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Dienstag, den 17. Dezember 1889.
6. Jahrg.
Berliner Volksblatt.
Organ für die Interessen der Arbeiter.
erfcheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei in's Haus vierteljährlich 4 Mart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Pf. Einzelne Nummer 5 Pf. Sonntags- Nummer mit dem Sonntags- Blatt" 10 Pf. Bei Abholung aus unserer Expedition Zimmerstraße 44 1 Mart pro Monat. Postabonnement 4 Mart pro Quartal. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1889 unter Nr. 866.) Für das Ausland: Täglich uuter Kreuzband durch unsere Expedition 3 Mart pro Monat.
Die
Redaktion: Beuthstraße 2.
Schwarzen Brüder.
Wenn die Herren Wörmann und Genossen von den Erfolgen der Kolonialpolitit sprechen, so glauben wir ihnen gern, daß sie es damit ganz ernsthaft meinen. Der Unterschied ist nur der, daß die Herren Wörmann und Genossen behaupten, diese sogenannten Erfolge feien eine Sache, die dem gesammten deutsch en Volte zu Gute komme, während wir behaupten, daß nur die Herren Wörmann und Genossen etwas davon profitiren. Und wir glauben beweisen zu können, was wir behaupten. Denn bei genauer Betrachtung wird man die Wörmann und Genoffen doch wohl kaum mit dem deutschen Volke verwechseln.
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Am wenigsten werden dies die wetterfesten Seeleute thun, die bisher auf den Wörmann'schen Dampfern gedient haben und denen man in Gestalt von schwarzen Brüdern, von Kru Negern, so plötzlich so unangenehme Konfurrenten gegenübergestellt hat. Der Vorgang im Hamburger Seemannshaus ist viel zu wenig beachtet worden. Dort wollte man die für die Wörmannschen Schiffe bestimmten Neger unterbringen. Das Seemannshaus ist zwar ursprünglich nur für deutsche Seeleute bestimmt, allein die" patriotischen" Herren Rheder scheuten sich nicht, die Neger in das Seemannshaus zu weisen, ohne Bedenken, ob dadurch den deutschen Seeleuten daselbst der Aufenthalt verleidet werden tönnte oder nicht. Wir, die wir von jenen Kaufherren bei jeder Gelegenheit als paterlands los" verschrieen werden, wollen nicht verfäumen, die Herren Wörmann und Genoffen hierbei an ihre vaterländischen Pfichten zu erinnern. Indessen haben sich die Hamburger Seeleute felbft geholfen und bewirkt, daß man die schwarzen Brüder wieder ausquartieren mußte.
Die Hamburgischen Matrosen werden sonach von den Erfolgen der Kolonialpolitik noch weniger erbaut sein, als wir. Um o mehr Herr Wörmann, der sich nicht nur über den steigenden Abfat der bekannten scharfen Reizmittel der freuen wird, son3ivilisation" Schnaps 2c.- freuen wird, sondern sich nun auch den Bezug billiger Arbeitsfräfte eröffnen und sichern will. Wir haben schon vor langer Beit die Befürchtung ausgesprochen, die Kolonialpolitik werde den Kausherren ganz von selbst die Gelegenheit geben, Neger als billige Arbeitskräfte nach Europa einzuführen. Nun ist es soweit gekommen und die Herren Rheder machen den Anfang. Wir glauben kaum, daß man mit Vorstellungen von Humanität und Patriotismus die Rheder wird bewegen können, die Negereinfuhr zu vermeiden. Diese Herren sind keine so schwächlichen Seelen, die auf derlei Gründe hören; sie werden für dieselben ebenso unzugänglich sein, wie einst die Baumwollenbarone im Süden der großen Union für die Forderung der Abschaffung der Negersklaverei. Sonach stehen wir
Feuilleton.
Stadbrud verboten.]
Germinal.
Sozialer Reman von Emile Bola. Einzig autorifirte Ueberfegung von Eraft Siegler.
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Insertionsgebühr
beträgt für die 4 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf., für Vereins- und VersammlungsAnzeigen 20 Pf. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., Bimmerstraße 44, sowie von allen Annoncen- Bureaux, ohne Erhöhung des Preises, angenommen. Die Expedition ist an Wochentagen bis 1 Uhr Mittags und von 3-7 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Fefttagen bis 10 Uhr Vormittags geöffnet. Fernsprecher: Amt VI. Nr. 4106.
