der 3 it, die uns zur Verfügung fland, wiffen wir, daß unser| Datenverzeichniß feinen Anspruch auf Vollständigkeit machen fann, und mir bitten unsere Leser, uns im Laufe des nächsten Jahres mit Hinweisen zu unterstüßen, damit unser folgender Kalender bas tft, was er in Wrklichkeit sein soll.

3m Uebrigen aber wünschen wir, daß alle unsere Ge Finnungsgenoffen und Freunde in dem Ralender für sich selbst nur glüdliche Tage finden mögen.

Aus der Berliner Geschichte des Jahres 1889. ( Schuß). Der Monat Juli vertief im Ganzen still und barmlos. In der Zeit der fauren Gurte, mo bie Massenaus­wanderung ftattzufinden pflegt, überftürzen fich selbst in Berlin bie Ereigniffe nicht. Die Lohnfämpfe ftanden noch im Vorder­grunde des Jnteresses. Am 7. geleiteten Taufende von Ar­beitern einen stillen Mann, der einft large Jahre ihre Intereffen verfochten, den unglücklichen Wilhelm Saten clever hinaus zur legten Ruhestätte. Der Selbstmord im Stadtbahntoupee, Der Selbstmord im Stadtbahntoupee, welchen ein Liebespärchen in der Frühe des 7. Juli furz vor Westend vollführte, bilbete eine traurige Bereicherung der in Berlin üblichen Selbstmordarten. Der Sturz aus dem Fer fter, welchen das Pflegefind der Stadtmissionar Sand­Tod'ichen Eheleute am 8. erlitt, zeitigte ganz ungeheuerliche Gerüchte, bie fich schließlich als unzutreffend ergaben.

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Unter

ben Wafferunfällen, welche um diese Zeit eine stehende Rubrik in ben Zeitungen bildeten, erregte das Unglück, welches am 20. Juli ben Dampfer Vulcm" ereilte, allgemeine Theinahme. Der megen fahrtäffiger Tödtung später angeflagte Rapitän des Dampfers wurde vom Gerichte freigesprochen. Am 23. er eignete fich das schwere Bauunglüd auf dem Grundstücke An Un­Arndtstraße 34, wobei 6 Perfonen verunglückten. glüdsfällen war der Monat Juli, dessen schlechtes Wetter die Berliner überhaupt in einer üblen Laune erhielt, besonders reich. So tam eine Frau durch unvorsichtiges Umgehen mit Petroleum ums Leben, zwei Arbeiter wurden schmer verlegt, welche auf eine Granate losgeschlagen und in der Hasenhaide wurde einem bort spielenden Knaben der Schenkel durch eine Derirrte Rugel zerschmettert.

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figen Landgerichts und führte zu einem Siege bes Dr. Caftan über feine Gegner. In den Tagen vom 19. bis 21. ftrömte die Bürgerschaft zur Wahlurne und sorgte durch ihr Votum dafür, wenigstens etwas frisches Blut in die Stadtverorde neten- Bersammlung tam. Das Duell, bei welchem der Student Frohwein sein Leben einbüßte, zeigte wieder einmal die ganze Berwerflichkeit diefer Forderung der Ehrengefeße.­Der junendliche der Csekalla, welcher am 23. zu drei Jahren fieben Monaten Gefängniß verurtheilt wurde, war ein äußerst bedauerliches Beispiel jugendlicher Verwahilofung. Todtensonntag war befonders reich an Selbstmorden, von denen der Bolizeibericht nicht weniger als fünf aufführte. In faft all n Fällen handelt es sich um ein Familiendrama.

