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Dienstag, den 25. November 1890.

17. Jahrg.

Berliner Volksblatt.

Organ für die Interessen der Arbeifer.

Das Berliner Volksblatt"

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erscheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin frei in's Haus vierteljährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mart, wöchentlich 28 Pf. Einzelne Nummer 5 Pf. Sonntags- Nummer mit dem Sonntags- Blatt" 10 Pf. Postabonnement 3,30 Mart pro Quartal. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1890 unter Nr. 892, V. Nachtrag.) Unter Kreuzband, täglich durch die Erpedition, für Deutschland und Desterreich- Ungarn 2 Mark, für das übrige Ausland 3 Mark pro Monat.

Redaktion: Beuthstraße 2.

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Expedition: Beuthstraße 3.

913.

Die Tage der ländlichen einer Versammlung von Beſizenden und Ge.

Arbeiter.

I.

bildeten halte ich mich für verpflichtet, kein Blatt vor den Mund zu nehmen, sondern Ihnen die Verantwortung und Verpflichtung, welche Sie in Ihrer

Das Organ des Zentralvereins für das Wohl der sozialen Stellung der sozialen Aufgabe auf dem Lande arbeitenden Klassen", herausgegeben von den Herren Böh- hoffe ich, daß die sozialdemokratischen Wahlen gegenüber haben, an's Herz zu legen. Zuvörderst mun mert und Gneist, der Arbeiterfreund", hat schon

mehrfach die Agrarier dadurch bitter gekränkt, daß er ihnen auf dem Lande das Gute haben werden, daß man mehrfach die Agrarier dadurch bitter gekränkt, daß er ihnen endlich den ländlichen Verhältnissen und der Lage der die betrübenden Zustände der ländlichen Arbeiterbevölke- ländlichen Arbeiter eine größere Aufmerksamkeit und Theil­rung mit sachkundiger Schärfe vor Augen führte. Der nahme zuwenden wird, als es bisher der Fall gewesen ist. Unser Blatt ist das Zentralorgan der deutschen Sozial- Arbeiterfreund" wendet das Syſtem der kalten Douchen Siebenzehn Jahre lang habe ich Blinden und Ver­demokratie, es vertritt durchaus den Standpunkt der modernen an, indem er die Großgrundbesitzer, welche die Industrie- blendeten und tauben Ohren gepredigt und vergeblich proletarischen Arbeiterbewegung sowohl in sozialer wie in politischer protetarier mit einer Kleinigkeit Arbeiterschutz bedenken auf die sozialdemokratischen Gefahren auf dem Lande hin­diefen Standpunkt des Näheren nicht zu erläutern. Für Jeden, Denn der Verein mit dem humanen Namen vertritt in für den denkenden und aufgeklärten Arbeiter brauchen wir wollen, daran mahnt, vor ihrer eigenen Thür zu kehren. gewiesen."

Beziehung.

Der die Spannung, welche auf unseren gesammten Verhältnissen erster Linie die Interessen der großgewerblichen Kreise, wie sein eigen Bekenntniß Allen kündet, doppelt Buch, den Der theure Gottesmann" Pastor Borchard führt, liegt, beobachtet, tritt berselbe flar zu Tage. Aber der gebildete und die freundnachbarlichen Rippenstöße, die dem land- Mühselig und Beladenen enthält er das vor, was er den Daufgeklärte Arbeiter muß stets darauf bedacht sein, sein wirthschaftlichen Kapital versetzt worden, sind deshalb leicht Reichen und Gebildeten" offen fagt. Seine Rede ist Drgan immer weiteren Kreisen seiner Klassengenossen zugänglich beitragen, daß die arbeitende Bevölkerung ihrem Ziele, der end- der zwei Hauptgruppen des Bürgerthums bekanntlich in ist von Uebel", sondern er huldigt dem Grundsage, daß also nicht Ja, ja, nein, nein, was darüber ist, giltigen Befreiung der Menschheit, im Sturmschritt zueilt. England stattgefunden, wo die Tories für die Beseitigung für die Arbeiter die Wahrheit, die volle, ganze Wahrheit Abbruck eines spannend geschriebenen historischen Romans aus stundentag für die Industriearbeiter bewilligten. Aehnlich erbten wird eine Pastoralsymphonie vorgeführt, die das Im Feuilleton unseres Blattes beginnen wir mit dem der Kornzölle sich dadurch rächten, daß sie den Zehn nicht vorhanden sein dürfe. Ihnen, den Armen, den Ent­der Zeit des großen Bauernkriegs von 1525, war es in Oesterreich , wo die Feudalen dem feindlichen Elend des Diesseits auf die Herrlichkeit des Jenseits ver­Rothenburger Tage, Bruder von der Großindustrie den Elfftundentag als Liebes­aus der Feder des unseren Lesern wohlbekannten Schriftstellers mahl servirten. In unserem Falle versetzt der Arbeiter freund" den Junkern etliche Nadelstiche, sintemal die färg lichen Zugeständnisse der Gewerbenovelle gewissen Kreisen als ungeheuerliche Konzessionen erscheinen.

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tröstet, die Plackereien der Erdenwelt mit den himmlischen Sie Verheißungen überirdischer Gnaden, sättigt. Diese Freuden rechtfertigt, den gemeinen, irdischen Hunger durch Rücksicht fällt für Herrn Borchard, wo er unter Besitzen­den und Gebildeten" zu reden hat; die transszendentalen In seinem letzten Hefte nun druckt das Mund- Tröstungen, das ganze Giapopeia verdampfen wie Wasser­welchen der Pastor Dr. Borchard gestanden, daß die Situation der Landarbeiter eine er­

Die Erzählung spielt in der hochberühmten alten Reichsstadt Rothenburg an der Tauber, die ein Hauptwaffenplah jenes ge waltigen Freiheitstampfes war. Der Verfasser versucht auf Grund stück des sanftlebenden Fleisches von Dresden einen tropfen auf dem heißen Stein, und hier wird offen zu­fürmischen Leben und Treiben jener Zeit zu gestalten, und die forgfältigfter historischer Studien ein Bild von dem bunten und Vortrag ab, Figuren, die er geschaffen, sind mitten aus dem Volke entnommen, zu Ummendorf ( Regierungsbezirk Magdeburg ) auf der bärmliche ist und positiver Schutzmaßregeln dringend tände jener großen Beit gewährt. Die hochfliegenden Hoffnungen hat. Dieser Vortrag des strengkirchlichen Pfarrers be- etwa Herrn Borchard mit seinen Darlegungen Ernst sei. und die goldenen Freiheitsträume, der heldenhafte Kampf, die schäftigt sich mit der sozialen Frage auf dem Lande" und Im Gegentheil, wir sind davon überzeugt, daß er gerecht Siederlage und die blutige Reaktion des Jahres 1525 find in bringt aus einem der reichsten Gegenden der Provinz und gut zu handeln glaubt, wenn er so handelt, thren Erscheinungen und Wirkungen innerhalb der engen Mauern des Reichsstadt geschildert. Wir glauben mit dieser Sachsen eine Fülle thatsächlichen Materials zur Beleuch wie er thut. Arbeit den Ansprüchen an unser Feuilleton ganz besonders ent- tung der Verhältnisse des landarbeitenden Volkes. Diese nahme, daß die Gegner durchgängig in böser Absicht Nichts ist unrichtiger als die An­Angaben sind es, welche uns aeranlassen, von der Ver- handelten. Wir dürfen nicht vergessen, daß die Klassen­öffentlichung Notiz zu nehmen. Die Quelle, aus welcher gegensäße, die Umstände, in welchen Jemand aufwächst, sie stammen, fann von den Agrariern nicht als eine ge- fich entwickelt, lebt und webt, die ganze Gedanken- und und beeinflussen Desember entgegen. als von Parteileidenschaft befangen bezeichnet werden. des öffentlichen Lebens, der sozialpolitischen Streitfragen Beitungsliste unter Nr. 892, V. Nachtrag. Berliner Volksblatt" ist eingetragen in der Post Es ist ja bezeichnend, daß Herr Borchard die Rede ein natürlich aus der sozialen Stellung des an seine Amtsbrüder und Gesinnungsgenossen mit folgendem Individuums sich ergebendes Klassenprodukt ist. So hält denkwürdigen Ausspruche begann: In einer Arbeiter- Herr Borchard es offenbar für eine Forderung der Sitt­

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unsere Expedition, Beuthstr. 3, Bestellungen zum Preise von| Für Berlin nehmen sämmtliche Beitungsspediteure, sowie 1 Mark 10 Vf. monatlich, frei ins Haus, entgegen. ments zum Preise von 1 Mark 10 Pf. für den Monat streitbarer, frommer Vorfämpfer der Orthodoxie ist, nicht und beherrschen, sodaß die Weltanschauung, die Auffassung

Das

Die Redaktion und Expedition des Berliner Volksblatt"

Feuilleton.

Nachbruck verboten.]

Victoria.

Roman von Minna Kautsky .

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versammlung würde ich anders reden; hier aber vor lichkeit und der Religion, vor Reichen anders wie vor

so gedrängt, gestand der hohe Staatsbeamte einigermaßen Silvia hatte die Nichte des Rubens darzustellen, die ein­verschämt, daß er soeben für einen seiner Söhne um ein facher auszusehen hatte, als alle Uebrigen. Stipendium und für einen zweiten um eine Freistelle im Was würde das Publikum dazu sagen? Was mußte Theresianium eingekommen sei, und wenn nun seine Tochter bei so glänzenden und kostspieligen Vorstellungen öffentlich mitwirkte, fönnten diese Gesuche am Ende abschlägig be­schieden werden.

es von den Field's denken? Sie hätte weinen mögen. Und wenn sie doch nur eine fühlende Seele gehabt, der sie ihren Rummer hätte anvertrauen dürfen, aber Hanna zeigte sich dieser Angelegenheit gegenüber ganz gleichgiltig und Silvia Der Kleine zwinkerte ihm zu, im Gefühle großer Ueber hinwieder so aufgeräumt, daß sie zu Allent lachte. Diese Heiterkeit raubte der Mama völlig die Fassung. Berehrtester, wie kann man so naiv sein! Sie müssen Was hatte sie nur immer zu lachen und noch dazu mit Lord

wunderte sich nur, daß sie sich dafür nicht dankbarer zeigte| Und er setzte sie in diese kalte Pracht hinein und legenheit. und glücklicher. So erschien sie auch in der Gesellschaft doch wissen, daß bei solchen Vergebungen es sich nicht um Edward? Wo es nur anging, fanden sich die Beiden zusam als eine wirklich hinein verpflanzte Blume, die niemals größere oder geringere Bedürftigkeit, sondern um geringere men, flüsternd und kichernd, unbekümmert um alles Uebrige, Burzel fassen wird, und so wird sie auch in dieser oder größere Protektion handelt. Sie erfreuen sich der als wären fie ganz allein auf der Welt.degr Wohlthätigkeitsvorstellung mit wirken, ohne Freude, ohne größten und können daher unbesorgt sein." Befriedigung, nur als die Gattin eines einflußreichen

So ergaben sich Ausgleiche für Jedermann und zwischen macht, es schien ihr Mutterpflicht, aber der alberne Mensch Sie hatte den guten Lix sofort darauf aufmerksam ge­den gegensätzlichsten Bestrebungen konnte ein Kompromiß lachte ebenfalls und ließ sich in seinen freundschaftlichen Be­

Schräg durch den Saal schritt der Intimus mit einem geschlossen werden, nur die arme Frau Field hatte sich ziehungen zu Lord Edward nicht im Geringsten beirren. Ja, großen beleibten Herrn, der als Staatsbeamter eine ziemlich ernstlich zu beklagen, fie fühlte sich auf das Tiefste gees tam ihr geradezu vor, als würde er es darauf anlegen, bobe Stellung einnahm, auf und nieder. Der Erstere demon- fränft. ftrirt dem Zweiten auf das Lebhafteste vor, daß, wenn er die Mitwirtung seiner Tochter, die für dieses Tableau in diesen Arrangements in hervorragender Weise betheiligt waren Field blickten verwunderter und cathloser als je. Obwohl ihr Mann und ihr künftiger Schwiegersohn bei die Beiden nicht zu stören. Die runden Augen der Frau Borschlag gebracht war, in Frage stelle, er in der That etwas war ihr doch nicht die geringste Verücksichtigung zu Theil Unverantwortliches begehe. Sollte sie ihren Mann ins Vertrauen ziehen? Aber der geworden. Man hatte ihr die Frau de Voß gegeben, eine fah in letzter Zeit so furchtbar elend und niedergedrückt aus, wiffen sollten, die herrlichsten schwarzen Augen, sie ist wie daß das Publikum von ihr nichts als eine Riesenkrause in seine verzweifelte Lage nicht eingeweiht, aber instinktiv Verehrtester, Ihre Tochter hat, wenn Sie es nicht Person, die ganz im Hintergrunde stand und so gedeckt war, daß sie es nicht wagte, ihn damit zu behelligen. Sie war prädestinitt für die Frau des Van Dyk, die Fürstin hat dies und eine dito Haube zu sehen bekam; und Krause und Haube ahnte sie, daß sich hier etwas Schlimmes vorbereite, und wie Durchlaucht, und solche Augen hat nur die kleine Lili mit Gold hätte ausnähen dürfen, binleuchten, ein Zauber muß von Ihnen ausgehen, sagte dafür hätte schämen müssen. Wenn sie sie doch wenigstens

Gie fich nicht länger sträuben dürfen."

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meiner Seel, das sagte sie auch In der That, es wäre höchst unschicklich gewesen, und

Die Stunde des Soupers war gekommen, ohne daß nein, Oswaldt erschienen wäre, was allgemein zu verstimmen

und daraufhin werden Oswaldt war unerbittlich. Er gedachte sie wohl absichtlich schien. zurückzusetzen. Nach dem Souper hatten sich die Gäste, auch die Damen, Hanna war ganz übergangen worden, und die schöne in das Rauchzimmer begeben.