des Gen. Kauffmann bereits unterm S. Dezember 1S96, alser von der unnöthig harten Behandlung deffelben die Beweisein der Hand hatte, eine Eingabe an das preußischeMiuisterium des Innern richtete, in der Beschwerde überdie Behandlung des K. geführt und gebeten wurde, demBeschwerdeführer gefälligen Bescheid zukommen zu lassen.Auf diese Eingabe war volle anderthalbMonat später noch gar keine Antworterfolgt. Ob bis heute eine solche ergangen ist, wissen wirnicht, glauben es aber nicht. Und bei solchem Schneckengang derBeschwerden- Erledigung glaubt Herr Nieberding, die Ab-geordneten sollten darauf verzichten, Mißstände öffentlich imReichstage zu erörtern. Da kann der Herr lange warten, bisdieser Wunsch erfüllt wird.—Deutsche Nationalfeste dauernd einzurichten, zu diesem Zwecketraten, wie wir schon kurz erwähnt hatten, am letzten Sonntageinige 80 Herren zusammen, die ein Präsidium konstituirteu, welchesden Mordspatriolisinus und den Hurrahrummel systematisch fürdas ganze Deutsche Reich organifire» soll. Studenten- und Krieger-vereine bilden nun noch lauge keine Station; was hat Bismarck mitdem deutscheu Volt, was König Stumm mit dem Proletariat, wasder agrarische brotverthenernde Junker mit dem geschundenenArbeiter, was der Hamburger Echiffsrheder und Kulihändler mitden darbenden Hafenarbeitern geinein? Für de» Wolf mag es einNationalfest sei», die Lämmer zu fressen; aber— so dunim find selbstdie Schafe nicht, es noch als Fest zu feiern, daß sie gefressenwerden.—Die Unmenschlichkeiteu der spanischen Justiz, die wir inUiiserem Blatte sehr eingehend geschildert haben, veranlaßten Ver-treter der verschiedenste» Slandpnnkte in der Beurtheilung öffentlicherSragen, so Bebel, M. v. Egidy, G. v. Forell, Johannesu t t z e i t. Landrichter K r e ck e, Bäckermeister G. Müller,Friedrich Spielhagen, Dr. Bruno Wille eine Erklärungfolgende» Inhalts der Presse zu übermitteln:„Auf dem Wege über Frankreich sind auch in deutscheZeitungen Mittheilungen gelangt über Vorgänge, die sich beidem jetzt in Barcelona stattsiudenden Verfahren gegen einenBombenwerfer und dessen wirkliche oder vermeintliche Mitwisserzugetragen haben sollen. Es ist von grausigen Mißhandlungenund Torturen die Rede. Das Verlangen macht sich in unseremVolke bemerkbar, möglichste Wahrheit über diese Vorgänge zu er-fahren. In dem Maße, als es nothivendig ist, etwaige falsch«oder übertriebene Behauptungen als solche baldthunlichst zu kenn-zeichnen, in dem Maße, als es wünschenswerlh ist, jede voreiligeKundgebung der Entrüstung niederzuhalten, in dem Maße ist esgeboten, für Aufklärung nach dieser Richtung hin besorgt zu sein.Die Strömung im Volke, die sich durch die Gesetze der Mensch-lichkeit und der Gesittung an den behaupteten Vorgängen be«theiligt fühlt, ist zu gewaltig, als daß sie unberücksichtigt bleibendürfte.Der einzelne und selbst eine Verbindung einzelner ist den hierin Frage kommenden Dingen gegenüber unfähig, die für ihre Be-urtheilnng nothwendige Grundlage zu schaffe».'Als berufen, in derangedeuteten Richtung zu wirken, erscheint vielmehr in erster Linieunsere Presse; voran die größeren Organe der öffentliche» Meinung,ohne jeden Unterschied des Standpunktes, den diese Organe gegenüberder politischen Ansicht der in Frage kommenden Männer ein-nehmen.Wir richten somit an die sehr geehrte Redaktion die ganz er-geben« Bitte, die Angelegenheit einer ernsten Beachtung zu unter-ziehen, insoivderheit ihr möglichstes zu thu», die Wahrheit überdie behaupteten Borgänge festzustellen, und uns sehr gefälligeMittheilungen nach dieser Richtung hin zukommen lassen zuwollen; brtte zu Händen Herrn Fr. S p i e l h a g e n' s, Char-loltenburg, Kantstr. 