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Dienstag, den 3. Dezember 1889.

6. Jahrg.

Berliner Volksblatt.

Organ für die Interessen

Das„ Berliner Volksblatt"

eint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin   frei S Saus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Pf. Einzelne Nummer pfehle me. Sonntags- Nummer mit dem Sonntags- Blatt" 10 Pf. Bei Abholung aus unserer pebition Bimmerftraße 44 1 Mart pro Monat. Postabonnement 4 Mart pro Quartal. -Lokal ( Eingetragen in der Postzeitungspreislifte für 1889 unter Nr. 866.) für das Ausland: Täglich unter Kreuzband durch unsere Expedition 3 Mart pro Monat.

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Redaktion: Beuthffraße 2.

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der Arbeiter.

Insertionsgebühr

beträgt für die 4 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf., für Vereins- und Versammlungs­Anzeigen 20 Pf. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin   SW., Zimmerstraße 44, sowie von allen Annoncen- Bureaux, ohne Erhöhung des Preises, angenommen. Die Expedition ist an Wochentagen bis 1 Uhr Mittags und von 3-7 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Fefttagen bis 10 Uhr Vormittags geöffnet. Fernsprecher: Amt Vl. Nr. 4106.

Expedition: Bimmerffrake 44.

geschützt werden. Staatshilfe für ihre Rapital­Fata Morgana. anlagen in den überseeischen Ländern, daß Durch die Wüste schleppt sich der einsame Wanderer, ist's, was sie mit allen Mitteln erstrebt haben, und sie haben Sonnengluth und Durst gequält. Dem schier Ver- fie denn auch erreicht. Für solche Dinge sind ihnen die Ein­machtenden erscheint jene selltsame Luftspiegelung, die griffe des Staates ebenso willkommen, wie den Agrariern Fata Morgana, die ihm lachend grüne Dasen und filberne bei der Schweinesperre und den 3uckerbaronen bei der Aus­fuhrprämie. Sie haben freilich die Sache anders betitelt. Sie haben vorgegeben, von einer Art ,, nationaler"

Quellen

nheim.

Der Sklavenhandel florirt weiter, vor Allem floriren aber die Ausgaben für die Kolonialpolitik, denn diese find in eminent raschem Steigen begriffen.

-

Die Bourgeoisie hat, was sie gewollt, sie wird freilich noch immer mehr verlangen. Ob diese Herren wohl selbst glauben, das Volk man weiß sicherlich nicht genau, was fie unter Volk" verstehen habe das größte Interesse an den kolonialpolitischen Bestrebungen und sei erbittert über

-

vorzaubert. Begierig eilt er darauf zu, aber wenn glaubt, dem Biele nahe zu sein, verschwindet die ganze luftige Täuschung; der Wanderer bleibt seiner Qual über- Begeisterung erfüllt zu sein für die Verpflanzung deren Gegner, wie Herr von Kardorff in allem Ernst im fen. Der wunderliche Spuk wiederholt sich immer und deutscher Kultur nach Afrika  ; sie haben ihre eigentlichen Reichstag vortrug. Auf das Volk" der Kommerzienräthe, mer fällt auch der Wanderer der unheimlichen Täuschung 3wede geschickt verborgen, indem fie in großspurigen Phrasen Großgrundbesizer, Handelsherren, Großspekulanten, Groß­für, Slavenbefreiung" schwärmten, und es ist kapitalisten überhaupt und auf die Fürsten der Börse ihnen denn auch gelungen, die Regierung und den Reichstag mögen die Behauptungen des Herrn von Kardorff zutreffen. ein gut Stück weit mitzureißen. Die Ausgaben für die Sonst aber nicht. Kolonien find bewilligt worden und wir schreiten weiter auf

Wiedem Wüstenwanderer geht es unseren Kolonial bärmern und denen, die sich von ihnen haben in's pptau nehmen laffen. Wo sind denn die Schätze

Dublex

3 geblieben, die man zu heben gedachte? Wo ist die Diluthung mit Gold und Elfenbein, von der gierige nicht abzusehen und deren bisherige Erfolge unbedeutend

iniftrie,

Lifte

und aberwißige Philifter geträumt haben? Wo

die großen neuen Absatzgebiete für Handel und In­

von denen die Afrifareisenden gefabelt haben? Wo

und zweifelhaft find.

