38
den
waren e An
ver
efe an
t vor
thre
g, den
reifen.
159
00000100000
Alles für bie Bälfte des bisherigen
ots
alb
fen
103
fen von
en
213
e und
Ede.
aren
53,
Nr. 295.
Kommunales.
-
Was
Der Stadtverordneten- Versammlung ist jetzt der Plan für das Etatsjahr 1890/91 neu- bezw. umzupflasternden Straßen und Pläge zugegangen. Neu gepflastert follen sirta 18 622 qm, werden und zwar find dazu in Aussicht gerommen: Streden von der Cuvry-, Danziger, Gneisenaustraße, Straße 42a, Warschauerstraße Ererzierstraße und Straße 17. Dazu treten Umpflasterungen in der Stalizer, Kreuzberg - und Blumenstraße aus Anlaß von Neuanlagen von Pferdebahngeleisen. Schließlich find noch 54 Straßenzüge ausgewählt, melche mit definitivem Material umgepflastert werden sollen. Dieselben bilden eine Gefammifläche von 106 003 qm. bie Neupflafterungen betrifft, fo ift außer den obengenannten Straßenzügen noch eine größere Reihe von Straßen, welche zur Seit noch nicht mit Pflaster versehen find, sur Neupflasterung aus außerordentlichen Mitteln in Aussicht genommen. Als folche Neupflasterungen sind zu nennen: die Straße 6a, Abtheilung 11, zwischen Tempelherten- und Bärwaldstraße; die Suffitenstraße zwischen Grenz- und verlängerte Liefenstraße; bie Straße 42b, Abth. 13 ,, zwischen Landsberger Allee und Straße 42a; die Kommunikation am neuen Thor, Abth. 13; ferner Theile der Pantuferstrake, der Schwebenstraße 47, Abtheilung 14, Straße 8, Abth. Vill und Straße 6a, Abth. Vill. Außer diesen Neupflasterungen ist ferner die Umpflisterung tes gefammten Alexanderplates dem Extraordinar um des Pflasteretats einverleibt worden.
Lokales.
Die Lokalkommilfton veröffentlicht nachstehend die Lifte der Wirthe, die ihre Lokale zu Versammlungen unentgeltlich hergeben und bemerkt hierzu, daß diefelbe wöchentlich einmal mit eo. Abänderungen abgedruckt wird, ferner, daß Veröffentlichungen in Bezug auf die Lokalfrage nur von den Herren Wilhelm Werner , Sebaftianstr. 72, Arno Winter, Köpenickerstr . 126, Dito Heindorf, Langeftr. 70, auszugehen haben. Alle eventuellen Unregelmäßigkeiten sind an die genannten Herren zu berichten. Abler- Brauerei, Gesundbrunnen . Aftienbrauerei Moabit . Bergschloßbrauerei, Rirdorf. Beyer, Neue Grünftr. 14.
Bod- Brauerei, Tempelhofer Berg. Böhmisches Brauhaus. Bönhoff, Müllerftr. 142.
Bözow's Brauerei.
Bolzmann, Andreasstr. 26. Bobert, Weinftr. 11.
Brauerei Tivoli, Kreuzberg . Brauerei Königstadt.
Brauerei Friedrichsbain( Lips). Brauerei Friedrichshöhe( Pazenhofer). Brauerei Pfefferberg.
Ronzert- Part Oftend, Frankfurter Allee . Deigmüller's Salon, Alte Jakobftr. 48a. Deutsches Volkstheater, Schönhauser Allee . Eisteller- Etablissement, Chauffeeftr. Elykum, Landsberger Allee .
Feuerstein's Salon, Alte Jakobftr. 75.
Gratweil's Bierhallen, Kommandantenftr. 77/79. Gnadt, Brunnenstr. 38.
