Ii ��chktag die Möglichkeit giebt, Kommissionen zur i-.."/uchung sozialer und ökonomischer V er- z,, l*} f f« einzusetzen, bemerkt die nationalliberale„Münchener "' Der Vorschlag der sozialdemokratischen Fraktion wird Sommv-6 weiteres abzuweisen sein. Für die Mnsetzuna von (miw"l0.nen' denen nicht die Berathung von Gesetzesvorlagen, d,e Untersuchung bestimmter ivirthschaftlichcr Fragen ob- Znsoll, liegt kein Anlaß vor.(? Red. des„B. V.") Dagegen Frage zu erwägen sein, ob die mit konkreten gesetzgebe- Kommissionen, wie z. B. die Kommission, welche die �ungs-Novelle zu bearbeiten haben wird, nicht zur soll-n'g fachmännisch erfahrenen Personen befugt werden ''•• Der Vorschlag, Fachleute von den Reichstagskom- leifK» vernehmen zu lassen, hat manches für sich, und es ist di- daß die Regierung und die großen Parteien auf sick'���demokratische Anregung eingehen."— Aehnlich äußern |1(9»°ch Blätter anderer Partewichtungen. plötzliche« Rückkehr der Ausgewiesenett in jetzt Masse soll dadurch vorgebeugt werden, daß schon wie man schreibt— nach und nach denselben die »»wv �stattet werden soll: Diese Maßregel— voraus- V>i«t daß die Mittheilung wahr ist, was»vir bezweifeln purste als verfehlt anzusehen sein. Denn, wie der froml hervorhebt, haben die meisten Ausgewiesenen in �?den Städten sich festen Wohnsitz erworben, welchen sie flu, diertel- oder halbjährliche Kündigung nicht verlassen oen meisten würden demnach zu Iohanni kündi- !,,s.»ud könnten erst zum 1. Oktober zurückziehen; andere, lacii �bjährliche Kündigung haben, könnten erst zu Ostern K' Zurückziehen, denn sie könntennicht doppelte Miethe zahlen. ., �°lles Drittel der Ausgewiesenen wird überhaupt nicht lolil r"' �eKn Pe Huben sich in fernen Städten durch U"UNgeS Ringen gesicherte Stellung erworben und werden 'e. silcht plötzlich aufgeben. Gleichfalls werden die Aus- Menen, welche in England und Amerika weilen, nicht ssoynch zurückkehren, wenn sie überhaupt zurückkehren. Bei Mutigen lebhasten Lohnbewegungen wird die Rückkehr .„-.Ausgewiesenen in die Belagerungsgebiete gar nicht groß Zm�llen. Die Rückkehr der Ausgewiesenen dürste sich, selbst sofort alle Belagerungszustände wegfielen, naturgemäß vM allniälig gestalten. Und bis sämmtliche Ausgewiesene, - �.iurückkehren wollen, zurückgekehrt sind, dürfte bei so- l rnger Aufhebung der Ausweisung ein Zeitraum von min- siens dreiviertel Jahren verstreichen. ..... �i>,iftrrKristngerUchte.Die„Freis.Ztg." verzeichnet einvor- » fc? ln Abgeordnetenkreisen aufgetauchtes Gerücht, daß Minister linii S01''m Begriff stände, seinen Abschied einzureichen, und »Avsrr Miquel als sein Nachfolger in Aussicht genommen sei. von einem Rücktritt des Staatssekretärs v. Stephan aus »politischen Gründen die Rede. i.s.Nrber den neuen deutsch »schwesterij'chen Uieder- JinngvvertfaB macht der Berner Korrespondent des„B. T." L,, Mittheilungen:„Für die Unterhandlungen über einen itz* Niederlassungsvertrag zwischen Deutschland und der Schweiz »unmehr eine Basis gewonnen. Nach einer Note, welche die Jmsche Reichsregierung an den Bimdesrath gerichtet hat, itinrtn die Deutschen , welche sich in der Schweiz niederlassen n,.iin'»uf eineni Jmmatrikulationsscheine versehen sein, sicher von der hiesigen deutschen Gesandtschaft ausgestellt Ein Deutscher, der diesen Jmmatrikulationsschein nicht »q'»»gf, hat kein vertragsmäßiges Recht, in der Schweiz seinen Ä»9»iitz zu nehmen. Durch den Jmmatrikulationsschein wird in Lrsi» einzelnen Falle dottunentirt, daß der um daS Recht der .