Wörmann

alich ist die Maffeneinwanderung überschüssiger" Arbeits- ja

nach den Kolonien?

Alles dies ist zu Wasser geworden und statt gewinn­

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Doch was kümmert das große Geifter wie Herrn Politische Uebersicht.

In einem kläglichen Leid-, nicht Leitartikel orgelt die Sozial- Korrespondenz des Victor Böhmert das einzige Lieb, das fie auf ihrer abgenügten Walze hat, wieder einmal ab, das Eiapopeia der Entfagung für den Proletarier.

her Kolonien und Beseitigung der Arbeitsstockung droht betrieben werden; die Schiffsgeschütze decken die Plantagen Wer ist arm? fregt fie und bemerkt: Ja England braucht n die unbeschäftigten Hände noch in's Unabsehbare zu

und Genossen? Das Volk bestreitet aus dem Steuerfädel die Mittel für für das triegerische und sonstige Machtaufgebot zum Schutze der Kolonien und der Schnapshandel dorthin kann ungestört und Faktoreien und halten die Eingeborenen in Unter­wenigstens bis auf einen gewissen Kreis die Macht der ein­heimischen Häuptlinge. Wenn man so in der Wolle figt, wie die Herren Plantagen- und Faktoreienbefizer, dann kann man sich zu Hause auch recht wohl den Lurus eines ,, natio­nalen" Pathos erlauben; gegenüber dem steuerzahlenden

der unterstützte Arme Fleisch und Thee und Zuder!" mehren, indem man sich bemüht, eine Kuli- Einfuhr würfigkeit; die Expeditionen à la Wißmann schwächen Wir meinen, daß nicht blos in England und nicht nur für Deutschland   zu Stande zu bringen. So wenig wir sonst zu den Verehrern der Politik des wir wir hatten gehofft,

-

en Reichskanzlers gehören Rolonialschwärmerei werde sich einigermaßen dämpfen fen durch die engen Grenzen, welche er in seinen be­nnten, in den Weißbüchern veröffentlichten Erklärungen Spießbürger steht das der Sache auch ganz gut an. Dann 3ogen hat für Kolonialerwerbungen und Kolonialpolitik lassen sich die Philister auch vortrefflich unterhalten mit den Serhaupt. Jene Grenzen sind aber

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aus uns unbe­längst von der Kolonialpolitik über­

Gefechten und Operationen der Kolonialtruppen; es ist gar interessant zu lesen, wie ein Negerdorf bombardirt oder mit

aute Ernährung von hervorragendster Wichtigkeit ist, im Intereffe des physischen und sozialen Wohlergehens der Nation. Mit pharifäischen Phrafen aber sättigt man die Armuth an zeitlichen Gütern nicht. Ein schweigender Stockfisch in Butter gefotten Behaget den radikalen Rotten Viel beffer als ein Mirabeau  Und alle Redner seit Cicero  ."

Und gar erft beffer als Bode, Böhmert und andere Organisten des Harmonie Instruments! Wie die Noth, wie die Unter­ernähruna, bie betrübende Klaffenlage wirken, zeigt dieselbe Sozial. Correspondenz" in derselben Nummer. Aus dem Be­richte des Dresdener Armen amtes ergiebt, daß von

Britten worden und die Grundsäße, die jetzt Bismard Hurrah genommen wird. Schier fämen wir noch in die Lage, er Sohn versicht, sind ganz andere, als die die Eingeborenen troß alledem zu beneiden, denn der Staats­Bismard der Vater aufgestellt hat. Man darf sekretär Graf Bismarck soll ja die Absicht haben, eine Kodi Werdings nicht vergessen, daß die Bourgeoisie sehr fitation internationaler Menschenrechte arauf aus ist, Gelegenheit zu neuen und ersprießlichen zu bewirken. In diesem Koder werden die Afrikaner sicher verwahrloften und solchen Kindern, deren Eltern nicht für ihre Rapitalanlagen zu suchen. Das Plantagewesen, die Handels- lich nicht unter ein Sozialistengefeß gestellt und der Herr Ba tann man bequem sein Geld anlegen und eine Rente beiter sicherlich dauernd verdienen, wenn er diese inter­toreien und ähnliche Einrichtungen find ihr eben recht. Staatssekretär würde sich den Dank der deutschen Ar=

