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2. Beilage zum Berliner   Volksblatt.

Mr. 288.

Lokales.

Der auffällige Zurückgang der Zahl Ichulpflichtiger Binder, welcher in diesem Jahre bei der städtischen Verwal­ung Berlins   beobachtet worden ist, lenkt die Aufmerksamkeit uf eine Erscheinung in den Berliner   Wohnungsverhältnissen, bie zwar seit Jahren bereits beobachtet ist, aber bisher äußerlich bobl noch nie so deutlich hervortrat, wie bei dem erwähnten Anlaß. Es laffen sich hier zum ersten Male die Wirkungen er Berkehrseinrichtungen erkennen, welche Berlin   mit den Vor­ten verbindet. Schon seit Jahren befinden sich in diesen Sororten Miethshäuser; die Miethen Miethen find hier um in beträchtliches billiger als in Berlin   und Hand­perfer, Beamte und Geschäftsleute waren oft Jahre ng in Berlin   bei Verwandten oder Bekannten als Chambregarnisten oder Abmiether gemeldet, um sich für re in den Vororten wohnenden Kinder das Recht des eien Berliner   Schulunterrichts zu sichern. In den Vororten burbe mehrfach noch Schulgeld erhoben, auch waren die Schulen ort noch vielfach recht mangelhaft. In beiden Punkten ist in terer Zeit Wanbel gefchaffen. Das Schulgeld ist in den Bororten Berlins   gegenwärtig wohl überall beseitigt und die Gemeinde- Verwaltungen in den Vororten haben sehr richtig lannt, bak es für fie tein besseres Mittel giebt, eine steuer­träftige Bevö ferung aus Berlin   für ihre Gemeinde zu gewinnen, s burch Errichtung der nöthigen Schulen. So erklärt es sich, daß t nach Beseitigung des Schulgeldes in den Vororten, die Berliner   Schulen ihren Neiz für die in den Vororten wohnen­en Familien verlieren. Es wäre auch garnicht zu vermundern, enn fich in nächfter Zeit eine ähnliche Erscheinung bezüglich

Bevölkerungssiffer in Berlin   bemerkbar machte. Es giebt familien genug, die mehr als einen Grund haben, nicht in Belin zu wohnen und deshalb in die Vororte ziehen. Für

Berliner   Geschäfts- und Verkehrsverhältnisse ergeben nich Daraus für die Folge ganz neue Gestaltungen. So sind bei bielsweise in einem großen Wertstattgebäude im Südosten, in chem sich etwa 30 verschiedene Werkstätten befinden, die ften derfelben an Leute vermiethet, die in den Vororten ohnen. Während früher der Verwalter des Grundstücs

Meift 12t Verlegenheit war, um für die Miether einer Werkstatt die nöthigen Wohnräume in dem Grundflüd au besorgen, Derden solche von den meisten der jzigen Werkstattmiether Sarnicht verlangt. Die Leute wohnen in den Vororten.

Sonntag, den 8. Dezember 1889.

Banfiers sagen, die ihren ganzen Reichthum und manchmal noch mehr im Schaufenster prahlerisch aufbauen, um damit zu glänzen. Die Herren beanspruchen natürlich, daß ihr Eigen­thum ihnen geschüßt werde. Das ist ganz richtig. Gegen den Einbrecher hätte man es auch allenfalls vertheidigt, aber die , unehrlichen Finder", fie alle fündigen auf das Ronto des " frechen Einbrechers". Und was mögen für anständige Leute" unter diesen unehrlichen Findern" sein? Ist nun der erfolgs lose Versuch, sich fremdes Eigenthum anzueignen, wenn dies hinter einer Glasscheibe liegt, so sehr viel verwerflicher als die Wegnahme von fremden Sachen, wenn sie auf der Straßeliegen? Von dem frechen Einbrecher spricht Jeder, über ihn fält Jeder her und er wird ja auch seine Strafe empfangen. Von ben Findern" sagt man nichts und doch find fie im vor­liegenden Falle fittlich nicht besser als der Einbrecher", den die Noth zum Verbrechen trieb, während jene nur wegen der bequemen Gelegenheit, die sich ihnen bot, zu Dieben wurden.