Überlassung sich bewerbende Deutsche ein deutscher Reichsange- Mger und im Besitze des Heimathschcines und unbescholtenen '"lundes ist. Die Schweiz behält sich vor, Deutsche zu dulden, en vorgeschriebeickn Jmmatrikulationsschein nicht besitzen; .... Recht, das Asylrecht, wird durch genaue Redaktion der ein- ffi" Bestimmungen klargestellt werden. Für die Schweizer , -"che sich in Deutschland niederlassen wollen, gelten die bis- -isigen Grundsätze. Sie müssen einen Heimathschein und Zeug- I»Sr»ber den Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte wie über ihren Nbescholtenen Leuniund vorweisen. Dabei wird der Schweiz das ?sicht vorbehalten, ebenfalls Jmmatrikulationsscheine einzuführen, Welche uon der schweizerischen Gesandtschaft in Berlin auszustellen foren. Ueber die Hauptpunkte des neuen Vertrages scheinen die Mtrahenten jetzt schon einig zu sein. Die Verhandlungen wer- sin durch Bundesrath Droz und durch den hiesigen deutschen Ge- '»»dten geführt." Au» der Arbeitsordnung des Barons Stumm in Neun- [sichen ist folgender Art. 36 bemerkeiisiverth:„Allen Meistern »d Arbeitern ist es untersagt, gegen einander gerichtliche Klage r führen oder sich zu verheirathen, ohne dem Chef der Firma '!* Absicht vorgetragen zu haben. Zuwiderhandlungen werden Mt 8—io M. bestraft und tritt unter erschwerenden Umständen � Kündigung ein." o Wie man zlnterstützungsgclder vertheUt. Die königl. LMralstelle in Stuttgart hatte der Geineinde Wangen 19 000 M. Hagel beschädigte zugewiesen, mit der Bedingung, daß das �sitd nur an Leute, die unter 4000 M. Vermögen haben, vertheilt Mden möge. Dem hochwohllöblichen Gemeinderath von Wangen isilen dies, da er sich größtentheils aus wohlhabenden Männern »ufammensetzt, ungerecht und man berieth sich hin und her, wie ek sich einrichten ließe, daß den„Besseren" auch etwas von dem die„bedürftigen" Hagelbeschädigten bestimmten Gelbe zu- Minen zu lassen. Da aber lange kein Ausweg gefunden werden .»nie, begab man sich in corpore in das neben dem Rathhaus m'sijene Wirthshaus, um allda beim Weine weiter zu berathen. M stehe da, der Wein that seine Schuldigkeit. Der Rath be- ffWvß, das Geld, welches für arme Hagelbeschädigte gesammelt ,»»den war, auch unter die Wohlhabenden zur Vertheilung zu vsi»ge>i. Auf die Anfrage beim königl. Oberamt hieß es, man m'vst höchstens um ein paar hundert Mark über die angegebene i�si'ze hinausgehen. Dessenungeachtet erhielten Leute nnt Gech Mark Vermögen von dem für die„Armen" gesammelten r, Ileber da» Klima in Gstafrika schreibt ein Bremer „»ufmann, der Ostafrika aus mehrjähriger Anschauung kennt, rnpenüber den Behauptungen des Majors Liebert im Reichstage, °»b die klimatischen Zustände daselbst für den Weißen durchaus »»gesund sind. Der Gewährsmann findet es unverzeihlich, Aeuße- f»»gen zu machen, daß das Klima in Afrika durchaus erträglich loü. Als Beispiel führt er folgend� Einzelheiten an: Im Jahre hatten wir in Sansibar bei einer europäischen Kolonie von Seelen nicht weniger als 5 Todesfälle, also gerade 25 pCt., ™»mtlich infolge klimatischer Krankheiten. Man muß an den .»»sserreichen Distrikten nahe der Küste gewesen sein und gesehen Üben, wie groß die Sterblichkeit dort bei den Missionaren u.s.w. 5 Man muß gehört haben, wie schwer die Weißen unter den somatischen Verhältnissen im Innern zu leiden haben, un, energisch ??gegen zu protestiren, daß hier Aeußerungen gemacht werden, ■si in guten, Glauben hingenommen werden und dazu beitragen ?»'sen. den Glauben an ein Eldorado zu erwecken, welches doch 'cht vorhanden ist. W A»f Grund de» K-,ialistr»grs-tz«« verbietet die Ham- ,''»ger Polizeibehörde die ohne'Angabe des Druckers und Ver- sigirs dort erschienene Druckschrist:»Phrasen und Schlagworte sogenannten Ordnunasparteien.. Ei» Rath- und Hilfsbuchlein 2 den„beschränkten Unterthanenverstand". Aon einem söge- n»ten Umstürzler". Gesterreich-Attgarn. v. Wien . 