erhöht werden. Wenn Herr Windthorst schon jetzt voraussieht, daß die neuen Ausgaben für Heer und Kolonien neue Steuern erfordern werden, so soll er sich doch hüten, den Teufel an die Wand zu malen. Das wird doch davon abhängen, was seine aus- schlaggebende Partei im Reichstag dazu sagen wird. Mit der- gleichen Bestrebungen, die auf eine Erhöhung der indirekten Steuern hinauslausen, haben wir nichts gemein. Ich bin dankbar für die Ausklärung, daß das Zentrum unter Steuerreform nichts weniger versteht als eine Vermehrung der Steuerlast. Herr von Caprivi hat die inonarchisch-konstitutionellen Parteien gegen die innere Unzufriedenheit aufgerufen. Diese ist aber die Folge.einer Politik, welche uns 400 Millionen indirekter Steuern binnen wenigen Jahren ge- bracht hat, und mit dieser Redewendung wird die Unzufrieden- heit nicht beseitigt werden. Wenn Herr von Zedlitz die Auf- Hebung der Getreidezölle ein Verbrechen nennt, so wird dies dazu beitragen, daß die aus dem Reichstage fast verschwundene frei- konservative Partei ganz verschwindet. Man nennt als Mittel gegen die sozialen Schäden die Arbeiter-Schutzgesetze; aber man darf die Wirkung derselben nicht übertreiben. Das muß ich sagen: einen ärgeren Widerspruch als den, ein Arbeiter-Schutz- aesetz zu erlassen und die Lebensniittelzölle aufrecht zu erhalten, renne ich nicht. Warum arbeitet denn der Arbeiter länger, als nur deshalb, weil er niehr zum Leben braucht bei den Zöllen. Das jetzt beliebte Verfahren ist so, als wollte man zwei Pferde vor und vier hinter den Wagen spanneu. Wenn der bisherige Kurs der Politik innegehalten werden soll, wie es scheint, dann wird sich die Unzufriedenheit steigern, d. h. die Sozialdemokratie, welche Fürst Bismarck großgezogen hat, wird zunehmen, denn mit der Hoffnung auf Staatshitse haben sich die Erwartungen gesteigert. Nur in dem Maße, wie man auf anderen Gebieten zur Erkenntniß kommt, den Kurs zu ändern, wird man dazu beitragen, die Unzufriedenen im Lande zu be- seitigen.(Beifall links.) Abg. v. Kelow-Sakesste(kons.): Die Herren Rickert und Richter haben ausgeführt, Geben und Nehmen, Arbeiterfchutz und Getreidezölle, seien unvereinbar. Aber nicht billiges Brot muß die Losung sein, sondern man soll darauf bedacht sein, die Prästationsfähigkeit der ländlichen Arbeiter zu er- höhen. Sie haben einen Gegensatz zwischen Stadt und Land konstruirt, während in Wirklichkeit ein Gegensatz zwischen Handel und Arbeit vorhanden ist; und die Deutsch- freifinnigen haben sich einseitig zu Vertretern des Handels ge- macht. Billige Brolpreise hindern nicht den Nothstand im Lande, was sich aus den statistischen Nachweisen über Weizenpreise und Armenunterstützung ergiebt. Als der Weizen ain höchsten stand, wurden auch die niedrigsten Armenunterstützungen gezahlt, 1800 z. B. 4,0 M., dagegen bei den niedrigsten Weizenpreisen 1852 bis 1805 5,05,6 M. Ich weise die Angriffe auf die Landwirthschaft als unbegründet zurück, die Industrie ist immer begünstigt worden. Ich erinnere nur an das Verbot des Wolleexports, daß die Land- wirthe schädigt zu Gunsten der Wollwaarenrndustrie. Abg. Windthorst: Ich will nur Herrn Richter erividern, daß icp gar keine neuen Steuern dewilligen will. Aber ich fürchte, daß ich das müssen werde, ebenso gut wie der Abgeordnete Richter, wenn es sich um die Wehrhaftigkeit des Landes handelt. Ich werde aber dann die Mittel nicht aus weiteren indirekten Stenern, sondern aus der Reform der direkte Steuern entnehmen, die hauptsächlich durch richtigere Beranlagu herbeigeführt, verden muß. Glaubt denn Herr Richter, er seiner einzige Gerechte in Jerusalem ?