Aufrichten gestürzter Pferde. Wiederholt fieht man, daß bei Pferden, weiche auf alattem Boden gestürzt sind, zum Aufrichten nicht die richtigen Mittel angewendet werden, was oft zu Mihhandlungen des Thieres führt. Die Unter­Die Unter­stügung muß folgender sein: dem gestürzten Pferde, welches Borderschenkel zum Aufspringen zurecht zu legen. Zu diesem fret von Strang und Deichsel sein muß, find zunächst die 3ved wird es mit der Vorderhand so gehoben, daß es auf dem Brustbein ruht. Ein Mann stellt sich einige Schritt vor das gestürzte Pferd, nimmt mit jeder Hand einen Trensenzügel und giebt damit hebende Anzüge; gleichzeitig wird es am Schweif gehoben und zum Aufstehen angefeuert. Glatter Boden ist vorher mit Siroh und Decken zu belegen, so daß Vorder- und Hinterschenkel sofort festen Fuß faffen können. Sollte das Pferd troßdem nicht aufspringen, so zieht man einen Gurt oder Strid unter der Brust dicht hinter den Vorder­beinen durch und unterftüßt es durch Heben auf beiden Seiten. Meistens bleiben die Pferde aus Schrecken darüber, daß fie aeftürzt find, liegen; die angeführte Unterstügung wird alsbald Erfola haben.

Eto russischer Schwindler hat nach der Berl. Pr." hier in erfolgreicher Weije debütirt. Vor einigen Monaten empfing ein in der Friedrichstraße   wohnender Dentift P. den Besuch eines überaus vornehm auftretenden Russen, der sich Dr. Nemierowski nannte, und die Absicht kundgab, bei Herrn P. die Zahntechnik zu er= lernen. P. beanspruchte für einen Lehrkursus 300 M., welche Summe der Ruffe bereitwilligft zu zahlen erklärte. Der Unter­richt begann und schon einige Tage darauf brachte der angeb­liche Doktor auch noch seine Gattin mit, welche dem Studium ebenfalls höchste Aufmerksamkeit widmete. Am leßten Sonn­abend war der Lehrkursus beendet nnd das Honorar somit fällig, besgleichen ein erheblicher Betrag für Piombenmaterial und sonstige Auslagen. Aber P. wartet noch heute auf den ingeniösen Mostauer. Derselbe ist spurlos verschwunden. Nicht unwahrscheinlich ist es, daß er jetzt bereits den Mostauer Bo

Der diesjährige Winter scheint einen recht unheilvollen Einfluß auf das Proletariat auszuüben. Selten war die Zahi der Selbstmorde so groß, wie in den lezten Wochen und Mo­naten, und selten standen die verübten schweren Verbrechen oft­mals in einem so engen Zusammenhange mit der Noth und dem Elende ter Thäter, wie in den neuerdings durch die Lagespreffe berichteten Fällen. Es ist ja sehr billig, über die Berkommenheit Anderer su urtheilen, so lange man selbst ge= borgen in der warmen Stube und bei leidlicher Nahrung fist. jaren mit der so billig erlernten Kunst gute Dienste leistet. Ber aber das Elend aus näherer Anschauung, vielleicht aus gener Erfahrung fennt und sich noch ein menschlich fühlend Derz bewahrt hat, der urtheilt anders und betrachtet auch die Dinge von einem anderen Standpunkt. Er wird deshalb ganz Remis tein Verbrechen gegen Leben oder Eigenthum gutheiken, ber er betrachtet sie doch anders, als es in der gut spieß bürgerlich gesonnenen Preffe geschieht. Zu solchen Betrach tungen giebt namentlich die Mittheilung von einem Diebstahl Anlaß, der am Dienstag Abend in der Friedrichstraße verübt

wurde:

Ein Reaen von 3wanzigmartitüden ergoß fich, bie biefige Blätter übereinstimmend melden, am Dienstag- Abend

