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Nr. 293.

Dienstag, den 16. Desember 1890.

7. Jahrg.

Berliner Volksblatt.

Organ für die Interessen der Arbeiter.

Das Berliner   Volksblatt"

erscheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Festtagen. Abonnementspreis für Berlin   frei in's Haus vierteljährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mart, wöchentlich 28 Pf. Einzelne Nummer 5 Pf. Sonntags- Nummer mit dem Sonntags- Blatt" 10 Pf. Bostabonnement 3,30 Mart pro Quartal. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1890 unter Nr. 892, V. Nachtrag.) Unter Kreuzband, täglich durch die Expedition, für Deutschland   und Desterreich- Ungarn 2 Mark, für das übrige Ausland 3 Mark pro Monat.

Insertionsgebühr

beträgt für die 5 gespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pf., für Vereins- und Versammlungs­Anzeigen 20 Pf. Inserate werden bis 4 1hr Nachmittags in der Expedition, Berlin   SW., Beuthstraße 3, sowie von allen Annoncen- Bureaur, ohne Erhöhung des Preises, angenommen. Die Expedition ist an Wochentagen bis 1 1hr Mittags und von 3-7 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Festtagen bis 9 Uhr Vormittags geöffnet. Fernsprecher: Amt VI. Mr. 4106.

Redaktion: Beuthstraße 2.- Expedition: Beuthffraße 3.

An die Parteigenossen.

Damals gab er sich noch als urfeudalen Kreuzzeitungsritter, ausgereift, mit einer neuen Form der Produktion an seine und er machte fein Hehl aus seinem Widerwillen gegen Stelle treten wird. und an

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Im Laufe des November gingen folgende Beiträge für die großen Städte. Seine drastische Aeußerung, auf die Lobhudler des Herzogs von Lauenburg Parteizwecke ein: fich Humboldt   bezieht und die vielleicht nur dem Wortlaut solchen fehlt es nicht werden seine Aeußerung von Ohlau i. Schl. B. V. 2. Rate 9951,40 M. W. Auktion nach etwas anders ist, bekommt heute eine besondere Be- 1852 als einen Beweis seines Scharfblicks bezeichnen. Wir Berlin   4,05 M. Schönebeck   10 M. G. A. B. London   116,25 M. deutung, wenn man die Ergebnisse der Volkszählung können das nicht darin finden; ähnliche Aeußerungen sind M. 2. 637,50 M. Birnbaum 4,10 M. Bau Hackescher Markt betrachtet. Schier dreißig Jahre lang hat der Mann, der noch von Vielen gefallen, die nachher nicht berühmt ge­Berlin 4,50 M. Gemüthlichkeit" Berlin   44 M. Durch G. S. behauptet, daß die Weltgeschichte ausschließlich durch worden und sammt ihren Kernsprüchen vergessen sind. H. Berlin   10 M. D. A. B. 300 M. Döbeln   20 M. Gera   Blut und Eisen gemacht werde, Deutschland   mit Es war vielmehr ein Ausbruch junkerlichen Haffes gegen

30 M. 6 Hutmacher gesammelt Königstr. 25 Berlin   13 M. einer Machtfülle regiert, wie sie vor ihm kein Minister in den demokratischen Geist der Städte, den wir begreiflich Elmshorn   48,60 M. Putzerkolonne Brendler Berlin   10 M. diesem Jahrhundert auf deutschem Boden besaß. finden. Die Junker haben immer die Befürchtung gehegt, Ellerbeck b. Kiel   25 M. Guttenberg Berlin   100 m. 3schopan Aber trotz seines Haffes gegen die großen der in den Städten herrschende Geist möchte die Weichbilder i. S. 20 M. Billwärder 17,10 M. Von einer amerit. Auktion Städte, diese Brennpunkte der Demokratie und überschreiten und die patriarchalische Idylle auf dem Lande

