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erfüllt, die mit leuchtenden Lettern eingeschrieben steht auf jedem Blatte der Geschichte: Ich will die Fackel der Humanität immer mächtiger entflammen, daß sie leuchte den Völkern auf dem Wege zur Erlösung und zum Heil."

An diese Verheißung glauben; im felsenfesten Ver­trauen auf ihre Erfüllung Trotz bieten jeder Widersächlichkeit, und dabei sich bemühen, selbst gerecht zu sein nach Vor­schrift der Vernunft und im Geiste der Liebe, das erst heißt Mensch sein, wahrer Mensch und Menschenfreund.

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Wir wissen, daß nicht ein Einzelner die Welt ,, erlösen" kann. Die wahre Erlösung der Menschheit muß vielmehr unausgesetzt und zu jeder Beit erfolgen, muß herbeigeführt werden durch Erkenntniß und Uebung der Wahrheit und Gerechtigkeit.

Wenn wir uns so Tag für Tag nicht selbst ers lösen, so werden wir für immer unerlöst bleiben.

Kommen wird sie gewiß, die bessere 3eit, die die Arbeit befreit aus dem Joche der Noth und des Elends; die alle die schweren Wunden heilt, welche schnöde Selbstsucht, Vor­urtheil, Unverstand und Bosheit die Menschheit geschlagen haben;- kommen wird sie, wenn nicht für uns, so doch für unsere Kinder, die Beit eines neuen, ewigen Evangeliums, die keinen Raum bietet für die Sünden der Gegenwart. Daß fie kommen möge auf dem Weg des Friedens; daß die nothwendige, bestimmte und unaufhalt= bare Entwickelung der Dinge ihren Weg nicht nehmen möge über Leichen und durch Ströme von Blut, ist unser heißester und sehnlichster Wunsch- und wir sind über­zeugt, daß diesen Wunsch all' unsere Leser mit uns theilen. Es versetzt den Menschenfreund in die tiefste Betrübniß, denken zu müssen, daß die Menschheit immer wieder mit der alten Barbarei beginnt, wenn eine Kulturperiode sich ausgelebt hat und ein neues Seitalter anfängt.

Doch lassen wir durch den bangenden Blick in die Zukunft uns nichts rauben von der frohen 3uversicht auf den Sieg der Gerechtigkeit, auf die Erlösung! Und wenden wir uns ab von den Thoren, die da spötteln über die Weissagungen des Genius", denn noch ist keiner als ein falscher Prophet befunden worden, der an das Edle in der Menschheit glaubt. Ein hehreres und schöneres Erlösungsfest, als jetzt die Christenheit zur Weihnacht begeht, wird einst die Menschheit feiern und dann wird es jubelnd klingen allüberall: " Heil der Menschheit im beglückenden Bunde der Arbeit! Friede auf Erden- und der Mensch dem Menschen ein Wohl= gefallen!"

feinen Glauben gefunden. Jezt nach Erlaß des faiserlichen Gnadenaktes darf diese Versicherung, ohne einer Mißdeutung ausgefeßt zu sein, von neuem wiederholt werden.

Bei der ganzen Angelegenheit hat die Person des Herrn Paul Singer nur insofern eine Rolle gespielt, als der Wider­spruch zwischen der Handlungsweise und den Grundsäßen der sozialdemokratischen Führer, oder Verführer, welcher bei dem fozialdemokratischen Abgeordneten und Arbeitgeber Paul Singer so schreiend zu Tage trat, an dessen Beispiel klar ge­legt werden sollte; Herrn Singer, den er garnicht fannte, per­fönlich beleidigen zu wollen, ist Dr. Bachler dabei nie in den Sinn gekommen.

Wie er sich der Schwere des Urtheilsspruches gebeugt, so

empfängt er freudig und voll Dankbarkeit die Grabe, welche

ihm durch die taiserliche Entschließung zu Theil geworden."

Wir glauben es nicht nöthig zu haben, auch unsererseits ein Wort des Kommentars dieser Thatsache anzufügen. Es gewährt uns nur eine gewiffe Genugthuung, das für die " Staatsb.- 3tg." so erfreuliche Ereigniß auch unserem Leserkreis zugänglich machen zu dürfen.