7 Ubr Ede Friedrich- und Franzöfifchestraße über das

Straßenpflaster und verhalf zahlreichen Baffanten zu einem ungeahnten Gewinn, Der gütige, aber unfreiwillige Spender Dar ein Dieb, der furz zuvor einen der frechsten Einbruchs. bebitähle begangen hatte, der jemals zu verzeichnen gewesen en dürfte. Bur genannten Stunde tam der fühne Einbrecher die Friedrichstraße entlang. Vor dem im Hause Nr. 171 be findlichen Bantzeschäft von A. Molling machte er pöglich Halt, nahm einen großen Stein und, unbefümmert um das ihn unt Dogende Menschengewühl, zertrümmerte er die große Spiegel heibe des Auslagefenfters, griff fed nach einem der daftehen Den Beutel, in dem sich blizende Zwanzigmarkstücke in Höhe Don einigen Tausend Mark befanden, und suchte mit dem Schat das Weite. Selbstverständlich war die freche That

nicht

tote

unbemerkt geblieben. Auf den Ruf der ebenso erstaunten entrüsteten Paffanten wurde die Verfolgung des Ein­

brechers unternommen und an der Französischestraße, vor dem Saufgeschäft von Fahfe, gelang es einem muthig zupackenden Arbeiter, den Flüchtigen zu ftellen. Indeß fo leichten Raufs lab fich der nicht gefangen. Er schlug wüthend auf den Arbeiter en und suchte fich den Händen desselben zu entwinden. Der aber hielt wader aus, bis weitere Hilfe kam und der Patron berwältigt wurde. Als diefer jest fah, daß es fein Entrinnen he gab, nahm er blißschnell den Beutel und schüttelte, ehe noch baran gehindert werden konnte, den werthvollen In­alt beffelben weithin über die Straße. Und nun entwidelte f eine der tolliten Szenen, die man je gesehen hat. Was Sin de zum Greifen hatte, faßte nach den flingenden Gold­münzen, die nach allen Richtungen über das Pflaster trudelten, bier in den Rinnstein, dort in irgend einen Spalt und sonst Bestohlenen auf dem Schauplaße erschien, der goldene Schak bereits in alle Winde verstreut war. Beiflicherweise in ein großes Jammern aus, doch half das nichts mehr; denn Gold und Beutel sah sie niemals wieder. Jazwischen war der freche Räuber von der Polizei abgeführt

noch

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wohin verschwanden, so daß, als schließlich die Gattin des

Die Dame brach be

zunächst auf der Revierwache festgesezt worden. Das

Der Schaufenster­

werden

Ein bösartiger Bulle hat, wie die B. Br." mittheilt, gestern semen Tranporteur schwer verlegt. Als sich der Schlächtergeselle Walter, der dos Thier von Lichtenberg   nach Friedrichsberg trans portirte, gestern mit bemfelben nahe der Verbindungsbahn befand, wurde der Bulle p'öglich mild und ichleifte den Gefellen, der ihn nicht zu bändigen vermochte, eine Strecke Weges mit sich. Dann aber ging der Etier plöglich um Angriff gegen seinen Begleiter über und bearbeitete thn derartig mit den Hörnern, daß der Gefelle als todt auf dem Blaze liegen blieb. Paffanten brachten mit etoener Gefahr dem Schwerbebrängten Hilfe, der sofort in oas Krankenhaus be örhert murde. Leider ist wenig Hoffnung vorhanden, ihn am Leben zu erhalten.

Ein Feuerbrand anf freiem Felde erregte gestern Vormittag nach 10 Uhr die Aufmerksamkeit der PBoffanten der Brunnenstraße und veranlaßte alsbald das Einschreiten der Berliner   Feuerwehr. Zwischen der Brunnenstraße und der Straße XXX liegt ein geräumiges noch unbebautes Terrain, deffen eine Hälfte gegenwärtig zu einer Eisbahn hergerichtet wird, dessen andere Hälfte im Sommer den dortigen fleinen Leuten" in bekannter Weise als Sommerfrische" diente, indem fieine Barzellen als Gaiten vermiethet wurden. Auf dem jest öden Terrain stehen jezt nur noch die verlassenen Lauben und Breiterbuden als ftumme Zeugen vergangener Herrlichkeit. Aus einer dieser Buden schlug nun plöglich eine mächtige Feuergarbe, iu wenigen Minuten das leichte hölzerne Gebäude emnäschernd. So unbedeutend der Brand an und für sich auch fein mochte, fo lag die Gefahr doch darin, daß mehrere große Holzpläge die unmittelbare Umgebung bilden, welche bei einem größeren Umfichgreifen des Brandes gefährdet erschienen, eine Gefahr, die indeffen durch das schleunige Erscheinen der Feuer­wehr beseitigt wurde.

