die Neger durch Hufen-Polizeibeanite von dein von Afrika anae-lommenen Schiffe abgeholt und nach dem nach dort zur Abfahrtbereit liegenden Dampfer gebracht. So wurden am Sonnabendacht Neger von dem angekommenen Dainpfer„Gertrud Wörmann"abgeholt und auf das Schiff„Lulu Bohlen" gebracht. Mit niederge-schlagenen Blicken ergaben sich die schwarzen Seeleute in ihr Loos."Wir begreifen sehr wohl, daß Arbeiter, die eine solche Behand-lung geduldig ertragen, Herrn Wörmann lieber sind, als„reni-tente" Deutsche. Es ist übrigens sehr bezeichnend, daß sich bishernoch kein Hamburger Staatsanwalt mit den Maximen des HerrnWörmann in der Behandlung der Neger näher befaßt hat. Sinddie angegebenen Thatsachen wahr, so liegt in ihr nicht nur Frei-heitsberaubung, sondern sie streift hart an Sklaverei.Kanonrn-Köuig Krupp hat die Erlaubniß erhalten, gleichandern Königen einen eigenen Salonwagen in den Wagenparkder Eisenbahnen einzustellen.Schreckliche Folgen des Kanzlerrüätritts. Dem„ChemnitzerTageblatt" wird aus Zwickau gemeldet: Seit der Kanzlerkrisisist in allen Zweigen der Industrie Hierselbst ein erheblicher Rück-schlag wahrnehmbar geworden. Viele Aufträge sind zunächstzurückgezogen worden. In einigen Fabriken wird nur noch7 Stunden täglich gearbeitet. Verschiedene große Bauten werdenbeanstandet.— Auch die Kohlenrndustrie leidet darunter. Inder letzten Woche des vorigen Monats wurden 38 HO t wenigerals zur gleichen Zeit des Vorjahres gefördert.— Otto» komm'wieder ZI» Sezug auf die Ausschließung der Sozial-drmokvnte» aus den sächsischen Militärvereinen bemerkt der inLeipzig erscheinende„Wähler":„Wie verträgt sich die Thatsache,daß man Sozialdemokraten nicht in Militärvereinen dulden will,mit der Thatsache, daß man Sozialdemokraten zwingt, alsSoldaten in der Armee zu dienen? Sind Sozialdemokraten inMilitärvereinen gefährlich, dann sind sie es hundertmal mehr inder Armee— eine so handgreifliche Wahrheit, daß jedes Kind sieeinsieht..... Entweder sind die Sozialdemokraten so gefähr-liche Feinde der Ordnung, daß man sie in keiner dieser Ordnungdienenden Organisation dulden kann und dann muß man sie un-bedingt auch aus der Armee ausschließen oder die Sozial-demokraten sind keine so gefährlichen Menschen, dann, mußman sie in den Militärvereinen ebenso gut dulden, wiein der Armee. Ein Drittes giebt es nicht. Wie immerman aber entscheidet» man habe wenigstens dm Much derKonsequenz."International« Friedensliga. Die Londoner».Jnter-nationale Friedensliga" hat kurzlich wieder einmal ein Lebens-zeichen von sich gegeben. Sie hat in einer Adresse an die Ber-liner Arbeiterschutz-Konferenz die Bitte ausgesprochen, dieselbemöge die Abrüstungssrage in den Kreis ihrer Berathungen i"Di« fortschrittliche und demokratische Presse drückt den» amBedauern darüber aus, daß dies nicht geschehen ist. Wirdieses Bedauern nicht, sagt das„Hamburger Echo" mit»vltemRechte, und wir haben uns nie für die illusionären Besti/vungender Elchu Burritt, Pratt, Bühler und wie die bürgerlichenFriedensapostel sonst heißen mögen, erwärmen können. Tie Me-thode, die Völkerkriege durch äußerliche, mechanische Mittel, wie„Friedensvereinigungen", verhindern zu wollen, ist die Methodedes Arztes» der«in von v«rdorbsnen Säften herrührendes Geschwür durch Operation zu beseitigen sucht: So lange die Säftedes Körpers verdorben sind, werden sie immer neue Geschwüreerzeugm. Ein rationeller Arzt wird vielmehr dahin wirken, daßdie Säfte gesunden, womit die Ursachen des Geschwürs hinweg-geräumt sind. Alle Kriege entspringen in letzter Instanz aus ma-teriellen Ursachen. Selbst