1. Beilage zum Berliner Boltsblatt.
Mr. 263.
Dienstag, den 11. November 1890.
werden.
-
-
7. Jahrg.
großen Mehrheit der Dadurch würden weder die Zolleinnahmen des Reiches ge- der Eine Fata morgana. Steuerzahler ihre Taschen schmälert werden, da das über den absoluten Bedarf Deutschlands füllen. exportirte Getreidequantum( und nur um solches könnte es sich ja Alle Sophistereien der Welt können die brutale Thatsache Der Ruf:" Fort mit den Getreidezöllen!" er- handeln), für welches der Zoll vergütet wird, immer wieder durch nicht beschönigen, daß troß des nicht unbefriedigenden Erntechallt immer lauter und dringlicher. Mit Siebenmeilen- Stiefeln einen entsprechenden Import ergänzt werden muß, für den der Ausfalles in Deutschland die Preise für Brotgetreide auf unſeren reitet die Preisbewegung der Lebensmittel vorwärts. Selbst goff at die zu die Theuerung der Lebensmittel- Preise emporgewachsen ist, schon zu Bourgeoisfreise scheinen die Ralamität, welcher le 3oll zu entrichten ist, noch die Interessen der Agrarier berührt Märkten sich in einer Höhe halten, wie – um ein Bismard'sches Bild zu gebrauchen der verrückteste Agrarier dies nicht vor empfinden, denn Stadtverordneten- Versammlungen und GewerfDiese denken mit der Freigebung der Identität einen kühnen wenigen Jahren zu hoffen gewagt haben würde. Die Kornschaften petitioniren beim Reichskanzler um Aufhebung der Vieh-| Schachzug zu thun. speicher sind unter der Wirkung der Zölle nahezu entblößt. Am örre, der Ausfuhrverbote und Herabſegung der Lebensmittel- einen beleutenden ung men und die petition ver Getreide wenig mehr als 10 000 Tonnen inklusive der Vorräthe 1. würde dadurch Grport von Getreide aus Deutschland Hauptmarkt in Deutschland , in Berlin , sind die Vorräthe an folchen Wie ein verfrühter Fastnachtsscherz nimmt sich unter stönigsberger Raumaufschaft mit einem Schlage erledigt sein. der Mühlen. Das ist eine eminente Gefahr für die Zukunft, da bachen Verhältnissen der Unkenruf der„ Konſ. Korrespondenz" Braight get ongeberger Stausmannſchaft bei dem Export des angesichts solch winziger Vorräthe die Aussicht auf irgend welche rach dem Strafrichter aus, den das zitirte Blatt gegen uns an- na magland importirten, Getreides nach England, Berringerung, der Preise für Berealien ausgeschlossen bleibt. weil wir nach deffen Meinung ungerechtfertigte Be- Schweben 2c. nicht nachzuweisen, daß das importirte Getreide mit Sowie die Binnen- Schiffahrt geschloffen wird und neuer Zuzug Gigung anzetteln. Wie leer muß es in den Schädeln solcher bem et exportienden in jeder Hinsicht, b. h. nach Waare, Drt ferngehalten ist, kann sich diese Entblößung von Vorräthen zu bribenten aussehen, wenn sie noch nicht begriffen haben, daß des imports und Gyports, Person des Importeurs und Greiner wahren Nothlage ſteigern, und thatsächlich nimmt man die Beunruhigung auf Seiten der Konsumenten ist, daß die porteurs, identisch ist, so ist damit von selbst eine Erhöhung des in unterrichteten Kreisen eine weitere Erhöhung der ' hier der Selbsterhaltungstrieb des Einzelnen sich gegen mensch- ist) angezeigt. vitalſten Interessen des Individuums auf dem Spiele stehen, daß Grports( der freilich nur nach voraufgegangenem Import möglich Getreidepreise in Aussicht. Und da zögert man noch Das Aufhören der Getreideausfuhr aus den länger mit der Beseitigung der Zölle. Da hat man
liches Frren auflehnt. Ostseehäfen ist dadurch gegeben; im Lager der„ Kreuz- Zeitung ", der" Post" und Blätter vom Das Nahrungsbedürfniß ist das dringendste Bedürfniß des Menschen. 2. würde durch die Aufhebung des Identitätsnachweises der gleichen Schlage, den traurigen Muth, von Begünstigung der Befriedigung hängt die Gesundheit des Menschen in erster Reihe prehe in erweckt werden, als wenn der Steigerung der nicht im- nehmlich erheben wir als Anwalt der Millionen Arbeiter, denen E3 äußert sich täglich, und von seiner Schein Getreide- Industries und Finanzinteressen zu sprechen. Laut und vera ja, die Erhaltung seines Lebens. Wenn demnach die Lebens: pete damit in die een berei a nlandes die des die Noth des täglichen Lebens das Dasein zur Unerträglichkeit mittel tünstlich bis zu einem Grade vertheuert werden, der die Auslandes nicht um den Betrag der Zollsumme über- steigert, die Stimme und rufen:„ Deffnet die Grenzen."