(Heiterkeit.) Auch unseraMln- schauungen verdienen Berücksichtigung. J' Ein von den Nationalliberalen gestellter BertaguwDantrag findet nicht die nöthige Unterstützung. Darauf ermart Abg. Enneccerus (natl.), zu so vorgerückter Stunde au /das Wort verzichten zu wollen, zumal seine Partei zu allen E>eute ange- regten Fragen schon bei der ersten Etatsberathung Stellung ge- nommen habe. Die G�ueraldiskussion wird geschlossen, die Spezialber�yung auf Mittwoch 11 Uhr vertagt. Schluß nach 4 Us Zkonnttunales. Ergrdnist der Ztadtverordnrten-Wal'ittt. W a h l b e z i r k Nr. S2.(8. Abth.) Zahl der eingeschriebenen Wähler: 547» Abgegebene Stimmen: 1422. Davon erhielten: Drechslermeister T ö r m e r(lib.)... 008 Stimmen. Redakteur Dr. O. B a ch l« r(Bürgerp.) 400 Fleischwaarenhandler C. Becker(Soz.) 885 Also: Stichwahl zwischen Törmer(lib,) und Dr. Bachler (Bürgerp.) 42. Wahlbezirk. (8. Abth.) Abgegebene Stimmen: 2164.(Davon 2 zersplittert.) Davon erhielten: G r ü n d e l(Soz.)...... 944 Stimmen. Pitz mann(lib.)...... 1208, Mithin gewählt Pitzmann. Im 3. Wahlbezirk, 2. Abtheilung wurde bei der gestrügen Stadtverordneten - Ersatzwahl der freisinnige Kandidat Reichstagsabgeordneter Dr. jur. Theodor Barth mit 207 von 238 abgegebenen Stimmen gewühlt. Die einezersplitterte" Stimme siel auf''einen Rentier Vinthc in der Anhaltstraße, dem ein Freund hierdurch eine heimliche Ueberraschung zu Theil wer- den lassen wollte. Dokerlss. Ate Zoltalkommifston veröffentlicht nachstehend die Liste der Wirthe, die ihre Lokale zu Versammlungen unentgeltlich her- geben und bemerkt hierzu, daß dieselbe wöchentlich einmal mit event. Abänderungen abgedruckt wird, ferner, daß Veröffent- lichungen in Bezug auf die Lokalfrage nur von den Herren Wil- Helm Werner, Sebastmnstraße 72, August Jnsinger, Rndersdorferstr. 45, und Otto Heindors, Lanaestr. 70, aus­zugehen haben. Alle event. Unregelmäßigkeilen sind an die ge­nannten Herren zu berichten. Adlerbrauerei, Badstraße. Aktienbrauerei Moabit . C. Bachmann, Dresdenerstr. 45. Bergschloßbrauerei, Nixdorf. Beyer, Neue Grünstr. 14. Bockbrauerei, Tempelhofer Berg. Böhmisches Brauhaus. Bötzow's Brauerei. Bolzmann, Andreasstr. 26. Bovert, Weinstr. 11. Brauerei Tivoli, Kreuzberg . Brauerei Königstadt. Brauerei Friedrichshain(Lips). Brauerei Friedrichshöhe(Patzenhofer). Brauerei Pfefferberg. Buggenhagen, Moritzplatz. Bürgersäle, Dresdenerstr. 96. Konzertpark, Ostend , Frankfurter Allee . Deigmüller's Salon, Alte Jakobstr. 48».- Deutsches Volkstheater, Schönhauser Allee . Eiskeller-Etablissement, Chausseestraße. Elysium, Landsberger Allee . Faustmann, Jnvalidenstr. 144. Fenske, Landsbergerstr. 87. 13. Feuerstein's Salon, Alte Jakobstr. 75. Gratweil's Vierhallen, Kommandantenstr. 79, Gnadt, Brunnenstr. 38. Gründest Dresdenerstr. 116. Gründer's Salon, Schwerinstr. 13. Habel's Brauerei, Bergmannstr. 57. Heise, Lichtenbergerstr. 21. Hennig, Hochstr. 32a. Heydrich's Säle, Veuthstr. 1321. Fritz Jlges, Wilsnackerstr. 08. Jndustrie-Hallen, Mariannenstr. 3182. Joöl(früher Keller), Andreasstr. 21. Jordan's Salon, Neue Grünstr. 23. Kaufmann's Variete, Königskolonaden. Keller, Vergstr. 68. Königshof, Bülowstraße. Königstadt-Kasino, Holzmarktstr. 