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Dienstag, den 13. Mai 1890.
7. Jahrg.
Berliner Volksblatt.
Organ für die Interessen der Arbeiter.
Das Berliner Volksblatt"
ascheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei in's Haus vierteljährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mart, wöchentlich 28 Pf. Einzelne Nummer 5 Pf. Sonntags- Nummer mit bent, conntags- Blatt" 10 Pf. Poftabonnement 3,30 Mart pro Quartal. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1890 unter Nr. 892, V. Nachtrag.) Unter Kreuzband, täglich durch die Erpedition, für Deutschland und Desterreich- Ungarn 2 Mark, für das übrige Ausland 3 Mark pro Monat.
Redaktion: Beuthstraße 2.
Herr Conftans.
zugleich der oberste
Insertionsgebühr
beträgt für die 5 gespaltene Petitzeile oder deren Naum 40 Pf., für Vereins- und VersammlungsAnzeigen 20 Pf. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., Beuthstraße 3, sowie von allen Annoncen- Bureaur, ohne Erhöhung des Preises, angenommen. Die Expedition ist an Wochentagen bis 1 Uhr Mittags und von 3-7 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Festtagen bis 10 Uhr Vormittags geöffnet. Fernspredjer: Amt V1. Mr. 4106.
Expedition: Beuthffraße 3.
Büttel
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Europas und welche die Arbeiter gerne in geheimen Konventikeln für die hatte und hat seine besoldeten Spione und Agenten über- Propaganda der That" gewinnen möchten. Der Minister des Innern zu Paris scheint aus seinen all. Diese schöne Rolle will Herr Constans nun dem Man muß sich nur wundern, daß sich ein franzöErfolgen gegen den Boulangismus die Lehre geschöpft heiligen Rußland abnehmen oder wenigstens mit ihm fischer Minister mit einer solchen Idee" heran wagen zu haben, daß man mit den polizeilichen Machtmitteln theilen. Es ist klar: seine Erfolge gegen den Boulangis- fann. Denn die französische Geschichte ist doch gerade in Alles erreichen könne. Wenn er dies wirklich glaubt, so mus haben ihm den Kopf verdreht; er will Europa um- dieser Beziehung lehrreich genug und Herr Confians könnte iſt die Republik darum su bedauern, daß ihre inneren frempeln. Das wäre eine neue Seite der russisch - doch Nutzen ziehen aus den Erfahrungen, welche die verAngelegenheiten von einem Manne verwaltet werden, der französischen Allianz" und vielleicht die traurigste. schiedenen französischen Regierungen mit ähnlichen Aktionen zwar energisch, aber um so beschränkter ist. Herr Constans Man denke nur an die Folgen einer solchen Maß gemacht haben. hat regel. Zunächst würden sich in vielen Ländern die Be- Ein solcher Polizeiminister steht der Republik übel 3ogen, als er am ersten Mai zu Paris Anstalten treffen hörden auf eine Menge von Leuten stürzen, die zwar keine an. Man kann sich nur wundern, daß nicht schon eine ließ, als gelte es einen Straßenkampf um die Griſtenz der" Anarchisten", aber sehr mißliebig sind. Was kann man dritte Abtheilung„ nach berühmten Mustern" erRepublik. Nachdem der erste Mai zu Paris fast ebenso mit dem Begriff„ Anarchist" nicht Alles anfangen! Man richtet worden ist.
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ruhig verlaufen war, wie anderwärts, kam Herr Constans bedenke nur, daß im Jahr 1848 und in der Reaktions- Man darf wohl annehmen, daß die Zeiten eines mit seiner„ Idee", fünftausend Ausländer ausweisen zu zeit eine Menge von demokratischen und konstitutionellen Fouché, eines Pietri und ähnlicher Genie's für lassen, obschon ein äußerer Anlaß dazu gar nicht vorlag. Politikern in den Listen der damaligen politischen Polizei Frankreich vorüber sind.
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Und nur brutal.
zivilisirten Europa überall mit Energie abgewiesen und Anarchismus sind sich ausschließende Gegensätze, weil Die französische Volksvertretung hat in der Republik oder doch mit tausend Bedenken aufgenommen worden ist, der Sozialismus die stärkste Bentralisation, der das entscheidende Wort: möge sie zeigen, daß sie die so weiß Herr Constans nichts Besseres zu thun, als einen Anarchismus die äußerste Dezentralisation ent- Fouche's und die Pietri's nicht wieder aufleben lassen will! Anarchisten vorzuschlagen, an dessen Spize er sich listische Propaganda hat mit dem Anarchismus nichts zu europäischen Polizeifeldzug gegen die hält. Auch die mit geeßlichen Mitteln arbeitende sozia-|
Hellen will.
