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Berlin W., 18. 12. 1890.

welche mit diesem Lohne nicht auskämen, die Prostitution| falle bis zu 75 Mark eventuell 10 Tagen Haft und 68 Per-| fragte, ob er denn bei seiner Aufnahme in diese Klinik nicht von empfohlen habe. Wir erfüllen einen Aft der Gerechtigkeit, wenn sonen zu Haftstrafen, im Einzelfalle bis zu 10 Tagen verurtheilt Dr. Cornet eingehend untersucht worden wäre, verneinte er es. wir auf die Angelegenheit heute nochmals zurückkommen, um, geworden." Dr. Cornet fomme nur alle Tage einmal, gegen 5 Uhr Abends, leitet von dem Wunsche, diese wie uns nachgewiesen, unwahren Ein in Berlin ansässiger Professor und sehr bekannter prüfe die Fiebertabelle und spriße ein oder unterlasse es, je nach und deshalb Herrn Singer um so schwerer beleidigenden Be- Reifender theilt der Nat.- 3tg." den nachfolgenden Briefwechsel Befund. Sein Asistent besuche täglich einmal im Laufe des hauptungen, richtig zu stellen, folgende Erklärungen abzugeben. zwischen ihm und der königl. Thiergarten- Verwaltung zur Ver- Nachmittags die Patienten und wechselte mit ihnen einige Worte, Herr Paul Singer ist seit drei Jahren aus der Firma ausge- öffentlichung mit und knüpft daran einige Fragen, denen wir weitere ärztliche Hilfe werde ihnen nicht zu Theil. Meine Hoff, schieden und hat keinerlei Beziehungen zu derselben mehr. Was nun ebenfalls Raum geben. nung gerieth ins Wanken. Da, es war 6 Uhr Abends, flopfte den Tagelohn von 60 bis 80 Pf. anlangt, so ist diese man, und Dr. Cornet mit einem Assistenten trat ein. Er reichte Angabe unrichtig; auf Tagelohn wurde in dem Geschäft dem Kranken die Hand, ich nannte ihm meinen Namen, er prüfte Yona haupt nicht gearbeitet, ſondern die Näherinnen wurden von An die Verwaltung des königl. Thiergartens die Fiebertabelle, die nach der gestrigen Einsprißung hohen den für die Firma arbeitenden Schneidermeistern beschäftigt. Nach Hiermit erlaube ich mir die gehorsame Anfrage, ob mir die Stand aufwies, und sagte: Heute werde ich Ihnen keine Ein­gerichtlicher Feststellung betrug der wöchentliche Verdienst einer Verwaltung des königl. Thiergartens gestattet, im Thiergarten sprigung geben."" Auch Ihnen nicht, Herr Pastor," wandte ex von den für das Geschäft arbeitenden Meistern beschäftigten photographische Aufnahmen zu machen. sich an mich, sondern wohl erst morgen." Werden Sie mich Näherin 10-12 M. Hinsichtlich der Aeußerung über die Pro­ſtitution gehen unsere Ermittelungen dahin, daß Herr Singer werden nie in den Handel tommen, ich beabsichtige auch nicht wollen wir noch sehen," erwiderte er und ging. Mit diesem Ich bin ausschließlich Liebhaber- Photograph, meine Bilder nicht vorher untersuchen, Herr Doktor?" fragte ich. diese Aeußerungen nicht gethan hat. Eine dem Sinne nach ähn- etwa Gruppen von Schlittschuhläufern oder dergl. aufzunehmen, Besuche schwand ein großer Theil meiner Illusionen, und meine liche Aeußerung ist allerdings in dem Geschäft einmal gefallen, sondern ich möchte nur bei günstigem Licht Ausnahmen von Stimmung wurde immer trüber. Da es war fast 10 uhr aber in ganz anderem Zusammenhang und von einer anderen Person, landschaftlich schönen Punkten des jetzt beschneiten Thiergartens Abends öffnete sich die Thür unserer Kammer, und mein doch auch bezüglich dieser Aeußerung steht es fest, daß niemals machen. geschäftliche Prinzipien oder Handlungen, welche etwa dieser,

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von dem Hörer selbst als Redensart" bezeichneten Aeußerung zu zeichnen als entsprachen, Platz gegriffen haben. Wir freuen uns, daß es uns gelungen, einmal Klarheit in diese Angelegenheit gebracht zu haben, welche wahrlich der Aufklärung bedurfte. Selbstredend sind mit gegenwärtigem Artikel auch alle Konsequenzen, die aus demjenigen in Nr. 300 unseres Blattes gezogen waren, haltlos geworden. Es thut uns leid, daß wir Herrn Singer unbewußt Unrecht gethan und freuen uns, daß wir nun auch in der Lage

sind, durch diese Zeilen dazu beitragen zu können, die Unrichtig feit einer vielfach verbreiteten, und infolge dessen auch geglaubten Ansicht fejizustellen."