72. Klein's Festsüle, Oranienstr. 180. Kliem, Hnsenhaide. Königsbank, Gr. Frankfnrterstr. 117. Krieger's Salon, Wasserthorstr. 03. Kuhlmey's Gesellschastshaus, Köslinerstr. 17. A. Möwes' Gesellschastshaus, Fichtestr. 29. Neustädtischer Volksgarten, Proskauerstraße. Norddeutsche Brauerei, Chausseestr. 58. Orschest Sebastianstr. 39. Reichert. Müllerstr. 7. 28. Nehlitz , Bergstr. 12. Renz' Salon, Nanuynstr. 27. Rennefahrt's Salon, Dennewitzstr. 13. Reyer,'Alte Jakobstr. 83. Roll, Adalbertstr. 21. Sachow, Müllerstr. 136. Saeger, Grüner Weg 29. Sahm's Klubhaus, Annenstr. 18. Sanssouci , Kottbuserstr. 4». Schester's Salon, Jnselstr. 10. Schloßbrauerei Schöneberg. Schneider, Belforterstr. 15. Schröder, Müllerstr. 178(Weddingpark). Schwarzmüller, Kolbergerstr. 23. Silber's Salon, Schwedterstr. 24. Specht (Vranerei-Ausschank), Neue Jakobstr. 26. Süd-Ost, Waldemarstr. 75. Trillhose, Rosenthalerstr. II. Unionsbrauerei, Hasenhaide. Vereinsbranerei,(Rixdorf ). Viktonabrauerei, Lntzoivstraße. Biktoria-Salon, Perlebergerftr.' VolkstiMcmi(Moabit ). WeLnng-Kasino, Schulstr. 29. ck, Alexanderstr. 31. eimann's Volksgarten, Gesundbrunnen . Wollschläger, Blumenstr. 73. Wohlhaupt, Manteuffelstr. 9. Zelt Nr. 1. Zeinter, Münzstr. 11, Einen Pädagogen, der sozalistifche Wege Wandle, mindestens starke sozialistische Anklänge zeige, glauben einige Leute jetzt in Dr. Paul Gußfeldt gefunden zu haben, einem bekannten Forschungsreisenden, der soeben mit einem BucheDie Erziehung der deutschen Jugend" auch als pädagogischer Schriftsteller debutirt und angeblich eben in dieser Schrift seine gefährlichen sozialistischen Ideen niedergelegt hat. Dieses Urtheil über das Buch veranlaßte uns, dasselbe zu lesen. Es für unsere Leser kurz zu charakterisiren, ist vielleicht auch deshalb nicht ohne Interesse, weil Güßfeldt die Ansichten bestimmter hoher Kreise nach der einen Meinung reflektirt, nach der anderen bestinuneud beeinflußt. Wir gehen nun sofort in die Sache ein. Das angeblich Sozialisti- sche an den Gedanken und Vorschlägen Güßfeldt's beschränkt sich fast darauf, daß er noch einen weiteren Theil der Kindererziehung den Eltern nehmen und der Schule zuweisen will und so fordert: Die Tagesmahlzeiten werden in der Anstalt eingenommen. Der Aufenthalt im elterlichen Hause und der Verkehr mit den Eltern ist vornehmlich aus die freien Abendstunden, auf den Sonn- tag und auf die Ferien beschränkt." Wir sind nun von unserem Standpunkt aus der Meinung, daß die Entivickelnng der Menschheit möglicherweise eine Rückbildung der Familie auf ihre natürlichen Funktionen bedingen wird, und wir diskutiren daher Vorschläge, welche sich aut die Abgrenzung der Erzichungs- ausgäbe zwischen Eltern und Lehrern beziehen, sehr objektiv und vorurtheilslos. Daß Herr Güßfeldt seine Wünsche ausdrücklich nur in Bezug aus die wohlhabenden Klassen ausspricht, würde uns nicht welter kümmern; wenn dort, was er wünscht, gut ist, so würden wir es auch für die Kinder der Zlermeren wünschen und die Klassenvolitik aus der Diskussion über Erziehung hinaus- weisen. Güßfelvt bringt denn auch in der That einiges Ver- nünftige bei. Er begründet eine Ausdehnung der Schulzeit, und zwar soll in den Mehrstunden nichtgelernt", sondern der Körper. entwickelt, die Geselligkeit gepflegt, der Charakter ausgebildet werden: Die leibliche Entwickelung steht dem Verfasser über der