Bau Nixdorf Berlinerstraße 8 M. Wald bei Solingen   88,20 m. des Sozialismus, sind sind diese in fortwährendem zerstören, die ländliche politische Unschuld verführen". 2. F. Berlin   50 M. Dr. B. Berlin 10 M. Deidesheim   5 M. Wachsthum begriffen und die neueste Volkszählung Soweit sind wir jetzt gelangt; das gewaltige Wachsthum Wurzen   10 M. Gilenburg 25 M. Friedland in Schl. 15 M. weist eine geradezu enorme Zunahme auf. Auch unser der Städte giebt diesen das Uebergewicht und die Be­J. 3000 M. Zwickau   50 M, Wahlkr. Kalau  - Luckau   15 M. Diplomat am Bundestage" hat diese nothwendige, mit ziehungen des Erwerbs, die Bewegungen von Handel und Berlin   Bau Ritterstr. 99 1. Rate 18,50 M., 2. Rate 17,50 M. der kapitalistischen   Produktionsform eng zusammenhängende Industrie haben Stadt und Land einander näher gebracht. G. Sch. 12,50 M. Big.- Arb. Hbg. G. Q. 3. 10 M. Zittau   Entwicklung nicht aufhalten können. Er mochte schließlich Seitdem die Industrie sich ländliche Arbeitskräfte sucht, ist durch C. N. 25 M. Elberfeld   1000 M. Setzer des wohl einsehen, daß die Anschauung, der sein verwegenes auf dem Lande ein anderer Geist eingezogen, wenn auch Boltsblatt" 200 M. P. G. 2. 50 m. A. B. 150 M. Wort von 1852 Ausdruck gab, mit den modernen That- sehr wider den Willen der Kapitalisten, welche ländliche burg 434,58 m. sachen in schroffem Widerspruch stand, und in diesem Arbeitskräfte brauchen. Widerspruch kommt es zum Ausdruck, wie klein

Alle Geldsendungen find zu richten an

A. Bebel, Groß- Görschenstraße 22 a.

Berlin  , den 14. Dezember 1890.

*

Berliner  

Magde

Der Parteivorstand.

Aus vielen Orten, wo seinerzeit Petitionsbogen mit den Beschlüssen des Pariser internationalen Arbeiterkongresses ver­langt wurden, sind diese Bogen nicht wieder zurückgesandt worden. Bir ersuchen deshalb alle jene, in deren Händen sich noch solche Petitionsbogen befinden, vorausgesetzt, daß dieselben Unterschriften Don Petenten tragen, sie möglichst bald an

J. Auer, Berlin   SW., Raßbachstr. 9, einzufenden.

Mit sozialdemokratischem Gruß Der Parteivorstand. Berlin  , den 15. Dezember 1890.

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geniale" Staatsmänner gegenüber der Interessengegensatz zwischen Stadt und Land aufzurichten Die Agrarier haben es versucht, einen trennenden Gewalt der sozialökonomischen Ent- und ihn durch die Gesetzgebung zu verewigen. Die agra wicklung erscheinen. rischen Zölle sollten ihnen dazu dienen. Allein das Wir haben natürlich keinen Grund, die koloffale Bu gelingt auf die Dauer nicht; die Erkenntniß, daß nahme der Bevölkerung in den großen Städten an sich die Interessen von Stadt und Land innerlich zusammen­als ein Glück zu preisen. Im Gegentheil; dieses Bu- hängen, verbreitet sich rasch und wird nicht aufgehalten sammendrängen großer Menschenmassen auf einem ver- werden können. hältnißmäßig kleinen Raum hat bedenkliche Konsequenzen;

hier bilden sich die Brutstätten der Seuchen, die unser Diese Entwicklung, die Stadt und Land einander Volk dezimiren. Aber gerade in dieser sich überstürzenden näher bringt, ist unwiderstehlich. Das Beter­Maſſenanhäufung wurzelt auch das tröstliche Gesetz des geschrei der Junker bei der letzten Etatsberathung, als Fortschritts, welches darin besteht, daß alle Formen, wenn ihnen angekündigt wurde, daß die Zustände auf dem sie ausgelebt sind, sich durch neue ersetzen lassen müssen. Lande nunmehr mit der Fackel sozialistischer Kritik be­Nicht nur, daß auf dem Boden und in dem Massen- leuchtet werden sollen, war belustigend. Diese Leute stehen verbrauch und den Massenansprüchen der großen Städte große Angst aus, die Geheimnisse des patriarchalischen sich die Vortheile des Großbetriebes und seiner Fortschritte Wesens vor aller Welt bloßgestellt zu sehen. Sie er von der praktischen Seite zeigen in den Massen bildet blicken darin nur die Aufwiegelung" durch die sozial­sich auch der Widerstand gegen den Druck der kapitalistischen demokratische Agitation, während sie noch nicht so viel Klassenherrschaft und läßt sich dieser Widerstand organisiren. gelernt haben, um zu verstehen, daß es die ganze moderne Die neuen Ideen, welche die Umformung der ganzen Ge- Entwickelung ist, die Stadt und Land einander näher ,, Ach, unser Parlament! Man werde, wenn es nöthig sellschaft vorbereiten und ankündigen, finden hier Tausende bringen muß. wäre, die Städte vom Erdboden vertilgen von Trägern und lassen sich mit feinen Gewaltmitteln Die Schwerpunkte versetzen sich!" wünscht unser Diplomat am Bundestage." mehr beseitigen. Das Solidaritätsgefühl unterdrückter schrieb derselbe Alexander von Humboldt  , dieser freie und So schrieb Alexander von Humboldt   im März 1852 Millionen tritt dem Egoismus der einzelnen Kapitalisten wahrhaft geniale Kopf, den der Staatsmann von Blut an Var..hagen von Ense   und unser Diplomat" ist Nie- gegenüber. So trägt das kapitalistische System, in dem und Eisen so gerne verspottete, als er todt war. mand Anderes als der jetzige Herzog von Lauenburg, der es die Massen der Arbeiter in den großen Städten an- Aber Humboldt   hat Recht behalten. Der Schwerpunkt damalige Herr von Bismarc- Schönhausen. häuft, in seinem eigenen Schooße die Frucht, die einst, der geistigen und sozialen Macht liegt nicht mehr beim

Stadt und Land.

Feuilleton.

Nachbruck verboten.]

[ 13

Rothenburger Tage. Roman aus der Zeit des großen Bauernkrieges von 1525.

Von Wilhelm Blos  .

er

waren

eigene Faust den Odenwald   durchzogen und war vor Würz­ burg   wieder zum hellen Haufen gestoßen. Zu Heidingsfeld  Lagerte er wohl mit zehntausend Mann.

,, Ach, wenn er käme!" hatte Agnes wohl hundert Mal aus tiefstem Herzen geseufzt. Aber er kam nicht, denn er fonnte nicht kommen, und sie mochte sich sonst Niemandem traute.

anvertrauen, am wenigsten dem Grumbach, dem sie gar nicht

während die Flamme hoch emporschlug. Ohne Zweifel hätten sie noch mehr tolles Zeug getrieben, wären nicht ihre Männer gekommen und hätten sie abgehalten.

Heute war wieder Ruhe und Stille in Detwang  , als Agnes das Dorf zu erreichen strebte. Sie wollte in des Haldenbauern Haus. Des Haldenbauern Tochter Eva, ein

schwarzhaariges und schwarzäugiges Mädchen mit regel­

bauer dem

mäßigen Zügen, rosigen Wangen und von kräftiger Gestalt, Und nun war der verhängnißvolle Tag herangekommen. war im Hause des Herrn von Badell dienende Magd ge­Vor einiger Zeit war ber wilde Grumbach, ihr Morgen sollte sie eines ihr verhaßten Wichts ehelich Gemahl wesen, mit Erlaubniß des Herrn Kunz Kreglinger. Diese Better, wieder nach Rothenburg   gekommen. Er hatte sein fröstelte und überlief sie mit Schauder, wenn sie Erlaubniß war deshalb erforderlich, weil der Halden­im Hochſtift Würzburg   die Sache der Bauern eifrig baran dächte. Kunz Kreglinger feinem Grundherrn, gefördert, denn hoffte beim Sturze des Fürst Es war still und friedlich im Tauberthal und man leibeigen war. Es gab auf dem Rothenburger   Gebiet nur bischofs aus den geistlichen Gütern zu gewinnen. Und mochte nicht daran denken, welch gewaltiger Sturm zur Zeit einige hundert Leibeigene, die andern waren noch gemein­feine Hoffnungen sehr hoch gestiegen, denn über die Lande dahinfuhr. Hier vernahm man nur das freie Bauern, wenn auch drückend mit Lasten und Abgaben der Fürstbischof war nach dem vergeblichen Landtage zu Klappern der Mühlen am Tauberufer und das leise Rauschen beschwert. Würzburg  , der die Beschwerden der Städte und der des Flüßchens. Am verflossenen Sonntag war's freilich Der Haldenbauer, der sein ganzes Leben unter dem Bauernschaft hatte abstellen sollen, nach Heidelberg   geflohen lauter zugegangen im Taubergrund. Das Beispiel der Fluch der Leibeigenschaft hatte zubringen müssen, war in und der Bischofsstuhl hatte keine andere Grundlage mehr, Weiber in der Hafengaffe zu Rothenburg   war hier nicht diesen Tagen von einem Baume gefallen und hatte denn das feste Schloß von Würzburg  , den Frauenberg, das ohne Wirkung geblieben. Ein stattliches Bauermveib, die das Genick gebrochen. So ward der Arme von dem großen Bundesheer der fränkischen und Odenwälder Kühleweinin, lief auf die Straße von Detwang  , dessen Be- seiner Knechtschaft erlöst. Die Haldenbäuerin warf der Bauernschaft, wohl 30 000 Mann start, eingeschlossen und wohner das Bürgerrecht der Stadt Rothenburg   hatten. Schreck aufs Krankenlager und Eva erbat sich, als die belagert war. Die Kühleweinin hatte eine scharfe Zunge und das Schreckenstunde vom Tode ihres Vaters hereingebracht wurde Von Grumbach   erfuhr Agnes, daß nicht Florian Geyer  , Geschrei, daß sie über die Kreuzbuben" vom Deutschorden nach der Stadt, die Erlaubniß, ihre franke Mutter zu pflegen, sondern sein Feind, der zweideutige Göz von Berlichingen erhob, brachte alsbald eine große Erregung unter den Bauern was ihr von der milden Mutter Agnesens gerne gewährt mit der eisernen Hand, obersten hervor. Sie bewaffneten sich mit Sensen wurde. evangelischen Heeres erwählt worden war. Herr Florian und Sicheln. Schon seit vierzehn Tagen war die schwarze Eva draußen in hatte sich nach der Erstürmung von Weinsberg  , die sein und| Wir wollen den Kreuzbuben frohnen", rief die Kühle- Detwang bei ihrer Mutter und Agnes hatte sich auf den feiner tapferen Rothenburger   Werk vor Allem war, vom hellen weinin und so zogen sie hinaus vor das Dorf und mähten Weg gemacht, um der Kranken einige Leckerbissen sowie Haufen getrennt, da er mit dem Bauernrath nicht eine Wiese ab, die dem Deutsch  - Kommenthur gehörte. Als guten alten Wein zu bringen, was der alte Balthasar in einverstanden war, wo ein zweideutig und hinterliftig Ränke dann schichteten sie das Heu zu einem großen Haufen auf seiner Tasche trug. Vielleicht hatte sie die Gelegenheit auch spiel seinem araden Sinn entgegen ging. So hatte er auf und zündeten es an. Sie führten einen Rundtanz auf, liur wahrgenommen, um ins Freie zu gelangen, und hoffte

aus