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Ausnahmegesetz überhaupt. Darin liegt die Schwäche ihrer Ausführungen. Auch nach dem Sozialistengesez, wie es in der Kommiffion des Reichstages fich gestaltet hat, würde der Elber­felder Prozeß möglich gewesen fein.

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Heiteres in ernster Beit. Unter dem 15. v. M. erhielt ber im Elberfelder Riefenprozeß freigesprochene Redakteur der Elberfelder Fr. Pr.", Grimpe eine Vorladung zum 21. v. M., Vormittags 10 Uhr, um wegen Bergehens gegen§ 311 bes Straf- Gefeß- Buchs als Beschuldigter vernommen zu werden. Der betreffende Baragraph lautet:" Die gänzliche oder theilweise Zerstörung einer Sache durch Gebrauch von Pulver oder anderen explodirenden Stoffen ist der Inbrandseßung der Sache gleich Au achten." Da zu der betreffenden Stunde Verhand lung in auf dem Landgericht Sachen des großen Prozesses anstand, ersuchte Herr Grimpe Ver­tagung des fonnte Vernehmungstermins, fich aber nicht erinnern, wie und in welcher Weise er mit explo­direnden Stoffen oder Inbrandsezung irgend einer Sache in Verbindung zu bringen ist, dieweilen er mit solchen gefähr lichen Dingen nie etwas zu thun gehabt hat. Jezt scheint Licht in die Sache kommen zu sollen. Zu Montag Vormittag 11 Uhr waren mehrere Personen vor dem Polizeikommissar Rammhoff geladen, die f. 8. die Sprigtour nach Vohwinkel   gemacht hatten, um nach dem bekannten Röllinghoff sich umzusehen. An dem betreffenden Abend soll auf den Röllinghoff zwischen Boh vinkel und Sonnborn geschoffen worden sein und die Geladenen wur­ben gefragt, ob fie etwa Schüsse oder bergleichen gehört hätten. Möglich, daß der Röllinghoff, oder sonst ein Mensch, der mit moralischem Muth ausgestattet ist, dem Grimpe zugemuthet hat, Pulver oder andere explodirende Stoffe in Anwendung ge­nommen zu haben. Wenn sich diese unsere Vermuthung be­wahrheiten sollte, so müffen wir leider gestehen, daß uns die ganze Angelegenheit teinen Schuß Pulver werth erscheint.

Auf eine weitere Vertheuerung des täglichen Brotes sucht die Deutsche Volkswirthschaftliche Korrespondenz", em Organ der Schußzöllner, hinzuwirken, indem er aus juführen versucht, daß von einer Ermäßigung des Kornzolles auch nicht die Rede sein könne, wenn der Roggenpreis andauernd über 180 M. für die Tonne hinausgehe. Das Degan der Schuß zölner beruft fich darauf, daß seinerzeit im Reichstage Mit­glieder aller Parteien gegen den Antrag des freikonservativen Abg. Dr. Delbrüd, welcher für diesen Fall eine Bollermäßigung um 20 M. vorausseßt, aufgetreten feien. Es wird dabei ver­schwiegen, daß jene Opposition nur die Art der Formulirung bes Bebantens in dem Antrag betraf, während der landwirth­schaftliche Minister selbst erklärte, daß im Falle einer hohen Brets steigerung auch ohne eine solche Klaufel im Tarifgefek die Regierung in der Lage sei, nach Berufung des Reichstags eine Ermäßigung der Kornzölle herbeizuführen.

Aus Karlsruhe   wird berichtet: In einer zahlreich be fuchten sosialdemokratischen Versammlung erklärte der Ober­landesgerichts- Anwalt Guttenstein öffentlich seinen Beitritt zur fozialistischen Partei. In der nächsten Versammlung wolle er einen Vortrag zu Gunsten der Sozialdemokratie halten. In Folge dieser Erklärung löfte der überwachende Polizeiinspektor Die Versammlung auf. Das B. T." ruft bei dieser Nachricht schredensbleich aus: Wie viel muß politisch und sozial in dem ehemaligen Baden gefündigt worden sein, wenn ein Ober­landesgerichtsanwalt öffentlich erklärt Sozialdemokrat zu sein."

