russischen Schweinen 30 Iran! waren. Gärt! rechts.)Was mich zum Sprechen veranlaßt, sind die Be-mermngen des Vorredners über die Jnvahdenversicherung;er hat bemängelt, daß die Regierung das Gesetz zum1. Januar 1891 in Kraft setzen will, er hat das Gesetz selbstbemängelt und es als ein Gesetz bezeichnet, welches Unzufrieden-heit hervorruft. Ich bin der Ansicht, daß das Gesek mancheVerbesserungen wird erfahren können, aber ich halte es für einenersten Schritt_ auf einer segensreichen Bahn. Wenn das Hausund die Negierungen nicht derselben Ansicht gewesen wären,dann würde das Gesetz nicht zu Stande gekommen' sein, lieberdie Schwierigkeiten der Ausführung desselben sind wir unskernen Zlugenblick im Unklaren gewesen; es werden die höchstenForderungen an die ausführenden Beamten gestellt werden. Wirmüssen diese Anforderungen stellen, um diese Wohlthat demAolke nicht einen Tag länger vorzuenthalten, als nothwendigist. Herr Richter hat sich oft der Militärinvaliden angenommen,ich wünsche, daß er sich auch der Invaliden der Arbeit mitderselben Wärme annähme, dann würde er sich mit mirfreuen, wenn der erste Arbeiter eine Pension erhält. HerrRichter hat schließlich gemunkelt von neuen Forderungenfür das Militär; ich weiß nicht, woher er es hat;jedenfalls müssen seine Quellen sehr schlecht sein, denn mitder Vermehrung der Militärausgaben ist es gar nichts.(Beifall.)Abg. Krdvl: Das Budget ist im Wesentlichen abhängig vonder Richtung unserer ganzen wirthschaftlichen und politischen Zu-stände. Von Seiten der Staatsregierung und der maßgebendenParteien wird der Versuch gemacht, die Bestrebungen der Sozial-demokratie zu bekämpfen. Wir können uns darüber nur freuen,chenn es wird dadurch unsere Machtstellung dokumentirt. Sindunsere Theorien unrichtig, so werden wir in dem Kampfe unter-liegen; find sie richtig, so werden Ihnen alle Gegenbestrebungennichts helfen und der ganze Staat und wirthschaftliche Körperschließlich doch in uusere Hand kommen. Ich ge-höre nicht zu den Vertheidigern des Jnvaliditätsgesetzes,und unsere Partei hat gegen das Gesetz gestimmt, nichtweil wir das Prinzip desselben für falsch hielten, sondernweil die Leistungen desselben für den deutschen Arbeiterim Gegensatz stehen zu den Opfern, die er aufbringen muß,wir müssen aber anerkennen, daß das Reich mit diesem Gesetz»inen Weg betreten muß, den die moderne Entwickelung noth-wendig nimmt. Und wenn der Abg. Richter glaubt, daß wirwieder in die frühere Periode des„faisser aller, laisaer faire".kommen, so befindet er sich in einem gewaltigen Jrrthum. Aller-dings ist das Jnvaliditätsgesetz nur ein erster Schritt, aber Sieiverden weiter gedrängt werden. Tie allgemeine wirthschaftlicheKrisis, die gegenwärtig wieder im Anzüge ist, wird gewiß eineDauer und Härte annehmen, wie sie früher nicht dagewesen ist.Diese fortwährenden Erschütterungen des wirthschaftliche»Organismus weisen daraus hin, daß mit den gegenwärtigenMitteln der Staat und die gesellschaftliche Ordnung nicht weiterzu erhalten sind. Wenn darauf hingewiesen ist, daß gegen-wärtig die auswärtige Politik etwas langiveilig geworden seiund daß kein trübendes Wölkchen am Himmel stände, sosehen wir trotzdem die fortgesetzten Ansprüche der Militär-Verwaltung und