f. 20. Freitag, den 24. Januar 1890. 7. Jahrg. > I-; "A Brgsn für die Interessen der Arbeiter. Mlikburger! Arbeiter! Helndttrerkter! , Wir fordern euch nochmals auf, die Wählerlisten genau einzusehen. Leicht können Fehler in ihnen enthalten sein. Wer am 20. Februar seine Stimme cht abgiebt, der schadet der Allgemeinheit und sich selbst. Da aber nur Diejenigen ihr Wahlrecht ausüben können, welche in die Wählerlisten eingetragen sind, so muß sich überzeugen, ob auch sein Name in der Liste steht, ob Vor- und Zuname, sowie der Geburtstag und Geburtsort genau stimmen. Wem es unmöglich ist, selber �ugth�, der beauftrage einen der Genossen, die sich zur Durchsicht der Listen bereit erklärt haben, für ihn die Liste nachzuschlagen. Die Listen liegen nur bis Donnerstag, � 30. d. M., Wochentags von 9—3 Uhr, am Sonntag von 11—4 Uhr, aus und zwar: für den I. Wahlkreis in der Turnhalle des Friedrich-Werderschen Gymnasiums, Dorotheenstrasie 13/14, für den II. Wahlkreis in der Turnhalle Wilhelmstrasie 117 für den III. Wahlkreis in der Turnhalle Schmidstraße 38, für den IV Wahlkreis in der Turnhalle Krautsftrasie 43, für den V. Wahlkreis in der Turnhalle Gormannstrasie 4, für den VI. Wahlkreis in der Turnhalle Ackerftraße 28», und außerdem im städtischen Wahlbureau, Königstraße 7, Hof 3 Treppen. �, Wir machen nochmals darauf aufmerksam, daß ein Jeder, der die Listen für unrichtig oder unvollständig hält, dies innerhalb acht Tagen nach dem 0� n der Auslegung derselben, also spätestens am 30. Januar d. Js-, beim Wahlbureau des Magistrats(Königstraße 7, Hof 3 Treppen) schriftlich anzeigen, nick �en vorbezeichneten sieben Lokalen vor den dazu ernannten Kommissarien zu Protokoll geben kann, die Beweismittel für seine Behauptungen aber, soweit dieselben q/! au� persönlicher Bekanntschaft beruhen, beibringen muß. Zur Begründung der beantragten Nachtragung in die Wählerliste sind besonders �Wenswerth der Miethskontrakt, die letzte Miethssteuer-Qutttung oder die polizeilich bescheinigte Anmeldung für die angegebene Wohnung. Es ist nicht nöthig, persönlich einzusehen. Es kann einer für mehrere die Prüfung vornehmen. Wer aber irgendwie kann, gehe selber hin. Namentlich haben Diejenigen, 1 4« seit dem Jahre 1887 ihren Wohnsitz verändert haben, sich zu überzeugen, ob sie an ihrem neuen Wohnsitz in die Listen eingetragen sind. Arbeiter! Bringt euch nicht durch Nachlässigkeit um euer werthvollstes öffentliches Recht! OJcmcvIt- uecctne. .Jssefen der sozialistischen Bewegung noch eine Punkt bpf<�e Unklarheit. Die Mehrzahl der über diesen Engländer meinte, waS von dem sozial- Siwchmi. Proletariat angestrebt werde, sei nichts als ein :�ÄKf�It.. wschutz auf dem Boden der bestehenden l�nwtt0. Von dem Endziele der Sozial- k>ne die gegenwärtige WirthschaftSordnung durch 5°» Au ersetzen, in welcher die Arbeit Meneng Tribut an das Kapital befreit ist, v* tDnrpJ6.vteisten überhaupt nie etwas'gehört zu haben. dwtch„■ ober nicht etwa die Kapitalisten allein, die sich �®e»no!»'o[�e Unwissenheit auszeichneten, die Vertreter d,. Vereine wetteiferten darin mit ihnen. Suchten ?ohre» �Wieder der Kommission im Gespräch von den �Una, vchten des Sozialismus eine ungefähre Vor- M erwecken, so hörten sie ebenfalls von Kapitalisten Dechen � ervertretern gemeinsam die Ueberzeugung aus- lassen derartige Ideen in England nie festen Fuß stakte,? da sie dem praktischverständigen Volks- ���vurchaus widersprächen. Die öffentliche Meinung in (1 ««Feuillewn. Ii» Vorstadt St. Antoine. von T o«»».. r—, Erzählung "9 R e v i l lo n aus den Jahren 1789—1792. Deutsch von Ludwig Knorr . an bem6 t!