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Die Erhebungen über den Umfang der logenann­ten Sachlengängerei in Oberschleft n haben ergeben, daß während des nunmehr abgelaufenen Jahres 20 631 ländliche Arbeiter außerhalb des Regierungsbezirks Oppeln   vorzugs­weise in den mittleren und westlichen Landestheilen Arbeit ge­fucht haben. Bruchtheile unter diesen Arbeitern haben in dem benachbarten Defterreich Arbeit gesucht, fönnen also zu den eigentlichen Sachsengängern" nicht gerechnet werden. Von ben 20 631 weggegangenen Arbeitern waren 11125 männlich, 9506 weiblich; verheirathet waren im Ganzen 4901, unter den männlichen Sachsengängern befanden sich 827 verhei

rathete.

Aus Sachlen, den 1. Januar. Im Oktober verurtheilte das Zwidauer Landgericht 2 Parteigenossen zu Gefängniß auf Grund des Sozialistengefeßes. Einladung zu einer verbote nen Versammlung weil diefelbe nicht, obgleich sie noch die Beit dazu gehabt hatten, eine Annonze zurückbeorderten, in wel­cher zu einer mittlerweile verbotenen Versammlung eingeladen wurde. Das Reichsgericht hob auf eingelegte Revision das Urtheil auf und verwies die Angelegenheit an die Vorinstanz zurüd. Am 30. Dezember hatte demgemäß die Straffammer bes 8widauer Landgerichts die Sache abermals abzuurtheilen und sprach nun auf Grund der Reichsgerichtlichen Entscheidung die Angeklagten frei. Wenn man sieht, wie häufig Gerichtshöfe in fehr einfach liegenden Dingen falsch urtheilen, so entsteht die Frage: Ist es gerechtfertigt, Laien, die häufig im beften Glauben handeln und überzeugt find, nichts Unge febliches zu thun, so hart zu bestrafen, wie es vielfach ge­fchieht?

Leipzig  , den 1. Januar. Der nationalliberale Reichstags­abgeoronele für den 17. sächsischen Reichstags Wahltreis Glauchau- Meerane - Leuschner ist plöglich gestorben; für bie Kartellparteien in Sachsen   ist dies ein ebenso schwerer Schlag, wie der fürzlich erfolgte Tod des Abgeordneten für Chemnik, Clauß. Beide Persönlichkeiten waren in ihrem Wahlkreis sehr einflußreich und sehr beliebt; und es wird faum gelingen, paffenden Ersaz zu finden. In Chemniz haben die Rartellparteien fich bis zum heutigen Tage noch nicht über bie Person eines Kandidaten zu einigen vermocht. Wer Verstand bat, aiebt sich nicht gern zu einer Durchfalls- Rolle her. Mit dem heutigen Tage hat Leipzig   durch die Ein­verleibung einem Rud von acht Borstadtoörfern mit einen Bevölkerungszuwachs Don 100 000 Seelen er= balten, und zählt jekt nahezu 300000 Einwohner. Heute über ein Jahr wird es durch die Einverleibung mehrerer anderen Vor­tadtdörfer einen abermaligen Zuwachs von fast 100 000 Seelen bekommen, und dann die Ehre haben, drittgrößte Stadt bes Deutschen   Reiches zu sein. Die Abgränzuna der Reichstags­wahlkreise wird durch die Vergrößerung der Stadt nicht alterirt, wie vielfach geglaubt wurde.

Rürzlich ging eine alberne Notiz durch die Zeitungen, auf bie ich erft jetzt aufmerksam gemacht werde und die Es eine Richtigstellung erheischt. die hieß nämlich, fozialdemokratische Landtagsfraktion sei von ihrer früheren Braris abgewichen und diesmal in corpore auf dem offiziellen Bräfidenten- Diner erschienen. Thatsache ist, daß das zu Beginn jeder Rammerfesfion stattfindende Präsidenten­Diner weder einen offiziellen noch überhaupt einen politischen Charakter hat und rem geselliger Natur ift. Thatsache ist ferner, daß, mit Ausnahme der beiden legten Male, wo be­fondere Gründe das Wegbleiben veranlaßten, die sozialdemo­fratischen Mitglieder der zweiten Rammer, seit solche darin figen, stets sich an diesem Diner betheiligt haben. Diesmal la fein Grund zum Wegbleiben vor, und es wäre eine Tatt lofigkeit gewesen, hätten die Sozialdemokraten der Einladung bes, auch von ihnen gewählten Präsidenten Haberkorn, deffen liebenswürdiges und unparteiisches Wesen von ihnen so gut wie von den Mitgliedern der anderen Parteien geschäßt wird, nicht Folge geleistet.