Gottschalt( früher Huth), Badstraße, Gesundbrunnen . Gründer's Salon, Schwerinstr. 13. Habel's Brauerei, Bergmannftr. 5-7. Heise, Lichtenbergerstr. 21. Heydrich's Sale, Beuthstr. 18/21. Friz Ilges, Wilsnaderftr. 63. Induftrie- Hallen, Mariannenftr. 31/32. Jordan's Salon, Neue Grünftr. 28. Raufmanns Variété, Königs- Rolonaden. Königshof, Bülowstraße.
Rönigstadt Rafino, Holzmarktstr. 72. Klein's Feftfäle, Oranienstr. 180. Kliem, Hafenhaide.
Königsbant, Gr. Frankfurterstr. 117. Krüger, Hochftr. 32a.
Rüger's Salon, Wafferthorstr. 68.
Ruhlmey's Gesellschaftsbaus, Röslinerfir. 17. Norddeutsche Brauerei, Chauffeeftr. 58. Drschel, Sebastianstr. 39.
Bohl, Müllerftr. 7.
W. Rehltz, Bergftr. 12. Renz' Salon, Naunynftr. 27. Nennefahrt's Salon, Dennewigstr. 13. Reyer, Alte Jakobstraße 83. Noll, Adalbertstr. 21. Sachow, Müllerstr. 136. Saeger, Grüner Weg 29.
Sahm's Klubhaus, Annenstr. 16. Sanssouci , Rottbuferstr. 4. Scheffer's Salon, Inselstr. 10. Schloßbrauerei Schöneberg. Schneider, Belforterftr. 15.
Schröder, Müllerstr. 178( Weddingpark). Schweizergarten, Am Königethor. Silber's Salon, Schwedterste 24 Süd- Ost, Waldemarstr. 75. Neustädtischer Volksgarten, Prostauerstraße. Unionsbrauerei Hatenhaide. Bereinsbrauerei( R rdorf).
Biftoriabrauerei, Lüßomstraße.
Weimann's Boltsgarten Gesundbrunnen . Wendt, Dresdenerstr. 116. Wollschläger, Blumenstr. 78. Wohlhaupt, Manteuffelstr. 9. Bemter, Münaftr. 11.
Die Berliner Zeitung " versucht ihren Niedergang burch eine gewiffe Rupethaftigt it des Tons zu verdecken. In threr Sonntagsnummer macht fie uns den Vorwurf, daß der lotole Theil unseres Blattes dem fortschrittlichen Organ ent
nommen fein foll.
Das Blatt spricht hier eine bewußte unwahrheit aus, denn
Dienstag den 17. Dezember 1889.
6. Jahrg.
stande eine Erklärung, daß wir uns dem Quartalsschluß| was unserer männlichen Jugend sehr häßlich zu Gerähern, und wahrscheinlich muß man" infolge deffen auf höheren Befehl andere Leute andere Leute in die Waden beißen. Das Mar över, daß der verfolgte Dieb am fräftigsten schreit: Haltet den Dieb", ist eigentlich schon etwas alt, aber man fieht, es findet immer noch seine Roftgänger in manchen Geschäften ist es übrigens auch Sitte, daß man kurz vor Weihnachten eine etwas größere Rührigkeit entfaltet: es ist nur der Herren Verleger wegen.
-
Aber es ist richtia, die Berliner 8tg." hatte vor einigen Tagen einen eigenen Berichterstatter. Diese Perle des modernen Journalismus theilte dem Blatte bezüglich des Mordes in der Eberswalderstraße mit, daß die Miffethat gewiß nicht geschehen wäre, wenn der Erschlagene fich mit einem biffigen Hund und einem tüchtigen Revolver versehen hätte. Wippchen in Bernau verhüllte sein Haupt, er war geschlagen, vor Wuth hätte er in den Acheron beißen" mögen, einen solchen Ronkurrenten zu haben und noch dazu mitten in Berlin ! Derselbe Berichterstatter mar aber auch auf unserem Bureau und theilte uns mit, daß der Mord weiter nicht hätte geschehen können, wenn sich der Bauwächter Meißner beim Polizei- Präsidium darum beworben hätte, daß der Rohbau stets von zweihundert Schußleuten umsingelt und jedes Fenster mit einer Revolverkanone armirt worden wäre. Der Ermordete hätte dann höchstens vierzehn Tage vor dem verhängnißvollen Augenblick von Berlin abreifen und fich bis heute in irgend einem hinterpommerschen Stäbtchen verborgen zu halten brauchen, so fann mit ziemlicher Sicherheit angenommen werden, daß Berlin um eine Schreckensthat ärmer geblieben wäre. Wenn es die Berl. 8tg." für geboten hält, von diesen Eröffnungen eines eigenen Berichterstatters Ge brauch zu machen, so sei ihr das in der bei uns üblichen, zuvor fommenden Weise gestattet, ohne daß wir selbstverständlich darauf bringen, besonders als Quelle zitirt zu werden.
