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Beilage zum Berliner Volksblatt.

Nr. 5.

Die Influenza.

Von einem Patienten.

Er belächelt oder verlacht, bat fich die Influenza rasch in teipett gefegt. Man nannte fie schon bei ihrem Auftreten im Jahre 1712 so lese ich die Modefrankheit", aber vielleicht blos, weil fie allgemein verbreitet war, nicht weil Ranche meinten, es gehöre zum guten Tone, fie zu haben. Sol' guter Ton müßte unter Umständen theuer bezahlt werben.

Merkwürdig rasch und über weite Striche hat sich die Epidemie ausgebreitet. In den Jahren 1833 und 1837 foll Mehnliches der Fall gewesen sein; fie herrschte damals als Bandemie, was soviel heißt, als daß fie binnen Rurzem ganze Länder heimsuchte. Eine solche Band.mie stellt die gegenwärtige Seuche offenbar auch heute dar. Wir hörten, bah fie in Petersburg aufgetreten sei und einige Tage darauf befand fie fich im Herzen Europas . Die Geographie der 3fluenza zu schreiben, wird eine ganz intereffante Aufgabe werden; zwei Dinge find dabei zu berüdfiligen: bie räum liche und die seitliche Verbreitung. Aber genau wird die Darstellung nicht sein können; denn die ersten Fälle, die sich an einem Orte ereigneten, find nicht immer zur Anzeige ge­fommen, und wie eigentlich die Röffelsprünge erfolgten, roie von der einen Stadt zur andern die Ansteckung ge tragen wurde, wer will es sagen? War die Luft der Träger? Waren es die reifenden Menschen in Eisenbahnwagen und Schiffen?

ber gewiffe Unterschiede werden fich inmitten dieser Bandemie nach ihrer örtlichen Ausbreitung und ihrem zeit­lichen Verlaufe doch feststellen laffen. Wir faben beispielsweise, baß fie ba oder bort in den spätern Wochen heftiger war als in dea früheren.

Was aber die Frage anbetrifft, ob die Berbreitung durch die Luft oder durch den Menschen vor fich gebe, so scheint be anfänglich herrschende Anficht bereits aufgegeben zu sein. an fürchtete nur, fie aus der Atmosphäre zu empfangen and besorgte nichts von den Kanten selbst. Aber die Erfah ung bat gezeigt, daß, wo ein Familienglied an der Influenza int, bald auch die andern fi: bek.men. Ist die Influenza mias matisch? ift fie tontagios? Man muß ich, um hierauf eine wort zu wagen, über den Sinn dieser Wörter verständigen. 8 dürfen vielleicht sagen, sie werde nicht durch Berührung om Menschen auf den Menschen übertragen, aber es fann der Dauch des huftenden 3.fluenza- Rianten bie Bimmerlust mit bem Ansteckungsstoff erfüllen. So bätten denn beide, die Mimosphäre und der Mensch, an der Verbreitung der Seuche einen Antheil.

Ein brolliges Wesen, diese J. fluenza oder Grippe! 35 fpürte fie zuerst im Halfe, aber ich dachte in feiner Bije, baß fie es fei, obwohl davon in den Zeitungen schon vulfach die Rede war. Hier in Bern durfte ich sie auch mit allem Grund für eine jener Etaltungen halten, wie fie mir ber raube Wind schon oft gebracht. Tags darauf begegnete mir ein Feund, der Arzt ist und erzähite von den ersten Inflaenza- Fallen, die er behandelt hatte. Ich war foeben von emigez leichten Stämpfen heimgesucht worden, darunter zwei­mal in der linken H.md. Haben Sie am Ende auch Jnfluenza?", bemerkte er; aber ich lehnte es ab, und als er Mr die wichtigsten Symptome ber Krankheit nannte, gab es unter benselben so viele, die bei mir nicht zutrafen, daß ich Döllig beruhigt war. Rcämpfe hatte ich auch schon erlebt. Jeboch es ging nicht lange, da ftellten Shnupfen, Huften und Fiber fich ein. Einige Nächte hatte ich Fieberträume und te zu meinem Rampfmittel gegen diefelben Buflicht nehmen: ngere fagen, daß es fie aufrege, mir hingegen bekommt es ohl, wenn ich ein Nachtlichten anzünde. In solchen Fieber­träumen fehit immer derfelbe Gedanke wieder, verfolgt und müdet uns. So muß es einem Staf bei der Drehtiankheit Muthe sein! Das Licht aber hilft mir, dim finstern Pei­aizer mich zu entwinden, mich wach zu kämpfen und zu erholen. I möchte dann an Dämonen der Finsterniß und Engel des tes glauben.

