Redensarten und entfernte sich dann mit der Drohung, sich scheiden zu lassen. Die weinende, tief beleidigte Frau bat die Nachbarin, sie allein zu lasse», und als die Letzlere nach etwa ciner halben Stunde wiederum erschien, um die Aufgeregte zu trösten, wurde ihr nicht geöffnet, dagegen hörte sie aus dem Zimmer dumpfes Röcheln. Sofort liest die Geangstigte die Thür durch eine» im Hanse wohnenden Schlosser öffnen, und man fand Frau H. mit durchschnittener Pulsader fast verblutet ans ihrem Bett liegend. Die arme Frau, welcher sofort ein Roth- verband angelegt wurde, ist auf Anordnung des Arztes nach einem in der Nähe belegenen Krankenhause geschafft worden. Auf einem Zettel, der ans dem Tische lag, standen die wenigen Worte:Die Ehre geht mir über Alles; beschimpft will ich nicht weiter leben." Elend s« Grunde segnnize» ist am letzten Sonntag Nachmittag ein beini Eisbrechen auf dem Rummelsburger See beschäftigt gewesener Fabrikarbeiter. Derselbe schost nämlich auf die dort hinter der kleinen Krampe umherfliegenden Möven, welche in der von den Schleppdampfern aufgerissenen Fahrrinne ihre Nahrung suchen. Als eine von dem Manne erlegte Möoe aus das jenseitige Ufer niederfiel, wollte derselbe, um die Beute zu erlangen, mit einem kleinen Schlitten über die dünneEisdecke hinweg- setzen, welche sich über eine Tags zuvor aufgerissene Fahrrinne inzwi- schen gelegt hatte. Das Eis hielt aber nicht, der Mann brach ein und suchte sich, während er gleichzeitig aus Leibeskräften nach Hilfe rief, an den Rändern der festen Eisdecke mit den Händen fest- und über Wasser zu halten. Es dauerte jedoch mehrere Minuten, ehe Schiffer, welche die Hilferufe vernommen hatten, mit Stangen und anderen Geräthen zur Stelle sein konnten, um dem mit dem Tode Kämpfenden Rettung zu bringen. Ihre bezüglichen Be- mühungen blieben leider ohne Erfolg; der vor Kälte fast erstarrte Mann vermochte das ihm zugeworfene Tau und die ihm zu- gereichte Stange nicht mehr zw erfassen und sank vielmehr vor den Augen der Schiffer in die Tiefe, aus der er nicht wieder emportauchte. Der Verunglückte, ern Arbeiter Namens Gabel, hinterläßt in seinem schlesischen Heimathsdorfe eine Frau mit drei unmündigen Kindern. Die Feuerwehr wurde vorgestern Abend und in verflossener Nacht viermal alarmirt. In der Leipzigerstr. 92 war eine Gas- explofion erfolgt� jedenfalls war man beim Aufthauen der ein- gefrorenen Gasleitung unvorsichtig gewesen und hatte nicht stimmt- liche Ventile geschlossen. Lederwaacen, Leisten und Modelle, welche in dem Explosionsraume aufgestapelt waren, wurden vom Feuer vernichtet. Die Feuerwehr brauchte keine Spritze in Thätigkeit zu setzen; der Brand konnte durch Ausgießen gelöscht werden. In der Unterkellerung des Grundstück Blücherstraße 35 war leitung eingefroren. Ein Rohrleger brennenden Hobelspähnen, die er geschüttet, ausznthauen. Er ging zu Werke, daß die im Keller angehäuften Papierabsülle Feuer singen und schließlich der ganze Keller ausbrannte. Auch hier hatte die Feuerwehr den Brand nach kurzer Arbeit bewältigt. Thurmstr. 70 brannten im Keller einer Kohlenstaub-Fabrik Vor- räche an Kohlenstaub und Säcke, ferner ein Theil des Schal- dachs eines Anbaues. Dieses Feuer hatte größere Dimensionen. Die Feuerwehr nmßte mehrere Spritzen in Thätigkeit setzen. In der Gcmeindeschule Nr. 178, Frovenstr. 