entblößi, wie man es früher angenommen hat.| Noch nach vier Jahren besaß er bei seiner Rüd fehr nach England zwei nicht zerrissene Hem­den, und nicht einmal sein Munitionsvorrat war aufgebraucht. Allerdings jagte er die Ziegen und anderes Wild für seine Küche vorwiegend mit Neßen und Fallen, um seine kostbare Muni­tion für den Notfall zu sparen.

Der Schotte hatte mehrmals Gelegenheit gehabt, in die abendländische Welt zurückzukeh» ren. Wenn er, was einige Male vorkam, fremde Matroſen landen ſah, floh er in das Innere der Insel, weil er fürchteie, daß es Spanier ſein könnten, und zu jener Zeit führte England mit Spanien Krieg. Eines Tages, als er des Aben­teuers endgültig überdrüssig geworden war, faßte er sich ein Herz, als ein Schiff vorüberfuhr, das er für ein englisches Fahrzeug hielt. Er gab ein Zeichen, man holte ihn, und er hatte sich nicht geirrt; das Schiff führte die britische Flagge.

Selfirts Zeitgenosse, Richard Falconer, war ein englischer Seemann, der tatsächlich etwas von dem erlebt hatte, was dem historischen Ro­binson nicht widerfahren ist. Er gelangte nicht freiwillig, sondern bei einem Schiffbruch auf feine" Insel, die zum Archipel von Alcarane gehörte. Ihm fehlten im Gegensatz zu Selfirt alle Werkzeuge. Er ernährie sich von den Eiern, die die Seevögel in den Sand der Uferdünen

legien, wurde aber fürchterlich vom Durst ge­plagt, da er kein Trinkwasser auftreiben konnte. Nach einigen Tagen war seine Zunge geschwol­len, er glaubte, daß sein Ende bevorstand. Da sezte ein heftiger Regen ein, und Falconer fing das Wasser in rasch gegrabenen primitiven Zi­sternen auf. Aus geschmeidigen Zweigen ver­fertigte er sich eine Art Sonnenschirm. Alles, was er schuf, war wirklich das Werk seiner zehn Finger.

Erst nach langer Zeit, die er unter großen Entbehrungen auf der Insel verbrachte, wurde die mit einer Barte landeten und sehr erstaunt Falconer von vier englischen Matrosen gefunden, waren, in der tropischen Einsamkeit einen Landsmann anzutreffen. Das Zusammentreffen wurde etwas zu reichlich mit mitgeführtem Alko­hol gefeiert; völlig betrunken gingen die vier Anköminlinge an Land und ließen nur Falconer als Bewachung an Bord der Barke zurüd. In jener Nacht brach ein gewaltiger Orkan über die Insel herein, das Schiff wurde losgerissen, und nun schwamm Falconer in das Weltmeer hinaus, unfähig, die Barke dorthin zurückzusteuern, wo seine plöslich aufgetauchten und schon wieder verlorenen Kameraden geblieben waren. Nach wenigen Tagen wurde er von spanischen Piraten aufgefischt, die ihn verschleppten, und erst viel später, im Jahre 1720, fonnte Falconer in seine Heimat zurückkehren, wo er dann die Geschichte seiner Abenteuer veröffentlichte.

Der größte Finanzbetrüger aller Zeitenans

Goldmacher John Law , der Vater der Inflation Einen Stavisty- Standal, nur größeren können. Der Herzog gab John Law die Erlaub Ausmaßes, hat Frankreich schon einmal im nis, eine Privatbank mit 6 Millionen Livres 18. Jahrhundert erlebt. Ein genialer Beirüger,( 1 Livre= 1 Pfund) Attientapital zu gründen. der Engländer John Law , der Gründer der Ein Jahr später wurde die Privatbank in erſten franzöſiſchen Notenbank, rupsie damals ein öffentliches Bankinstitut verwandelt, welche ganz Frankreich , ja ganz Europa . Aber ebenso ein Emissionsrecht bis 60 Millionen Livres er­wie Stavisty gelang ihm dies nicht etwa durch hielt. ein übergescheites Betrugsystem, sondern nur des halb, weil er es verſtand, die Dummheit der Menschen, ihre Gier nach spielendem, mühelosem Seldverdienen, nach Erraffung eines großen Vermögens auszumüßen.

John Law , geboren am 16. April 1671 in Edinburg in Schottland , war zweifellos ein

nur flingende Münzen als Geld. John Latv wollte nun die ausschließliche Herrschaft des Münzgeldes brechen. Er wollte der Finanznot der europäischen Königshöfe durch Schaffung neuen Geldes, durch gedruckte Bettel- genannt Banknoten, die statt Gold und Silber in Umlauf gesetzt werden sollten, abhelfen. Die neuen Banknoten hätten natürlich nach seiner Theorie weder Gold- noch Silberdeckung ge­braucht.

John Law erreichte was er wollte. Er be­gnügte sich jedoch nicht mit dem einmal Erreich­ten, er strebte darnach, Europas Finanzdiktator zu werden. Und da dies mit Arbeit nicht zu erreichen war, griff er zu betrügerischen Aus­wegen.

Er gründete im Jahre 1717 eine Handels­gesellschaft Gesellschaft des Westens", die das

12.

Der Amok- Läufer

fauft. Law sah, daß das Geschäft blüht und eniſchloß sich, außer den Mutteraftien Tochier­aftien und Enkelaktien herauszugeben. Inner­halb weniger Monate erreichten die Aktien das Vierzigfache ihres Wertes. Aus aller Herren Länder kamen Aktienjäger nach Paris . Es war fein Logis zu bekommen. Die Aftienjäger über­füllten alle vorhandenen Räumlichkeiten. Neue Millionäre schossen hervor wie Pilze nach dem Regen. Alle wollten John Law sprechen, um von ihm Tips zu erhalten. Da jedoch der Wun­dermann für niemanden zu sprechen war, schlu­gen viele geradezu phantastische Bege ein, um in seine Nähe zu gelangen. Sie verkleideten sich als Lawische Lakaien, oder kletterten durch das Fenster. Einige Uneniwegie erkämpften sich sogar den Weg durch die Kamine.

Das Parlament sah dieser Attienorgic mit wachsender Unruhe zu. Es perbot das Einlösen der Lawischen Papiernoten. Der Regent hob diesen Parlamentsbeschluß auf und machte aus

ideenreicher Finanzmann. Bu jener Zeit galten Monopol für Frankreichs gesamten überseeischen Laws Privatbank eine Staatsbank. Die Bank Handel erhielt. 200.000 Attien zu 500 Livres erhielt zugleich das Privileg der Münzprägung. wurden herausgegeben. John Law versprach Zwei Jahre lang dauerte der Schwindel, einem jeden, der einige Aftien erwarb, ihn über dann kam die Katastrophe. Das emittierte Bas Nacht zu einem reichen Mann, zu einem Krösus piergeld erreichte den Beirag von 1.6 Milliarden 3 machen. Die unſinnigſten Gerüchte wurden Livres. Die versprochenen Schäße, die Edelstein­in Umlauf gesetzt und die leichtgläubigen Men­schen glaubten alles. Law war mit Worten nicht sparsam. Er versprach das Paradies auf Erden. Dieses Paradies lag, wie Law behauptete, an den Ufern des Mississippi . Das Gebiet des Mississippi Nach dem Tode des Sonnenkönigs Lud- war damals in Europa noch fast unbekannt. wig XIV. stand Frankreich vor dem Staats- Niemand wußte, ob und welche Schätze dieses bankerott. Die wahnwißige Verschwendungs- Land birgt. Man glaubte Law blindlings, als sucht des Hofes, die Maitressenherrschaft, die er erzählte, daß es in diesem gesegneten Land Ausbeutung der unteren Volksklassen die ein ganzes Smaragdengebirge gibt. Law ver­kostspieligen Kriege, brachten das Land sprach den Berg abtragen zu lassen und die Edel­an den Rand des finanziellen Ruins. ſteinklumpen nach Frankreich zu bringen. Ueber­In dieser katastrophalen Situation tauchte dies garantierte er den Aktionären nicht nur das John Law in Paris auf. Es gelang ihm, Anrecht auf den Smaragdenberg, sondern auch den Herzog von Orleans, der für den minderjäh- die dreifachen Erträgnisse der Wunderernte des rigen Ludtvig XV. die Herrschaft übernahm, Landes.

glaubhaft zu machen, daß sich Frankreich durch Diese Märchen laten ihre Wirkung. Die ſein Syſtem finanziell wieder aufrichten wird 200.000 Aftien waren im Handumdrehen ver­

flumpen, kamen aber nicht. Sie ruhten noch immer in unerreichbarer Ferne. Die Aktionäre wurden mißtrauisch. Immer mehr Menschen verlangten von der Bank, sie soll ihre Papiere auf Gold umtauschen. Da die Bank diese Ber­pflichtung nicht erfüllen wollte, nicht erfüllen fonnie, begann der Kurssturz. Innerhalb von 12 Jahren sank das Papiergeld auf 60 Pro­zent seines Wertes. Der Hof wollte die Bank vor dem Zusammenbruch bewahren. Der Regent erließ ein Dekret, nach welchem das Münzgeld von nun ab nur 50 Prozent wert sei. Law hoffte auf diese Weise den Wert des Papiergeldes zu heben. Aber trotz der drakonischen Gegens maßnahmen ließ sich der Kursſturz nicht mehr aufhalten. Im Jahre 1720 hatten die Papiere der Bank gar keinen Wert mehr, sie waren die erſten Inflationspapiere der Weltwirtſchaft. Im