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Anerkannt muß werden, daß man fich auf Seiten der Majoritätsparteien der Rammer bisher der sozialbemo­fratischen Fraktion gegenüber entgegenkommender gezeigt bat, als in den legten Seffionen der Fall war. Anträge der Sozialdemokraten werden nicht mehr einfach ab­gelehnt man diskutirt sie und verweist sie in die Rom­miffionen; und rüpelhaftes Auftreten einzelner Heißsporne bes Kartells ist von den eigenen Fraktionskollegen gerügt worden. Es fragt sich allerdings, wie lange diefe mildere Tonart" vor­halten wird. Bu leidenschaftlichem Aufeinanderplagen der

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Geister war noch feine Gelegenheit; an Zündstoff fehlt es aber nicht und heftige Debatten find zu erwarten. Zunächst aus Anlaß des Feldzugs der Behörden gegen den Vertheidigungs­Boycott der Arbeiter. Die Frage wird jezt in Gestalt eines Antrags vor die Kammer gelangen, wo dann eine Debatte nicht verhindert werden kann. Uebrigens hat ein Amtsgericht bereits in einem Fall der Verurtheilung auf Grund des Polizei­Utases fein Urtheil gefällt und zwar bestätigend. Selbstver ständlich ist sofort an die höhere Instanz appellirt worden. Der Landtagstandidat für Chemnih heißt nicht Geistig, wie der Druckfehlerteufel ihn taufte, sondern Robert Beißig.

Schweiz  .

Der Schweizer   Sozialdemokrat" in Bern   ver­öffentlicht folgendes Attenstück: Bern  , 26. Jani 1889. Das Justiz- und Polizeidepartement der Schweizerischen Eidgenossenschaft  an das

Polizeidepartement des Kantons X.

Tit.!

Herr N. N., wohnhaft in B., Rantons X., ist beim Bundesrath um Ertheilung einer Bewilligung zur Erlangung des Schweizerbürgerrechts eingekommen. Wir ersuchen Sie, uns gefälligst mittheilen zu wollen, was über die politischen Antezedentien bes Betenten, sowie über seine Beziehungen zu poli­tisch thätigen Persönlichkeiten bekannt ist und ob sonst etwas gegen denselben vorliegt, welches ihn zur Erthei­lung der gewünschten Bewilligung als ungeeignet e scheinen läßt.

Mit ausgezeichneter Hochschäzung!

Eidgenössisches Justiz- und Polizeidepartement  , Der Departementssekretär: ( sig.) Dr. Trachsler."

Das Blatt bemerkt hierzu, der Adressat sei die Regierung eines ostschweizerischen Kantons und es habe der Chef des Polizeidepartements derselben beigefügt: Ein Leumundszeugniß dürfte hinreichend sein." Damit lehnte er jede Verantwortlich­keit für die allzu polizeilichen Erkundigungen ab.

Großbritannien  .

Letter Tage wurde eme amtliche Statistik über die britischen   Kolonien veröffentlicht, welcher zu ent­nehmen ist, daß fie jest einen Flächenraum von 8 000 000 engl. Quadratmeilen bedecken. Die Einwohnerzahl wird auf be­deutend mehr als 300 000 000 gefchäßt. Die öffentlichen Ein­nahmen der Kolonien haben sich in den letzten 15 Jahren bei­nahe verdoppelt und betrugen 1888 faft 124 000 000 Litr., die Einnahmen Indiens   allein stellten sich auf 78 759 900 str. Entsprechend stiegen jedoch auch die Staatsschulden der Rolonien während dieser Periode, nämlich von 200 000 000 ftr. auf 444 000 000 fd. Sterling. Allen voran im Schuldenmachen war Auftralien, dessen Schuld von 46 000 000 ftr. auf 166 000 000 ftr. anwuchs. Ganz bedeutend hat die Schifffahrt der Kolonien zugenommen. Während die Schiffe derselben im Jahre 1874 39 000 000 Tonnengehalt besaßen, belief fich der felbe im Jahre 1888 auf 70 000 000. Den größten Wachsthum zeigt auch in dieser Beziehung Australien  , nämlich von 5 500 000 auf 13 000 000. Der Tonnengehalt der nord­amerikanischen Rolonien stieg dagegen in der bezeichneten Periode nur von 4412 000 Tonnen auf 5 762 000 Tonnen. Der Einfuhrhandel der Kolonien steigerte sich um fast 50 pCt. auf 217 000 000 Ltr. Gleichen Schritt hielt damit der Aus­fuhrhandel, dessen Werth sich im legten Jahre auf 215 000 000 Lstr. stellte.