Verstandesausbildung. Auch andere verständige Gedanken sickoen wir ausgesprochen, so, daß die Schüler in der freien Rede fccübt werden sollten u. a. Daß die Vorschläge des Verfassers aber irgend welche Jdcengcmeinschaft mit dem Sozialismus hätten, wird(wenn es noch nöthig ist) auch durch folgendes gründlich widerlegt. Ans dieoberen und mittleren Gesellschaftsklassen" will Güßfeldt seine Verbesserungen beschränkt haben,also auf diejenigen Klassen, von deren Verhallen und Beschaffenheit das Wohlsein der unteren Klaffen erheblich beeinflußt wird, und damit das Wohlsein des ganzen Staates"; wie die oberen Klassen das Gewonnene für die unteren Klassen nützen sollen, wird nicht gesagt. Güßfeldt kenntcharakterfeste, große, edel empfindende Atheisten", aber an Inhalt und Art des Religions- Unterrichtes für die Masse will er gleichivohl im ganzen nur höchst wenig geändert haben. Ultrareaktionär ist der Geschichts- Unterricht nach Güßfeldt 'schen Grundsätzen.(Die Geschichte soll für heranwachsende Knaben etwas ähnliches sein, wie Märchen den Kindern"!) Mit Bedauern haben wir den Satz gelesen: Richtschnur für alle Maßnahmen bleibt der Grundsatz, Ent- Wickelung der kräftigen Individuen, nicht Erhaltung der schwäch- liehen": den nämlichen Grundsatz mußten wir kürzlich an dieser Stelle bekämpfen, als er in einer ärztlichen Zeitschrift vertreten worden war. 2luch gehört Güßfeldt zu den Prügelpädagogen, ja nach seinem Satze:Unsere Scheu vor Zuerkennung körperlicher Züchtigung, die so verhängnißvoll für unsere'Gesetzgebung ge- worden ist, ist weder beim Kinde angebracht, noch bei dem Misse- thäter" scheint er die Prügelstrafe selbst Erivachsenen gegenüber zu empfehlen. Dem gegenseitigen Verhauen der Schüler mißt er gleichfalls vielen erzieherischen Werth bei. Mit dem Angeführten ist Güßfeldt's Standpunkt wohl genügsam charakterisirt. Wir fügen noch hinzu, daß seine Schrift viel Selbsterständliches, Oberflächliches und Dillettantisches enthält. Letzteres ist jetzt da der Fall, wo der Verfasser von dem Unterricht in fremden Sprachen spricht, und wo er von einer bloßen Beschränkung des Unterrichtsstoffes wunderbare Fortschritte des Lernens erwartet. Nicht wundern wird, daß Güßfeldt auch zu denen gehört, welche zum Mittelpunkte des ganzen Unterrichts die deutsche Sprache und Literatur machen wollen. Seltsamer Weise befürchtet er aber, daß die deutsche Literatur nicht die hinreichende Zahl guter Werke besitze; daher will er zum Ersätzevon sprachkundigen Schrift- stellern freie Uebersetzungen von Werken moderner Kulturnationen angefertigt" haben. Wir habe diese Stelle mehrmals lesen müssen, ehe wir glauben konnten, daß sie in der That dastehen. Nun, das wird dem Leser aus dem Gesagten kar geworden sein: Güßfeldt hat keine Jdeengemeinschaft mit den Sozialisten; er steht auf dem stracks entgegengesetzten Standpunkt; nur Weniges von dem was er ausspricht, enthält einen fruchtbaren Keim. | flu* die Arbeitet' Mvchenbillets ist mit dem CharstU beginnend, eine neue Einschränkung eingeführt worden.» Wochenbillets galten bisher an den sämmtlichen Wochentags? wenn auf einen derselben ein Feiertag siel. Es war dies ack' Billets auch dadurch kenntlich gemacht, daß die einzelnes der Woche benannt waren und bei jedem Tage die Durchs des Fahrscheins bei der Hin- und Rückfahrt stattfand. Am? freitag wurden die Inhaber solcher Arbeiter-Wochenfahp? auf Grund dieser letzteren