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Nr. 229.

Donnerstag, den 2. Oktober 1890.

7. Jahrg.

Berliner Volksblatt.

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Organ für die Intereffen der Arbeiter.

Das Berliner Volksblatt"

erscheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin   fret in's Haus vierteljährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mart, wöchentlich 28 Pf. Einzelne Nummer 5 Pf. Sonntags- Nummer mit dem Sonntags- Blatt" 10 Pf. Postabonnement 3,30 Mark pro Quartal. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1890 unter Nr. 892, V. Nachtrag.) Unter Kreuzband, täglich durch die Expedition, für Deutschland   und Desterreich- Ungarn 2 Mark, für das übrige Ausland 3 Mark pro Monat.

Redaktion: Beuthstraße 2.

Biele der Die wahren Biele

Sozialreaktion.

In einer seiner Hez- und Schimpfreden gegen die Sozialdemokratie sagte der glücklich verflossene Reichs­fanzler: die Sozialdemokratie habe ihre wahren Ziele ver­schleiert wenn man den Schleier hinwegziehe, zeige sich ein abscheuliches Schreckbild, das mit Efel und Grauen erfülle.

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Dem Erkanzler ist es hier gegangen, wie den übrigen Anbetern und Vertheidigern des goldenen Kalbes: er hat der Sozialdemokratie die Sünden und Verbrechen des Kapitalismus und der Reaktion untergeschoben. Das Schreckbild, welches er der Sozialdemokratie an- dichtet, ist sein eigenes Jdeal.

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Die Sozialdemokratie hat ihre Ziele niemals ver­schleiert diese sind aber so erhaben und haben für die Masse des Volts eine so unwiderstehliche Anziehungskraft, daß der Reichskanzler a. D. das Sozialisten­gesez machte, um die Sozialdemokratie aus der Deffentlichkeit zu vertreiben, und sie an der Enthüllung § ihrer wahren Ziele zu hindern.

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Dagegen haben die Feinde des Sozialismus aller­dings sehr gute Gründe, ihre ,, wahren Ziele" zu ver­stecken; und sie thun das auch hartnäckig.

Judeß ohne Erfolg, denn die wirkliche Natur dieser sauberen Ordnungshelden bricht bei jeder Gelegenheit hinter der gleißnerischen Maske hervor..

Heute wollen wir nun den Lesern ein interessantes Schriftstück vorlegen, welches mit brutaler Rücksichtslosig= feit die wahren Ziele" der Sozialreaktion bt enthülüt. Das Schriftstück wurde für die russische Regierung vor etwa 15 Jahren ausgearbeitet, als der Gedanke einer neuen Heiligen Allianz  " gegen die Revolution das heißt die gegen sozialdemo­fratische Bewegung Und auftauchte. zwar das Schriftstück, welches einer internationalen Polizei- und Diplomaten Konferenz unterbreitet werden sollte, mit auf Veranlassung des Fürsten Bismarck verfaßt worden und hat seine Billigung empfangen.

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Das Schriftstück, welches nach dem Muster des be= rühmten Test a ments Peters des Großen ent­lb worfen ist, lautet wie folgt:

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Insertionsgebühr

beträgt für die 5 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf., für Vereins- und Versammlungs­Anzeigen 20 Pf. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin   SW., Beuthstraße 3, sowie von allen Annoncen- Bureaur, ohne Erhöhung des Preises, angenommen. Die Expedition ist an Wochentagen bis 1 Uhr Mittags und von 3-7 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Festtagen bis 9 Uhr Vormittags geöffnet. Fernsprecher: Amt VI. Nr. 4106.

Expedition: Beuthstraße 3.

Behufs dieses Zweckes unterbreitet das t. Kabinet zu Petersburg   den befreundeten Kabineten einige summarische Bemerkungen über die Elemente einer gouvernementalen Reorganisation und über die administrativen und ökono­mischen Fragen. Nach seiner Meinung sollen sie sogleich einem Studium unterzogen werden, damit man allerseits bereit sei, im geeigneten Augenblicke, die sich hieraus ergebenen Folgerungen ohne Zaudern mit Muth und Energie zur Anwendung zu bringen. Die f. Agenten werden beauf­tragt, durch die ihnen bekannten Mittel die Politik der noch nicht zustimmenden Mächte in dem Sinne der Lösungen, welche die Zustimmung der verbündeten Re­gierungen erhalten werden, zu lenken.