in den Religionskriegen waren mate-rielle Interessen, bewußt oder unbewußt, die eigentlichen Beweggründe, die Religion gab nur den äußerlichen Anlaß oder dmDeckmantel ab.'Auch im amerikanischen SklavMkrieg war nichtsowohl Humanität das Leitmotiv, als vielmehr das Bestreben derNordstaaten, das Uebergewicht der Südstaaten zu brechen, wie Bebeleinmal im Reichstag sehr richtig bemerkt hat. Nicht moralischeIdeale, sondern materielle Interessen sind die Feder im Triebwerkder Weltgeschichte. Auf einen Kampf nm Mein und Dein laufenschließlich alle Kriege hinaus, mögen sie Eroberungskriege, Riva-litätskriege, Revanchekriege, Kolonialkriege, Religionskriege, Zoll-kriege oder wie immer heißen. Der äußere Krieg hängt enge zu-Sammen mit dem inneren Krieg, dem wirthschaftlichcn Kampfelller gegen Alle, dem Kampfe zwischen Kapital und Arbeit oderdem Kampfe der Konkurrenz. Der Völkerkrieg ist eine Folge desökonomischen Kampfs, eine akute Form,!zu welcher sich der chronische Krieg im Wirthschaftsleben von Zeit zu Zeit zuspitzt. Undso furchtbar auch ein Völkerkrieg ist, so zahlreich die Opser sind,die er fordert, namentlich bei der heutigen Entwickelung derKriegstechnik— die Opser, welche deni innern Krieg anheimfallen,sind noch viel zahlreicher, und das Elend, welches Völkerkriegeverursachen, ist verhältnißmäßig gering gegen das Massenelenddes inneren wirthschastlichen Kampfs, der unaushörlich wüthetund tobt und tagtäglich seine Massenopfer fordert. In dieseminnern Krieg hat das Proletariat die Hauptzeche zu bezahlen undgelänge es lemals, den Völkerkrieg und den bewaffneten Friedenauf dem Wege der„Friedensvereiniaungen" aus der Welt zizschaffen, während der ivirthschaftliche Kampf ruhig weiter gefüwird, so würde dieser Erfolg dem profitgierigen Kapital geivtfhnhohem Grade zu Statten kommen; das Proletariat hältFwenig davon; nach wie vor würde es die Melkkuh des�ffapita!iverden können, wie meine Kameraden; allein ich fürchtetediese Metiers; man sieht dabei gar so viele Leute hungern.... und da wandte ich mich den Geschäften zu,— ohnejede Reue, ich kaum Dich dessen versichern.Valagnosc lächelte verlegen und murmelte dann:— Freilich, um Leinwand zu verkaufen, nützt Dir DeinDiplom nicht gar viel.— Meiner Treu, erwiderte Mouret lustig, Alles wasich von ihm verlange, ist, daß es mir nicht im Wege stehe.Du weißt, daß nian sich, wenn man es einmal besitzt, dessennicht so leicht entledigen kann. Man kommt nur langsamvorwärts im Leben, während Andere mit ihren nackten Beinenlaufen wie sie selbst wollen.Dann, als er merkte, daß diese Wendung des Gesprächesseinem Freunde peinlich sei, erfaßte er ihn bei den Händenund fuhr fort:,— Ich will Dich nicht kränken, aber gesteh' mir, daß all'Deme Diplome Dir nicht geholfen haben, auch nur eineinziges Deiner Bedürfnisse zu befriedigen. Wirst Duglauben,_ daß der Chef der Seidenabtheilung in UleinemHause dieses Jahr 12 000 Franks verdienen wird! Ja,ganz gewiß, ein Junge von recht klarem Verstand, der Allesin Allem die Orthographie versteht und die 4 Spezies..Die gewöhnlichen Verkäufer m meinem Hause verdienen3—4000 Franks mehr als Du, und ihre Ausbildung hatnicht so viel gekostet, als die Deinige, sie sindnicht mit dem formellen Versprechen, die Welt zuerobern, hinausgesendet worden.... Geld verdienen istnicht alles, das ist wahr; allein, wenn ich zu wählen habezwischen den armen Teufeln, die mit Wissen vollgestopftsind und die liberalen Laufbahnen Übervölkern, ohneich satt zu essen, und zwischen den praktischen Jungen,die für das Leben gewappnet sind, ihr Handwerkvwsteheii: da zögere ich nicht lange, da bin ich entschiedenfür die Letzteren, weil sie ihre Zeit besser verstehen!