derselbe jeden Augenblik kommen werde. Das Reicksgericht (3. Sttaffenat) verwarf in der heutigen Sitzung die R-vifion als unbegründet, da es die Pflicht des Angeklagten gewesen wäre, alles zu thun, was zur Rettung der Frau nethwendig war und da es nicht darauf ankomme, ob er ordnungsmäßig oder nur ausnahmsweise sein« ärztliche Hilfe der Patientin zu Theil werden ließ. »3oruile Meberstrhk. M«»ettrs MeihnachtsgrlchenK haben die Herren Müller(Scharnhorflftr. 7) und Küster(Bernaucrftr. 95) ihren Arbeitern(Nagelschmiede) zugedacht, in Form einer Lohnreduk- tion von nahezu 10 pCt., welche vom 30. d. M. ab in Kraft treten soll. Eine Zusammenkunft der betr. Arbeiter und der Lohnkommisfion der Nagelschmiede mit Herrn Küster(derselbe ist Schwiegersohn des ersten und gehören beide Geschäfte an« scheinend zusammen) ist ohne Resultat geblieben. Ein Streik scheint unvermeidlich. Alle Kollegen werden gebeten, Zuzug fern zu halten. Von Herr« Kernhurd Jost erhalten wir folgende« Schreiben:»Ein Schreiben des Herrn L. Gronau, in Firma Julius Rosenthal, in Nr. 297 d. Bl. beschäftigt sich mit meiner Person und giebt in sehr enküsteter Weise dem Gedanken Raum, ich habe die Abficht, da«»gute Einvernehmen" zwischen Herrn Gronau und seinen Arbeitern stören zu wollen. Das sei fern von mir! Das»gute Einvernehmen" schien schon stark gestört zu sein, denn die Arbeiter de« Herrn hatten schon vor dieser Versammlung eine Forderung auf Erhöhung der Löhne gestellt, und das stört bekanntlich meist immer das»gute Einvernehmen". Wenn dann Herr Gronau nach langem Zögern und im Bewußtsein, keine anderweitige Hilfe zu er» halten, endlich nachgab, so war die« ja sehr schön und vernünftig; ich stehe der Sache jedoch durchaus fern. Wenn Herr Gronau behauptet, die Löhne seien gestiegen, der Arbeiter komme wenigsten« höher bei ihm als früher, so ist mir davon nichts mitgeiheilt, wohl aber, daß vor ungefähr sechs Jahren, nach Entlassung der beiden kurz vor ihrem 25 jährigen Fabrikjubiläum stehenden W-ikführer G. und S. durch den neuen Werkführer Herrn Hoffmann die Preise sehr b e- deutend herabgesetzt wurden, so weit, daß dieselben sich mit anderen Fabriken trotz besserer und mehr Maschinen nicht ver» gleichen können. Wenn also eine Erhöhung gefordert wurde, so ist die« sehr natürlich. Daß der Arbeiter sich auch noch für Lufr' und Licht» bedanken soll, ist eine sonderbare Äuffissung, bisher waren wir immer der Meinung: es versteht sich von selbst, daß der Fabrikant für gesunde ÄrdeitSräum« zu sorgen hat. Alle übrigen Punkte übergehe ich, da mir Herr Gronau keine Unwahrheit nachweisen kann. Achtungsvoll Bernh. Jost, Buchbinder." Dcutairtmlungen. Arbeiten Kild««gs V<r«in. In der Versammlur g bei Bötzow am 16. b. M. hielt Herr Rechtsanwalt Wolsgang Heine einen Vortrag über:»Der Arbeitsvertrag und die R.chte der Arbeiter aus demselben." Referent definut zunächst»Arbeits« Vertrag" dahin:»ES ist die Form, unter der sich ein Mensch da« Produkt der Arbeit Andrer aneignet." Zur Entstehung der Form greift Redner auf die Sklaverei zurück. Er verweilt in längeren treffenden Ausführungen bei den Arbeitsverhält- nissen de« Mittelalters, wo der Arbeitsvertrag sein Ausdruck fand in Naturalwirthfchaft und später im Zunftwesen. Den modernen Arbeitsvertrag, Gewerbeordnung, Gewerbeschied«- gerichte, JnnungSschiedsgerichte, den Klageweg k. unter­zieht Herr Heine einer längeren