Ernährung der breiten Volksmassen ersichtlich schädigt, was ist steigen, so kann nach Aufhebung des Identitäts- Nach-| dann natürlicher als die Kundgebung des Unwillens über solche weises ruhig jedes beliebige Quantum Getreide importirt
Sozialpolitik. Nie und nimmer werden wir es der Köln . 3tg." glauben, die Waare wieder herausgeschafft werden kann, wobei man ja werden. Hat man doch die Gewißheit, daß schlimmsten Falls daß die Fleischpreise nach Fallenlaffen der Grenzsperre gegen Ruß den 3oll zurückerstattet erhalten würde. Thatsächlich würde also and weiter steigen müffen, weil dann dem deutschen Biehstand einer Ansammlung von Getreidelagern alsdann nichts im Wege vielleicht die Gefahr einer Verseuchung näher gerückt sei. Reines stehen. Gin übermäßiger Export wäre schon dadurch verhindert,
Lokales.
―e.
Die Forschungen des Profeffor Koch über die Heilung
kann diese mögliche Gefahr an Größe sich meſſen mit be bas Getreide, pobald er die Grenzen Deutschlands verläßt, der Tuberkulose find noch nicht abgeſchloſſen, werden jedoch bald nah vorhandenen Gefahr der weiteren Einschränkung der Gr- nuß den Weltmarktspreis vorfindet, com es sich zu unterwerfen für die Veröffentlichung reif sein. Obwohl bereits eine Reihe bahrung. Man hat berechnet, daß der Rückgang des Fleiſch- hat. Mit anderen Worten: Die Geſeggebung erleichtert, indem von pofitiven Erfolgen und glücklichen Heilungen vorliegt, hält Areirauchs gegen 1888 in Arbeiterkreisen 20 pCt. und in den fie die für die Ernährung des Landes überschüssigen Getreide: Professor Koch, wie die„ Nat- 3tg." erfährt, den Zeitpunkt für denisen der kleinen Beamten schon 10 pt. ausmache. Jezt wer- mengen in geeigneter Weise herausläßt, die Anſammlung von die Veröffentlichung jetzt noch nicht für gekommen. An den en auch die Kartoffelpreise anziehend, so daß nur äußerste Ein- Beathe. berculatie wedt werden, so fpe- fpeziellen Untersuchungen und Krankenbeobachtungen, die noch Bräntung tuliren de Möglichkeit des nothdürftigsten Auskommens im Haushalt bereitet refere wäre es ja nicht, daß zunächst Zibbery aus Frankfurt a. M., ein langjähriger vertrauter Freund an allen anderen Lebensbedürfnissen den Arbeitern tuliren unsere Schutzöllner, daß der Getreidenoth ein Ende weiter fortgesetzt werden, sind vier Aerzte betheiligt: Dr. Arnold angesichts der aufgestapelten Lager der Getreidepreis für den Koch's, der hiesige Spezialarzt für Chirurgie Dr. William Levy, Seit man bestrebt ist, den Kurs der Bismarc'schen Wirth Augenblick ein wenig nachgäbe. Allein, der Wahn würde nicht Dr. Georg Cornet aus Reichenhall , der vor mehreren Jahren Ralamität der Theuerung der Ernährung gerichtet, und ein Ausaitspolitik zu ändern, hat man auch das Augenmert auf die angeblich ein nachgät in der man betreibe bereits im hygienischen Institute einige vortreffliche Arbeiten über beabsichtigte zum Bedarf verwerthet, so geht der Zoll mit verloren, er wird die Verbreitung der Zuvertuloſe ausgeführt hat, und der StabsBollermäßigung gegen Desterreich- Ungarn . mit dem Getreide zusammen dem Markte entzogen, mit ihm zu- arzt Dr. Eduard Pfuhl vom medizinischen Friedrich Wilhelmssammen gewissermaßen vernichtet, d. h. der Preis des Getreides Institut, der Schwiegersohn des Geheimraths Roch. Ueber den Bir haben schon nachgewiesen, daß, was die Agrarier tann troß der Borräthe feinen Nachlaß erfahren, denn der ge- Ort, an welchem Professor Koch seine Heilversuche an Menschen lich dem deutsch - österreichischen Boutarif machen wollen, recht- sahlte Boll muß nach wie vor zum Getreidepreise zugeschlagen anstellte, haben wir bisher im Interesse der Sache StillDie Aufhebung des Identitäts- Nachschweigen beobachtet, um nicht durch vorzeitige Mittheilungen
gewährt.