(Fortsetzung folgt.)sein. Der äußere Krieg ist eine natürliche Konsequenz des innernKriegs, und jene Weissagung, wonach die Völker„ihre Schwerterzu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln schmieden werden,kein Voik wider das andere ein Schwert aufheben wird undfortan die Nationen nicht mehr kriegen lernen", wird erst danneintreffen, die Militäretats werden erst dann verschwinden unddie Kaserne» zu gemeinnützigen Anstalten umgewandelt werden,wenn einmal der wirthschaftliche Kampf Aller gegen Alle auf-gehört haben wird zufolge einer Neuorganisation der Gesellschaftim Sinne des Sozialismus. Die einzige Garantie des Völker-friedcns ist der wirthschaftliche Friede, d. h. der Sozialismus.Und die wahre internationale Friedensliga ist diejenige, welcheden wirthschastlichen Krieg beenden m;d den sozialen Frieden be-gründen will: Die Sozialdemokratie. Von Napoleon III. rührtbekanntlich das berüchtigte Wort her: l empire c'est la paix(das Kaiserreich ist der Friede). Wir aber sagen mit weit besseremRecht: Der Sozialismus ist der Friede.Die Dresdener Arbeiter machten vorigen Sonntag ihrealljährliche Baumblüthepartie. Trotz der ungünstigen Witterunghatten steh doch mindestens 4000 Personen in und vor dem„Flora-garten" eingefunden, abgesehen von der Menge Nachzügler, diesich noch einstellten, als das Gros bereits abmarschirt war. Vom„Floragarten" aus bewegte sich der Zug unter den Klängen bc-kannter Arbeiterlieder nach Löbtau, Gorbitz, Obcrpesterwitz, Zau-keroda u. f. w. nach dem Gasthofe„Rothe Schänke" in Döhlen.Im Uebrigen zeigten auch dieses Jahr die Arveiter wieder, daßes zur Ausrechterhaltung der Ordnung keiner Polizei bedarf.Aus dem Plauensche« Grunde. Was im Kreise derBergleute des Plauenschen Grundes geahnt wurde, ist eingetroffen.Weil eine größere Zahl von Bergleuten des Plauenschen Grundes— man spricht von nahe 600— sich dem„Verband sächsischerBerg- undHüttenarbeiter" angeschlossen, geht man seitens der Gruben-bcsttzer undDirektorenmitMaßregelungen vor. Ovenansteht indieserRichtung das freiherrlich v. Bnrgk'sche Werk. In den letztenTagen hat man den Lehrhäuer M. Patzer, welcher Mitglied desVerbandes und zugleich Kassirer einer Zahlstelle ist, die Arbeitgekündigt. Der Hauptgrund seiner Entlassung ist, daß derselbean der Generalversammlung des Verbandes, in welcher er alsObmann unbedingt anwesend sein mußte, theilgenomnwn hat.Man muthmaßt noch mehr derartige Ärbeilerfreundlichkeiten.Soweit wir die nöthigen Erkundigungen einziehen konnten, istder Gemaßregelte als ein ganz besonders tüchtiger und fleißigerArbeiter bekannt. Auch in anderen Beziehungen ist demselben inkeiner Weise etwas nachzusagen; er ist im Kreise seiner Käme-raden sehx-kteliebt.— Die Organisation der Bergleute des Plauen-ündes ist gewissen Leuten so recht in die Glieder ge-man glaubt nun, auf obige Art dieselbe wieder vernichtenkönnen. Es wird aber nicht gelingen!Au» Mkfffalcn, 14. April. Der Elberfelder„Fr. Presse"entnehmen wir folgendes: Am Sonnabend erschien der RedakteurAuguit Bölger von der verbotenen„Wests. Arb.