Italien  .

Rom  , 1. Januar. Auf dem Quirinalplage warf heute Nachmittag um 5 Uhr zur Beit der Beendigung der Empfänge ein Mann von kleiner Statur in weißer Kleidung vor dem Thore des Pa'aftes ein viereckiaes fupfernes Gefäß nieder, welches etwa 20 Zentimeter im Quadrat groß und mit einer brennenden Lunte versehen war. Der Mann flüchtete sodann eiligst. Ein Gendarm brückte die Lunte mit der Hand aus. Das Gefäß enthielt eine Flüssigkeit, deren Zusammenseßung noch unbekannt ist und einer chemischen Untersuchung unter zogen werden soll. Gendarmen verhafteten den Mann in der Rue de vingt Septembre" und führten ihn zum nächsten Polizeibureau.

Der Mann ist ein gewiffer Tancred Vita, Sizilianer, und etwa 30 Jahre alt. Derfelbe erklärt den Inhalt der Büchse für eine ungefährliche Flüssigkeit, eine Mischung von Petroleum und Firniß. Die Analyse wird morgen stattfinden. Vita war einige Monate Student in Pisa  , dann Präfekt in dem In­ftitut Macchiavelli   in Florenz   und nennt sich Professor der Pädagogik.

Belgien  .

Mons  , 31. Dezember. In heute Abend hier verbreiteten Blakaten werden die Grubenarbeiter aufgefordert, eine Lohn­erhöhung von 15 pet. mit einem Mindestbetrage von 4 Franks 50 Centimes pro Tag und neunstündige Arbeitszeit zu ver­langen.

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Ueber den Stand der Dinge im belgischen Kohlen­revier liegt folgende Meldung vom 30. v. M. vor: Der Ausstand im Becken Charleroi   wächst noch immer. Schon Streifen 20 000 Bergleute und heute finden in Gohiffart, Dam­premy, Châtelet und Montigny große Versammlungen statt, um über die Grêve noire" u berathen. Obwohl über die würdige Haltung der Arbeiter nur eine Stimme herrscht, haben die Bürgermeister aller Dcte, in denen der Ausstand ausge brochen, auf Anweisung des Gouverneurs des Hennegau   jede Anfammlung von mehr als fünf Personen verboten. Inzwi Die schen wächst der Kohlenmangel in erschrecklicher Weise. Kohlerzechen des Beckens haben auf Grund der force majeure alle Rontrakte über Rohlenlieferungen für hinfällig erklärt; zahlreiche Metallwerke und industrielle Werte feiern felbft schon im Becken Zentre und müssen ihre Arbeiter beurlauben. Auch die Staatsbahnen verlangen für den Jahresschluß noch 30 000 Tonnen Rohlen kurz, Rohlennoth überall, obwohl man in Deutschland   und England Rohlen zu jedem Preise auf­zukaufen sucht. Die Kohlenzechen lehnen jede Verminderung der Arbeitszeit ab; ihre Vertreter werden heute auf Veranlassung der staatlichen und städtischen Behörden über Zugeständnisse nochmals berathen. Gelingt es heute im Anschluffe an die an gekündigten Versammlungen nicht, zwischen den Bergleuten und ben Rohlenzechen eine Emigung herbeizuführen, so darf man nicht nur einen allgemeinen Ausstand im Beden Charleroi   er­warten, sondern auch annehmen, daß die Bergleute der benach­barten Rohlenbecken mit denen Charlerois gemeinschaftliche Sache machen werden.

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Rußland.

Aus Petersburg  , 28. Dezember, wird der Voff.- 3tg." gefchrieben; Die regierungsseitige Maßregelung der liberalen Revue Weftnid Jewropy" würde weit weniger Beachtung verdienen, wenn damit nicht der Name des Philosophen Wla­dimir Ssolo vjen verknüpft wäre, deffen Auf äße Stizzen aus der Geschichte des russischen Bewußtieins", um mit der heute veröffentlichten Verfügung des Ministers Durnomo zu reden, gegen die Kirche und den Staat gerichtet sind und die Achtung vor ihren Gundlagen und vor dem russischen   Nationalitäts­Brinzip erschüttern." Wladimir Slolowjem, von dem früher auch die Slavophilen Großes erwarteten, ging in neuefter Zeit in bas liberale Lager über. Neben seinen philosophisch religiösen Abhandlungen, die wegen ihres zenfurwidrigen Charakters in Paris   erschienen, wo er nabe Beziehungen zu Jefuiten unterhalten soll und für eine Verschmelzung der orthodoxen und katholischen Ruche wirkt, fündigt seme politische Wandlung durch einen Auffat Europa