W
halten also von dem Zugeständniß, das die Herren Schutzöllner weises bedeutet also nicht eine Ermäßigung des darüber die Ruhe der Patienten und den ungestörten Fortgang hierdurch an die Herren Konsumenten zu machen bereit sind, Preises, sondern nur eine Erleichterung des Handels. Die der Untersuchungen zu gefährden. Jetzt scheint diese Reserve nicht Richts, abfolut Nichts. fata morgana( das Trugbild), die dadurch hervorgezaubert werden mehr nöthig zu sein, und wir können hierüber Folgendes mitdberen Kreisen der Regierung in die Erscheinung getreten ist, ist, als Scheintonzession, die genau so werthlos ist, wie auf der Abtheilung des Prof. Senator unternommen, Anfang Es scheint nun, als wenn so etwas Aehnliches auch in den soll, würde sich bald als das herausstellen, was sie in der That theilen. Nachdem Prof. Koch die Versuche, die in der Charitee die einseitige Ermäßigung der Zölle gegen Desterreich- Ungarn . 3. Würde die Aufhebung des Identitäts- Nachweises ein direkter,
Denn
holt
wenn man einem Gerücht, das in den letzten Tagen wieder aufgetreten ist, Glauben schenken darf, so ist der Antrag auf
September eingestellt hatte, setzte er sich unmittelbar darauf mit Herrn Dr. W. Levy in Verbindung, welcher eine chirurgische
Aufhebung des Identitätsnachweises für Getreide den Agrariern gewährter Vortheil sein, da dieselbe, wie selbst Privatklinik in der Prenzlauerftr. 46 unterhält und als Gewerks
Rach Ronstituirung desselben zur Berathung kommen.
wurde eine Anzahl geeigneter Kranker in diese Klinik aufgenommen und die Heilversuche daselbst sowohl an Lungenkranken wie an Patienten, die an tuberkulöfen Erkrankungen anderer
festigt und den Agrariern eine gewisse Beständigkeit der jetzigen maßung und Begehrlichkeit der Agrarier, als gerade das VerG3 spricht nichts deutlicher gegen die Ueberhebung, An- Wirthschaftspolitik garantirt. Es kann daher nicht dringend genug gegen die Bauern fcheint es fast, als habe die„ Köln . 3tg." Recht, wenn sie das aussicht nach mit diesem neuesten wirthschaftlichen Humbug ver- heimhaltung die Auswahl und Aufnahme der Kranken erlangen nach Aufhebung des Jdentitätsnachweises. Demnach fängerei gewarnt werden, welche die Schußzöllner aller Vor- Organe leiden, angestellt. Mit welcher Vorsicht behufs Ge Gerücht von dem Abgange des landwirthschaftlichen Ministers suchen werden. bementirt, der sich als der starrste Anhänger der Bismarc'schen Begünstigungspolitik der Landwirthschaft erwiesen hat. Nur Zeit, während sich inzwischen die Zustände zur Krisis zuspißen. über Ort und Art der Behandlung zu sprechen, daß während der
folgte, erhellt daraus, daß die Kranken sowohl wie die sie Und mit solchen nuglofen Experimenten vertreibt man die überweisenden Aerzte verpflichtet wurden, zu Niemandem
wenn sie die Klinke der Gesebgebung noch fest in der spand räthe über eine 3ollvergütung von 15 Wt. gegenüber Desterreich- stimmten gehörig legitimirten person der Zutritt in die Klinit taben vermeinen, konnten sie es burchſeßen, Daß diese gorde ungarn ihren Schneckengang. I'm Frühjahr 1991, jo vertümpet gestattet wurde und vergleichen mehr. Thayächlich ist das GeThe aus dem Erbbegräbniß, das ihr der Reichstag 1888 zu Herr Miquel, werden die Vorverhandlungen hierüber beendet heimniß auch bis vor wenigen Tagen vollkommen gewahrt worden. Theil werden ließ, zu neuem Leben erweckt worden ist. sein. So lange sollen die Konsumenten sich ihre Ernährungs- Jetzt werden auch in anderen Heilanstalten Versuche nach dem würde weise verkümmern heute schon klar ist, daß un- Koch'schen Verfahren angestellt, so in der jenige exportirte Getreidequantum zurückvergütet wird, betreffs zu ermäßigen und zwar gegen alle Länder. Der Wille der großen lazareth in der Scharnhorststraße, im Lazarus- Krankenhauſe in bedeuten, daß in Zukunft der Zoll nicht mehr allein für das bedingt das Bedürfniß besteht, die Zölle um mehr als 15 M. Professors' von Bergmann in der Ziegelstraße, in dem Garnisonbeffen der Nachweis geliefert werden kann, daß es vorher in Mehrheit des Volkes ist, daß die Zölle fallen müssen, und zwar der Bernauerstraße 2c. vielmehr für jedes exportirte Quantum erfolgt. Deutschland importirt worden ist, sondern daß die Zollvergütung fofort, um mindestens die Hälfte und an allen Grenzen zugleich. wurden am Donnerstag zum ersten Mal fünfzehn Patienten mit
Der Prophet.