22, endlich, der früheren 5taserne des Eisenbahn-Regiments, brannte der Dachstuhl im Vorderhause. Das auf dem Bodenraum befindliche Brenn- Material für die Schule wurde ein Raub der Flammen. Größerer Schaden wurde durch das rasche Eingreifen der Feuerwehr ver- hütet. Eine polizeiliche Meldung berichtet Folgendes: Der Mord an dem Nachtwächter Braun dürfte endlich jetzt, nachdem seit dem Verbrechen über drei Jahre ver- gangen sind, seine Sühne finden. Der pflichtgetreue Beamte wurde, wie noch erinnerlich sein wird, am Morgen des 27. Sep­tember 1887, einem Dienstag, tobt aufgefunden. Seine Leiche war an einem Baume in den Anlagen bei der Elisabethkirche an dem eigenen Schlüsselriemen aufgehängt. Daß kein Selbstmord, sondern Mord vorlag, ging daraus hervor, daß Braun durch einen heftigen Schlag mit einem schweren Instrument der Schädel zertrümmert war. Es wurde überdies fest- gestellt, daß im Laufe der Nacht der Versuch gemacht worden war, in räuberischer Absicht in die Elisabethkirche einzudringen. Aus allen seiner Zeit angestellten Ermittelungen ging hervor, das Braun die Einbrecher bei ihrer Thätigkeit über- raschle und an der Ausführung des Diebstahls verhindert hat, wofür er das Opfer seiner Pflichterfüllung geivorden ist. Einer der Raubgesellen schlich sich hinter ihn und schüttete dem Nacht- wächter, als er sich umdrehte, eine Dose Schnupftabak ins Ge- ficht, so daß er widerstandsunfähig war, worauf ihm ein Anderer mit einem der Diebesinstrumente den Schlag versetzte, der die Schüdeldecke spaltete. Dann knüpften die Thäter den bedauerns- werthen Beamten auf. Die Kriminalpolizei hatte bereits damals den Verdacht der Thäterschaft auf den Töpfer Hermann Heintze und dessen Frau Anna geb. Will. Heintze ist ein der Behörde als Zuhälter und roher Geselle bekannter schwerer Verbrecher, ivährend seine Frau zu den Prostituirten der niedrigsten Sorte zählt. Gegen Beide wurde dann auch auf Grund des von der Kriminalpolizei gesammelten Materials die Voruntersuchung ein- geleitet; da aber sowohl der Staatsanwalt wie der Unter- suchungsrichter die Belastung der in Hast Befindlichen nicht für

dritten Hoses auf dem ebenfalls eine Gas- versuchte dieselbe mit auf das Leitungsrohr dabei so unvorsichtig

eben viel. Ein paar kleine Bäumchen, die holten sich arme Leute jetzt. Nur mich mochte leiner. Schon längst hatten aus allen Fenstern die hellen Lichter gestrahlt. Hier und La waren sie schon wieder er- loschen. Da stampfte durcy den liefen Schnee ein Mann daher. Er ging gebückt und in sich gekehrt, als ob ihn schwere Sorgen drückten. Der sah mich. Auch er hob mich auf, wie so viele vor- her. Auch ihm gefiel ich nicht. Er warf mich weg und ging weiter. Dann aber besann er sich und kehrte um.Besser was wie gar nichts" brummte er vor sich hin, nahm mich auf und trug mich fort. Unterwegs kanfte er noch für zwei Groschen ein paar Lichter und dann ging's nach Haus. Es war ein dunkles, dumpfes Kellerloch, in das er trat. Im Ofen glomm ein winziges Feuer. Davor stand ein Bettgestell und auf dem dürftigen Lager lag eine bleiche, kranke Frau. Drei Kinder hockten um sie herum und sie erzählte ihnen die Weihnachtsgcschichte, von dem wunder­baren Kinde in der Krippe, den Engeln und den Weisen aus dem Morgenlande. Sie liefen dem Vater entgegen. Der that ganz geheim und hieß sie einen Augenblick Herausgehn. Es war draußen freilich kalt und so mußte er die Ueberraschung aufgeben. Ein altes Bänkchen ward hervorgesucht, ich darausgestellt. Da fanden sich auch noch einige Enden bunter Papier - ketten. Ter älteste Sohn hatte dergleichen geklebt und auf dem Weihnachtsmarkte verkaust und da war ein wenig übrig gebliebe». Dann wurde jedes der drei Lichter in zwei Theile geschnitten, an meinen Aesien befestigt und angezündet. Es war gewiß recht dürftig und trübselig, was diesen Kindern zur Weihnachtsbescheerung geboten ward. Und doch freuten sie sich des armseligen Baumes, der ewigen Lichter. Freilich, ste, die schon so lange keine Freude mehr gehabt hatten, sie nahmen auch das Kleinste mit Dankbarkeit hm. Und der Vater saß vor dem Bette seiner kranken Frau. Sie war freilich schwach und doch hatte sie sich jetzt aufgerichtet und ein leiser Schein des Glückes schimmerte auf ihrem schmerz- und sorgen- durchfurchten Gesicht, als sie die Kinder vor dem Baume herum-, tanzen sah. Und dann gab's Abendbrot und zwar im wahrsten Sinne lrocknes Brot war die Weihnachtskost und die Mutter wandte sich ab und weinte still in sich hinein. Was sollte man jetzt auch beten, wo die Arbeit so knapp war und der Vater kaum einmal einen Tag lang Schnee schippen konnte, alle zwei, drei Tage höchstens Arbeit fand? Da ging die Thür auf. Ein kleines Mädchen sprang herein, fein und zierlich gekleidet, daß

ausreichend erachteten, wurde das Verfahren eingestellt und das Heintze'sche Ehepaar aus der Untersuchungshaft entlassen. Die Kriminalpolizei ließ sich aber durch dieses negative Ergebniß ihrer Bemühungen in dem gehegten Verdacht nicht irre machen und setzte in aller Stille ihre Erhebungen fort. Endlich ist es nun gelungen, das Belastungsmaterial gegen Heintze und Frau derart zu vervollständigen, daß jetzt, wie wir erfahren, unter sofortiger Wiederverhastnng des Ehepaares eine neue Vorunter- suchung wegen Mordes gegen dasselbe eingeleitet worden ist. Eine hiesige Fabeili chemisch-pharmazeutischer Präparate ist von ihrem Vertreter in Buenos-Aires, dem Apotheker Arthur Schmidt, arg beschwindelt worden. Derselbe hat für das Haus mehrere Tausend Mark einkassirt und ist seitdem verschwunden. Wie die geschädigte Firma jetzt erst ermittelt hat, soll Schmidt schon früher in Valparaiso ähnliche Schwindeleien verübt haben. Schmidt besitzt große Routine im Droguen- und Apothekerfach und dürfte daher auch fernerhin mit dieser Branche Berührungs- punkte suchen. Es kann daher vor dieser Person nur dringend gewarnt werden. Unter dem Uamen Kraterschlange», Pharao schlangen und Hinterlader wird ein Spielzeug in den Verkehr gebracht, dessen' Verwendung gesundheitsgesährlich ist. Die Füllung der zur Verbrennung kommenden Patronen k. enthält sehr giftiges Quccksilberrhodanid, dessen Dämpfe auch schädlich aus die Gesund- heit wirken. In einer Bekanntmachung des Polizeipräsidenten wird deshalb das Publikum vor der Verwendung dieser Spielerei, namentlich für Kinder und in Kinderzimmern, ernstlich gewarnt. Die Verkäufer werden darauf hingewiesen, daß der Verkauf dieses Spielzeuges strafbar ist. Selbstmord in religiösem Mahn. Der seit ca. G Mo­naten verheirathete, in der Landsberger Allee wohnende Facon- dreher Karl S., der als Vorarbeiter in einer im Osten der Stadt belegenen Werkzeugsabrik beschäftigt ist und bisher ein tüchtiger und umsichtiger Arbeiter war, zeigte seit einigen Tagen Spuren von Geistesgestörtheit, die im Wesentlichen zunächst seinen Mit- arbeitern auffielen. S. fing an in religiöse Schwärmerei zu ver- fallen, indem er bei den Vesperpausen und mitunter während der Arbeit ganz unverhofft kleine Bibeln aus der Tasche nahm und daraus in stehender Haltung, mit gefalteten Händen und nach oben gerichteten Augen laut vor sich hin betete. Dies Gebahren nahm zuletzt einen derartigen Charakter an, daß S. entlassen wurde. S. ging nach Hause, erzählte seiner Frau, was vorgefallen, ermahnte sie zum Frieden Gottes, erklärte sich als Märtyrer, der die Krone des ewigen Lebens erhalten habe, und begab sich dann, nachdem er noch betend und knieend von der sündigen Welt Ab- schied genommen hatte, zu Bett. Die Frau, in dem Glauben, daß ihr Mann vielleicht etwas berauscht sei, achtete weiter nicht auf sein Benehmen, ließ ihn gewähren und legte sich dann gegen 10 Uhr ebenfalls zu Bett. Leider sollte sie am nächsten Morgen etwas Fürchterliches erfahren. Als sie erwachte, sah sie ihren Mann entseelt im Bette liegen, derselbe hatte sich mittelst eines Rasirmessers die Pulsadern durchschnitten. Ein hinzugerufener Arzt konnte nur noch den bereits eingetretenen Tod konstatiren. Dom Schlachtfeld der Arbeit. In der Ludwig Löwe 'schen Fabrik verunglückte am Sonnabend Abend gegen GVe Uhr der 24 Jahre alte Dreher Hoppe an der Drehbank, indem er sich den einen Arm gräßlich zerfleischte. Der Fabrikarzt glaubt, daß die Heilung mehrere Monate in Anspruch nehmen wird. Der Unfall wird auf den Mangel an Schutzvorrichtungen zurückgeführt. Die Lokalkammifsio» von Schöueberg macht hiermit diejenigen Lokale bekannt, welche ihre Säle den Arbeitern nicht zu Versammlungen geben, eventuell keine Arbeiter-Zeitungen in ihren Lokalitäten den Arbeitern zur Verfügung stellen: Weit's Lindenpark; Restaurant zum Helm; Kuckenburg's Schwarzer Adler; Heckendors's Salon; Sarre's Birkenwäldchen. Arbeiter-Zeitungen werden von folgenden Wirthen nicht gehalten: In der Nollendorfstraße: Handschmann, Ewald; Maaßenstraße: Liepelt; Golzstraße: Borchert, Markt-Restaurant; Grunewald- straße: Berner, Buge, Michalski; Kolonnenstraße: Lachmann, Strauchmann; Sedanstraße; Schlinz, Krone, Supke; Hauptstraße: tewald, Baltzer, Füllgraf's Gasthof zum Deutschen Hause, rloff's Gasthof zum Hirsch. Die Schloßbrauerei steht uns in allen ihren Theileu zur Verfügung. Arbeiter, Parteigenossen! Gedenkt der Worte:Ihr habt die Macht in Händen"; laßt auch diese Macht die Lokalinhaber Schönebergs fühlen, indem Ihr die Lokale meidet, g welche unseren Forderungen nicht nach- kommen. Die Urinickendsrfer Fokalliommisfibn theilt uns mit, daß folgende Wirthe unentgeltlich ihre Säle zu allen Arbeiter- Versammlungen hergeben: 1. Böttcher's Sceschlößchen, Mark- straße 12. 2. Lüdicke, Amendestr. 1. 3. Budewitz, Hansotter- straße 4. 4. Bencke, Nordbahnstr. 1. 5. Gordes Waldschlößchen, Eichbornstr., an der Dalldorfer Haide. 6. Marks, Tegeler Chaussee, Restaurant zum Feuerwerker. Keine anderen Lokalitäten sind für Arbeiter-Versammlungen zu haben. Die Genossen von der Tegeler Chaussee und Umgegend befinden sich in einem Jrrthum, wenn sie glauben, daß der Wirth vom Zentral-Schützenhaus, Tegeler Chaussee Nr. 4, seinen Saal allen Arbeitern zur Ver- fügung stellt, d. h. unentgeltlich. Alle event. Unregelmäßigkeiten wolle man an die Unterzeichneten richten. Daselbst sind Sammel- stellen sür gelesene Arbeiterblätter. A. Pfuhl, Provinzstr. 107. R. Duchatean, Gesellschaftsstr. F. Schäfer, Pankower Allee 41. Do« der Köpenickler Fokalkommisston erhalten wir fol- gendes Schreiben: Arbeiter, Genossen, die Wirthe entziehen uns

ihre Lokale und erklärten, sie müssen sich der Polizei fügen; nun steht uns nur noch ein Lokal bei Kautsch, Kaiserhof, Grün- straße, zur Verfügung. Zeigen wir nun den anderen Wirthen, daß sie doch mit de» Arbeitern rechnen müssen, halten wir den Beschluß, welchen wir in der letzten Versammlung im Kaiserhof gefaßt haben, hoch, hauptsächlich in den Feiertagen, dann werden die Herren Wirthe zufrieden sein, wenn mal eine Versammlung bei ihnen abgehalten wird. DasBerliner Volksblatt" liegt ans bei:

es schier zum Verwundern war, wie sie in diese?. Elend hinein- kam. In der Schürze trug sie Aipfel und Nüsse und einige Stücke Honigkuchen. Sie hatte die kranke Frau so lieb, die immer so sanft und geduldig war, und auch die Kinder waren so gut. Die arme Kranke lächelte, wie ihre Kinder die seltenen Schätze theilten und streichelte dem fremden Mädchen das Haar. Und alle waren ordentlich fröhlich. Nur der Vater stand finster ab- seits. Was er dachte? Vielleicht, ob wohl der Herr Rath noch mehr und schwerer gearbeitet halte, um seine Kinder so reich zu bedenken, während er, der arbeitete und gern noch niehr arbeiten wollte, die Seinen mit trockenem Brot speisen mußte und froh war, wenn er es noch hatte. Bald ging die Kleine wieder; sie hatte sich heimlich fort- geschlichen. Am andern Abend war Trauer und Klagen. Die Mutter war todt. Die Kinder weinten, der Vater ging herum wie betäubt. Dann kamen Leute, die legten sie in einen schwarzen, kahlen Sarg und trugen sie fort. An mich schien Keiner mehr zu denken. Heut nahmen sie mich, zerbrachen den Stamm und legten mich in den Ofen." So sprachen die Beiden. Und sie erzählten einander weiter von ihren Jrgendtagen im dustigen Walde, von bunten Blume» muthwilligem Waldgethier und immer weiter und weiter, wunder bare Märchen. Plötzlich erwachte der Knabe. Der Vater kam heim. Er hatte gewiß wieder etwas getrunken; das that er, seit die Mutter todt nicer, so oft, beinahe jeden Abend. Warum nur? Er ließ ihn barsch an, weil er geschlafen und das Feuer habe ausgehen lassen. Nun lag er auf seinem Stroh unter der dünnen Decke. Er dachte an seinen Traum ein seltsamer Traum, so klar und deutlich. Freilich er hatte das so ziemlich alles gewußt, was die Tannengeister sich erzählten. Ella hatte ihm auch gesagt, wie ärgerlich die Mama gewesen war, und daß sie nicht mehr mit ihm verkehren sollte.-- Ihm fiel ein, was die Mutter neulich am Weihnachtsabend noch so kurz vor ihrem Tode erzählt hatte. Warum sangen damals die Engel doch: friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen?" arum?

Held, Müggelheimerstraße. Tauchert, Müggelheimerstr. Markau, Grünstraße. Stutz, Schloßstraße.

Kautsch, Grünstraße. Janke, Berlinerstraße. Gabriel, Grünauerstraße. Schmidt, Grünauerstraße. Lange, Grünauerstraße. Die Köpenicker Lokalkom Mission. Polizeibericht. Am 20. d. M. Vormittags wurde eine Frau, als sie in einem Bäckergeschäft in der Hochstraße die nach der Backstube im Keller führende Treppe hinabstieg, plötzlich vom Schlage getroffen und verstarb auf der Stelle. Nachmittags wurde ein 72 Jahre alter Mann vor dem Hause Seydelstr. 24 vom Schlage getroffen und verstarb bald darauf in der Droschke, mittelst deren er in die Charitee gebracht werden sollte. Abends wurde ein obdachloser Arbeiter vor dem Hause Schloßsreiheit 8 von einer Droschke überfahren und am Kopfe und den Ober- schenkeln so schwer verletzt, daß er nach der Charitee gebracht werden mußte. Zu derselben Zeit wurde ein Mann in seiner in der Straße 43 belegenen Wohnung erhängt vorgefunden. Am 21. d. M. Morgens wurde ein Arbeiter in seiner Wohnung in der Wienerstraße todt aufgefunden. Derselbe war am Abend zuvor aus eigener Unvorsichtigkeit von der Treppe gestürzt und ist nach ärztlichem Gutachten an Herzlähmung verstorben. Vormittags stürzte sich ein 71 Jahre alter Hospitalist in einem Aufall. von Geistesstörung aus dem zweiten Stock des Nikolaus« Bürgerhospitals, Große Frankfurterstraße, in den Garten hinab und verstarb ans der Stelle infolge der erlittenen schweren Verletzungen. Nachmittags wurde an der Ecke der Jerusalemer - und Leipzigerstraße ein unbekannter, etwa GS Jahre alter Mann von einem Omnibus überfahren und so schwer ver- letzt, daß er bei der Ueberführuna nach der Charitee verstarb. Zu derselben Zeit versuchte ein Mädchen in feiner Wohnung in der Oderbergerstraße sich mittelst einer Phosphorlösung zu ver- giften. Nach Verabreichung eines Gegenmittels wurde eS nach dem St. Hedwigs-Krankenhause gebracht. Abends fiel ein Mann durch das Geländer der Stralauerbrücke auf einen dort liegenden Obstkahn herab und erlitt dabei eine so schwere Verletzung am Kopfe, daß er nach dem Krankenhause am Friedrichshain gebracht werden mußte. Am 22. d. M. Morgens wurde ein Mann in seiner Wohnung in der Brunnenstraße erhängt vorgefunden. Am 20. und 21. d. M. fanden an 10 verschiedenen Stellen kleinere Brände statt.

GeridErts-'Ieikzmii. Mrnn dvankrn zwischen Schnee und Eis eine Art neue» Frühlings sich auf den Straßen und Plätzen zeigt und würziger Tannenduft die Luft erfüllt, dann pflegt es auch im Gerichlssaale friedlicher zuzugehen als sonst und so manche alte Fehde, welche die Genüither viele Monate hindurch bewegte, wird in der Weihnachtswoche begraben. Der Vorsitzende des Gerichts- Hofes, vor welchem Privat-Beleidigungsklagen zum Austrag ge- bracht werden, vollzog gestern wahre Wunder der Versöhnung und er konnte sein Tagewerk mit dem fröhlichen Bewußtsein schließen, daß es ihm gelungen war, sämmtliche 15 Klagesachew welche zur Verhandlung standen, im Wege gütlicher Einigung aus der Welt zu schaffen.' Und daß dies keine Kleinigkeit ist, weiß Jeder, der einmal mit angesehen hat, mit welchem wilden Haß die Parteien in solchen Beleidigungsklagen auf einander platzen.Lieber will ick mir von Koch'n lymphen lassen, als din 'Angeklagten die Strafe schenken! Er hat mir zu unjebildet bt- handelt!" So eiferte die Frau, welche als Klägerin dem Haus- vermalter gegenüberstand. Präs.: Haben Sie Kinder?" Klägerin: Fünf Stück, alle haben se Backen wie de Bors« dorfer Aeppel. Präs.: Nun, sehen Sie nml, Sie wollen doch Ihren Kindern gewiß auch eine Weihnachtsfreude bereiten? Kläg.: Na Jott, was man duhn kann, des duh> Waßmann. Ville wird et ja nich sind, denn mei» Mann ment, bei die deuren Zustände heitzudagi und die Kleberei, die er nu zum 1. Januar for die Jnfamlität besorjen muß, da muß er uns den Brotkorb ee» Bisken höher hängen. Aber so'n Bisken wat Nützlichtet un een Bisken wat aus'n 50 Pfennig-Bazar sind't sich ja doch noch W sammen. Präs.: Nun hören Sie mal zu: Sie würden noch frohere Weihnachtsfeiertage haben, wenn Sie das schöne Bewußt- sein mit heim nähmen, Ihrem Feinde die Hand zur VersöhnunS gereicht zu haben. Klag.: Dem Jrobschmieds-Gesellen? Llü nich! Er muß blechen! Präs.: Was haben Sie davon, wenn der Mann bestraft wird? Ihnen muß doch genügen, wenn et das Vorgefallene bedauert. Gar so schlimm ist ja die ganzt Sache nicht. Kläg.: Sie wissen jewiß nich, wat er zu nur sagt hat? Präs.: O ja, das weiß ich sehr gut. Aber nun deschämen Sie ihn mal und begraben Sie angesichts des schönen Weihnachtsfeste» die Streitaxt. Sie sollen mal sehen, wie hell und klar Ihnen dann die Weihnachtskerzen entgegen leuchten werden und wie Ihnen dann erst der Weihnachtsbaum lieb und werth sein wird."T Kläg.: Herr Staatsanwalt, et is man blos'ne Perjamide, noch von's vorige Jahr. Präs.: Also soll ich den Vergleich aus- setzen. Der Angeklagte bedauert die gefallenen Ausdrücke»no trägt die Kosten. Kläg.: A birst ooch die Kosten von mein Rechtsanwalt! Die Leite woll'n doch ooch leben? Präs' Das versteht sich. Also sind Sie einverstanden? K l ä g.: Na,»fl 'ne Trommel for meinen Jüngsten wird et ihm woll ooch nich am kommen, wo ick ihm seine Strafe zu Weihnachten schenke. Präs.' Das müssen Sie mit ihm privatim abmachen. Kläg.: Un denn muß et ooch ins Blatt rin, daß er mir for'ne anständige Fran un nich for'ne dumme Pute ästimiren dhut. Präs.: Wenn Sie so viele Bedingungen stellen, dann wollen wir lieber ver- handeln. Sie würden sich ja eine große Weihnachtsfreiw* machen, wenn Sie sich sagen können, daß Sie eine edle That, du That der Versöhnung verrichtet haben.Friede auf Erden!""7 Kläg.(nachdenklich): Na, wenn Se meenen, denn kann er sia> za meinswejens seine Anklage au'n Weihnachtsboom bammeln. Denn schenke ick ihm seine Strafe, aber blos. weil jrade Weihnachten is. P r ä s.: Der Angeklagte kann Ihnen za auch noch zu Protoken -rsprechen, daß er Sie in Zukunft in Ruhe lassen will. Kläg-

ÜÜO

Dafor danke ick. Sein Versprechen kann er doch nich halten- Präs.: Nun also, die Parteien vergleichen sich. Kläg.:» stimme zu: Frieden uff Erden! Verjnügte Feierdage!% etwas kübseligeres Kolorit hatte die folgende Verhandlung,. welcher der GOjährige Partikulier S- als Kläger erschien. Er. von seinem Flurnachbar mitkrummbeiniger Heuchler und Pai. satzke" titulirt worden und trat nun mit gesenktem Haupte. den Richtcrtisch, um Rache an dem Miffcthäter zu üben. P* OL Auch hier empfiehlt es sich sehr, daß sich die Parteien vergleich. Kläg.: Herr Gerichtshof, ich bin ein alter und schwacher Ma. solche Beleidigungen wirken auf mich wie Keulenschläge. Pf' Was kann Ihnen in Ihrem Alter daran liegen, dem Angel lag eine Geldskafe aufzuerlegen? K l ä g.: Er soll fühlen, 1 wehe er nur gethan. Präs.: Das fühlt er schon dad daß ihm die Kosten aufgebürdet werden. Wenn wir in die. Handlung eintreten, dann erhöhen sich die Kosten sehr bebei» Kläg.: Das ist ja betrübend, aber Präs.: Beden. Sie, welche Weihnachtsfreude er damit seiner Familie bcre kann. Kläg.: Gott ja, er hat es ja nicht übrig, ade Präs.: Und welche Freude Sie der Familie bereiten, wenn, die Hand zur Versöhnung reichen. Kläg.: Ich bin l*.(i( ein friedfertiger Mensch, jedoch-- Präs.: Also wollen