bes Rapitals durch internationalen Verband eine alles bes herrschende Weltmacht geworden, gegen welche der Schuß des $ 152 der Gewerbe Ordnung auch ohne neuere politische Beer fchränkung ohnmächtig, der Arbeiter vielmehr der Wilfür des topitalistischen Industriellen unterworfen ist, erklärt die Ver fammlung: Daß nur durch Gewährleistung derfelben Innungs- Verbänden politischen Freiheiten, weiche ten

geftattet find, die Arbeiter sich vor Vergewaltigungen der Rapitalisten schüßen und ihre Eristenz als Staatsbürger fichern fönnen; die Versammlung beschließt daher, den Verband möglichst zu fördern, demselben beizutreten( als Einzelmit­glieber) und den Verein zur Wahrung der Intereffen der Zuschler in einen gesellschaftlichen, Bildung und Aufklärung fördernd n Verein zu verwandeln. Hierauf wurde beschlossen eine Kommission von 7 Mitgliedern zu wählen zur Regelung der Vereinsgeschäfte und Vorberathung der neuen Statuten. Nach Konftiuirung des neuen Vereins soll der Verein zur Wah ung der Intereffen der Tischler fich auflösen. Zu'eßt wurden den streikenden Hutmachern Luckenwaldes 50 M. Unter­Agung aus der Vereinstaffe bewilligt.

Der Fachverein für Schloffer hielt am Montag, den 16. d. M., im Feuerstein'schen Lotal eine Versammlung, die legte in diesem Jahre, ab. Der 1. Punkt der Tagesordnung enthielt: Vorlesung über das Roalitionsrecht ber deutschen Ar beiter im Lichte der Thatsachen, aus der Denkschrift, welche die Agitatianstommision der Maurer Deutschlands an den Reichs­ tag , an den Bundesrath, sowie an alle Regierungen der Bun besstaaten gerichtet hat. Der erste Abschnitt behandelt bie allgemeine, sittliche und rechtliche Bedeutung der Arbeiters loalition und beginnt mit dem Hinweis auf das Soli baritätsgefühl, indem darin ausgeführt wird, daß das Soli­daritätsgefühl schon in allen Beiten bei allen Klaffen, be sonders aber bei den Arbeitern zu finden ist, und zwar, weil fie infolge der Nichtachtung und Unterdrückung ihrer berechtig­ten Interessen, sich zu foaliren gezwungen fahen, um so vereint das zu erringen, was dem einzelnen unmöglich ist. Also das Solidaritätsgefühl der Arbeiter entspringt aus wirthschaftlich. fozialen Motiven, und zwar ist dasselbe nicht etwa gerade bei ben am schlechtest gestellten Arbeiter zu finden. Nur so lange fich der Arbeiter seines Menschenrechts und Menschenwürde be wußt ist, muß ihm die Ungunst und Unsicherheit seiner Lage zur solidarischen Einigung treiben. Der Arbeiter ist aber auch gezwungen fich zu foaliren, zu organisiren, denn sonst ist er ein Spielball in der Hand des Kapitalisten, wenn er glaubt, sich auf seine eigene Kaft und Kenntniffe verlassen zu können. Der Vorlesung folgte eine Diskussion und folgende Resolution wurde einstimmig angenommen: Die heutige Versammlung erfennt die soeben gehörten Thatsachen bezüglich des Koalitions­rechts als sehr zutreffend an und beschließt nach Kräften dahin zu wirken, daß sich alle noch unorganisirten Arbeiter der in feber Branche bestehenden Organisation anschließen; ferner, in Erwägung, daß es im Interesse der Unternehmer liegt, unter der heutigen Produktionsweise im Bunde mit der Technit, die Produktionstoften mehr und mehr zu verringern und durch die enorme Ansbeutung der Maschinenkraft immer mehr Ar­beiter brotlos gemacht werden; in fernerer Erwägung, daß jeder Mersch, der geboren, auch das Recht hat, die zu seinem Leben erforderlichen Existenzmittel für sich herbeizuschaffen, beschließt die Versammlung, nach Kräften für einen Normalarbeitstag für Deutschland einzutreten, insbesondere aber den 1. Mai 1890 als allgemeinen Feiertag zu proflamiren, um theilzunehmen an der Manifeftation zu Gunsten des 8 stündigen Normalarbeits­tages." Aufnehmen ließen sich 12 Rollegen. Unter Ber­schiedenes wurde bekannt gemacht, daß auch in Branden burg a. H. ein Streit der Schlosser und Maschinenbauer aus­gebrochen ist. Faner wurde ermahnt, zahlreiche Abonnenten für die Deutsche Metallarbeiter Beitung" zu fammeln. Auch auf das am 27. Dezember stattfindende Weihnachtsvergnügen wurde noch hingewiesen und nach dem noch bekannt gemacht, daß die nächste Versammlung am 6. Januar 1890 als eine Generalversammlung stattfindet, erfolgte der Schluß der Ver­fammlung. Bu bemerfen wäre noch, daß die Versammlung fchon längst er öffnet war, als sich der überwachende Beamte eft enftellte und stillschweigend seinen Blaz einnahm.