Aus dem Lager der Kartellparteien kommen täglich feltsames Licht werfen. So wird gemeldet, daß die National neue Meldungen, welche auf die Einigkeit des Kartells ein liberalen in Detmold   die von den Konservativen aufgestellte Kandidatur des früheren lippe'schen Staatsministers Richthofen abgelehnt haben und einen eigenen Kandidaten in der Person des Gymnasiallehrers Dr. Weerth aufstellen, während die Kon­servativen an der Kandidatur Richthofen festhalten. Das Gegenstüd zu dieser Meldung ist folgende Buschrift, die die Kreuzztg." aus Hannover   erhält:

Große Aufregung hat unter den hiesigen Konservativen die Nachtricht der Frif. 3tg." hervorgerufen, daß die national­liberale Parteileitung in Bielefeld   den einstimmigen Beschluß ge­faßt habe, die Reichstagskandidatur v. Hammerstein abzulehnen. It man hier in den konservativen Kreisen ernstlich gewillt, jeden Kartellbruch der Nationalliberalen zu Ungunsten der soge­Kartellbruch der Nationalliberalen zu Ungunsten der soge­nannten Extrem- Konservativen" mit Energie zurückzuweisen, fo gilt das insonderheit der Person des Herrn von Hammer­ſtein gegenüber, da man diefen als einen der entschiedensten stein gegenüber, da man diefen als einen der entschiedensten Vorfämpfer für ein ernstes Christenthum und als einen der unentwegtesten Vertreter der konservativen Anschauungen am wenigften gern im Reichstage vermissen würde. Es ist das denn auch der Grund gewesen, aus dem sich der Vorstand des hannoverschen konservativen Vereins, wie von uns berichtet, veranlaßt gesehen hat, den Namen des Herrn v. Hammerstein ausdrücklich unter den Männern zu nennen, deren Zurück­weisung durch die Nationalliberalen den sofortigen Stücktritt vom Kartell für die hiesigen Konservativen zur Folge haben würde. Sollte also die von uns erwähnte Mittheilung der Franff. 3tg.", wie fich das sehr bald herausstellen wird, auf Wahrheit beruhen, so muß das nothwendigerweise den Beschluß des fonservativen Vereins hierselbst nach sich ziehen, in seinen Entschließungen nicht mehr durch die Be stimmungen des Kartells gebunden zu sein. Haben die hannover­fchen Konservativen stets ihren Ruhm darin gesucht, die Grund­fäße der deutsch  - konservativen Partei, unbeirrt durch irgend welche Rücksichten, treu zum Ausdruck zu bringen, so werden einen solchen Beschluß den Beweis liefern, daß fie

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Arbeiterausschüsse angenommen, welche mit folgendem Sage schließt:

" In Erwägung deffen erklären sich die unterzeichneten Vereine prinzipiell gegen die Errichtung von Arbeiteraus­schüssen, sehen vielmehr eine Lösung der heutigen Schmierig. feiten nur da als möglich an, wo der Arbeitgeber persönlich jedem seiner Arbeiter Gelegenheit giebt, seine Beschwerden ein­zeln oder durch ad hoc gewählte Delegirte anzubringen, und, soweit diese Beschwerden sich als billig und gerecht erweisen, Geneigtheit zu entsprechender Abhilfe bethätigt."

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Dieser Beschluß scheint sogar gouvernementalen Blättern ver fehlt. Die Natztg." z. B. schreibt, daß er von einer irrthüm­schüsse ausgehe. Nicht die Schlichtung" von Streitigkeiten folle lichen Voraussetzung betreffs der vorgeschlagenen Arbeiteraus­ihre wesentliche Aufgabe sein, sondern die Herbeiführung eines Berhältnisses zwischen Arbeitgebern und Arbeitern, welches bas Entstehen von Streitigkeiten möglichst verhütet. Die Saarbr. 3tg." veröffentlicht ein Schreiben des Ministeriums der öffent­lichen Arbeiten an Warken, den Vorfizenden des bergmännischen Rechtsschutzvereins, welches vom 13. Dezember datirt ist und die Absage auf sein Gesuch um Wiederanlegung enthält. Es heißt darin:

Sie sind von der Königlichen Berginfpektion zu Friedrichs­ thal   unter Innehaltung der gesetzlichen Kündigungsfrist entlaffen worden, weil Sie nach Beendigung des Streites im Juni d. J. zum Theil unter mißbräuchlicher Berufung auf einen Kranken­schein nicht mehr regelmäßig zur Grubenarbeit gekommen sind, und weil Sie, ohne vorher den Weg der Beschwerde zu betreten, gegen einen Ihrer Borgesezten gerichtliche Klage eingereicht haben. Ihre inzwischen gegen die Bergbehörden ausgesproche nen maßlosen Schmähungen und Verleumdungen, welche auch zur Stellung von gerichtlichen Strafanträgen gegen Sie geführt haben, sowie vor Allem Ihre frühere Theilnahme an nach eigenem Geständniß zum Schaden der Grubenverwaltung be gangenen Unredlichkeiten würden Ihre Entiaffung sogar ohne Kündigung nach§ 83 des Allg. Berggefeßes vom 24. Juni 1865 haben gerechtfertigt erscheinen laffen."

In Westfalen   haben bekanntlich alle Arbeiterführer ohne jede Rücksicht auf ihre Vergangenheit wieder Arbeit angeboten erhalten. Ueber die allgemeine Lage schreibt die St. Joh. Zeitung":

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Infolge der stattgehabten Saalverweigerungen haben un­fere Städte fehr zu leiden. Es scheint stillschweigende Ueber­einkunft der Bergleute zu sein, dieselben möglichst zu meiden und haben wir verschiedentlich über verminderten Geschäfts­verkehr flagen hören."

Ueber die Angelegenheit des verhafteten Dr. Wehr, des früheren Landes direktors der Provinz Westpreußen  , bringt die Danz. 3tg." folgende nähere Mittheilung:

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Am Sonnabend Vormittag traf, von zwei Berliner  Kriminalpolizeibeamten begleitet, der frühere Landesdirektor Dr. Wehr hier ein, wurde fofort dem hiesigen Zentralgefängniß zugeführt und dort in Untersuchungshaft genommen. Wie wir hören, war bald nach den Verhandlungen des legten Provinzial landtages über die Dr. Wehr'sche Mißwirthschaft seitens der Staatsanwaltschaft die Untersuchung eingeleit und brieflich an die Polizeibehörden die Aufforderung gerichtet worden, Dr. W. im Betretungsfalle zu verhaften und dem hiesigen Gericht

Politische Uebersicht.ewilt find, ben Aſt burchzufägen, ber ihnen Salt giebt, zuzuführen. Dr. W., der fich bis dahin in Berlin   aufgehalten

Begnadigung. Unter diesem Titel lesen wir in der Staatsbürger- Beitung": Eine ganz unerwartete Weihnachts­freude ist unserem Redakteur Dr. Bachler zu Theil geworden. Derselbe erhielt nämlich vom Ersten Staatsanwalt beim Land­gericht I folgendes vom 20. d. M. datirte Schreiben:

In der Privatflagefache Singer wider Bachler wird Ihnen hierdurch mitgetheilt, daß durch Allerhöchste Kabinetsordre vom 27. November 1889 bie gegen Sie wegen öffentlicher Beleidigung des Reichstagsabgeord­neten Paul Singer durch die Urtheile des Amtsgerichts I  vom 9. Juni 1888 und des Landgerichts I   vom 10. Sep­tember 1888 erkannte Geldstrafe von 400 Mark durch Allerhöchste Gnade erlassen worden ist. Der Erfte Staatsanwalt. Im Aufirage Krobitsch."

Völlig unerwartet fam unserem Redakteur dieser kaiserliche Gnadenakt, da von seiner Seite, wie schon aus dem Schrei ben der Staatsanwaltschaft hervorgeht, um den Straferlaß nicht eingefommen, überhaupt kein Schritt gethan worden war, denselben herbeizuführen. Die Strafe, welche jetzt durch kaiser­liche Gnade erlassen worden ist, war vielmehr bereits im August d. J. eingezogen und bezahlt worden. Grade aber die Ueber­raschung, welche dieser ganz unvorhergesehene Gnadenakt unferm Rebatteur bereitete, hat ihn die Freude darüber um so höher empfinden lassen; nicht des Geldes wegen, das war ja bereits verschmerzt, viel höher steht ihm der Umstand, daß durch den kaiserlichen Gnadenatt eine Strafe von ihm ge­nommen worden ist, welche im Hinblick auf die begleitenden Umstände um so härter von ihm empfunden wurde, als ihm die von den Richtern angenommene dolofe Absicht der Beleidigung thatsächlich nicht innegewohnt hat. Dr. Bachler hat diese Versicherung während des Prozesses zwar wiederholt abgegeben, bei den Richtern aber mit derselben leider