Gemäß früherem Uebereinkommen soll die Unternehmung gegen die europäische   Revolution unter Anrufung der ewigen Prinzipien des Eigenthums, der Familie und der Religion, auf welchen die soziale Ordnung beruht, eröffnet werden. Die Ausrottung des Sozialismus muß man als Vorwand festhalten. Doch scheint diese Feststellung des Zweckes der Unternehmung dem t. Kabinete in Anbetracht der weiteren Verbreitung des Uebels und der unfaßbaren Allgemeinheit obigen Ausdruckes noch viel zu unbestimmt. Ihm dünkt es wünschenswerth, als zu bekämpfendes Ziel nur den räuberischen, fluchwürdigen, revolutionären Sozia­lismus zu bezeichnen und vorerst den reformatorischen, jene Prinzipien achtenden Sozialismus zu übergehen, und zwar aus einem zweifachen Grunde:

1. Würde man sich so, wenn nicht die Mitwirkung, doch die Neutralität beinahe der gesammten Bourgeoisie sichern und auch in den Reihen des honetten Prole­tariats zahlreiche Anhänger gewinnen.

2. Würde man sich so gewisse Brinzipien aufbewahren, welche bei dem gouvernementalen Wiederaufbau mit großem Nußen angewendet werden können, wie unten gezeigt wird.

Angenommen, daß der Feldzug Resultate für die Ord­nung und die Autorität ergiebt, so würde das k. Kabinet doch glauben, nur den kleinsten Theil der großen Aufgabe gelöst zu haben, wenn es ihm nicht gelänge, den Sieg der guten Sache zu vervollständigen. Darum bezeichnet es heut schon den verbündeten Regierungen eine Reihe all­mäliger Maßregeln, mit deren Hilfe es leicht sein wird, die Gewalt und die Ruhe in allen Staaten und dauernd her­zustellen.

lichen Versunkenheit der Regierung Louis Philipps, bis zu den demokratischen Revolutionen der Jektzeit, bis zur Pest des Sozialismus, die an den Völkern nagt, bis zum Königs morde und bis zum Tollhausprojekte einer Universalrepublik und des ewigen Weltfriedens.

Es ist daher von höchster Wichtigkeit und unabweiss barer Nothwendigkeit, einen Baum, der so abscheuliche Früchte trägt, zu entwurzeln oder start zu beschneiden. Seine gänzliche Entbehrlichkeit wird nicht nur durch ein­fache Schlußfolgerungen bewiesen, sondern auch durch die Geschichte von Staaten, die ohne ihn bestanden haben und noch bestehen. Vor Allem möge man durch Gründe, welche den Häuptern der sozialistischen   Seften selbst entlehnt wor­den, den arbeitenden Klassen die äußerste Schädlichkeit der schmarozzerhaften Bonrgeoisie beweisen.

Sofort wird es sich darum handeln, den Bürgerstand sachte um seine besten Hilssquellen zu bringen. Indem man sich einiger sozialistischen   Sätze vorsichtig bedient, schreitet man zur Grpropriation der Besizer und Aktionäre der großen Industrien, der Transportmittel, als z. B. der Bergwerke, Wälder, Kanäle, Eisenbahnen 2c. Man erklärt als Staatsmonopol und als Regie gewisse Zweige der Landwirthschaft und des Handels. Runkelrüben- Zucker­Raffinerien, Kolonialwaaren und die bereits bestehenden Steuern auf die Lebensmittel, endlich das System der Atzise sind Punkte einer Zeichnung, deren Umrisse man hier nur geben kann. Eine Militärregierung, um der Anarchie zu steuern, wird die erforderlichen Mittel und Wege finden. Man wird in die Gefeßgebung Verfügungen in Betreff der Arbeitgeber, welche ihre Untergebenen be­drücken und übervortheilen, dann in Betreff der Kaufleute, welche das Vertrauen des Publikums mißbrauchen, aufs nehmen und die Dawiderhandelnden mit der Unwürdig feitserklärung zur Ausübung eines und mit der Entziehung ihrer Gewerbe bestrafen. Durch dieses Verfahren eignet sich der Staat die Hilfsquellen der Bourgeoisie an und er­wirbt sich die Gunst der Arbeiter, während er dieselben mehr und mehr der Bourgeoisie abgeneigt macht.

In den großen Mittelpunkten der Industrie, deren Leitung der Staat übernommen hat, würde man die An­gestellten und die Arbeiter hierarchisch einreihen und mili­tärisch organisiren, sie zu einer strengen Disziplin, zu militärischen Uebungen und wöchentlichen Revuen anhalten; dadurch würde man nicht nur die revolutionäre Ansteckung vermindern und die Arbeit regeln, sondern auch mit ge= ringen Kosten eine disziplinirte Armee unterhalten, welche an Subordination gewöhnt wird und der Regierung um so mehr ergeben wäre, als sie besondere Vortheile genöffe, 3. B. einen beträchtlich höheren Lohn als bei der Privat­industrie und die sichere Aussicht auf eine Altersversorgung. Diese Vortheile würde man durch die Anwendung der Prinzipien der Assoziation erreichen, als welche sich das Zusammenleben in Arbeiterkasernen herausstellen würde.

Sublata causa tollitur effectus.( Mit der Ursache schwindet die Wirkung.) Dieser Spruch gilt in der Politik wie in der Physik. Wo ist die Ursache aller Um­wälzungen, der religiösen wie der moralischen, der philo­sophischen, wie sozialen und politischen, welche seit mehr als 300 Jahren, oder vielmehr seit der Emanzipation der Städte durch Philipp August  , einem Revolutionär ohne es zu wissen, die Erde erschüttert haben? Die Ursache findet sich wesentlich und vorzüglich in dem Bestehen eines sogenannten Mittelstandes, eines Tiersetat, einer Bour­geoisie, welche ihrer Natur nach wohlhabend, intelligent, Gräsonnirend, störrisch, revolutionär, unregierbar ist oder die Wirsamkeit einer jeden Regierung lähmt oder entnervt. Mit den Ideen der republikanischen Vorzeit angefüllt, er­zeugte sie nacheinander die religiösen Keßereien und philo­fophischen Ausschweisungen des Mittelalters bis zur Reformtion zu ersticken. Zum Schlusse glaubt man noch erinnern mation, bis zur Philosophie des 17. und 18. Jahrhunderts, bis zur demokratischen Diktatur Bonapartes, bis zur periodischen Vertreibung legitimer Dynastien, bis zur sitt­

Plan zur Rettung der europäischen   Gesellschaft." Der Augenblick ist gekommen, um mit der gänzlichen Wiederherstellung der Gesellschaft auf den Prinzipien der reinen Monarchie zu beginnen, die Rechte der legitimen wie die erblichen Vorzüge des Adels in ihren baren, unbestreitbaren und unbestrittenen Grund­Tagen zu befestigen.

Feuilleton.

Nachdruck verboten.]

Victoria.

Roman von Minna Kautsky  .

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ich dank schön, mich gelüftet's nicht darnach; was aber das, " Ihnen am Hals sigen", anbelangt, so, mein ich, wird sich das bald ändern. Ich näh keine Ballkleider für mich, Gott bewahr', meine Toilette ist bald zusammengestoppelt, ich arbeite da für fremde Leute; man lobt mich und ich hoffe, mein Verdienst wird bald hinreichen, um mir nicht nur die Kleider allein zu schaffen, wie das jetzt schon geschieht, sondern Alles, was ich überhaupt brauche."

Ist Dir das vielleicht was Neues? Weißt nicht, wie's Sie sagte das mit all dem Stolz und der Selbstüber mit uns steht, und was der Herr Sohn uns fostet? Ja, hebung eines Bürgermädchens, das soeben erst angefangen unsere Kinder, die machen sich das recht bequem, sind hat, Geld zu verdienen, das bislang bei seinen Eltern ge­de voll Hochmuth und Eitelkeit und bleiben uns hübsch am wohnt und von ihnen ernährt wurde, und somit den harten Hals." Kampf um die Existenz noch gar nicht kennt und ihn spielend zu bewältigen glaubt.

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egen Er näherte sich nun doch wieder der Tochter in mi aggressiver Weise. Möchte nur wissen, weshalb das Mädel sich da alleweil putzt und Ballkleider näht; und dabei bleibt Das sie fizen und wird eine alte Jungfer."

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Um die Konkurrenz des Auslandes bestehen zu können, würden alle Kontinentalmächte eingeladen und nöthigen­falls gezwungen werden, einer Kontinentalunion beizutreten. Hierauf würde sich von selbst eine Absperrung gegen Eng­land ergeben, mit dem übrigens der Krieg aufs Aeußerste geführt werden müßte, um den letzten Brand der Revolu­

31 müssen, daß überall dahin gestrebt werden soll, die firchliche Autorität mit der Regierungsgewalt in derselben Person zu vereinigen und daß für die Zukunft nur durch

Schulter sah sie mit einem schelmischen Frageblick zu ihm hinüber.

Er mußte ebenfalls nach seinem Mädel blicken, das in üppiger Jugend ein Bild vollster Gesundheit bot, und deren kräftiger Busen in dieser Stellung in herrlicher Rundung hervortrat.

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Das brummige Gesicht des Vaters überflog ein Lächeln. Meiner Seel, man könnt glauben, daß da Alles solid ist, aber bei Euch Frauenzimmern weiß man ja heutzutage nicht, was echt und falsch ist."

Die Mutter blinzelte ihm zu, und wagte sogar, gleich­sam verschämt, ein zurechtweisendes Wort, aber der Alte lachte nun erst recht und sie mußte jetzt obendrein einige Anspielungen über ihre eigene runde Persönlichkeit mit in den Kauf nehmen.

geschlagen; es war fertig.

Der Vater war schier gebändigt. So rauh und eigen­sinnig er war und vor seinem Weibe sich behauptete, seinen Sie legte die Nadeln zusammen und rettete sich Kindern gegenüber zeigte er sich oft schwach, ja er war, was vor den schlechten Witzen ihres Herrn und Gebieters in die Er spuckie auf die Seite, wie in Verachtung. ihre Fähigkeiten betraf, in jenem lächerlichen Dünkel be- Küche. Aber Vater," wagte seine Gattin in schüchterner Ein- fangen, der bei Eltern, deren Kinder etwas mehr gelernt Dieser hatte den letzten blanken Nagel in das Kummet wendung, sie ist doch erst dreiundzwanzig." haben als sie selbst, so häufig ist. Emilie aber machte mit dem Kopf eine abwehrende Ge- Er setzte sich wieder zu seiner Arbeit und brummte Er besah es noch einmal wohlgefällig von allen Seiten berde. Lassen's doch, Mutter, Sie wissen ja, wenn der topfschüttelnd: Ja, ja, ja, den Mädeln ist jetzt alles lieber, und hing es dann an einem großen Wandnagel auf. Dann in Vater eine Lokomotive hört, dann geht er mit durch, und als eine arbeitssame und gefügige Hausfrau zu werden. nahm er seine Pfeife, stopfte sie und zündete sie an. da nuht kein Bremsen." Sie hatte in einen neuen Faden Aber hörst," schrie er, in seinen erbosten Ton verfallend, blies dicke Rauchwollen vor sich, von denen die Stube bald te einen Knopf gemacht, und schnellte diesen mit einem Finger ich will nicht, daß Du Dir, wegen den paar Kreuzern, die erfüllt war, öffnete hierauf die Thür und trat auf die Straße von sich, dann wandte sie ihre hübschen Augen dem Du da verdienst, die Augen verdirbst und mir am Ende hinaus. sagte schier trogig: Wenn ich brustkrank wirst."

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übrigens eine alte Jungfer bleiben will, so ist das Emilie lachte auf, es war ein helles, übermüthiges meine Sache, und durchaus fein Unglück. Mein Gott, man Lachen. Ich und brustkraut, gehn's Vater, finden Sie viel kann ja alle Tage sehen, was so eine Ehefrau für ein Leben leicht, daß ich so tuberkulos ausschau?" ihat, immer angebrummt zu werden und angeschnaubt, Sie hatte den Oberkörper aufgerichtet, und über die volle

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Diese lag bereits im Schatten; ein erfrischender leiser Wind brachte die ersehnte Kühlung, welche auch Emilie mit Behagen empfand, und der offenen Thür so nahe rückte, daß ihre Füße die Schwelle berührten.

Der Sattler, noch in seinem grünen Schurze und in