Der Fachverein der Tischler hielt am 16. d. M. in Sansio ci eine gut besuchte außerordentliche Generalversamm lung mit der Tagesordnung ab: 1. Wie stellen sich die Mit­glieder zur Errichtung eines Arbeits- Nachweisbureaus, in welchem von einem Vereinsbeamten den ganzen Tag Arbeits­abreffen ausgegeben werden? 2. Beantwortung der statistischen Fragebogen der Gewerbebeputation. 3. Reorganisation der Wert­ftellen- Rommiffion. 4. Verschiedenes und Fragefaften. Rollege Wiedemann führte zum 1. Punkt der Tagesordnung an, daß der Vorstand bereits diese Frage aufgeworfen habe. Bisher sei es zu schwer gewesen, ein Arbets- Nachweislotal intl. Herberge au finden, um den zugereiften Kollegen ein freundliches Unter­Darum habe man izt fommen schaffen zu können. davon Abstand genommen, um nunmehr einen den Tag über geöffneten A beitsnachweis zu gründen. Jedoch liege ein An­trag vom Vorstand nicht vor, sondern die Versammlung möge fich hierüber erst ausfprechen und dann nach ihrem Ermessen einen Antrag stellen. Redner sprach sich dafür aus, daß ein flandiaer Arbeitsnachweis im Falle einer Lohnbewegung sehr wünschenswerth wäre, da fich die Kollegen ausschließlich an benfelben zu wenden hätten. Andererseits führte derfelbe auch feine Bebert n an. Die Durchschnittstoften seien vie teljäh lich mit ca. 750 Mart anzusehen und es sei zu bedenken, ob der Verein im Stande wäre, auf die Dauer den Arbeitsnachweis au halten. Niemand könne doch dafür garantiren, daß der Verein, wie bis jept, stetig zunehmen. Es entspann fich eine lange Debatte, in welcher sich fast alle Redner Herr Millarg im Sinne des Vorredners aussprachen. hob hervor, daß die Innung ebenfalls einen ständigen Ar­beitsnachweis einrichten wolle, jedoch den Gefellen einen Bu fd- abverlange. Derselbe führt an, daß die Hausdiener und Bildauer bereits einen ständigen Arbeitsnachweis hätten und man habe bei lekteren gesehen, wie zweck entsprechend er bei einer Lohnbewegung sei. Den Gastwirthen und der Volks­zeitung" würde der Arbeitsmarkt mehr abgenommen werden; ein jeder arbeitslose Rollege würde dann wissen, wohin er zu geben hätte, um sich rechtmäßige Arbeit verschaffen zu können. Folgender Antrag wurde angenommen: Die heutige außer erfärt sich im Prinzip ordentliche Generalversammlung erklärt sich Arbeits- Nach ständigen mit der Einrichtung eines den Antrag weisbureaus einverstanden und beschließt Don fünf Mitgliedern zu Rommiffion eine verweisen. Hierzu wurden gewählt die Kollegen Bruns, Werner, Wiedemann, Hinrik und Apelt. Betreffs der ftatistischen Fragebogen berichtet Kollege Wiedemann, daß die Gewerbebeputation an den Fachverein einen solchen eingelandt habe. Es wurde beichioffen, die Fragebogen auszufüllen, jedoch mit der Motivirung, daß sich nur die befferen Weitstellen an der Statistik des Fachvereins betheiliot hätten, denn sonst fönnte ein Durchschnitts- Verdienst von 20,75 M. nicht heraus­tommen. Nach einer Aufforderung, daß die Mitglieder des Fachvereins unermüdlich für denselben agitiren mögen und an den Bielen , welche der Verein verfolgt, festzuhalten, schloß der Vor­figende die Versammlung. 25 neue Mitglieder traten dem Ver­ein bri.