Im Innern unseres Herzens aber preisen und beneiden wir eine Hedaktion, welche eine so hervorragende Kraft zu ihren Mitgliedern zählt, die es versteht, Berichte statter von solchem spürnafigem Scharffinn heranzuzieher. Es erscheint uns durchaus selbstverständlich, daß sich solche Leute ihre Entbedungen nicht gern fehlen laffen auch die unfreiwillige Romit hat ihre Berechtigung, und der hauptsächlichste Wiz bei der Sache ist der, daß fich solche Leute selbst immer ernst nehmen.
"
-
Der Verlag der Berliner Zeitung " theilt uns mit, daß die Zeitung Berliner Preffe", die in genannten Verlag fäuflich übergegangen ist, auch vom 18. Dezember ab als solche weiter beftehen wird. Ein hiesiges Blatt hatte gemeldet, daß beide freifinnige Zeitungen in einander aufgehen würden.
Die Staatsbürger- 3tg." behauptet, daß dem Wirthe des Elysiums" von Sozialoemokraten mit dem Boykott gedroht worden sei, wenn er seinen Saal an die Antisemiten zu Ver Sammlungen hergebe. Wir haben uns nach der Sache er fundigt und stellen feft, daß die Behauptung der Staatsb.3tg." erfunden ist. Niemand in der Arbeiterpartei denkt daran, den gegen diese so viel geübten Terrorismus auf andere Parteien anzuwenden.
von
"
an
Ueber die Influenza in Berlin äußert sich ist auch die, Berliner Klinische Wochenschrift" in ihrer neuesten Nummer in einem Artikel, dem wir folgende Nachrichten entnehmen: Daß auch Berlin bereits von der Seuche ergriffen ist, dürfte nicht mehr abzuleugnen sein, wenn auch ihre wahre Ausbrei fung schmer zu ermitteln ist: denn das Hauptkontingent der in Latentreisen unter diesem Namen gehenden Fälle stellen zweifellos folche von Grippophobie"( d. i. Grippenangft oder ver meintliche Grippe). Wer jede leichte, der Jahreszeit entsprechende Erkrankung fieberhaftem Bronchialund Schnupfen Kopfschmerzen unter fatarrh, diese Rubrik einreihen wollte, würde auch hier einen sehr starken Prozer that von Fällen annehmen müssen. Wer an die Diagnofe firengere Anforderungen stellt, wer namentlich neben dem wechselnden objef.iven Symptomenbild mit seinen theils fatarrhalischen, theils aaftrischen Beschwerden ein deutliches Hervortreten der nervösen Erscheinungen verlangt, wird fich feltener mit fo großer Bestimmtheit äußern. Alle zuverlässigen Beobachter heben die Wahrr ehmung besonders hervor, daß zwischen den objektiven Erscheinungen, selbst dem ost hohen, aber doch turadauern den Fieber, und dem subjektiven Krankheitsgefühl, der Mattigkeit und Abgeschlagenheit, ein ganz auffallendes und charakteristisches Mißverhältniß bestehe. Indeß find doch auch derait ge Fälle, z. B. auf der Charité, mit voller Bestimmt heit diagnofligirt worden; auch wird hervorgehoben, baß die Erkrankungen, die notorisch im Geleit der Influenza- Epidemien zu erscheinen pflegen, tatarrhalische und croupöse Pneumonien ( Lungen entzündungen) eine unverkennbare Zunahme aufweisen. Als Heilmittel ist hier, wie es scheint, allseitig das Antipy in oder Antifebrin angewandt worden, namentlich mit dem Effekt ,. daß das fubjektive B. finden sich unter dieser Meditation sehr rasch beffert, im Uebrigen verlaufen ja bekanntlich die Fälle bei diätetischer und diophoretischer( schweißtreibender) Behandlung faft ftets fehr rafch und günstig, nach wenigen Tagen ist meist die Retonvalesaenz eine völlige." Es ist übrigens hervor zu heben, daß Influenza zu den zeitlich am längsten bekannten Wolfstcontheiten gehört.