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Lokales.

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Das

trener Dr. Hennig trat ein, um nach mir zu sehen. Als Ihrer geneigten Antwort entgegensehend, habe ich die Ehre ich ihm meine Erlebnisse mitgetheilt hatte, gab er seiner Entrüstung recht kräftigen Ausdruck. In dieser Bude dürfen Sie feine Stunde mehr bleiben, da werden Sie erst recht krank; Ihr ergebenster g Dr.­es ist unerhört, wie man Sie, Herr Pastor, mit einem Phthisiker Hierauf erhielt ich folgende Antwort: im legten Stadium zusammensperren fann!" Dr. Hennig bestellte II. Ministerial- Militär­seinen Landsmann alsdann auf den 10. Dezember, früh 8 Uhr in die Charitee. Dort untersuchten ihn ein Assistent von und Bau- Kommission. diape Berlin , den 20. Dezember 1890. Gerhardt und Herr Prof Leyden. Beide riethen dem Pastor, da Auf die Anfrage vom 18. d. M. erwidern wir Ew. Wohl die Krankheit bei ihm noch unbedenklich sei, von jeder Ein­geboren ergebenst, daß die Erlaubniß, im Thiergarten photo- spritzung mit Koch'scher Lymphe so lange abzusehen, bis die Er­graphische Aufnahmen zu machen, nicht ertheilt werden kann. fahrungen auf diesem Gebiete zu wissenschaftlicher Klarheit ge­Königliche Thiergarten- Verwaltung. langt seien. Es wäre ein Unglück, daß Tausende von Kranken -( unleserlich). aus der Ferne schon jezt nach Berlin zusammenströmten, wo sie nur durch kaum erschwingliche Geldopfer Unterkunft und ganz ungenügende ärztliche Behandlung erhalten könnten. Es wurde dem Pastor der Rath gegeben, Berlin wieder zu verlassen und etwa mit Eintritt wärmerer Jahreszeit in der Provinz in ein gutes Krankenhaus zu gehen, das von einem gewissenhaften Arzte geleitet würde, der das Koch'sche Verfahren in Berlin gründlich studirt hätte. Man wird allgemein gut thun, die Erfahrungen dieser erfolglosen Reise zu beherzigen. Wie dem Pastor, so ist es zahllosen Patienten ergangen.

III. Ich enthalte mich nun jeden Kommentars und erlaube mir nur folgende Fragen:

boten?

würde?

1. Ist Malen und Stizziren im Thiergarten ebenfalls ver­Um eine ordnungsmäßige Bestellung der Briefe in 2. Was würde einem Photographen geschehen, der ohne Er­Berlin zu dem bevorstehenden Jahreswechsel zu erreichen, ist es laubniß der Thiergarten- Verwaltung oder gegen deren Ver­erforderlich, daß in den Aufschriften der Stadtbriefe nicht nur bot dort photographiren wollte und in flagranti abgefaßt die Wohnung des Empfängers genau nach Straße, Hausnummer und Lage( ob eine Treppe, zwei oder drei Treppen), sondern Publikum eines Tages das Reiten, Lustwandeln, Luftschnappen, 3. Könnte die Verwaltung des königlichen Thiergartens dem auch der Postbezirk( C., O., S., W. u. f. w.), in welchem die be- atuneipen Bergnügungen, die doch sicher ebenso harmlos treffende Wohnung belegen ist, außer dem Ortsnamen Berlin " oder der Bezeichnung hier" deutlich angegeben werde." Da nur find, wie Zeichnen oder Photographiren- verbieten? auf diese Weise eine möglichst pünktliche Bestellung der zur Auf- Militär- und Bau- Kommission bei solchen Verboten? 4. Auf welches Recht stüßt sich die fönigliche Ministerial­lieferung gelangenden Briefmassen erzielt werden kann, so würden 000. ist am 17. d. Mts. um

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getheilt: Der Schreiber Wilanowsky, welcher früher im Ger Zur Warnung für Schankwirthe sei Folgendes mit­werbebureau des Magirats beschäftigt war, ist dort wegen Unordnung entlassen worden. Wilanowsky hatte während seiner früheren Thätigkeit Gelegenheit, die Adressen solcher Schankwirthe,

sich die Absender von Briefen mit mangelhafter Aufschrift etwaige in Berlin hergestellt worden. Der 10'000. ward am 18. April Diesen Schankwirthen macht W. jetzt nach seiner Entlassung

Verzögerungen in deren Zustellung selbst zuzuschreiben haben.

