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Dienstag, den 22. April 1890.
7. Jahrg.
Berliner Volksblatt.
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Hug Lewer
Organ für die Interessen der Arbeiter.
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Das Berliner Volksblatt"
cheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei s Haus vierteljährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mart, wöchentlich 28 Pf. Einzelne Nummer 5 Pf. onntags- Nummer mit dem Sonntags- Blatt" 10 Pf. Postabonnement 3,30 Mark pro Quartal. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1890 unter Nr. 892, V. Nachtrag.) ater Kreuzband, täglich durch die Expedition, für Deutschland und Desterreich- Ungarn 2 Mark, für das übrige Ausland 3 Mark pro Monat.
Redaktion: Beuthstraße 2.
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Expedition: Beuthffrahje 3.
Wir hören die Träger der kirchlichen Ideen beider auf der Entwickelung der sozialen Reform
Korrespondenzen.
tonfurrirenden Richtungen so oft sich rühmen, wie viel gelegen habe, drücke nicht mehr. Wessen Hand damit geDer Wettlauf um den armen Mann, den alle alten die Kirche schon zur Lösung sozialer Fragen beizutragen meint ist, darüber kann kein Zweifel bestehen; aber die 65 5 bürgerlichen Parteien aus sozialdemagogischen Gründen habe. Sie thun, als ob sie an positiver Arbeit Erstaun- Herren von der katholisch- sozialen und evangelisch- sozialen it einander unternommen haben, dauert fort, und be- liches geleistet hätten. Aber die Nachweise sind sie bis Richtung irren gewaltig, wenn sie glauben, das deutsche hine nders eifrig find in neuester Zeit diejenigen, welche sich iegt immer schuldig geblieben. So wenig die Kirche im Volk und besonders die Arbeiter hätten am 20. Februar gleich als die Schützer des Seelenheils der leidenden Stande war, die mittelalterliche Sklaverei abzuschaffen, so die schwere Hand abgeschüttelt und ihre Beseitigung herbeitenschheit vorstellen. Während die Christlich wenig wird sie mit den Mitteln, die ihr zu Gebote geführt, nur um jetzt in den Herren Windthorst und ozialen katholischer Konfession in ihren stehen, das moderne Massenelend mildern oder beseitigen Stöcker die Männer des Jahrhunderts zu suchen. esellenvereinen die soziale Frage durch Vorträge über können. Das Volk will Brot, Bildung und Freiheit; e Thaten der Kirchenväter und verwandte Stoffe Die Kirchenpolitik des Mittelalters war eine doppelte; glaubt man wirklich, daß so aufgeklärte Arbeiter, wie die e soziale Frage lösen, sind die Evangelisch sie verfolgte die Kezer und ließ den Gläubigen, die ge- deutschen es sind, diese kostbaren Dinge von den Herren Sozialen nicht minder geschäftig, in in ihren treulich im Schooße der Kirche verharrten, die Scherf- Stöcker und Windthorst erwarten werden? sünglingsvereinen und Posaunistenchören denselben hohen lein christlicher Mildthätigkeit zu kommen. Die deutschen Arbeiter sind schon zu mancherlei Zweck zu erreichen mit denselben Mitteln, vielleicht durch Ueber die Mildthätigkeit ist die Kirche genau betrachtet, Zwecken benutzt wor.den Das ist aber anders geworden, tvolle Betrachtung der Geschichte vom König Hiskiah und heute noch kaum hinausgekommen. Sie versteht es, da seitdem sich aus ihrer Mitte eine große selbstständige sozialnäht vergleichen mehr. Windthorst und Stöcker sind und dort ein wenig Balsam auf die klaffenden gesellschaft- politische Partei gebildet hat, und sie werden sich in ihrer tensauf diesem Gebiete Rivalen geworden und betonen bei lichen Wunden zu träufeln, aber sie vermag nicht, die Masse für keine Kirche dienstbar machen lassen, weder für eder Gelegenheit, daß die Mitarbeit der Kirche erforderlich Wunden zu schließen und zu heilen. die des Herrn Windthorst, noch für die des Herrn Stöcker. rn, sei, wenn der Staat die sozialen Zeitfragen in positiver Unsere Zeit verlangt ganz anderes, als was die Weise lösen und zugleich die Sozialdemokratie beseitigen Kirche bietet, um die sozialen Fragen zu lösen. Mit kirchtiema wolle. Der demnächst in Berlin stattfindende evan- lichen Dogmen und mit konfessionellen Differenzen ist in gelisch- soziale Kongreß, den die Kreuzzeitungs- diesen Dingen nichts mehr auszurichten. Die UmRitter schon im voraus als eine große That" feiern, gestaltung des Produktionsprozesses zu soll, wie in der Einladung gesagt ist, der katholischen Kirche Gunst en der Arbeit das ist die große Forderischen Sozialisten gefes" schreibt der in Benton Büridy, 19. April. Unter der Spitmarke, 8 um schweizes nacheifern in der Lösung der sozialen Aufgabe und in Be- rung unserer Zeit. Der Produktionsprozeß