militärischen Rüstungen und Vorbereitungen zudem späteren Kampf, der ungeahnte Dimensionen anzunehmen»droht. Während wir im Verkehr, Gewerbewesen, Industrie,Handel und Wissenschaft zwischen den verschiedenen Nationenallmälig ein freundschaftliches Verhältniß sich anbahnen sehen, er-blicken wir im politischen Leben eine Abschließung, einen Nationalitätshaß, der die gegenseitigen Rüstungen ins riesenhaftesteigern muß. Ohne tiesgehende Gegensätze un sozialen und öko-nomischen Leben bei allen Kulturvölkern wären solche politischenMißverhältnisse nicht möglich. Nur eine Gesellschaftsklasse giebtes, die in allen Ländern zum gemeinsamen Frieden ruft, dieArbeiterklasse. Auch das französische Bürgerthui» vor 100 Jahrengab uns Versicherungen von Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeitund wir haben ja vor einigen Tagen aus einein ganzhervorragenden Munde gehört, baß unsere ganze Entwickelungauf der französischen Revolution beruhen soll. Der größte Theilder damaligen Versprechungen ist nicht in Erfüllung gegangen.Nicht in Erfüllung gehen wird auch das Wort, das nächstens vonallen Kanzeln uns verkündet werden wird: Friede auf Erden undden Menschen ein Wohlgefallen! Die Feindseligkeit der Menschenhat Dimensionen angenommen wie nie zuvor. In unserem Budgetdokumentiren das besonders die Ausgaben für das Heerwesen.In dem Etat von 1887/88, als auch bereits die neue Heeresver-stärkung eingetreten war, beliefen sich die Ausgaben für dasReichsheer auf 869 Millionen Mark. Diesmal fordert der An-schlag 41% Millionen Mark; also ein Plus von 63 MillionenMark. Eine ähnliche Steigerung zeigt die Marine von39 Millionen Mark im Jahre 1887/88 auf 43 MillionenMark, und wir sind noch lange nicht am Ziele.Der Pensionsfonds ist seit 1887/88 von 20 Millionenaus 41 Millionen Mark gewachsen. Naturgemäß müssen deshalbdie Ausgaben für die Verzinsung in gleicher Weife wachsen;1887/88: 21 Millionen Mark; heute: 63»/« Millionen Mark.Es weisen also diese vier verschiedenen Budgetposten innerhalbder letzten fünf Jahre eine Vermehrung der laufenden Ausgabenum 104 Millionen Mark auf. Die einmaligen Ausgaben habenin den letzten fünf Jahren die Sumnie von 940 Millionen erreicht. Wie ist es nun möglich, daß eine solche fortgesetzteSteigerung der Ausgaben und damit auch der Steuerlast desVolks nicht den allgemeinen Unwillen des Landes und des Gesetz-gebers erregt dadurch, daß die herrschenden Klassen, die hier durchihre Vertreter vorzugsweise das Wort führen, nicht in dem gleichenMaße zu den Lasten beitragen wie die ungeheure Majorität derBevölkerung, besonders der Arbeiter? Nicht allein die Gutssteuer,fondern auch die Blutssteuer wird vorzugsweise von den arbeitendenKlassen getragen. Das Einjährigfreiivilligen-System spricht fürdas letztere. Unser bestehendes Steuersystem lastet nicht allein aufden Arbeitern, sondern es giebt den besitzenden Klassen auchmaterielle Vortheile. Unsere ganze Steuergesetzgebung ist ebeneine Klassengesetzgebung der allerschärfsten Art, Vortheile für dieReichen, Lasten für die Armen. Unter den Haupteinnahmen befinden sich 314 Millionen Mark Zölle, und auch diese Summe istnoch bedeutend zu niedrig veranschlagt. 1887/88 betrugen sie nur261 Millionen Mark. Welche Zustände durch unsere gegenwärtigeZollgesetzgebung ermöglicht worden sind, zeigt ein Jahresberichtdes Härder Berg- und Hüttenvereins. Das Werk hat von den»Absatz im Jnlande einen Ueberschuß von 600 000 M., der aberbis auf 24u 000 M. sich verflüchtigt hat, weil man nach demAuslande mit 360 000 M. Schaden zu verkaufen für gutbefunden hat. Die königliche Eisenbahndirektion Frankfurt a. M.zahlt 145 M. für die Eisenbahnschienen, während Krupp an dierumänische Bahn frei Galatz mit ungefähr 112 M. verkaust. DieZuckerfteuer ermöglicht, daß dein Fabrikanten bei der Ausfuhr80 Millionen Mark mehr gezahlt werden, als sie an Steuer ent-richten. Selbst wenn der schon etwas gerechtere neue Gesetz-entwurs zu Stande kommt, wird jeder unserer 400 Zuckerfabrikennoch immer jährlich eine Summe von 37 500 M. aus den Mittelnder Steuerzahler zugezahlt werden. Die außerordentlichen Prämie»infolge der differenziellen Besteuerung der Branntwein-Brennereienbeloufen sich aus 80 Millionen Mark. Der Ertrag der Salzsteuerist nicht in dem Maße, wie es die Zunahme der Bevölkerung erheischt, gewachsen. Der Grund dafür liegt in einemSalzringe, der wiederum nur den reichen Klassenaus Kosten der Armen zu Gute kommt. Währendman kaltblütig Millionen über Millionen auf dieSchultern der arbeitenden Klassen häuft, wird einem der reichstenLeute Deutschlands, einem der Träger unserer wirthschaftlichenPolitik, für die Gründung eines Fideikoinmisses der Stempel von260 000 M. erlassen. Unter den steigenden Einnahmen der Zöllestehen in erster Linie die Getreidezölle. 1838 brachten� fiejuirMehrerirag von vier Millionen zu verzeichnen ist. Die Folgeunserer Zollpolitik ist, daß der Arbeiter, statt Brot und Fleischzu genießen, zur Kartoffel greifen muß. So lange Sie also dengeschilderten einseitigen Charakter der bestehenden Klassengesetz-gebung aufrechthalten, werden Sie nicht daran denken könne», mit derSozialdemokratie fertig zu werden. Denn gerade solche Zustände sindder eigentliche Nährboden für deren Bestrebungen. Wir habenuns bisher immer ablehnend gegen das Budget verhalten, dennwir können nicht Ausgaben bewilligen, die auf eine so ungerechteArt aufgebracht sind. In Preußen wird jetzt der Versuch ge-macht, die reicheren Klassen durch ein neues Einkommen- undErbschaftssteuer- Gesetz heranzuziehen, weil man auch innerhalbder Staatsregierung nicht mehr die bestehenden Ungerechtigkeitenzu leugnen vermag. Wir sehen eine dreiprozentige Einkommen-steuer noch als durchaus ungenügend an. Da der Arbeiter anindirekten Steuern 10, 12Vs, 16, ja bei einer zahlreichen Familie20 pCt. seines Einkommens zahlen muß, ist eine Ein-kommensteuer von 3 pCt. kaum eine Anstandssteuer. TieKritik, die das Erbschafts- Stenergesetz im Abgeordneten-Haus erfahren hat, zeigt uns aber, wie wenig man ge-neigt ist, eine gerechtere Besteuerung der Reichen eintretenzu lassen. Finanzminister Miguel hat das Erbschaftssteuer-Gesetzals ein Korrelat für die Einkommensteuer betrachtet, weil alleindurch eine Erbschaftssteuer die richtige Besteuerung des Erblassersfestgestellt werden könne. Die Ablehnung der Erbschaftssteuerwürde zeigen, daß man von Seiten der herrschenden Klassen einegerechtere Einschätzung nicht wünscht. Auf Staatsrechte machendie herrschenden Klassen fortgesetzt Anspruch, die Staatspflichtenüberlassen sie dem Arbeiter. Wo kann da von einer aus-gleichenden Gerechtigkeit die Rede sein? Wir werden zwar den-lenigen Punkten des Etats, die Kulturinteressen fördern, zu-stimmen, aber den ganzen Etat, der im Grunde kultur- undmenschheitfeindlich ist, ablehnen.(Beifall bei den Sozialdemo-traten.) Ein Vertagungsantrag wird angenommen.Nach einer persönlichen Bemerkung des Abg. Nichter wirddie weitere Verhandlung nach 4 Uhr auf Mittwoch 1 Uhrvertagt.Vx»vlcn»rcnknvifÄles.Neunte Sitzung der Petitions-Kommissionam 9. Dezember 1890.Der heutigen Sitzung liegen 10 Petitionen zur Berathungund Beschlußfassung vor, wovon wir folgendes hervorheben: Zuden zwei Petitionen, Geheimmittelwesen betr., ist der Regierungs-Kommissar Herr Geh. Reg.-Rath Dr. Hopf zur Berathung zuge-zogen worden.Ref. Abg. Stephan: Schon in der vorigen Session lagenzwei solche Petitionen vor. Gefordert wird: Die öffentliche An-preisung und Ankündigung von Geheimmitteln soll verbotenwerden; der Verkauf von Geheimmitteln in den Apotheken seieinzuschränken, und dementsprechend gesetzlich vorzugehen. TerRegierungs-Kommissar gab zur Petition ein einschränkendes Votum,man ging zur Tagesordnung über. Tie vorliegenden Petitionenschließen sich inhaltlich den früheren an. Ein Petent klagt, daßer wegen Verkauf von Siollwerl'schen Brustbonbons und Kräuter-Honig gerichtlich verurtheilt, wegen Verkauf von Brandt'schenSchweizerpillen und Gehöröl freigesprochen sei.Reg.-ftomm. Dr. Kopf: Die vorliegende Petition richtet sichgegen eine Polizeiverordnung. Die Verhandlungen über die Ge-Heimmittel-Frage sind in der Regierung vorgerückt. Die kaiserliche Verordnung vom 27. Januar ä. er.' trifft die Sache.Der Gifthandel müsse noch mehr berücksichtigt werdenund sind diesbezügliche Verhandlungen in der Regierungim Gange. Spezialvorschriften für das Geheimmittelwesen seiennicht in Aussicht genommen. Den Handel, der im Droguen-gewerbe gestattet sei, könne man nicht gut einschränken. Es sollennach den Wünschen der Petenten nur Auswüchse getroffen wer-den; mit einer Spezialijirung könnte man bei der Beseitigungdes Schadens auch viel Gutes treffen.Abg. Stephan ist dafür, die Petitionen der Regierung zurBerücksichtigung zu überweisen. Das Jnsertionswesen in Bezugauf Geheimmittel-Anpreisung erfordert eine Regelung.Abg. v. Kehler will die Angelegenheit der Regierung ohneein solches Votum anheimgeben.Abg. Münch: Man müsse der Regierung das Material andie Hand geben und für Berücksichtigung stimmen.Abg. n. Kehler: Was die Petition besagt, kennt die Re-gterung.Abg.». Seipio schließt sich dem an.Abg. u. Gtyrstnahy hebt den Werth der gerichtlichen Ent-scheidungen hervor und beantragt, die Petition der Regierungals Material zu überweisen.Beschlossen: Schriftlicher Bericht an das Plenum mit demAntrag v. Glycsinsky.erner liegt eine Petition der Wähler von Merseburg vor,das Vereins- und Versammlungsrecht betreffend.Referent Abg. Dr. Kchardler: Zwei Dutzend Fälle zähltdie Petition auf, in denen durch Amtsvorsteher Wahlversamm-lungen durch Saalabtreibung verhindert worden seien.Abg. Geyer beantragt Hinzuziehung eines Regierungs-kommissars, um, wenn die Sache so liegt, wie das Petitumbehauptet, die Regierung dazu Stellung nehmen zu lassen.Abg. Lrohme ist für Erörterung im Plenum. Die Saal-abtreibung sei geradezu zu grobem Unfug ausgeartet. DasKoalitions- und Versammlungsrecht werde dadurch in Fragegestellt. Wenn man den geistigen Kampf gegen die Sozial-demokratie wolle, müsse man solche kleinliche und noch dazugesetzwidrige Mittel beiseite lassen.Regierungskommissar Ger.