Auch die Feuerwehr hat unter der Influenza sehr stark zu leiden. Ueber 150 Mann find zur Zeit erfrantt, so daß geftern der Dampffprißenzug C in der Lindenstraße und der Dampffprißenzug 1 in der Reibelstraße wegen Mangels an Mannschaften außer Thätigkeit gefeßt werden mußten. Durch besondere Maßnahmen ist es zwar möglich geworden, den C Bug wieder mobil zu machen, an sich aber greift die Krankheit unter den Mannschaften immer mehr um sich.
Herr von Bötticher als Piftonbläser. Abg. Sedla meyer hatte am Mittwoch feine Kraftionsgcnoffen und sonstige Freunde zu einer gemüthlichen Kneiperei in das Spatenbräu eingeladen. Wie die Magd. 3tg." mittheilt, zeigte sich bei Dieser Gelegenheit Minister von Bötticher als Virtuos auf dem Rornet á Pifton.
Daß unlere männliche Jugend so schreibt eine mit den neuen Zuständen sonst recht aufriedene, ja für dieselben theilweise mit verantwortliche Zeitschrift, die Grenzbeten", im Laufe der letten swanzig Jahre nicht an Schüchternbit zugenommen hat, ist eine Beobachtung, über die unter re.f.n Männern wohl nur eine Stimme ift. Wir waren unserer Beit als Zwanzigjährige ftillere und befcheidenere Leute, die heutigen laut und anspruchsvoll geworden, Zwanzigjähigen find
fie betrachten vielfach als ihr Recht, was fie nur als Vergünstigung zu betrachten hätten, fie lieben es, au fommandiren, wo sie zu bitten hätten. Aber das ist das Schlimmste
es weiß sehr gut, daß alle Berliner Zeitungen dieselben Reporter nicht. Die heutige Jugend ist Gott sei Dant! muß man ja halten, von denen ihnen diefelben Nachrichten zugetragen wer ben. Es ist also eine breifle Anmakung, wenn in der Berl.
Beltung
-
deren fonftiger lokaler Theil notorisch werthlos ift behauptet wird, andere Zeitungen entnäbmen diesem Blatte ingend welche Mittheilungen. Die Unverschämtheit, die in einer lo chen Infinuation eines Blattes, welches tost nur mit der Saeere fertig geftellt wird, liegt, findet vielleicht in dem Um
fagen unter gänzlich anderen politischen Buftär den aufge wachsen als wir unserer Zeit, fie haben fertig vorgefunden, was wir erhäumten und ersehnten; da ist es nicht zu verwundern, wenn sie ein höheres Selbstgefübl bengt, als wir es als junge Leute hatten, und höchstens zu fchelten, daß dieses Selbstgefühl fich gelegentlich am unrechten Orte zeigt, gelegentlich in Dreiftig lett oder Fred heit übergeht. Schlimmer in cimas anderes,
"
