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aus Regierungsfreisen, die Stirn zu bieten, das tann uns freilich weder wundern noch intereffiren wer hätte je fich gewundert, wenn Freund Lampe   vor den Jagd­hunden ausreißt, oder wer- mit Ausnahme eines Sonntags­jägers hätte sich je für die Geschwindigkeit inter­effirt, mit welcher Freund Lampe   seinen Drängern zu ent­fliehen fucht?

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Die Sache hat hier aber einen ernsthaften Hintergrund. Wie der Verfuchsballon die Richtung des Windes anzeigt, so verkündigt diese Hafenfüßelei der fächsischen Mannesherzen, beren vornehmstes Organ das Leipziger Tageblatt  " ist, daß fie thre vollständige Ohnmacht begriffen haben, und den kon fervativen Kartellbrüdern, von deren Gnaden fie exift ren, nicht blos das Opfer des Intellekts, sondern auch das Opfer der Intereffen zu bringen fich refignirt haben.

Und wie in Sachsen  , so find die Mannesseelen" auch in dem übrigen Deutschland  . Und wird ber Stod  bes Ausweisungsparagraphen vorgehalten, fo springen fie ebenso gelehrig darüber, wie die Pudel des Leipz. Tageblatts" foeben über die Kornzölle gesprungen sind.

Die Begnadigung des Dr. Bachler von der Staats­bürger 3tg." wird in der Bolts 3ta." irrigerweise als eine nachträgliche Wirkung des Amnestieerlaffes des Kaifers Friedrich Dom 1. April 1888 für die vor Erlaß deffelben begangenen Bergehen zu erklären gesucht. Diese Auslegung trifft nicht zu, weil Dr. Bachler nicht aus einem derjenigen Paragraphen des Strafgesetzbuchs verurtheilt ist, hinsichtlich deren der Amnestie erlaß eine folche nachträgliche Wirkung mit fich bringt.

Die Eigenschaft als Antisemit ist in der Verhandlung gegen den Fabrikbefizer Heinrich Kügler aus Hohenleuben  megen Beleidigung der der jüdischen Konfeffion angehörenden Rechtsanwälte von dem Gerichtshof als ein besonderer Strafe milderungsgrund erachtet worden. Diese Anschauung ist info­fern besonders bemerkenswerth, als in den zahlreichen Sozia­listenprozessen die Zugehörigkeit zur sozialdemokratischen Partei, namentlich aber die Eigenschaft eines Angeklagten als eines hervorragenden Mitgliedes dieser Partei stets strafschärfend ins Gewicht fällt. Aus der qu. Verhandlung ist auch noch die Angabe des Angeklagten bei seiner verantwortlichen Vernehmung nachzutragen, wie er dazu gekommen ist, den Rechtsanwalt Dr. Sello für einen Juden zu halten. Er fagt, er wäre vor einigen Jahren als Geschworener nach Gera   einberufen gewesen. An einem der Sigungstage habe Rechtsanwalt Dr. Sello aus Berlin  als Vertheidiger eines jüdischen Angeklagten fungirt. Auf diese Verhandlung hatte der Schwurgerichts- Präfident die Ge­schworenen mit dem Bemerken besonders hingewiesen, daß der jüdische Angeklagte es für sicherer gehalten, zu seinem Verthei­biger nicht einen Anwalt aus dem Orte, sondern einen berühm­ten jüdischen Rechtsanwalt aus Berlin   zu erwählen, der sich in dem Neustettiner Synagogenbrandprozeß als Vertheidiger seiner Glaubensgenoffen so bedeutend hervorgethan hätte. Dies sei der Grund für die inkriminirte Bemerkung gewesen; denn bei feinen Anschauungen habe er sich doch mit einem solchen Manne nicht in Verhandlungen einlassen können.

Die Verhaftung des früheren Landesdirektors von Westpreußen   Dr. Wehr hat ein so bedeutendes Aufsehen erregt, daß es sich wohl verlohnt, auf die Gründe, welche die­felbe veranlaßt haben, näher einzugehen. Aus Danzig   schreibt man der Tgl. Rundsch." darüber:

Dr. Wehr wurde im Jahre 1878 mit geringer Mehrheit zum Landesdirektor der Provinz Westpreußen   auf 6 Jahre ge­wählt, nachdem der bisherige Landesdirektor Ridert erklärt hatte, eine Wiederwahl nicht annehmen zu wollen. Nach Ab­lauf seiner Wahlperiode wurde er 1884 nicht allein einstimmig mieber gewählt, sondern auch sein Gehalt wurde um 3000 m. erhöht. Diese Wiederwahl erregte allgemeines Befremden, denn es war bekannt, daß Dr. Wehr in einer Weise ver­schuldet war, die sich mit der Stellung des höchsten Beamten ber Selbstverwaltung der Provinz nicht vereinbaren ließ. Dr. Wehr borgte nicht allein überall Kellner an, blieb Gepäckträgern und Dienstleuten ihre Gebühren schuldig, sondern hatte es auch dahin gebracht, daß kein Koch in Danzig   fich bereit finden wollte, die von der Pro­ving zu gebenden Gaftmähler zu besorgen. Dazu tam, daß seine Geschäfts- und namentlich Raffenführung zu sehr begründeten Aussehungen Anlaß bot. So wurde zum Beispiel bei einer Revifion der Landeshauptkaffe ein Fehlbetrag von mehreren tausend Mart, man spricht von 15 000 m., vorge funden, welche von dem Landesbirektor gegen hinterlegte Quittungen aus der Staffe entnommen worden waren. 3war wurde das fehlende Baargeld in furzer Zeit herbeigeschafft und eine Henderung der Geschäftsführung vorgenommen, welche dem Herrn Dr. Wehr derartige Handlungen für die Zukunft unmöglich machen sollte, doch hatte dieses weiter feinen Erfolg, als daß Dr. Wehr nunmehr andere Wege einschlug, um die Provinz zu schädigen. Am 18. Februar 1886 richtete der Ritter­gutsbefizer Holz Blumenfelde eine Emgabe an die Hilfskaffen­fommiffion, in welcher derselbe unter Beifügung eines Blanes der Melioration des Krangensees und der Herstellung von Riesel­wiesen sowie eines Statutes der zu diesem Zwede gebildeten ein Darlehen von 104 000 m. bat. Genossenschaft um

3weimal schon wollte der Offizier Feuer kommandiren. Ein Angstgefühl benahm ihm den Athem. Er kämpfte ein paar Sekunden lang einen furchtbaren Kampf zwischen Pflicht, Soldatenehre, Menschenwürde; die Steine flogen dichter. Er öffnete den Mund. Da gingen die Schüsse von selber los, erst drei, dann fünf, dann knatterte eine Salve, wie Peletonfeuer; endlich ganz zuletzt knallte noch ein einzelner Schuß in das Grabesschweigen.

Die Menge blieb verblüfft mit offenem Munde, als tönne fie immer noch nicht glauben, daß doch geschoffen

worden. Dann erhoben sich entseßliche Schreie, und während der Trompeter das Einstellen des Feuers blies, stürzte Alles in wilder Flucht durch den Schmutz des Hofes hinaus.

Die ersten Schüsse hatten Bébert und Lydia hingestreckt; dem Mädchen durchbohrte eine Kugel die Stirn und sie stürzte fofort todt zu Boden; den Knaben traf das Blei in die Brust, er fiel quer über sie. Jeanlin kam in diesem Augenblick schlaftrunkenen Auges von Réquillart und sah die Beiden den Geist aufgeben.

Die fünf anderen Schüsse tödteten die Brulé und den Vater Richomme. Den Alten traf die Kugel in den Rücken, während er seine Kameraden beschwor, das Werfen zu lassen; er war auf die Knie gestürzt, glitt auf die Seite und lag röchelnd am Boden, die Augen noch voll der Thränen, die ihm das wahnsinnige Treiben seiner einstigen Kameraden er­preßt. Die Brulé empfing das tödtliche Blei in die Kehle; sie war in ihrer ganzen Länge krachend auf die Erde ge­fallen, wie ein Bündel trockenen Reifigs, fluchte noch ein­mal mit blutgurgelnder Stimme und verschied.

Aber mörderisch hatte die Salve gewüthet. Die hundert Schritt entfernten Zuschauer selbst wurden getroffen; Mouquet  bekam eine Rugel gerade in den Mund, er stürzte zu den Füßen Bacharias, beide Kinder mit seinem Blut besprißend. 3wei Schüsse trafen die Mouquette in den Leib. Sie hatte gesehen, wie die Soldaten plößlich die Gewehre an die Schultern legten, war mit instinktiver Gutherzigkeit vor Ka­tharinen gefprungen, rief ihr zu, sich zu retten; dann stürzte fie rücklings zusammen. Stephan eilte herbei, richtete sie auf. Aber sie bedeutete, daß sie verloren sei warf einen

Der Antrag wurde genehmigt und der Landes direktor Dr. Wehr beauftragt, den Fortgang der Arbeiten speziell zu beaufsichtigen. Troßdem nun Holz beantragt hatte, ihm im Jahre 1886 nur 75 000 M. und den Rest von 29 000 M. erft im nächsten Jahre zu zahlen, trotzdem mehrfache Gutachten der Baubeamten der Provinz festgestellt hatten, daß verhältnismäßig geringe Summen zur Entwässerung verwendet worden seien, beeilte sich Dr. Wehr mit der Anweisung der Gelder fo, daß bereits im Oftober 1886 das ganze Darlehn von 104 000 M. ausgezahlt worden war. Ein Protest des Kreisausschusses zu Berent gegen weitere Bahlungen an Holz blieb, da die Gelder bereits verausgabt waren, erfolglos. In diesem Proteft wurde behauptet, daß Holz erft 24 000 M. vorschriftsmäßig verwendet hätte. Diese beinahe unglaubliche Handlungsweise des Landes direktors fand ihre Er­klärung durch die Aussage des Holz, daß er genöthigt gewesen sei, an Dr. Wehr von dem Darlehn der Proving 32 400 M. auf merthlofe Wechsel zu geben. Im Jahre 1888 fam Blumenfelde, das Gut des Genoffenschaftsvorstehers Holz, zur Subhaftation, und Am die Forderungen der Provinz fielen vollständig aus. 16. Juni 1888 wurde schließlich festgestellt, daß der 160 Hektar große Krangensee wieder vollständig mit Wasser gefüllt und von Kulturversuchen nichts mehr zu sehen sei. Diese standa­lösen Vorgänge bemogen endlich den Landesdirektor Dr. Wehr dazu, fein Amt niederzulegen. Es fennzeichnet den Mann, daß er noch den Muth hatte, Monate lang in der preußischen Boltsvertretung zu fizen und furz vor der Katastrophe von der Tribüne des Parlaments herab vor dem Lande eine feierliche Erklärung abzugeben, daß er nicht sein Amt und überhaupt Nichts niedergelegt habe." Und als nun schließlich im Pro­vinziallandtage seine unsauberen Handlungen öffentlich enthüllt worden waren, legte er auch dann noch sein Abgeordneten­mandat nicht nieder, sondern bezog seine Diäten bis zum Schluß des Landtages. Ob und inwieweit diese Vorgänge zur Erhebung einer Anklage gegen Dr. Wehr und zu seiner Ver haftung Veranlassung gegeben haben, ist zur Zeit allerdings noch nicht bekannt.

An Zöllen und Verbrauchssteuern, sowie anderen Ein­nahmen im Deutschen   Reiche find für die Zeit vom 1. April 1889 bis zum Schluß des Monats November einschließlich der fredutirten Beträge und abzüglich der Ausfuhrvergütungen zur An­schreibung gelangt: 3ölle 246 636239 M.(+46 658 403), Tabat­Steuer 6 257 465 M.(+513 235), Zuckermaterialsteuer 18816 160 Mark(+47 963 543), Verbrauchsabaabe von Zucker 30 381 917 Mart(+23 243 028), Salzsteuer 26 901 532 M.(-369 970), Maise bottich- und Branntweinmaterialsteuer 4 298 133 M. (+2043 585), Verbrauchsabgabe von Branntwein und Zu schlag au derselben 76 627 885 M.(+ 7 079 411), Braufteuer 16 841 195 M.(+1956 267), Uebergangsabgabe von Bier 2 051 805 M.(+253 545); Summe 391 180 011 m. (+129 341 047). Spielfarienftempel 791 677 M.(+34 532), Wechselstempelsteuer 4940 589 M.(+386 750), Stempel­Steuer für a) Werthpapiere 6 956 553 M.(+ 2337 624), b) Rauf und sonstige Anschaffungsgeschäfte 9527 653 m. (+1596 939), c) Loose zu Privatlotterien 393 226 M. (+51810), Staats lotterien 4 383 747 M.(+ 281 481), Boft­und Telegraphenverwaltung 139 455 934 m.(+9 635 597), Reichs- Eisenbahnverwaltung 35 921 000 M.(+1351 100).