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und Rußland  " im West. Jew.", der einem Todes­urtheil über die sogenannte russische   Kultur gleichkam und daher besonders von flavophiler Seite mit großer Erbitterung angegriffen wurde. Damals, es war im vergangenen Sommer, schwieg die Regierung. Sein neuer Auffah im November- und Dezemberheft des liberalen Journals weist das Abhandensein jedes selbstständigen Bewußtseins im ruffischen Volte nach und polemifirt gegen Slavophilen, Katkom und seine neuesten Nach­folger, die Obsturanten", und übt somit Kritik an der herrschenden Partei. Diese offene Sprache konnte natürlich unter den bestehenden Verhältnissen nicht ungestraft hingehen. Mit dialektischer Schärfe führt Ssolowjem den Nachweis, das rus­fische Volt habe überhaupt keine eignen nationalen Grund­lagen. Die Jbeale der Slavophilen seien im Grunde tatarisch­byzantinisch, und darin eben bestehe der Kern der flavophilen Doktrin. Die nationalen Anschauungen dieser Partei nennt er 300loaischen Patriotismus, die Katkows einen Islam niedriger Sorte. Der Islam der Muhamedaner bestehe in Unterwürfigkeit und Resignation vor der höchsten Macht, also vor Gott  , Katkom aber beuge sich vor der absoluten Staats­gemalt." Waren die Slavophilen in ihren Lehren reine Phan­tasten, so mar Katkom ein Realist ohne Phantasie, und die neuesten Obsturanten, also die Vertreter der heutigen poli tischen Richtung, welche fich vor nationaler Einseitigteit und historischen Anomalien beu zen, die das russische   Volt von der Aivilifirten Menschheit trennen, feien Realisten nicht nur ohne iegliche Phantasie, sondern auch ohne jegliches Schamgefühl. Die rücksichtslose Kritik Ssolowjem's an den Obsturanten", Retrograden", Vorfämpfern der Finsterniß" ließ das Damokles­schwert der Zenfurbehörde, das schon lange über dem Journal West. Jew." fchwebte, niederfinken. Das Journal wird, wie man hoffen muß, neuen Maßregelungen im Interesse seiner Lefer aus dem Wege gehen, denn seine Unterdrückung würde die russische   Gesellschaft des einzigen Journals berauben, das eine Revue im europäischen   Sinne des Wortes ist.

Kürlich wurden bei einer Generalrevision in der Verwal fung des faiserlichen Eisenbahn- Bataillons große Mißbräuche aufgebedt. Wie verlautet, follen verschiedene mit der Verwaltung betraute Offiziere dem Gericht übergeben werden. Es heißt, in der Kasse, welche allmonatlich auf 40 000 Rubel aufgefrischt wird, wären beim Anfang der Revision nur 100 Rubel gemefen, dann aber feien sofort von verschiedenen betheiligten" Seiten 17 000 Rubel eingezahlt worden. Besonders gravirt soll ein Difizier der Dekonomie verwaltung sein, der trok seiner nur geringen Gage auf sehr großem Fuße lebte.

Mit Bezug auf die jüngst gemeldeten Unregel­mäßigkeiten", welche in der Verwaltung der Sebaftapol Losowo- Bahn aufgedeckt wurden und die Verabschiedung ver­schiedener hoher Bahnbeamter nach fich zogen, verlautet jekt, es feien zu Tage getreten: Mißbräuche beim Bau der Bahn­gebäude und unrechtmäßige Verkäufe von Schienen und Schwellen. Außerdem sind aus der Kasse bedeutende Summen verschwunden, an deren Stelle man nur unorthographisch ge­schriebene Quittungen von einem Kommis des Erbauers der Bahn, des bekannten Millionärs Gubonnin, vorfand. Echt ruffisch!

Elberfelder Sozialistenprozeß.

Elberfeld  , 30. Dezember.

28. Tag der Verhandlung.

In Erwartung der Urtheilsverkündigung, die heute Abend bevorstand, hatte sich eine zahlreiche Zuhörerschaft im Schwur gerichtssaal eingefunden. Die Gartenstühle, auf denen die Angeflagten bisher Plaz genommen, fehlten, und so mußten Von den die Erschienenen stehend das Urtheil erwarten. drei Vertheidigern war nur Herr Rechtsanwalt Krüsemann er­schienen.