nicht zugelassen, mußten vielwG die Fahrten an diesem Tage besondere Fahrscheine lösen wurde der Llrbeitsr-Wochenfahrschein um einen Tag uv» Woche hinaus verlängert, für welche er gelöst war. Da» S Verfahren fand am zweiten Osterfcicrtag statt. Von den IM der genannten Billets wurde diese neue»Einschränkung� fach sehr unangenehm empfunden. Zahlreiche AWJ die solche Fahrscheine gelöst haben, sind geM an solchen Feiertagen, wenn nicht gerade_ zu_ so doch im Interesse der übernommenen Arbeit die Arbeu� zum Zwecke der Beaufsichtigung, der Kontrole oder aus% Gründen aussuchen zu müssen. Sie empfinden in solchen m die Zurückweisung der Arbeiter-Wochenfahrscheine als eineJW theiligung gegenüber den Inhabern von Zlbonnements-Fahn« für die dritte Wagenklasse; denn die Arbeiter haben sich gewöhnt, die Arbeiter-Wochcnsahrscheine als die einzige, noch� unvollkommene Art der Zlbonnements- Fahrscheine für die. Wagenklasse zu betrachten; daß auf Grund dieser Fahrun: Mj, Fahrt an den Sonntagen nicht gestattet wird, hat man als recht unbequem gegenüber den weitgehenden Berechne der Zlbonnements für die dritte Klaffe gefunden. Die noch ehende Einschränkung auch für die auf Wochentage l«" Feiertage, also demnächst für Bußtag und Himmelfahrlstag» den diese Unzufriedenheit noch steigern. J Geisteskrank J In der Tilsiterstraße irrte gestern" ein Mann umher, welcher die Passanten aufforderte, sich waffnen, da es Krieg mit Rußland gäbe und die Russen an der Grenze ständen; auch sonst führte er noch allerlv Redensarten. Von einem dort patrornllirenden Schutzmanns der Bedauernswerthe zunächst nach seiner in der Lands«' Allee belegenen Wohnung gebracht und von dort zu eineaZ Nähe wohnenden Arzte geführt, der ihn untersuchte und stm daß die Sinne des Unglücklichen total verwirrt seien. AM, anlassung des Arztes wurde der Kranke sofort per DroschJL der Charitee befördert. Auf Grund der eingezogenen gungen ergab sich, daß der Bedauernswerthe vor kurze»" zunge Frau, an der er mit großer Liebe hing, nach gaML Ehe durch eine tückische Krankheit verloren hat. Dies nun der zunge Mann derartig zu Herzen, daß er in verfiel.j Krtrug per Telephon. Wie leicht das Telephone trügereien mißbraucht werden kann, lehrt ein Fall, der ff blicklich die Berliner Kriminalpolizei beschäftigt und männischen Kreise zur höchsten Vorsicht mahnen muß. T." berichtet darüber: Vor einige» Tagen wurde durch 2� von einer Magdeburger Firma bei einem hiesigen großen� waarenhause ein Stück schwarze Seide im Werthe vo» 500 Mark bestellt, und zwar sollte die Waare alsBeipack. hiesigen Konfektionsgeschäft zugesandt werden. Da flff Magdeburger Firma bisher niemals schwarze Seide bezöge»' außerdem der diesseitigeTelephouist" nicht deutlich ge»? haben glaubte, so wandte er sich telephonisch an das J Konfektionsgeschäft, um sich von der Richtigkeit des AusWi überzeugen. Aber weder das Konfektionsgeschäft noch ei», (ich lautende Firma wußte darum, und so wurde die Ani heit vorläufig»ä»et» gelegt. Jedoch schon am selbe»: betrat ein junger Mann in wilder Hast das Seiden» haus und gab in brüsker Weise seinem Unwillen übe». lange verzögexte Lieferung entschiedenen Ausdruck. klärte, daß ihm eine solcheBummelei" noch nicht vorg! sei, und verließ, als man ihm mittheilte, daß das nicht seine Richtigkeit habe, das Geschäftslokal. Durch d Auftreten verblüfft, und um den vermeintlichen Fehler zu machen, rief man den jungen Mann zurück, um noch: dem hiesigen Konfektionsgeschäft telephonisch anzufragen traue, isvoll wurde dem jungen Manne selbst das Tele»? überlassen und dieser fingirte nun in Gegenwart eines N? eine telephonische Unterredung in geschickter Weise.