Gerichts- Beitung.

Ein boses Namspiel aus seiner Militär- Dienstzeit bildete für den Techniker Alfred R. eine Anfiage wegen Be­trugs, die gestern vor der ersten Straffammer des Land­ gerichts I   gegen ihn verhandelt wurde. Der Angeklagte ist am 1. Oftober v. 3. als Einjähriger bei der Garde- Artillerie ein getreten und soll sich in fünf verschiedenen Fällen durch falsche Borspiegelungen Kredit verschafft und dadurch Geschäftsleute geschädigt haben. Die Beweisaufnahme ergab seine Schuld in vier Fällen, wobei erschwerend in's Gewicht fiel, daß der An­geklagte mit einem besonderen Leichtfinn vorgegangen war. Seinen Wirthsleuten erzählte er, daß er ein Einkommen von 400 M. monatlich befize und sein Vater Eigenthümer eines Gutes in Sachfen fet. Es gelang ihm dadurch, Kredit zu erhalten, die gemachten Schulben hat er aber nicht bezahlen fönnen, denn sein Vater ist ein vermögensloser Oberstlieutenant a. D., welcher für die von seinem Sohne leichtfinnig einge­gangenen Verpflichtungen nicht aufkommen tann. Unter den Gefäbigten befand sich auch ein hiesiger Reitinstituts befizer, bei dem der Angeklagte abonnirt hatte, ohne zu bezahlen, ein Raufmann, bei dem der Angeklagte mehrere Waaren ent­nommen unter der Zuficherung, daß er nach zwei Tagen be zahlen wolle, ist nachträglich befriedigt worben. Der Angeklagte führte zu seiner Entschuldigung an, daß ihm bisher eine besondere Hilfe quelle zur Verfügung gestanden hätte. Er sei nicht ber natürliche Sohn desjenigen, dessen Namen er trage, sondern von demselben nur abopiirt, fein Bater sei ein bekannter biefiger Großindustrieller, ber ihn in früheren ähnlichen fritischen Lebenslagen unterftüßt und auf bessen Hilfe er auch jekt gerechnet hätte. Da fich herausstellte, daß der Angeklagte chon beim Emgehen der Verbindlichkeiten gewußt, daß ihm von dieser Seite eme Unterſtüßung nicht mehr werden würde, so hielt der Gerichtshof Betrug in 4 Fällen für erwiesen und verurtheilte den Angeklagten zu einer Gefängnißftrafe von drei Monaten, wovon ein Monat durch die erlittene Unterfuchungs­haft für verbüßt erachtet wurde.

enige gemacht, der sich dabei das größte Verdienst erworben bat. Es ist der arme Arbeiter, welcher, mit Wunden ganz be­bedt, den Heimweg antreten mußte. bieb ist ber ftellenlose Kellner David Havel. In einer an den Litfaßläulen angehefteten Befanntmachung bie ehrlichen Finder gebeten, die Goldftüde gegen Be­lohnung beim Polizei- Revier Nr. 38, Kronenftr. 22, oder in Dem oben bezeichneten Bankgeschäft abzugeben. Wenn ein Hellenlofer Mensch, der vielleicht feinen Pfennig in der Tasche bat, die Friedrichstraße entlang geht und in einem Schaufenster einen Beutel mit Goldmünzen ausgestellt fieht, so möchte man boch wirklich glauben, daß eher eine Art Manie als wohlüber bamit nicht entschuldigt, aber jedenfalls befter erklärt. Man eate Fredheit ihn zu dem Verbrechen antrieb. Das letztere ist macht den armen Teufel feine Handlungsweise verantwortlich und mit Recht, aber hat man denn gar keinen Vorwurf für das unseres Erachtens Bang unpaffende Geschäftsgebah en vieler Banfiers, welche ihre Banje Baarichaft prablertsch in ihrem Schaufenster aufstapeln? Dan bat oft genug über die Unfitte vieler Damen& lagt, welche ibre Bortemonnaies fichtbar in der Tasche tragen und adurch zum Taschendiebstahl aufreizen.