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Aber Stephan anwortete nicht; er sah in der Nähe eine weibliche Gestalt und lief auf sie zu, denn er hatte Katharinen erkannt.

Seit Mitternacht   irrte sie durch die naffen Wege. Chaval hatte sie bei seiner Heimkehr mit einem wüthenden Hieb aus dem Schlafe gerissen und hatte geschrieen, sie solle unver­züglich das Weite suchen, oder er werde sie zum Fenster hin­abwerfen. Weinend, kaum bekleidet, war sie seinen Fuß­tritten entflohen; betäubt von dieser brutalen Trennung, hatte sie sich dem Hause gegenüber auf einen Eckstein gesetzt und gewartet, ob er sie wieder zurückrufen werde. Es sei ja nicht anders möglich, hatte sie gemeint; er wird hinabblicken, wird sie dort, von aller Welt verlassen, in der feuchten Gasse frieren sehen und Erbarmen mit ihr haben. 3wei Stunden wartete fie, flappernd vor Kälte, unbeweglich das Haus an­starrend, wie ein Hund, den man auf die Straße geworfen. Dann verließ fie Montsou; kehrte wieder zurück, blidte wieder auf das schweigfame Haus, ohne zu rufen, ohne zu Klopfen; und ging endlich die gerade Landstraße hinab. Sie wollte zu den Eltern zurückkehren; doch als sie vor dem kleinen Häuschen ankam, übermannte sie eine solche Scham, daß sie eiligst davonrannte, aus Angst, man fönne fie fehen.

Sie strich planlos herum. Bei dem geringsten Geräusch fuhr sie zusammen, fürchtend, die Polizei könne fie auffangen und in jenes verrufene Haus in Marchiennes   bringen, vor dem sie sich seit Monaten ängstigte. 3weimal tam fie bis zum Voreug, und floh erschreckt vor der Stimme des Poftens, fich umblickend, ob sie nicht verfolgt werde. Die Gasse von Requillard war gewöhnlich von Betrunkenen unsicher gemacht; aber sie ging doch dorthin, hoffend, vielleicht den zu finden, den sie ein paar Stunden früher ausgeschlagen hatte. Bei Tagesanbruch mußte Chaval in den Voreur einfahren; dies trieb sie wieder zur Grube zurück; und doch begriff sie wohl, daß Alles zwischen ihnen aus sei, und daß es ihr nichts helfen würde, ihn anzusprechen. Er hatte gedroht, er werde fie umbringen, wenn sie im Voreur Arbeit nähme; in Jean­Bart wurde gestreift; also was sollte sie thun? Fortgehen? Wohin? Vielleicht irgendwo am Wege verkommen!

Sie schleppte sich zwischen den Eisenbahnschienen der

und daher nicht ruhig zusehen mögen, wenn man die Männer aus dem Reichstage zu entfernen sucht, welche aller Beugung der wahrhaft konservativen Intereffen zähen Widerstand ent­gegenseßen. Zu welchen positiven Maßnahmen der hannoversche fonservative Verein dann hinsichtlich seines Verhaltens den Wahlen gegenüber schreiten wird, steht noch dahin. Jedenfalls wird man ihn zu unberechtigten Zugeständnissen gegen die Nationalliberalen nicht bereit finden.

