zur Gestaltung aktueller Probleme ireibt, son dern weil das Publikum einfach den aktuellen Film verlangt. Kokettiert die eine Firma mit fascistischen Gedankengängen, stellt eine andere ein gewaltiges Filmwerk in den Dienst des Pazifism u 3: einer der schönſten amerifanischen Filme,„ Cavalcade", ein Forfilm, der die Geschichte einer englischen Generation von 1902 bis heute erzählt und den Burenkrieg, den Untergang der„ Titanic", den Weltkrieg, die In
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messen, und relativ ist der amerikanische Film| tes, überragen die amerikanischen Filme, auch heute lebensvoller, wirklichkeitsnäher, zeiiver- die schwächeren, die gleichgeschalteten Produkte bundener als die Produktionen aller anderen der braunen Filmindustrie turmhoch; wo FilmFilmländer. Darum ist es besonders zu be- amerika einen Fußbreit Boden gewinnt und der dauern, daß in den Kinos der Tschechoslowakei so Goebbels - Kitsch einen Fußbreit Boden verliert, wenig amerikaniſche Filme laufen. Künſtlerische dort haben Geist und Kultur einen Vorsprung Schöpfungen eines demokratischen Staa- vor Ungeist und Barbarei gewonnen.
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ſlationsjahre ſchildert, iſt den Müttern gewid- Wer wird in den kommenden
met, die den Geist des Friedens bewahren, wenn der imperialistische Staat die Männer zu den Waffen zwingt. Hier ist auch eine ganz neue Form der Filmkunst gefunden worden: ein gewaltiges hiſtoriſches Gemälde zieht vorüber, eine Epoche wird an typischen Figuren lebendig.
Neue Schauspieler, neue Regisseure suchen neue Wege der darstellerischen Kunst und der Inszenierung. Silvia Sidney , die stärkste Begabung unter den jungen Schauspielerinnen HolIhwoods, hat durch ihre Natürlichkeit, durch die Echtheit ihres Herzensions sowohl in den Drei ser - Filmen„ Amerikanische Tragödie " und Jennie Gerhardt" wie als„ Madame Butter fly " das Publikum nicht nur zu Tränen gerührt, ſondern wahrhaft erſchüttert; der junge Regis seur Rouben Mamoulian mit der genialen Verfilmung der Gespensternovelle von„ Dr. Jekyll und Mr. Hyde" von Stevenson seine außerordentliche Begabung bewiesen und mit ,, Schloß, im Mond", eine der bezauberndsten satirischen Opereiten geschaffen, die jemals über die Leinwand gegangen sind. In Eddie Cantor gewann der amerikanische Film einen neuen Komifer, der den Buster Keaton - Stil weiterführt; in Mae West eine Schauspielerin, deren Filme mit ihrem brutalen Realismus, ihrer schonungslosen Offenheit eine Revolution der Filmmoral darstellen und alle bisher streng eingehaltenen spießbürgerlichen. Filmtugendvorschriften über den Haufen werfen. Die Verfilmung des Thea terſtüds ,, Diner um acht" gibt einen Querschnitt durch die Welt der Oberen Zehntausend, der wundervolle Greta Garbo - Film„ Menschen im Hotel" zeigt eine Eindringlichkeit der psychologischen Gestaltung, die in Filmamerika bisher
Feliop.
Augenblicklich geht es mir nicht gut- nein, absolut nicht, und es will auch nicht recht weitergehen. Wien hält einen auch dabei wie in einem lauwarmen Tümpel.
In dieser Zeit war ich oft in einem kleinen Café zu sehen, einem„ Tschoch", in dem es immer halbdunkel ist, nach Menschen riecht, immer denselben, die ihren billigen Kaffee schlürfen, die Beitungen abgreifen, billige Zigaretten ausgehen und wieder aufrauchen laſſen.
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noch trostloser drein, aber haben ihre Münder in hemmungslosen Klappenbewegungen. Sie wissen schon viel mehr. Man hat es ihnen von der Straße zugetragen.
Generalstreif!
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Auch die Omnibusse fahren nicht mehr. Die Leute warten noch auf sie. Wissende gehen mißmutig weiter das ist ja sehr uninteressant! Berührt einen kaum, tagsüber fein Licht zu haben. Was haben wir schon zu verlieren? u einer unsicheren Zeit zu leben, dürfte wohl jedem bekannt sein.
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Als würde man von einem Tschoch aus Und es steht die Sonne noch auf den Nein, gewiß nicht! Hier Dächern, und ich hatte damit gerechnet, daß mich verdienen können! ist es nur zum Hindämmern, zum die- Beine- Renée anrufen würde. Und Renée hat sich noch Lahmlegen. Dann sebe ich mich ans Fenster. nicht gemeldet- jezt sind die TelephonautoEin Fenſter gibt einem wenigstens die Einbil- maten außer Betrieb eine gemeine Sache dung von Luft und Getriebe man ist gewis- ich werde nach Hause gehen in mein Zim fermaßen geſchüßt und nimmt doch Anteil dar mer. Das ist ein fleines Viereck mit Schrank, an... Waschtisch, Bett, ist immer in Schläfrigkeit gehüllt und bekommt nur schivaches Licht von den Treppenhausfenstern.