Der Huften brach je mit einem Male los und dauerte einige Zeit an. Nachher erschien ich mir jedoch ganz munter. Der Borging hat mich an den Keuchhuften der Rinder erinnert, Die uns Mitleid einflößen, wenn sie jo jammerlich husten müffen, fofort aber wieder bellauf find.

3weierlei indeffen brachte mir besonders zum Bewußtsein, bok ia in der That auch von der Modekrankheit befallen sei: ein Breanen in den Augen und eine Mattigkeit, welche in­endiger in den Gliedern faß, als gelegentlich bei einem Schnupfen. Auch verspürte ich geringen Appetit und dafür Karlen Durft. Es geschah von selbst, daß ich den Mittagstisch binausichob und mich mit einem fieinen Stüde Fleisch be gagte; hinsichtlich ber Getränke aber wurde ich unschlüssig.

as follt und magst du trinken? Wein hatte mir nicht mehr ben rechten Geschmad; vom Bier memte ich erfältet zu wer ben; anbere Füffigteiten löschten mir den Durst nicht oder mein Gefühl ehob gegen fie Emrände. Da verfiel ich auf bie gefodte warme Milch. Weffen Magen diefelbe erträgt, den tann ich fie empfehlen! Sie hat mir vortreffliche Dienste ge­leiftet. Sie flillt ben Durst, nährt, wärmt und streitet gegen ben Katarrh.

Nun weiß ich übrigens nicht, ob mein Fall zu den hönen gehört. Ich Ich war etwa vierzehn Tage lang Batient, blieb aber nur zwei Sonntage Bett, verließ font täglich das Haus und that regelmäßig, wenn auch mit gelähm­Am Flügel, meine Arbeit.

Bielleicht hat sich der Eine und Andere zu rasch ergeben, urbe ohne Roth top bängerisch und ließ sich schachmatt jeten. Aber anderseits waren auch Biele ärger trant, als fie erft zu geben wollten ober ihre Umgebung wahrnahm. Ein Naum, t we'd m zahlreiche Menschen beifammenleben, ist unser undespaiaft und er war dies besonders zur Zeit der Dezem berfeffion der eidgenössischen he, in welche Zeit auch die An­fangsper ote ter Ir fluenza fiel. Man hat mir bie Büge ge­albert, welche bas Bild dieser so würdigen Kollegien in Folge der Krantheit annahm. Nicht wenige Size find leer ge­orben; bie Herren find heimgereift und laffen fich vom Arzt Regen. Die Zurüdgebliebenen aber lönnen bas Leiben nicht verheimlichen. Da lagert fic Bläffe auf dem souft so frisch 10 ben und energischen Anilig eines Obersten und er fenkt den Bh, ter noch jüngft über eine Divifion hinschweifte, sur Grbe. Ta schweigt flein laut ein Genfer, bei beffen Neden man an Danton benten fonnte. Da fist auch ein renom­iter Hotelbefer, nicht behäbig wie sonit, sondern zufammen nidt und ohne sein Lächeln. Würde ihm der Luftkurort nicht beffer zusagen? Da legt ein vielgenannter Parlaments­rebner aus Leffin bas bleiche Haupt ergebungsvoll in die rechte Hand. Da zeigt ein junger Deputirter aus Winterthur en verstörtes Aussehen, obwohl er noch eben bie Angriffe auf feinen apliceis fiegreich abgeschlagen. Da hat ein anderer

Dienstag, den 7. Januar 1890.

Deputirter, aus Zürich , eine Interpellation faum begründet, bie ein wenig gegen den Bundesrath gerichtet war, und sofort ist auch er in fluenzirt, wie zur Strafe!