18. Mai. Die demokratische Partei unter Führung * Abgeordneten Dr. kronawetter hat sich hier neu organisirt und ein neues Programm verkündet. Hiernach verlangen die Demokraten: 1. Allgemeines, gleiches, direktes Wahlrecht für alle Verttetuiigskörper.' 2. Freies Vereins- und Versammlungsrecht und Aufhebung aller die Preßfreiheit beschränkenden Normen. 3. Völlige Gewissensfreiheit, Trennung der Kirche vom Staat und der Schule von der Kirche. 4. Allgemeine, gleichartige Schul- pflicht und Uebernahme der Normalgehalte der VolkS- und Bürgerschullehrer durch den Staat. 6. Anstrebung von Maßnahmen und Gesetzen, welche jeden Staatsbürger in jeder Be- rufsklasse gegen den Druck übermächtiger wirthschastlicher Jnter- essengruppen schützen und jedem derselben die Erfüllung seiner Wünsche nach einer menschenwürdigen Existenz und nach geistiger Fortbildung ermöglichen. 6. Verstaatlichung des Versichcrungs- wesens, der Montan-Jndustrie, Einführung einer progressiven Einkommensteuer bei Freilassung des standesgemäßen Existenz- Minimums und Aufhebung der die nothwendigsten Lebeilsbedurfnisse betreffenden Verbrauchsabgaben. 7. Herstellung des nationalen Friedens: a) durch Einführung nationaler Kurien in denVertrewngs- körpern mit gemischten Nationalitäten; b) durch Anerkennung der Gleichberechtigung der nationalen Sprachen im Verkehre der Parteien mit den Behörden und der Behörden mit den Parteien und Forderung der Kenntniß zweier im Reiche üblichen Sprachen, wovon eine die deutsche ist, von Seiten aller politischen und richterlichen Beamten in den gemischtsprachigen Verwaltungs- und Gerichts-Bezirken; c) durch Förderung des Unterrichts in einer zweiten im Reiche üblichen Sprache in der Volksschule, in den Bürger- und Mittelschulen. 8. Erleichterung der drückenden Mi- litärlaste», Herabsetzung der Dienstzeit und allmäliger Uebergang zu einem die Volkskraft schonenden Wehrsysteme. Großbritannien . Oberflächlicher kann man kaum über den Sozialismus urtheilen, als es der englische Premierminister Lord Salisbury in der letzten Sitzung des Oberhauses gethan hat. Er meinte nämlich nach dem Bericht des„W. T. B.", daß das Wort Sozialismus etwas be- deute, was der Staat unternehme» solle und was eigentlich die In- dividuen selbst thun sollten, und dagegen nulsse man auf der Hut sein, denn iveiin dem Staate Lasten aufgebürdet würden, die dessen Kräfte überstiegen, so würde eine nicht aufhörende Quelle von Ausgaben und von Korruption geschaffen werden. Die Sorge um Menschenleben und besonders um das Leben von Frauen und Kindern könne man jedoch nicht Sozialismus nennen. Manche sozialistischen Projekte würden, falls sie zu Thatsachen werden sollten, die heftigste Reaktion hervorrufen. Immerhin würde durch die sozialistischen Projekte das Bor- handensein von Nebelständen angedeutet, wie sie die bezüglichen Erlasse des deutschen Kaisers erwähnt hätten, und man sei ver- pflichtet, gegen diese Uebelstände Abhilfe zu suchen und zu finden. — Mit solchen manchesterlichen Verschwommenheiten wird Herr Salisbury bei den«nalischen Arbeitern kein Glück haben. London , 20. Mai. Die Sitzung des Unterhauses dauerte von gestern Nachmittag 3 Uhr bis heute früh gegen 4 Uhr; trotz- dem ivurden nur zwei der ftüher vertagten Paragraphen der Budgetbill erledigt. Der Kanzler der Schatzkammer Goschen er- klärte, die Regierung sei entschlossen, trotz der Obstruktion ihre Vorlagen durchzuführen. London , 19. Mai. Unterhaus. Unterstaatssekretär Fer- gusson erklärt in Beantwortung einer Anfrage, die Einflußsphären Englands und Deutschlands in Ostaftika seien noch nicht geogra- phisch