Expedition: Bimmerfraße 44.
in Deutschland vor dem Versuch eines Neger imports , der volkswirthschaftlich eben so un= heilvoll ist, wie der Chinesen Import, der bekanntlich von denselben Rhedern zu gleicher Beit versucht worden ist.
Es versteht sich von selbst, daß wir keinen Haß gegen die armen Neger predigen, nicht den Samen der Erbitterung streuen wollen. Das sei ferne von uns. Diese Schwarzen werden ohnehin von der europäischen Bivilisation nicht sonderlich erbaut sein. Was sie bis jetzt erfahren haben, ist nichts weniger denn ermuthigend und tröstlich für fie. Daß fie bestrebt sind, ihre Lage zu verbessern, ist natürlich; es wird sich nur fragen, ob sie verbessert wird, denn man weiß schon, was es zu bedeuten hat, wenn gegenüber den einheimischen Arbeitern die ausländischen als billig und willig" gerühmt werden. Die Neger aber haben jeden
dung von Negern und Chinesen als harmlos und als nothwendig darzustellen. Das sind Alles elende und trügerische Spiegelfechtereien.
Die deutsche Regierung, die deutschen Volksvertreter, das gesammte Volt mögen auf diese Dinge Acht haben, damit man sich bei Seiten der Gefahr erwehren kann und damit wir nicht die schlimmen Erfahrungen machen müssen, die Kalifornien gemacht hat. Läßt man sich durch die Vorspiegelungen der Importeure von Kulis und Negern täuschen, so wird man es binnen ganz kurzer 3eit sehr schwer zu bereuen haben. Denn die Schädigung, die da droht, wird die gesammte Bevölkerung treffen.
falls keinen Einblick in die Verhältnisse und kennen die Politische Weberlicht.
Wirkungen ihrer Ronkurrenz auf die deutschen Arbeiter nicht im mindesten.
Aber man weiß, daß die gefürchteste Geißel der Arbeiterklasse in Deutschland die Arbeitslosigkeit ist. Das wissen die Herren Rheder so gut wie wir, und dennoch scheuen sie sich nicht, in dieser Beit der dauernden wirthschaftlichen und geschäftlichen Krisis, die oft Tausende von Arbeitern zumal des Einkommens beraubt und die Löhne drückt, die furchtbare Konkurrenz der Neger auf den Arbeitsmarkt zu werfen.
Denn wir geben uns keinem 3weifel darüber hin, daß die Anwerbung von schwarzen" Arbeitskräften sich nicht auf die Rhederei beschränken wird. Das Beispiel der Herren Wörmann und Genossen wird sehr schnell Nachahmung finden bei anderen Kaufherren, Industriellen und sonstigen Unternehmern, die ebenso wenig Bedenken haben, die Interessen der deutschen Arbeiter mit einer so verderblichen Konkurrenz zu schädigen. Im Reichstage halten diese Herren wohl klingende Reden über die Beseitigung des Sklavenhandels und verlangen Millionen zu diesem Zweck, während immer wieder die Behauptung auftaucht, im Togo = wieder die Behauptung auftaucht, im Togo - Gebiet dauere der Stlavenhandel fort. Wir wissen nicht, was daran wahr ist; aber es kommt auch weniger darauf an. Denn während im Reichstage hochtrabende Redensarten gegen den Sklavenhandel in Ostafrika losgelassen werden, macht man den Versuch, die deutschen Arbeiter unter das Joch einer mörderischen Konkurrenz zu beugen und fie in eine Lage zu bringen, die nach Maßgabe unserer 3ivilisation für unsere Arbeiterbevölkerung schlimmer wäre, als für die Neger in Afrika die wirkliche Sklaverei.
Und das Alles, damit man weniger Lohn zu zahlen braucht und weil die stumpfen Neger natürlich alle Willkür leichter ertragen, als die intelligenten und selbstbewußten deutschen Arbeiter.