und interessanten Beleuchtung. Durch Annahme einer Resolution wurde dem Vortragenden der Dank der Versammlung für sein lehrreiche« Referat au«- aesprochen. In der Diskussion ersucht Herr Augustin um eine Rechttbelehrung in Bezug auf den Luckenwalder Streik, und Herr Rechtsanwalt Heine geht an der Hand der Prozeßordnung resp. de« preußischen Landrechts näher auf das Vorgehen des Luckenwalder Bürgermeisters ein. Bei Punkt»Verschiedene«" lieft der Vorsitzende, Herr Lehmann, einen Artikel aus der »Voß'schen Ztg." vor:»Polizei-Agenten und Lockspitzel", woran sich eine längere und animirte Debatte knüpft. Der Vorstand macht noch bekannt, daß da« 1. Stiftungsfest am 22. März 1890 im Böhmischen Brauhause und die nächste Generalver- sammlung am 7. Januar in der Schwedterstraße bei Lehmann stattfindet und die Mitglieder vollzählig erscheinen mögen. Der Verein b-r Filzschnhardeiter unb Kernks- genossen Berlins und Umgegend hielt am Montag, oen 9. Dezember, in Zemter« Lokal, seine Mitgliederversammlung ab. Auf der Tagesordnung stand: 1. Vortrag des Herrn Kollegen Rich. Bnginski. Wie regeln wir am besten unsere gewerbliche Lage? 2. Diskussion. 3. Verschiedene«. 4. Wahl einer Lohnkommisfion. Der Referent wie« darauf hin, daß Minister Bölticher gesagt habe, die Löhne wären schon jetzt viel höher als vor mehreren Jahren. Das möge wohl in wenigen Fällen vorgekommen sein, aber im Großen und Ganzen find die Löhne sehr heruntergedrückt. Man sieht e« ja an unserem Gewerhe. Im Anschluß hieran kam Redner auf die Arbeitszeit zu sprechen; er deutete auf die Fabriten hin, die im Norden der Stadt gelegen sind. Dort exsstirt«ine Arbeitszeit, die so gut wie gar keine Grenzen hat. Es wird Morgen« um 6 Uhr angefangen, Frühstück, Mittag, Vesper und Abendzeit wird nicht inne gehalten, es wird sogar bis in die Nacht um 1 Uhr gearbeitet und dann haben dre Albeiter 1820 M. in der Woche verdient. Da möchte man doch einmal den H-rm Mmister fragen, ob da« denn auch ein hoher Lohn sii? Dazu kommt noch, daß die Werkstellen gesundheit«- schädlich für den Arbeiter find, denn die Waare wird in dem ArbeitSraume getrocknet. Da kann sich wohl ein Jeder denken, daß kein Arbeiter der Filzschuhbranche so lange leben kann, um die Altersrente von 35 Pf. pro Tag zu bekommen. Redner rügte noch da« Strafgelderunwesen. Die Strafgelder fliißen nur in die Komtoirkasse. Zum Schluß ermahnte Redner Jeden, an der Organisation festzuhalten. An der Diskussion betheiligten sich mehrere Kollegen, darunter Herr Dallmann, der an der Werkstelle de« Fabrikanten Scherff in der Fehrbellmerstraße Kritik übte. Der Lohn sei dort so gestellt, daß, wenn man die Woche 1011 Tage arbeitet, man doch noch 14 M. verdienen kann. In demselben Srnne sprach sich Kollege Opitz au«, welcher Schwager de« Fabrikanten Scherst ist. Herr BaginSki sprach sich für die Eröffnung eines Arbeitsnachweises au«. UnterVerschiedenes" wurde daraus hingewiesen, daß nur im»Volksblatt" und in der»Volks- tribüne" annonzut werden sollte. Folgende Kollegen wurden m die Lohnkommisfion gewählt: Dallmann, Jeschke, Lorenzki, Beseschek, Schunke, Krause, Opitz, Grunert und Henz«. Zlntzerordentliche Generalnersammlung de» Fach- verein» der MetaUschranben-, Fa?ondreher und.Berufs- gerossen Berlins. Der Vorsitzende eröffnete dieielbe um ö; Uhr. Die Tagesordnung lautite: l. Die Mißstände in den Fa- briken von Stelzner, Gutfeld u. Angermann und Schulz. 