ait

Die Vereinigung der Drechsler Deutschlands , Drts verwaltung II., Etodoranch, ht lt am 17. D. M. thre regel­mäßige Mitgliederversammlung ab. Die Tagesordnung lautete: 1. Geschäftliches. 2. Gemertschaftliches. 3. Vortrag über das Unter Roalitionsrecht". 4. Verschiedenes und Fragekaften. Gewerkschaftlichem wurde auf die Lohnbewegung im nächsten Jahre hingewiefen. Der Vorüßende theilt mit, daß er ein Ver­zeichniß von 60 Schum- und Spazierftockfabrikanten befißt. In einigen Wertstellen, in welchen noch keine Mitglieder der

Vereinigung vertreten find, wurden von den versammelten Kollegen genannt, so daß der Vorstand weiß, an wen er fich zu wenden hat. Bemerkt wurde noch vom Vor­fizenden, daß in der Grunewald 'schen, jeßt Neuter'schen, Werk­ftatt, ca. 30 Kollegen arbeiten und nur 4 Kollegen feit längerer Zeit der Vereinigung angehören; um so auffäll ger fei es, ba die Löhne dieser Wertstait geringere feien, als die Löhne grö­ßerer Werkstellen. Ferner wurde mitgetheilt, daß die Streit­farten von den Vertrauensleuten einzuziehen sind, und das Streitliftenfyftem von Neujahr ab in Kraft treten wird. Der britte Punkt der Tagesordnung wurde fallen gelaffen wegen zu schwachen Besuchs der Versammlung. Unter Verschiedenes wurde der Wiener Streit besprochen, das Wolff'sche Telegraphen­bureau soll demnach wieder einmal einen unwahren Bericht ge­bracht haben. Nach genauen Emittlungen befinden sich die dortigen Kollegen in großer Noth, was daraus schon hervor geht, daß dieselben als Unterstüßung nur ein Brot alle zwei Tage erhalten. Da nichts weiter vorlag, wurde die Versamm­lung geschloffen.

Eine Mitglieder- Versammlung der Filiale des deutschen Schneider- Verbandes Berlin tagte am 17. d. in Degmüllers Salon, Alte Jakobstraße 48. Auf der Tages­ordnung stand: 1. Fachwissenschaftlicher Vortrag. 2. Diskussion und Aufnahme zum Zuschneidekursus. 3. Aufnahme neuer Mitglieder und Zahlung der Beiträge. 4. Verschiedenes. Zum ersten Punkt der Tagesordnung ertheilt der Vorsitzende dem Herrn Zuschneidelehrer Jürgens das Wort zu seinem Vortrag. Nach Beendigung desselben erhielt Herr Zuschneide­lehrer Fauft das Wort zu einem Vortrag. Hierauf dankt Kollege Jefchor el im Namen der Fachschullommission den Mit­gliedern der Filiale für Ueberweisung des Ueberschusses vom Stiftungsfeft, wovon wir jezt eine Fachschule ein­richten können. Die Fachschule soll beginnen am 15. Januar nächsten Jahres. Mitglieder, welche dieselbe benutzen mollen, haben 15 M. zu entrichten; müssen jedoch schon drei Monat Mitglied fein. Kollege Schulz verliest die Abrechnung vom Vergnügen und bemerkt, daß noch 4 Herren- und 4 Damenbillets ausftehen. Es wurde noch beschlossen, zum Frühjahr ein Vergnügen mit Konzert in Heydrich's Sälen, Beuthstraße, abzuhalten. Der Vorfizende verliest ein Schreiben von den streikenden Vergoldern, und es wurde für dieselben eine Tellersammlung vorgenommen. Es wurde aufmerksam gemacht auf die Versammlungen und wissenschaftlichen Vor­träge der Gefellschaft für Verbreitung von Volksbildung". Nachdem dem Kollegen Rickisch, welcher in nächster Zeit von Ber in abreit, ein" Hoch" ausgebracht war, schloß der Vor­fizende die Versammlung.

