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Wahlen

Nr. 107.

Sonnabend, den 10. Mai 1890.

7. Jahrg.

Berliner Volksblatt.

Organ für die Interessen der Arbeiter.

Das Berliner Volksblatt"

tricheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei 3, 100d, Haus vierteljährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mart, wöchentlich 28 Pf. Einzelne Nummer 5 Pf.

( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1890 unter Nr. 892, V. Nachtrag.) ide Unter Kreuzband, täglich durch die Expedition, für Deutschland und Desterreich- Ungarn

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2 Mark, für das übrige Ausland 3 Mark pro Monat.

Insertionsgebühr

beträgt für die 5 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf., für Vereins- und Verfammlungs­Anzeigen 20 f. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags, in der Expedition, B. SW., Beuthitraße 3, sowie von allen Annoncen- Bureaur, ohne Erhöhung des Preises, angenommen. Die Expedition ist an Wochentagen bis 1 Uhr Mittags und von 3-7 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Festtagen bis 10 Uhr Vormittags geöffnet. Fernsprecher: Amt VI. Nr. 4106.

Redaktion: Beuthstraße 2.- Expedition: Beuthstraße 3.

Die demokratische Seife eine Theil nur diftirt und der andere Theil nur die Wahl und ihm dafür Vertrauen in das eigene persönliche Können der Lohnbewegung.

über

hat, sich dem Diktat zu fügen, oder zu verhungern, da und namentlich in das Können und die Macht der Ar­gehört in der That eine nicht geringe Verlogenheit und beiterschaft als Klasse einzuflößen. Nichts vermag besser Heuchelei dazu, von einer Freiheit des Arbeitsvertrages" die bei vielen Arbeitern zum fatalistischen Dogma gewor­den Arbeitern selbst, hauptsächlich aber in den Kreisen der/ 3u sprechen. Es kann unter diesen Umständen aber auch dene Phrase:" Es hilft ja doch nichts!" mit Er­Die Lohnkämpfe unserer Tage werden vielfach von Rapitaliſten als rein materielle Kämpfe aufgefaßt. Wir Rede sein. Er muß auf die Bethätigung eines eigenen jeder Einzelne so vielfältige Gelegenheit erhält, seine Kraft, nicht von einer sozialen Freiheit des Arbeiters die folg zu überwinden, als eine Lohnbewegung, in welcher halten diese Auffassung für eine einseitige und irrige und fönnen ihre Entstehung nur dadurch erklären, daß der persönlichen Willens, der persönlichen Neigung, vollständig seine Treue, sein Manneswort und sein Geschick zu er­roffenen machung und Bethätigung seiner Individualität und er Streben der Arbeiter nach besseren Zuständen doch hilft, unmittelbare Anlaß des Lohnkampfes mit seinem Wesen verzichten; thut er das aber nicht, strebt er nach Geltend- proben und dabei die Ueberzeugung zu gewinnen, daß das berwechselt wird. Die Ursachen der Lohnbewegung sind kommt dabei mit der Willkürherrschaft des Geschäfts- wenn Alle fest zusammen stehen und gemeinschaftlich auf der Regel zu suchen in der Meinungs- Verschiedenheit bespoten in Widerspruch, so wird er als widerſpenſtiger die Erlangung des gleichen Bieles hinarbeiten. giebt es auch noch mancherlei Vorkommnisse, die zu einem Lohnfragen und die Frage der Arbeitszeit; allerdings und renitenter Arbeiter, als Sozialdemokrat, auf die Straße Je mehr Einfluß auf die Gestaltung des Arbeits­geworfen. Und angesichts dieser Thatsachen, der vollstän- verhältnisses die Arbeiterschaft durch die Lohnbewegung er­tönnen, wie z. B. die Maßregelung des Vertrauensmannes duellen Freiheit befizen die Manchesterleute à la Eugen Absolutismus aufgeräumt und auch die Beziehungen Sigen Ertödtung jeder individuellen Neigung mit nungen, Aechtung der Arbeiter- Organisationen 2c. Wenn demokratie vernichtet die Individualität und strebe nach Grade nach demokratischen Grundsäzen geregelt werden. offener Konflikt der Arbeiter mit den Unternehmern, der Gleichheit des Zuchthauses. Das iſt wissentliche Un- Dadurch wird die mit der Lohnarbeit verbundene politiſche in Streif, aus einem solchen Grunde herbeigeführt wird, wahrheit, böswillige Berleumdung; die Sozialdemokratie und soziale Abhängigkeit in ihren schlimmsten Wirkungen lo tritt er uns schon äußerlich als ein idealer und nicht wäre gar nicht in der Lage, beim arbeitenden Bolfe die gemildert, und der Arbeiter erlangt etwas mehr soziale als ein materieller Kampf entgegen. Individualität zu vernichten, weil eine solche thatsächlich Freiheit und soziale Selbstständigkeit. Mit der Einfüh­Aber auch dem anscheinend ausschließlich materiellen nicht besteht. Hingegen haben wir heute schon die herr- rung der demokratischen Gleichberechtigung zwischen den Lohukampfe wohnt ein ideales Streben inne und es ist lichste der Sozialdemokratie angedichtete Zuchthausgleichheit, beiden Parteien des Arbeitsverhältnisses würde das Selbst­einer Natur nach in jedem einzelnen Streitfalle wirksam, die stumpfe Sklaverei der Lohnarbeit, unter deren bewußtsein aller Arbeiter wesentlich steigen. Alle die ver of es den Betheiligten zum Bewußtsein gelangt Druck 18 Millionen deutscher Arbeiter seufzen.