2. Ditkusfion. 3. Verschiedenes. Zum 1. Punkt belichtete Kollege Jakobs, daß bei der Firma Stelzner die Löhne zu niedrig seien, als daß der Minimal. Lohnt arif verdient werden könnte. Außerdem sei dort em Kollege gemaßregelt worden. Kollege Gnädig, dort Vertrauensmann, erklärt, daß nur zwei Kollegen den tarifmäßigen Satz nicht verdient halten. Kollege Tbate erklärt, daß verschiedene Arbeiten zu schlecht bezahlt würden und die Kollegen dann versuchen maßten, bei einer besseren Arbeit den Verdienst nachzu- holen; überhaupt seien die Werkzeuge im zu schlechten Zustande. Redner bezweifelt, daß an der Bank, an welcher der gemaßregelte Kollege Klose gearbeitet habe, eine genaue Arbeit zu verrichten sei. Kollege Stabernak bemerkt noch, daß jetzt nicht einmal geheizt werde, und hält es für nothwendig, daß sich die Behörde dort einmal sehen läßt. Nachdem noch die Herren Neugebauerl Rothwald, Gtiseler und Strauß für Kollegen Klose gesprochen, erklärte die Versammlung, daß Kollege Klose zu unterstützm sei, da er thatsächlich gemaßregelt worden sei. Ueber die Firma Gutfeld berichtet Kall . Schuchholz, daß in der letzten Statistik ein Fehler durch den Buchhalter der Firma gemacht worden sei, welcher jedoch wieder auSge- glichen sei. Die Kollegen Lehmann und Pitack berichten, daß Herr Gutfeld ihnen gegenüber erklärt habe, den Lohntarif nicht mehr zahlen zu wollen. Kollege Jakob« hält es für nothwendig, erst die Fadrikantensitz.mg am Sonnabend abzuwarten, um hierüber mit dem Herren sprechen zu können, und erwartet, daß sich die Versammlung damit einverstanden erklärt. Ueber die Firma Angermann u. Schulz berichtet Kollege Thate, daß wegen Nichteinhaltung de« Lohntarifs der Streit ausgebrochen gewkfm sei; derselbe ser jedoch wieder beigelegt. Zu Verschiedenem berichtet Herr Jakobs, daß er bei der Firma Schaal, Voß u. Co. ge- wesensei, da dort die Lohnlisten nicht in Ordnung waren. Derselbe wünscht, daß sich die Fachkommission dort um diese Angelegen- heit bekümmert. Ferner war der Antrag eingegangen, den Kollegen Perl mit einem Darlebn von 25 M. zu unterstützen. Kollege Thate berichtet hierzu, baß sich Kollege Perl deswegen schon an die Fachkommission gewandt habe, dort jedoch abge- wiesen worden sei, da er noch nicht 1 Jahr Mitglied sei. Nach langer Debatte wurde demselben die Summe als Darlehn de- willigt. Ewige andere Anträge, betreffend die Remuneration des Vorstande«, wurden auf die TageS-Ordnung der nächsten Generalversammlung verwiesen. Hierauf schloß der Vorfitzmde die Versammlung. Die freie Vereinigung der Vergolder«nd Fach- genossen hielt am Montag, den 16. d. M., in Scheffer'« Salon, Jnselstr. 10, ihre regelmäßige Mitglieder. Versammlung mit folgender Tagesordnung ab: 1. Gewerkschaftliche«. 2. Auf­nahme neuer Mitglieder. 3. Verschiedene«. Zu Punkt 1 wurde über den Verlauf de« Streik« berichtet. Derselbe dauert un- verändert fort. Zwei von den Streikbrechern find wieder zu den Streikenden übergetreten. Der Geist der Streikenden ist immer noch ein guter. Einige von ihnen haben anderweitig Arbeit bekommen und zwar bei solchen Meistern, die mit den schwarzen Listen nichts zu schaffen haben wollen. Eine Anzahl Kollegen ließen sich als Mitglieder aufnehmen. Den Streiken- dm wurden au« der Vereinskasse 200 Mark Unterstützung be­willigt. Außerdem wurde der Vorstand ermächtigt, nölhiaen- falls