hat sich zu scheinende Schweizerische Sozialdemokrat": fämpfung der Sozialdemokratie dieselbe große That", dem entwickelt, was er ist, ohne daß die Kirche dabei auch zur Ergänzung und Revision des Bundesstrafrechts ist fleißig an die Herr Windthorft am Schlusse seiner Reden im nur den mindesten Einfluß hatte, und wenn er andere der Arbeit. Die Blätter wissen zu berichten von einem Anarchistenpreußischen Abgeordnetenhause zu vollbringen pflegt. Formen annimmt, so wird die Mitarbeit der Kirche als politische Verbrechen, einem Ausweisungsgesetze( für Fremde). Der artifel, einem Lodfpigelartifel, einer näheren Bestimmung über Wir untersuchen nicht, wie weit es den beiden Rich- solche gänzlich davon ausgeschlossen sein. Die katholisch- Anarchistenartikel foll besonders seine Schwierigkeiten haben tungen um Broselytenmacherei zu thuu sein mag. Wer christlich- soziale und die evangelisch- soziale Richtung haben( glauben wir schon! Red. d.„ Schw. Soziald."). Was schließlich Jackſich darüber im Ungewissen befindet, der nehme die Bild- lange sich um Arbeiterschutz- Gesetzgebung sehr wenig geti stengese's nennen fönnen. Wir freuen uns darauf be herauskommt, wird man nicht mit Unrecht, unser Sozia= ennisse von Windthorst und von Stöcker und suche aus den fümmert; erst als die letztere zu einer Losung unseres charakterischen Zügen dieser beiden Politiker zu ergründen, Beitalters wurde, griffen sie dieselbe auf, um nicht sammlung über das„ Recht zur Revolution" mit ihren interWir sehen im Geiste schon die Debatte in der BundesverEs ist noch nicht lange her, seit die Patriotismus, Gegner im Namen der„ Ordnung", Gegner im achen horst heute der Führer einer Richtung ist, welche vor der Sozialdemokratie den Gedanken des gesetzlichen Ar Brinzip, aber"... Freunde ohne aber, die ein Scheingefecht Namen der Freiheit und des Fortschritts( Heuchler), Freunde„ im auch Geschichte die Rezerverfolgungen und was damit zusammen- beiterschutzes ganz allein vertrat. Nach und nach liefern und entrüstet ihre Hände in Unschuld waschen e tutti aher hängt, zu verantworten hat, während Herr Stöcker das haben ihn alle Parteien, natürlich jede nach quanti, wie der Parlamentarismus sie zu erzeugen pflegt." .12 Haupt einer fich modern geberdenden Sekte des Anti- ihrer Art, aufgenommen und alle rühmen sich, Gegenüber diesen reaktionären Bemühungen sticht das ProDon " 1874 semitismus, ist, der gegenüber anderen Rassen und Kon- je her" für diese Sache begeistert gewesen zu sein. Die in die kantonale Wahlbewegung eingetreten ist, recht erquickend gramm der sozialdemokratischen Partei in Basel , mit dem sie en feffionen eine mittelalterliche Unduldsamkeit predigt und Ultramontanen hätten namentlich in Belgien Gelegen- und erfrischend davon ab. Dieses Programm beschäftigt sich bethätigt. Der Eindruck dieser beiden Erscheinungen in heit gehabt, die Nothwendigkeit einer Arbeiterschutz- Gesetz- auch mit der Polizei, aber es will ihre allmächtige Kompetenzen historischer Beleuchtung wird auf die fortgeschrittenen gebung praktisch darzuthun, aber heute noch liegt unter Weise, wie es sich auf Grund der alltäglichen Erfahrungen als dem Bürger gegenüber beschränken und zwar in einer Arbeiter um so weniger ein sympathischer sein, als sie in dem ultramontanen Regiment in Belgien Alles im praktisches Bedürfniß fühlbar gemacht hat. Das Programm verdie große Diskussion über die brennenden Zeitfragen den kon- Argen. langt also zunächst„ Einschränkung der Kompetenzen des Polizeieise fessionellen Streit hineintragen, während doch die Arbeiter Die große That" dürfte unseres Erachtens sehr gerichtspräsidenten";" Gesetz über die Haftbarkeit der öffentlichen in dieser Sache versöhnlich denken und wie der alte Friß zusammenschwinden, wenn man sie nach ihrem Eindruck Behörden und Beamten zum Schutze der Bürger( Privatpersonen) vor willkürlicher Behandlung und Schädigung";" genauere geſetzJeden herzlich gerne nach seiner Façon" felig auf die Massen beurtheilen wird. In dem Aufruf der liche Normirung der Rechte und Pflichten der staatlichen PolizeiKreuz- Zeitungsritter heißt es, die schwere Hand, die organe. Einschränkung der polizeilichen Verordnungen und Gele
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Wir begnügen uns, darauf hinzuweisen, daß Herr Windt- bleiben.
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wie viel Jdealismus in ihrem Innern vorhanden sein mag. gar зи weit hinter der Zeitströmung zurückzu- essanten Gruppenbildungen: Gegner im Namen des historischen
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Feuilleton.
Nachdruck verboten.]
ruf der verliebten Frau.