schaffen. Dennoch würden die Sozialisten unter der
Wir haben immer, sowohl die Prinzipien und Anarchistenverfolgung leiden. Wir haben es ja in DesterTheorien, als auch die Taktik der Anarchisten verworfen reich gesehen. Was soll denn ein verknöcherter und ver
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niemals Gespensterseher gewesen und so wenig es fünf- In Oesterreich sind thatsächlich zahlreiche Sozialisten auf entnimmt die Wiener Arbeiterzeitung " mit Genehmigung des tausend fremde" Anarchisten in Paris giebt, so wenig ist Grund des Anarchistengesetzes verurtheilt, zahlreiche Druck Schreibers und des Empfängers die nachstehenden Ausführungen: Europa derartig mit Anarchisten bevölkert, daß man Grund schriften auf Grund des Anarchistengesetzes verboten wor
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benn man die staatsmännischen" Gesichtspunkte des Herrn Soutants theilen wollte.
einen solchen Polizeifeldzug zu unternehmen, selbst
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den, die mit dem Anarchismus gar nichts zu thun hatten. Dazu käme, daß solch eine Verfolgung in ganz Europa den Anarchismus auch über ganz Europa ver
... Db sie aber mit dem Antisemitismus nicht mehr Unglück als Gutes anrichten werden, muß ich Ihnen zu bes denken geben. Der Antisemitismus ist das Mertzeichen einer zurückgebliebenen Kultur und findet sich deshalb auch nur in Breußen und Desterreich, resp. Rußland. Wenn man hier in England oder Amerika Antisemitismus treiben wollte, jo würde man einfach ausgelacht und Herr Drumont erregt in
Geeke in allen Staaten weit mehr als ausreichend; die Bur Verfolgung von allenfallsigen Verbrechen sind die breiten würde. Wir verspüren in Deutschland vom Anarchismus sehr Straffodere aller Länder thun darin des Guten zu viel. wenig, allein eine mit dem gewöhnlichen Lärm in Szene Baris mit seinen Schriften die an Geist denen der deuts Bas will man aber thun? Die Anarchisten würden sich gesezte Hezjagd würde ohne Zweifel den anarchistischen schen Antisemiten unendlich überlegen sind, doch nur ein men, müßte man diese Gesetze durchbrechen und so würde löbliche Polizei so eifrig beschäftigt, Aufmerksamkeit schenkt. sei gegen das christliche Kapital ebenso sehr, wie gegen das thre staatsbürgerlichen Rechte stüßen; um ihnen beizukom- ist auch ganz natürlich, daß man den Dingen, mit denen sich die jetzt, da er als Stadtraths- Kandidat auftritt, selbst sagen, er der in den einzelnen Staaten völlig Bankerott gemacht, schon zugesehen hat; die Polizei erreicht immer das Gegen- die gegentheilige Meinung verträte. schöne Gedanke der Ausnahmegesetzgebung, Wie es dann geht, weiß Jedermann, der solchen Aktionen jüdische und Herrn Drumont würde man lesen, wenn er auch durch Herrn Constans zur internationalen Idee theil von dem, was sie bei solchen Gelegenheiten be- Es ist in Preußen der Kleinadel, das Junkerthum, das 10 000 M. einnimmt und 20 000 M. ausgiebt erhoben, ein Gedanke, der einen drastischen Gegensatz bildet zweckt. In den Ländern, wo in der Arbeiterwelt der Sozia- und daher den Wucherern verfällt, das in Antisemitismus lismus vorherrscht, wird der Anarchismus immer ohne macht, und in Preußen und Desterreich ist es der dem Untergang durch die großkapitalistische Konkurrenz Bis jetzt hatte sich immer nur Rußland die schöne allen Belang bleiben, denn die Arbeiter finden im Sozia- verfallene Kleinbürger, Zunfthandwerker und Kleinkrämer, Aufgabe gestellt, mißliebige politische Leute in andere lismus, was sie suchen. Wenn man ihnen aber die Be- der den Chor dabei bildet und mitschreit. Wenn aber das Länder und womöglich in allen zugleich verfolgen theiligung an der sozialistischen Bewegung verwehren will, Kapital diese Klassen der Gesellschaft vernichtet, die durch
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Autorisirte Uebersetzung von Armin Schwarz. Ich will einen Kellner fortschicken und mir Orangen
holen lassen, sagte sie dann, sich erhebend; kommen|
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Denise verstand ihn nicht und fühlte sich immer unbe- regung, verlor seine Haltung und wollte sie auf den Nacken haglicher vor ihm; er war ganz nahe an sie herangetreten füssen. Kleine Kröte! kleine Thörin! sagte er. Wenn man und sprach ihr ins Gesicht. Es ist wahr, wir plauderten, Herr Jouve, stammelte solche Haare hat, darf man nicht so schlimm sein. Kommen sie; aber dabei ist ja nichts Schlimmes... Sie sind sehr Sie heute Abend zu mir; wir werden lachen. gütig gegen mich, ich danke Ihnen.