die ganze Fachverein«kasse dm Streikmdm zur Ver« fügung zu stellen. In nächster Zeit wird eine öffmtliche Versammlung der Veraolder und Vergolderinnm stattsindm. Gessentliche Uersammlung der Mäschesnfchneider. Am Montag, den 16. d. M. tagte in der Brauerei Könrgstadt, Schönhauser Allee 1011, eine von zirka 100 Personen be­suchte öffentliche Versammlung der Wäschezuschneider und ver- wandter Berufsgmossm mit der Tagesordnung: Unkere Ge­werkschaftsbewegung in der Gegenwart und Zukunft. Rekermt E. Möhring, sowie Diskussion und Verschiedene«. Der Refe- rmt verglich dm jetzigen kargen Verdienst mit den theurm LebenSmittelpreism, brachte eine Statistik zur Sprache betreffend die Einnahme de« Manne «, sowie die allernothwmdigsten Aus- gaben der Familie, stellte dadurch fest, daß sich ein Defizit ein- schleicht, derm Beseitigung das Mitarbeiten der Frau bedingt, ersuchte darauf die Kollegen, dem bestehenden Verein der Wäschezuschneider und verwandter Berufsgenossin beizutreten und die am 18. November im selben Lokale gewählte Fachkow- Mission zu unterstützen, damit diese Kommission sich voll und oanz der Ausgabe, der Aufbesserung der Löhne, widmen kann. E« wurde sodann folgende Resolutron angenommen:»In An- delracht der Thatsache, daß die Lehrlinge in unserer Branche überhandnehmen, ist es Pflicht eine« jeden zielbewußten Kollegen, soviel als möglich dem Lehrlingsunwelen zu steuern, sowie Mittel und Wege zur Durchsührung zu finden suchen." Der Referent schloß seinen Vortrag mit der Aufforderung, den 1. Mai 1890 als Feiertag zu proklamirm. Die Versammlung nahm dsefen Antrag einstimmig an und ging mit einem Hoch auf die internationale Aibeiterdewcgung, da« der Vorsitzende Herr Koopmann ausbrachte, auseinander. Ver Allgemeine Metallarbeiterverei« Herttn««nd Umgegend hielt am 17. d. M. eine Miigliederoersammlung ab. Aus der Tagesordnung stand zunächst«in Vortrag de« Col. Krüger über die Frauenfrage. Der Referent verglich die Stellung der Frau von früher mit ihrer jetzigen. Früher wurde die Frau a's Magd des Mannes angesehen, jetzt aber muß sie a's Miterw-rber in der Familie gelten. Deshalb soll sie auch die gleichen Rechte mit dem Manne haben, aber der Frau wird doS Wahlrecht, ja sogar dos Koalitionsrecht vorenthalten, darum sollten die denkenden Männer die Frauen für die Ar» beiterinteressen zu gewinnen suchen und die Arbnterinnen- bewegung unterstützen, damit Mann und Frau Schulter an Schulter gegen die Uebergriffe de« Kapitals Front machen. In der Diskussion wurde der Wunsch ausgesprochen, die Frauenfrage öfter zur Debatte zu stellen und hierzu die Metallarbeiter innen speziell einzuladen. Jeder soll dafür eintreten, die Frau zur Erkenniniß ihrer Lage zu bringen. Im Verschiedenen wurde geftagt, warum am heutigen Geburt«- tag des Vereins kein Ueberdlick über die Thätigteit desselben gegeben wird? Der Vo.sitzende.entgegnete, daß am 13. Januar 1890 eine Generaloersammlung stattfindet, daß sich im Verein am vorigen Jahrestage 384 Mitglieder einzeichnen ließen, heute zählt derselbe 3800. Möge jeder Kollege recht rege für den Verein agrt ren, damit sich diese Zahl im nächsten Jahre ver- doppele. Nach längerer Debatte über da« Eintreten in eine Lohnbewegung erklärt Kollege Harlmann, daß der Verein doch kein Streikverein sei. Treten die Kollegen einer Werkstatt an den Verein heran, so können dieselben versichert sein, daß der