165."Wir wissen nicht recht, waS mit diesem Aufrufe bezweckt werdenkann. Auch wir haben für die gefolterten Anarchisten rn Barcelona,trotz der tiefen Kluft, die uns von ihnen in fast allen Fragen trennt,die lebhafteste Sympathie, derselben und der Entrüstung über dasGebühren der spanischen Ordnungshelden haben wir krästigstenAusdruck gegeben. Wir sind der Meinung, daß aus dem Schweige»der spanische» Behörden, aus den Reden der militärischen VertheidigerderAnarchisten die Bestätigung der von unsgemeldeten Schaudthaten sichergiebt. Wem diese Beweise nicht genügen, der wird recht laug«aus andere warten müssen. Auf Jahre hinaus sind die Gefoltertenvon der Oessentlichkeit abgeschlossen und die Folterer schweigen.Bezweckt der Aufruf, daß außer der sozialdemokratischen undanarchistischen Presse und«inigen wenigen anderen Blättern die ge-sammle Presse Stellung nimmt, dann könnte ja, was wir freilichfür sehr wenig wahrscheinlich halten, die spanische Regierung sichveranlaßt sehen, die Untersuchungsakten zu publiziren.Ehronik der Majestätsbeleidigungöprozesse. Das Interesse für„Tat.Twam". den Leirarlikelschreiber der Wochenschrift„Die Kritik",läßt die politische Polizei nicht ruhen. Nachdem die wiederholtenHaussuchungen bei Dr. Wrede zur Ermittelung des Verfassers desArtikels„Ein undiplomatischer Neujahrsempfang" nicht geführthaben, hat nun gestern Vormittag in der Druckerei der„Kritik",F. RupertuS, Mauerftr. 86—88, eine Beschlagnahme des für dienächste Nummer in Satz gegebenen Leitartikels:„Schneeverwehungen"stattgefunden. Da der Polizei offenbar nur an einer Schriftprobegelegen war, begnügte man sich nrit dem die Unterschrift„Tat-Twam"aufweisenden Schluß des Manuskripts. Wie die„Pers.- Eorresp."meldet, soll die beschlagnahmte Schriftprobe thatsachlich von derHand„Tat-Twam's" herrühren, ob sie aber zur Emittelung deshinter diesem Pseudonym steckenden Verfassers führt, dürfte wohlbezweifelt werden.Aus Köln schreibt man unS: Die„Rheinische Zeitung" soll eineMajestätsbeleidigung begangen haben: Genosse Erdmann als ver-antwortlicher Redakteur ist dieserhalb bereits vernommen worden.Es handelt sich um eine Notiz in der Nr. 23 vom 29. Februar,worin das Gebahren der staatscrhaltenden Presse, namentlich der„Nordd. Allg. Ztg." gekennzeichnet wurde, die sich über den be>kannten Aufruf von Egidy und Genossen zu gunsten der HamburgerAusständigen aufrege. Es wurde gesagt, daß. wenn jeneOrgane schon einmal auf dem Standpunkt ständen, daß un-betheiligte Personen in einem Kampfe zwischen Unternehmerthumund Arbeitern keine Partei ergreifen solle», es auch das einfachsteGerechtigkeitsgefühl erfordere, konsequent zu sein und jede Stellung-nähme, möge sie kommen, woher sie wolle, zu verurtheilen.Hierin und einem daran anschließenden Zitat soll daSVerbrechen liegen. Wir sind begierig, vermittels welcherDeutungen man aus dieser Notiz, die lediglich eine Kritikses Gebahrens der Unternehmerpresse enthält, den Thatbestanddes Z 166 herausholen wird. Dem Ankläger ist die Sache jedenfallsleicht geworden: Freitag Abend erschien die betreffende Nummerund Sonnabend in aller Frühe lag schon die Vorladung zur Polizei-lichen Vernehmung aus dem Redaktionspult. Man„arbeitet" neuer»dings auch in Köln mit auffallender Forsche gegen unsere Partei.