ieben; die eingeborenen Arbeitskräfte sind ja so billig zu ben und die ganze Sache macht sich so angenehm, denn

and und Meer in's heiße Afrita" zu reisen und sich den fahren des Klimas und den Angriffen räuberischer Eins

nationalen Menschenrechte auch auf sie ausdehnen wollte, um so mehr, als in den Menschenrechten auch wohl Be der Neger enthalten sein dürften.

Kinder forgen können), 79,24 pCt. Waisen waren, von denen bei 46 52 pet. die Eltern der Lungenschwindsucht zum Opfer gefallen find. Bei ferneren 10 pCt. war die Ur fache der Fürsorge Krankheit der Eltern. Es ergiebt fich dem­nach," fagt die Sozial Correspondenz", daß ein ziemlich

Herr Rentier und Unternehmer braucht ja nicht über ftimmungen gegen allzugroße Ausnutzung der Arbeitskraft fulofe ift eine gesellschaftliche Massenerscheinung, die in der

Vorläufig merkt man von solchen Menschenrechten in

borenen auszusetzen. Das thun andere Leute, die dafür den Kolonien nicht viel, denn in den 3eitungen stand

ahlt werden. Selbstverständlich ist den Herren Unter­mern und Plantagen befizern nichts angenehmer, als wenn Rapitalanlagen burch Kriegsschiffe und Kolonialtruppen ift, aber wir haben es gelesen.

fürzlich, es feien vier gefangene Anhänger des Häuptlings Buschiri   gehängt worden. Wir wissen nicht, ob das wahr

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Feuilleton.

Derboten.)

Germinal.

Sozialer Roman von Emile Bola.

Sinzig   autorifirte Uebersehung von Eraft 3iegler.

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( 44

einmal, die Sache ist ohne jebe Bedeutung! Also thut mir den Gefallen, legt Euch wieder in's Bett und seid um neun Uhr bereit, wie es abgemacht ist."

Er füßte fie Beide und verließ schnell das Haus. Das Geräusch seiner Schritte verlor fich über dem gefrorenen Boden des Gartens.

Johanna verkortte die Rumflasche, Lucie verschloß den Biscuit und Beide benutzten die Gelegenheit dieses unge­wöhnlich frühen Erwachens, um sich zu überzeugen, ob die

war fauber, aber er blickte kalt und schien zu verrathen, daß

Maffenarmuth wurzelt und eine Arbeitergeneration nach der anderen vernichtet.

Von unglaublicher Unwissenheit in nationalötono­mischen Dingen zeugt der immer und immer wiederholte Ver such der Herren Agrarier, den Nachweis zu liefern, daß die Rorn- und Fleischpreise durch die 3ölle nicht beeinflußt

Seit der Haushalt in Folge des schlechten Geschäfts- Dienstboten ordentlich aufgeräumt hatten. Der Speisesaal beren einer dem Dampfventilator diente, während in dem ages eingeschränkt werden mußte, hatten sich plötzlich aus fen etwas extravagant ausschauenden Mädchen, die nach die Küche mager und sparsam war. Eine Serviette lag bracht waren.

haus hatte eine tokett geformte Bedachung, im Thurme gab's eine Uhr, die Maschinenhalle und das Schachthaus zierten Renaissance- Ornamente, und selbst der große Schornstein war geschmackvoll aus rothen und schwarzen Backsteinen zu­sammengesetzt, deren Mosaikgetäfel sich spiralförmig bis zur Spike hinaufwand. Die Hubpumpe befand sich in der alten Grube Gafton- Marie, die nur noch diesem Gebrauch diente, während Jean- Bart außer dem Förderschacht nur zwei rechts und links daneben gelegene Schachte besaß, anderen die Fahrten zum Hinab- und Hinaufsteigen ange­Chaval war um vier Uhr früh als der Erste von allen raden in Montsou, fünf Centimes mehr verlangen müsse. Lärmend stürmten die vierhundert Männer der Grube von fahren wollten, ihre Lampe in der Hand, mit nackten Füßen, Schuhen, die Winterröcke über die Achseln geworfen, ihnen den Bugang zur Förderschale versperrten. 3wischen ihnen rannten die Aufseher verzweifelt hin und her, beschworen die Leute, vernünftig zu sein und wenigstens Diejenigen, welche arbeiten wollten, nicht daran zu hindern.