Die Kranken- und Begräbnißkaffe des Vereins Jämmtlicher Berufsklassen( E. H.) hat nach dem legien Monatsabschluß emen Vermögensbestand von 16 861,09 M. Die Kaffe nimmt Personen ohne Unterschied des Berufs und Geschlechts im Alter von 14-45 Jahren auf, und es bestehen verschiedene Versicherungsklaffen. Für die geleisteten Wochen­beiträge von 18-60 Pf. mird bei Erkrankungsfällen eine Unterstügung von 4,50 m. bis zu 15 M. aewährt, bei etwaigem Todesfall den Hinterbliebenen ein Begräbnißgeld von 45 bis 150 M. gezahlt. Für Berlin find 5 örtliche Verwaltungs­stellen, wo jederzeit Beitrittserklärungen entgegengenommen werden, und zwar Berlin I : Kassirer E. Schilling, Koppen­ftraße 48; Berlin II: Raifirer J. Schumacher, Mariannenstr. 3; Berlin III: Raffirer H. Rudolph, Rolonieftr. 150a; Berlin IV: Raffirer D. W gel, Hollmannstr. 23; Berlin V: Raffirer E. Hundt, Priz valferstr. 17; Charlottenburg : Rafficer Fr. Belede, Berlinerstr. 147. Ferner beim Hauptkaffirer Ed. Rühnelt, Teltowerstr. 13 a, wo auch jede gewünschte Auskunft ertheilt wird.

Turn- und gesellige Vereine am Sonntag: Lübed'scher Turnverein Turnverein ( 2. Lehrlingsabtheilung) bends 6 Uhr Elisabethstraße 57-58. Wedding "( 2. Lehrlingsabtheilung) Nachmittags 4 Uhr Pantstr. 9. Turnverein Ver " Froh und Frei"( Lehrlingsabtheilung) Nachmittags 4 Uhr Bergft. 57. gnügungsverein Fröhlichkeit"( gegr. 1880) Nachmittags 5 Uhr Grüner Weg 29 Versammlung.