Der

Der Wonnemonat Dezember brachte die Berliner in eine höchft u gemüthliche S immung, denn nicht nur die 3 fluenza machte fich in allen Schichten der Bevölkerung breit, sondern auch bie Rohheit feierte bedauerliche Triumphe. Nicht weniger als vier schwere Blutthaten find in diesem Monat zu verzeichnen. Am Abende bes 1. Dezember beraubte und ermo dete der Arbeits­burfche Max Cartsburg seine Tante, die Wittwe Stebl, in der Nacht zum 8. wurde der Bauwächter Karl Meißner auf dem Neubau Eberswalderstr. 29 ermordet. Vom 20. ist ber mörderische Ueberfall des Bigarrenhändlers Lehmann zu Charlottenburg au melden und am Heiligen Abend ermordete der Knecht Chriftian G: ben Knecht Luft zu Tempelhof . Auch an Selbmorden fehlte es nicht. Der fchauerlichfte ereignete fich am 3. Dezember im Hause Koch­firake 26, mo fich eine junge italienische Kellnerin aus der 4. Etage auf die Straße hinabstürzte. Der Weihnachtsmarkt, welcher nun auch zum alten Eifen geworfen wird, erlebte zum letzten Drale einige tägliche Geschäftstage an seiner alten Stätte. Eine böse Weihrachts überraschung bereitete der Rommis Moris Rumpe feinem Chef, indem er ihm mit 19 753 Mart durch brannte. Eine traurige Einleitung zum Weihnachtsfest war auch das große Schadenfeuer, welches am 20. auf dem Grund­stück Straßburgerstr. 57 wüthete, vier Fabriken niederbrannte und mehrere hundert Arbeiter brodlos machte. Am legten Tage des Jahres zügelte der Polizei- Präfident den Sy vefter Uebermuth durch eine warnende Bekanntmachung, welches alles Hutantreiben, Johlen und Schießen verbot und den fittsamen Bürger nur geftattete, mit gedämpfter Stimme zu rufen: Proft Neujahr!"

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Ein panischer Schrecken ist den Herren Hans­besttern in die Glieder gefahren und zwar ob eines Erlaffes des Herrn Regierungspräfioenten zu Breslau , über welchen die Breslauer Mittheilungen für Grundbesizer" folgende Mit­1beilungen machen: Wie uns mitgetheilt wird, hat der hiesige bezits, welche die direkten Gemeindeabgaben legiglich durch Regierungspräsi sent an diejenigen Magistrate des Regierungs­

Am 1. August fand in ber großen Maschinenhalle ber Ausstellung ein fleinerer Brand statt, welcher große Beunruh ung hervorrief. Am 5. August überflutbete Berlin ein Wolfenbruch von solcher Heftigkeit, wie sie den bekannten ältesten Leuten" nicht erinnerlich war. Am 5. mußten die fliegenden Bubiter", welche fich an Baraden gern ein Paar Grosch n verdienten, infolge des landräthlichen Erlaffes, ber diesen& werb verbot, ihre Hoffru pen auf die Zukunft zu Grabe tragen. Die Nachricht, daß einige Fälle von fchwarzen Boden" in Berlin vorgekommen, vermochte glüdlicher Weise nur vo übergehende Beunruhiguna hervorzurufen. as unheim- Buschläge zur Klaffen- und klassifizitten Einkommensteuer er liche spenst verschwand glück icher Weise bald wieder. Am 14 wurde Berlin wiederum von einem schweren Ge­witter heimgelucht, das mit startem Hagelfchlage großen Schaden

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anrichtete. Einer der ältesten Staditheile Berlins , der Webbing, fonnte am 15. bie 600jährige Jubelfeier seines Bestehens begehen. Am 16. Auguft ereignete fich die Blut­that in der Bernauerstraße, wo der Rohrleger Hannicke seine Frau zu ermorden versuchte. Der von Eifersucht geplagte Stann i fpäter einem Arzte zur Beobachtung seines Geistes­zustandes überwiesen worden. 3ir Feier des 50jährigen Beftehens er Photographie wurde am 19. die photographische Jubiläums- Ausstellung eröffnet. Am 20 August war ber Doppel elbstmord des Fräulein Martha Schönberg in ber Frober straße und deren Freundin, Krankenwärterin Anna Pottel, u verzeichnen. Schon am Tage darauf er­eignete fich wiederum ein Liebesbrama in dem Hause Zimmer­fraße 30, wo fich ein blühendes junges Mädchen mittelst eines Revolvers erschoß. Der Selbstmordverfuch, welchen menige Tage später ein achtjähriges Mädchen machte, weil es in der Schule zwei Tabel erhalten hatte, war von größtem psycho­logischen Intereffe unter den vielen Attentaten gegen das eigene Leben, welche im Monat Auguft einander rafch folgten. Ihnen gegenüber hatten die Versuche, den Dickhäuter to stom im Boologischen Garten in ein besseres Jenseits zu bringen, cinen fast tomischen Beigeschmack.