Während auf diese Weise der Kartellbruch auf beiden Seiten zur vollendeten Thatsache geworden ist, druckt der Reichsanz." in einer besonderen Rubrik, die er Vorbereitungen für die Wahlen" überschreibt, folgende optimistische Auslaffung des Hamb  . Korresp." nach:

Die Parlamentsferien haben den Leitungen der ver schiedenen Parteien die erforderliche Muße gewährt, um Um­fchau wegen der Vorbereitungen zur bevorstehenden Wahl­fampagne zu halten. Das Kartell wird sich, so weit heute die Lage beurtheilt werden kann, im Allgemeinen gut bewähren. Einzelne Fälle werden die praktische Bedeutung der Vereini gung nicht abzuschwächen vermögen. Die Zuversicht der Männer von der äußersten Linten ist merkwürdig abgeblaßt. Nicht wenig hat dazu die Erstarkung des nationalen Ge­dankens im freisinnigen Lager beigetragen, wie es sich nament­lich auf dem vielfach besprochenen Parteitag in Oldenburg  gezeigt hat."

Aus dem vielfach besprochenen Parteitag in Oldenburg  " wird das Kartell ficher am allerwenigsten Nugen ziehen.

Zwei provinzielle wirthschaftliche Vereinigungen, der Verein zur Wahrung der gemeinsamen wirthschaftlichen Intereffen der Saarindustrie und die südwestliche Gruppe des Vereins Deutscher   Eisen- und Stahlindustrieller, haben in ihrer fürzlichen Generalversammlung eine Resolution gegen

Grube dahin. Der Schnee war überall geschmolzen; bis an den Rücken besprigt, watete sie durch das trübe Wasser, ruhelos und nicht wagend, fich irgendwo zu sehen. Es wurde Tag. Sie erkannte Chaval, welcher, vorsichtig, die Halde umschleichend, zur Grube ging; dann sah sie Bébert und Lydia aus dem Holzstoß hervorlugen, in welchem sie die Nacht zugebracht hatten.

Plößlich blies der Posten Alarm. Sie fuhr zusammen. Die Soldaten traten unters Gewehr. Stephan rannte her­bei. Die Kinder stürzten aus ihrem Versteck, und aus dem Dorfe stürmte mit drohenden 3ornesgeberden ein Haufe Männer und Weiber heran.

Fünftes Kapitel.

Alle Zugänge der Grube waren verbarrikadirt worden. Die fünfundzwanzig Soldaten, Gewehr beim Fuß, ver­sperrten die einzige frei gebliebene Thür, welche durch eine enge Treppe zum Schachthaus führte. Der Hauptmann hatte seine Leute in zwei Reihen dicht vor dem Hause aufgestellt, damit man sie nicht von hinten angreifen könne.

Die aus dem Dorf herbeigeeilten Arbeiter, vielleicht dreißig Männer und Frauen, nahten, heftig gestikulirend und laut durcheinander redend. In einiger Entfernung von der Wache machten sie halt, die Maheube Allen voran, ihr unge­tämmtes Haar unter ein Tuch geknüpft, die schlafende Estelle im Arm; sie rief:

Niemand darf weder ein- noch ausgehen; wir müssen fie Alle in der Grube fangen!"

Maheu fand das richtig. Da kam der alte Mouque von Réquillard. Sie wollten ihn nicht durchlaffen; aber er erklärte, seine Pferde hätten nichts mit der Revolution zu thun, er müsse ihnen Hafer geben, und außerdem habe er ein todtes Pferd auszufahren. Stephan befreite den Alten; die Soldaten ließen ihn in's Haus.

Jetzt wuchs die Schaar der streifenden Arbeiter; von allen Seiten liefen sie drohend heran. Eine Viertelstunde verging Da öffnete sich ein großes Thor. Männer fuhren ein todtes Pferd heraus, luden es vor dem Gebäude ab und ließen es, noch in das Netz gebunden, in welchem es herauf gezogen worden, mitten in einer Pfütze geschmolzenen

hatte, war inzwifchen aber, wie es hieß, ins Ausland gegangen. Neuerdings nach Berlin   zurückgekehrt, ist er auf Requisition der Staatsanwaltschaft dort verhaftet und nun hierher trans portirt worden. Nach einem in Privatfreisen zirkulirenden, allerdings unverbürgten Gerücht soll Dr. Wehr zunächst in Karlsbad   angetroffen und von dort nach Berlin   gebracht wor den sein.