definirt; das in der Depesche Lord Salisbury's an den englischen Botschafter Sir Malet in Berlin vom 2. Juli 1887 erwähnte Einvernehmen sei in seinen Bestimmungen allgemein ge- wesen. Es sei ihm Nichts davon bekannt, daß die Ueberlassung des Landes der Baumangwatos an Deutschland bei den Be- sprechungen in Berlin sich m Erwägung befinde; die Besprechungen zwischen Sir Percy Anderson und dem deutschen Geheimen Legationsrath Dr. Krauel bezögen sich auf Fragen in Ost- und Westafrika und seien durchaus vertrauliche; eine Vorlegung der bezüglichen Schnststücke sei daher jetzt unthunlich. In zeder der Abmachungen, welche die Interessen der britischen Kolonien in Afrika berührten, werde den Ansichten dieser Kolonien volle Rück- ficht getragen werden. Schw-de« und U»rW-gen. Das norwegische Storthrng hat den Antrag auf Einführung des allgemeinen Stimmrechtes mit alleil gegen 37 Stimmen verworfen. Von der äußersten Linken, welche 37 Mitglieder zählt, haben 11, von der„gemäßigten" Linken, die 22 Mann stark ist, 17 für die Ablehnung ge- stimmt. Italien . Man schreibt uns aus Mailand : Die Regierung hat dieser Tage ein neues unerhört brutales Mittel in An- ivendung gebracht, um einen„unberechtigter Weife" ausge- brochenen Streik zu unterdrücken. Die Arbeiter der Eisen- bahnstrecke Parma — Spezzia hatten bei der Statton Borgallo mit der Forderung einer Lohnerhöhung die Arbeit eingestellt, da sie bei den Tunnelarbeiten, wo sie täglich IL— 14 Stunden im Innern des Berges beschäftigt sind, nur den ge- wohnlichen Tagelohn von 2,30 Frks. bis 3 Frks.(also 1,85 M. bis 2,40 M.) erhielten. Der Unternehnier, welcher befürchtete, die Arbeit nicht zur kontraktmäßig festgesetzten Zeit vollenden zu können, wandte sich deshalb sofort tele- graphisch an den Ministerpräsidenten Crispi, welcher auch schleimigst Linicntruppen und Gendarmerie nach dem Bezirk abgehen ließ. Beim Eintreffen des Militärs wurden sogleich fünfzehn der Streikenden, welche man als die An- führer bezeichnete, verhaftet und zu Zweien an einander geschlossen zu Fuß sechs Kilometer weit nach Pontremoli ins Untersuchungsgefängniß abgeführt. Die übrigen Ar- beiter verhielten sich völlig ruhig, doch erklärten sie, die Arbeit nicht eher wieder ausnehmen zu ivollen, als bis ihnen die geforderte Lohnerhöhung bewilligt sei. Darauf hin ließ der Kommandant der Truppen die Kantinen schließen und befahl den Kaufleuten des benachbarten Ortes strengstens, den Streikenden keine Lebensmittel mehr zu verkaufen; mehrere im Ort aufgestellte Militärposten mußten die strikte Befolgung dieses Befehls überwachen. Die Arbeiter haben sich brieflich an den Abgeordneten Maffi gewandt, der ihnen versprach, Herrn Crispi in der Kammer über diesen Fall zu interpelliren. Afrika . Algier , 20. Mai. Gestern plünderten Araber am Markttage in Guelma israelitische Berkaufsläden und über- fielen die Besitzer, welche sich widersetzten, so daß Militär einschreiten mußte. Drei Araber wurden getödtet, ein Polizei- agent verwundet und etwa 100 Verhaftungen vorgenommen. Aehnliche, jedoch minder ernste Vorgänge sollen in den letzten Tagen auch in Constantine, Jemappes und Oued- Zenati vorgekommen sein. Itack drm vom Senior««Konvent des Reichstags ge- faßten Beschluß werden die Plenarsitzungen erst am 9. Juni wieder beginnen, während die Kommissionen bereits acht Tage früher, am 2. Juni, ihre Arbeiten wieder aufnehmen. Die Wahlprüfungs-Kommisston de« Reichstag » er- klärte die Wahl des Abgeordneten Dr. v. Bethmann- Hollweg (5. Potsdam , Reichspartei) für ungiltig, doch wird sich die Kommission nochmals mit derselben zu beschäftigen haben, da seitens des„Patriotischen Vereins" zu Freienwalde