Um 5 Uhr 50 Minuten erscheint der Gerichtshof. Der Prändent läßt die Liste der Angeklagten verlesen, wo­bei sich das Fehlen von 39 derfelben ergiebt.( Dies ist wohl darauf zurückzuführen, daß Viele in dem Glauben waren, die Urtheils verkündigung finde noch nicht statt.)

Zunächst macht der Präsident darauf aufmerksam, daß sich für die Beurtheilung der Strafthaten von Adolph, Haase, Schürmann und Wilden andere Gesichtspunkte ergeben haben. Da dagegen kein Widerspruch erfolgt, so beginnt der Präsident mit Verkündigung des Urtheils und führt dabei ungefähr Fol gendes aus:

Bei Würdigung des umfangreichen Materials hat der Ge­richtshof die Bekundungen der Kommiffare Rammboff und Wilfing, infofern fie von Gewährsmännern" herrühren und nicht anderweitig bestätigt find, als nicht beweisträftig angesehen.

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Als erwiesen wird angenommen, daß eine allgemeine Ver bindung zur Verbreitung des Sozialdemokrat" in Deutsch­ land   besteht. Die planmäßige, geregelte Verbreitung des Blattes tann nur Wert einer Verbindung sein.

Das Bestehen von örtlichen Verbindungen in Barmen Elberfeld ist erwiesen durch die Angaben der Kommissare Rammhoff und Wilfing, durch die Aussagen des Zeugen Bled  mann und des Angeklagten inghoff, durch die beschlag­nahmten Korrespondenzen 2c. Diese örtlichen Verbindungen hatten zum Zweck die Verbreitung des Soz." und dienten ferner zur Verbreitung von Flugblättern, hielten Versamm lungen ab, sammelten Gelder und befchickten die Kongreffe.

Nicht erwiesen ist dagegen das Bestehen einer allgemeinen Verbindung in Deutsch­ land  , an deren Spize die Fraktion steht. Es liegen dafür allerdings schwere Verdachtsmomente vor, doch find diese nicht zwingend genug, um eine solche Verbindung zu beweisen. Es kann sich auch um die Bethätigung einer Partei­organisation handeln.

Beide Verbindungen, die örtliche und die allgemeine zur Verbreitung des Soz.", haben namentlich den 3ved, Maß­regeln zur Durchführung des regeln zur Durchführung des Sozalistengefeßes zu ent träften. Das geschieht durch Verbreitung des Soz." Geldsammlungen, die, wenn auch an fich im Einzelnen nicht ftrafbar, doch dem Sozialistengeset zuwiderlaufen Vergehen wider die§§ 128 und 129 bes Strafgesetzbuchs in idealer Ronkurrenz.

Ohne Weiteres freizusprechen find Bebel, Grillenberger, Schumacher und Dertel.

Adolph ist nicht als Mitglied einer geheimen Verbindung zu betrachten, hat sich aber gegen§ 19 des Sozialistengefeßes vergangen.( Flugblattverbreitung.)

Bartel ist Mitglied des Lokalfomitees, also der geheimen Verbindung. Daß Becher ein Packet mit verbotenen Schriften aus Rendsburg   erhalten, ist nicht genügend nachgewiesen. Berend ist nicht überführt, Mitglied der geheimen Verbindung zu sein. Bertram hat sich an einer Flugblattverbreitung be theiligt. Bierenfeld hat den Soz." und das Glaubens bekenntniß verbreitet( ooch wird, da ihm genügende Kenntniß oder Verständniß des Inhalts bes legteren mangelte, Vergehen gegen§ 166 des Strafgesetzbuchs nicht angenommen), ferner fich an Sammlungen bethetligt und als Delegirter den Kongreß besucht. Bleibtreu war Mitglied des Lokalkomitees und be fuchte geheime Versammlungen. Bollmus ist freizusprechen. Bongarts ist Mitglied der geheimen Verbindung. Breuer und Brodersen find freizusprechen. Bubenzer war Mitglied der ört­lichen, Busch Mitglied der allgemeinen Verbindung.

Cordes ist freizusprechen. Cramer ist Mitglied der allge meinen Verbindung. Als nicht genügend belaftet find freizu sprechen Daftig, Emil Esplör, Ernst Esplör, Emil Finke, v. Edern, Wilhelm Finke, Flach, Gerstenberger. Gustav Finke