Eine orientalische Geschichte aus der Gegenwart.
Ich meld' euch eine hübsche Mähr'
Aus fernem Morgenlande,
Die zutrug fich in einer Stadt
Und fraget ihr: Wie heißt der Fluß?"
"
Der Jordan war es nicht; das muß Vorläufig euch genügen.
Die Gläubigen versammeln sich Allmöchentlich, zu beten, In der Moschee, zu horchen auch Den Worten des Propheten, Der ihnen auslegt den Koran Und sie ermahnet, auf der Bahn Des Glaubens fromm zu wandeln. Einst ließ sich hören ein Prophet, Wie sie noch keinen hörten; Er redete gewaltig, fühn, Nicht wie die Schriftgelehrten. Drum schlief an diesem Tage auch Nicht einer ein, wie sonst der Brauch; Sie lauschten wie im Schauspiel. Ganz ohne Scheu las er den Text Den reichen Sklavenhaltern. Sprach; Allah hat euch nur bestellt Zu seinen Gutsverwaltern; Nicht, daß ihr häufet Schatz auf Schatz Und euch ergebt der tollen Hazz Auf gleißnerischen Mammon. Genug des Lohnes sollet ihr Den Arbeitsleuten geben; Sollt ihnen gönnen allezeit Ein menschenwürdig Leben; Sollt sie behandeln menschlich, gut, Abzapfen fühllos nicht ihr Blut Durch anzulange Arbeit.
-
In der von Bergmann'schen Klinik
Die Latifundienbesitzer dürfen nicht länger auf Kosten Tuberkulose der Knochen und Gelenke der Koch'schen Behandlung
Doch mancher, pfui! behandelt fie, Als wären sie Maschinen, Und meinet, Allah schuf sie nur, Um schnöder Gier zu dienen. In eurem Dünkel glaubt ihr, ha! Die Erde sei für euch nur da, Und nicht für alle Menschen.
Weh'! so ihr bald nicht Buße thut Wird Allah euch verdammen, Statt Paradiefesfreuden drohn Euch Höllenfeuerflammen. Beherziget! In Allahs Reich Sind alle, alle Menschen gleich; Doch Sünder holt der Teufel!"
Die Sklavenhalter waren tief Empört ob solcher Rede
Und schwuren dem Propheten Haß Und bis aufs Messer Fehde. Sie liefen zu dem Kadi stracks, Ob ihres Gold- und Silbersacks Besorgt in ihren Herzen.
Der Kadi höflich sie empfing Und sprach: Salem aleikum! Was giebt es? Geht das Sklavenvolk Etwa mit einem Streit um?
Brach gar wohl aus ein großer Krach, Weil nenerdings der Perserschach Euch den Import verboten?"
Und einer von den Männern sprach: „ Herr Kadi: Gott, gerechter! Wir klagen den Propheten an Als falschen Glaubenswächter. Gelästert hat er uns, verhett Hat er die Sklaven, schwer verletzt Die Pflichten des Propheten.
Zur Ruhe, zur Ergebenheit Soll mahnen er die Sklaven; Einschläfern soll die Wachen er, Nicht weten die da schlafen. Er prebige Zufriedenheit Und geißle die Begehrlichkeit Der Sklaven, nicht die unsre. Er hat uns zu belehren nicht, Wir wollen nicht belehrt sein; Er hat uns zu bekehren nicht, Wir wollen nicht bekehrt sein. Wir zahlen ihn mit unserm Geld, Drum sprech' er so, wie's uns gefällt. Herr Kadi, lehrt ihm Mores!"
So sprach der Mann von Zorn erregt, Der Kadi aber lachte. Er war ein Diplomat und sagt' Nicht Alles, was er dachte. Er sprach mit einer Reverenz: Es ist nicht meine Kompetenz.) Ihr Herrn, Salem aleikum!" Die Sklavenhalter schnitten da Gar sauere Gesichter
Und gingen fort, sehr schlecht erbaut Von ihrem Friedensrichter.
Doch gaben sie darum nicht wetch Und stiegen auf die Bude gleich Den andern Stadtpropheten.
Und diese ließen willig fich
Zu einem Schritt bewegen,
Und machten mürb den aus der Art Geschlagenen Kollegen.
Er sprach: Verzeiht! Ich bin noch jung.
"
Ich will geloben Besserung."
So endigt die Geschichte.
-