Die zur Reichstaffe gelangte Jfteinnahme abzüglich der Ausfuhrvergütung und Verwaltungskosten betrugen für den felben Zeitraum 3ölle 217 398 238 D.(+48 965 325), Tabat­Steuer 7 638 986 m.(-601 732), Budermaterialsteuer 10 848 586 M.(-3840 151). Verbrauchsabgabe an Zucker 28 352 424 M.(+28 562 849), Salzsteuer 24 558 133 M. (-62315), Maischbottich- und Branntweinmateria steuer 11 018 147.(-140 062), Verbrauchsabaabe von Brannt mein und Zuschlag zu derselben 60 829 355 M.(+16 917 311), Brausteuer und Ueberganasabgabe an Bier 16 063 502 m. (+1906 849), Summe 376 707 371 m.(+91 708 074). Spielfartenftempel 728 558 M.(+33 653).

In Sachsen   hat nunmehr ein Gericht erfter Instanz ent­schieben, daß die Aufforderung zum Boytott als grober Unfug zu bestrafen ist. Von der Dresdener  Amtshauptmannschaft find fürzlich zwei Arbeiter, der Glas­macher Baumgarten und der Schloffer Schlenker wegen Ber  breitung eines Flugblattes, durch welches der Boytoit über einen Gasthof in dem benachbarten Cotta erklärt werden sollte, mit je 15 M. Geldstrafe belegt worden, indem die genannte Bolizeibehörde in der Verbreitung des Flugblattes einen groben Unfug erblickte. Die seitens der Bestraften beim Schöffengericht eingelegte Berufung hat, wie uns aus Dresden   geschrieben wird, feinen Erfolg gehabt. Das Schöffengericht war im Gegentheil der Ansicht, daß die von der Amtshauptmannschaft ausgewor fene Geldstrafe eine zu geringe fei, weshalb nunmehr über jeden fene Geibstrafe eine zu geringe fei, weshalb nunmehr über jeden der beiden Arbeiter eine Haftstrafe in Höhe von 10 Tagen verhängt wurde. Hoffentlich wird die Sache durch alle In­stanzen verfolgt, damit eine endgiltige Entscheidung über diese Frage herbeigeführt wird.

Dänemark  .

Ropenhagen, 25. Desember. Die im vorigen Jahre gewählte Kommission für die Arbeiterversicherungs- Gefeßentwürfe wird bald ihre Arbeiten zum Abschluß bringen. Bisher hat die

freundlichen lächenden Blick auf Stephan und Käthen  , als freue sie sich, Beide bei einander zu sehen, jetzt wo sie selbst von dannen ging; ein krampfhaftes Schluchzen durch­fuhr ihren Körper; sie war todt.

Alles schien vorüber; ein paar Kugeln waren bis an die Häuser des Dorfes geflogen. Da ging der letzte einzelne Schuß los.

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Maheu, mitten in's Herz getroffen, drehte sich um sich selbst und fiel mit dem Gesicht voran in einen Zümpel, der schwarz war vom Staub der Kohle.

Wie blödsinnig sah es die Maheude:

He, Alter, steh' auf, es ist nichts, sag'?" Sie kniete nieder, schob das Kind unter den Arm, und drehte ihren Mann, um ihm in's Gesicht zu schauen.

,, Sprich doch, wo thut's Dir weh?"

Sein Auge blickte leer, seinen Mund füllte blutiger Sie blieb auf den Schaum. Sie verstand, er war todt. Knieen in dem schwarzen Wasser neben ihm sigen, ihr Kind, gleich einem Packet unterm Arm, und starrte wie eine Närrin auf die Leiche.

Die Grube war frei.

Mit nervöser Hand hatte der Hauptmann sein zer trümmertes Räppi abgenommen und wieder aufgesetzt, stumpf und bleich nach dieser Katastrophe, welche für immer seine Soldatenehre befleckte. Seine Leute luden von Neuem ihre Waffe. Am Fenster erschienen die erschreckten Gesichter von Negrel und Dansaert; hinter ihnen stand Souvarine. Eine tiefe Falte schnitt durch seine Stirn, als wenn sein heim­licher Plan sich in einem drohenden Stempel ausdrücken wolle.

Bonnemort, eine Hand auf seinen Stock gelehnt, mit der Drüben auf der Anhöhe verweilte noch der alte anderen die Augen schirmend, blickte er auf das Unglück der Seinen.

Die Verwundeten schrieen; die Todten in ihren gebrochenen Stellungen wurden steif und kalt, besudelt von dem auf­gethauten Schmutz des Hofes, hier und da in die tintigen Schlammpfügen gebettet, die schwarz unter den Resten des schmelzenden Schnees hervorquollen. Und zwischen den

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Kommission den Gefeßentwurf, betreffend die Versicherung der Arbeiter gegen Unfälle während der Arbeit, und den Gefez­entwurf, betreffend die Altersverficherung der Arbeiter, der Re gierung überliefert. Ueber die letterwähnte Vorlage lautet das Urtheil wenig günftig. Es wird allgemein für nothwendig er­achtet, daß der Altersversorgung die Krankenversicherung voran­gehen müffe. Bur Durchführung der Arbeitergeseze soll der Ertrag der neu eingeführten Schußzölle dienen, es wird indeß noch lange dauern, ehe die erwähnten Gefeße in Kraft treten werden. In einer der legten Sigungen des Folkethings hat der Abgeordnete Thorup wieder seinen Vorschlag zur Anlage eines Ranals zwischen der Nordsee   und dem Kattegat   einge­bracht. Dieser Antrag zur Anlegung eines Ranals, welcher dem deutschen   Nordoftseekanal Ronkurrenz machen soll, wurde schon in der vorigen Seffion eingebracht, und es wurde ein Staats­zuschuß von 10 Millionen Kronen verlangt. Die Regierung verhielt fich damals gegenüber der Vorlage ablehnend und ste wollte eine Rongeffion nicht geben. Jekt wird statt des Zu­schuffes eine Staatsgarantie für 36 Millionen für eine bestimmte Reihe von ihren verlangt, die Regierung beurtheilt jedoch auch diesen Vorschlag ungünstig. Die Vorlage ist einem Aus­schuffe überwiesen worden.

Italien  .

In Italien   haben sich in den legten Tagen die Irreden­tiften auffallend bemerkbar gemacht. Wegen irredentist   scher Rundgebungen war bekanntlich der Gemeinderath von Terni  aufgelöst worden. Die Amtliche Beitung" veröffentlicht jett das bezügliche königliche Defret. Dem Defret geht ein Bericht des Ministerpräsidenten Crispi an den König voraus, dem zu­folge die Maßregel dadurch veranlaßt wurde, daß der Ge­meinderath von Terni   am 20. d. M. an äßlich des Jahres­tages der Hinrichtung von Oberdant zum Zeichen der Trauer bie Sigung aufhob und dadurch eine politische und ungeset iche Demonstration beging.

In einer Rebe zur Oberdankfeier hatte in Rom ein ge­wiffer Albani geäußert: Oberdant habe seiner Zeit seinen Attentatsplan u. A. an Fortis, den gegenwärtigen Unterstaats­sekretär Crispi's, mitgetheilt; Fortis habe nicht nur den Plan gebilligt, sondern auch Oberdant zur Ausführung veraniaßt. Diese Aeußerung ist mehrere Tage ohne Deme. ti geblieben, und man war an manchen Stellen schon generat, den Inhalt derfelben als Wahrheit anzusehen. Ein Wolff'sches Tele­gramm vom Mittwoch meldet aber nur mehr, daß die Mel­bung, der jezige Unterstaatssekretär Fortis habe u Oberdank und dessen Attentat in Beziehungen geftanden, von maß eben der Stelle als vollständig aus der Luft gegriffen bezeichnet werde.

Rukland.

In den Ostseeprovinzen erfolgen, nachdem die Hauptschläge gegen das Deutschthum geführt worden sind, noch emige tleinere Schläge, um das Wert der Rushfiz rung zu glätten und zu voller den. Die Dorpater Universitätsprofefforen mähiten bisher den Neftor selbst aus ihrer Mute, soll der Reftor aber gut russisch   sein, so tann das natürich nicht fo bleiben. Daher ist denn in der Gefeßfammlung am Freitag ein vom Kaiser genehmigter Reichsraths beschluß veröffentlicht, wonach in Abänderung und Ergänzung der Statuten der Dor­pater Universität der Rektor künftig vom Minister für Volks. aufklärung aus der Zahl der ordentlichen Professoren der Uni­verfität gewählt und durch kaiserlichen Erlaß auf vier Jahre ernannt wird. Der Prorektor und die Defane werden vom Kurator des Lehrbezirts gewählt und durch den Minister für Boltsaufklärung im Amte bestätigt. Endlich werden dem Wi­nister bei der Befeßung_vafant gewordener Biofeffuren um­faffendere Machtbefugnisse als bisher eingeräumt.

Amerika.

In Brasilien   scheinen neueroings einige Unordnungen stattgefunden zu haben, welche von der antirepublikanischen Breffe start aufgebauscht worden sind. Nach einem Wolff'schen Telegramm find in New York   aus Montevideo   über Galveston Privatnachrichten eingegangen, welche die Meldungen von neuer­dings in Brafilien stattgehabten Unordnungen und Ruhe­ ungen bestätigen und die Lage der R gierung als eine kritische bezeichnen. fritische bezeichnen. Wir meffen diesen Nachrichten wenig Glauben bet. Daß nach einer so bedeutsamen Umwälzung, wie sie in Brafilien stattgefunden hatte, Ruheftö ungen vor­kommen mußten, war von vornherein vorauszusehen; daß aber diese Ruheftörungen bedeutend genug waren, um den Bestand der Ne­publit in Frage zu stellen, bafür liegen bisher noch feine genügende Belege vor. Eine Abtheilung Militär in Rio de Janeiro   ist an­spruchsvoll aufgetreten, das ist die Thatsache welche den schwarz­färberischen Daistellungen zu Grunde liegt. Das Pariser J. urn. des Debats läßt sich von wiederholten militärischen Meutereten berichten. Dieselben Berichte stellen jet och fest, daß Maria all Fonseca trotzdem der Herr der Lage ist. Man muß bedenken, daß das Militär bei der Revolution die erste Rolle spielte. Ganz natürlich ist es daher, daß doffelbe im Bewußtsein jemner Wichtigkeit nunmehr mit der neuen Regierung in Konflikt geräth. Alle Eilaffe der neuen Regierung find aber energischer Natur

vom Elend ausgehungerten mageren Leichen lag der Körper Trompette's  ", ein trauriger großer Klumpen todten Fleisches.

Stephan lebte. Er stand noch mitten auf dem Hofe, als eine schmetternde Stimme hinter ihm laut wurde. Es war der Abbé Ranvier, der von seiner Frühmesse zurück­kam. Er hob beide Arme gen Himmel, rief den 3orn Gottes auf die Mörder herab und verkündete mit wuth­bebendem Prophetenton, das Reich der Gerechtigkeit werde

kommen, das Feuer des Himmels werde das Bürgerthum vertilgen, weil es zur Krönung seiner Greuelthaten die Ar­beiter, die Deklassirten dieser Welt, niedermezeln lasse.

Siebenter Theil.

Erstes Rapitel.

Die Flintenschüsse von Montsou widerhallten in einem furchtbaren Echo bis nach Paris  . Seit vier Tagen brachten die entrüsteten Oppositions Organe auf ihrer ersten Seite in umständlicher Weise die haarsträubendsten Berichte. Fünfundzwanzig Verwundete, vierzehn Todte, darunter zwei Kinder und drei Frauen. Dann wurde weitläufig von den drei Gefangenen gesprochen. Levaque war eine Art Heros geworden und ihm wurden Antworten von erhabener Würde und klassischem Heldenmuth in den Mund gelegt, die er dem Instruktionsrichter gegeben habe. Das Kaiserthum, welches durch diese paar Kugeln in's Fleisch getroffen worden, affettirte eine majestätische Ruhe, ohne sich über die Gefähr lichkeit der erhaltenen Wunde recht klar zu sein. Dies sei, meinten die Regierungsblätter, nichts als eine allerdings bedauerliche Rollision dort oben in jenem schwarzen Rohlen­lande, weit von dem Asphalt von Paris  , wo die öffentliche geffen anheimfallen. Meinung geboren wird. Die Sache wird bald dem Ver­

Die Kompagnie erhielt den offiziösen Befehl, die Er­eignisse möglichst zu vertuschen und diesem Streik, der anfing fich gar zu sehr in die Länge zu ziehen und der fchließlich eine soziale Gefahr werden fönne, ein Ende zu machen. Schon am Mittwoch früh kamen denn auch in Montsou drei Regisseure an, und das Städtchen, welches bisher noch nicht gewagt hatte, sich über das Blutbad im