�0tt einige T�e tüchtig geregnet; das konnte i� dlich-� �chniutzigen Wasser des in der Mitte der Straße Mischen de*, t sowie an den Schlammpfützen Vicht //".holprigen Pflaster bemerken. Wenn ei auch ffiMtet �ognete, so tobte der Sturm doch mit unge- obzusck� Honzont schien eine einzige schwarze und Zusammengeballte Wolken von weißem, (l�sben. geslÄVrbenem Aussehen jagten, vom Winde liches, �'denstisch vorüber und hoben sich scharf von dem .�iSweit�unde des Himmels ab. im Sonnenstrahl den düstern als wollte er damit das Uv,'."»r--— 7—, doch zog er sich bald »ifc ��lich bini���iärmenden schwarzen Massen zurück, 0onz BPfii � sich immer mehr verdickenden Finster- nach r« lana. Z?'?den.... ei �attipvp der Vorstadt zog sich schlangenartig * W; stumme Klöster, schweigsame Werk- England, hieß eS, fei überzeugt, daß die Interesse» des Kapitals und der Arbeit übereinstimmten. Eine solche Auffassung der wirthschaftlichen Verhältnisse schließe aber von vorn- herein alle sozialistischen Bestrebungen, die einen Interessen- gegensatz zwischen Kapital und Arbeit voraussetzen, noth- wendig auS. Daß die TradeS- UnionS gegenwärtig auch bei der Bourgeoisie in England so gut gelitten sind, eine That- fache, die der Bericht außer Zweifel stellt, hat seinen Grund größtentheilS wohl in dieser ihrer manchesterlich-spießbürger- licheu Haltung, welche sie zu einem Hemmschuh einer weiter- gehenden Arbeiterbewegung macht. DieS„Verdienst" in Verbindung mit ihrer Methode, Streiks durch friedlichen Ausgleich zu vermeiden, läßt sie als in hervorragendem Maße„staatserhaltend" erscheinen. Auf den ersten Blick hat daS unsozialistische Gebahre» der TradeS- UnionS etwas sehr Befremdendes. Wenn sie auch nur einen Theil der englischen Arbeiterwelt umfaßten, so bildeten sie bis vor ganz kurzer Zeit doch offenbar die Vorhut derselben. Sie waren im wirthschaftlichen und politischen Leben die Vertreter dcS Proletariats schon darum, weil sich die große, nicht in Gewerkvereine» orga- nisirte Masse der Arbeiter still und apathisch verhielt. England, dessen industrielle Entwicklung der des übrigen Europa so weit vorauseilt, England, in welchem diese Entwicklung den Gegensatz von Arm und Reich so grell hervortreten läßt, müßte doch, so scheint es, eine be- stätten und verlassene Häuser bildeten ihre traurige Ein- fassung. Wohl zeigten die Läden und Werkstätten ihre ge- wöhnlichen Inschriften, Häuser und Straßen ihre Namen und dennoch verschwanden diese vor einem Worte, daS auf jedem Steine geschrieben schien:„Hunger". Der Hunger war wirklich der furchtbare Beherrscher der unglücklichen Vorstadt, deren Bewohner die Spuren seiner Gewalt nur zu deutlich zur Schau trugen; der Hunger trieb sie aus ihren elenden Wohnungen auf die Hausflure und in die Straßen, wo ihre runzligen Gesichter, schmalen Brüste und hohlen Stimmen als Attribute seiner Macht in die Oeffentlichkeit traten. Junge und Alte, selbst die Kinder hatten etwas Greisen- Haftes an sich, sie trugen den Stempel der Gleichheit des Elendes und der Verzweiflung an der Stirn. Wenn man ihren Gestalten einen physiognomischen Ausdruck hätte geben wollen, so waren sie mit einem ver- folgten, gehetzten Thiere zu vergleichen, daS mit geöffnetem Maule und blitzendem