- Assessor RoboUlri: Die Regierung hat keine Maßregeln in Aussicht genommen.Abg. Dr. Kchaedler: Dann bin ich für das Votum desKorreferenten, Herrn Frohme. Das Versammlungsrecht fürReichstags-Wahlen wird sonst in Frage gestellt.Abg. Sripio beantragt, die Petition dem Reichskanzler zurKenntnißnahme zu überweisen.Abg. Münch: Die polizeiliche Begünstigung und Beein-flussung gehe zu weit. Ein gouvernementaler Verein habe jüngstdie Aula einer Schule benutzen können, er bekomine zu einer Ver-sammlung dieselbe nicht.Abg. Virschrl ist ebenfalls für Beseitigung dieser un-zulässigen Beeinflussung durch Beamte und will, daß dieRegierung veranlaßt wird, solche Vorgänge künstig zu ver-hindern.Abg. p. Krhler: Die Kominission ist im Wesentlichen ein-verstanden, deshalb wird man beschließen müsse», die Petition derRegierung zur Erwägung zu übergeben. Ihr dieselbe zurKenntnißnahme zu übergeben, träfe die Sache nicht, das seizu unwesentlich.Die Kommission beschließt«instimmig, mittelst schrist-(icher Berichterstattung beim Plenum zu beantragen, d l ePetition der Regierung zur Erivägung zu über-geben mit den» Ersuche>», Abstellung behörd-licher Eingriffe in das Versammlungsrecht beiReichstags-Wahlen herbeizuführen.Einige Petitionen müssen geschäftlicher Rücksichten wegenzurückgestellt werden, die übrigen, persönliche Angelegenheiten derPetenten betreffend, die nicht das öffentliche Interesse erregen,, verden erledigt.Nächste Sitzung am 10. Dezember, morgens 10 Uhr.UrckÄles.Äamii Ken' Stöcker nicht ganz in Vergesfenheit gt'räth, hat eine Anzahl Berliner Geistlicher im Verein mit einigenanderen Personen einen Aufruf umgehen lassen, der BerlinerStadtmission einen Saal als Predigtstätle für Herrn HofpredigerStöcker zu beschaffen. Die Konen für den Ankauf eines Grund-stückes und den Bau eine? Saales in günstiger Gegend werde»auf 300 000 Mark veranschlagt. Unterzeichnet ist der Aufruf vonden Herren: Berlin, Pastor, M. Braun, Pastor, Burckhardt,Pastor, Diestelkainp, Pastor, Dumrese, Pastor, Eberl, Rentier,Ernst Evers, Johannes Gerold, Kaufmann, Kraft, Pastor, Krücke-berg, Superintendent a. D., K. I. Müller, Buchhändler, O. Paasch«,Philipps, Pastor, Riemer, Pastor, Schlegel, Pastor, Schwach-köpf, Baumeister, E. L. Vogel, Kaufmann, Dr. Zeidler, Rechts-anmalt, Louis Ziegler, Kaufmann, Ziethe, Pastor, Zumpe, Geh.Registrator.Aber die Sache geht noch weiter. Di« unter der Regie de-„bekannten" Herrn Oberivinder stehende Zeitung„Das Volk",Stöcker's Leiborgan, läßt sich folgendermaßen vernehmen:Wie uns mitgetheilt ist, herrscht die Befürchtung, HktkHofprediger Stöcker werde nach Niederlegung seines Amtesdie sonntägliche Predigtvertheilung einstellen. Dem htselbstverständlich nicht so. Im Gegentheil wird er, wie wirzuverlässig versichern können, die sämmtlichen Predigtendes bereits begonnenen Jahrganges selber