Die unangenehmste Erscheinung abgerechnet, gleicht das Aussehen einer Versammlung mit Opfern der Influenza einem feet anten Sch.ffe.

Insbesondere Parlamentsmitglieder, Minister, Raths­herren aller Art, behauptete man, seien dieser Ansteckung aus gejekt. Sucht man den Grund in ihrem häufigen Verkehr mit einander, in der Ansammlung vieler Individuen auf einem Punkte? Es läge das nahe. Doch nannte man sie auch deshalb an­fteckungsfähig, weil fie nervöse Leute feien. Die Journalisten wurden noch hinzugerechnet. Aber es ist ebenso gut möglich, daß die Influer 31 in anderen Ständen gleich früh und gleich ftart verbreitet war. Man sprach nur mehr vom 3aren, von Carnot, den französischen Ministern und auch unseren Bundes­räthen und Mitgliedern der Bundesversammlung, als von weniger gekannten Berfonen, und in den Zeitungen zeigten manche Redakteure fich selbst als frant an.

Wie dem auch sei, am interessantesten finde ich an der In­fluenza, daß fie polymorph, fo formenreich auftritt. Sie ist ein Broteus. Ich hörte, wie ein Mediziner fie deswegen eine feine" Krankheit nannte; ein Zweiter bezeichnete sie als eine vor

trefflich", und einem Dritten verdanke ich sogar den Ausspruch,

Wir Laien schwingen uns nicht zu solcher Höhe der Be­trachtung und Kühnheit der Terminologie auf; gleichwohl ent. geht uns nicht, wie mannigfaltig die Krankheitsformen der geht uns nicht, wie mannigfaltig die Krankheitsformen der Jafluen a find. Die feine Krankengeschichte, die ich nach meinen Erlebniffen erzählte, trifft möglicherweise bei feinem 3weiten zu. Ich erzählte fie auch nur zu dem Zwecke, damit ieber andere Batient seinen Zustand damit zu vergleichen im Stande sei. In meinem Hause sah ich ähnliche und doch aanz andere Fälle, unter meinen B tannten desgleichen. Shwindel, kalte Füße, Schüttelftöfte, heftiges Reißen in den Giedern, starke Augengeschwulst, Magen- und Darmkatarrh tamen bei ihnen vor. Wie es Patienten gab, welche Scheu zumal vor Fleischp ifen empfanden und appetitlos waren, gab es Andere mit sehr gesegnetem Appetite.

Die 3 fluenza fommt und geht. Und was die ärztliche Pflege anbetrifft, ist man zunächst verfucht, auf sie das Wort vom Schnupfen anzu venden: bei ärztlicher Behandlung dauere er zwei Wochen und ohne dieselbe vierzehn Tage. Da wir aber die Krankheit nach der einzelnen Person so verschieden ge­aber die Krankheit nach der einzelnen Person so verschieden ge­artet fchen, tritt die Kunft des Fachmannes um so m.hr in ihr Recht. An Mitteln der Linderung wenigstens ist die Medizin nicht arm, und ernstere Fälle der Seuche vermaa fie wahr scheinlich, bei Zeiten eingreifend, hintanzuhalten. Wir dürfen zudem für die Zukunft Nußen von den Erfahrungen erhoffen, die jest gesammelt werden. Wozu ich nur den aufrichtigsten Wunsch füge, daß uns die Seuche immerhin verlassen möge, ehe ihre Natur von den Bakteriologen erkannt ist.

Lokales.