Runstgeschmack gelebt hatten, sehr sparsame und kluge Endlich fliegen die jungen Mädchen wieder in ihr Schlaf- Arbeitern erschienen und bestimmte, daß man, wie die Rame­

olirten und in Ordnung hielten. Trotz ihres knabenhaften seines Gemüsegartens einschlug, dachte er an sein Vermögen, der Wärmeftube ins Schachthaus; die Einen, welche ein mit den Lieferanten, änderten unaufhörlich ihre alten fauft hatte, meinend, er werde dies Geld verzehnfachen Schaufel oder Haue unterm Arm; während die Andern, in Kleiber, ftatt neue zu kaufen, und wußten ungeachtet der nehmenden Verlegenheit ihres Vaters den Haushalt an­

indig zu führen.

Während Deneulin die kürzesten Wege durch die Steige an den Denier von Montsou, den er für eine Million ver­fönnen, während heute vielleicht alles auf dem Spiele stand. Welch' eine Kette widriger Zufälle war ihm begegnet! Ünge­heure Reparaturen, schwierige und kostspielige Gewinnung und dann endlich die industrielle Krise, gerade im Moment, wo er anfing, etwas Geld zu verdienen. Und jetzt? Wenn

fich fein Blick sorgenvoll verkümmerte, setzte sie hinzu: B, Papa!" wiederholte Lucie. Und als sie bemerkte, ift wohl ernst da drüben, daß Du solch ein finsteres feine Leute die Arbeit einstellen, ist er verloren! Beficht macht?... Dann bleiben wir bei Dir, Papa, und

en die Anderen allein fahren!" Sie Sprach von einer für den Vormittag projektirten Partie: Frau Hennebeau sollte mit ihrem Landauer zuerst alien aus der, Piolaine abholen und dann die beiden wifter, und die vier Damen wollten zusammen nach

anna.

Er öffnete eine kleine Pforte, die Schatten vor ihm wurden dichter und dunkler, Laternen blinkten daraus her­vor: Er stand vor seiner Grube.

Jean- Bart besaß nicht die Bedeutung des Voreur, aber es war, dank der neuen Installation, eine hübsche Grube",

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Chaval erblickte Räthchen in Rittel, Hose und Gruben­tappe, bereit zum Einfahren, trotzdem er ihr am Morgen brutal befohlen hatte, das Zimmer nicht zu verlassen. Šie war ihm gefolgt, verzweifelt über sein Verbot zu arbeiten; denn er gab ihr niemals Geld und oft mußte sie selbst für ihn zahlen; was sollte das werden, wenn sie nichts mehr

em Eisenhammer von Marchiennes   fahren, deren Direktorin Förderschacht um anderthalb Meter erweitert, er hatte ihn liches, verrufenes Haus in Marchiennes, wo die Gruben­

auch bis zu einer Tiefe von siebenhundertundacht Meter ver­

Natürlich bleiben wir zu Hause!" wiederholte Jo- größert, hatte eine neue Fördermaschine, einen neuen Aufzug,

Aber er wurde ärgerlich:

furz alles Material nach den letzten Verbesserungen und Er­Es waren selbst die Gebäude mit das Sortir­

st das wieder eine Idee!... Ich sag Euch noch einer gewiffen Eleganz ausgestattet worden

mädchen, welche keine Arbeit und kein Obdach haben, zu enden pflegen. Himmel Kreuz..." wetterte Chaval. Was haft Du. Chaval. ,, Was hier zu schaffen?" Sie stotterte, sie habe keine Renten und wolle arbeiten.