-

Berliner Turn

Gesang-, Turn- und gesellige Vereine etc. am Montag: Gesang. verein Sängerluft" Abends 9 Uhr im Restaurant, Landsbergerstraße 80. Liedertafel der Maler und verwandten Berufsgenossen, Restaurant Berg, Kaiser. Männer Franz G enabler Plag Nr. 7. Aufnahme ftimmbegabter Kollegen. gefangverein Weiße Rose " Abends 9 Uhr im Reſtaurant Kleine Gerichts. straße 10. Männergesangverein Eintracht I" Abends 9 Uhr Röpnider­straße 68, im Restaurant. Gesangverein Echo 1872" Abends 9 Uhr, Dranienstraße 190. ,, Deutsche Liedertafel" Abends 9 Uhr, Dranten straße 190. Gesangverein Myrthenblätter" Nebungsstunde Alte Schön hauferstraße 42 bet Malzahn. Liebe tafel der Maler und verw. Berufs­genoffen Abends 8% Uhr Kaifer Franz Grenadier Plaz Nr. 7, Restaurant Berg. Aufnahme stimmbegabter Kolegen.- Turnverein ,, Safenhaide"( Lehrlings abtheilung) Abends 8 Uhr Dieffenbachstraße 60-61. genossenschaft( 7. Lehrlingsabtheilung) Abends 8 Uhr in der städtischen Turn­halle, Brigerstr. 17-18; desgl. 6. Männerabtheilung Abends 8 Uhr in der städtischen Turnhalle, Gubenerstraße 51. Lübeck'scher Turnverein( Männer­abtheilung) Abends 8 Uhr Elisabethstraße 57-58.- Verein ehemaliger Schüler der VII, Gemeindeschule Abends 9 Uhr im Restaurant Poppe, Lindenstraße 106. Friedrichs- Verein"( ehemalige Söglinge des großen Friedrichs- Waisenhauses der Stadt Berlin ) Abends 8% Uhr bei Bormann, Ohmgaffe 2. Unterhaltungs­Verein flub Schiller Abends 8 Uhr im Restaurant Giesel, Triftstraße 41. Berliner Theaterfreunde Abends 8% Uhr bei Lülow, Admiralstraße 88. Vergnügungsverein 3id- 3ad" Abends 9 Uhr in Möwe's Gesellschaftshaus, Fichtestraße 29. Verein Luftig" Abends 9 Uhr bei Thamm, Schönhauser Allee 28. Verein Ratibor Abends 8% Uhr im Königstadt- Kafino, Holz marktstraße 72. Arends'scher Stenographenverein Apollobund" Abends 8 Uhr Thurmstraße 31( Moabit .). Wissenschaftlicher Verein für Roller sche Stenographie Abends 8% Uhr im Münchener Bräuhaus, Neue Friedrichsstraße Rauchklub Nordstern" in Susatts Nr. 1, Unterrichts und Uebungsstunde. Rauchklub bellblau" Abends Lokal Frankfurter Allee 174, Friedrichsberg. 19 Uhr Staligerstraße 143. Verein ehemaliger Schüler der 42. Gemeinde­Sitherklub Waldrose", schule Abends 9 Uhr bei Kloth, Dresdenerstraße 10. Abends 9 Uhr, Uebungsstunde bei Schneider, Adalbertftr. 8. Dirigent: Wegener Bandonton und Instru Aufnahme neuer Mitalleder. Gäfte willkommen. mental- Verein Melodia" Montags voa 9 bis 11 nhr Abends, Reichenberger­straße 149 bet Dtto.

"

-

Vermischtes.

-

-

-

ober

Kind auf unerllarliche Weise aus der Wohnung entwendet morden war, worüber die verzweifelte Mutter beinahe den Ber ftand verloren hatte. Die jungen Eheleute begaben sich schnur ftracks nach Sturla erkannten ihr Kind wiet er glaubten, es wieder zu erkennen und trugen es plückstrahlend nach Hause. Kurz nachher aber meldete sich bei dem Landmann in Sturla ein fein gekleideter Herr, der den jungen Bauersleuten mittheilte, daß er sein Kind helin molle, nachdem er aus den Zeitungen erfahren, daß fich daffelbe bei ihnen befinde. Die erstaunten Bauersleute erzählten nun dem angeblichen Vater des Kindes, daß sich dasselbe in den Händen der Che leute Barrino befinbe, melche es als ihr Rino erkannt hätten. Der junge Herr erflärte jedoch auf das Entschiedenste, daß dos Rind sein Kind wäre und daß er es in der Hoffnung ausge fegt habe, daß es ein mitleidiger Bauer finden und zu fich nehmen werde. Die Eheleute Barrino dagegen wollen beweisen, daß das Kind ihnen gehöre, während der junge Mann Heif und fest auf feiner Aussage besteht. Aus diesem Streitfall hot fich nun ein Prozeß entsponnen, der am 11. Dezember begann und voraussichtlich lange dauern wird, da von beiden Seiten eine aroße Anzahl von Reu en vorgeladen ist.

-

In der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts schreibt die Juustr. Sonntagszeitung" leste i mafurischen Ostpreußen der durch seinen volfsthümlichen berben Humor befannte Rektor, spätere Pfarrer Bogarßeisti. Seine naturwüchigen Aeußerungen, zu denen fich noch ein eigenthümliches Deutsch gefellte, haben zahllose Anekdoten zu Wege gebracht, welche zum Theil noch heute im Bolfs­munde leben. Auf Verwendung des ihm oünftig ge­finnten Landhofmeifters von Göben sollte er die Pfarrerkelle in Raliromen bei Oleg'o erhalten, jedoch mußte er fich zuvor non einer Püfung unterwerfen. Nach seiner Kenntniß im Hebräischen befragt, ertärte Bogarßelsti offen: Diefen Sprad fenn ich nicht". Als der Examinator meinte, ein Geistlicher müffe doch die heilige Schrift in der Ursprache leſen fönnen, erwiderte Bogarßelst: Herr Rath, tönnen Sie bolid ( polnisch)?" Nein," erwide te der Gefragte. Seb da! Einen fann diesen Sprack, Andern fann jenen. Werden ich nicht predigen auf ebräisch, werden ich predt en auf bolfch!" Seine Art zu predigen zeigen folgende Buchfiüde, die mortgetreu überliefert sind. Aus einer Begräbnißrede, die Pogarßelsti als Rettor a halten:

D weh' Dir, Drtelsburg's Gemein! Du hast verlor'n den Pfarrer Dein! Maul zu, was hat gelehret Gott, Geschlossen ist das Auge tott. So blüht im Garten Rofenftod, Springt zu, frißt ab der Ziegenbed: So fraß auch mitt'n im Lebenslauf Der Tott den fel'gen Pfarrer auf. Nu liegt er da auf Gottesacker, Pfui, Tott Du Racker!

-

Kreuz, Jammer und Hellend sind die drei Windhunde mensch lichen Lebens, mit was wird Menich gräget und gejaget nie Afen auf Bartolomäus Jagd. Quid est vita humana? Was ist menschlich Leben? Menschlich Lebben ist Ther paudel am Wagen: schlicker und schleder, schlicker und schlocker! Bums! liegt ouf der Erd. Item quid est vita humana? Ws ift menschlich Lebben? Menschlich Lebben ist baufällig Stroh dach, kommt Wind, bardaucks, fält's un! Lenten wir unsere Gedanken zu selig Verstorbenen, was Wunder, wenn wir laffen halb Battalion Seufzer marschiren aus Corps de Gard unferes Herzens. War er gleichiam Wegweis- r ouf R- euzgang bes Lebbens schmalen Wea zeigend, und fein purpuriärbiges Antlis glänzte wie Pamuchelstopf im Mondschein. War er gleichfam Lufthaus von unsre Gemein, darinn wir fich funnten nad Herzensluft verluftieren. War er gleichfam Brotpfanne, borein das feine Mehl wahren Glaubers gebacken wurde; seine Stimme war wie ein Drummel, und feine Worte tönten mie ausgespieltes Bummbaß. Nun laffen wir unsern felig Verstorbenen in feinem hölzernen Schlafrock so lange ruhen, bis heiliger Xaverius ihn wird reißen mit Zangen des Verdienstes aus seinem düftern Gewölbe. Amen." Eine gemiffe Berühmtheit erlangte der folgende Anfang einer seiner Kanzelreben: Liebe Gemeind! Ich will auch heute predigen von Nuß aber nicht von Hafel nuß, auch nicht von Walnuß, auch nicht von Betrübnuß und Mergernuß und Rummernuß, sondern vom heiligen Johannus!

-

Bei alledem übte er eine große Herrschaft über die Ge müther. Seine polnischen Bauern verehrten ihn wie einen Vater.

Briefkasten.

Bei Anfragen bitten wir die Abonnements- Quittung beizufügen. Briefliche Antwort wird nicht ertheilt.

P. P. Sie fönnen bei der Gewerbe- Deputation auf Aufhebung des Lehrverhältniffes flagen, wenn Sie nachweisen, daß fonft die Gefundheit Ihres Sohnes gefährdet ist.

J. H. Köpnickerstr. Ein Vater tann seine Kinder erfter Ehe nicht ohne bestimmten gefeßlichen Grund enterben. Ein Testament fann immer erst nach dem Tode des Erblaffers ans gefochten werden.

F. W. Der Bächter eines Standes auf dem Weihnachts marti tann fich für die Weiterverpachtung soviel zahlen laffen, als Einer giebt. Eine Tare giebt es nicht. auf

R. S. Pankstr. Der Arbeiter hat keinen Anspruch Ueberstunden, selbst dann nicht, wenn er sich verpflichtet hat, auf Erfordern Ueberstunden zu leisten, oder wenn die Fabri ordnung folches vorschreibt. Die gefeßliche 14tägige Kündi gungsfrist gilt nur, so weit nicht etwas Anderes verab

redet ist.