Mit der Genehmigung zur Anlage der ersten Dampfbahn auf Berliner Gebiet ist ein entscheidender Schritt vorwärts gethan, um neues Leben in unsere Verkehrs­verhältniffe zu bringen. Daß die Strecke vom Nollendorfplat zur Magdeburgerft aße und von der Zwölf- Apostelkirche zur Botsbamerstraße nur furz ist, beeinträchtigt die Bedeutung bes Bersus in feiner Weise. Bewährt sich der Betrieb ohne Pferde, so wird den zwingenden Anforderungen schnell genug Folge gel istet werden und es kann dem ichigen Unternehmer baber nur ber Rath gegeben werden, dafür zu sorgen, daß der Betrieb auf Berliner Boden ein in jeder Beziehung musters giltiger alfo anders wie der der nach außen führenden Emien ist. Wenn wir von Betrieb ohne Pferde sprechen, so soll damit angedeutet werden, daß nicht nothwendigerweise nur bie Dampfkraft allein oder auf die Dauer die treibende Raft zu sein braucht. Kabelbahnen und elekirische Bahnen haben fich in Deutschland und im Auslande sehr bewährt, sie follen den Vortheil haben, baß die Wagen viel schneller zum Siehen gebracht werben können. Doch das find Erwägungen zweiter Reihe. Die Haup sache ist, daß ein Schritt vorwärts gethan ift. Hoffentlich findet sich nun auch balb ein Unter­nehmer, der eine Dampfbahn, die außerordentlich nothwendig ift, baut und die auf beiden Seiten des Landwehrkanals vom 3oologischen Garten an der Potsdamer- und Halleschen Thor­brüde vorüber bis zum Rottbufer Thor führt, also ganz foloffale Theile des Westens, Südwestens und Südens burchschneidet und in Verbindung bringt. Die Straßen am Lardmehrkanal: Lüßon, Schöneberger- Tempelhofer Ufer, Waterloo Ufer und Plan- Ufer, auf der anderen Seite die Kaiferin Augustastraße, Plan- Ufer, auf der anderen Seite die Kaiferin Auguftaftraße, Hallesches Ufer u. f. w. find wenig belebt und breit genug, um Geleife aufzunehmen. 3vischen dem Hafenplaß und der Mödern Geleise aufzunehmen. Zwischen dem Hafenplak und der Mödern Straße wird das legte Stüd des Ufers jest freigelegt, besonders starter Bakehr ist nur rechtsseitig vom Kanal an der furzen Strede von der Flottwellstraße bis zur Schöneberger Brücke, ro Pferdebahn und Laftwagen start vertreten find. Indeffen wird sich ba Abhilfe schaffen laffen. Eine Gefahr für den Ber tehr würde bei den belebten Kreuzungen der Potsdamer- und Halleschen Thorbrücke burch besonders langfames Fahren aus­gefchloffen werden lönnen. Daß fich eine solche Bahn glänzend bezahlen würde, ist wohl zweifellos.

Elwas post festum muß die Aufmerksamkeit der Be hörben auf die schamlofen Neujahrswünsche gelenkt werden, die in einigen Schaufenstern zur Auslage gekommen find. Aus ihrem Leserkreise werden der Nat.- 3te." barüber Mittheilungen gemacht, die zeigen, daß die Fabrikale aufgehört haben, zwei­beutig zu sein. Die brutale, nadte Gemeinheit macht sich in ihnen breit. Erichwerend ist es, daß diese Niederträchtigkeiten in rüdfichtslosester Weise zwifchen andere harmlose Karten ge­legt werden, so daß fie fich selbst Damen aufbrängen, bie ihnen gern aus dem Wege gehen und daß vor Allem ber heranwadfenden Jugend Gelegenheit gegeben wird, ihre Renntniffe auf einem Gebiete zu vermehren, das Schu'e und Hus forgfam vor ihr verschließen. Die Vergiftung, die in dieser Weise in die Kinderfeele hineingetragen wird, rächt sich oft furchtbar. Es ist nicht Prüberie, die zu biefem Nothruf Veranlaffung giebt. So sehr die öffentliche Meinung fich dagegen verwahrt, so oft die Polizei in Runit­fragen die Direktine zu übernehmen versucht, so sehr wird fie einstimmig dazu Beifall rufen, wenn der Gemeinheit entgegen getreten wird, ob fie fich nun in Wort oder Bild kundgiebt. Der Schmuß wird an jedem Tage zufammengekehrt und aus den Straßen entfernt. Das, was in der legten Woche vor Neujahr vielfach unbeanfiandet in den Schaufenstern lag, war schlimmer als der Schmus, den man einathmet. Er vergiftet die Jugend und zerstört sie. Die Grenze zwischen dem Statt­haften und dem Ünerlaubten wird leicht zu ziehen sein. Gegen bas lektere mag mit allen gefeßlichen Mitteln unnachfichtlich vorgegangen werden.