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Biertes Kapitel.
Nehmen Sie sich in Acht, meine Liebe, er wird Euch Alle auffressen. An diesem Montag, den 10. Oktober, brach die Sonne Eine eifersüchtige Flamme erhellte die schönen Augen siegreich durch die grauen, regenschwangeren Wolfen, welche Henriettens; fie begriff ohne Zweifel, daß Mouret sich ihrer seit einer Woche Paris verwüsteten. Es war die ganze nur bedient hatte, um mit dem Baron in Verbindung zu Nacht ein feiner Regen niedergegangen, welcher die Straßen kommen und sie faßte den Vorsatz, ihn wahnsinnig vor Liebe beschmußte; allein bei Tagesanbruch wurden die Trottoirs zu machen, ihn, dessen Liebe eines Geschäftsmannes den von dem scharfen Winde getrocknet, welcher die Wolken vom oberflächlichen Zauber eines Liedes besaß, das man in alle Himmel verjagte und das Firmament nahm die heitere Bläue Winde hinaussingt. bes Lenzes an.
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Das Modewaarenhaus Zum Glück der Damen" er glänzte schon um 8 Uhr in diesem hellen Sonnenlichte und in dem Ruhm des großen Ausverkaufes in Winter- Modes artikeln. Vor den Thüren flatterten Fahnen, der frische Morgenwind spielte mit den ausgehängten Wollwaaren. Die lange Reihe der Schaufenster in den beiden Straßen mit den blank geputzten Spiegelscheiben entwickelte die ganze riesiger Freitisch, wo Jedermann seine Begierden befriedigen Farbenpracht ihrer tausendfachen Artikel. Es war wie ein
fonnte.
Autorisirte Uebersetzung von Armin Schwarz. Der letzte Schein des Himmels erblaßte an den D, erwiderte fie, auch ihrerseits einen scherzhaften Messingbeschlägen der Möbel. Nur die Spigen behielten Ton affettirend: schließlich frißt doch immer das Lämmchen noch ihre helle Farbe auf den Knien der Damen, deren un- den Wolf. deutliche Gruppe rings um den jungen Mann einer Der Baron war sehr heiter über dieses Wort und erGruppe von knieenden Andächtigen glich. Plöglich erschien muthigte sie mit einem Kopfnicken. Vielleicht war sie das der Diener mit zwei Lampen und der Zauber war ge- Weib, welches kommen sollte, um die Uebrigen zu rächen. brochen. Der Salon erschien wieder hell und heiter. Als Mouret, nachdem er Vallagnose eingeladen, einmal Madame Marty legte ihre Spitzen in ihre Ledertasche zurück. seine in Bewegung befindliche Maschine zu besichtigen, nun Madame de Boves aß noch eine Baba), während Henriette sich näherte, um Abschied zu nehmen, hielt ihn der Baron mit dem Baron in einer Fensternische leise sprach. in der Fensternische zurück. Er wich endlich der Verführung, Doch zu dieser frühen Morgenstunde gab es noch Er ist ein reizender Junge! versicherte der Baron. der Glaube war ihm gekommen, als er Mouret inmitten wenige Käufer; einige Kunden, die später keine Zeit hatten, Nicht wahr? rief sie in einem unwillkürlichen Aus- dieser Damen gesehen hatte. Die beiden Männer plauderten einige Haushälterinnen aus der Nachbarschaft; einige Weiwenige Käufer; einige Kunden, die später keine Zeit hatten, einen Augenblick mit gedämpfter Stimme. Dann erklärte ber, die sich dem Gedränge des Nachmittags nicht aussehen Er lächelte und betrachtete sie mit vieler Nachsicht. Es wollten. Das mit Waaren vollgepfropfte Magazin stand war das erste Mal, daß er sie bis zu diesem Grade verführt das Geschäft als abgeschlossen betrachten, wenn Ihr Aus- seinen unter den aufgehäuften Waaren ächzenden Bulten. Wohlan, ich will die Sache prüfen... Sie können noch leer, aber gerüstet mit seinen gewichsten Parketten und fand; zu hoch stehend, um darüber getränkt zu sein, be bauerte er sie vielmehr, sie in den Händen dieses so galant verkauf vom nächsten Montag sich wirklich so erfolgreich ge- Die geschäftige Menge, welche den Trottoirs entlang eilte, thuenden und doch so fühlen Jungen zu sehen. Er fühlte stalten sollte, wie sie es hoffen. würdigte die Auslagen kaum eines Blickes. In der Rue sich verpflichtet, sie zu warnen, und murmelte im scherzhaften Sie drückten einander die Hände und Mouret entfernte Neuve- Saint- Augustin und auf der Place Gaillon, wo später sich mit entzückter Miene, denn er konnte nicht mit gutem Equipage an Equipage stehen sollte, gab es jetzt nur zwei Appetit diniren, wenn er nicht am Abend sich nach der Fialer. Nur die Bewohner des Stadtviertels, die kleinen Tageseinnahme im Glück der Damen " erkundigte. Krämer, welche durch diesen ungeheueren Aufwand von
Tone;
Kleiner Rosinenkuchen.
der Bankier:
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