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Mit dem Ablauf dieses Jahres verjähren: 1) Alle 1889 dem Betriebe übergeben. Es hat sich mithin in der kurzen Besuche und erzählt ihnen, daß ihm die Bearbeitung dieser Kon­im Jahre 1888 entstandenen Forderungen der Fabrikunternehmer, Beit von eindreiviertel Jahren die Zahl der Abonnenten um sessionsgesuche obliege und er wesentlichen Einfluß auf das Schiafal Kaufleute, Krämer, Künstler und Handwerker für Waaren und fünfzig Prozent erhöht. In keinem anderen Orte Europas hat dieser Gesuche ausüben könne. Beiläufig läßt er dann die Bes Arbeiten, sowie wegen der an ihre Arbeiter gegebenen Vorschüsse, sich eine so rapide Entwickelung gezeigt, und die Berliner Fern- merfung fallen, daß er in augenblicklicher Geldverlegenheit sei, ingleichen der Apotheker für gelieferte Arzneimittel. Ausgenommen sprech- Anstalt nimmt weitaus die erste Stelle ein. Es ist dies und in zahlreichen Fällen haben sich die Schankwirthe, um diesen hiervon sind solche Forderungen, welche in Bezug auf den Gwerbe- ein charakteristisches Zeichen für das mächtig pulfirende Leben in angeblich einflußreichen Fürsprecher für ihre Konzessionsgesuche zu betrieb des Empfängers der Waare oder Arbeit entstanden sind; der Hauptstadt des Deutschen Reiches. Daß es sehr großer An- gewinnen, dazu verstanden, dem Betrüger Darlehen zu gewähren. der öffentlichen und Privatlehrer hinsichtlich der Honorare, der firengungen der Verwaltung bedurft hat, um diesen raschen Regelmäßig hat sich Wilanowsky überdies aus den Restaurationen Fabrikarbeiter, Handwerksgesellen, Tagelöhner und anderer ge- und außerordentlichen Anforderungen der Verkehrswelt zu ge- entfernt, ohne Speisen und Getränke zu bezahlen. wöhnlichen Handarbeiter wegen rückständigen Lohnes, der Fuhr- nügen, liegt auf der Hand, zumal die Anlagen und der Betrieb Man schreibt der ,, Voff. 3tg." aus Spandau : Wie leute hinsichtlich des Fuhrlohnes und Frachtgeldes, sowie ihrer naturgemäß mit der Vermehrung immer schwieriger wurden. In bereits mitgetheilt ist, bietet die Eisbahn auf der Oberhavel von Auslagen, endlich der Gast- und Speisewirthe für Wohnung und dieser Hinsicht ist es von der größten Bedeutung, daß die An- hier bis Valentinswerder und auf dem Tegeler See keine Gefahr, Betöftigung. 2) Die im Jahre 1886 entstandenen Forderungen lage des unterirdischen Fernsprechnetzes vom Reichs- Postamt sofern sich die Schlittschuhläufer auf den vermerkten Bahnen der Kirchen, der Geistlichen und anderer Kirchenbeamten, wegen rechtzeitig in Angriff genommen war. Dasselbe ist jetzt fertig- halten. Anders verhält es sich auf der Oberhavel nach Heiligen der Gebühren für tirchliche Handlungen aller derjenigen gestellt, mit einem Kostenaufwand von nahezu zwei Millionen see und Nieder- Neuendorf. Wer nicht Bescheid weiß, bleibe, da bei Personen, welche zur Besorgung bestimmter Geschäfte öffentlich Mart. Die Gesammtlänge der unterirdischen Leitungen beträgt dem tiefen Schnee und den zahlreichen offenen Stellen die Gefahr bestellt oder zugelassen sind oder sonst aus der Ueber über vier Millionen Meter; das Gesammtgewicht der verlegten groß ist, von dieser Bahn weg. Vor einer anderen sonst viel be nahme einzelner Arten von Aufträgen ein Gewerbe machen, ie 28aderigen Stabel 416 822 kg; die Gesammtlänge der guß- suchten Bahn ist ebenfalls sehr zu warnen. Es ist die auf der der Haus- und Wirthschaftsbeamten und Handlungsgehilfen und eisernen Röhren, in denen die Kabel sich befinden, 42 000 m, und Unterhavel von Weinmeisterhorn oder Schildhorn nach Potsdam . des Gesindes an Gehalt, Lohn und andern Nebeneinkünften das Gewicht dieser Röhren 42 Millionen Kilogramm. Die Zahl Noch zu Anfang des jetzigen Frostwetters haben Dampfer das ( Emolumenten), der Lehrherren hinsichtlich des Lehrgeldes, wegen der Leitungen fann durch Einziehung neuer Kabel in die Röhren Eis der Havelseen durchbrochen. Außerdem ist das Wasser jest der Rückstände an vorbedungenen Zinsen, an Mieths- und Pacht jederzeit mit Leichtigkeit vermehrt werden, zu welchem Zweck gefallen und die Stromrichtung nicht so genau bei dem Schnee geldern, Besoldungen, Alimenten, Renten und allen andern, zu 522 Kabelbrunnen in den verschiedensten Stadttheilen auf zu erkennen. bestimmten Zeiten wiederkehrenden Abgaben und Leistungen, es gemauert sind. Mit dieser großartigen Anlage besitzt Berlin mag das Recht dazu im Grundbuche eingetragen sein oder nicht; jetzt das solideste und vollkommenste Fernsprechnetz auf der die Ansprüche auf Erstattung ausgelegter Prozeßkosten von dem ganzen Erde. dazu verpflichteten Gegner. Die Verjährung wird durch Aner­fenntniß, nicht aber, wie vielfach geglaubt wird, durch Mahnung unterbrochen. Schließlich bringen wir noch in Erinnerung, daß nach der jetzt giltigen Prozeßordnung eine Einreichung der Klage oder des Gesuchs auf Erlassung des Zahlungsbefehls bei Gericht allein die Verjährung nicht unterbricht, sondern die Zustellung der Klage oder des Zablungsbefehls an den Schuldner muß vor Ablauf der Verjährungsirist erfolgt sein.

Zur Braun'schen Mordaffaire erhält der 2. A." in Nachstehendem noch einige Mittheilungen, welche das bereits Mitgetheilte noch mannigfach ergänzen: Das Belastungsmaterial Ueber seine Erfahrungen in einer Berliner Privat- gegen die Heinke'schen Eheleute war von dem Kriminalfommiffar klinik macht Herr Pastor Seelmann auf Ristow bei Schlawe Serr Braun gleich nach der Festnahme der Verdächtigen im Herbst 1887 der Berl. 3tg." zufolge beachtenswerthe Mittheilungen. Der in so umfangreicher Weise gesammelt worden, daß der mit der Pastor, welcher seit Jahren an Lungentatarrh leidet, hatte sich Untersuchung beauftragte Landgerichtsrath Herr Hollmann von an Geh. Rath Koch gewandt und erhielt darauf nach 3 Wochen der Schuld des Ehemannes H. fest überzeugt war und die Gr von Dr. Cornet eine Postkarte mit dem lakonischen Inhalt: hebung der Anklage, wenigstens gegen den H., für sicher hielt. Rönnen fommen". Sein Hausarzt, Kreisphysikus Dr. Hennig, Um so mehr war man überrascht, als die Erhebung mangels fonnte zufälliger Weise den Pastor nach Berlin begleiten. Dieser ausreichenden Beweismaterials nicht erfolgte. Als dann die Der Polizeipräsident erläßt folgende Bekanntmachung: fand nach manchem vergeblichen Versuche, Dr. Cornet selbst zu Aften der Kriminalpolizei wieder zugestellt wurden, gab Herr Von verschiedenen Seiten ist mit Recht darüber Klage geführt sprechen, schließlich in einer zweiten, von diesem eingerichteten Kommissar Braun offen und freimüthig die Erklärung ab, daß worden, daß in der Sylvesternacht vielfach durch Schießen, Fohlen, Privatklinik Unterkunft: 3war erschrat ich über die Höhe des er nach etwaigen anderen Personen, die den Mord volführt Hutantreiben nd dergleichen grober Unfug verübt wird. Ich Preises, den ich für die bloße Pension pro Tag zu zahlen hatte, hätten, nicht zu suchenbrauche, denn Niemand anders als die einge dieHeinze nehme deshalb beim Herannahen des Jahresschlusses Veranlassung, ohne das ärztliche Honorar aber ich stand ja nun an der schen Eheleute feien nach seiner Ueberzeugung die Thäter. Heinze, das Publikum vor der Verübung derartigen Unfuge dringend zu Schwelle der Genesung, da mußte die Sorge um die schwere einer der gefährlichsten Zuhälter, ist nun nach seiner Freilassung auf warnen, und mache besonders darauf aufmerksam, daß die von Geldfrage zurücktreten. Mein Zimmer mußte ich mit einem Denunziation feiner eigenen Ehefrau bereits zweimal unter dens den Aufsichtsbeamten eingereichten Anzeigen über etwaige Ueber- Patienten theilen. Zimmer?" sagte ich? Eine fleine elende selben Verdachtsmomenten wieder verhaftet worden, mußte aber tretungen nicht im Wege der vorläufigen Straffeftfeßung er- Kammer war's mit ganz kleinem Fenster oben an der niedrigen Decke, jedesmal wieder entlassen werden, nachdem sich herausgestellt hatte, ledigt, sondern vom Polizeipräsidium der Königlichen Amtsanwalt- angefüllt mit einer Luft, die das Athmen erschwerte. Und nun der daß die Denunziation der Ehefrau aus Nache wegen Mißhand schaft zur weiteren Verfolgung werden übermittelt werden. Im Patient, mit dem ich diesen entseglichen Ort theilen sollte! Gin lung erfolgt war. Herr Kommissar Braun wußte aber sehr gut, vergangenen Jahre sind 124 Personen zu Geldbußen im Einzel- junger Mann im höchsten Stadium der Schwindsucht. Als ich ihn daß diesen Denunziationen der Ehefrau etwas Wahres zu Grunde