7. Jahrg.

Zwischen den Brauereien und den Gastwirthen wird der Kampf, welcher wegen der weit überlegenen Mittel der ersteren ein ungleicher ist, immer lebhafter. Eines der größeren Lokale nach dem anderen wird von den Brauereien erworben, und diese machen nicht nur hinsichtlich der Getränke den Gastwirthen eine Konkurrenz, mit welcher diese nicht mit­zukommen vermögen, sondern verschaffen ihren Delonomen auch burch bedeutende Buschüsse zur Küche eine ftarfe Ueberiegenheit über die auf eigene Mattel angewiesenen Inhaber von Speise Restaurants. Seit Neujahr find wieder mehrere große Ne staurants, beren frühere Inhaber abgefunden wurden, nach inzwischen vorgenommenen Renovirungen, als Ausschankiokale hiefiaer oder auswärtiger Brauereien neu eröffnet worden. Früher traf diese Konturens mehe die kleineren, allmälig be droht sie auch die größeren Restaurateure. Die Abfindungs­fummen, welche feitens der Brauereien den früheren Wirth gezahlt werden, find sehr hoch.

Das Januarheft des von Profeffor Roch herausge gebenen Archiv für Hygiene" bringt Mittheilungen über bie von dem Hygienischen Institut der hiesigen Universität bezüglich der Kurzfichtigkeit der Schüler unserer höheren Lehranstalten angestellten Untersuchungen. Mit Genehmigung des Kultuss ministers von Goßler wählte Dr. Kirchner in erster Linie bas

Friedrichs- und das Leibniz Gymnasium, von denen das erste

mit gänzlich veralteten Subfellien ausgestattete und theilweise ungenügend beleuchtete Schulzimmer hat, während das Lettere, ein prachtvoller Neubau, günstigere Verhältnisse aufwein". Das Ergebniß dieser Untersuchungen liegt nunmehr in 12 Tabellen vor. Danach haben von den sämmtlichen 1014 Bläten des Friedrichs Gymnafiums 244= 24 pet. eine ungenügende Be leuchtung. Die durchschnittliche Kurzfichtigkeit jebes Schülers zeigt eine gleichmäßige Zunahme im Friedrichs- Gymnafium, während im Leibniz- Gymnasium erst in Obertertia die Zahl der Kurzsichtigen emporjchnellt. Das Sehvermögen der Schüler des Friedrichs- Gymnasium war durchgehends geringer als bas der Schüler des Leibniz- Gymnafiums. Dr. Kirchner zieht aus ben aufgenommenen Tabellen die Folgerung bezüglich ber Schuleinrichtungen, daß die Beleuchtung fo einzurichten ist, daß auch ber dunkelfte Blak mindestens so viel Licht erhält, als 10 Meterkerzen entspricht.

Das bei der Influenza von den Aerzten in Anwendung gebrachte Antipyrin" wird in der neuen demnächst zu erwar tenden Pharmatopoe unter diejenigen Heilmittel aufgenommen werben, deren Verkauf in Apotheken nur gegen ärztliches Nexept geftattet ist. Es hat sich nämlich herausgestellt, daß bies Heil mittel von Laien im Uebermaße angewendet, erhebliche Be schwerden verursacht, asthmatische Anfälle hervorruft und auch die Herzthätigkeit in Mitleidenschaft zieht. Ohne Angabe des einzunehmenden Quantums durch einen Arzt möchten wir unseren Lesern den Gebrauch von Antipyrin nicht anrathen.

Die städtische Baudeputation, Abtheilung II, hat auf die vom Vorftande Des Vereins Berliner Droschtentutscher an den hiesigen Magiftrat eingereichte Petition, betreffend Errichtung von Straßenbrunnen an Droschtenhalteplägen, oder, wenn dies unthunlich, ben bort mit ihren Droschten Aufstellung nehmenden Kutschern die Rechte der Benuzung der Wasserleitung einzuräumen und zwar an zehn in der Petition näher bezeichneten Stellen, Folgendes er

widert:

Auf die Eingabe vom 11. September 1889 erwidern wir dem Vereine, daß bei der Errichtung von Brunnen soweit wie möglich auch fernerhin auf die Droschtenhaltepläge Betracht genommen werden wird. Im Laufe des nächsten Jahres mers ben voraussichtlich in der Friedrichstraße in der Nähe der Weidendammer Bücke, an der Burggrafenftraße, Ede Rur fürstenstraße, und Thurm- und Rathenowerstraße Brunnen er richtet werden."