Der September, in welchem Berlin nach den Sommer­ferien langfam wieder die alltägliche Physiognomir annahm,

begann mit einem Straßenframall in der Keithstraße, melchem ein Menschenleben zum Opfer fiel. Am dritten September stand Savine, der thatenreiche Hochstapler vor Gericht und wurde freigesprochen. Die wenige Tage barauf sich verbreitende Kunde, daß der treffliche Mann auf bem Transport nach Rußland entsprungen fei, erregte theils Aufsehen, theils große Heiterkeit. Der achtjährigen Selbst. mörderin aus dem Monat Auguft gefellte sich im September eme 9jährige Se bitmörderin hinzu, welche aus verlegtem Ehr­gefühl einen Selbstmordverfuch machte. Mitte September erregten zwei berühmte Gäfte das lebhafteste Intereffe des ge­bildeten Berlin : Thomas A. Edison , der berühmte Erfinder und Mr. Phonograph", der munderbare Vertreter der modernen Eleft ot chnit. Am 14. September müthete ein furchtbarer Brand in den Räumen der Rettenbach'schen Dampf­Wattenfabrik, Neue Königstraße 13, bei welchem zwei bei welchem zwei Personen verlegt und ein Kind durch Ueberfahren ge­tödtet wurde. In der Nacht zum 15. ereignete fich in der Frankfurter Allee 168 der graufice Doppel. Raubmord, als beffen vermeintlicher Thäter der Schneider Klaufin festgenom­men wurde. Der Blut hat sollten leider bald noch weitere Am 20. wurde der Kammerbiener Mordthaten fo'gen.- Brodnom megen miederholten Versuches der Vergiftung feiner Ehefrau zu 12 Jahren Zuchthaus verurtheilt. Er hat fich der Strafe durch Selbstmord im Gefängniß entzogen. Gegen Ende des Monats hielt der Herbst seinen Einzug in Berlin und die herrschende grimmige Rälte wang zum schnellen Erwärmen der Defen. Am 23 September stand wieder ein Gifimis er in der Person des Klempnergesellen Büttner vor dem Schwurgericht. Derfelbe hatte wiederholt versucht, ferner Ehefrau Gift beizubringen und wurde zu fünf Jahren Buchtbaus veruribeilt.

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Im Mor at Ottober fand der große Umzug des Ber­ liner Polizeipräsidiums von dem Moltenmarft nach bem Alexanderp at start. Unter ben Gymnafiaften machte fich eine bebent rche Selbstmordmanie geltend. Wegen schlechter Benfuren brachten fich drei Gymnafiaften mittels Revolvers schwere Verwundungen bei und zwei von ihnen starben. Die Sonaldemofraten feierten in diefem Monat ihre ersten Truun pse in dem Bierkrieg, in welchem fich die Brauerei befizer als die Beftegten erklären mußten; die gesammte Bürger. schaft rüftete fich largfam zu den bevorstehenden Stadt­verordnetenwahlen. Am 22. wurde die legte Session des Reichstag& durch den Staatsminifter eröffnet. Der Torf s gräbereibenzer Kelch fonnte den 23. zu den glücklichsten seines Lebens rechnen, denn er brachte ihm Freisprechung von schwerer Antlage. Der Ottober schloß mit einer bösen und einer Auten Nachricht ab: die böse betraf die Unterschlagung von 95 000 M, Deren fich der Buchhalter Döring fduldig machte, bie gute brachte den Berlinern die Kunde, daß der Wider­ftand des Kriegsministers gegen die Durchlegung der 3 mmer­Straße endlich gebrochen fei.