Auge, den Kopf ein wenig gesenkt, noch einmal seinem Verfolger gegenübertritt, ehe es sich ihm ergiebt. Die Dinge entsprachen in dieser Vorstadt genau ihren Bewohnern. DaS Brot auf den Schaubrettern der Bäcker sah aus, als wenn Niemand davon satt werden könne, daS Fleisch, welches an den Haken vor den Fleischerläden hing, schien vertrocknet und ungenießbar zu sein. Noch trauriger jedoch war der Eindruck, den die an Seilen oder Stangen sonders weit vorgeschrittene und sozialistisch-zielbewußte Ar- beiterbewegung besitzen. Denn die Sozialdemokratie ist kein künstliches Machwerk, auch keine Ausgeburt des sogenannten Nationalcharakters, sondern, nach unserer Auffassung, ein nothwendigcs Produkt der äußeren Verbältnisse. Je weiter sich die kapitalistische Wirthschaft ausbildet, um so mehr muß daS Proletariat zur Erkenntniß seines gemeinsamen KlassenintereffeS und damit weiterhin zu sozialistischen Ueber- zeugungen gelangen. In England wäre also eine ganz be- sondere Verbreitung des Sozialismus zu erwarten. Daß es gegenwärtig noch nicht dazu gekommen ist, er- klärt sich aus der Geschichte und dem Wesen der Gewerk- vereine, welche die intelligentesten Kräfte der englischen Arbeiterschaft für ihre Zwecke in Beschlag nahmen. Die TradeS-UnionS sind in ihren Anfängen echte Erzeugnisse des Klassenkampfes, sie verbreiteten sich unter dem Drucke der kapitalistischen Ausbeutung in England, lange bevor in den benachbarten, industriell zurückgebliebenen Staaten ähnliche Arbeiterverbindungen auskamen. ES ist offenbar die Macht der wirthschaftlichen Thatsachen, welche in dem vorgeschrittensten Lande zuerst die Arbeiterschaft zu festen Verbänden zusammenhämmerte. Indem diese Verbände die Interessen ihrer Mitglieder vertreten, also den Loh« derselben zu erhöhen, die Arbeitszeit zu verkürzen suchen, wird der Klassengegensatz zwischen den Kapitalisten und den Arbeitern der einzelnen Gewerke offenkundig,.und bethätigt sich in Streiks und Aussperrungen. hängenden Lumpen machten, deren bloßer Anblick schon ein Frösteln erregen konnte. Würde aus den ausgebrannten Kaminen jemals wieder Rauch aufsteigen? Vor einigen Läden standen Reihen von Frauen und Kindern, welche den Zeitpunkt abwarteten, bis an sie die Reihe käme, ein Stück Brot zu erhalten, von dem sie auf einige Stunden Sättigung erhofften. Ein anderer Theil der Bewohner schlenderte unruhig und unbeschäftigt auf der Straße herum, konzentrirte sich aber mit Vorliebe an einem Kreuzwege der Straße, wo sich in einer Ecke ein Springbrunnen befand. Auf den Stufen dieses Brunnens unterhielten sich mit gedämpfter Stimme einige Männer. Sie hatten ihre zerlumpten Jacken über die Schulter geworfen und unter ihren schmutzigen Blousen lugte ein Leinwandfetzen hervor, der einst ein Hemd gewesen sein mochte, während ihre mageren Arme und Beine nackt waren. Diese Repräsentanten des Elends schienen hier eine Art Versammlung abzuhalten. Wenn sie sich umblickten und in der Ferne die Skelette ihrer Angehörigen erkannten, sahen sie verzweifelnd zu dm schwarzen Massm am Himmel empor, und setzten dann ihre geheimnißvolle Berathung fort. Sonst hörte man keinen Laut in der Straße, bis auf ein fernes Wagenrollen und das hierdurch hervorgerufme Knirschen der Stricke, an welchen die Laternen in der Mitte der Straße herabhingen. Diese Laternen verbeiteten nicht mehr Helle, als es die
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