—Aus Würzburg wird berichtet: Der Saiilergehils« RichardBastian von Schildau, der wegen Bettelns in Obersinn arretirtwurde, schimpfte nach Noten über den Prinzregenten und denpreußischen König. Das trug ihm am hiesigen Landgericht sechsMonate Gefängniß und sechs Wochen Haft ein, außerdem wird eran die Landespolizei überwiesen.—•»*Deutsches Reich.— Politik im Interesse des Unternehmer-thums zu machen, ist Ehre und Gewinn für einen deutschenProfessor; wagt aber einmal einer, im Interesse eines der aller-gemäßigtesten Arbeitervereine, wie der christlichen Bergarbeiter-Vereine, einzutreten, dann kann er sicher sein, sofort mit Schmutzbeworfen und denunzirt zu werden. Das passirt nun auch demProfessor Adolf Wagner, der sich wahrlich genug bemüht hat,Waffen gegen die Sozialdemokratie zu schmieden. So schreiben nundie„Hamburger Nachrichten" gegen den Mann, der unter Bismarckeinmal Finanzminister werde» sollte:„Das Auftreten akademischer Lehrer zu gunsten der Arbeiter-forderungen erregt übrigens in immer weiteren Kreisen ernsthafteBedenken und wir halten es für wünschenswerth, daß die zu-ständigen Behörden die Frage prüfen, ob und inwieweit ein der-artiges Eingreifen von Universitätsprofessoren in die Angelegen-heiten von Arbeitgebern und Arbeitnehmern mit der Stellung derHerren vereinbar ist und wie weit es im staatlichen Interesse ge-duldet werden kann."Und die„Berl. N. N." bemerke» hierzu:„Wir hoffen, daß diese Auffassung auch im Landtage«ineenergische Vertretung sinden wird."Hätte König Stumm allein über die Besetzung der national-ökonomischen Professuren zu entscheiden, dann wäre freilich AdolfWagner längst disziplinirt imd der Stummgeliebte Julius Wolf ausürich oder ei» Redakteur der„Deutsche» volkswirthschaftlichenorrespondenz" Professor der Nationalökonomie in Berlin.—— Der Schutz der Arbeiterinnen gegen unsitt-liche Attentate der Unternehmer und ihrer Angestellten,der ans grund einer Anregung der Abgeordneten Bebelund S t a d t h a g e n in der lex Heinz«- Kommission vonder Zentrumspartei in der von ihr beantragten Novellezum Strafgesetzbuch gefordert wird, erregt die Unternehmerpresseganz außerordentlich. Und was wenden Blätter wie die„Köln. Zeitung", die Berl. N. N." gegen den beantragte» Schutzder Arbeiterinne» ein? Daß er vielleicht einmal zum Zweckeder Erpressung oder zur Befriedigung der Rachsucht mißbrauchtwerden könnte. Ja, dann dürfte man überhaupt keine Straf-gesetzbestimniungen einführen! Wichtiger als dieses Momentgegen eine solche Gesetzesbestimmung, sind doch die Erfahrungen derArbeiter, die zum theil durch den„Vorwärts" und andere Zlrbeiter-blätter unter Namensnennung der Attentäter augeführt wurden.Ein richtiges deutsches Unternehmerblatt ist gegen jeden Schutz derArbeiter und Arbeiterinnen, das bestätigt sich hier aufs neue.—— Der Ausschuß des Verbandes der deutschenBerufsgenossenschaften trat gestern unter dem Vorsitz desReichstags-Abgeordneten R o s i ck e im Kaiserhof zur Berathung desGesetzentwurfes betreffend die Abänderung der Unfallversicherungs-Gesetze zusammen. Die Berathungen werden, nach der„National-Zeitung, der wir diese Mittheilung entnehmen, voraus-sichtlich mehrere Tage in Anspruch nehmen. Die Novellefand im allgemeinen beifällige Aufnahme. Im besonderensprach sich der Ausschuß für die im Entwurf enthalteneAusdehnung der Versichernngspflichl und für die sogenanntePassantenversichernng ans. Der Ausschuß beschloß ferner, es beider bisherigen Karenzzeit zu belassen mit der Maßgabe, daß die Ver-pflichtungen der Berufsgenossenschaften bezüglich derjenigen Fälle, welcheinnerhalb dieser Karenzzeit ihre Erledigung finden, mit dem Tageder Beendigung des Heilverfahrens beginnen sollen. Einstimungwar man der Meinung, daß in bezug auf die Berechnung der Um-läge insofern eine Aendernug eintreten sollte, als denselben diewirklich gezahlten Löhne zu gründe zu legen sind. Heute werde»die Berathungen fortgesetzt.— Die preußischen BernfSfischer haben sich ineiner in Hamburg abgehaltenen stark besnchte» Generalversammlungdes Zentralvereins preußischer Berussflscher einstimmig für dieEinziehung der Fischer in die Unfallversicherung ausgesprochen.—Düsseldorf, 25. Januar. Freiherr v. Ehrardt ist bekanntlichaus dem Ossiziersstaude ausgestoßen worden, weil er sich mit demjungen Referendar Evers nicht dnelliren wollte. Ein Kölner Blatttheilt nun folgendes mit:„Der Kaiser hat das Urtheil des Ehren-gerichts zn bestätige» gehabt. Er bestätigte die Aberkennung desKreuzes nicht; es wurde Herrn V.Ehrhardt mitgetheilt, daß ihm dasKreuz aus besonderer Gnade belassen sei. Darauf legte Herr vonEhrhardt das Krenz ab und schrieb zurück, er stelle das Kreuz hier-»ut zur Verfügung, da er ei» Ehrenzeichen, das er sich in soviel Schlachten unter Daransetzung seines Lebens erworbenhabe, nicht aus besonderer Gnade tragen wolle.— Als Herrvon Ehrhardt verurtheilt war, schrieb man ihm, an dem und demTage vormittags 11 Uhr, werde der Major Eropp in seinerWohnung erscheinen, um seine Osfiziersparente in Empfang zunehmen. Der Verurtheilt« verbrannte diese Patente, schrieb dann,daß dieses geschehen sei und daß er im übrigen selbst darüber zubestimmen habe, an welchem Tage und zu welcher Stunde er inseinem eigenen Hause Besuche empfangen wolle.—"Der Mann scheint Rückgrat zu haben.Kicl, I. Februar.(Eig. Ber.) Die GermauisirnugSversuchebei den Dänen haben wieder einen schönen Erfolg zu verzeichnen,indem einstimmig der nordschleswigsche landwirlhschaftliche Vereines abgelehnt hat, sich der Landwirthschaftskammer anzuschließen, weildie ihn: gestellten Bedingungen unvereinbar mit der Ueberzeugungder Mitglieder waren.—— Zum Kapitel: Untersuchungshaft. AuS Nieder-bayern wird berichtet:„Der Oekonom Prebock von Pelling vermißte vor kurzem sein«Brieflasche mit 900 M. in Banknoten. Dessen Dienstmädchenwurde unter dem Verdacht des Diebstahls verhaftet und nach Bogenins Gefängniß eingeliefert. Dieser Tage nun fand Prebock seine Brief-lasche im Unterfutter seines Ueberziehers, woraus er sofort nachBogeneilte und das schuldlose Mädchen aus der Haft befreite. Merk-würdiger Weise hatte das Mädchen den nicht begangenen Dieb-stahl eingestanden, weil ihre Umgebung so lange auf dasselbe einredete, bis es selbst nicht mehr wußte, ob es eine Diebin sei odernicht!"Die„Münchener Post" bemerkt hierzu:„Hätte nun der OekonomPrebock das Geld verloren oder dessen Wiedererlangung ver-schwiegen, so märe das Mädchen verurtheilt worden, es hätte ansgrund des abgelegten„Eingeständnisses" verurtheilt werden müssen,und wäre zeitlebens gebrandmarkt gewesen. Die„Umgebung" mußalso schon stark auf die vermeintliche Diebin eingeredet haben undda mit der Jnhaftirten kaum jemand anders als Amtspersonen zn-fammengekommen fein dürsten, so ergiebt sich klar, was die Unter-suchuugshaft vermag.Oesterreich.— Gegen die Verpfaffung der Sch ule und damitgegen die christlich- soziale» Volksbetrnger kämpft jetzt mit allerEnergie die österreichische Sozialdemokratie.Die neun Versammlungen, in denen am 31. Januar die WienerArbeiterschaft gegen die durch den Vergani'schen Schulantrag beab-sichtigle Auslieferung der Schule an den Klerus demonstrirte, habendurch ihren Verlauf bewiesen, daß nicht nur die Arbeiter, derenStandpunkt ja längst bekannt war, von der Rückkehr zur Konkordats-schule nichts wissen wollen, sondern daß das reaklionär«Attentat des Landtages auch in anderen Bevölkerungsschichtentiefe Mißstimmung erregt hat. In allen Versammlungen, derenjede glänzend besucht war, sprachen Lehrer. Sie nahmen aus-sührlich zur Resolution Stellung und erklärten, daß sie in diesemKampfe Schulter an Schulter mit der Arbeiterschaft streiten würden.In allen Bersannulungen wurde einstimmig eine Resolutionangenommen, der wir die folgenden Sätze entnehmen:„Der Schulantrag Vergani ist der erste Schritt der unterührung der Bischöfe gegen die Volksschule unternommenen klerikalenktion. Die Arbeiterschaft erkennt vollauf die Reformbedürftigkeit derVolksschule, sie verurtheilt aber eben darum um fo schärfer das frecheAttentat derpfäffischen Schulverderber im niederöfterreichischen Landtagauf jene wenigen Grundlagen der heutigen Schule, die volksthümlich undfreiheitlich sind.—Die Mängel der Volksschulbildung beruhen vor allem auf derwirthschaftlichen Roth des arbeitenden Volkes, und darum fordernwir für die Kinder neben dem Rechte auf Erziehung das Recht ausErnährung. Mit aller Entschiedenheit weifen wir den Versuch zurück,die Lehrerschaft, die ohnehin durch Bureaukratie und Psaffenthumbedrückt wird, durch Einräumung noch größeren Einflusses an dieseVolksschädlinge ihnen vollends zu unterwerfen. Bielmehr fordernwir die Reform der Volksschnle in dem Sinne, daß der Religions-Unterricht von der Schule getrennt und den Religionsgenossenschajtenüberlassen werde.Vor allem aber weisen wir den Versuch entschieden zurück.eine Verkürzung der achtjährigen Schulpflicht und eine Einschränkungdes wichtigsten Lehrstoffes zu gunsten des Religionsunterrichtesdurch eine Hinterthür in das Schulgesetz zu schmuggeln. Die heuteungenügende Wirksamkeit des Unterrichtes ist zu erhöhen durch Ver-mehrung der Schulen und Entlastung der Lehrer, denen nichtmehr als dreißig Kinder in einer Klasse überwiefen werden sollen;ferner durch die Sicherung der Arbeitsfähigkeit der Lehrer durchausreichende Besoldung und der Empfänglichkeit der Kinder durchBeistellung von Nahrung, Kleidung und Lehrbehelsen aus öffeut-lichen Mitteln."—Trieft, 1. Februar. In der heute stattgehabten Sitzung desStadtraths wurden Schreiben der Statthalterei verlesen, durchwelche der Magistrat angewiesen wird, die von vorn-herein abgewiesenen slavischen Wähler und einigedurch Beschluß der Stadtrathssitznug vom 27. Januarabgewiesene Gruppen von Gemeinde-Mitglieder» in dieWählerlisten aufzunehmen. Der Vize-Präsident Lnzzatoüberreichte hieraus dem Bürgermeister die schriftliche Erklärung, dieMajorität erblicke in den Anordnungen der Statthalterei eine Ver-letzung des Gemeindestaluts und reiche in corxoro ihreDemission ein. Der Bürgermeister Pittcri erklärte hierauf.angesichts des Entschlusses der Majorität lege er sein'Amtals Bürgermeister in die Hände des StatihalterS zurück. Dieuschauer auf der Gallerie begleiteten die Erklärungen mit stürmischen,eifall.Die Großrheder im österreichischen Hamburg find Italienisch ge-sinnt und wollten den slavischen Arbeitern, aus denen sie Mehr-werth pressen, das Wahlrecht rauben, und da ihnen dies nicht ge-lungen ist, haben sie selbst nun die Arbeit im Gemeinderathe ein-gestellt.—Ungarn.Budapest, 2. Februar. Die im April vorigen JahreS nach derFestung Komorn gebrachten vier Husaren, welche seinerzeit ihrenWachtmeister erschlagen haben, wurden vom Kaiser begnadigt n»dsofort in Freiheil gesetzt.—— Der hervorragendste Parlamentarier Ungarns,der einzig gefürchtete Führer der Opposition, Graf Albert Apponyi,ein glänzender Redner und hochgebildeter Politiker, entsagt der Oppo-sition und dem parlamentarischen Leben, gegen das glänzende Entgeltdes Londoner Botschafterposteiis hat er der Regierung das Feld ge-räumt. Mehr praktisch als rühmlich.—Schweiz.Bern, 2. Februar. Dem Vernehmen nach wird der BundeSrathbei den betheiligten Staaten eine Revision der LateinischenMünz-Union zum Zwecke der Vermehrung der Eilber-Scheide-münzen anregen.Dänemark, Luxemburg sowie Schweden und Norwegen habenihre» Beitritt zur Berner Uebereinkunft, betreffend zoll sichereEinrichtung der Eisenbahnwagen im internationalenVerkehr augezeigt.—Zürich, 2. Februar. Der Kantonsrath beschloß nach langerBeralhung mit 120 gegen 22 Stimmen, Frauen zur Ausübungder Advokatur zuzulassen; Ehefraum bedürfen der Zu-stiinmung der Gatten.—Frankreich.PariS, l. Februar.(Eig. Ber.) Während die Kammer sichanschickt, die Sleuerlast der Volksmasse durch die Zuckerprämiennoch mehr zu erhöhen, geht ihr die Abrechnung über das Budgetvon 1895 zu, welche ein reelles Defizit von rund 18 MillionenFranks aufweist. Die in jenes Jahr fallende Madagaskar-Expedition kommt dabei nicht in betracht, denn ihre Kostensiguriren in einer vom Budget gesonderten Rechnung. Esist also ein sozusagen normales Defizit, wie es seit1892 regelmäßig wiederkehrt. In diesem Jahre bezifferte sich dasDenzit auf ca. lv Millionen, 1893 auf über 84 Millionen, 1894 auf21'/., Millionen. Dagegen gab es 1390 einen Ueberschutz von nahezu88 Millionen und 1391 einen solchen von über 100 Millionen. DerBeginn der Defizitwirthschaft fällt zusammen mit dem Inkrafttretender Meline'schen Schutzzollpolitik, mit der Erhöhung derZolltarife in, Jahre 1892. Meline versicherte damals, die erhöhtenZolleinnahmen würde» dem Budget eine sichere Basis geben und„mehr als eine nützliche Reform" ermögliche». Die Wirklichkeit hatden mehr oder minder aufrichtigen Optimismus des SchutzzöllnersLügen gestrast. 1892 lieferten die Zölle im Vergleich mit demhoffnungsvoll erweiterte» Voranschlag 18 Millionen weniger,1893 27 Millionen weniger, 1894 infolge eines vorsichtigerenVoranschlags zwar 2 Millionen mehr, aber 1395 gar 57 Millionenweniger. Welch' ausschlaggebende Rolle die Schutzzölle im Defizitdieses Jahres spielen, ergiebt sich daraus, daß die MindereinnahmeninSgesammt blos 74,2 Millionen betrage».— Nebenbei zeigt dieAbrechnung für 1395 wieder einmal, wie wenig sich die Verwaltungs-organe der Bourgeoisrepublik um die Beachtung des vomParlament festgesetzten Budgets kümmern. Trotz der seinerzeitvolirte» Nachtragskredite von über 58 Millionen hat das Parlament„zur endgiltige» Regelung deS Budgets" nun�noch einen natürlichbereits verpulverten.Ergänzungskredit" von 1 066 104 Franks zngenehmige». Die lleberschreitungen werden in keck-nachläsfiger Weisedurch das b u d g e t w i d r i g im Sudan unterhaltene über-s ch ü s s i g e Personal an Ossiziere», Aerzten, Veterinären, durchhöhere Reisekosten der Sudan-Beamten und dgl. mehr hervorgerusen.Der Besuch deS Grasen M u r a w i e w hat in den uuab-hängigen politischen Kreisen keineswegs den schlechten Eindruck ver-wischt, den die Veröffentlichung des englischen Blanbuches hervor-gerufen hatte. Die oppositionelle Presse aller Schatlirnngen greiftanotaux wegen seiner sorlaesetzlen Geheinmißkrämerei und seinesadavergehorsams gegenüber Rußland heftig an. lieber die Bedeutungde? von der Regicrungspresse bejubelten Murawiew-Besuchs schreibtheute der„Radical", das angesehenste Organ der bürgerlichen Oppo-sition:„Die Pariser Besprechungen werden sicherlich von geringererBedeutung gewesen sein(als diejenigen zwischen Murawiew undHohenlohe). Dank dem famosen Einvernehmen(kaweusv entent«)weiß ja Rußland, daß eS aus die Folgsamkeit Frankreichs rechnenkann.... Mag Rußland dies oder jenes wollen, unsereStaatsmänner sind im voraus entschlossen, Amen zusagen...." Und zu dem Gerücht über die bevorstehendeVeröffentlichung«ineS französischen Geldbuches betr. Armenien meintda? Blatt ärgerlich, daß die Franzosen darüber nur das erfahrenwürden, was Murawiew bekannt z» machen für gut halte:„InWahrheit sind wir über die Absichten unserer Regierung ebensounterrichtet, als wenn wir Unterlhanen des Selbstherrschers gewordenwären. Eine seltsame Folge der Allianz!"—— Das Znckersteuergesetz wurde im wesentlichen nachden Wünschen des Oberagrariers und Ministerpräsidenten Melineangenommen.—Belgien.— DaSMaulkorbgefetzistmit7S katholischen Stimmengegen 27 sozialistische Stimmen angenommen worden. Pfaffen undliberale Bourgeois gehen heutzutage stets Hand in Hand, wenn esgilt, die Stimme der Wahrheit zu ersticken. Uebrigens machen esunsere belgischen Genossen, wie weiland wir mit dem Sozialisten-gesetz: ste pseisen daraus!—Niederlande.Amsterdam» 1. Februar.(Eig. Ber.) Die Wahlen zu denGeiieralstaaten, die diesmal zum erste» Male auf gnrnd des erweiterten Wahlrechts stattfinden, sind für den 1. Juni ausgeschrieben.—