% man kein Bedenken und übergab, da die Sache sehr»F schien, dem Fremden ohne Bestellzettel das verlangte Stu», wobei er übrigens nicht das Ueinste wählte; in Empf«»0. er die Waare gegen Quittung der hiesigen Konfektionsb�- aus den Namen Berger. Die Faktura ging nunmehr ihr� rechten Weg an das Magdeburger Laus, das aber mit Post erklärte, es habe das Stück Seide weder bestellt»3 pfangen. Der Schwindler, vor dem die Geschäftswelt® gewarnt werden muß, und dessen sicheres Auftreten ihn. gefährlich erscheinen läßt, ist ein junger Mann ohne hagere Erscheinung; gekleidet war er mit hellgrau� Muem oder braunem Jaquet, modesarbenem Hut und tru» Ueberzieher.._ n Der. Kommissionär Dickhoff, dessen Tod im Z»? jetzt gemeldet wird, hat noch nicht ganz 0V: Jahre von ihn verhängten Zuchthanssirase verbüßt. Er ist am' vember 1883 wegen Anstiftung zum schweren Raube Fällen zu lebenslänglicher Zuchthausstrafe und wez zum Morde zu 10 Jahren Zuchthaus verurtheilt worden- ein Alter von 57Vi Jahren erreicht. Die meisten Leser z sich wohl noch erinnern, welch ungeheures Aussehen oPj nalistische Drama, welches sich elf Tage hindurch in tneiFji Sitzungen im großen Schwurgerichtssaale abspielte, in den g Kreisen erregte, wie das Kriminal- Gerichtsgebäude von l. spät umlagert war und welche dramatische Wirkung 5 als der Vorsitzende, Landgerichtsdirektor Müller, am& elften Tages, Abends in der nennten Stunde, beim der brennenden Gasflammen den Angeklagten_ du» Urtheilsgründe geradezu zerschmetterte. Noch nie xoße Publikum einen solch fürchterlichen Einblick in �recherthum erhalten, als durch den Prozeß Dickhoff, k Diebs- und Räuberromantik die kühnsten Phantasien djLl treppen-Romanciers allerdings bei Weitem übertraf. A'j konnte der Staatsanwalt Dr. Otto behaupten, daß t, nie einem Gerichtshöfe oder einer Geschworenenbank e,» sangreicher Blick in die Kloake der Welsstadt geboten� war. Uin Dickhoff, der die Verbrechersprache, wie.ausbaugl schwere Jungens" ic. erst populär gemacht hatte, grMiF die wunderbarsten Gestalten, welche inzwischen theilwe» in Vergessenheit gerathen sein dürften. Tie Zuhörer lieinaeführt in das ganze Verbreche Dmelzer A d l... Sand Gold machte, sich aber auch nicht scheute, in den Sand zu werfen und mit einzuschmelzen, da»» J rühmte" Einbrecher I m in, Herr S p r u u ck,; Nante", vor dessen Kunst kein Schloß sicher' i Tober und dessen Geliebte, die aus dew. hause zu Kottbus herbeigeholte Frau Pattri, Fl» Moser, welche mit demDicken"(Dickhoff) in so» if ziehungen gestanden, der mysteriöseBlücher "(Larch�, Samuel, genanntJuden-Karl", der Einbrecher Hesse j Geliebten Tappert, die im Zuchthause verstorbene in deren Wohnung in der Jägerstraße die Beute aus stählen vertheilt zu werden pflegte, Schnur, Balle.s dere Ehrenmänner und Ehrendamen. Dickhoff wurde f nicht des Mordes an der FrauLissauer und der F"* f deck für schuldig erachtet, sondern nur Anstiftung bezw- r weil es sein Metier war, verbrecherische Pläne ausz»» die Wege zu ebnen, an der Aussühruna des Verdreh selbst nicht mitzuwirken. Die gerichtliche Verhandlung..« nur möglichen Sttasthaten auf: Schiebungen aller*