3m November stand zunächst der Reichstag mit seinen Debatten über das Sozialistengefch im Vordergrunde des In­Der in Hohenelbe ergriffene Durchgänger Döring tereffes. bezog am 9. d. bie für ihn bestimmte Zelle im Untersuchungs­Die geheimnisvolle Klappe, die in dem Laden gefängniß. eines Moabiter Bigarrenhändlers entdeckt wurde, gab für einige Tage zu vielem Repferbrechen Veranlassung.­Das vielbesprochene Hoffmann'sche Schauspiel: Bor Sonnenauf gang beschäftigte am 15. November die Zivilkammer des hie­

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heben, eine Verfügung erlaffen, in welcher gerügt wird, daß hebung gelangen. Es heißt in der Verfügung: Diese Nicht­Buschläge zu den übrigen direkten Staatssteuern nicht zur Er heranziehung der übrigen direkten Staatssteuern kann, was die Grund- und Gebäudefteuer anlangt, der Regel nach nicht ge­billigt werden; vielmehr sprechen erhebliche Sünde für eine Mitheranziehung dieser beiden Steuern bei der Gemeinde­befteuerung. Unzweifelhaft pflegt ein erheblicher Theil der städtischen Ausgaben vorzugsweise den Grund- und Gebäude­befizern zu Gute zu kommen und es ist deshalb eine For derung der B.lligkeit, daß diese Befizer auch in entsprechend höherem Maße zu den städtischen Steuern, welche je einen be­deutenden Theil der Mittel zu jenen Ausgaben liefern, heran­gezogen werden, was eben durch angemessene Buschläge zur spricht ferner der Umstand, daß nach der Städte Ordnung Grund und Gebäudesteuer geschieht. Für solche Buschläge spricht ferner der Umstand, daß nach der Städte Ordnung mindestens die Hälfte der Stadtverordneten aus Hausbefigern bestehen muß und daß bei Eintheilung der stimmfähigen Bürger in die drei Wahlabtheilungen die Grund- und Gebäudesteuer mit zur Berechnung fommt, also selbst diejenigen Haus- und Grundbefizer, welche etwa wegen großer Verschuldung nur eine geringe perfönliche Steuer zahlen, doch in Folge der von ihnen zu entrichtenden Grund- und Gebäudefteuer ein verhältniß­mäßig erhebliches Wahlrecht für die städtische Vertretung befizen, wie es Bürgern einer gleichen Klaffen- oder Einkommensteuerstufe ohne Grundbefig der Regel nach nicht aufteht. Es ist aber offene bar nicht unbillig, menn diesem größeren Rechte auch ein ent­sprechend größeres Maß von Pflichten gegenübersteht, wie es eben in einem angemessenen Gemeindezuschlage zur Grund- und Gebäudesteuer zum Ausdruck fommt. Für solche Buschläge ift endlich rücksichtlich derjenigen Städte, in welchen die Kreis­abgaben nicht im Wege der besonderen Untervertheilung nach dem Kreisabgabenmaßstabe, fondern auf Grund des§ 11 Abfaz 2 der Kreisordnung im Wege der Gemeindebesteuerung aufgebracht werden, noch geltend zu machen, daß die von der Stabt aufzubringenden Kreis- und Provinzialabgaben zu einem sehr erheblichen Theile nach der Grund- und Gebäudesteuer bemeffen werden, es also, wenn auch nicht gef Blich vorge­schrieben, so doch der Billigkeit entsprechend ist, hierauf bei der Aufbringung jener Abgaben und bei der zur Deckung der felben zu erhebenden Gemeindefteuer dadurch angemessene Nüd­ficht zu nehmen, daß auch die bezeichneten Staatssteuern zu Buschlägen herangezogen werden. A: s angemessenes Ver hältniß für die Höhe dieser Zuschläge wird im Allgemeinen die Hälfte desjenigen Prozentsazes zu betrachten sein, mit welchem die Klassen und flaffifisirte Einkommensteuer belastet wird. Eine Freilaffung der Gebäudefteuer von Gemeinbezuschlägen fann ausnahmsweise nur dann als angemessen angesehen wer ben, wenn mie bies namentlich in ganz fleinen Aderstädten der Fall ist, die Hausbefizer ihre Häuser im Allgemeinen nur zur eigenen Wohnung benugen, eine andere Nazbar­machung derselben also fast gar nicht stattfindet."- Daß solche regierungspräfidentlichen Anschauungen in den Kreisen der Hausbefizer große Empörung hervorgerufen, ist erklärlich. Halten och die Herren Hausbefizer die Gebäudesteuer für die allerungerechtefte( die Miethssteuer dagegen für die allergerech tefte) und arbeiten mit Händen und Bemen, sich diese unbe­queme Steuer vom Halfe zu schaffen.

Der starke Froßt der letzten Tage hat sämmtliche Ge­wässer in und um Berlin mit einer ichon ziemlich starken Eis­decke überzogen. Auf den kleineren Gewässern hat man schon mit dem Abeisen begonnen. Das Eis hat eine Stärke von über

als vor etwa 14 Tagen ein Gelbbrief über 7000 m. auf be Transporte von dem Postemt 7 nach dem Hauptpoftamt ab banden tam, der Diebstahl jedoch von Seiten des begleitenden Beamten nicht vollführt sein fonnte. Da erregte in der vorigen Woche der seit einem Jahre auf bem mie als Hilfebote angeftellte 23 jährige B. welcher haupt­fächlich das Einholen der Briefe aus den Räften zu besorgen hatte, durch fein verschwenderisches mit seinem Einkommen in feinem Verhältniß stehendes Leben bie Auf merksamkeit der in Kenntniß gelegten Polizei, und B. wurde nun aufs Sorgfältigste überwacht, ohne daß dieser hiervon eine Ahnung hatte. Am Freitag wurde denn auch von einem Reis minalbeamten bemerkt, wie der Verdächtige eine Sendung, welche derselbe in einen Beutel zu legen hatte, schnell in feine Tasche verschwinden ließ und nunmehr wurde zur Verhaftung des un hrlichen Beamten geschritten. Bei der in seiner in der Fischerftr. 5 gelegenen Wohnung vorgenommenen Hausfuchung murden 6000 M. in baarem Gelde, von dem oben erwähnten Briefe herrührend, aufgefunden, während die fehlenben 1000 Mart von dem leichtfinnnigen Menschen in den wenigen Tagen in Gesellschaft guter Freunde verpraßt waren. Eingestandener maßen hat B., der bereits früher auf anderen Bostämtern thätig gewesen ist, bortselbst ebenfalls Unterschlagungen vor genommen, und zwar sollen nicht weniger als 80 derartige Einzelhandlungen vorliegen, boch hat es der junge Mensch verftanden, das gestohlene Geld in fürzester Beit durchsu bringen.

Durch das unselige Aufspringen auf den Border perron eines in voller Fahrt befindlichen Pferdebahnwagens ist ein Unteroffizier vom Kaifer Alexander- Regiment am Sonntag in dem benad barten Röpnid in entseglicher Weise verunglüdi. Bei der dortigen den Marktplek mit dem Bahnhof verbinden­den Linie ist, ganz so wie in Berlin , die Einrichtung getroffen, daß der Vorder perron zur Rechten des Kutschers frei, aur Linken dagegen durch ein Gitter versperrt ist. Als nun bie Pferdebahn fich in Bewegung gesezt hatte, um ihre I faffen zum legten nach Berlin abgebenden Buge nach dem Bahnhof zu befördern, fam noch der Unteroffizier de hergeftim, um mitzufahren. Auf den Zuruf des Schaffners, daß nur vorn noch ein Plak fei, will er von links her auf den Borderperron Springen, bei der herrschenden Dunkelheit bemerkt er jedoch das Gitter nicht, er prallt von diesem zurüd, stürzt hin und gerüth dabei mit dem rechten Fuß 1o unglücklich unter bie Stäber, daß diese ihm den Fuß bis zur Hälfte abtrennen. Sogleich sprangen die Infaffen des Wagens heraus, um dem unpläd lichen Soldaten zu helfen. Der war bei vollem Bewonhthein geblieben und erklärte, deß er unter allen Umständen nach Berlin zurüd müffe. 8um legten Buge pflegen stets awei. Wagen die Fahrt aum Bahnhof zu machen. In diesen wenig befekten zweiten Wagen trugen sie ihn und betteten ihn auf eine Bant. Nach dem Bahnhof wurde trop der späten Stunde noch ein Arzt geholt, der dem Ueberfahrenen den ersten Be band anlegte.