ficht und ficht und zu ihrem gefteigerten Selbstgefühl eigentlich im Widerspruch steht: bie immer mehr zunehmende Biererei und Schniepelei in ihren Umgangsformen. Be fonders bellagenswerth ist es, daß diese Biererei gerade in den Kreisen am ärgften geworden ist, die man für die verständigsten und aufgeklärteften halten, und in denen man in diefer Beziehung die schlichtefte Natürlichkeit erwarten sollte: in den Kreisen der akademischen Jugend. Die Grenzboten haben schon einmal( vor fünf oder sechs Jahren) in einem Auflage: Die Herren Stubirenden" auf diesen Mißstand eindringlich aufmerksam gemacht, leider völlig erfolglos. Der Mißstand hat seitdem nur Fortschritte gemacht. Für reife Männer, die vor 20 und 30 Jahren studirt haben, giebt mit ansehen zu es faum etwas Lächerlicheres, als müssen, wie die jungen Leute jezt auf der Straße Dor einander ehrerbietige Verbeugungen machen und das Haupt entblößen. Kommt es ja zu einer Begrüßung mit der Hand, so geschieht es in der Weise, daß die Hände in Brufthöhe und Bruftnähe zimperlich ineinander gehaft werben. Noch lächerlicher gehts am Biertisch zu. Wenn da eine Ver bindung beim Frühschoppen fißt, und es gefellt sich einer von einer anderen Verbindung zu ihnen, so schnellt die ganze Ge sellschaft vom Stuhl empor, bleibt minutenlang ehrfurchtsvoll stehen, als ob der Bevollmächtigte eines auswärtigen Souveräns angekommen wäre, und erft wenn er feierlich Platz genommen hat, laffen fie fich auch wieder nieder. Dann geftatten fie fich", ihm ein Stüd vorzufummen, indem sie mit der linken Hand die Müße abnehmen und den wegweiferartig hinausstrecken, mit der rechten das Glas nicht am Henkel bas ist veraltet! sondern am Deckel anfaffen, und dann gestattet fich" wieder der also gefeierte, in derselben Weise nachzukommen. Und so geht die Geftatterei" herüber und hinüber. Und fünf Minuten später figen dieselben ehrwürdigen Herren da und Inobeln. Auch die Sprachziererei macht immer größere Forte schritte. Es gilt unter den jungen Leuten jekt für fein, beim Reden die Zähne nicht mehr auseinander zu macher, die Lippen möglichst wenig zu bewegen, ein bischen durch die Nase zu reden und alle Vokale mehr oder weniger auf den Vokal ä abzustimmen. Ein odentliches Ja! bekommt man schon lange nicht mehr zu hören, es heißt nur noch Jä! Offenbar haben die jungen Leute gar keine Ahnung davon. mie lächerlich fie fich mit solcher Ziererei in den Augen reifer Männer machen. Wüßten sie es, so müßten fie ja schleunigst auf Abhilfe denken, denn nichts fann ihnen doch unangenehmer sein, als fich lächerlich zu machen. Auf Umfrage, die wir in den verschie denften geselligen Kreisen gehalten haben, ist uns einstimmig verfichert worden, daß diese Schniepelei in den akademischen Kreisen, die von dort aus übrigens bereits in die Gymnasialfreise gedrungen ist, eine Folge des Reserve Offizierthums ift. Eine andere Quelle ist ja auch in der That faum ersichtlich. Das kann man aber doch nicht gerade zu den wünschenswerthen Folgen des Reserve Offizierthums zählen."