Zwei Wettende. Sobald die Steuer feftgefekt ist und das betreffende Quarial begonnen hat, kann der Steuererheber die Steuer verlangen. Wird bei seinem Erscheinen nidi ge

Einen derben ik leiftete sich einst der in England zahlt und die Steuer auch innerhalb der von ihm geftellten

feiner Zeit einer unglaublichen Beliebtheit sich erfreuende Komiker Sothern. Derselbe bestellte einmal bei einem Unternehmer von Leichenbegängnissen alles für ein Begräbniß im vornehmsten Stile Nothwendige. Nachdem er im Verlauf des nächsten Tages zweimal sich nach dem Fortgange der Vorbereitungen erfundigt hatte, erschien er Abends abermals und fragte den Unternehmer, wann er in den Besiz des Leichnams kommen

Frist nicht zu ihm hingebracht, so kann er Mahngebühr erheben

oder pfänden.

Haftpflicht. 1. Auf eine nur mit einem Gehilfen

bes

triebene Buchbinderei findet weder das Unfallversicherungs noch das Haftpflichtgejez Anwendung. 2. Doch ist es nicht ausgesch offen, daß der Verunglückte auf Grund des preußi schen Land: echts eine Entschädigung von seinem väterlichen tönnte. Des Leichnams?" fragte der Unternehmer bestürzt. Arbeitgeber erlangen fönnte. 3. Er möge sich vom Bürger

-Nun ja doch", erwiderte Sothern. Besorgen Sie den Als der Unternehmer ihn hierauf hilflos an­nicht auch?" Starrte, zog Sothern eine Empfehlungskarte des Geschäfts hervor, hielt fie ihm hin und sagte: Hier steht doch deutlich: Alle zu Lerchenbegängniffen erforderlichen Dinge werden gut und promp: besorgt. It nicht die Leiche das Erst: aller er­forderlichen Dinge?"

Vor dem obersten Gerichtshof in Genna wird dem­nächt ein höht sonderbarer Stretfall verhandelt werden. Vor

mister ein Armuthsattest beschaffen und dasselbe beim Land gericht zu Frankfurt a. D. mit dem Antrage auf Bewilligung des Armenrechts und der Beiordnung eines Anwaltes ein

reichen.

6. N., Schwedterstr. Die D.tstrantentaffe kann nur den Betrag des rückständigen Beitrages für die eine Woche Dom Sterbegelde abziehen. Die Klage ist an die Gewerbe deputation des Magistrats zu richten.

3. P. 100. Ein Schlafwirth braucht die dem Schlaf

längerer Zeit fand, wie man der Franff. 3eitung" meldet, burschen, entwendeten Sachen nur dann zu ersehen, wenn ihm

ein Bauer in Sturla eines Morgens, als er auf das Feld gina, auf einem Heufchober ein in Tücher sorgfältig einge­mideltes mehrere Monate altes Kmd. Em ebenfalls in den Tüchern vorgefundenes Packet enthielt eine ansehnliche Summe Geldes. Der Bauer trug das Kind nach Hause, zeigte es seiner Frau, und da die Beiden kinderlos waren, so be trachteten fie den Fund als einen Fingerzeig Gottes, be

ein Verschulden an dem Diebstahl nachgemies n werden kann. F. S. 1. Zur Verheirathung bedürfen Männer der Ge nehmigung des Vaters, oder falls diefer verstorben, der des Vormunds bis zum 21. Jahre. 2. Jn Ihrem He maths ort braucht das Aufgebot nicht bekannt gemacht zu werden. hielten das Kindchen bei sich und benüßten das vorgefundene walt zu nehmen. Derfelbe würde etwa 30 Mart beanspruchen.

Die Nachricht

Geld zur forgfältigen Pflege deffelben. von dem Funde verbreitete sich jedoch und machte die Runde durch die Genueser Zeitungen. So fam fie auch einem in Seftri Ponente wohnenden jungen Ehepaare, Namens Barrino, zu Ohren, welchem zu jener Zeit ein mehrere Monate altes

wir nicht; es figen, mehrere Sozialdemokraten in demselben.