a. O. ein Gegenprotest eingelaufen ist, in welchen« u. A. verlangt«vird, die Kommission möge jeden bei den Akten befindlichen Stimmzettel aus seine Giltig- keit prüfen. Für giltig erklärt wurden die Wahlen der Abgeordneten Leemann(11. Württemberg , Mtl.), Pause (7. Merseburg , dfr.), Kauffmann(5. Wiesbaden , dfr.), v. Sperber(4. Gumbinnen , kons.). Ueber die Wahlen der Abgeordneten Leemann und Panse soll dem Hause schrist- licher Bericht erstattet werden. Dur Einigkeit I« der deutschfreistuttlgen Partei. Das Zentralkomitee der deutschfreisinniaen Partei war gestern im Reichstage beisammen und wählte mit 6 gegen 5 Stimmen an Stelle des Abg. Richter den Abg. Dr. Schräder zum Borsitzenden des engeren Ausschusses. Kam bürg, den 19. Mai. Zum Streik der Gas- a r b e i t e r. Bon den alten Arbeitern hat bis jetzt Niemand die Arbeit wieder aufgenommen, da sie auf ihrer Forderung, daß ihre entlassenen Kollegen wieder zur Arbeit zugelassen«verde««, m«d daß die Direktion der Gaslverke von der von ihnei« ver- langten Unterschrist der bekannten Fabrikordnung Abstand nimmt, bestehen. Die Arbeiten werden noch immer von polnischen Ar- beitern, welche vollständig in der Gasanstalt beherbergt und be- köstigt werden, ausgeführt. Die Zugangsstraßen zu der Gas- anstatt sind durch Konstabler abgesperrt, um zu verhüten, daß die Arbeiter mit de«« Streikenden »n Berührung kommen.— Dem Solidaritätsgefühl mit den anderen Arbeitern gab der Buchdruckerverein von Hamburg-Altona dadurch Ausdruck, daß in einer eigens dazu einberufenen außerordentlichen Generalversammlung gestern einstimmig beschlossen wurde, den im Kampfe befindlichen Gewerkschaften sofort 1000 M. zu überweisen. Gleichzeitig«vurde beschlossen, während der Dauer des Massenstreiks von den Mitgliedern eine wöchentliche Extrastcuer von 25— 50 Pf. zu erheben, deren Erttag(welcher sich wöchentlich auf 300—350 M. belaufen dürste) als laufende Unterstützung an die derselben be- dürftigen Gewerkschaften allivöchentlich abzuführen ist. Die be- willigten Summen wurden noch gestern einigen Gewerkschaften übermittelt. In der Motivirung des Antrages war ausdrücklich die vollständige Solidarität ausgesprochen und betont, daß es sich jetzt um keinen Lohnkampf mehr handelt.— Dreitausend italienische Maurer sollen nach einem Gerücht, das auch schon in die hiesige Presse übergegangen ist, aus der Reise nach Hamburg sich befinden. Wir glauben, daß einige Nullen zu viel ge- setzt worden sind, oder daß die Notiz in die Blätter lanzirt ivurde, um die hiesigen Maurer zum Nachgeben zu veranlassen. Der Schreckschuß wird aber nicht die gehoffte Wirkung haben. In Gera faßte eine Versammlung von Bürgen« und Ge- schäfrsleuteu eine Resolution, welche entschieden gegen die Groß- fabrikanten für die ausständischen Arbeiter Partei ergreift.— Dw letzte Versammlung der Weber sprach sich nach längerer Debatte einstimmig dahin aus, die Arbeit unter den von den Fabrikanten gestellten Bedingungen aus keinen Fall wieder auf» zunehmen. m � Leipzig , 19. Mai. In einer vorgestern Abend im Wald- schlößchen in Gohlis abgehaltenen Versammlung der Ziegelei» arbeiter wurde die Gründung eines„Vereins zur Wahrung der Interessen der Ziegeleiarbeiter und verwandter Berufsgenossen von Leipzig und Umgegend" beschloffen und das im Entwurf vor- liegende Statut angenommen. Frankfurt a. M., den 19. Mai. Eine gestern hier statt- gehabte von Angehörigen aller Gewerkschaften zahlreich besuchte Versammlung beschloß gemeinsam und mit allen Mitteln für die Interessen der aemaßregelten Schuhfabrttarbeiter(mindestens 4000) einzutreten. Eine von der Versammlung erwählte Kommission »vird über die weiteren Maßnahmen zu