schreiben unddann die sozialen Fragen, Nöthe und Hilfen im Lichte de-Gotteswortes bearbeite». Dem Einen zu Trost und Auffrichtung, dem Andern zur Ein- und Umkehr, damit sichder Glaube in der Liebe zu den Brüdern je länger je mehrerweise.Zunächst finden wir es lustig, daß Herr Stöcker hier selbstdie Befürchtung ausspricht, daß er die Predigtvertheilung ein-stellen ivird. In dem Bandwurm-Prozeß des Herrn Witte gegenseinen Amtsbruder Stöcker kam es ja zur Sprache, daß Herr Stöcker„Das Volk" absolut inspirirt,— warum soll also der obigeSatz nicht auch von Herrn Stöcker herrühren?! Dann aberwürden wir es aufrichtig bedauern, wenn die widerwärtigen,augenverdreherischen Machwerke des Herr» Stöcker von der Bild-fläche verschwinden würden. Wenn irgend etwas geeignet ist, denMasten über die Stöckerssche Agitation die Augen zu öffnen, s»sind es die überaus albernen Elaborate des Herrn Stöcker selb!Die ,.NoUr»-?eitung" schreibt:Aus Schöneberg wird uns geschrieben: Ein Volkszählerunseres Ortes wurde gefragt:„Was wollen Sie?"„Ich kommewegen der Volkszählung."„Dann machen Sie nur, daß Sie dieTreppe binunterkommen!" Erst nach längeren Erklärungen wurdedas Mißverständniß beseitigt. Der gute Mann, ein braver Kar-tellbruder, hatte anstatt Volkszählung„Volks-Zeitung" verstanden,und dieses Wort hatte sein unschuldiges Gemüth so aufgeregtdaß er den Zähler die Treppe hinunterwerfen wollte.Wer„die parlamentarischen Bilder aus dem Abgeordneten-Hanse" mit ihren quartanerhaften Slilblüthen in der„Volks-Zeitung" gelesen hat, wird dem brave» Kartellbruder beipflichtenmüssen, wenn er grob wurde.Da» Leichnibegangniß des Schloss'ers Gskar Kerlist,eines Opfers der Schwindsucht, welche den Genoffen im37. Lebensjahre seinem Dasein und seinem Wirkungskreise unterHinterlassung einer Frau mit 6 unmündigen Kindern entrisse»hat, das am verflossenen Sonntag Nachmittage vom Trauerhause,Stralsunderstr. 26, aus nach dem Friedhofe der freireligiösenGemeinde statt hatte, gestaltete sich zu einer imponirenden Kund-gebung der Trauer und Antheilnahme und Anerkennung für de»Todten. Zu vielen Hunderten hatten sich die Genossen undGenossinnen eingefunden, um dem Dahingeschiedenen das Geleitauf seinem letzten Wege zu geben, den sie bewegenden GefühlenAusdruck gebend durch eine überaus reiche Blumen- und Kranzes-spende, welche dem düsteren Bilde ein freundlich milderndesRelief verlieh. Unter den Kränzen traten besonders die riesige»Lorbeerkränze hervor, welche verschiedene Bereinigimge», wie versozialdemokratische Wahlverein des sechsten Berliner Reichstags-Wahlkreises, Gesangverein„Nord", Lese- und Dtskutirklub„Nord,„Arbeiter-Bildungsverein," Kegelklub„Bahnfrei", Kegelklub„Unverdruß" n. A., ferner die Genossen der Maschinenfabrik vo»Roller, u. s. f. gespendet hatten und die fast ausnahmslos m»mächtigen rothen Atlasschleifen geschmückt waren, welche«»goldener Schrift entsprechende Widmungen trugen. Nach-dem sechs Genossen den würdig dekorirten Sarg.desEntschlafenen aus dem Trauerhause auf das seinerharrende Gefährt befördert hatten, ordneten sich die Genossinne»und Genossenen einem imposanten Trauerzuge, welcher sich lang-sam durch die Straßen fortbewegte, unbehelligt von der Polizei, derschaulustigen Menge