Jch sollte nicht gut sein, sagte er; nur gerecht: ich kenne nichts weiter als Gerechtigkeit... Allein, wenn man so hübsch ist...
In ihrem Schrecken, in ihrer Empörung über dieses flammende Gesicht, über diesen glühenden Hauch verlor sie völlig den Kopf. Mit einer äußersten Kraftanstrengung versetzte sie ihm einen Stoß, daß er wankte und schier auf den Und er trat noch näher. Nun wurde sie von Furcht Tisch hinfiel. Glücklicherweise für ihn war ein Seffel da, erfaßt; fie erinnerte sich der Worte Paulinens und der Ge- auf den er niederfant, allein infolge des Stoßes sprigte ein Rest Wein aus einem Glase und beschmutzte seine weiße
Sogleich! erwiderte Denise, an einer Brotfrume rüchte, welche im Umlaufe waren, von den Verkäuferinnen, Kravatte und benette sein rothes Ordensband. Ohne daran zu einer Unterredung mit Robineau zu suchen. Sie war entschlossen, zurückzubleiben, um Gelegenheit erkauften. Er begnügte sich übrigens im Wagazin mit kleinen zu denken, sich abzutrockenen, saß er nun da, erſtidend vor Vertraulichkeiten, kniff die Fräulein, die im gefielen, in Zorn über eine solche Brutalität, die von einer Seite kami, die Wangen, nahm ihre Hände und behielt sie in den sei- von der er keinen Widerstand erwartet hatte, wo er nicht Ach, Fräulein! Sie werden das bereuen, auf Ehrenlichen Anstrich; seinen sinnlichen Gelüften ließ er nur außer
der Thür näherte, vertrat er ihr den Weg und sagte:
Fräulein Denise...
Rue des Moineaux, anzunehmen.
ein Unbehagen und verließ endlich den Tisch. Als sie sich nigen, als würde er sich vergessen. Das hatte einen väter feine Macht, nur seine Güte hatten walten lassen! Aber, als sie sich mit Jouve allein befand, fühlte fie wort! halb des Hauses freien Lauf, wenn sich Eine herbei ließ, Denise war entflohen. Man läutete eben zur letzten Er stand vor ihr und hatte eine väterlich gutmüthige feine Einladungen zu einer Tasse Thee in seine Wohnung, Tafel und in ihrer Verwirrung, zitternd vor Angst, eilte sie Miene angenommen. Sein grauer Schnurrbart, sein bürstenartig geschnittenes Haar gaben ihm das Aussehen eines rechtschaffenen Soldaten; dabei streckte er die Brust vor, auf weichend. welcher sein rothes Ordensband prangte.
-Was ist denn, Herr Jouve? fragte sie.
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hinauf, Robineau völlig vergessend. Später wagte sie es Lassen Sie mich, murmelte das Mädchen zurück- nicht mehr hinabzugehen. Da die Sonne am Nachmittag die Façade am Gaillonplatz beschien, erstickte man schier vor Sie werden doch nicht die Spröde spielen wollen, Size in den Salons des Zwischenstockes, trotz der Fenstereinem Freunde gegenüber, der Sie stets geschont hat, sagte vorhänge von grauer Leinwand. Es tamen hie und da
mit Baulinen hinter den Teppichen plauderten. Sie wissen, das eine Tasse Thee zu mir; es ist gut gemeint. -Ich habe Sie heute früh wieder dabei überrascht, als Sie er; seien Sie liebenswürdig, kommen Sie heute Abend auf einige Kunden und brachten die Verkäuferinnen in Schweiß,
ist verboten und wenn ich darüber Bericht erstatten wollte?...
Liebt fie Sie gar so sehr, Ihre Freundin Pauline? Was
than jeid?
Nein, nein, sagte sie abwehrend.
ohne etwas zu kaufen. Die ganze Abtheilung gähnte unter den großen, schlummernden Augen von Madame Aurelie. Der Speisesaal blieb leer; der Kellner war nicht mehr Gegen drei Uhr endlich, als Denise sah, daß Madame
habt hr denn mit einander, daß Ihr Euch gar so zuge zurückgekehrt. Jouve spitzte die Ohren, ob er Schritte hören Aurelie eingeschlafen, ging sie hinab und eilte mit ihrer ge
würde und blickte scheu um sich; er war in höchster Auf- schäftigen Miene durch das Magazin. Um die Neugierigen