berathen haben. Der seit dem 24. April bestehende Ausstand der Schuhmachergesellen wurde, nachdem alle Geschäfte die Forderungen bewilligt haben, von heute ab als beendet erklärt. Aus Pilsen »vird der„Voss. Ztg." telegraphirt, daß vorgestern früh auf der Pankraz-Zeche, im Humboldtschachte und bei den Schachten der Prager Eisenindusirie-Gesellschaft die Arbeit ein- gestellt wurde. Im Zieglerschacht fuhr die Belegschaft ein, schloß sich aber kurz darauf dein Allsstand an. Bei den Schachten der Pankraz-Zeche rissen feiernde Arbeiter das Feuer unter den Dampf- kesseln heraus. VersÄmmlungen. Der sozialdemokratische Wahlverein des ersten Berliner Reichstags-Wahlkreises hielt am Montag Abend eine zahlreich besuchte Versammlung im Lokale des Herrn Mey, Beuthstr. 22, ab. Auf der Tagesordnung standen: 1. VorstandSivahl; 2. Ein Vortrag des Reichstags-Adgeordneten Molle,»buhr: Ueber den neuen Arbeiterschutz-Gesetzentwurf. Zunächst erstattete der Vorsitzende, Herr Wiemer, einen befriedigenden Bericht über die Thätigkeit des Vereins, dann wurde seitens des Kassirers, Herrn Pfuhl, der Kassenbericht verlosen, gegen welchen Emiväiide nicht erhoben wurden. Dem Kassirer wurde Decharge ertheilt. Hierauf schritt man zur Neuwahl des Vorstandes. Herr Wiemer wurde eiustimmig zum ersten Vorsitzenden wiedergewählt, zum zweiten Herr Feste: zum ersten Schriftführer Herr Wach, zum zweiten Herr T h i e l e r t; zum ersten Kassirer Herr Pfuhl, zum zweiten Herr F e l d in a n n und als Beisitzer wurde Herr Ruft gewählt. Ferner wurden zu Revisoren gewählt die Herren K u b a t und H e r r m a n n. Nach Beendigung der Wahlen er- hielt Herr Molken buhr das Wort zu seinem Vortrage. Redner sprach sich in dem höchst interessanten vielfach von leb- haften« Beifall unterbrochenen Referat folgendermaßen aus: In der letzten Zeit ist ein Umschwung in der söge- nannten öffentlichen Meinung eingetreten, es ist nämlich mehr wie früher in den Vordergrund gedrängt worden, in welcher Weise die Arbeitersrage zu regeln sei. Bor Kurzem las man noch in verschiedenen Zeitungen, daß den Arbeitern eigentlich durch die Unfallversicherung und Jnvalidengesetz Genüge geschehen se«; erst später lilußte man anerkennen, daß die Arbeiter denn doch noch andere Bedürfnisse haben und jetzt spricht alle Welt vom Ar- beiterschutz. Einer»vill immer noch mehr thun als der Andere, Jeder glaubt das richtige Rezept für den„Schutz" zu besitzen. Dieser Umschwung ist, abgesehen von den Kundgebungen einzelner Huinaiiisten, die eS zu allen Zeiten gegeben hat, aus das euer- gische Eintreten der Arbeiter sür ihre eigenen Interessen zurück- zuführen. Früher traten aus Mangel an Subsistenzmittel Hunger- Perioden ein, welche schwer zu beseitigen waren, heute haben wir solche Perioden aus Ueberfluß, und das können wir abivenden. Redner ging nun zu einer eingehenden Besprechung unserer ivirth- schaftlichen Verhältnisse über, schilderte das Handwerk und dessen Vorfall, die ungeheueren technischen Fortschritte auf allen Ge- bieten, die Krisen, deren Ursachen und Wirkungen, die wachsende Arbeitslosigkeit, welche selbst in der flotten Geschäftszeit nicht tmehr verschivinde und bezeichnete es als den Grundgedanken einer Schutzgesetzgebung, erst einmal Arbeit für alle Arbeiter zu schaffen und dafür zu sorgen, daß die Ar- beitslosen nicht zu Lohndrückern werden. Leider ist der vor- liegende Entwurf der Regierung durchaus ungenügend; er bietet nicht einmal den Kindern ausreichenden Schlitz und läßt der Sonntagsarbeit eine Reihe von Hmterthüren offen. Hier will der sozialdemokratische Entwurf einen Riegel vorgeschoben wissen;
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten