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Ur. 195.
Sonnabend, den 23. August 1890.
7. Jahrg.
Berliner Volksblatt.
Organ für die Interessen der Arbeiter.
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Das Berliner Volksblatt"
erscheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei wingin's Haus vierteljährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mart, wöchentlich 28 Pf. Einzelne Nummer 5 Pf. ltung Sonntags- Nummer mit dem„ Sonntags- Blatt" 10 Pf. Bostabonnement 3,30 Mart pro Quartal. ten Bun ( Eingetragen in der Postzeitungspreislifte für 1890 unter Nr. 892, V. Nachtrag.) ninter Kreuzband, täglich durch die Expedition, für Deutschland und Desterreich- Ungarn 2 Mark, für das übrige Ausland 3 Mark pro Monat.
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Redaktion: Beuthstrake 2.
Achtung!
Otto Klein, Bigarrengeschäft, Ritterstr. 15, S. Carl Wildberger, Tapezier, Kommandantenstr. 60, S. Gottfried Schulz, Bigarrengeschäft, Rottbuserplatz, SO. Otto Thierbach, Rheinsbergerstr. 29, N. Die Parteiblätter werden höflichst um Abdruck gebeten.
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Expedition: Beuthstraße 3.
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schamlose Ausbeutung der Kinderarbeit zu begründen"; Die Kapitalisten, denen diese Kure eigneten, haben es wird behauptet, Erwachsene gewöhnten sich nicht mehr nicht einen Finger gerührt, um diese gewaltige Bereicherung Diejenigen Genossen, welche auf Grund des Sozialisten- an die Arbeit in den engen gewundenen Gängen, in denen für sich herbeizuführen. Zola in seinem Germinal", ein Roman, der ja den Lesern des„ Berliner Volksblatts" gutgefeges aus Berlin ausgewiesen und Willens sind, zum die Lüftung sehr schlecht vor sich geht! Das sichere Mittel gegen diese Schwierigkeit lieferte bekannt ist, schildert uns in der Familie Gregoir solch 1. Oktober nach Berlin zurück zu kehren, resp. vorüber- die rasche Entwickelung des Maschinenwesens. Man war eine in dumpfer Behaglichkeit vom Schweiße der Arbeiter gehend zu dieser Zeit Berlin besuchen wollen, werden seit Einführung der Dampfmaschine gar bald im Stande, ein Jahrhundert und länger bereits lebende Denierbefizerhiermit ersucht, ihre Adressen brieflich mit genauer Angabe, gegen den stärksten Wasserzudrang sich zu schützen und Familie. Sogar in der Zeit der wirthschaftlichen Krisis, ob sie in Berlin zu verbleiben oder nur vorübergehend die Schächte nach Belieben zu erweitern. Dies geschah in 1878, kostete der Kur noch 50 pCt. mehr als sämmtliche zurückzukehren gedenken, umgehend an Unterzeichnete einzu- dem Verhältniß, als es gelang, die Fördermaschine mäch- Einzahlungen, die von den Theilhabern geleistet waren, tiger herzustellen und die tägliche Förderung zu steigern. mit Zinseszins betragen würden, und 20 pCt. mehr, als ion reichen. Im Jahre 1800 förderte man mittelst Pferdegöpelbetriebes der Denier 1840 galt. aus 200 Meter Tiefe 130 Tonnen zu 500 Kilogramm= Gewachsen find in toloffalem Maßstabe der Unter65 Tonnen täglich, wenn man Tag und Nacht arbeitete. nehmergewinn und die Arbeitsleistung der Grubenleute, Durch Vergrößerung der Tonnen steigerte man die täg gewachsen ist zugleich die stete Gefahr für den Bergmann liche Förderung auf 100 Tonnen. Die 1841 in Aniche und die Gesundheitsschädlichkeit der Arbeit. Die Schachteingeführte Fördermaschine des Systems Watt, anfangs erweiterung veränderte die Art des Betriebs, die steigende zu 12 Pferdekräften, später zu 20 bis 30 Pferdekräften, Tiefe und die steigende Intensität des Abbaus fetter Kohle förderte 160 Tonnen per Schacht, heute heben Doppel- vermehrte die Katastrophen durch schlagende Wetter u. s. w. zylindermaschinen von 300 bis 500 Pferdekräften täglich Die Erweiterung der Schächte erlaubte die Einführung einer 333 Tonnen aus einer Tiefe von 500 Metern. Die täg- beffecen Ventilation, die Herablassung von Pferden und liche Förderung und der Schachtdurchschnitt sind jetzt also Maschinen zum inneren Transport und dadurch die Die„ Gesellschaft der französischen Koylengräber", nur noch abhängig von dem möglichen Maximum des täglichen Beseitigung der Schlepperarbeit, die Höhe und Breite eine mächtige Kapitalistenvereinigung, erklärte im Jahre unterirdischen Abbaus. Für Aniche setzte die Betriebsleitung, der Stollen stieg von 1,48 auf 2 Meter, die der Seiten1868, daß der Aufenthalt in den Gruben der gesündeste bei einem Durchschnitt der Schächte von 4 Meter, das Maximum gallerien von 1,18 auf 1,80 Meter. fei, der fich denken lasse. Man hört", schrieben diese auf jährlich 100 000 Tonnen fest. Die Leistung des Ar- also vielleicht," sagt unsere Quelle, Beseitigung oder EinBiedermänner,„ bei den Arbeitern unter Tage nur Gesang beiters ift demnach auf's erheblichste gestiegen, die an ihn schränkung der Kinderarbeit den anderen für die Arbeiter und lachende Stimmen". Seitdem ist selbst von offiziellen gestellten Anforderungen haben sich vermehrt. Man be- wohlthätigen Folgen der technischen Fortschritte hinzufügen können, aber derselbe Spekulationsgeist, der diese Kreisen, die nur schwer einen Wechsel ihrer Anschauungen trachte folgende Zahlen: hervorgerufen hatte, beeinträchtigte im Fortschreiten auch eintreten lassen, die Thatsache anerkannt worden, daß diese| mehrfach ihre guten Folgen. Die viel theurer gewordenen wie andere Behauptungen der Steinkohlenhelden FrankSchächte sollten ganz ausgenutzt werden, d. h. es sollte reichs eitel Lug und Trug gewesen sind, darauf berechnet, wirklich so viel abgebaut werden, als man zu Tage föröffentliche Meinung zu täuschen, die Gesetzgebung von In drei Jahren fielen die Produktionskosten um dern konnte. Zum intensiveren Abbau brauchte man mehr ate, 5, edem Versuche des Arbeiterschuhes fernzuhalten und die Arbeit, auch der Kinder, in den gefährlichen Betrieben 58,4 pct. Die alte Maschine brauchte jährlich 21 240 Arbeiter, man vermehrte also die billige Hektoliter Kohlen, die neue sie ersetzende Maschine nur Frauen und Kinderarbeit, deren Verwendung ungenirt wie möglich auszunüzen. Das Schmoller'sche„ Jahrbuch" theilt aus einer 1878 3047 Hektoliter, man sparte also jährlich 18 193 Hektoliter, zur Bedienung des neugestalteten, innern Transportes in 3,50 erschienenen Schrift des Grubeningenieurs Vuillemin über und die neue Maschine bezahlte sich in 22 Jahren selbst! erhöhtem Grade möglich geworden war." Also EinfühOhladie Kohlengruben von Aniche eine Reihe intereffanter Daten Die Inhaber der kuxe, d. H. der Antheile am Berg- rung befferer Einrichtungen um des Gewinnes willen, um mit, die, trotzdem zwölf Jahre bereits verflossen sind, den- werke, machten ausgezeichnete Geschäfte. Der Werth eines auf's wohlfeilste möglichst viel zu produziren, und nachnoch geeignet sind, als schäzbares sozialpolitisches Material solchen Antheils( in Frankreich heißt man ihu dénier), der dent nun endlich der Vorwand für die Kinderarbeit, den Die m Jahre 1786 auf 333 Livres, 1817 auf 1000 Frks. wir oben erwähnt, die engen Gänge, fortgefallen, erst zur Kennzeichnung der Arbeiterzustände zu dienen.
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Mine von Aniche gehört zu den ältesten Gruben des sich belief, betrug nordfranzösischen Kohlenbeckens; sie wurde im Jahre 1773| gegründet. Die Kohlengewinnung ist in Nordfrankreich mit großen Schwierigkeiten verknüpft; durch sehr durchlässigen und wasserreichen Kalk sind die Schächte oft über 300 Meter tief abzuteufen, und dann trifft man nicht selten auf unregelmäßig gelagerte Flöße von geringer Mächtigkeit, deren Kohlen nur mittelmäßig sind. Die Profitsucht der Attiengesellschaft benutzte dies als Vorwand, um die
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als befuble fie ihre Liebe, wenn sie an diesem Orte davon
spräche. Ich weiß nicht... Ich weiß nicht ... sagte sie leise, vor Frost erbebend. Der Kommissar erklärte endlich unwillig, daß man sie zu ihren Eltern zurückführen würde,
mehrere außer fich, es war, als wenn der Fluß ihr einen Schleier würde.
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Man hätte
recht Einspannung zarter Kinder in das aufreibende Joch der Grubenarbeit. Die Schlepperarbeit, früher durch Erwachsene besorgt, fällt nun, da Pferde und Maschinen in den Dienst des Transportwesens unter Tage gestellt sind, Kindern und Weibern anheim. Und man bedenke, daß der Drang, die Schächte möglichst auszunuzen, dazu führt, den intensiver und durch Gebrauch von unterirdischen Bohrmaschinen leichter gewordenen Abbau räumlich weiter auszudehnen. Früher trieb man von einem Schacht die
nieder..
bärmlich, was sie gethan hatte. Was hatte sie dazu be- Abreise verstanden und bei dem geringsten Geräusche stürzte Nu antworten sie nach der Thür oder dem Fenster, um zu sehen, ob man wogen? Warum wollte sie sterben? ihre Tochter zurückbrächte. Unter strömenden Thränen Aber die 2c. Delobelle antwortete nicht, es schien ihr, warf sie sich vor dem leeren Lehnstuhl des armen Kindes Jetzt hielt ein Wagen vor der Thür. Stimmen er schollen von unten herauf: Mama Delobelle hier ist sie..... Ihre Tochter ist Erschrick nicht, es ist nichts", stammelte Desiree beim Aublick ihrer Mutter, dann brach sie ohumächtig auf der Treppe zusammen.
Das unglückliche Kind gerieth vor Scham und Fieber jedoch unter der Bedingung, daß sie es nie wieder thun
vor die Augen gelegt und ein Brausen in den Ohren zu-| rückgelassen hätte. Endlich brachte man sie in ein anderes Arbeiter fleineres Zimmer, wo der Herr Kommissar in höchft eigener Berson saß, seinen Milchkaffee trant und die Gerichts
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er barsch, ohne von dem Zeitungsblatt auszusehen:" Ah!|
vorzulesen:
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Nun, wollen Sie mir das versprechen?" " O ja, ja, mein Herr."
Sie wollen es also nie wieder thun?" niemals Nein, gewiß nicht.
niemals
wieder da."
Wer hätte Mama Delobelle solche Kraft zugetraut, daß sie ihr Kind in einem Augenblicke aufheben, ins Zimmer Endlich brachte man sie in einem Wagen nach Hause. tragen und ins Bett legen konnte. Und wie sprach sie mit ihm und küßte es, stopfte die Bettdecken fester, wärmte ihre Während er sein Brötchen in den Kaffee tauchte, frug Aber ihr Martyrium sollte noch nicht zu Ende sein, Der sie begleitende Polizeibeamte zeigte sich gar zu Füße, drückte sie unzählige Male an's Herz. Vor den geschlossenen Augen Desiree's zogen jetzt alle Sie finds", und sogleich begann der Polizist seinen Bericht höflich, gar zu liebenswürdig. Sie that, als verstände sie ihn nicht, rückte bei Seite, 30g ihre Hand weg. Welche Einzelheiten ihres Selbstmordes, alles Entfehliche, das sie Das Schrecklichste aber war die Ankunft durchgemacht, vorüber. In dem Fieber, das sie befiel und „ Um elf drei Viertel Uhr machte die pp. Delobelle, Marter! Manife Braque bei ihren Eltern, am Quai de la Mégisserie, vor und der Hausbewohner. Schon in aller Frühe hatte man burch Paris ; dann fühlte sie den Schlamm und Schmutz vierundzwanzig Jahre alt, Buhmacherin, wohnhaft Rue de in der Nue de Braque, die Aufregung der Straße dem bleischweren Schlummer, quälte sie der tolle Marsch dem Hause Nr. 17, einen Selbstmordversuch, indent sie sich in den berühmten Delobelle mit verkehrt aufgestülptem Sute des Flusses und die Erinnerung an die Szenen auf der die Seine stürzte, aus der sie Herr Parchemin , Sandbaggerer, und zerknitterten Manschetten davoneilen sehen, und die Wache und dem Kommissariat entlockten ihr immer die leise wohnhaft Rue de la Butte- Chaumont, ohne Schaden heraus- Portiersfrau erzählte, daß die arme Frau Delobelle wie flehenden Worte:" Verstecke mich... verstecke mich... ich Der Herr Kommissar hörte dies fanend mit der gelang Beile, eine auch noch so geringe Spur von ihrem Kinde zu weilten Miene eines Menschen an, den nichts mehr in finden. Erstaunen setzt. Dann hielt er der pp. Delobelle eine gewichtige Strafpredigt. Es war sehr schlecht, sehr er- ihres Kindes in letzter Zeit und besonders nach Franzens| tann unbesorgt sein. Wie sollte sie auch jeht hinunter und
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wahnsinnig durch alle Zimmer gelaufen wäre, um eine schämte mich."
VI.
Sie hat versprochen, es nicht wiederzuthun. Die arme Frau hatte jetzt, leider zu spät, das Benehmen Nein, sie wird es nicht wieder thun, der Herr Kommissar