Heute ist es spät vormittags. Eine Siraßenbahn hält vor meinem Kaffeehausfenster und bleibt stehen, rührt sich nicht mehr vom Fleck. Menschen steigen aus, manche auch nicht: dieſe, die es nicht glaubenschließlich haben sie einen Fahrschein gelöst. Die Frauen müssen Mittagefsen tochen, ihr alltägliches Programm, die Männer haben es wichtig mit ihren Geschäften.
Und dann habe ich es schon gehört, denn hier hört man alles:„ Streit der Eisenbahn." werden das die Nazi sein? Omnibuſſe eilen fremb war. Nicht nur die großen Filme, auch die Durchschnittsproduktion steht unter dem Ein- noch vorüber, vollgestopft wie allzu dide rollende Bäuche. Das Staublicht im Café brennt fluß eines neuen Geistes: ein Film wie King Vidors stille, feine Ehekomödie„ Cynara" zum nicht mehr und macht noch dunkler, unwirtBeispiel ist mit einem menschlichen Verständlicher. Die Billardbälle hört man trotz allenis und einer Vorurteilslosigkeit gedreht, die dem sich weiter anklopfen. In ihren grellen man im amerikanischen Filmschaffen früherer Farben erscheint es, als koſten ſie einander. Und Jahre vergebens gesucht hätte, und Frant Bor- warum soll der verhungerte junge Doktor ohne zages Kriegsfilm„ In einem andren Land" Verdienst nicht weiter mit dem andern Arbeitsmit einer pazifiſtiſchen Ueberzeugungssucht, die losen Billard spielen? fein europäisches Filmland mehr aufbringt.
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Die Wirklichkeit stürmt gegen die Tore der Filmateliers- und der Film muß sich ihr ergeben. Gewiß, es werden auch weiterhin erlogene Bunſchiraummärchen gedreht, die Puppenwelt
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Ich habe einen Eilbrief von Renée vorges funden, daß Streit sei und Unruhen, und ich soll viel Lebensmittel einkaufen und wenig auf den Straßen sein.
Die Einkäufe habe ich mir nur gedacht, und dabei ist es geblieben.
Vor meinem Fenster vernehme ich aufder Wirtinnen, der Kinder. Ich sehe sie nicht, regendes Hinundhergetrampel, grelle Stimmen aber fann sie mir bildhaft vorstellen. Einige Worifezen verstehe ich: es gäbe kein Broi mehr, feine Kerzen. Und dort und dort sollen sie auch schon geschossen haben. Und diese schrecklichen Beiten. Aber unser Dollfuß wird sie bessern
und wird es keinesfalls zulassen
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Was nicht zulaffen? Ach, daß sie keine Not haben werden und mit ihren Einkäufen ausreichen.
Das Gerede von einem Streif hat man nur nebenbei gehört die Straßenbahnen werDenn die Frauen haben die Lebensmittelden in einer Stunde wohl wieder weiterfahren. geſchäfte geſtürmt. Sie ſind auf ſie zugeganSolche Störungen gibt es die haben sich gen wie auf immer leerer werdende Speiſes immer wieder in Ordnung bringen lassen. Sie fammern. Die Wirtinnen trugen ihre schwe werden Lohnerhöhung wollen. Kann man ja ren Sorgenbäuche von einem Laden in den an
waren die Bezahlungen gerade üppig. Und verstehen. Immer. Zu allen Zeiten! Nie schließlich stehen die Straßenbahner ſtundenlang im Dienst, ohne Familie und ohne Wort.
verdienen es.
Sie
komödien der Lilian Harvey , der süße RevueKitsch, den die Provinz so innig liebt. Doch diese Filme find bereits in der Minderzahl. Sie werden nicht ganz verschwinden, wie auch der sahablonenhafte Wildwestfilm und die nachh altem Muster gedrehte Detektivkomödie noch nicht verschwunden sind; aber sie beherrschen den SpielJetzt ist der Straßenbahnwagen nur mehr plan der Kinos nicht mehr. Die Stritit, die in noch von einem Führer und einem Kontrolleur den altuellen Filmen an unserer Welt geübt bewohnt. Die beginnen ihr Frühstück auszuwird, ist auch nicht immer aufrichtig, sie soll paden, setzen sich bequem hin, wenn man es in manchmal cher entschuldigen als anklagen, eher einer Straßenbahn bequem nennen darf! erflären als verdammen; auch der neue ameri- Aber für die Straßenbahner jedenfalls schon. kanische Film ist das Produkt privatkapitalisti- Dann spielen ſie Karten, damit die Zeit verscher Gesellschaften, auch er hat die immanente geht.
Tendenz der Verteidigung des Kapitalismus . Die Weiber im Tschoch haben noch dunfWir können jedoch nur mit relativen Maßstäben ler umschattete Augen bei dem Kerzenlicht, sehen
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dern, brachen überall im Wortgefechte aus- befinnungslos und immer dasselbe rufend: ,, Was längst in der Luft. Das ist doch bald für jeden wird noch werden?" Das liegt doch schon eine chronisch gewordene Frage, hat man ſich nicht ſchon an ſie gewöhnt?
Jedoch augenblicklich ist sie schlangenwild geworden giftig.
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Und es bricht schon die Dämmerung her ein, welche die Luft wie in graue Tücher legt. Eine Angstwelle überall.
Manche Geschäftsleute lassen schon ihre Rolläden herunter. In den Geschäften drängen fich immer noch Menschen, als wollten sie stehlen. Es ist so, als würde ein gefahrbringender Win