Aus Sachsen  . Wie der Boff. 3tg." aus Zwickau   ge schrieben wird, wurde in einer unlängst stattgehabten Berg­arbeiter Versammlung, welcher auch der Amtshauptmann von Bose beiwohnte, lebhafte Klage geführt darüber, daß die früher giltige, durch die Matbeschlüsse aber abgeschaffte 12stündige Schichizeit und eben so auch die Ueberschichten vielfach wieder eingeführt worden seien. Auch wurde darauf hingewiesen, daß die Löhne immer noch unzulänglich und feineswegs im Ver hältniß zu den jeßigen Rohlenpreisen erhöht worden seien. In Bezug auf die wettere Klage, daß die Arbeitssperre für einzelne der früheren Ausstandsleiter immer noch nicht aufgehoben sei, wurde der Versammlung von dem Amtshauptmann v. Bose die Mittheilung gemacht, daß diese Arbeitssperre nach einer be stimmten Zusicherung des Vereins für bergbauliche Inter ffen noch im Laufe dieses Monats aufgehoben werden solle. Weiter theilte der Vertreter der Behörde den Bergleuten bei dieser Gelegenheit mit, daß bereits eine neue, den Wünschen der Bergarbeiter besonders Rechnung tragende Bergarbeiter- Ord nung ausgearbeitet worden sei, welche zur Zeit dem könig­lichen Bergamt zu Freiberg   zur Beschlußfaffung vorliegt. End giltige Beschlüsse wurden infolge dessen von der Versammlung nicht gefaßt.

Dänemark  .

Ropenhagen, 20. Dezember. In den hiesigen politischen Kreisen beschäftigt man sich ausschließlich mit den bevorstehen

Schnees liegen. Der Anblick des todten Thieres machte einen großen Eindruck auf die Kohlenleute; sie traten heran, und Keinem fiel es ein, zu verhindern, daß das Thor wieder geschlossen und verrammelt wurde. Alle hatten das Pferd erkannt, welches, den steifen Hals an die Seite gebunden, dalag, und flüsternd ging es von Mund zu Mund:

ber

Es ist Trompette  "? nicht wahr, es ist Trompette  "?" Es war ,, Trompette  ". Er hatte sich nicht afklimatisiren können, war mürrisch und traurig geblieben und hatte mit Widerwillen gearbeitet, als quäle ihn fortwährend die Sehns sucht nach der Sonne. Vergebens hatte Bataille", ber Melteste der Grube, ihn freundschaftlich beschnuppert, geleckt und zärtlich in den Hals gebissen, um ihm ein Wenig von seiner zehn Jahre alten Resignation mitzutheilen; diese Lieb kosungen vermehrten seine Melancholie. Oft, wenn die beiden Thiere, sich in den Stollen begegnend, einen Augenblick neben einander stehen blieben, fuhr es schaudernd durch seine Glieder, wie wenn der alte Schimmel ihm Schreckliches von dem nachtumhüllten Leben in der Grube zugeflüstert habe. Dann schnaubten Beide, es glich einer wehmüthigen Klage, als trauere der Alte, daß er sich nicht mehr erinnern, Junge, daß er nicht vergessen tonne. Im Stalle standen ſte neben einander, senkten den Hals, steckten die Köpfe zusammen, wohl einander ihre Träume des Tages vertrauend, Träume von grünen Wiesen, weißen Wegen und einem gelben Licht, das sich ins Unendliche verlor. Als nun eines Morgens Trompette" auf der Streu verendete, beschnupperte Bataille", ihn mit verzweifelter Geberde, mit kurzem Schnauben, das wie Schluchzen flang. Die Grube nahm ihm seine letzte Freude, diesen von oben herabgefallenen Freund, der so frisch und so gut gerochen und ihn an seine Jugend und an die freie Luft erinnert hatte. Und Abends wieherte Bataille" plößlich von Furcht und Schreck ers faßt, schüttelte sich und zerriß seine Leine, als der Freund so unbeweglich liegen blieb und falt wurde und steif.

Mouque hatte vor acht Tagen dem Oberauffeher von der Krankheit des Pferdes Bericht erstattet, doch man hatte ernstere Sorgen; auch liebten die Herren nicht, die Pferde zu beplaziren. Jetzt, als Trompette" todt war, mußte er freilich hinausgeschafft werden. Am Vorabend hatte Mouque