wieder einmal zeigend, wie das Proletar«»einen seiner gefallene» Kämpfer zu ehren weiß. Auf dem Fried-Hofe nngelaugt, empfing den Todten der Gesang des wunder-baren Liedes:„Ein Sohn des Volkes", ausgeführt von M»'gliedern des Gesangvereins„Nord", nach dessen Berklingen Kand.Püus eine Trauerreoe hielt. Langsam setzte sich sonach der Zugwieder in Bewegung, der Gruft entgegen, in welche unter de>>Klängen weiterer Trauerlieder des Gesangvereins„Nord" derbrave Genosse, der treue Gatte und Vater zur ewigen Ruhe hinab-gesenkt wurde. Kranz" auf Kranz sank hinab in die Gruft, de»todten Genossen deckend und bettend, zu einem Berge thürinte»sie sich auf am Grabesrande, die letzten Zeichen der Liebe»»�Theilnahme, dem Todten zur Erinnerung, den Lebenden zur Er'kenntniß:„Hier ruht ein Proletarier, ein Sohn des Volkes, e>ngefallener Kämpfer für die Wohlfahrt des Volkes!",Dir liöchstr Zahl der Geburtsfällr, welche die Statiswun Bevölkerung unserer Stadt jemals aufzilweisen gehabt hat, isiin der Woche vom 16. bis 22. November d. I. zu verzeichnen gk'wesen; in diesem Zeitraum sind nicht weniger als 1001 Kinderals lebend und 29 als todt geboren gemeldet worden. Dagege»stellt sich die Zahl der Sterbefälle in dieser Woche als eine derrelativ kleinsten in der Statistik; trotz der ungünstigen Witterungin der Vorwoche sind nur 524 Todesfälle zu verzeichnen geweseu-d. h. auf das Tausend der Bevölkerung und pro Jahr gerech»�17,04 Sterblichkeitssälle; j sonst beträgt der Durchschnitt der Mor-talität 20—21 Einwohner pro Tausend..Urbrr einen Unfall in Tegelort bei Tegel gehen«»-folgende ausführliche Mittheilungen zu. Durch den Zusammensturz eines großen Holzbaues sind am Sonnabend Nachmittag>»Tegelort neun Slrbeiter mehr oder minder schw�verletzt und einer derselben getödtet worden-In genannter Ortschaft ivird Zur Zeit ein mächtiger Eisschupp�ausgeführt, welcher vollständig aus Holz hergestellt wird,»>>waren am Sonnabend Nachmittag 15 Arbeiter am Bau ein-Holzwand des Fachwerkes thätig. Plötzlich brach die Wand, d>nicht genügend abgesteift gewesen sein soll, zusammen, stürzte»»und begrub unter ihrer enormen Last zehn der Bauleute, meiste»Zimmerer, während der Rest der Mannschaft noch Zeit fand, deSeile zu springen. Nach großen Anstrengungen erst gelangdie Verunglückten aus ihrer entsetzlichen Lage zu befreien, oÜIC■OeilUiyUlUlCII V»WS> Vttl| Vtjtiviyv*» g— VV|.Tegel, wohin man die meist an Kopf und Brust Verletzten schaff»-wurde denselben die erste Hilfe zu Theil. Die Schweroerwundele»wurden nach einem Berliner Krankenhause geschafft; aus d"?Transport dorthin verstarb der" 1-sZimmermann Ladeinann»'Heiligensee; die übrigen neun bei der Katastrophe Verunglück'Wwerden mit dem Leben davonkommen.Srlbstmordvrrfnch. Schiffer, welche am NorduferSpandauer Schiffahrts-Kanal mit ihren Kähnen vor Ankergewahrten am Montag Nachmittag, kurz vor Eintritt der Du»''heit, einen menschlichen Körper auf dem Wasser schwinin""'Alsbald wurden mehrere Boote flott gema«,., uiw..lang, eine elegant gekleidete, etiva 25jährige Frau den Fluth'zu entreißen. Da d,e Verunglückte noch schwach athmete, ivurv'schleunige Wtederbelebungsversuche gemacht, durch welche»%etwa halbstündigem Bemühen die Daine zun» Bewußtsein gebra«-t-