Die Untersuchung wider den Raubmörder Klankin dürfte in allernächster Zeit zum Abschluß gelangen. Einem Lotalberichterstatter zufolge zeigen sich bei dem Berdächtigen alle Anzeichen einer schnell vorwärtsschreitenden Schwindfucht. 3war befindet sich Rlaufin noch in seiner bisherigen Belle, doh dürfte feine Ueberführung nach der Lazarethstation nahe bevorstehen.

Unter dem Weihnachtsbaum zu verbrennen, dieses Schical drohte vorgestern in dem benachbarten Trebbin ben brei unerwachsenen Kindern eines dortigen Tuchmachers. Die Mutter war auf einige Augenblicke nach dem Hofe gegangen, als die Kleinen sich Zündhölzer hollen und die Lichter flott anzündeten. Hierbei aber gerieth der schon tredene Baum m Flammen. Zum Glück hatten bie Kinder so viel Geiftesgegen wart, noch rechtzeitig in den Alfoven zu flüchten. Dort vers frochen sie sich ängstlich unter dem Bett, während das Feuer gewaltig um fich griff. Halbtobt wurden endlich von den her­beigeholten Nachbarsl- uten die unfreiwilligen Brandstifter aus ihrem Schlupfwinkel vorgezogen. Noch wenige Minuten und die Wermsten wären bort elendiglich erstickt. Das Zimmer und der Alkoven brannten völlig aus.

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Polizeibericht. Am 30. v. M. Morgens wurde ber Silfsfoppler Müller auf dem Potsdamer Außenbahnbole mit schweren Verlegungen am linken Arm und Bein aufgefunden und nach dem Elisabeth- Krankenhause gebracht. Müller, welcher beim Rangiren die Eisenbahnwagen zu verfoppeln hatte, 1 hierbei augenscheinlich überfahren worden. Vormittags wurde auf dem St. Georgen- Kirchhofe, Greifswalder ftraße 73-75, in einer Bauarube die Leiche eines neugeborenen Rides aufe aefunden und nach dem Schauhause geschofft.- Nachmittags fiel in der Fabrit von Puls, Tempelhofer User 6, dem Arbeizer Bartlowsti eine Feile auf den Kopf und verlegte ihn an scheinend nicht bedeutend. Als er beim Reinigen ber Wunbe ohnmächtig zu werden drohte, ergriff er statt einer Flasche mit Rognat cine solche mit Karbol, trant daraus und erlist hier durch so schwere innerliche Verlegungen, daß er balb barauf im Elisabeth- Krankenhause, wohin er gebracht worden war, ver starb. Am 30. v. M. fanden in der Dorfstraße 9 and Man­teuffelstraße 22 Gardinenbrände statt.

Gerichts- Beitung.

