffen an die Polizei verrathen, sondern dieselben gegen Verrath ſchüßen. Wenn der Staatssekretär meint, ber Austausch der Meinungen mit der Schweiz hätte auch erfolgen müssen, um die Macht der deutschen Sozialdemokratie in der Schweiz zu brechen, so wird es sich darum handeln, ob die schweizer Regierung in ihre Souveränitätsrechte fich wird hineinsprechen laffen. Ueber die Nachgiebigkeit der schweizer Regierung durch Anstellung des Bundesanwalts will ich nicht sprechen; für die Ausweisung Wohlgemuth's aber nehme ich feinen Anstand, ihr an dieser Stelle den Dank auszusprechen. Der Fall Wohlgemuth steht übrigens jedenfalls nicht vereinzelt da. Der Wunsch der deutschen Regierung, in der Schweiz eine deutsche Polizei zu haben, kann nur auf dem Verlangen bafiren, von deutschen Beamten zu erfahren, was schweizer Beamte vielleicht zu pflichtgetreu sein würden, ihr mitzutheilen. Was die beutschen Sozialdemokraten in der Schweiz thun, ift öffentlich, steht unter ber Kontrole der schweizer Gefeße und geht die deutsche Regierung gar nichts an. Von dem Standpunkte der Gleichberechtigung der Nationen ist es ein etwas startes Stüd, in fremdem Lande eine Polizei zur Ueber wachung politischer Bestrebungen zu organisiren. Ich konstatire, daß der Staatssekretär auf die Frage, wie sich das Auswärtige Amt zu dem Falle Wohlgemuth stelle, gar nicht geantwortet hat. Vor der diensteidlichen Versicherung Wohlgemuth's, er habe mit dem Wühlen Sie nur luftig drauf los lediglich auffordern wollen, die Informationen an allen Ecken und Enden zu holen, mache ich nicht Salt; ich halte fie nur für eine Ausrede und fann mich von ihr nicht befriedigt erklären. Auch nach dem Verhältniß des oft genannten Polizeidirektors Krüger zum Aus wärtigen Amt werden wir beim Sozialistengefeß uns noch näher erfundigen.
Der Abg. Bock- Minden( dr.) beantragt den Schluß der Debatte. Der Antrag wird von den Nationalliberalen und Ronservativen unterstüßt.
Abg. Richter bezweifelt die Beschlußfähigkeit des Hauses. Da das Bureau diesen Zweifel theilt, wird der Namensaufruf vollzogen, welcher die Anwesenheit von 152 Mitgliedern ergiebt. Das Haus ist also nicht beschlußfähig und die Debatte muß abgebrochen werden.
Schluß gegen 5 Uhr. Nächste Sigung Montag 1 Uhr. ( Anträge, betreffend die Arbeiterschutzgesetzgebung.)