Die ersten Fälle von Influenza in Berlin wurden, wie Prof. Fürbringer in der Klin. Whschr." mittheilt, ins Städtischen Krankenhaus Friedrichshain schon Anfang November vorigen Jahres beobachtet. Von dem zahlreichen Pflegepersonal der Anstalt erkrankten nur sehr wenige, und von etwa 1000 Patienten, die sich im Krankenhause befanden, wurde nur einer infizirt. Auch der ärztliche Direktor des städtischen Kranken­hauses Moabit , Privatdozent Dr. P. Guttmann, hat baselbst eine beträchtliche Bahl von Influenzafranten gefeben, bie meiften waren 20-30 Jahre alt. Auffallend ist nach dem Bericht des Anstaltsarztes Dr. H. Hirsch das völlige Ausbiciben der Epi­demie in einem tlösterlichen Institut zu Charlottenburg . Die ausschließlich weiblichen Infassen kommen mit der Außenwelt gar nicht in Berührung; meist haben sie ein sehr bewegtes Leben geführt und neigen vielfach zu Krankheiten, namentlich der Athmungsorgane. Bei diefen Frauen, zu denen nur der Gestliche und der Anstaltsarzt Zutritt haben, ist nun fein einziger Fall von Influenza beobachtet worden. Die Disa fuffionen über das Wesen der Erkrankung selber haben noch feinen Abschluß gefunden. Nach Prof. August Hirsch ist auch bie diesmalige Berbreitung miasmatisch, nach Prof. Nothnagel paraſitär.

Der Eissport auf dem Rummelsburger See hat am Sonntag bereits das erste Opfer an Menschenleben ge­fordert. Taufende und Abertausende von Menschen tummelten fich auf dem Eise umber, der größte Theil mieb aber die poli­zeilich abgenommene Eisbahn, weil auf derselben ein flemes Entree erhoben wird. Man zog es vor, fich auf denjenigen Theilen des Sees zu amüfiren, wo es nichts loftet, wenigstens nicht mehr, als hin und wieder einmal ein Menschenleben. Umsonst waren auch die Warnungen der zur Stelle befinde lichen Bolizeiorgane. So kam es auch, daß ein junger Mensch auf eine Stelle gerieth, wo furz vorher die Arbeiter der Nord­deutschen Es verte geeift halten und die erst ganz schwach zu­gefroren war. Der junge Mann brach sofort ein. Obwohl Hilfe im Augenblick zur Stelle war, und derfelbe in ganz furzer Zeit herausgezogen wurde, war er doch bereits leblos. Alle Wieder­belebungsversuche blieben erfolglos. Die Leiche wurde nach der Leichenhalle bei der Stralauer Kirche gebracht, wo dieselbe refognossirt werden kann.

Das plöhlich eingetretene Thanwetter hat unter den Eisbahnpächtern und allen Freunden des Schlittschuhsports nicht geringe Bestürzung hervorgerufen. Gefiern stand bes Eislaufen auf den natürlichen und fünftlichen Bahnen in und um Berlin in schönster Blüthe, und Abends erschien der Mond in so wundervollem Glanz und von zahllosen Sternen um­geben, daß man an einen so plöglichen Umschlag der Witte rung nicht benken mochte. Alle Seen und Wasserläufe im Grunewald und bei Potsdam , die schönsten Streden auf der Oberspree waren von Schlittschuhläufern belebt. Noch spät am Abend sah man im hellen Schein des Mondes die flinken Gestalten auf den spiegelglatten Flächen dahineilen. Auch auf dem ausgebehnten Teltomer See und auf der Zehlendorfer Wiesen Eisbahn, beren Gr haltung der bortige Ortsverein übernommen hat, tummelien fich bis zum späten Abend Läufer und Läuferinnen im schnellen Reigen, und mancher Eislauffünstler, der sonst auf den Gee