-Ztg." vor derStra lammer in Dortmund, um sich wegen Beleidigung einesPolizisten zu verantworten. In dem genannten Blatte erschienvor längerer Zeit ein Artikel, der ein Vorkommniß in Martenbei Dortmund betraf, ivodurch sich ein Polizeibeamter beleidigtfühlte. Der verantwortliche Redakteur Grimpe war vor einigerZeit dieserhalb zu hundert Mark Geldstraf« verurtheilt worden,und am Sonnabend wurde Bölger, der Einsender des Artikelsgewesen ist, mit einer Zusatzstrafe von einem Monat belegt.Bölger wurde zu der Verhandlung aus dem Gefängniß zu Herford,wo er eine Gefänanißstrafe von neun Monate» verbüßt, gefesseltnach Dortmund bis in das Gerichtsgebäude geführt. Bölger hatdie Strafe von neun Monaten wegen Preßvergehen zu verbüßen.Einige Beleidigungen von Beamten, sowie Verletzung des§ 131,Verächtlichmachung von Staatseinrichtungen, waren die Verbrechen, die er begangen hat. Ueber die Behandlung, die er imGefängniß zu erdulden hat, führte Bölger lebhaft Klage und seinAussehen bestätigte nur zu sehr seine Angaben. Bölger ist glattrasirt und glatt geschoven und trägtMZ�angnixkleidung. An-dere Gefangene in demselben Gefängniß, die wegen Körper-Verletzung ihre Strafe absitzen, tragen dagegen Bart und eigeneKleidung. Die Kost sei ungenügend, wenn auch schmackhafter alsim Gefängniß zu Dortmund, wo er als Untersnchungsgefangenerlängere Zeit zubrachte. Bölger wird in Herford in strenger Einzel-Haft gehalten und mitSJafflaMtfen beschäftigt, Zeitungslektüre.um die er gebeten, ist ihm abgeschlagen worden, auch soll er an-gehalten werden, an den religiöse«. Azzhqchtsübpqigen Theil zunehmen, die seiner Ueberzeugung schnurstracks zmvider laufen.Einen Brief, den er an seine Frau vor einiger Zeit schrieb, warvon der Gefängnißverwaltung zum großen Theil vollständig un-lchaftch gemacht. Wir erinnern uns, daß in demselben Gefängnißzu Herford vor einiger Zeit der v. Born gesessen hat, der wegenUnterschlagung resp. Betrugs zu längerer Gefängnißstrafe ver-urtheilt war. v. Born hat, wie uns versichert worden, seine eigeneWäschzFnd Kleidung tragen dürfen, eigene Beköstigung gehabttungen lesen dürfen.Aus Sachse«, den 15. April, wird unS geschrieben:Oer Versuch der Leipziger Staatsanwaltschaft, aus demWahlruf:„Nieder mit den Kartellparteien!" ein Auf-einanderhetzen oder Gegeneinanderaufreizen verschiedener Be-völkernngsklassen im Sinne des§ 130 des Reichsstrafaesetz-buchs zu konstruiren, hat die Billigung des Leipziger Land--erichts nicht gefunden, und der Redakteur des„Wähler',ieinisch, wurde gestern in Kenntniß gesetzt, daß die Anlage gegen ihn fallen gelassen ist. Meines Wissens ist diesseit Eintreten der neuesten reaktionären Hochfluth die erstederartige Niederlage der Leipziger Staatsanwaltschaft. Fol-gerungen will ich hieran nicht knüpfen. Die krampfhaftenAnstrengungen der sächsischen Regierungsorgane, dasSozialistengesetz zu verschärfen, mindestens zu erkalten,schließen die Annahme vollständig aus, als beginne m denleitenden Kreisen ein etwas liberalerer Wind zu wehen.Da die Staatsanwaltschaft die sog.„Conncwitzer Exesse"auf das„Nieder mit'dem Kartell!" zurückzuführen gesuchthat, so sei erwähnt, daß jene„Exesse" zu neun Zehnteln er-logen sind, und daß das letzte Zehntel in einer Studenten-durchprügelung besteht,wie solche seit Hunderten vonJahren in denDörfern um Leipzig zu Tausenden, und meistens weitschlimmer vorgekommen sind. Zwischen Arbeitern und derSorte von Studenten(Korpsburschen), die sich zu deinSchlepperdienst hergeben, existirt ein alter Groll, eine Art„Crbfeindschaft", und deshalb allein schon war es— vonder Unanständigkeit der ganzen Prozedur abgesehen— eingrober Fehler, daß bei der Wahl überhaupt Studenten ver-wandt wurden. Es lag darin etwas Provokatorisches, wieder Gemeindevorstand von Connewitz, der beiläufig keinSozialdemokrat ist, auch uns deutlich hervorgehoben hat.Wenn die wohlfrisirten Studenten trotz aller„Schneidigkeit"bei den unvermeidlichen Reibungen den Kürzeren gezogenhaben, so ist das eben der gewöhnliche