denn das ist er doch sicher für

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Aehnliches lick fich von den

6. Jahrg.

Verurtheilung des Anzeigenden zu den Kosten des Verfahrens. Der Tischlergefelle Carl Schulze mar megen groben Unfugs in eine Haftstrafe genommen worden. Auf den von ihm eingelegten Einspruch gelangte diese Sache vor der 97. Abtheilung des Berliner   Schöffengerichts zur Ver handlung. Der grobe Unfug sollte dadurch begangen worden sein, daß der Angeklagte dem Drechslergefellen Lehmann abfichtlich auf die Füße getreten hat. Durch die Beweis auf nahme wurde aber festgestellt, daß Lehmann mit dem An­getlagter e'nen Wortftreit provozirt hatte, weil biefer ihn etwas fcharf figirt hatte. Als darauf ein Schußmann herzufam, trat Lehmann wahrheitswidrig mit Der Behauptung auf, ber Andere habe ihn wiederholt abfichtlich auf die Füße getreten. Die Folge defer unrichtigen An­gabe war zunächst die Siftirung des Schulze zur Wache und demnächst der Eclaß des gedachten Strafbefehls. Ohne daß feitens des Angeklagten oder des Staatsanwalts ein Antrag wegen Verurtheilung des Lehmann in die Kosten des Ver= fahrens und der dem Angeklagten erwachsenden Auslagen ge­ftellt worden wäre, verkündete der Gerichtshof nach dem frei­fprechenden Urtheil noch den Beschluß, nach Maßgabe bes § 501 Str.-Pr.-D. dem Anzeigenden, p. Lehmann, die bezüg lichen Koften aufzuerlegen. Der Vorsigende führte aus, daß zur Anwendung dieser Bestimmung nicht eine schriftlich firirte Anzeige erfordert werde, sondern daß es genüge, daß einem Bolizeibeamten eine Mittheilung gemacht werde, welche zur Herbeiführung eines Strafverfahrens geeignet fet. In der vorigen Woche hat die 96. Abtheilung des Schöffengerichts die direkt entgegengesezte Entscheidung getroffen.

Soziale Mebersicht.

Achtung! Drechsler und lämmtliche Berufs­genossen. In der am 4. b. M. stattgefundenen öff ntlichen Versammlung wurde einmüthig der Beschluß gefaßt, die Wiener  ftreifenden Perlmutterarbeiter thatfräftig zu unterstüßen. Als Vertrauensleute find gewählt worden: F. A. Rautenberg, Brinzessinnenstr. 22, v. 4 Tr. bei Reim; Ehlert, Staligerftr. 29a, Hof Quergeb. 1 Tr.; Zeise, Bartelstr. 3; 2. Kreiser, Blumen Straße 54, Hof part.; Erneft de Jung, Schönhauser Allee   187, Hof 4 Tr. bei Keckstadt. Dei denselben find Listen zu haben, desgleichen Sonnabends, Abends von 8-10 Uhr, und Sonn­tags, Vormittags von 9-12 Uhr in folgenden Lofalen: Schulz, Admiral str. 40a; Gründel, Dresdenerstr. 116, früher Wendt; Schmidt, Krautftr. 48, früher Lockstädt; Gnadt, Brunnenstr. 38. Ausführlicher Versammlungsbericht folgt.

Der niederösterreichische Handelskammerbericht über die Lage von Industrie und Gewerbe im Erzherzogthum Niederöstereich, welcher vor einigen Monaten erschienen ist, weist in feiner Emleitung darauf hin, daß das Großfapital auf Kosten der Kleinen raich fortschreitet. Es heißt u. a.: Die Abnahme in der Zahl der Betriebe erklärt sich zum großen Theil aus der Aufsaugung der kleineren durch die größeren Betriebe; die Großbetriebe haben eine 3unahme aufzuweisen, so daß der Verlust lediglich den Mittel­und Klein betrieb trifft." Welcher Troft für unserer Zünftler, für solch ausgezeichnete Renner von Industrialismus und Hand. mertsnöthen, wie der Hofrath Ackermann und der Junker von Kleist Regom!