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Es darf nämlich die Thatsache nicht übersehen werden, daß

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ächtlichen Auswüchse einer unwürdigen Knechtschaft, die Glücklicher Weise gelangen sie überall und immer Liebedienerei gegen den Brotherrn" und die Fabriks­staat- mehr zur vollen Erkenntniß dieses unwürdigen Zustandes beamten, die Spionage gegenüber den Nebenarbeitern, der

lichen Leben glücklich überwundene, vormärzliche Absolutis- und darum überall die Lohnbewegungen, die nicht bloß Verrath und die Verleumdung, sie würden wohl wegfallen ni, noch in schönster Blüthe steht. Der Unternehmer ist energische Auflehnung gegen den unerträglich gewordenen Arbeiterschaft einmüthig und organisirt mit dem Kapita­in feinent Geschäfte der gleiche Despot, wie es der Bar in Absolutismus der Unternehmerwelt bedeuten. Hußland ist. Der Unternehmer bestimmt für seinen Ge- beiter wollen die Phrase von der Freiheit des Arbeits- festsetzen würden. haftsstaat die Arbeitszeit, die Höhe des Lohnes, die Ar- vertrags", soweit dies innerhalb der kapitalistischen Pro­

auf sozialem Gebiete, vor Allem im Arbeitsverhält- nach materiellen Bielen streben, sondern zugleich eine oder eine wesentliche Einschränkung erfahren, wenn die listen

Gie

beitsordnung, vermöge seiner Machtstellung als Despot, duktion möglich ist, zur Wahrheit machen. Sie wollen fratischen Fraktion des Reichstages eingebrachte Ent­Banz allein und willkürlich, ohne diejenigen, deren ganze mitreden und mitbestimmen bei der Festsetzung des Ar- wurf eines Arbeiterschuh- Gesetzes dafür Gristenz von diesen Anordnungen abhängt, zu befragen. beitslohnes, der Arbeitszeit, der Arbeitsordnung zc. Darin vorschlägt, dürften die geeignetsten sein.

wissen

diesen Absolutismus noch poetisch zu be- liegt für uns eigentlich die große, die bleibende, kultur­

Die soziale Emanzipation soll über dem Streben nach

leuchten, wie denn König Stumm im preußischen Staats- geschichtliche Bedeutung der modernen Lohnkämpfe; darin politischer Bethätigung eben nicht vergessen werden, denn rathe fich gegen die Institution der Arbeiterausschüsse er- liegt auch ihre große Bedeutung für den sozialen Emanzipa fie dünft uns für die Zukunft eine nicht unwichtige Vor­flärte, weil er den Arbeiter nicht des heiligen Rechtes be- tionskampf des arbeitenden Volfes. Und darum ist ein| rauben wolle, mit seinem Brotgeber" persönlich zu ver- verlorener Streik für die Arbeiter nur eine äußer tehren. Der Arbeiter weiß aus tausend praktischen Erliche

Niederlage; das demokratische, emanzipa­

haltung des absolutistischen Arbeitsverhältnisses geredet in jedem Falle seinen unverkürzten Werth. fahrungen, was er von diesen Phrasen, die für die Er- torische Moment, das dabei wirksam war und ist, behält

werden, zu halten hat.

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Angesichts der Herrschaft des Absolutismus, der

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Vom Standpunkte der allgemeinen, emanzipatorischen

bedingung.

Korrespondenzen.

Madrid , 6. Mai. ( Die Arbeiterbewegung in

Tendenz der Arbeiterbewegung hat jeder Lohnkampf info- Spanien .) Ohne jede Uebertreibung kann man behaupten, Autorität, im Arbeitsverhältniß, erscheint das Haupt- fern noch besondere und weittragende Bedeutung, als er daß der 1. Mai nur in wenigen europäischen Staaten für die bogima der Manchestermänner vom freien Arbeits- geeignet ist, das dem Arbeiter angeborene und anerzogene Den Umfang, welchen die Bewegung genommen hat, konnten selbst vertrag" in merkwürdiger Beleuchtung.

Feuilleton.

Nachbruck verboten.]

Wo

Bum Glück der Damen."

Roman von Emile Zola .

Autorifirte Uebersetzung von Armin Schwarz.

[ 29

Arbeiterbewegung so ausschlaggebend gewesen ist, wie in Spanien .

der Mißtrauen in die eigene Kraft zu beseitigen die Arbeiterführer nicht voraussehen, während die regierenden

Spizen- Abtheilung ausschelten, weil dieser es gewagt, auf die Rue Neuve- Saint- Augustin hinauszublicken, wo ein Pferd gestürzt war.