Verein hinter ihnen steht. Das sei schon zu wiederholten Malen gesagt worden. Aufgefordert wurde zur regen Agitation zur Feier de« 1. Mai, damit man sehen könne, wie viele Ar- heiter für die Verkürzung der Arbeitszeit eintreten. Ebenso wurde an die Unterstützung der gemaßregelten Kollegen in den verschiedenen Städten erinnert. Ein Artikel der»Metollmbeiter.Zeitung" wurde verlesen, der eine schwarze Liste der Drücker und Klempner au« der Blech- waarenfabrik in Thale enthielt, und eine Aufforderung an alle derartigen Fabrikanten, diese Arbeiter nicht zu beschäftigen. Diese« Vorgehen sollte alle Metallarbeiter veranlassen, sich einer Organisation anzuschließen. Auf.die Frage, ob nicht Frage- bogen auch für andere auszufüllen seien, wurde geantwortet, daß jeder selbst diese« thun müsse, sonst könnte man sich eine« Vertrauensbruches schuldig machen. Nach ncchmaliger Hin- Weisung auf die am 13. k. M. itottfindcnde Generalversamm- lung schloß der Vorsitzende die Versammluno. Der Fachnmin der Lithographlesteinschleifer und Berufsgenossen tagte am Dienstag, den 17. d. M., bei Zemter. Auf der Tagesordnung stand: Vortrag des Herrn Bölsche über: Die Zukunft der Erde. Innere Vereinsangelegenheit. Der Vortragende entledigte sich seiner Aufgabe in anerkennenS- werther Weise und erntete reichen Beifall. Da über den Vor- trag zu wiederholten Malen Bericht erstattet, so können wir an dieser Stelle darüber hinweggehen. Es kam zur Svrache, daß der neubegiündete Fachverein ber Lithographen den Beschluß ge- faßt habe, den am 25. d.M. in Hannover tagenden Kongreß der Steindrucker, Lithogrophen und BerufSgenvssen nicht zubesch den. Nach einemBericht de« Fachverein« derLithogeophenin der graphi­schen Presse, haben die Lithographen von der Beschickung au« ver- schiedenen Gründen abgesehen und Punkt 3 lautet: weil auch die Steinschleifer auf dem Kongreß Sitz und Stimme haben. Der Vorfitzende de« Fachverein» de« Lithographiesteinschleifer und Berufsgenossen verlas ein Eingesandt über diesen Punkt. welche« er in der graphischen Presse veröffentlicht und diese« Eing sandt wurde mit großem Beifall on der Versammlung aufgenommen. Im übrigen wurde dieser Beschluß de« Fach- verein« der Lithographen einer scharfen Kritik unterworfen und sämmtliche Redner verurtherlten dieses Verhalten der Lithographen. Es wurde hierauf folgende Resolution einstimmig angenommen: Die Versammlung de« Fachvereins der Lithographresteinschleife« unb Berufsgcncssen nimmt Kenntniß von dem Beschluß de« Fach- vereinS der Lithographen, wonach von der Beschickung de« Kongresses der Steindrucker, Lithographen und Berufsgenossen Abstand genommen wird und zwar: weil auch die Stein- schleiferlauf dem Kongreß Sitz und Stimme haben. Die Vir- samm'nng erklärt ihre volle Z ustimmung zu dan Em gesandt de« Kollegen F. Rose in Nr. 25 der graphischen Presse und hofft auf eine arbeiterfreundliche Stimmung aus dem Kongreß. Eb-nso spricht die Versammlung die Zuversicht au«, doß der der Arbeiterbewegung nur schadende Kastengeist bald verschwmden möfl« und die akademisch gebildeten Lithographen Berlin « den Äünstlerstolz fallen lassen, sich als Arbeiter in der Industrie und die Steinschleifer als gleichberechtigte Arbeiter in der Branche ansehen. Unter Verschiedenem wurde beschlossen, den streikenden Goldleistenarbeiiern der Methlow'schen Fabrik 10 M. Unterstützung aus der Ver- einskasse zu geben. Ferner wurde beschlossen, einem beim Militär stehenden Kollegen mit 5 M. eine WcihnachtSfteude zu bereiten. Der Vorstand wurde beauftragt, sich nach ein Lokal umzusehen behuss Abhaltung einer Malinee zum Besten erkrankter Mitglieder. Die BilletS zum Stiftungsfest am Sonnabend, den 18. Januar 1890 in Bötzow'« Brauerei wurden ausgegeben und find solche noch zu haben bei F. Rose, LandSbergerstr. 16. AUgemri«« Schriftgiester- Versammlung am 18. Dez. Die Tagesordnung lautete: 1. Bericht der Kommission. 2. Vor- läge und Berathung des Tarif-Entwurfs. 3. Eventuelle An­trage zum Kongreß. 4. Verschiedenes. Zum 1. Punkt wird das Resultat der Urabstimmung zur Delegirtenwahl bekannt gegeben. Der Kongreß ist zum 27. Dezember nach Frank- surt a. M. einberufen. Zu bemerken ist, daß leider nach Be- kanntwerden de« Resultat« der Urabstimmung ein wenn auch geringer Theil der hiesigen Gehllfen die Delegirtensteuer nicht weiter bezahlt, weil die Wahl nicht nach Wunsch ausgefallen ist. Die Zwietracht wird gesät vom Vorstaude de« Berliner Schriflgießer-Gehilfen-VereinS. Derselbe hat beschlossen, aut seinem Verein 2 Delegirte zu entsenden und dafür bei seinen Mitgliedern eine Ertcasteuer zu erHeden. Gleichzeitig hat der Vorsitzende diese« Vereins erklärt, er bezahle keine Beiträge mehr für die von der Allgemeinheit gewählten Delegirten. Da« hatte zur Folge, daß eine Anzahl sich verleiten ließ, diesem Beispiel zu folgen. Diese Handlungsweise wird von der Ver- sammlung auf da« Lebhafteste getadelt, um so mehr, als der betreffende Vorsitzende zugleich Mitglied der mit den Vor- arbeiten betrauten Kommrsfion gewesen ist, und deren Be- schlüsse mit fassen half, um hinter dem Rücken derselben in seinem Verein ganz im Gegensatz zu ihr zu handeln. Die Versammlung bezeichnet e« als einen Bereatb an die allgemeine Sache, wenn in diesem Augenblick, wo der Kongreß einberufen ist, wo die für alle so eminent wichtigen Fragen der Organi- sation und eine« einheitlichen Tarifs verhandelt werden sollen, die Kollegen davon abgebracht werden, ihr durch Unterschrift gegebenes Versprechen, die Kosten des DelegirtentageS aufzu- bringen zu hatten. Eine Resolution wird angenommen, dahin lautend: daß nur die von der Allgemeinheit gewählten Delegirten zum Kongreß zugelassm werden. Hierauf wird die Kommission beauftragt, beim Verein der Schristgießer Berlin « einen Vorsckiuß zu beantragen, da die von Be..in aufzubringende Summe(200 M. find bereit« zur Unterstützung kleiner Städte abgesandt) noch nicht beisammen ist. Der Vorschuß wird durch weitere Erhebung der Delegirtensteuer wieder eingebracht. 2. Punkt: Vorlage und Berathung de« Tarif-Entwurs«. Der Leipziger Entwurf blfindet sich bereit« in Händen der Kollegen; e« bleibt nur übrig den Berliner Ent- wurf zu verlesen. Hierbei stellt sich heraus, daß die« zu viel Zeit in Anspruch nimmt. Di« Versammlung beschränkt sich darauf, die verschiedenen Wünsche hierzu ent- gegen zu nehmen, und die Delegirten zu beauftragen, diese Wünsche, zu Anträgen formulirt, dem Kongreß vorzulegen. 