Der ernente Wiederaufnahme- Antrag des Buch­binders Jolrph Constantin Janiszewski in der mehrfach belprochenen zeigefache gegen den ehemaligen Kriminalihub. mann Ferdinand Ihring- Mahlom ist vom Straffenat des Oberlandesgerichts zu Posen als unbegrünbet verworfen worden. Nachdem ein Einwand des Oberstaatsanwalts, bak ber erneute Wiederaufnahme- Antrag formell unzuläffig war, zu: üdgewiesen worden, läßt sich der Straffenat in ber Sache zur Begründung seiner Entscheidung, wie folgt aus: Der p. Janiszewski glaubt, den vom Oberlandesgericht früher vermißten Beweis der völligen Unmöglichkeit seiner Anwesen­heit im Ebersbach'schen Lokale während der Zeit von etwa 8 bis 10 Uhr Abends durch die von ihm benannten neuen Beugen ergänzen zu fönnen. Das Gesammtergebnis der neuen Emittelungen hat jedoch diese Unmöglichkeit weder dargethan, noch auch nur genügend wahrscheinlich gemacht. Allerdings hat von den bereits auf Veranlassung der fönigl. Staatsanwalt. schaft vernommenen Zeugen der Buchbinder 3oft mit Be sewski in der Versammlung der Offenbacher Staffe in ben Gratweil'schen Bierhallen gesehen, mehemels mit ihn gefprochen und zeitweise mit ihm an demselben Tisch geseffen habe, daß nach Schluß der Versammlung gegen 8 Uhr ein großer Theil der Versammlung, unter welcher sich auch er, seine Frau und Janiszewski befunden, in das Feuerstein'sche Lokal gegangen sei; daß er auch, nachdem seine Frau, welche nicht sofort mit eingetreten, ihm später dahin nachgefommen sei, bort den Janiszewski mit Fäulein Jagert babe tanzen fehen. Auch fteht die Aussage des p. Joft mit der feiner Ehefrau infomeit in Uebereinstimmung, als diefelbe den Janiszewski zunächt als fie einmal während der Versammlung in den Gratweil schen Bierhallen hinunterging, in den unteren Räumen berselben, sodann wiederum nach Schluß der Berhan dung auf dem Wege nach dem Feuerstein'jchen Lokale und enblich, nachdem sie von ihrer Wohnung, wohin hie mzwischen gegangen, ebenfalls gegen 9 Uhr dahin nachgekommen fei, auch dort gesehen haben will, indem auch fie bemerkt, das Sanis­gemsfi im Laufe des Abends mit der p. Jagert gelangt habe. Auch der Buchbinder Freudenreich befundet bestimmt, daß er am 24. Januar 1886 den p. Janiszewski in der fraglichen Ber

Zoll. Einige Tage Frost noch, und es bieten fich auf den fließenden Gewässern die prächtigen Natur- Eisbahen bar. Das Eis der Oberspree ist besonders flar und durchfichtig. Auf den Treptower Wiesen, wo sich noch vor drei Wochen Gelegenheittimmtheit befundet, daß er am 24. Januar 1886 ben p. Janis zum Schlinschuhlauf bot, ist das Waffer verschwunden, so daß viele, die sich am Sonntag dort vergnügen wollten, wieder um tehren mußten. Manche wanderten nach den Kölnischen Wiesen bei trdorf, wo das an einzelnen Stellen hervorgetretene Grund­Die fünftlichen Eis­waffer eine leidlich gute Eisbahn bot. bahnen in Berlin waren am Sonntag außerordentlich stark be. fucht, zu den größeren Eisbahnen: der West- Eisbahnen in der Hardenbergstraße, der Germania - Eisbahn in der Bärwaldstraße und der Berliner Eisbahn am Kottbuser Damm, ist am Sonn­tag noch eine hinzu getreten, welche auf dem großen lang gestreckten Terrain des Ausstellungsparks Hafenhaide" eröffnet worden ist. Ueber 30 elettrische Bogenlichilampen bestrahlen Abends die große Fläche.

Abgefaßter Postmarder. Das räthselhafte Berschwinden zahlreicher Werth- und Geldbrieffendungen von dem Poftamt Nr. 7 in der Dorotheenstraße verursachte bei den Beamten beffeiben seit mehreren Monaten erklärliches Aufsehen, umfo­mehr, als es trog aller Bemühungen bisher noch nicht gelingen wollte, den frechen Räuber, welcher unbedingt unter den Ange­stellten des Amtes zu suchen war, ausfindig zu machen; die Aufregung der Postbeamten steigerte sich jedoch auf das höchste,