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Und als der Refrain fam: „ Völker, hört die Signale! Auf zum letzten Gefecht! Die Internationale Erkämpft das Menschenrecht." begannen die Ruſſen mitzuſingen.
Und allmählich, zuerst schüchtern, dann immer freier, schlossen sich auch einige Stimmen aus den deutschen Poſtenlöchern an.
Kein Mensch von drüben hat geschossen, und sie haben Thormann doch ganz deutlich sehen können in dem hellen Mondlicht.
In dieser Nacht kam der Leuinant nicht die Posten kontrollieren. Er hatie wohl Angst, daß
ihm bei Nacht ein Unglück zustoßen könnie, er war nämlich ein ganz gemeiner Leuteschinder.
Am nächsten Morgen wurde Thormann verhaftet. Wer weiß, was aus ihm geworden ist. Wahrscheinlich haben sie ihn ohne großes Aufsehen erschossen, wie das ja so manchem Soldaten in Rußland und anderswo passierte. Dic Angehörigen bekamen dann ihre Briefe zurüc mit dem Stempel„ Gefallen auf dem Felde der Ehre".
Am Abend mußten wir dann die Ruſſen angreifen.
Das war unser 1. Mai im Jahre 1917...
Das Bravfein
,, Halt mal hier fest."
Amerikaniſches Porträt
Von Jon Dos Baffos
Als C. Keith jun. ſtarb, veröffentlichten alle| Limon zu reisen. Limon iſt eines der schlimmZeitungen sein Bild: ein helläugiger Mann mit sien Pestlöcher am Karaibischen Meer. Selbst die Hakennase und Bäuchlein aber weshalb dieser Indianer starben hier an Malaria, gelbem unsichere Blid?... Fieber, Dysenterie.
C. Keith war der Sohn eines reichen Man- Keith fuhr auf dem Schiffe von John G. nes, in einer Familie geboren, die den Geruch Meiggs nach New Orleans zurück, um Arbeiter des Geldes liebte. Sie konnten das Geld, rings für den Bahnbau anzuwerben. Er bot einen Dolum den Erdfreis, auf halbem Wege riechen- lar täglich und dingte 700 Mann. Von dem ja, das konnten sie in der Familie.
Sein Onkel war Henry Meiggs, an der Westküste Don Enrique genannt. Sein Vater hatte ein großes Holzgeschäft und einen Mate
Haufen blieben eiwa fünfundzwanzig am Leben. Die Uebrigen ließen ihre whiskygetränkten Kadaver zum Faulen in den Sümpfen zurück. Auf einer zweiten Ladung schiffte er 1500 hinunter; fie starben alle, zum Beweise dafür, daß nur Keith jun. starb nicht.
"
Gibst du nicht hübsch die Hand?"
,, Guten Tag, Tante!"
ha
rialhandel in Brooklyn. Keith jun. war ein wür- Jamaila- Neger in Limon zu leben vermochten. Seit wann gibt es Briefe?
diger Sproß des alten Stammes.
Im Jahre 1882 waren zivanzig Meilen der Eisenbahn fertig, und Keith hatte eine Million Dollar im Sack. Aber die Eisenbahn hatte nichts zu befördern. Keith ließ die Eingeborenen Bananen pflanzen, damit die Eisenbahn etwas zu befördern habe; er selbst mußte Schiffsherr werden, um die Bananen auf den Markt zu bringen.
( Im Jahre 49 war Don Enrique durch das Goldfieber nach San Francisco getrieben worden. Er ging nicht im Hügelland auf die Suche, starb nicht vor Durst, indem er im Tal des Todes Alkalistaub siebie. Er verkaufte den Leuten Kleider. Blieb in San Francisco, spielte Politik und Hochfinanz, bis er zu tief in die Patsche kam und sich eilends einſchiffen mußte. Das Fahrzeug landete mit ihm in Chile. Er Dies war der Anfang des Fruchthandel konnie in Chile Geld riechen. Hier wurde er der am Karaibischen Meere. Währenddeſſen ſtarben „ Capitaliſta Yanquee“. Baute die Eiſenbahn von die Arbeiter immerfort an Whisky, Malaria, Santiago nach Valparaiſo. Auf den Chinesen gelbem Fieber, Dysenterie. Die drei Brüder des Inseln gabs Guano. Meiggs konnte im Guano jungen Keith starben. Keith jun. starb nicht. Er Geld riechen. Er ergrub ſich aus dem Guando baute Eisenbahnen an der Küste entlang in ein Vermögen, wurde eine Macht an der West- Bluefields, Belize, Limon, faufte und verkaufte füjte, jonglierte mit Zahlen, Eisenbahnen, Kautschut, Vanille, Schildpatt, SassaparillenArmeen, den politisch angehauchten Kaziken wurzeln alles, was er billig kaufen konnte, alles Teile eines ungeheuren Pokerspieles. Mit das verkaufte er. gewaltiger Hand häufte er Dollars auf. Er finanzierte die märchenhaften Bahnen über die Anden.)
Als Tomas Quardia Diktator von Costa wurde, schrieb er an Don Enrique, er möge ihm eine Eisenbahn bauen. Meiggs hatte in den Anden zu tun. Ein Kontraft von 75.000 Dollar lohnte sich ihm kaum der Mühe. Deshalb schickte er seinen Neffen, Keith jun.
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Im Jahre 1898 bildete er mit der Bo stoner Fruchtgesellschaft die„ Vereinigte FruchtGesellschaft", die seither einer der mächtigsten Welitrufte geworden ist. Im Jahre 1912 einigte er die„ Internationalen Eisenbahnen Zentralamerikas“ zu einer Körperschaft. Alles aus Bananen!
In Europa und in den Vereinigten Staaien hatten die Leute begonnen, Bananen zu eſſen; deshalb holzten ſie den Dschungel in Zen tralamerita ab, um Bananen zu pflanzen und bauten Eisenbahnen, die Bananen zu befördern, und Jahr um Jahr zogen mehr Dampfschiffe der Großen Weißen Flotte mit Bananen beladen
In dieser Familie ließen sie sich nicht das Gras unter den Füßen wachsen: Schon mit sechzehn Jahren stand Keith jun. auf eigenen Füßen, verkaufte Hemdfragen und Krawatten in einem Warenhaus. Nachher war er Holzhändler. Als Vater Keith die Insel Padre nordwärts. ankaufte, entsandte er seinen Sohn, um dort Dies ist die Geschichte des amerikanischen Geld herauszuschlagen. Keith jun. begann auf Kaiserreiches am Karaibischen Meere. Mit Ausder Insel Padre mit Viehzucht und Schleppnetz- nahme des Panamakanals und des künftigen fischerei. Aber Vich und Fische schafften nicht Nikaraguafanals und der Marine und der rasch genug Geld her. Deshalb faufte er Kriegsschiffe und der Bajonette. Schweine und hieb junge Ochsen nieder und Weshalb dieser unsichere Blick in den Tochie ihr Fleisch und fütterte damit die Augen, auf dem Bilde von Keith junior, dem Schweine und tötete die Fische und fütterte damit die Schweine. Aber Schweine schafften nicht rasch genug Geld her. Deshalb war er froh, nach
Pionier des Fruchthandels, dem Eisenbahn, erbauer, auf dem Bilde, das alle Zeitungen veröffentlichten, als er starb?
„ Aujord'hui“ veröffentlicht einen Artikel, in dem die Zeitung feststellt, daß die ältesten Briefe aus dem Jahre 2000 v. Chr. stammen. Manche dieser Briefe waren Ziegelsteine, die man in Tonumschläge hüllte, um sie vor Ins diskretionen zu bewahren: Denn auch schon da mals gab es große und kleine Geheimnisse:
„ Die Geheimkorrespondenz hat im Altertum eine große Rolle geſpielt. Die römiſchen Behörden gebrauchten ſie, um mit ihren über die ganze Welt verstreuten Prokonsuln und Generalen zu korreſpondieren. Man hatte eine sichere Methode gefunden. Die Köpfe der Geheimkurriere wurden geschoren und glatt rasiert; dann schrieb man die Geheimbotschaften auf die kahlen Schädeldecken. Und nun mußte man eine Weile warten, bis den Boten wieder die Haare gewachsen waren. Jetzt machten sich die Boten auf den Weg. Am Beſtimmungsorte angelangt, ließen sie sich abermals den Kopf scheren und rasieren, fnieten vor dem Adressaten nieder, der auf diese Weise die Botschaft zur Kenntnis nehmen konnte. Die Spartaner wandien eine Mes thode an, die die Chiffriermethoden aller moder nen Staaten inspiriert hat. Sie wickelten umt einen Stock von ganz bestimmter Breite einen Lederstreifen. Auf dem so angeordneten Leder schrieben sie die Mitteilungen nieder. Dann wickelten sie das Leder vom Stock wieder ab, verpacien ez und übergaben es einem Boten, der es an seinen Bestimmungsort schaffte. Die Botschaft konnte jedoch nur gelesen werden, wenn man den Lederstreifen wieder um einen Stock von genau gleicher Länge und gleicher Stärke wickelte wie den, den man zur Nieders schrift benutzt hatte. Nur der Adressat kannte die Ausmaße dieses Schlüſſelſtocks, nur er wußte, wie oft man das Leder um den Stock drehen mußte, um die Botschaft entziffern zu fönnen. So wurde das Geheimnis mit großer Sicherheit gewahrt."