3. Punkt: Eventuelle Anträge zum Kongreß. Hierzu ent- wickelten die anwesenden 4 Delegirten kurz ihr Programm. Dasselbe lautet auf Bildung einer eigenen Schriftgießer- Organisation, denn, wie die ittzigen Zustände beweisen, sind die Schnftfticßer dadurch, daß sie dem Unterstützungk-Verein Deutscher Buchdrucker angehören, ohne eine eigene Organi- sation zu besitzen, ihrer Selbstständigkeit verlustig gegangen, weil sie sich auf sden Geldbeutel der Buchdrucker verlassen haben. Die Schiiftgießer müssen eine Einheit bilden, wobei die Zuge« Hörigkeit zum U. V. D. B. eine« Jeben Privatsache ist, sie müssen wieder erkennen, daß sie selbst Hand anzulegen haben, wenn sie vorwärts wollen und nicht, daß sie sich einem Andern anhängen, der für sie sorgen und denken soll. Alle Schrift- gießerei. Arbeiter, auch die in der Messingbranche, müssen in diese Organisation hereingezogen werden. Schaffung eine« ein- heiilichcn Tarifs unter Berücksichtigung aller in neuerer Zeit ausgesprochenen VerbesserungSanträae ist die nächste Aufgabe. Gin» Uerjammlwng de» Uerbaudea de» Mädel- polirrr tagte am 16. d. M. im Lokale de« Herrn Bolzmann, Andrea? str. 26. Herr Richard Baginiky hielt einen von der Bersammlung mit großem Interesse verfolgten Vortrag über: Die Arbeit und die Wissenschaft. Der zweite Punkt der Tagesordnung war die Ergänzungkwahl der Fachkommission. In die Fachkommission wurden gewählt die Kollegen Otto Riebe und Mox Weber. Hierauf erstattete da« VergnügungS- komitee Bericht über da« tiesjährige Stistungsfest. Die Ein- nähme betrug 321,50 M. die Ausgabe 169,40 M., mithin bleibt ein Ueberschuß von 152.10 M. Ein Antrag, den streikenden Hutmachern in Lukenwalde 60 M. Unterstützung zukommen zu lassen, wurde einstimmig angenommen. Hierauf ersuchte der Vorfitzende die Mitglieder, sich zu der am 1. WeihnachlSfeier- tag. Mittags 12 Uhr, im Schweizergarten stattfindenden Matinee zum Besten des kranken Kollegen Emil Wangemann recht zahl- reich einzufinden. Es wurden hierzu die Brllets rom Ver- gnügungSkomitee ausgegeben. Als neue Mitglieder wurden in der Versammlung 26 Kollegen aufgenommen. De» Fachverein der Marmor-«nd Granttschleifer hielt am 15. d. Mi«, in Deigmüller's Saal, Alte Jakobst. 48«, seine Mitglieder Versammlung mit folgender Tagesordnung: 1. Diskussion über den neu entworfenen Lohn- und Akkord- tarif. 2. Abrechnung vom letzten Kränzchen. 3. Verschiedene« und Frazekasten. Nachdem Kollege Thies als Mitglied der Lohnkommisfion den neu entworfenen Äkkordtarif verlesen und der Versammlung zur Begutachtung unterbreitet hatte, entspann sich hierüber eine längere und lebhafte Debatte. Im Laufe derselben bemerkte Kollege Hertel, daß es wohl besser gewesen sei, wenn man nur einen Lohntarif aufgesetzt hätte; unser Streben müsse sein, die Akkordarbeit abzuschaffen. Der Vor- fitzende des Verein«, Kollege Paulckat, erklärte sich mit diesen Ausführungen einverstanden; man dürfe aber nicht vergessen, daß ein Theil unserer Kollegen der Lohnarbeit noch feindlich gegenüberstehe. Sei erst die Macht diese« unseres ärgsten Femde«, dis Unverstandes, gebrochen, dann sei es leicht die Lohnarbeit durchzusetzen. Beim 2. Punkt wurde die Richtigkeil der Abrechnung vom letzten Kränzchen bestätigt; dasselbe ergab einen Ueberschuß von 66 M. 95 Pf. UntersVerschiedenenr wurde einem bedürftigen Kollegen eine Unterstützung von 25 M. be­willigt. Nachdem der Vorfitzende die Kollegen ermabnt hatte. dahin zu wirken, daß die»m Januar stattfindend« öffentlich« Versammlung sehr zahlreich besucht werde, unb kräftig für de" Verein zu agiliren, erfolgte der Schluß der Versammlung. Berlin SW., Beuthstraße 2. Verantwortlicher Redakteur:£.«»»»heim in Berlin . Druck und Verlag von Ma» Hadini»