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Weihnachtsbaum, und auf weißgedecktem Tische lagen Liebes­gaben für ihn und seine Familie!!!

Und als er endlich seiner Bewegung Herr geworden und fragen fonnte: Woher? Da warf sich weinend sein Weib an seine Brust, und unter Thränen lächelnd sprach fie:

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Humas

der gehobenen Stimmung des Augenblicks hin, doch noch Ja, lieber betteln, ruft er laut, seinen Gedanken Aus­fann er nicht völlig froh werden, noch bedrückt eine schwere druck gebend, als von ihm ein Almosen! Last sein Herz und eine tiefe Falte durchfurcht seine Stirn. Seine Kinder kennen ihren Onkel nicht, er hat nie nach Deshalb duldet es ihn nicht im Kreise der Genoffen, so ihnen, nach ihm verlangt, Fremde stehen seinem Herzen gerne er auch bei ihnen verweilte; und als er sich nun hastig näher, als er, als seine Familie. Zwar reicher ist Jener, verabschiedet, da hält ihn Niemand zurück, fragt Niemand: wie er, ob aber auch so glücklich? Wohin? Ein Jeder ahnt es, ein Jeder weiß es: Zu seiner Und glücklich ist er nun wieder, trotz alledem! Denn" Das ist der Dank der Genossen, die Dich nicht ver Familie! er ist ihnen wieder nahe, wieder bei ihnen, die er gessen! Sie haben Dir diese Weihnachtsfreude bereitet, un Und wieder steht er auf der Straße und arbeitet sich durch über Alles liebt, die er für alle Schäße der Welt Dich zu entschädigen für das, was Du gelitten für das, wos das Gedränge, seiner Wohnung zustrebend. Vereinzelt ist nicht tauscht. Nun kann er wieder arbeiten, nun ist er für Du gestritten, für die gemeinsame große Sache! Auch schon in Wohnungen der Weihnachtsbaum entflammit, wieder frei, nun mag es sein, nun mag es kommen, wie es uns haben sie nicht vergessen, sie ließen uns nicht untergehen, welcher glückliche Menschen um sich vereinigt. Und wie will! Und getrieben von diesen Gedanken stürmt er die denn ohne ihre Hilfe wären wir verloren gewesen." Und er die Kerzen Freude verkündend durch die Fenster Treppen hinauf, die zu seiner hochbelegenen Wohnung führen. mit der Hand wies sie hin auf den Christbaum, dessen Spize funkeln sieht, da krampft sein Herz zusammen in Doch oben hat man seiner schon in banger Sehnsucht ge- zwei sich kreuzende rosig schimmernde Fähnlein schmückten wildem Weh! Er gedenkt des vorigen Weihnachtsfestes, harrt, seinen eilenden Tritt gehört und auf der letzten mit den leuchtenden Inschriften: Solidarität das seine Lieben in Kummer und Leid verbracht; fein Treppe stürzen ihm schon seine drei Kinder mit Freuden- nität!" Weihnachtsbaum ergoß sein mildes Kerzenlicht über den rufen entgegen, sich an ihn hängend, ihn umschlingend, ihn Und traumverloren hastete sein Blick fest an diesen üblichen kleinen Gabentisch, und heute? Wer wird ihnen nimmer laffend. Und da erscheint auch sein trautes Weib Worten. Solidarität! Humanität! heute den Weihnachtsbaum entzünden? und sinkt ihm weinend in die Arme, und zieht ihn sanft D, jetzt hatte er den Sinn dieser Wörter recht erfaßt, Klopfenden Herzens strebt er seiner Wohnung zu. hinein in die Wohnung, in die zunächst belegene Küche. Und jetzt wußte er sie recht zu deuten! Wie wird er sie wiederfinden, seine Theuren, die er in wie er ihr in die thränenfeuchten, glückstrahlenden Augen Und wieder Ilang ihm der Abschiedsgruß des Gefängs Kummer und Leid zurückgelassen? Wohl hat er schwer schaut, ihren innigen Kuß erwidernd; wie er den Jubel der niß- Beamten ins Ohr: Fröhliche Weihnachten! gelitten, doch haben sie nicht noch mehr gelitten? Er weiß, Kinder sieht ob seiner Heimkehr, da sieht, da weiß er, daß daß sein Schicksal sein braves Weib, die treue Genossin in er auch hier unvergessen ist, daß die Herzen der Seinen Freud ' und Leid, aufs Krankenbett geworfen, fie noch in treuer Liebe an ihm hängen. Ueberwältigt von elender gemacht hat, als sie schon war. Wer hat die Noth der Macht des Wiedersehens, ist er unfähig, zu sprechen. von ihnen fern gehalten, von seiner Frau, seinen Kindern, Aber sein Blick spricht mehr als Worte, er spricht in stummer da seine Arbeitskraft ihnen fehlte? Sie haben gearbeitet, Herzenssprache die bange Frage: Wie ist es Euch ergangen? Vergangenheit und Zukunft, sie traten für kurze Zeit gedarbt, gehungert vielleicht! Wer wird für sie sorgen? Was habt ihr erduldet, gelitten?" Zwar hat er Verwandte, einen Bruder in der Stadt, Und die Sprache der Liebe findet ein verständnißvolles doch ach! Menschen, die durch durch Bande des Gehör. Die Frau versteht sie wohl, doch lächelnd winkt sie Blutes zu einander gehören, stehen sich oft im Leben am ab. Sanft nimmt sie den Gatten bei der Hand und führt fremdesten gegenüber. Zudem ist jener reich, ein Bourgeois, ihn in die Stube. Und in die Ruse jubelnder Freude der Kinder mischt was hat er mit dem Proletarier, mit dem geächteten ge­mein? Was scheert ihn Weib? Was scheert ihn Kind? sich das sprachlose Erstaunen des Vaters, des Mannes. Laßt sie betteln gehen, wenn sie hungrig sind! Denn ihm entgegen strahlte ein buntgeschmückter

Ja, das waren fröhliche Weihnachten! So war jener Wunsch thatsächlich in Erfüllung gegangen durch Solidarität, Humanität, diese Alles besiegenden Waffen des Proletariats! Und der Weihnachtsfrieden senkte sich vorübergehend auch auf diese arme, glückliche Familie!

zurück vor der so schönen Gegenwart; allerdings nur für kurze Zeit, denn dem Proletarier erblüht selten nur, dann auch nur ein kurzes Glück.

Und so legte sich sehr bald wieder auch hier der Mehle blume, dieselbe mit seinem Gifte zerstörend. Unvergessen thau der Erinnerung auf die junge, kaum entfaltete Glückes. blieben die Leiden der Vergangenheit, auch die Pflichten der Zukunft! unvergessen aber

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