Ausgang derartiger„Holzereien". Hätten die Kartellbrüder gesiegt, so würdeNiemand daran gedacht haben, aus einem so alltäglichen Botkommniß einen Akt des„brutalsten Terrorismus", desLandesfnedensbruchs und der Himmel weiß was sonst nochmachen zu wollen. Der Grimm über die zerschmetterndeNiederlage hat aber den Kartellbrüdern jede Fähigkeit ge-nommen, den Gegner mit demselben Maaße zu messen, mitwelchem sie selbst gemcffcn fem wollen. So fällt mir geradeeine Nummer der„Leipziger Zeitung�, vom 22. Februar,also noch im frischen Schmerz der erlittenen Niederlage ge-schrieben, in die Hände. ES heißt da wörtlich,„In den einverleibten Ostvorortcn Leipzigs(ich sprechespeziell von Volkmarsdorf) war eine nicht unerhebliche Wahl«beeinflussung seitens der Sozialdemokraten zu konstatiren,so daß von einem aus freier Bethäligung der politischen Ge-sinnung hervorgegangenen Wahlresullate absolut nicht die Redesein kann. Von Beginn der Wahlhandlung an bis nach Schlußderselben stand eine große Menge von offenkundigen Sozial-demokraten vor dem Schulgebäude, in welchem sich die Wahllokale befanden. Jeder Wähler mußte erst vor diesen LeutenRevue passircn. Im Laufe der Ltachmittagstunden verstärktesich die Zahl der hier Ausharrenden noch. In der Nähe vonStraßenkreuzungen standen größere oder kleinere Trupps vonSozialdemokraten, sogar vor einzelnen Häusern sogenanntePosten. Das Restaurant„Deutsche Reichshallen" war geradezubelagert, weil hier der Sitz des Komitee's der Ordnungs-Parteien vermuthet wurde. Diese Maßnahmen hatten, wie baldklar wurde, den Zweck, u. a. das von allen Parteien bisher ge-übte Auffordern von„Säumigen" zur Ausübung des Wahl-rechts der Ordnungspartei zu verleiden, ja unmöglich zumachen. Personen, die man für Patrioten hielt, wurden so-fort von zwei bis drei Sozialdemokraten verfolgt— selbstwenn sie gar nichts mit der Agitation zu thun hatten!Diese au forin glichen Begleiter lösten sich immer von denoben ermähnten Trupps ab und gesellten sich später wiederdazu. Einer besonders scharfen, von Schmäh- und Drohredenmitunter begleitenden Beaufsichtigung, hatten sich die aus den„Deutschen Reichshallcn" kommenden Personen, die man sammtund sonders für„Schlepper" hielt, zu erfreuen— einer Beaus-sichttgung, die bis zu einem unglaublichen Grade von Frechheitgedieh. Bi? in ihr eigenes Haus, ja bis in ihre eigene Wohnungwurden ehrbare Männer verfolgt. Selbst nach außerhalb desOrtes. Alles zu dem Zwecke, ob und wer zur Ausübung desWahlrechts aufgefordert worden war, zu erfahren. Damit dasBeobachtungswerk ja nicht gestört wurde, gelangte Kaffee undGrog unter die angesammelte Menge zum Ausschank und zwarmitten auf der Straße. Bei einer solchen terroristischen Hand-lungsweise hat es eben mancher ruhige, friedliebende Bürgervorgezogen, gar nicht zur Wahl zu gehen. Angesichts solcherVorkommnisse hält man es für undenkbar, daß eine Milderungdes Sozialistengesetzes angezeigt erachtet wird, im Verein mitden bereits bekannt gewordenen rohen Ausschreitunge« dersozialdemokratischen urtheilslosen Menge kann es sich doch wohlnur um eine Verschärf u nad es Gesetzes handeln. Dasist die Ueberzeugung jedes Mannes, der das Gebahren derSozialdemokraten am Wahltage unbeschadet ihres Wahlsiegesbeobachtet und an sich erfahren hat."Dies der Erguß des reaktionären Angstphilisters. Wer auTden Schimpsphrasen die Thatsachen herausschält, findet, daßdas Hasenherz blas das Opfer seiner patriotischen Furchtgeworden ist, und daß die Sozialdemokraten einfach dasselbeaethan haben, was die reichstreuen„Schlepper" laut schrist-licher Instruktion zu thun beauftragt waren, und was sie1887— und damals ward allerdings Terrorismus geübt,aber nicht von sondern gegen die Sozialdemokraten— mitErfolg aethan hatten. Diesmal war's allerdings ein kläg-licher Mißerfolg, weil den Herren mit der gleichen Münzegedient wurde.Das Geschrei über den Terrorismus, dem die Ordnungs-Philister seitens der Sozialdemokraten ausgesetzt gewesensein sollen, erinnert lebhaft an jenes Muttersöhnchen,oas heulend zu der Mania gelaufen kam:„DerGassenjunge hat mich fürchterlich geschlagen!"