- A propos! sagte Pauline; suchten Sie nicht gestern Robineau? Ich glaube, daß er zurückgekehrt ist. Denise glaubte sich gerettet.

- Ich danke; damu will ich einen Umweg durch die Seiden- Abtheilung machen.

-

Sie ist also verheirathet? fragte Favier, als Hutin von der Kasse zurückkam, wohin er ihr 30 Meter Satin­Duchesse getragen hatte.

Möglich, sagte letzterer, obgleich das Kind nichts be= weist. Vielleicht gehört es einer Freundin... Sicher ist, daß sie geweint hat, denn sie ist ganz traurig und hat ge­röthete Augen. Wenn sie verheirathet ist, so hat ihr Gatte sie viel­Eilenden Schrittes, als würde sie sich zu einer der Kassen leicht mit Ohrfeigen traktivt, bemerkte Favier weiter. Möglich, wiederholte Hutin, es wäre denn, daß sie

-

-

einander so im Hintergrund einer abseits gelegenen Ab- man hatte soeben zur ersten Frühstückstafel geläutet; die die Ohrfeigen von einem Liebhaber erhalten. Dann fügte Pauline drang freundschaftlich weiter in sie. Wenn sie begeben, ging fie in die Halle hinab. Es war 93/4 Uhr; theilung trafen, durften sie unbesorgt plaudern.

der

Allein Sonne sandte ihre drückend heißen Strahlen durch das Glas- er hinzu: was etwas Kühlung brachte.

plötzlich schickte Bauline sich an, davonzulaufen. Sie hatte dach herein. Von Zeit zu Zeit wurde das Parquet von| die weiße Kravatte eines Inspektors erkannt, der eben aus den Burschen bespritzt,

: Abtheilung für Shawls trat.

-Was geht es mich übrigens an? In diesem Augenblicke ging Denise durch die Seiden­Die Kommis schienen zu schlummern; da und dort Abtheilung; sie verlangsamte ihren Gang und blickte um Ich weiß nicht, was der Alte zu lachen hat, wenn er uns Beide die Abtheilungen schleichen. sagte sie dann Käuferin trägen Schrittes durch sich her, um Robineau zu entdecken. Sie sah ihn nicht, ging in die Weißwaaren- Abtheilung und kam dann zurück. Die beisammen sieht. Ich an Ihrer Stelle würde mich vor ihm

zu fommandiren.

ist ein böser Kerl und glaubt noch immer, seine Soldaten vorher aus dem Süden angekommen war. Seit Beginn des melte Hutin. in Acht nehmen, denn er thut sehr freundlich gegen Sie. Er Seide auf ein Kleid für Madame Boutarel ab, die Tags

Aufsicht von allen Kommis verabscheut. Die Entlassungen| Bater Jouve war in der That wegen seiner überstrengen und gelben Shawls. Abtheilungen, wo Frauen angestellt waren, zeigte er sich Schwindel von diesen Weibern. geschahen größtentheils auf seine Berichte hin. Nur in den calinen, fagte Favier zu Hutin; ich habe schon einen zu machen.

freundlicher.

Als Denise herabkam, maß Favier eben eine leichte beiden Kommis hatten sie bemerkt. Da ist ja schon wieder dieses Knochengerüst, mur Monats tamen nur Provinz- Damen in grünen Kleidern Sie sucht Robineau, sagte Favier, ich weiß nicht, was sie miteinander haben. Man erzählt, daß Robineau Gestern lauter Auvergnatinen, heute lauter Proven- ihr eine kleine Nebenbeschäftigung verschafft habe, Kravaten Hutin ersann rasch eine Bosheit; als Denise an ihm Doch jetzt drängte Hutin sich vor; er war an der Tour vorüberkam, hielt er sie plößlich an, indem er sagte: und hatte die hübsche Dame" eintreten gesehen, diese reizende Suchen Sie mich? Sie erröthete tief. Seit dem Abend in Joinville wagte es verging faum eine Woche, in der sie nicht beim Glück stimmte Empfindungen aufgetaucht waren. Sie sah ihn

-Weshalb sollte ich ihn fürchten? fragte Deniſe. -Nun, weil er von Ihnen vielleicht Dankbarkeit verlangen Blonde, die in der Abtheilung so genannt wurde, weil man| wird, erwiderte Bauline lächelnd. Mehrere dieser Fräulein nicht einmal ihren Namen wußte. Alle lächelten ihr zu; sie es nicht mehr, in ihrem Herzen zu lesen, in welchem unbe­trachten, mit ihm auf gutem Fuße zu bleiben. nicht bemerkt; sie hörten ihn sogleich einen Kommis in der sie einen Knaben von 4-5 Jahren mit. Jouve entfernte sich wieder und that, als hätte er sie der Damen " erschien, aber immer allein. Dieses Mal hatte immer wieder in Gesellschaft jener Dirne mit den

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rothen Haaren und wenn sie in seiner Gegenwart