Man hat natürlich in den Blättern, die die Aufgabe haben, die Interessen der Herren Rheder und der großen Kaufherren zu wahren, den Versuch gemacht, die Verwen
Und während so allerhand Schrecken das Land erfüllte, lebte Stephan in Réquillart in der unterirdischen Höhle Jeanlin's. Niemand glaubte ihn so nah und Niemand hätte ihn dort unten gesucht. Den Eingang des verlassenen Schachtes versteckten Schlehen und Hagedorn, welche zwischen den Resten des zerfallenen Thurmes wucherten; man mußte sich an den Wurzeln bis zu den ersten Stufen der Fahrten hinabgleiten laffen; mußte in der erstickenden Hiße einhundertundzwanzig Meter tief die schlüpfrigen Leitern Er entschuldigte die verbrecherische Handlungsweise der hinuntersteigen, und endlich eine Viertelmeile faft auf dem treifenden Bergleute und griff in heftigen Reden das Bauche durch die zusammengedrückten Gänge bis zu dem Bürgerthum an, welches er für Alles verantwortlich machte. unfindbaren Versteck friechen. Stephan hatte dort reichen Das Bürgerthum, sagte er, sei es, welches dadurch, daß Vorrath von Lebensmitteln und Wachholderschnaps gefunden: es der Kirche ihre alten Rechte und Freiheiten genommen, das Heulager war weich und die Luft lau. Nur das Licht aus dieser Welt ein Jammerthal der Ungerechtigkeit drohte ihm bald zu fehlen. Jeanlin, glücklich, den Gendarmen und des Leidens gemacht. Es seien die Bürger, welche ein Schnippchen zu schlagen, versorgte ihn mit allem Mögburch ihren Atheismus und weil sie nicht zum alten lichen, hatte ihm eines Tages sogar Pomade gebracht; doch frommen Glauben der Väter, zu den brüderlichen Tra- es wochte ihm nicht gelingen, ein Packet Kerzen zu erwischen. ditionen der ersten Christen zurückkehren wollten, die MißVom fünften Tage an zündete Stephan nur zum Essen verständnisse verlängern und eine schreckliche Katastrophe sein Talglicht an, denn er brachte nichts hinunter, wenn er herbeiführen. Und er hatte gewagt, diese Bürger mit der im Dunkeln aß. Diese tiefe Nacht, dieses ewig gleiche Rache des Himmels zu bedrohen und hatte ihnen verkündet, Schwarz war sein größtes Leid. Mochte er auch in Sicher wenn sie fortführen, ihr Ohr der Stimme Gottes zu vers heit schlafen, mochte er Brot haben und nicht frieren, stopfen, so würde Gott sich auf die Seite der Armen stellen, niemals hatte die Nacht so schwer auf seinem Hirn gelaftet; würde den ungläubigen Reichen ihr Geld und Gut nehmen sie schien ihm zeitweise sein Denkvermögen zu vernichten. und es den Armen und Demüthigen zuertheilen zum Jetzt lebte er vom Diebstahl, und trotz seiner kommunistiRuhme seines Namens. Die Frommen zitterten. Der schen Theorien lehnten sich die Skrupel seiner Erziehung Notar erklärte, das sei der verderblichste Sozialismus; dagegen auf. Er begnügte sich mit trockenem Brot und Alle sahen den Abbé im Geiste schon an der Spiße einer beschränkte so viel wie möglich seine Mahlzeiten. Aber bürgerliche Gesellschaft mit wuchtigen Hieben vernichtend. Aufgabe war noch nicht erfüllt. Herr Hennebeau, welchem man davon erzählte, begnügte sich, die Achseln zu zucken und sagte, wenn der geistliche Herr zu unbequem werde, so würde der Bischof sie von ihm Chaval geworfen hatte.
befreien.
was sollte er thun? Er mußte doch leben, denn seine Noch eine andere Schmach bebrückte ihn, das war die Erinnerung an seine wilde Trunkenheit, welche ihn mit dem Meffer in der Hand auf Ein unbestimmtes Entfezen packte
ihn, Furcht, Ekel vor dem Erbübel der Trunksucht, das
Die Lebensmittelvertheurer theilen sich mit den Sparaposteln in den Ruhm, die grimmigsten Feinde des Nationalwohlftands zu sein. Die Herren beider Kategorien
wollen bas natürlich nicht Wort haben, im Gegentheil, fie
führen den Nationalwohlstand" mit ganz besonderer Vorliebe im Mund und spielen sich selbstgefällig als deffen eifrigste und wirksamste Förderer auf. Allein so lange es persönliche und Sonderinteressen giebt, haben sich dieselben des Gemeinen Besten als Aushängeschild bedient, und mit um so größerem Eifer, je fchroffer und rücksichtsloser fie das Gemeine Beste verlegen. Man braucht aber nur die Phrasenhülle und den Nebel von Sophismen zu entfernen und den Keim der Sache bloßzulegen, so liegt die Wahrheit klar und einem jeden fabbar
Dor uns.
Wer die Lebensmittel fünstlich vertheuert, vertheuert dadurch die Arbeit und die Produktionskosten aller Waaren. Das ist ein Sag, der nur von krassen Ignoranten, die das ABC der Nationalötonomie nicht kennen, beftritten werden kann. Aus diesem Sat aber ergiebt sich mit zwingender Logit, daß ein Staat, der die Lebensmittel durch Bölle vertheuert, feine Industrie mit einem künstlichen Gewicht belaftet und sie anderes Staaten gegenüber, die solche Bölle nicht haben oder wenigstens teine so hohen Zölle Nachtheil bringt und ihr die Ronkurrenz erschwert, wo nicht gar unmöglich macht. Die Engländer haben das begriffen und vor faft einem halben Jahrhundert die Kornzölle, die ihre kapitalkräftige Industrie vom Weltmarkt zu verdrängen drohten, unbefümmert um das Geschrei der Lebensmittelvertheurer, abgeschafft. Und dank dieser klugen Maßregel der nationalen Selbſterhaltung ist England bis zum heutigen Tage noch allen übrigen Staaten voran auf dem Weltmarkt.
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Wir Deutsche haben den Lebensmittelvertheurern die Klinke der Gesetzgebung" in die Hand gegeben und unsere emporstrebende Industrie erleidet Rückschlag um Rückschlag und wird immer mehr von dem Weltmarkte verdrängt.
Die Exportlisten der lezten Jahre beweisen dies für jeden Dentfähigen; fie stellen die Thatsache außer Zweifel, bak die nationalen Lebensmittelvertheurer unsere Industrie zerstören und die schlimmsten Feinde des Nationalwohlstandes find.
An Gefährlichkeit und Gemeinfchädlichkeit sind ihnen höchstens die Sparapostel gleich, welche das Volk zwingen
ihm, sobald er ein paar Tropfen Alkohol nahm, allerhand Mordgedanken in den Kopf jagte. Sollte er als Mörder
enden?
In seinem Denken fand eine Reaktion statt, die ihn gegen seine sozialen Theorien auflehnte. In diesem tiefen Frieden unter der Erde versteckt, hatte er in den ersten Stunden eine Ueberfättigung empfunden, und einen Greuel vor den begangenen Gewaltaften. Er hatte zwei Tage lang ununterbrochen geschlafen und war mit demselben fel erwacht, der ihm den Mund mit bitterer Galle füllte, ihm die Glieder wie gerädert lähmte, und den Kopf wüst und schwer machte, wie nach einem Gelage. Eine Woche war vergangen. Die Maheus, welchen er durch Jeanlin Botschaft geschickt, konnten ihm kein Licht senden, und er mußte selbst im Dunkeln essen.
Jett blieb er stundenlang ohne Bewegung in seinem Heu ausgestreckt und verworrene Gedanken, die er früher nie gehabt, bestürmten sein Hirn. Es überkam ihn ein gewisses Gefühl der Ueberlegenheit über seine Kameraden. Nie hatte er so viel gegrübelt, und er fragte sich, warum er am Tage nach jenem großen Sturmlauf von Grube zu Grube solch einen Abscheu vor seinem Thun gehabt? Doch die Erinnerung daran war ihm so peinlich, daß er kaum wagte, sich Antwort zu geben. Welch rohes Gebahren! Welch grobe Instinkte! Welch häßlichen Armengeruch hatten die Dreitausend über die Landstraße geschleppt! Trotz der qualvollen Finsterniß begann er, sich vor dem Tage zu fürchten, wo er wieder in das Dorf zurück müßte. Was für ein Leben führten sie dort, Alle zusammengepfercht in der engen dumpfüigen Stube! Nicht Einer, mit dem er ein ernstes Wort über Politik sprechen konnte! Immer dieses viehisch stumpfe Vegetiren in der zwiebelranzigen Luft! Er hätte das Firmament über ihnen weiten, hätte sie erheben mögen zum Wohlleben und den feineren Gewohnheiten des Bürger
standes, indem er die Herren aus ihnen machte aber wie