„Ja, wiekam er dazu?"„Ich hatte ihm einen kleinen Klaps ge«geben, und das wollte sich der böse Junge nicht gefallenlassen."—Die Arbeiter von Leipzig und Umgegend haben sich die„Schlepperei" und den sonstigen„terroristischen" Unfug'der vonSparig organisirten und kommandirten reichstreuen Agitationnicht gefallen lassen. Voilä tout. Wahrhastig, dieses Gezeter hintennach ist noch blamabler, als der Unfug selbst eswar. Und das allertraurigste ist, daß Staatsanwälte, undnoch höhere Regierungsbeantte an das Märchen vom sozial»demokratischen„Wahlterrorismus" glauben, und dem Glaubengemäß handeln. Wenn die Herren Staatsanwälte nachwirklichem„Wahlterrorismus" suchen, dann mögen sie dochdaS offizielle Organ der sächsischen Konservativen, das„Vaterland" am Kragen packen, welches den reichstreuenWählern den Rath ertheilt hat, die sozialistische« Agitator«»au» allen Veten hinauszupriigrl»!" Das ist doch sicher«lich Wahlterrorismus. Aber— konservativer. Und Ken*servative können gegen Sozialdemokraten nicht Unrecht thun— nach der herrschenden Weltanschauung in unserem„ge-müthlichen" Sachsen.Die interparlamentarische Konferenz, welch» Zauso»»»rg«schlag«» hat, erstrebt, wie wir unS auS den uns zu«gehenden Schrifstücken überzeugt haben, eine Verständigungüber alle Fragen von internationalem Interesse, jz. B. ganzbesonders auch über die Frage des Arbeiterschutzes. NachJanson sollte von den Mitgliedern der verschiedenen Parla-mente ein permanentes internationales Bureau zur Verstän-digung über gesetzgeberische Maßregeln u. s. w. gegründetwerden. Es ist dies ein Vorschlag, der allerdings sehr vielfür sich zu haben scheint, und mit dem die deutsche Pressesich näher zu beschäftigen haben wird.Spauie«.Madrid, 15. April. General Daban ist heute nach Alicanteabgereist, um daselbst die ihm auferlegte zweimonatliche Festunns-strafe zu verbüßen. Mehr als 800 Offiziere, darunter MartinezCampos und andere Generale, verabschiedeten sich ans dem Bah»,Hofe von demselben.Kalkanliittder.Serbien. Aus Odessa wird der„Daily News" telegra-phlrt, die Königin Natalie habe an ihre dort lebende Tante ge-schrieben, daß die Regenten ihr endlich hauptsächlich infolge derUnterstützung durch den Zaren gestattet hätten, selbst die Cr-Ziehung ihres Sohnes zu leiten; sie habe den Regenten wieder-holt darüber Vorstellungen gemacht, daß sie den Leuten erlaubten,in Gegenwart des Königs zu rauchen und zu trinken.—«Der König und die KöniginDes langen Haders müde,Erweichten ihren harten SinnUnd machten wieder Friede".. Der König Milan und die Königin Natalie wollen sichwieder versöhnen und dann zusammenwohnen.— Die Kundgebungen auf den I. Mai sind verboten.Soztals Aeberpirtzk.Makregelung. Der Mechaniker Max Schönemann, derbisher bei der Firma C. Lewert, Louisennfer 11, beschäftigt war,wurde gestern wenen seiner Betheiligung an der gewerkschaft-lichen Agitation plötzlich entlassen. Bis auf 3 Kollegen erklärtensich die übrigen(23) mit dem Gemaßrcgelten solidarisch undlegten einmüthig die Arbeit nieder. Zuzug ist strengstens fern zuhalten.