-
Ein Nachfolger des schlafenden lanen". Ein interessanter Rankhettsfall tamdem B. T." zufolge vor Kurzem in der Nerventiinik des Herrn Prof. Mendel zur Behandlung. Es handelte fich um einen 19 jährigen blühend und fräftig ausfehenden Mann, einen Pferdebahnfutscher, der mit Ausnahme eines Krampfan falles im ersten Lebensjahre, den die Mut er, wie immer in solchen Fällen, mit den Zähnen in Verbindung brachte, nie frant gewesen war und besonders feinerlei nervöse Störungen gezeigt hatte. Im November d. J. überfiel ibn ganz plöglich, ohne irgend welche Borboten, während er in Ausübung seines Dienstes auf dem Trutbrett stand und fuhr, eine Müdigkeit und gleich darauf war es ihm, als ob er das, was er that, nur träumte. Rein mechanisch gewiffermaßen fuhr er weiter, und da die Pferde schon dienstgeübt waren, auf das vom Schaffner gegebene Glockenzeichen von selbst stehen blieben u. f. w., so wurde sein Zustand nicht sogleich bemerkt. Als Passagiere den Rutscher anriefen, er folle nicht schlafen, erwachte er immer, aber nur, um in der nächsten Minute wieder in feine Schlaffucht zurückzufallen. Abends spannte er auch ganz rubia, aber, wie er angiebt, ohne sich dessen bewußt zu werden, die Pferde aus, und da er auf Anrufen normal reagirte und antwortete, so wurde bei der Eigenthümlichkeit der Erschei nung derselben nicht genügender Werth beigelegt. Als daher am nächsten Morgen ein Stellvertreter nicht gleich gefunden wurde, fuhr er auch noch den nächsten Tag seine Strede Lichten berg- Dönhoffplay. An diesem Tage aber fuhr er zwei Wagen entzwei und Abends auf dem Pferdebahnhof einen dritten an und merkte es immer erst, wenn der Zusammenstoß geschehen war, sonst hörte und fah er nichts. Nun wurde er natürlich außer Dienst geftellt und ärztlich untersucht. Sei es nun, daß die Intensität der Schlaffucht schon etwas nachgelaffen hatte, fei es der Umstand, daß der Patient auf Befragen richtig antwortete oder auch, daß er sich in Gegenwart des Arztes mehr zufammennahm, der Arzt fonnte nichts Krankhaftes feststellen. Fünf Tage dauerte nun dieser Zustand, in dem er nur auf Befehl ab, Alles zu fich nahm, was man ihm gab und in welchem, wie er fich ausdrückt, Jeder mit ihm machen konnte, was er wollte. Ebenso plöglich, wie sie ihn befallen, verschwand dann diese Schlafsucht, und er war nun derselbe gesunde und fräftige Menfch wie früher. Infolge seiner Enilaffung aus seinem Dienst als Pferdebahnkutscher war er genöthigt, eine andere Beschäftigung zu ergreifen, und er arbeitete gesund und munter auf einem Bau, als ihn am Montag, den 2. Dezember, derselbe schlaffüchtige Zustand über fiel, in dem er ebenfo mechanisch weiterarbeitete, wie beim ersten Anfall, nur mit dem Unterschiebe, daß er dieses Mal auch nicht sprach. Dieses fiel zuerst feinen Arbeitsgen offen auf, und nachdem sie ihn burch alle möglichen Mittel, wie gutes Bureden, Schnaps 2c. zum Sprechen bringen wollten, er aber behari lich schwieg, bielten fie es für Böswilligkeit und wollten ihn schon mit Schlägen trattiren. Aber sie hätten mich todtschlagen können, ich hätte nicht anders gekonnt," versicherte der Patient. Am darauf folgenden Sonnabend, also nach fecs: ägigem Beftehen, schwand der Zustand ebenso plöglich, wie beim ersten Male, doch suchte er infolge diefes Anfalles den Rath unferes berühmten Rei venarztes. Derfelbe ftellte nach eingehendem Examen und genauer Untersuchung feft, daß es fich bei diesem fräftig aussehenden und durchaus nüchternen jungen Manne um einen Fall von Schlafsucht handele, wie er einen ähnlichen schon 1877 von einem Tischler beschrieben, wie der franzöfifche Gelehrte Gelineau 1880 dann deren mehrere veröffentlicht hat, und für den der schlafen de l'an in Potsdam " ein Analogon bietet. Es ist eine nervöse Affektion, von der man einstweilen noch nicht weiß, wie und aus welchen Gründen sie zu Stande tommt. So viel ist indessen erfahrungsgemäß sicher, daß diese Bustände teine Besorgniß für das Leben zu erregen brauchen, und so dürfte auch dieser Fall unter der eingeleiteten Behan lung zur Genesung gelangen.
Im wissenschaftlichen Theater der Urania hielt vorgestern Herr Paul Spieß einen Vortrag über die Spektral Analyſe. Von den einfachsten Grundbegriffen ausgehene, stigle