Versammlungen.

B

Ueber die impolante Volksversammlung, die am 1. b. M. in der Borussia Brauerei zu Niederschönweide unter dem Vorfiz des Herrn Mielenk tagte, haben wir bereits einen furzen Bericht gebracht. Aus einem längeren Bericht, der uns zur Verfügung gestellt wird, verdienen folgende Beschlüsse, melche die Versammlung faßte, nachgetragen zu werden: Die Versammlung ist mit dem Referenten einverstanden und ver pflichtet sich, bei der Wahl für den Reichstaglandidaten Herrn Wilhelm Werner   voll und ganz einzutreten. 2. Die Versamm lung beschließt, für den nächsten Sommer Friedrichshagen   gänz­lich zu meiden, weil kein Wirth sein Lokal zu Versammlungen für Arbeiter siebt. 3. Die Versammlung beschließt, in Tempels hof nur im Restaurant Niete zu verkehren, da baffelbe vom Garde- Train- Bataillon geboykottet wird, weil eine Arbeiter­Versammlung am 11. November dort stattgefunden hat. Ferner lagen zwei Fragen vor: 1. Wäre es nicht gut, für Johannis­ thal  - Niederschönweide und Umgegend einen Arbeiterverein zu gründen? Die Versammlung beschloß, eine Kommission von brei Personen zu wählen, welche Statuten ausarbeiten foll und dann diefelben einer Versammlung vorlegen. Gewählt wurden Mielent, Nüß und Haafe. Die zweite Frage lautete: Wie foll man sich den Restaurateuren gegenüber verhalten, melche Genoffen das Lokal verboten haben, überhaupt mit den Arbeitern nichts weiter zu thun haben wollen, als bloß ihr Geld zu nehmen. Diese Frage wurde mit dem Rath beant wortet, bei den betreffenden Wirthen nicht mehr zu verkehren. Folgende Wirthe wurden genannt, die Genoffen das Lokal nur darum verboten, weil die Betreffenden Sozialdemokraten sind: In Johannisthal   Herr August Senftleben und Frau Ludwig, in Niederschönweide Herr Hermann und Berr Streder. Nachdem der Vorfißende der Versammlung ans Herz gelegt, alle Beschlüsse als Männer treu zu halten und für die Arbeiterfache steis einzutreten, wurde die Bersammlung mit einem Hoch auf die Sozialdemokratie gefchloffen.

Gine öffentliche Kommunalwähler- Versammlung für den 27. Bezirk fand am Donnerstag in den Räumen bes Böhmischen Brauhaufes" unter Vorsitz der Herren Bernbt, Baars und Kurze statt. Etwa 1000 Berfonen waren anwesend. Bunächst theilte der Boifigende mit, daß der brieflich ein­gelabene Stabto. Törner fich brieflich entschuldigt habe, ba er Wichtiges zu thun habe". Außerdem fei Herr Törner Tags vorher in einer freifinnigen Versammlung davon abgerathen morden, in die sozialdemokratische zu gehen, da ihm dort ber Pelz gehörig werde gewaschen werden. Er hätte aber nur mit ben Wünschen der Arbeiter vertraut gemacht werden sollen. Hierauf erhielt der Rerefent, Herr Stadthagen  , das Wort zu feinem Vortrage über die bevorstehenden Stadtverordneten Stichwahlen im 27. Bezirk. In diesem Bezirke ständen sich Freifinnige und Sozialdemokraten gegenüber. Dem Sozial demokraten brauche man nicht sagen, wem er seine Stimme zu geben habe, wohl aber dem Wantelmüthigen. Diesem müßten unfere Brinzipien flar gelegt werden. Selbstverständlich sei es, daß sich unser Endziel nicht innerhalb der Stadtverwaltung werbe vermittlichen laffen tönnen, wohl aber ließen fich bie heutigen Zustände, namentlich bei Berathung des Etats, tritifiren. Aber es gebe Sachen, bei denen die Arbeiter kandidaten dahin wirken können, daß nicht noch mehr Rechte